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Ein Monat später

Valerie lehnte sich an Samuel, während sie auf dem Sofa saßen, ihre Finger spielten gedankenverloren mit seinen. Es war seltsam, wie sehr sich alles verändert hatte – und gleichzeitig so richtig anfühlte. Was einmal ein Spiel gewesen war, hatte sich zu etwas Echtem entwickelt, zu etwas, das ihr Herz schneller schlagen ließ, jedes Mal, wenn sie in seine Nähe kam.

„Okay, wir müssen uns entscheiden", sagte Samuel plötzlich und hielt ihr sein Handy hin.

Auf dem Bildschirm waren mehrere Bilder von Katzen – winzige Fellknäuel mit großen Augen. Doch Valerie hatte ihre Wahl schon getroffen. Sie deutete auf das Bild einer kleinen schwarzen Katze mit großen, leuchtenden Augen.

„Die hier", sagte sie bestimmt. „Sie ist perfekt."

Samuel grinste. „Ich hätte es wissen müssen, dass du die schwarze nimmst."

„Natürlich", erwiderte sie und schob ihr Kinn trotzig vor. „Schwarze Katzen sind magisch. Und außerdem wunderschön."

Er lachte leise und zog sie noch näher an sich. „Also gut. Dann gehört sie uns."

Ein Kribbeln durchlief Valerie bei seinen Worten. Uns. Das bedeutete, dass sie jetzt wirklich zusammengehörten. Dass diese Wohnung nicht nur ein Ort war, an den sie geschickt worden waren, sondern ihr Zuhause.

„Wie nennen wir sie?", fragte Samuel, während er die Nachricht an die Züchterin tippte.

Valerie überlegte kurz und dann lächelte sie. „Kaya."

Samuel sah sie einen Moment an, dann nickte er. „Kaya. Das gefällt mir."

Er schickte die Nachricht ab und drehte sich dann zu ihr. „Denkst du, sie wird sich hier wohlfühlen?"

Valerie lehnte sich an seine Brust und schloss für einen Moment die Augen. „Natürlich", flüsterte sie. „Sie gehört hierher. So wie wir."

Samuel legte seine Arme um sie und küsste sie sanft auf die Stirn.

Ja, dachte sie. Das hier war echt.

Sie holten Kaya bei einem Tierheim in der Nähe ab und waren beide sofort entzückt von der gar nicht mehr so kleinen Katze. Da sie in der Erdgeschosswohnung wohnten und einen großen Garten besaßen, durfte Kaya ihre Tage auch in der Sonne draußen verbringen.

„Ich glaube, sie hat dich mehr ins Herz geschlossen als mich", beschwerte sich Samuel eines Abends scherzhaft, als Kaya sich schnurrend in Valeries Armen zusammenrollte.

Valerie grinste. „Vielleicht spürt sie einfach, dass ich diejenige bin, die sie am meisten verwöhnt."

Samuel beugte sich näher zu ihr. „Na dann sollte ich wohl mehr um deine Aufmerksamkeit kämpfen."

Sein Blick verriet, dass er es ernst meinte, und Valerie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Er zog sie sanft in einen Kuss – warm, vertraut und voller Gefühl.

Während Kaya leise schnurrte und sich noch tiefer in Valeries Arme kuschelte, nahm Samuel sie in den Arm und küsste sie sanft auf die Stirn.

Valerie schloss für einen Moment ihre Augen und ließ sich in den Kuss fallen. Der sanfte Druck seiner Lippen auf ihrer Stirn ließ sie all die unaufhörlichen Gedanken des Alltags vergessen, und sie konnte sich endlich vollkommen entspannen. Sie seufzte leise, und als sie ihre Augen wieder öffnete, trafen sich ihre Blicke.

„Du bist verrückt", flüsterte sie mit einem Lächeln und drückte ihre Hand sanft gegen seine Brust.

„Für dich?", fragte er, ein schelmisches Lächeln auf seinen Lippen.

„Das habe ich noch nicht entschieden", erwiderte sie, doch sie konnte das Grinsen nicht unterdrücken.

Samuel lachte und zog sie noch ein Stück näher. „Na, dann muss ich wohl weiter um deine Gunst kämpfen."

