Kurzgeschichtenwettbewerb Auswertung + Teil 2

Leider haben ein paar Leute abgesagt, allerdings gibt es immer noch einige Einsendungen:

LadyConall

Sanft strich das Gras um meine Beine während der lauwarme Wind durch meine schwarzen Haare fuhr. Seufzend streckte ich meine Arme in die Luft, legte den Kopf in den Nacken und kniff die Augen zusammen, als die Sonnenstrahlen mich blendeten und meine Nase kitzelten. Nur schwer konnte ich den aufkommenden Nieser zurückhalten und senkte den Kopf schnell wieder, ehe es zu spät war. Schmunzelnd warf ich einen Blick hinter mich als ein raschelndes Geräusch meine Aufmerksamkeit erregte. Ein brauner Pelz blitzte in dem grünen Gras hervor und zwei kleine Ohren wackelten neugierig hin und her, während die goldgelben Augen mich regelrecht fixierten. „Verfolgst du mich etwa?", fragte ich amüsiert und ging in die Hocke, als mein brauner Kater nun langsam auf mich zu kam. Sein Schwanz zuckte etwas, als meine Hand über sein aufgewärmtes Fell glitt und ein raues, quietschendes Schnurren drang aus seiner Kehle. „Du klingst wie eine verrostete Tür", lachte ich als das Quietschen in seinem Schnurren lauter wurde. Seine Krallen massierten das Gras und rupften einzelne Halme heraus, als er schon im nächsten Moment erstarrte und mit großen Augen an mir vorbei schaute. Ich folgte seinem angestrengtem Blick, um herauszufinden wen oder was er sah. Zunächst dachte ich, er würde den Schmetterlingsschwarm an fixieren, der vor wenigen Sekunden an uns vorbei geflogen war und nun um die Blumen herum flog aber dann entdeckte ich nicht weit von uns entfernt einen Vogel, der mit aller Kraft einen Wurm aus der Erde zog. Seine schwarzen Federn glänzten in der Sonne und ich merkte, wie sich mein Kater hinkauerte.„Frodo, den wirst du nie im Leben erwischen", flüsterte ich ihm schmunzelnd zu und beobachtete seinen langsam bewegenden Schwanz, der sich elegant von links nach rechts bewegte.„Wenn du das schaffst bekommst du heute Abend Thunfisch." Seine Muskeln waren bis aufs äußerste angespannt als ich die Worte zu ihm sagte, als würde er jedes Wort verstehen. Plötzlich und ohne Vorwarnung schoss er mit ausgestreckten Krallen nach vorne um nach dem Vogel zu langen. Dieser stieß ein erschrockenes Gezwitscher aus und stieß sich vom Boden ab um davon zu fliegen und verlor dabei zwei Federn, die vom Wind davon getragen wurden. Mit leeren Pfoten landete Frodo auf der Stelle, wo seine Beute vor wenigen Sekunden noch gesessen hatte und warf einen beinahe empörten Blick in meine Richtung. Abwehrend hob ich die Hände in die Luft, als er langsam wieder zu mir trat. „Ich glaube es gibt heute keinen Thunfisch für dich", scherzte ich und wusste innerlich dass ich ihm heute Abend trotzdem die Dose aufmachen würde. Wer konnte einer bettelnden Katze denn schon widerstehen?45P.Moonlight_Sparkle_15
Die warmen Sonnenstrahlen kitzeln meine Haut und ich öffne meine Augen. Ich blinzle gegen das Sonnenlicht, welches plötzlich nicht mehr so warm ist wie vorher. Ich stehe langsam auf und strecke mich. Ein blauer Schmetterlingsschwarm fliegt an mir vorbei und hinterlässt einen süßlichen Geruch. Nun stehe ich auf einer großen Blumenwiese. Ich liebe Blumen und kann mich nicht davon abhalten, an einer Blume zu riechen. Sie riecht wunderbar. Ich lege mich wieder hin und beginne mein braunes Fell zu waschen. Als ich versuche wieder aufzustehen, fühlt es sich an, als ob ich am Boden festgeklebt