Andalee

Mein Name ist Andalee. Andalee Smith. Ich lebe in Amerika, genauer gesagt in Kalifornien zusammen mit meiner zehn Jahre alten Tochter. Wenn man bedenkt, dass ich alleinerziehend bin, führe ich eigentlich ein ganz normales Leben. Doch sieht man mich das erste Mal, ist man wahrscheinlich geschockt oder belustigt. Ich trage eine Augenklappe, denn ich geriet als kleines Mädchen in ein Feuer und erlitt schwere Verbrennungen im Gesicht. Diese sind geheilt, aber mein Auge konnte nicht mehr gerettet werden. Ich habe mich damit abgefunden, jedoch hatte ich seit dem Angst vor Feuer. Ich schlenderte durch den Vorort in dem ich lebte und genoss die warmen Sonnenstrahlen des Frühlings. Die Vögel zwitscherten leise und die Straßen waren wunderbar leer und unbefahren. Ein typischer Sonntag morgen. Ich nahm mir wie jeden Sonntag eine Stunde für einen Spaziergang. Früher war ich immer mit Luise, meiner Tochter, gegangen. Doch nun war sie alt genug, um die kurze Zeit allein zu bleiben. Ich vertraute ihr. Meine Freundin Kristin rief an und wir plauderten eine Weile über alles mögliche. Frauentratsch eben. Nach einer halben Stunde legte ich auf und machte mich auf den Weg zu unserem kleinen Häuschen. Ein seltsames Gefühl machte sich in meiner Bauchgegend breit. Irgendwas musste passiert sein. Die letzten Meter rannte ich. Rauch stieg aus dem Fenster auf. Geschockt holte ich mein Handy heraus und wählte die Notrufnummer. "Guten Tag, Andalee Smith hier. In meinem Haus brennt es, meine Tochter ist dort drin. Lavendelallee 12!" nannte ich schnell die entscheidenden Fakten. "Wir kommen sofort!" kam die knappe Antwort. Doch das reichte mir nicht. Luise war da drin! Ich eilte zur Tür und riss sie auf. Qualm und Rauch kamen mir entgegen. Panik ergriff mich. *Ich muss hier raus! Ich muss hier raus!* dachte ich zuerst. *Nein! Ich muss Luise retten! * rief ich mir ins Gedächtnis. Ein leises "Hilfe!" ertönte aus der Küche. Oh gott, ich musste meine Tochter da rausholen. Kurz entschlossen betrat ich das Haus. Rauch umgab mich. Hustend versuchte ich mich zu orientieren. Den Flur entlang, Schritt für Schritt! Ich rief laut "Luise, ich bin sofort bei dir! Leg dich..Leg dich auf den Boden!" Der Rauch wurde dichter. Ich kroch nur noch auf allen Vieren vorwärts. Ich sammelte meine letzten Reserven und gelang in die Küche. "Luise,ich bin..da" rief ich und suchte nach meiner Tochter. Ich entdeckte sie. Sie war bei Bewusstsein! Ich robbte zu ihr vor und packte sie am Arm. Ich zog sie kraftlos aus dem Raum zurück auf den Flur. Ich hustete, keuchte, doch die Angst um meine Tochter verleihte mir unmenschliche Kräfte. Ich half ihr so gut es ging, wir robbte den Flur entlang zur befreienden, frischen Luft. Ich schob sie zur Tür hinaus, doch dann wurde alles schwarz. Als ich die Augen aufschlug, blickte ich in den blauen, unschuldigen Himmel. Ein Beatmungsgerät lag auf meinem Mund und flöste mir frische Luft ein. Gierig sog ich sie auf, füllte meine Lungen damit. Doch die Sorge um meine Tochter befing mich. Ein Sanitäter kam zu mir und nahm das Beatmungsgerät ab. "Wie geht es meiner Tochter?" fragte ich energisch und hustete. "Frau Smith, ihrer Tochter geht es soweit gut. Sie hat eine Rauchvergiftung, so wie Sie. Können Sie mir sagen, welchen Tag wir heute haben?" fragte er mich. "Sonntag natürlich!" antwortete ich und schloss erschöpft meine Augen, nur um sie kurz danach wieder zu öffnen. Eine merkwürdige Erleichterung durchflutete mich. Erleichterung, weil ich meine Angst vor Feuer überwunden hatte. Nun konnte ich endlich in Ruhe weiter leben.

Die erste Geschichte für den Wettbewerb von Jojo269

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