„Das solltest du", sagte Valerie mit einem Augenzwinkern, bevor sie sich wieder in seine Arme schmiegte. Kaya miaute leise und rollte sich noch enger zusammen, als hätte sie ihre eigene kleine Welt gefunden. Valerie streichelte vorsichtig über das weiche Fell der Katze und fühlte sich plötzlich vollkommen.

Einige Tage später vibrierte ihr Handy, als sie auf der Couch saß und las. Es war Simon.

Simon:
Du bist immer noch die Königin der geheimen Softie-Seite, oder?

Valerie:
Was meinst du?

Simon:
Ach, du weißt schon. Die, die sich die ganzen „süßen Katzen"-Videos ansieht, während sie sich von Samuel verwöhnen lässt.
Ich habe es gemerkt. Du bist nicht mehr die gleiche, seitdem ihr beide Kaya habt.

Valerie:
Haha, du bist unmöglich.
Und wer sagt, dass ich mich verändern muss, nur weil ich jetzt eine Katze habe?

Simon:
Du bist jetzt offiziell ein Katzentyp. Ich finde das zu süß.
Aber mal ehrlich, wie geht's dir? Seitdem du mit Samuel zusammen bist, sieht man dich viel weniger.

Valerie:
Es ist... alles so neu. Aber irgendwie auch so richtig.
Ich fühle mich gut. Mehr als gut, ehrlich gesagt.

Simon:
Okay, du redest jetzt so, als wärst du gerade auf Wolke sieben.
Bist du sicher, dass du immer noch du bist?

Valerie:
Vielleicht ist „ich" ja auch nur die bessere Version von mir.
Samuel ist einfach...
Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Es fühlt sich einfach richtig an. Ich hätte nie gedacht, dass es so einfach werden würde.

Simon:
Das ist... schön, wirklich.
Ich bin froh, dass du dich so fühlst.
Aber pass auf, dass du dich nicht zu sehr in diese „Perfekt-Geschichte" verstrickst, ja?

Valerie:
Was meinst du?
Das ist doch alles echt.

Simon:
Ich will einfach nur sicherstellen, dass du den Boden unter den Füßen behältst.
Es ist schwer, Dinge klar zu sehen, wenn man ständig auf Wolken schwebt.

Valerie:
Ich verstehe, was du meinst. Aber es ist nicht wie früher. Es fühlt sich nicht mehr wie ein Spiel an. Es ist einfach... uns.
Ich will nichts anderes.

Simon:
Okay, okay. Ich will dich nicht stören.
Wenn du wirklich glücklich bist, dann ist das alles, was zählt.
Aber ich erwarte, dass du mir irgendwann mal einen Platz in der „Katzenliebhaber-Gang" anbietest.

Valerie:
Du bist schon jetzt ein Mitglied, ob du willst oder nicht. Und wehe, du sagst Kaya mal, dass sie nicht perfekt ist!

Simon:
Ha! Keine Sorge, ich werde mich hüten. Ich schätze, ich kann dich nicht gegen die Katze gewinnen.
Aber ich kann dich immer noch zum Lachen bringen, oder?

Valerie:
Da hast du wohl recht.

Simon:
Und du weißt, dass du mich nicht verlieren kannst, auch wenn du jetzt mit Samuel und Kaya den ganzen Raum eroberst.
Bleib einfach du selbst, okay?

Valerie:
Versprochen. Ich werde versuchen, mich nicht zu verändern. Aber ich glaube, ich habe einfach einen kleinen Platz für jemanden dazugenommen.

Simon:
Gut, dann bin ich ja beruhigt.
Aber wenn du mal ein bisschen Zeit für einen echten Kumpel brauchst, lass es mich wissen. Ich bin immer noch hier.

Valerie:
Ich weiß. Und danke dir dafür.
Du bist der Beste, Simon.

Simon:
Ich weiß.
Bleib stark, Val.

Sie hatte ein Schmunzeln auf den Lippen, während sie den Chat schloss. Auch wenn Samuel und Simon ständig diese „Geschwisterstreitigkeiten" hatten, mochte sie beide.




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