wäre. Warum zum Teufel kann ich nicht aufstehen? „Hilfe! Thea! Hilfe! Irgendwer?!", rufe ich so laut ich kann. Ich probiere noch einmal aufzustehen. Endlich schaffe ich es mich ein wenig aufzusetzen. Ich sehe verschwommen ein Meer aus Federn und Pelz um mich herum. Die Federn sind leuchtend gelb wie die vom Nachbarsvogel und das Fell ist schneeweiß wie das meiner Tochter Marie. Wo bin ich? Das ist doch nicht die Wiese, auf der ich gerade noch lag. Das Licht wird wieder dunkler und ich höre ein verzweifeltes Miauen. Marie! Meine kleine Marie wird von einer schwarzen Rauchwolke in die Ferne gezogen! Ich rufe: „Marie!" Aber meine Sicht verdunkelt sich nur noch mehr. Wieder rufe ich: „Marie!" Ich höre Marie noch leise „Mama!" rufen, aber plötzlich kann ich nichts mehr sehen. Ich schrecke auf und gucke panisch um mich herum. Ich liege im Bett von Thea und an meinen Bauch gekuschelt liegt Marie. „Mmmm! Lecker!", murmelt sie tief schlafend. Thea muss wohl mitbekommen haben, dass ich aufgewacht bin und flüstert: „Alles gut, Amy. Du hattest nur einen Albtraum." Ich würde ihr am liebsten sagen, was ich geträumt habe, aber sie würde es sowieso nicht verstehen. Sie hat ja noch keine Kinder. Aber ich glaube, dass sie jetzt auch keine haben wollen würde...55P.221BLovegood
Schweigend sitzen meine Schwester und ich auf dem Hügel, auf dem wir uns immer treffen, seit alles passiert ist. Der Wind streift durch meinen braunen Pelz und ist eine angenehme Kühle zu der Hitze, die in diesen Tagen aufkommt. Die Bäume um uns herum scheinen schon ganz trocken und das Gras hängt auch mehr in Richtung Boden als das es nach oben wächst. „Du musst anfangen loszulassen", kommt es leise von meiner Schwester. Ihr fällt es auch unglaublich schwer, das weiß ich, aber um Welten nicht so sehr wie mir. Seufzend wende ich meinen Blick ab und beobachte den Schmetterlingsschwarm, der in diesem Moment an uns vorbei flattert. Aus der Ferne kann ich sehen, dass auch die Jungkatzen sie entdeckt haben und darauf warten, dass die Flatterteile zu ihnen kommen, damit sie sie fangen können. Kurz erhellt es meine Gedanken, aber ich muss ständig daran denken, dass meine Tochter nicht bei ihnen sein kann. Aber sie ist weg. Nur sechs Tage nach ihrer Geburt war sie einfach weg. Wir sind viele Katzen in unserer Gruppe, aber keiner hat etwas gemerkt. Das Gefühl als ich morgens aufgewacht bin und die Wärme des kleinen Körpers neben mir nicht mehr da war, ich ihr schwarzes Fell nicht mehr sehen konnte und ihren Geruch nicht mehr in meiner Nase hatte. Das ist jetzt schon ein paar Mondzyklen her, aber ich komme noch immer nicht darüber hinweg. Trotzdem wird mir gerade immer mehr klar, dass ich alle um mich herum vernachlässige. Mike, den ich über alles liebe und den ich schon viel zu lange nicht gesehen habe, Ella, meine Schwester, die immer an meiner Seite ist, egal, wie oft ich sie weggestoßen habe. Die wichtigsten Katzen, die noch bei mir sind. Sollte ich nicht auch für sie da sein? Sie haben genauso ihre Nichte und Tochter verloren.Mit einem schuldbewussten Blick drehe ich mich zu Ella um und stupse sie versöhnlich mit meiner Schnauze an. Sie hat sich kurz von mir abgewendet und schnuppert an einer wirklich schönen blauen Blume. Als sie sich wieder zu mir dreht, kitzelt ihr Fell in meiner Nase und ich muss niesen. Ihre Schnurrhaare zucken amüsiert, aber sie nickt mir zu und dann in Richtung Wald. Ich weiß, was sie meint. Ich soll mit Mike