Show Don't Tell
„Show don't tell" ist einer der Schreibtipps, der dir gerade am Anfang extrem um die Ohren geworfen wird, ohne dass Menschen dir dafür Kontext geben. Sie belassen es bei diesen drei Worten, sagen höchstens noch zwei Sätze dazu, aber rennen dann einfach weg und lassen dich alleine stehen, sodass du auch nicht schlauer als zuvor bist.
Obwohl show don't tell zu den Grundlagen des Schreibens gehört, ist das Thema doch relativ komplex und wird leider oft an vielen Punkten falsch verstanden. Deswegen werde ich versuchen, die Sache im Details zu erklären (oder zu zeigen?!).
Ich werde erst grob darauf eingehen, was der Tipp bedeuten soll, dann nochmal die Prinzipien Show und Tell im Detail mit Beispielen erklären und versuchen zu zeigen, wie man diese beiden Techniken nutzen kann.
Was bedeutet dieser Tipp eigentlich grob?
Die Grundannahme dieses Tipps ist eigentlich einfach: Lesende wollen eine Geschichte erleben, sie wollen Bilder sehen und Emotionen spüren, sie wollen Fiktion, kein Sachbuch. Deswegen soll man auch beim Schreiben darauf achten, viele Beschreibungen (Show) einzubauen anstatt Erklärungen (Tell), die trocken sind und keine Bilder generieren.
Gerade auf Wattpad sind euch sicherlich schon hunderte Bücher begegnet, die (gerade am Anfang) immer wieder unnötige Erklärungen wie trockene Fakten abhandeln, anstatt den Plot voranzutreiben.
Bei Sci-Fi Büchern wird das ganz schnell ganz deutlich: Wenn uns erstmal ein Kapitel lang die Welt, das politische System, die Familie der Protas und ihre sozialen Kontakte aufgelistet werden, als befänden wir uns in einem Seminar und müssten für die nächste Prüfung vorbereitet sein, dann ist das Telling, das sind Erklärungen, keine echten Szenen oder Beschreibungen.
Wenn wir in diesen Büchern aber eine Szene am Frühstückstisch hätten, in denen die Familie – die wir jetzt sehen – wie selbstverständliche von Androiden bedient wird – die wir jetzt sehen – und in ihren Gesprächen offensichtlich kleinere Spannungen herrschen – die wir jetzt sehen -, dann haben wir eventuell dieselben Informationen, nur dass sie durch Showing zustande kommen und dadurch interessanter und subtiler sind.
Wir konnten live dabei sein, wir konnten unsere eigenen Schlüsse über die Figuren und die Welt ziehen, ohne dass es uns vorgekaut wurde.
Es muss aber nicht immer Sci-Fi und Worldbuilding sein, bei denen dieses Prinzip wichtig ist. Auch in einer Contemporary-Geschichte sorgen Beschreibungen dafür, dass die Lesenden die Szenen aktiv miterleben, und Erklärungen, dass wir nur schnell Fakten ohne visuelle, taktile oder auditive Reize geliefert bekommen.
Stellt euch vor, wir haben eine Freundschaft zwischen zwei Figuren. Das Narrativ könnte uns jetzt sagen: „Die beiden verstanden sich auch ohne Worte." Das ist erstmal ...okay, es gibt uns eine wichtige Information über diese Figuren und ihre Beziehung zueinander. Daran ist erstmal nicht unbedingt etwas falsch.
Allerdings könnte man diese Freundschaft zwischen ihnen für die Lesenden erlebbarer machen, indem man genau diese Information zeigt, ohne sie zu nennen. Wir könnten sehen, wie sie gegenseitig ihre Sätze beenden, wie sie Blicke miteinander austauschen und dann genau wissen, was die jeweils andere aussagen will. Sie könnten Dinge gleichzeitig ausrufen und wir hätten ein Gefühl dafür, dass diese beiden wirklich gut miteinander befreundet sind.
Dieser Tipp heißt aber gleichzeitig nicht, dass in einer Geschichte alles beschrieben und nichts gezeigt werden darf. Beschreibungen sind nämlich viel zeit- und wortintensiver als Erklärungen. Was man in einem Satz nennen kann, braucht vielleicht mehrere Paragraphen oder Seiten, wenn man es als Szene schreibt. Es ist also sinnvoll, darüber nachzudenken, an welchen Ecken man effektiver und an welchen Stellen man ausdrucksvoller sein will.
