Kapitel 8
Fanny hatte die Nacht im Haus verbracht und war schon um sechs auf den Beinen, um ihrer Mutter beim Melken zu helfen. Vladi und Konrad wachten erst später auf, als Fanny an die Tür des Campers hämmerte: "Es gibt Frühstück!" Vor allem Konrad genoss es in vollen Zügen, die frischen Eier, die Milch und das Brot, langsam kaute er jeden Bissen durch. Schließlich erzählte er, wie es weitergehen sollte: "Heute ist eine Versammlung im Reservat, ich werde dahinfahren. Wir werden da den Einsatz besprechen. Hoffentlich hattest du, Fanny, recht und wir können diesen Wilderern endlich das Handwerk legen!" "Und was machen wir solange?", wollte Vladi wissen und schob sich eine Brotscheibe mit Honig in den Mund. "Ruht euch besser aus. Aller Wahrscheinlichkeit nach, findet der Einsatz nachts statt." Konrad stand auf, bedankte sich für das Frühstück und lief in Richtug Wagen Nummer 14. "Übrigens ist euer Dorftraktor repariert!", rief er schon in der Tür.Den Rest des Tages verbrachten Fanny und Vladi in der Scheune im Heu und ruhten sich vor dem Einsatz aus. "Deine Mutter ist auch toll.", meinte Vladi plötzlich. Fanny beschloss auch hier mit einem einfachen: "Danke" zu antworten. "Es muss richtig schön sein, ihr alle drei...", fuhr er fort, in Gedanken versunken. Fanny lächelte etwas bitter. "Meine Eltern und ich sind kein Dreierteam. Es gibt einmal das Team Mama und ich und das Team Papa und ich. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich elf war. Nein, ohne schlimme Skandale, es ist alles sehr ruhig verlaufen. Meine Eltern haben mir auch immmer gezeigt, dass sich zwischen uns nichts verändern wird. Auch wenn Papa nicht mehr auf dem Hof wohnt, er hat mich trotzdem lieb. Aber es ist trotzdem nicht das gleiche. Verstehst du?" Vladi nickte langsam, ohne sie anzuschauen: "Ich glaube, ich verstehe."Abends hielt Wagen Nummer 14 mit quitschenden Bremsen auf dem Hof und wirbelte eine Menge Staub auf. Konrad lehnte sich aus dem Fenster und brüllte so laut, dass die Hühner hinterm Haus in Panik gerieten: "Fanny! Vladi! Es ist soweit! Wir schwärmen diese Nacht aus!" Die Azubis rollten die Heuballen runter, rannten zu dem Wagen und stiegen ein. Fannys Mutter lief auch aus dem Haus und warf in letzter Sekunde ein Lunchpaket in Beifahrerfenster. "Das ist für heute Abend!", rief sie hinterher und wikte. Fanny winkte zurück. Während der Fahrt erklärte Konrad seinen Azubis den Verlauf des Einsatzes. Die zwei verdächtigen Autos wurden im Naturreservat gesichtet, die grüne Mercedes und der Truck. Es ließ sich sehr stark vermuten, dass die Wilderer diese Nacht zuschlagen würden. Bei der Einfahrt ins Reservat wurde man immer von einem Pförtner begrüßt. Heute hatte er den Auftrag, ein winziges Mikrophon an den beiden Autos zu befestigen. Seitdem wurden die Gespräche abgehört und die Wildpolizei war sich fast sicher, dass diese Nacht es soweit sein würde. Zwei Fünfergruppen sollten sich in der Nähe des Berges postieren, wo die Greife ihr Zuhause hatten, und von dort aus zuerst nur beobachten. Wenn aber etwas Gesetzwidriges passieren sollte, dann hatten die Polizisten sofort einzuschreiten. Bis dahin sollten sie sich versteckt halten und sich so unauffällig verhalten wie möglich. In dem Personalhäuschen angekommen, wurden die Wildpolizisten in ungefähr zwei gleich große Gruppen eingeteilt. Der Einsatzleiter hatte einige Kisten mitgebracht, aus denen sich die Woldpolizisten jeder eine kleine Handfeuerwaffe nehmen sollte. Der Leiter meinte noch: "Nur auf Gliegmaßen schießen! Wir brauchen die Wilderer lebendig!" Es kam so, dass Fanny und Vladi von ihrem Ausbilder getrennt wurden und in einer anderen Gruppe