reden und das will ich auch. Ich war so in meiner Trauer versunken, dass ich nicht bemerkt habe, wie sehr ich ihn vermisse. Ohne weiter darüber nachzudenken, renne ich los in Richtung des Hauses, in dem Mike lebt. Beim Rennen trommeln meine Pfoten über den Waldboden und durch die Geschwindigkeit pfiff mir der Wind in den Ohren. Dieses Gefühl ist immer wieder berauschend und langsam beruhige ich mich, während mein Puls aufgeregt in die Höhe schießt. Als die ersten Häuser in Sicht kamen, werde ich langsamer und husche gemächlich die paar Straßen entlang, um zu Mikes Haus zu kommen. Die blaue Wand verrät es schon von weitem und wieder werde ich leicht nervös. Trotzdem überwog die Freude. Ich quetsche mich unter dem großen Tor durch und verstecke mich dann bei den Pflanzen hinter einem der Bäume. Wenn Mike mich gesehen hat, dann wird er kommen. Ich setze mich hin und lasse nervös meinen Schwanz durch die Gegend schnippen. „Cara?" Bei seiner Stimme klopft mein Herz wieder stärker und mein Blick huscht in die Richtung, aus der sie kam. Sein graues Fell sieht immer noch so weich aus und ich mache automatisch einen Schritt auf ihn zu. Mikes grüne Augen treffen auf meine und ich bleibe wie erstarrt stehen. Wie lange habe ich diese Augen nicht gesehen? Zu lange auf jeden Fall. Aber ich hätte gar nicht stehen bleiben müssen, denn Mike kommt langsam auf mich zu und legte seinen Kopf auf meinen. Ich halte meinen Blick gesenkt, drücke mich aber vorsichtig näher an ihn. Tief atme ich seinen Geruch ein und seufze wohlig auf. „Du bist nicht alleine, das weißt du. Du hättest das nicht alleine durchstehen müssen. Ich bin für dich da, immer." Mir wird schlecht bei dem Gedanken, wie ich mich ihm gegenüber verhalten habe. Wir haben bisher so viel zusammen durchgestanden, gerade weil er ein Hauskater ist. Er hat genauso seine Tochter verloren wie ich und er weiß auch genauso wenig, wo sie ist. Wegen diesem Gedanken bemerke ich auch nicht, wie nervös Mike ist, während er das sagt und wie traurig sein Blick.„Es tut mir leid. Es tut mir so leid", murmele ich mit erstickter Stimme und vergrabe meinen Kopf an seiner Brust. „Wir stehen das zusammen durch. Nur bitte lauf nicht wieder davon und lauf vor allem nicht vor mir davon." Mike tritt einen Schritt zurück und sieht mich ernst an. „Verstanden?" Ich nicke und schaue ihm dann wieder in die Augen, bei denen ich erst jetzt realisiere, dass sie mir so unglaublich gefehlt haben, dass es in meinem Herzen schmerzt. Mike war schon immer viel zu lieb und viel zu verständnisvoll. Ich weiß gar nicht mehr, wieso er sich eigentlich für mich entschieden hat. „Ich will sie wiedersehen", flüstere ich leise und versenke meine Krallen in der weichen Erde. Der Schmerz und die Freude vermischen sich zu einem merkwürdig ziehendem und dumpfen Gefühl in meiner Brust. Wie soll ich das eigentlich noch länger aushalten? „Mike, unsere Tochter ist weg. Sie ist einfach weg." „Cara, du weißt genau was passiert ist. Sie kommt nicht zurück." Mike sieht mich traurig an. „Sie ist tot. Sie war krank. Akzeptier es bitte. Anders kannst du sie nicht gehen lassen. So weh es mir auch tut, aber es ist nunmal so. Jeder muss seinen Frieden damit finden, du genauso wie ich. Aber bitte schotte dich deswegen nicht selbst ab, so kann dein Herz nicht heilen. Ich verspreche dir, du wirst sie niemals vergessen, niemand wird das. Sie bleibt immer in uns bestehen, aber du lebst. Wir beide leben und