Auch was Worldbuilding angeht, kann Telling sinnvoll sein. Manchmal ist es besser, den Lesenden zu Anfang einen Satz Kontext zu geben, statt sie seitenlang verwirrt zurückzulassen, weil man ihnen wichtige Informationen für das Verständnis nicht gibt. Gerade zu Beginn ist Telling auch ...verzeihbarer, weil Lesende Kontext und Informationen über die Geschichte wollen. Natürlich sollte das nicht Überhand nehmen und die Entscheidung, wann welche Methode sinnvoll ist, obliegt ganz euch.
Daumenregel: Mehr Erklärungen als Beschreibungen führen zu einem Sachbuch, aber gar keine Erklärungen führen zu ineffektivem Schreiben und Verwirrung.
Tellen/Erklären/Exposition
Beim Tellen erklärt man oder nennt einen Zusammenhang, einen Fakt, oder einen Gefühlsumstand. Das kann man meist in einem oder zwei Sätzen tun, weswegen Telling schneller und effektiver ist als Showing. Telling erzeugt allerdings keine Bilder bei den Lesenden, weswegen mit dessen Einsatz vorsichtig umgegangen werden sollte. Telling ist allerdings nichts Schlechtes und hat durchaus seine Daseinsberechtigung. Einige Beispiele für Telling, die gelungen sind:
(Sorry, dass ich immer Rubinrot als Beispiel anführe. Nein, ich halte es natürlich nicht das beste Buch der Welt, ich lese nur so viel unbekannte Bücher, dass es mir schwer fällt, Beispiele zu finden, die vielleicht auch andere Menschen kennen.)
In „Rubinrot" erzählt uns Gwendolyn am Anfang, dass das Zeitreisegen in ihrer Familie vererbt wird. Weil wir sonst keinen Kontext für die Geschichte hätten und durchgehend verwirrt wären, ist diese Erklärung der Umstände zu Anfang nicht schlimm. Natürlich könnten wir auch Gespräche der Figuren mithören und uns langsam immer mehr selbst zusammenreimen. Allerdings wäre das mühselig und würde die eigentliche Geschichte unnötig in die Länge ziehen, für eine Information, die wir sowieso haben wollen. Und die uns auch einfach gegeben werden kann.
In der Fernsehserie „White Collar" werden Wirtschaftsverbrechen beleuchtet. Haben wir Ahnung von Wirtschaft und kriminellen Konzepten und den Strafgesetzen und Einsatzmöglichkeiten des FBIs in Amerika? Ähm ...vielleicht? Ein Großteil des Publikums wird das aber nicht haben. Deswegen werden solche Konzepte oft einer Figur von einer anderen Figur erklärt. Wir haben also Erklärungen in Dialogen, die können auch okay sein.
Daran ist allerdings wichtig, dass die Figur, der das erklärt wird, diese Informationen selbst noch nicht kennt. Die Kriminellen erklären dem Agenten zum Beispiel ihre typischen Vorgehensweisen in solchen Fällen. Der Agent sagt dem Kriminellen, dass das FBI xy nicht einfach tun kann, weil da die Gesetzesgrundlage fehlt.
Dass die andere Figur diese Information nicht hat, ist bei Erklärungen in Dialogen unglaublich wichtig, denn ansonsten kommt für das Publikum nur gestellte Exposition an. Dafür gibt es auch ein Beispiel in dieser Serie, das mir extrem unangenehm aufgefallen ist. Person A sagt zu Person B: „Der Raum ist eine Kamera Obscura." Nun, ich weiß direkt, was das ist, weil ich so intelligent und klug und toll bin, aber viele andere Menschen vermutlich nicht. Deswegen wird dieses Konzept erklärt. Allerdings passiert hier ein Fehler. Person B fängt nach dem Ausruf an, Person A zu erklären, was eine Kamera Obscura ist.
Person A weiß das aber doch! Sonst hätte Person A doch nicht behauptet, der Raum wäre eine! Wir merken an dieser Stelle also, dass das Exposition ist, dass es an uns gerichtet ist und kein natürliches Element der Geschichte und dadurch zerfällt die Fiktion der Geschichte in „wow, hier wird mir was erklärt".
Und deswegen, liebe Kinder, sind wir vorsichtig, was Exposition in Dialogen angeht. Erklärungen in Dialogen sind in Ordnung, wenn die beteiligten Personen diese Informationen noch nicht haben. Ansonsten merken die Lesenden nämlich ganz schnell, dass das nur ein schwacher Versuch ist, ihnen Erklärungen unterzujubeln.