waren. Der Leiter ihrer Gruppe kam kurz vor dem Einsatz auf die beiden zu und meinte: "Ihr zwei seid die einzigen Azubis in dem Einsatz. Haltet euch im Hintergrund und mischt euch nicht ein! Ist das klar?" Fanny und Vladi nickten verständnisvoll.Langsam wurde es dunkel und die meisten Besucher verließen das Gebiet. Die Wildpolizisten marschierten im Stutz der Dämmerung den Berg hoch, wo die Greife wohnten. Sie kreisten um den Berg und stießen ab und zu laute Schreie aus, die an die von Adlern glichen. Im Grunde sahen sie aus wie Löwen, hatten aber riesige Flügel auf dem Rücken, die an die eines Adlers erinnerten. Statt Maul und Nase hatten die Greife einen Schnabel und an ihren Schwanzspitzen konnte man Federn erkennen. Es waren sehr majestätische Tiere und eigentlich sehr friedlich, wenn man ihnen nicht zu nahe trat. Langsam segelten sie in die Höhlen, die ihnen im Berg als Unterschlupf dienten. Sie waren sehr weit oben und man konnte sie nicht erreichen, also positionierten sich die zwei Gruppen rechts uns links von der Fläche, wo Besucher den Berg hochschauten konnten. Sie versteckten sich hinter Sträuchern und warteten.Es wurde immer dunkler und stiller. Das Wetter spielte mit, der Mond war mit dicken Wolken bedeckt und lißen kein Licht durch. Vladi fröstelte neben Fanny. "Hast du keine Jacke mitgenommen?", flüsterte sie. Vladi schüttelte den Kopf. "Pst!", wurden sie von dem Gruppenleiter ermahnt. Die beiden standen hinter den anderen Polizisten, um nicht im Weg zustehen. Da beide nicht besonders groß waren, konnten sie nicht wirklich was sehen, und die zunehmende Dunkelheit half auch nicht.Bald kamen Leute den Weg hoch, sie liefen leise und redeten im Flüsterton miteinander. Es waren sieben Männer, sie hatten alle Flinten und Gewehre dabei. Ihnen folgten ein Mann und eine Frau, sie stützte sich auf den Arm ihres Begleiters. Fanny erkannte die beiden sofort, es waren Joshua und die Frau aus dem grünen Mercedes. Sie stellten sich etwas abseits hin und schauten erwartungsvoll zu den Höhlen hinauf. "Vanessa, ich halte das immer noch für sehr unvorsichtig.", sagte Joshua mit einem sehr hoffnungslosen Unterton in der Stimme. Die Frau, die anscheinend Vanessa hieß, lachte arrogant: "Sei doch nicht so ein Feigling! Ich wollte schon immer bei der Jagd dabei sein!" "Ich glaube, wir können!", flüsterte einer der sieben bewaffneten Männer und hob einen Raketenwerfer. Im nächsten Moment wurde die Aussichtsfläche und der Berg rot erleuchtet. Die Greife, in ihrer Nachtruhe gestört, folgen aus ihren Höhlen raus, um nachzusehen, ob eine Gefahr drohte. Sofort begannen die Männer unten mit dem Schießen. Ein Greif fiel kreischend zu Boden. "Vorsicht! Die Fedren brauch ich noch!", schrie Vanessa. Doch da rannten die Wildpolizisten aus den zwei Verstecken und der Einsatzleiter brüllte: "Halt! Stopp! Polizei!" Die sieben Männer mit den Flinten schauten sich kurz um, sie waren eindeutig in der Unterzahl. Sie legten ihre Waffen auf den Boden und hoben die Hände. Die Polizisten kreisten sie ein und begannen die Verhaftung. Dabei vergasen sie aber Joshua und Vanessa. Als sie die Polizisten sahen, packte Joshua die Frau am Arm, zog sie den Weg runter und Vanessa stolperte hinterher, während Joshua schrie: "Ich habe gleich gesagt, dass es eine dumme Idee war!" Fanny merkte, dass ihre Kollegen zu sehr mit den sieben Stützen beschäftigt waren, und sie rannte den Flüchtenden hinterher. Vladi folgte ihr. Schon bald stellten sie fest, dass sie die Verfolgung alleine aufgenommen haben. Aber der Gedanke hielt sie nicht weiter auf.Vladi war der erste, der schoss, und Fanny holte die kleine Pistole aus der