das solltest du auch nicht vergessen." Noch einmal legt er seinen Kopf auf meinen und ich schließe meine Augen. Sachte reibt er sich an mir, ganz so, als müsse er sich selbst trösten. Es tut so unglaublich weh und trotzdem weiß ich, dass er Recht hat. Ich kann so nicht weiter machen. Ich kann die anderen nicht weiterhin mit meinem Verhalten verletzen, gerade weil ich mich gleichzeitig damit auch verletze. „Hilf mir. Bitte hilf mir." Mein Partner drückt seinen Kopf wieder etwas stärker gegen meinen und ich spüre sein Nicken. „Ich werde dir immer helfen." Eine Weile noch stehen wir da, bis seine Besitzer nach ihm rufen und wir uns verabschieden müssen. Traurig blicke ich ihm nach, will ihn aber morgen wieder besuchen gehen. Schnell husche ich wieder zurück in den Wald, um meiner Schwester zu berichten, dass ich versuchen will, alles zu verarbeiten und wieder mehr mit Mike machen will. In Gedanken versunken bemerke ich nicht, wie Mike mich mit einem schmerzlichen Blick ansieht und von den Menschen in eine Box gesteckt wird. Ich hatte nicht bemerkt, wie schwerfällig er vorhin gelaufen ist. Am nächsten Tag finde ich ihn nicht bei seinem Haus. Auch am Tag darauf suche ich ihn, aber erfolglos. Langsam mache ich mir Sorgen und nach ein paar weiteren Tagen kommt einer seiner Freunde aus dem Menschenort auf mich zu. Oft habe ich ihn nicht gesehen, aber ich erinnere mich an seinen Geruch. „Du hast es wohl noch nicht gehört, oder?" Ich schüttele leicht den Kopf und sehe ihn fragend und etwas verwirrt an. „Mike wurde eingeschläfert. Er war krank. Ich dachte wirklich, er hätte mit dir geredet. Sie haben es vor etwa zwei Monaten erfahren. Es tut mir leid." Er verschwindet nach einer Weile wieder und lässt mich zurück. Mike ist tot. Er ist bei unserer Tochter. Er hat es erfahren als ich ihn ignoriert habe und trotzdem hat er sich letztens nur um mich gekümmert. Die Krankheit, wegen der wohl auch unsere Tochter gestorben ist. Es fühlte sich an als reißt man mir mein Herz aus meiner Brust, aber trotzdem will ich nicht wieder versinken. Mike würde nicht wollen, dass ich zurück falle. Ich bin noch lange nicht darüber hinweg, mir wurde schon wieder mein gesamter Lebensinhalt genommen, aber für Mike werde ich mir Mühe geben. Ich schaffe das, auch wenn ich alleine bin. Ich habe meine Schwester und ich habe mein Leben. Und solange ich lebe, werden diese beiden Katzen nicht tot sein, denn sie werden beide in mir weiter leben.55P.DeathAcid
BillyEs war jetzt zwei Wochen her, laut ihrer Mutter schon zu lange, um noch ernsthafte Hoffnung zu haben. Doch sie gab nicht auf – das konnte sie einfach nicht. Nachts lag sie stundenlang wach, wünschte sich, dass alles wieder gut werden würde und betete für seine Rückkehr. Und sobald die Sonne aufging, kontrollierte sie das Haus, den Garten und sogar die Garage. Aber Billy tauchte nicht wieder auf. In der gesamten Nachbarschaft hatte sie Suchzettel aufgehangen, herumgefragt und sogar den örtlichen Tierschutzverein informiert, aber es gab keine Spur.'Er wird davongelaufen sein.' 'Vielleicht hat ihn ein Auto erwischt.' 