Ein anderes Anwendungsgebiet für Erklärungen sind Zusammenfassungen. Oftmals vergeht in Geschichten Zeit, die unwichtig ist und die zusammengefasst werden kann, um wieder zu den wichtigen Szenen zu kommen. Diese Zusammenfassungen sind auch Erklärungen: Es ist wichtig, dass wir wissen, was in der Zwischenzeit passiert ist, wir müssen aber nicht wirklich dabei sein.
Hier kommt ein Beispiel aus einer Szene, die ich aus meinem eigenen Roman gelöscht habe, weil sie ...unnötig war und auch in einem Satz abgehandelt werden könnte: Der Prota geht in ein Pub, bestellt ein Guinness, hat einen kurzen Austausch mit dem absolut unwichtigen und nie wieder auftauchenden Bartender, lässt sich einen gestohlen Pfund-Schein in Kleingeld umwechseln und das Münztelefon zeigen, geht zu dem Münztelefon und ruft seine Komplizin an, um herauszufinden, ob sie verhaftet worden ist.
Das war Showing, Applaus. Es war hier nur vollkommen unnötig.
Was ist tatsächlich wichtig an dieser Szene? Dass er seine Komplizin anruft, um herauszufinden, ob sie verhaftet worden ist.
Was kann man mit einer Erklärung zusammenfassen? Dass er in einem Pub am Münztelefon ist und woher er das Kleingeld hat. Und dass ist nur wichtig, weil es sonst irgendwie eine Logiklücke wäre.
Ein anderer Punkt, den ich schon vorher angesprochen habe, ist Exposition. Wir erklären die Welt oder den Kontext von Figuren oder irgendwelche anderen Details. Oftmals ist Exposition unnötig und lässt sich durch Szenen viel besser zeigen und erleben als in aufgelisteten Fakten, allerdings: Niemals zu erwähnen, was die verschiedenen Bezeichnungen für Menschen in deiner Fantasy-Welt bedeuten, oder nicht zu verraten, wo Volk X liegt und was zur Hölle es mit Volk Y zu tun hat, und wieso wir überhaupt gerade in dieser Situation sind, sorgt bei mir persönlich oft dazu, dass ich keine Lust mehr auf das Buch habe.
Es ist vollkommen unproblematisch einen Satz Kontext zu schreiben, wenn die Lesenden dafür weniger irritiert sind. Niemand wird eine gemeine Rezension schreiben, dass das jetzt ja voll unnötig war und das Leseerlebnis verschlechtert hat. Dass werden Leute eher, wenn sie durchweg irritiert sind.
Ihr könnte Schreiben Die Qwertz Komma die royalen Wachen in Zuiop Komma und Lesende werden froh sein, dass sie verstehen, was hier überhaupt abgeht. Es fällt Menschen nämlich schwerer, in eine Geschichte zu investieren, wenn sie konstant verwirrt sind, was überhaupt passiert und was diese ganzen Bezeichnungen bedeuten. Und wir wollen investierte Lesende!
Telling hat also durchaus seine Berechtigung, solange es an sinnvollen Stellen und maßvoll eingesetzt wird.
Allerdings werde ich euch nicht erzählen, wie man erklärt, denn ich denke, das wisst ihr selbst schon und ich will euch ja nicht beleidigen.
Show/Beschreiben
Beim Showen beschreibt man etwas, ohne Erklärungen dafür zu liefern. Meist braucht man dafür mehr Raum als beim Erklären, weil man das in einer ganzen Szene tun muss. Dafür erzeugt man Bilder in den Köpfen der Lesenden und die Punkte, die man zeigen will, kommen impliziter rüber, sodass jede*r Lesende sie selbst interpretieren kann. Es ist subtiler und kann in verschiedene Richtungen interpretiert werden, wird nicht mehr überdeutlich von den Autor*innen einfach als Fakt genannt.
Der Großteil eurer Geschichten sollte aus Beschreibungen bestehen, nicht aus Erklärungen, denn euer Ziel ist es – vermutlich – einen Quasi-Film in den Köpfen der Lesenden zu generieren.
In dem Film „Harry Potter und der Gefangene von Askaban" sieht man immer wieder die peitschende Weide. Mal liegt Schnee auf ihr, mal blüht sie, die Jahreszeiten vergehen und durch dieses Bild der peitschenden Weide bekommen wir das mit. Niemand muss uns sagen: „Es ist nun Winter."