Tasche. Allerdings trafen sie nicht. Und die Munition war auch bald aufgebraucht. Rennend zu schießen war schwerer als gedacht und stehen bleiben konnten sie nicht, weil sie sonst Joshua und Vanessa in der Dunkelheit verlieren würden. Die beiden waren schlau genug nicht über die Wege zu fliehen, kaum am Fuß des Bergs angekommen, stürzten sie sich in das Wäldchen, das zwischen den Bergen und dem Parkplatz lag. Schnell kamen sie aber nicht voran. Endlich konnten Die beiden Azubis etwas aufholen, Vladi hatte eine Taschenlampe aus der Hosentasche geholt. Sie stolperten über Wurzeln hinweg, Zweige schlugen ihnen ins Gesicht aber sie rannten weiter. Als der Wald endlich zuende war, sahen sie wie der grüne Mercedes die Straßer runterfuhr und verschwand. "Schnell die Autonummer!", rief Vladi und leuchtete mit der Taschenlampe dem Auto hinterher. Die Kombination "HH VL 835" war deutlich zu erkennen. Schwer atmend standen Vladi und Fanny auf der Straße und schauten dem Auto hinterher. Da ertönte hinter ihnen ein Knacken. Ruckartig drehten sich beide um. Wer war das? Konnte etwa einer der Jäger entwischen? Aus der Dunkelheit trat eine bekannte Gestalt. Konrad entfernte ein paar Zweige von seiner Jacke und sagte langsam und sehr deutlich: "Hat man euch nicht gesagt, dass ihr euch im Hintergrund halten solltet?" Fanny und Vladi schauten sich verwirrt an. Sie hatten doch alles richtig gemacht. "Konrad,wir kennen jetzt die Autonummer.", versuchte es Fanny vorsichtig. Energischen Schrittes maschierte Konrad auf die Azubis zu und umarmte sie. Die beiden schaute sich verwirrt an. Was war plötzlich in ihn gefahren? "Alles ist gut. Ich habe mir nur Sorgen gemacht. Ihr seid so schnell verschwunden. Und wer konnte wissen, was die beiden dabei haben. Und dann hab ich Schüsse gehört..." Fanny erwiederte die Umarnung zuerst und danach auch Vladi. Konrad klopfte beiden auf den Rücken und löste auf. "Kommt wir gehen ins Haus."Die anderen Wildpolizisten und die sieben Verhafteten saßen im Personalhäuschen des Naturreservats und warteten auf die Kripo und den Gefängnisbus. Fanny und Vladi wurden sofort ausgefragt. Fanny wegen der Autonummer und Vladi sollte die Leute identifizieren, die ihr vor über einem Monat krankenhausreif geschlagen hatten. Vladi erkannte zwei der Jäger. Sie saßen schweigend in der Ecke und schwiegen. Nachdem sie von der Kripo abgeholt worde waren, Bedankte sich der Einsatzleiter noch beim Team des Wagens Nummer 14: "Die Zentrale hat gemeint, dass die Infos von euch kamen. Ich kann nur sagen - super Arbeit!" Die Polizisten applaudierten. Vladi sagte: "Das meiste kam aber von Fanny!" Es hörte ihn aber keiner. Er wollte es wiederholen, als es leiser wurde, aber Fanny nahm ihn am Arm: "Muss nicht sein. Wir sind ein Team, wir gehören zusammen."Der Rest verlief relativ unspektakulär. Die hamburger übernahm die Verhaftung von Joshua und Vanessa, wobei Joshua augenblicklich alles gestandt. Das Team von Wagen Nummer 14 erfuhr davon übers Telefon. Sie hatten einen sehr schönen Stellplatz gefunden. Von dirt aus hatte man einen traumhaften Blick auf die verschneiten Berge, saftigen Wiesen und blauen Seen. Konrad schüttelte aber trotzdem den Kopf: "Die zentrale hätte uns für unseren Einsatz wenigsten einen Bonus geben können." Fanny stubste ihn mit der Schulter an: "Du kriegst ihn zusammen mit deinem Ruhestand." Das gemeinsame Lachen wurde vom Klingeln des Telefons unterbrochen. Konrad ging ran. Nach einem kurzen Gespräch rief er seinen Azubis zu: "Im Bayerischen Wald hat jemand Rehe in der Schonzeit gejagt! Machte den Camper reisebereit! Schwärmt aus!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top