'Bestimmt hat er eine neue Familie, so sind die Viecher eben.'Sie wusste, dass das nicht sein konnte, dass ihr Vater mit seinen Aussagen unrecht hatte – so war Billy einfach nicht. Er war zu intelligent, um vor ein Auto zu laufen, würde niemals abhauen und sich schon gar nicht einfach ein neues Zuhause suchen. Billy war anders. Obwohl er sehr jung war, eigentlich noch eine Babykatze, war er ungewöhnlich groß und wuchs, ungeachtet davon, dass ihr Vater sein Futter rationiert hatte, jede Woche unermüdlich weiter. Billy war stark. Sie erinnerte sich noch gut, wie sie ihn gefunden hatte. Damals, auf einer Wiese, als ihre Familie an einem schönen Tag für ein Picknick in den Wald gefahren war. Nach dem Essen hatte sie auf der Wiese gelegen und den blauen, wolkenlosen Himmel betrachtet, bevor sie aufgestanden war, um einen Blumenstrauß für ihre Mutter zu pflücken. Und gerade, als sie an einer besonders schönen, violetten Blüte gerochen hatte, hatte sie es bemerkt. Die Schmetterlinge, die ganz plötzlich aufgetaucht waren und sich an einer Stelle im hohen Gras zu sammeln schienen. Als sie, von Neugierde getrieben, näher kam, flog der Schwarm weiter und dann entdeckte sie ihn. Zuerst hatte sie das tiefe Knurren vernommen, dann in die riesigen, dunklen Augen gesehen. Heute war sie sich sicher, dass es auch die Schmetterlinge gewusst hatten – Billy war besonders.Seine Augen waren so dunkel, dass sie schwarz schienen und sie glaubte, wenn man zu lange in sie hineinsah, entdeckte man nicht nur seine, sondern auch die eigene Seele. Denn schon dieser eine Blick hatte gereicht, um eine Verbindung zwischen ihnen herzustellen. Sie liebte Billy.Ihre Eltern waren weniger begeistert gewesen, als sie mit dem Kätzchen im Arm wiederkam. Zugegeben, Billy hatte gestunken, das lange, braune Fell war verfilzt und sein Maunzen so krächzig gewesen, dass sich einem die Haare sträubten. Aber Billy war nicht böse, er war ja nur klein und hatte Angst – also überredete sie ihre Eltern, ihn zu behalten. „Das Vieh kommt nicht ins Haus, das hat bestimmt Tollwut!", hatte ihr Vater damals gemeint, doch sie hatte sich durchgesetzt. Sie hatte das verschmutzte Fell gebürstet und von Dreck befreit – sogar eine Feder hatte sich in seinem dichten Pelz verfangen gehabt – bis er sauber war. Nachts schlief Billy bei ihr, ganz fest an sie gepresst, und sie atmete seinen Geruch nach Wald und Freiheit ein. Billy konnte sie alles erzählen, denn er verriet nichts weiter, aber er verstand. Stundenlang hörte er ihr zu, sah sie dabei mit seinen scheinbar allwissenden Augen an und schnurrte leise. Sie fand, dass Billy das beste Haustier aller Zeiten war.Aber ihr Vater und Billy mochten sich nicht. Eigentlich mochte ihr Vater gar keine Tiere, dachte sie sich, aber bei ihm war es besonders schlimm. Am schrecklichsten fand er wohl, dass Billy neben Insekten auch alles andere Getier in ihr Haus schleppte und dieses dort vor ihren Augen verspeiste. Billy war ein Raubtier. Er verschmähte das Dosenfutter, das sie ihm gekauft hatten und zog jeden Tag zur Jagd los – doch sobald die Sonne unterging, kam er zurück. Bis auf jenen Tag vor zwei Wochen. Und jetzt, heute, hatte sie erfahren warum. Die Wut brodelte in ihrem Bauch, ihr Herz schlug heftig gegen ihre Brust und Tränen brannten in ihren Augen. Billy war nicht schuld.Sie hatte wieder nicht schlafen können, und als sie unten ihre Eltern hörte, war sie an die Treppe geschlichen und hatte gelauscht. Die beiden diskutierten heftig, bald so laut, dass sie vermutlich sogar die Nachbarn hören konnten. „Was hast du getan?", fragte ihre Mutter immer wieder, lief hektisch durch den offenen Raum.Irgendwann antwortete ihr Vater, ruhig und gefasst, mit so ekelhaft überzeugter Stimme, dass ihr schlecht wurde. Sie bekam nur am Rande mit, dass ihre Mutter aus dem Haus stürmte, nicht mal die Tür hinter sich schloss und sie mit diesem Mann alleine ließ. Seine Worte hallten in ihrem Kopf nach, wiederholten sich unbarmherzig ein um das andere mal: „Ja, ich habe dieses Monster beseitigt! Ist es das, was du hören willst? Ich habe das Vieh geschnappt und dort hingebracht, wo wir es her haben – und du weißt, dass das richtig war. Er war nicht normal... er war gefährlich – ein seelenloser Dämon."