Filme und Serien kann man generell gut heranziehen, um Beispiele von Zeigen zu ...erklären, denn es gibt kein Narrativ, das uns Kontext geben könnte, sondern nur Bilder, die ihn uns zeigen müssen. Manchmal können natürlich – wie vorher beschrieben – Dialoge dazu dienen, Informationen zu liefern, aber erstmal haben wir Bilder und Audio und müssen uns davon ableiten, was erzählt wird.
In „The Crown" kann kein Erzähler uns sagen: „Queen Elizabeth ist traurig, weil ihr Ehemann ein Arschloch und außerdem ein Rassist ist." In einem Buch wäre das Telling und vielleicht einfach schlechtes Storytelling, in einer Serie ...wie soll das funktionieren?
Die Queen kann auch nicht einfach in die Kamera starren und sagen: „Ich bin traurig, weil mein Ehemann ..." Wir müssen es irgendwie sehen, vielleicht daran, wie ihre Mimik und Gestik sich verändert, oder wie sie sich gegenüber anderen Figuren benimmt, wie der Soundtrack die Szene untermalt, oder welches Farbschema eingesetzt wird.
In Romanen müssen wir oftmals ähnlich arbeiten, um subtil Informationen einfließen zu lassen, auf eine Weise, die interessant für die Lesenden ist. Okay, wir haben keinen Soundtrack und keine Schauspieler*innen und richtige Bilder auch nicht wirklich. Aber dafür haben wir andere Möglichkeiten. Ihr ahnt es schon: Wir kommen zu dem Wie.
Als ich verstanden habe, dass ich mehr beschreiben und weniger erklären muss, wusste ich scheinbar immer noch nicht, wie genau man showen kann. Und deswegen sind sehr seltsame Dinge entstanden, vor denen ich andere gerne bewahren will.
Halb-Zeigen: Das nenne ich den Versuch, Showing zu nutzen, ohne es wirklich zu tun. Mein Lieblingsbeispiel ist „majestätische Treppe", weil nach diesem Stil tatsächlich einiges in meinen Büchern steht. Das Problem hier ist einfach das Adjektiv – und generell solltet ihr nach solchen Adjektiven Ausschau halten und euch fragen, wie ihr zu dem Schluss kommt, dass das Nomen so ist, wie das Adjektiv behauptet.
Majestätische Treppe: Wie kommst du zu dem Schluss, dass die Treppe majestätisch ist, oder auch: Welche Details machen diese Treppe majestätisch? Zeig sie uns doch einfach!
Heruntergekommenes Haus: Wie kommst du zu dem Schluss, dass das Haus heruntergekommen ist, oder auch: Welche Details sorgen dafür, dass es heruntergekommen aussieht? Zeig sie uns doch einfach!
Kuschliges Zimmer: Wie kommst du ...Ich glaube, ihr habt verstanden.
Halb-Zeigen kann sich aber auch auf Emotionen beziehen. Wir wollen keine Emotionen einfach nennen, weil das eine Erklärung wäre, sondern sie zeigen, um Gefühle bei den Lesenden auszulösen. Okay. „Angst kitzelte über ihren Rücken."
Also. Das ist immer noch nicht wirklich Showing, das ist der halbe Versuch, es zu tun. Die Emotion wird immer noch genannt (Angst) und zudem mit blumiger Sprache umrahmt. Wenn ihr die Emotionen immer noch nennt, dann tut ihr genau das: Ihr nennt immer noch den Gefühlszustand, statt ihn zu beschreiben.
Sucht euch lieber Details heraus, wie sich der Gefühlszustand auf die Figuren auswirkt, und beschreibt nur die. Lasst die Emotion an sich weg, streicht sie knallhart raus, und vertraut darauf, dass die Lesenden euch schon verstehen werden. Das ist dann auch subtiler.
Vorausgesetzt, man übertreibt es nicht mit „sein Herz klopfte, Blut kochte in seinen Ohren und seine Hände zitterten" bei jedem noch so kleinen Ereignis. Man kann nämlich schockierenderweise Emotionen auch rüberbringen, ohne 11 von 10 Melodramatikpunkte in die Geschichte zu kippen.
