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Valerie zögerte noch einen Moment, blickte dann aber entschlossen auf und atmete tief durch. "Okay, du führst, ich folge. Aber wehe, du trittst mir auf die Füße."
Samuel grinste und streckte ihr die Hand entgegen. "Deal. Und keine Sorge, ich bin ein erfahrener Tänzer." Er fügte mit einem schelmischen Lächeln hinzu: "Oder zumindest ein sehr guter Schauspieler."
Valerie nahm seine Hand, spürte kurz, wie die Nervosität in ihren Bauch krabbelte, dann löste sie sich ein Stück weit davon. Die Musik setzte wieder ein – eine sanfte Melodie, die langsam an Tempo gewann. Samuel zog sie mit einem eleganten Schwung auf die Tanzfläche.
Es war nicht wirklich der Zeitpunkt, um sich selbst zu beobachten, aber Valerie konnte nicht anders, als zu merken, wie sich ihre Haltung verbesserte, als sie sich an Samuel anlehnte. Sie versuchte, sich zu entspannen, aber als er ihre Hand ergriff und sie durch die ersten Schritte führte, merkte sie sofort, dass sie alles andere als sicher war. Ihre Füße wollten sich nicht richtig bewegen.
„Okay, ich gebe zu, ich habe das vergessen. Die Tanzstunden waren nicht gerade mein Hobby", murmelte sie und trat fast auf seinen Fuß.
„Das ist in Ordnung", sagte Samuel mit einem leichten Schmunzeln. „Ich führe dich schon durch. Und wenn du mal stolperst, dann fällt es sowieso niemandem auf."
„Danke für den Trost", erwiderte sie und versuchte, ihre Bewegungen weniger steif wirken zu lassen.
Es war merkwürdig, plötzlich so nah bei ihm zu sein. Ihre Körper berührten sich, und obwohl es nicht unbedingt romantisch war, fühlte sich dieser Moment überraschend angenehm an. Ihre Blicke trafen sich immer wieder, und Samuel hatte diese Art von beruhigender Präsenz, die sie, wenn auch nur für einen Augenblick, den Lärm und die Oberflächlichkeit der Party vergessen ließ.
Es war wie ein tanz mit dem Teufel...
„Du machst das gar nicht schlecht", sagte Samuel schließlich, als er sie sicher durch eine Drehung führte. „Ich dachte, du würdest wie ein Pinguin auf dem Eis watscheln."
„Ich versuche, der Pinguin zu sein, der wenigstens nicht umfällt", erwiderte Valerie trocken und versuchte, etwas mehr Schwung in ihre Bewegungen zu bekommen.
„Nicht schlecht für ein erstes Mal", grinste Samuel, während sie sich in den sanften Wellen der Musik bewegten.
Plötzlich wurde ihr klar, dass sie sich nicht mehr auf die Schritte konzentrierte. Ihre Nervosität war fast verschwunden, und sie genoss einfach den Moment, die Leichtigkeit, die Samuel ihr bot. Es war ein merkwürdiges Gefühl von Freiheit, das sich in ihrem Inneren breitmachte, als sie sich in den Tanz verliebte – oder vielleicht eher in die Ungezwungenheit, die er ihr ermöglichte.
„Ich glaube, ich kann das noch ein bisschen üben", sagte sie mit einem Grinsen, als die Musik sie zu einer weiteren Drehung brachte.
„Na, wenn du willst, können wir noch ein paar Stunden gemeinsam üben", erwiderte er mit einem Augenzwinkern.
„Klingt nach einer sehr verführerischen Vorstellung", sagte sie, als sie langsam merkte, wie sich der Raum und die Menschen um sie herum verschwammen. Irgendwie fühlte es sich weniger nach einem Fake-Pärchen an und mehr wie ein Moment, der tatsächlich eine eigene Wahrheit hatte.
Die Musik änderte sich und wurde noch rhythmischer, die Paare begannen, ihre Bewegungen zu intensivieren, und Samuel ließ sie einfach auf die Musik eingehen. Es war ein Moment, in dem alles perfekt zusammenzufallen schien – der Tanz, das Spiel, der Trick. Doch Valerie fühlte auch etwas anderes: Vielleicht war es doch nicht nur ein Spiel, vielleicht gab es da noch etwas anderes, das sie zu verstehen begann.
Sie blickte ihn an, und sein Lächeln war plötzlich nicht mehr nur ein Scherz. Vielleicht war es nicht nur das Spiel, das sie beide spielten. Vielleicht war es der Moment, in dem sie tatsächlich wirklich miteinander tanzten.
Schnell schüttelte sie den Gedanken ab, der ihr viel zu oft in den Kopf kam. Nein, so etwas sollte sie nicht denken. Das hier war alles Betrug, nichts Echtes – nur eine Gelegenheit, um sich etwas Freiraum zu verschaffen.
„Konzentrier dich", murmelte sie beinahe lautlos zu sich selbst, doch sie wusste, dass Samuel sie gehört hatte. Er grinste, als hätte er genau gewusst, was in ihr vorging.
„Alles in Ordnung?", fragte er, seine Augen funkelten leicht, aber er hielt sie weiterhin sicher in seinen Armen. Es war, als könnte er ihre Gedanken lesen. Aber das konnte nicht sein.
„Ja, natürlich", antwortete sie schnell, ohne wirklich zu wissen, was sie antworten wollte. „Es ist nur..." Sie suchte nach den richtigen Worten. „Es fühlt sich irgendwie anders an als erwartet."
Samuel hob eine Augenbraue, als sie sich wieder auf ihn fokussierte. „Anders, wie?"
„Nicht wie das, was es sein sollte", sagte sie, während sie mit den Augen durch den Raum glitt. „Es sollte nur ein Trick sein. Aber es fühlt sich nicht nur wie ein Trick an. Es fühlt sich irgendwie... real an."
Sie ließ die Worte fast zögerlich über ihre Lippen kommen und wusste, dass sie sich damit auf gefährliches Terrain begab. Doch sie konnte nicht mehr zurück. Es war, als ob die Musik, der Tanz und vielleicht sogar der Moment sie zu diesem Eingeständnis drängten.
Samuel blickte sie nachdenklich an. Ein Moment lang schien er zu überlegen, was er sagen sollte. Doch statt einer Antwort zu geben, zog er sie noch etwas näher an sich, als ob er sie stützen wollte. „Es gibt Momente, in denen sich alles echt anfühlt, Valerie. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es noch immer ein Spiel ist."
„Ja, genau." Sie atmete tief durch und versuchte, sich selbst zu beruhigen. Es war einfach zu viel. Zu viel Nähe, zu viel von diesem Moment, den sie sich selbst nicht erlauben sollte.
„Du bist ein verdammt guter Schauspieler", fügte sie mit einem schiefen Lächeln hinzu, versuchte, sich zu fangen und nicht den Blickkontakt zu verlieren.
„Vielleicht", sagte er mit einem halben Lächeln. „Aber ich bin nicht der Einzige, der sich hier ein bisschen zu gut verkauft."
Ihr Blick lag nun auf dem Publikum. „Sie haben alle nur Augen für dich und mich." Dann drehte sie ihren Kopf auch so, dass sie viele der Gäste erhaschen konnte, und er hatte recht gehabt. Viele der Blicke lagen auf den beiden, und auch Simon, der in einer Ecke stand und ein Getränk, das zu 100% stärker war als der tiefprozentige Champagner, musterte die beiden interessiert.
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