„Das wird sie dir nicht verzeihen", hatte ihre Mutter noch gesagt und ja, da hatte sie recht gehabt, dieses Verbrechen würde sie nicht vergeben können. Niemals.Ganz langsam, Stufe für Stufe, war sie die Treppe hinuntergegangen, bis sie einen Blick auf ihren Vater werfen konnte. Ihre Gefühle schienen überzukochen – sie wollte schreien, weinen, toben – doch sie konnte nur bewegungslos dastehen und ihn anstarren. Auch er stand still, wirkte fast ein wenig verloren in dem großen, minimalistisch eingerichteten Raum. Das vertraute Knarren der sich öffnenden Haustür ließ sie schließlich beide die Köpfe wenden. Die Tür schwang wie in Zeitlupe auf und sie wusste sofort, dass es sich nicht um ihre Mutter handelte. Denn das übliche Klacken der Absätze blieb aus, stattdessen vernahm man nur ein dumpfes Tapsen. Und dann sah sie es. Sie konnte nicht sagen, wer von ihnen beiden überraschter war. Weder sie, noch ihr Vater gaben einen Laut von sich, hatten vermutlich sogar die Luft angehalten. Das Tier, das in dieser Sekunde ihr Haus betrat, war groß und reichte ihr bestimmt bis zur Brust. Die langen, abstehenden Haare ließen es noch mächtiger erscheinen und das tiefe, bis in die Knochen dringende Knurren ließ ihren Puls in die Höhe schnellen. Die riesigen, dunklen Augen schweiften durch den Raum und verharrten für einen Herzschlag auf ihr, bevor die Leere in sie zurückkehrte und sie den angsterfüllten Mann fixierten. Sie konnte ihn verstehen und sah nicht weg. Natürlich hatte er nach all der Zeit Hunger und selbstverständlich war er wütend – sie teilte seine Gefühle. Vielleicht empfand sie sogar etwas wie Genugtuung, als sie die großen Knochen knacken hörte und die schrillen Schreie verstummten. War es Gerechtigkeit?Nachdem die riesige Katze ihr Mahl beendete hatte, wandte sie sich um. Mit geschmeidigen Bewegungen kam sie auf sie zu und Tränen rannen nun heiß ihre Wangen hinunter. War das hier wirklich real?„Billy", flüsterte sie, bevor sie schließlich ihre Hände in dem dichten Fell vergrub, während der Kater den mächtigen Kopf an sie schmiegte und zu schnurren begann. Bestimmt würde ihre Mutter es verstehen, ganz bestimmt.Billy war zurück.65P.Ich__halt
Den Text findet ihr in ihrem Buch, mein Hund und ich. Sie hat es dort veröffentlicht.50P.Auswertung: Zuerst einmal, alle Texte sind gut! Ihr könnt stolz auf euch sein!

1.DeathAcid

2.Moonlight_Sparkle_15 / 221 Blovegood

3.Ich__halt

4.LadyConall

Tut mir leid LadyConall aber du bist raus! 


Die Aufgaben für den nächsten Wettbewerb:

Thema: Fantasy!

Ein Drache bricht durch die Wolken (10P.)

Ein Zwerg schwenkt seine rote Mütze (10P.)

Die Farben Rotviolett, Türkisblau und Mintgrün kommen vor (5P.)

Exakt 450 Wörter (15P.)

Der Satzteil "Schuppen glitzern/glitzerten in der Sonne" kommt vor (10P.)

Ein Charakter trägt einen Namen aus der griechischen Mythologie (5P.)

Ein fernes Königreich (15P.)

Zeit habt ihr bis zum 30. Juni. 

LG Schattenwelt






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