5
Der Abend ging viel zu schnell zu Ende, und Thalia hörte mit ihren Sticheleien gegen sie nicht auf. Der Rest der Runde war jedoch netter als erwartet, und auch Naz' Vater machte nicht den Eindruck eines bösen Gangsterbosses. „Dein Vater scheint nett zu sein", sagte sie, als sie eine ruhige Minute mit Naz hatte. Sein Gesicht wurde steinhart. „Ist er nicht. Es ist eine Maske. Wüssten die anderen, wie er wirklich ist, dann würden sie ihm wahrscheinlich nicht helfen." Sie runzelte die Stirn. „Wenn du ihn so schlimm findest, warum unternimmst du nichts gegen ihn?" Er schnaubte. „Er hat etwas im Besitz, das er mir nicht wegnehmen darf, das keiner mir wegnehmen darf!" Er klang nicht so, als wolle er weiter darüber sprechen, also küsste sie ihn einfach, und seine Wut verflog sofort.
Der Kuss war sanft und doch voller Intensität, als ob sie mit diesem einen Moment all die unausgesprochenen Worte und Gefühle ausdrücken wollte. Naz' Gesicht entspannte sich, und für einen kurzen Augenblick schien die Welt um sie herum zu verschwinden. Thalia beobachtete sie aus dem Augenwinkel; ihre Sticheleien verstummten für einen Moment, als sie die Verbindung zwischen den beiden spürte. „Was ist das, was er dir nicht wegnehmen darf?", fragte sie leise, als sie sich von Naz zurückzog. Ihre Augen suchten seine, und sie wollte mehr über die Geheimnisse erfahren, die ihn so sehr belasteten. Naz zögerte, seine Miene wurde wieder ernst. „Es ist kompliziert. Aber ich kann nicht darüber sprechen, nicht hier", flüsterte er, und sie nickte. „Gut." Thalia musterte die beiden abschätzig und voller Hass, dann stand sie auf, nahm ihr Champagnerglas und kippte es über ihr Kleid. Ashley war völlig nass und kochte vor Wut. Den ganzen Abend hatte sie schon versucht, Ashley vor allen herabzusetzen, und jetzt riss ihr Geduldsfaden.
„Was soll das, Thalia?", schrie Ashley, während sie hastig das Kleid abtrocknete. „Hast du nichts Besseres zu tun, als andere zu erniedrigen?" Ihre Stimme zitterte vor Wut, und die anderen Gäste schauten neugierig in ihre Richtung. Thalia zuckte mit den Schultern, ein spöttisches Lächeln auf den Lippen. „Oh, komm schon, Ashley. Du bist einfach nicht gut genug für ihn." Naz stellte sich schützend vor Ashley, seine Augen funkelten vor Zorn. „Lass sie in Ruhe, Thalia. Du übertreibst. Es gibt keinen Grund, so gemein zu sein." Ashley spürte, wie sich ihre Wut in Enttäuschung verwandelte. „Ich wollte einfach nur einen schönen Abend haben, aber du machst es mir unmöglich." Ihre Stimme war jetzt leiser, fast verletzlich. Thalia schnaubte. „Schau dich mal an, Ashley. Du bist nichts weiter als ein hässliches Entlein, das auf Naz' Geld aus ist." In diesem Moment spürte Ashley, wie die Tränen in ihren Augen brannten. Sie wollte nicht schwach erscheinen, aber Thalias Worte trafen sie wie ein Schlag. „Ich mag ihn nicht nur wegen seines Geldes. Ich habe mich schon in ihn verliebt, da wusste ich noch nicht einmal, wer er war."
Naz legte eine Hand auf Ashleys Arm, um ihr zu zeigen, dass er für sie da war. „Komm, lass uns gehen", sagte er sanft. „Wir müssen uns nicht mit ihr abgeben." Ashley nickte, und zusammen machten sie sich auf den Weg zur Tür. Doch bevor sie den Raum verließen, rief Naz' Vater ihn zurück: „Naz, komm zurück! Das sind nur Kindergarten-Gefechte, nichts Dramatisches. Du übertreibst maßlos!" Doch Naz drehte sich nicht um. Draußen in der kühlen Nachtluft atmete Ashley tief durch. „Danke, dass du für mich da bist", flüsterte sie zu Naz, der sie anlächelte. „Willst du nach Hause?" Er sah sie sorgenvoll an, und sie nickte. Er rief eine Limousine seines Vaters herbei, und sie stiegen ein. Sie gab Alans Adresse an, da sie auf gar keinen Fall preisgeben konnte, dass sie eine Reymond war. „Du wohnst im selben Dorf wie Callias Reymond! Du musst aufpassen, dass er dich nicht hinter Gittern steckt. Der Mann ist raffiniert!"
Naz lachte leise, und die Anspannung zwischen ihnen schien sich ein wenig zu lösen. „Ich glaube nicht, dass Callias so viel Interesse an mir hat. Er hat genug mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen", sagte sie und lehnte sich entspannt zurück.
Naz sah sie an, seine Neugier geweckt. „Was meinst du damit? Was für Probleme?"
Ashley zögerte einen Moment, bevor sie antwortete. „Nun, Callias hat sich in letzter Zeit mit einigen ziemlich zwielichtigen Geschäften eingelassen. Es gibt Gerüchte über Konflikte mit anderen Familien und über Dinge, die er nicht so einfach loswerden kann. Ich habe das Gefühl, dass er in Schwierigkeiten steckt, die er nicht alleine bewältigen kann."
Naz runzelte die Stirn. „Das klingt ernst. Und du weißt das alles, weil...?"
„Weil ich in diesem Dorf aufgewachsen bin und die Leute reden. Manchmal kann man nicht anders, als zuzuhören, wenn die Erwachsenen sich unterhalten. Es ist wie ein Schatten, der über uns schwebt. Jeder weiß, dass Callias nicht der ist, der er einmal war."
Naz nickte nachdenklich. „Das erklärt einiges. Ich habe auch gehört, dass er nicht mehr der respektierte Mann ist, der er früher war. Aber ich dachte, das wäre nur Gerede."
Ashley sah ihn an, ihre Augen funkelten. „Es ist mehr als nur Gerede, Naz. Es gibt eine Menge Druck auf ihn, und ich mache mir Sorgen, dass er irgendwann die Kontrolle verlieren könnte. Und wenn das passiert, könnte es gefährlich werden – nicht nur für ihn, sondern für alle um ihn herum."
Naz lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. „Ich will nicht, dass du in diese Dinge hineingezogen wirst, Ashley. Du verdienst es, in Sicherheit zu sein."
„Ich weiß, aber ich kann nicht einfach wegsehen. Wenn ich etwas tun kann, um zu helfen, dann werde ich es tun. Ich kann nicht zulassen, dass die Menschen, die ich mag, in Gefahr sind und ich bin mit seiner tochter befreundet."die lüge verließ ihre lippen und sie schaute genau auf seine <Reaktion
„Du bist wirklich mutig", sagte Naz und sah sie bewundernd an. „Aber manchmal ist es besser, sich zurückzuhalten und die Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen."
Ashley schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich etwas bewirken kann. Und wenn ich es nicht tue, werde ich mich immer fragen, was hätte sein können."
Die Limousine hielt vor ihrem Haus, und sie stiegen aus. Ashley spürte die kühle Nachtluft auf ihrer Haut, aber in Naz' Nähe fühlte sie sich warm und geborgen. "Wir sehen uns Ashley" er küsste sie und stieg wieder in die limusine.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top