3.3 Der Stellenwert von Charakteren (UNÜBERARBEITET)

Wenn man sich eigentlich mal an die Frage setzt "Was macht eine Geschichte aus?" kommt man auf verschiedene Faktoren. 

Ist es der Stil des Autors? Ist es der Inhalt; was passiert? Oder ist es die Idee? 

Eine Antwort ist klar: Es sind die Charaktere. 

Charakte gehören zu den Trägern einer Geschichte, in den meisten Fällen sind sie die Knotenpunkte von Gefühlen, sie bringen uns durch die Geschichte und bündeln unser Interesse. Eine Idee kann noch so gut sein, wenn die Charaktere sie nicht mit Leben erfüllen können, ist sie langweilig. 

Charaktere sind das Wasser, was der jungen Pflanze deiner Geschichte hilft, zu wachsen und zu gedeihen. Hat die Geschichte zu flache, ausgelaugte oder uninteressante Charaktere, wird sie trocken und geht schlussendlich ein.

Andersrum kann es aber auch Schaden anrichten, wenn Charaktere zu übermächtig sind, zu perfekt und entwickelt. Wer möchte schon eine Geschichte lesen, in der der Protagonist schon alles weiß und kann und es absolut keine Lernkurve gibt, die diesen Charakter sympathisch machen würden?

Man kann sagen, dass der Plot der Körper eurer Geschichte ist. Er bildet das Grundgerüst, in dem gearbeitet wird. Handlungsstränge sind das Gehirn, sie treiben die Geschichte voran.

Die Charaktere bilden das Herz dieses Körpers. Sie beleben die Geschichte, sorgen dafür, dass sie lebt und sich entwickelt.

Empathie, Sympathie, Trauer um und Hass auf Charaktere bilden dann die Seele deiner Geschichte. Du weißt, du bist auf dem richtigen Weg, wenn die Leute dich für deine Entscheidungen wirklich hassen und dir im nächsten Moment vor Freude weinend um den Hals fallen wollen.

Ein Charakter einer Geschichte ist nicht nur eine leblose Gummipuppe oder ein Pappaufsteller.

Sie sind die Motoren und kleinen Räder in der großen Maschine, die dafür Sorge tragen, dass alles funktioniert.

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Wie gehe ich nun an die Erschaffung von Charakteren heran?

Hierbei gibt es völlig unterschiedliche Methoden, und du solltest versuchen, deine ganz individuelle zu finden.

Wichtig ist aber, dass du immer versucht darauf zu achten, dass dein Charakter lebensfähig sein muss; das heißt, er sollte fähig sein mit diesen Eigenschaften, Ansichten und Wünschen leben zu können ohne sich selbst in Widersprüche zu verwickeln.

Ein Einzelgänger, der Ruhe bevorzugt, geht nicht jeden zweiten Tag auf fette Partys.

Ein Mädchen, dass auf ihr Aussehen reduziert wird und alles gibt wie die anderen zu sein und nur mit dem Strom schwimmt, wird nicht plötzlich tiefgründig und poetisch. (wenn sie es vorher nicht insgeheim schon war.) 

Eine graue Maus wird nicht vom einen Tag auf den anderen ein heißes guhrl und ein Badboy wird nicht von einem Tag auf den nächsten zu einem Gentleman.

Das ist der zweite wichtige Punkt: CHARAKTERENTWICKLUNG.

Niemand ist perfekt. Niemand wird es je sein und auch eure Charaktere sollten alles andere als perfekt sein. Lasst sie Fehler und Macken haben, Dellen und Kratzer im Lack. 

Lasst sie Eigenschaften haben, die mal nicht toll sind; Neid, Eifersucht, Wut und Arroganz zum Beispiel. 

Das macht sie menschlich, das macht sie verständlicher und bringt sie dem Leser näher.

"Aber normal ist langweilig!" – hab ich etwas von normal gesagt? Verdammt, ihr habt komplett freie Wahl, was ihr aus euren Charakteren machen wollt! Ihr könnt ihnen ihre Geschichte geben, ihre Beziehungen, ihre Eigenschaften und Vorlieben. Es liegt an euch, ob sie Eis mögen, gerne ins Kino gehen oder auch mal so waghalsig sind und nachts in den See baden gehen.