Etwa durch Handlungen der Figuren oder durch subtilere Anmerkungen. Ich sage das, weil meine gar nicht so alten Geschichten definitiv viel zu melodramatisch wurden, weil ich sichergehen wollte, dass auch die letzten verstehen, um welche Emotion es sich hier handelt. Ein Schatten huscht an ihm vorbei und mein Prota! Macht sich! Ganz melodramatisch! Fast in die Hose! Und wird ohnmächtig! Sein Herzschlag und das pochende, kochende Blut und die zittrigen Knie und Gänsehaut und ...irgendwann reicht es auch mal. Subtiler ist eben oft tatsächlich besser.
Showing heißt weder Fakten sehr malerisch zu umschreiben, sie aber trotzdem zu nennen, noch heißt es, alles maßlos zu übertreiben und die Lesenden als inkompetent zu beleidigen, weil man sichergehen will, dass alle es auch wirklich genau verstehen.
Show, dann tell, oder umgekehrt: Eine andere Sache ist, Dinge zu zeigen, und sie dann nochmal zusammenfassend zu erklären. Oder eben genau umgekehrt: Eine Erklärung zu liefern und sie dann anschließend nochmal zeigen.
Wenn wir die Ledertasche erst anhand von spezifischen Details beschreiben (der fehlende Knopf, die aufgerissenen Nähte, der verkratzte Boden), müssen wir dann wirklich nochmal allen danach erzählen, dass sie kaputt oder abgenutzt ist? Oder müssen wir vorher alle warnen, dass wir gleich eine kaputte, abgenutzte Ledertasche beschreiben werden? Eigentlich nicht. Und deswegen sollten wir nicht unsere beschriebenen Dinge nochmal zusätzlich erklären. Das ist unnötig und auch ineffektiv.
Okay, aber wie jetzt?
Ich glaube, ihr habt schon gemerkt, wie man Showing nutzen kann: Man sucht sich spezifische Details heraus, die die eigene These unterstützen. Bei Orten, Umgebungen und Gegenständen ist das vermutlich intuitiver als bei dem Charakter von Figuren, bei ihren Lebensumständen und Beziehungen zueinander. Aber eigentlich ist es dasselbe Prinzip: Spezifische Details.
Wir können erklären, dass eine Person reich und schnöselig ist, oder wir zeigen, dass sie ausschließlich Markenkleidung trägt, dass sie das Label extra so arrangiert hat, dass man es auf den ersten Blick sieht, dass sie in einer Limousine mit Chauffeur zu Schule kommt, aber sich bei dem nicht einmal verabschiedet, dass sie ihre Nase immer ein bisschen zu hoch hält, oder dass sie mit keinem der anderen Schülern spricht, sondern in den Pausen nur Modehefte liest. Dass alles können wir als implizite Information einbauen, um einen Charakter zu erschaffen, ohne dass wir es unnötig erklären müssen.
Auch Beziehungen zwischen Figuren. Was sind ihre spezifischen Handlungsweisen, wenn sie miteinander umgehen? Wo sind die Details in ihren Handlungen, die uns mehr über sie erzählen können, oder nur als subtile Andeutungen dienen?
Das wichtigste beim Showing sind die spezifischen Details. Damit gewinnt die Szene an Ausdruck, sie wirkt konkreter und weniger Abstrakt und macht die Geschichte besonders. Gleichzeitig brauchen wir die Details aber auch, um überhaupt zu kommunizieren, was wir sonst nur in Erklärungen ausdrücken könnten.
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Ich habe für dieses Kapitel Ewigkeiten gebraucht, weil mir eine passende Form einfach gefehlt hat. Dafür, dass dieser Tipp so bekannt ist, ist er unglaublich komplex und braucht ziemlich viel Übung, damit man ihn ordentlich umsetzen kann. Vor allem, wenn die Quintessenz ist: Benutzt einfach spezifische Details. Einfach. Ja, danke, Cookie.
Wenn ich überarbeite, finde ich immer wieder Stellen, an denen ich merke, dass ich da hätte konkreter sein können, oder dass ich da auch Showing statt Telling hätte nutzen können, oder dass das alles ein bisschen vage ist. Ich glaube, man kann gerade an diesem Aspekt des Schreibens ständig arbeiten, weil er eben auch einen Großteil der Geschichte betrifft, quasi die Struktur.
Wollte nur Allgemein mal sagen, dass Schreibtipps schön und gut sind, aber selbst wenn man sie kennt, das nicht bedeutet, dass man sie immer überall und sofort umsetzen kann. Schreiben braucht Übung, also falls es bei nicht sofort klappt und ihr frustriert seid: Das sind wir alle immer wieder, aber ich glaube an uns!
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