Gib deinen Charakteren etwas von dir. Gib ihnen eine Macke von dir ab, eine Eigenschaft, einen Wunsch oder vielleicht auch eine Einstellung. Jeder Charakter den du ins Leben rufst, trägt so oder so schon ein Teil deines Herzen in sich.

"Was sind absolute No-Go's?" – eigentlich müsste ich nun sagen, diese Frage beantwortet sich von selbst, aber leider tut sie das nicht, also eine kleine Auflistung von Dingen, die du vermeiden solltest:

• zu viel Drama: Drei Autounfälle und vier verstorbene Hamster reichen nun langsam, dreh die Drama-Tube ein wenig zu, bitte!

• Ich bin Gott! Immerhin kann ich die vier Elemente beherrschen, und bin eine Hexe, und die Erbin des Merlin, und die Tochter von... - Ja ist gut! Was bringt dir das alles, wenn du dennoch, oder gerade deswegen, so sterbenslangweilig bist?

• Nichts kann mir etwas anhaben! – Außer der DELETE Button. Warum sollte ich eine Geschichte lesen, wenn ich eh weiß, dass dem/der Ollen nichts geschehen kann? NEXT!

• Und wenn schon. – Geht auch ein wenig mehr Begeisterung? Wenn ein Charakter so langweilig ist, dass es nicht einmal im echten Leben einen Menschen geben kann, der WIRKLICH so uninteressant ist.

• Und ganz plötzlich... - bist du gut/böse und/oder hübsch? Ach ne. Niemand ändert sich innerhalb einer Nacht. Nein, auch nicht Mr. Scrouge! Egal was – es dauert immer ein paar Wochen bis Jahre um einige Dinge zu lernen, sich abzugewöhnen oder zu verändern. Gibt den Dingen Zeit (aber wiederrum auch nicht zu viel Zeit) damit man nicht entnervt von den Charakteren ist

• Eigentlich bist du ja... - voll die Bitch und ich hasse dich. Aber irgendwie bin ich dir total ähnlich aber alle lieben mich! Charaktere, die eine Kopie von anderen sind, aber nur deswegen nicht gehasst werden, weil sie ja Protagonist sind. Nein. Lasst es einfach!

Das ist ein Punkt, der mich besonders bei eigentlich guten Geschichten stört. Ich habe gerade eine Geschichte gelesen (Im Bereich Fantasy) in der die Protagonistin mit einem schwulen Pärchen und dann noch einem anderem Kerl schläft, aber eine ehemalige Bekannte als Schlampe betitelt. Ich weiß ja nicht so recht – und kommt mir nicht mit: "Aber das ist doch was anderes!"; das ist es nämlich nicht. Es gibt nicht umsonst die nette Aussage: "Vor Gott sind alle gleich", was ich jetzt einfach mal einbringen muss, auch wenn ich atheistisch bin. Denn es geht um die Kernaussage: Alle sind gleich. Und so sollte man auch Aktionen und Entscheidungen für alle gleich sehen.

Es gibt also einige Punkte, die man beachten sollte, wenn man einen Charakter ins Leben ruft. Dabei muss ich aber auch sagen, dass es bei Zeiten einfacher ist, Nebencharaktere nicht so stark auszubauen wie Hauptcharaktere – auch wenn es Spaß macht und man selbst tiefer in seine Geschichte eintaucht.

Im Anschluss habe ich noch einmal ein Art kleinen Charakterbogen mit Dingen, die ihr zu den wichtigsten Personen wissen solltet, und wenn ihr euch an die oben genannten Dinge haltet, kann es eigentlich gar nicht mehr dazu kommen, dass ihr schlechte Charaktere erarbeitet.

Name, Geschlecht, Alter, (Rasse), Aussehen, Charakter, Geschichte, Beweggründe, Besonderes

Natürlich könnt ihr Dinge weglassen oder hinzufügen, je nachdem, wie ihr sie braucht. 

Ein letzter Abschlusssatz: 

Es gibt nicht nur schwarz und weiß, nicht nur gut und böse, nicht nur perfekt und abstößig. Es gibt so viel dazwischen, so viele Wege die erforscht werden wollen, so viele Charaktereigenschaften, so viele Geschichten.

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