Aufgabe 1 : Die lieben Kollegen
Überlegt euch fünf Wörter mit S, die mindestens vier Buchstaben haben und lasst sie alle in einen Text mit mindestens hundert Wörtern einfließen, nach oben gibt es bei der Wortzahl keine Begrenzung - beim Thema übrigens auch nicht.
Am schönsten ist es zu Hause. So hatte ich auch immer gedacht, bis Corona kam und mit der Seuche der erste Lockdown. Zuerst dachte ich, dass nun das Ende der Welt gekommen wäre, doch nach einer längeren Gewöhnungsphase ging es mir wie den meisten meiner Kollegen, von denen die meisten froh waren, von zu Hause arbeiten zu können.
Wie man's nimmt. Vielleicht war es wirklich eine Frage des Blickwinkels. Denn nur so, das hatte mir eine ganz Nette, im Vertrauen mitgeteilt, sei sie sicher vor Nervensägen, auch wenn es für sie anstrengend gewesen wäre, den sperrigen, aber den für ein angenehmes Arbeiten unerlässlichen zweiten Monitor oder ihren auf sie eingestellten Bürostuhl in ihre Dachwohnung hochzuwuchten.
Ich wusste schon, wen sie meinte. Quatsch keine Opern, hatte in der Vergangenheit das Augenrollen der anderen ausgedrückt, wenn er wieder einmal zu einem Monolog über seine kreativen Projekte angesetzt hatte. Auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen und mit den Gedanken doch bei keiner so richtig dabei. Da musste ich ihr recht geben, doch insgeheim beneidete ich den ungebremsten Enthusiasmus des zerstreuten Professors, dem die Mehrheit nicht so recht folgen wollte, denn wenn er in ein bestimmtes Fahrwasser geriet, kannte er kein Halten mehr.
Ähnliches machte auch einer Bekannten von mir zu schaffen. Sie traute sich inzwischen gar nicht mehr, ihren Kollegen zu erzählen, dass sie von Hand Chanel-Kostüme nähte. Die abschätzenden Blicke, so hatte sie mir auf einem Nähwochenende geklagt, suggerierten ihr, sie hielten sie nicht für fähig, ihren Job ernst zu nehmen. Messerscharf schloss sie daraus, dass sie so wohl kaum Karriere machen konnte.
So ein Quatsch, dachte ich, was haben denn meine Leidenschaften damit zu tun, ob ich gute Arbeit abliefere?
Diesen Schuh würde ich ihnen nicht hinstellen. Am Ende zog ihn sich noch einer an und stolperte über seine eigenen Füße. War es denn mein Problem, wenn andere nicht differenzieren und vor eines nicht konnten: Berufliches und privates voneinander trennen, fein säuberlich, wie eine französische Naht.
Lass die Leute reden, pflichtete ich im Stillen den Ärzten bei und gratulierte mir, dass ich mit dem, was ich in meiner Freizeit so trieb, nicht ständig und überall hausieren ging. Dabei war ich alles andere als eine Heimlichtuerin und zog es vor, mit offenen Karten zu spielen. Über meinen Tanzsport wussten alle Bescheid. Wie günstig, dass sportliche Aktivitäten in der Firma immer gern gesehen wurden.
Nur noch die eigenen kulturellen Projekte im Kopf zu haben, dagegen weniger. Wie immer, kam es auf die Dosis an, und vor allem den richtigen Zeitpunkt, um die Katze aus dem Sack zu lassen. Es ging doch nichts über die Vorfreude, die so ein Doppelleben mit sich brachte. Klammheimlich freute ich mich wie ein kleines Kind darüber, dass ich im Verborgenen als Geheimkünstlerin Kurzgeschichten und Science-Fiction schrieb, und zwar ohne Absichten, mir einen Verlag zu suchen. Vertraglich ständig neuen Input liefern müssen? Nein, danke. Schreiben als Hobby und nicht aus Verpflichtung: Vielleicht machte ja genau das den eigentlichen Reiz daran aus und sorgte dafür, dass mir nie der Stoff ausging.
A/N: 500 Wörter. Die 17 verwendeten Wörter mit S lauten:
schönsten - Seuche - sicher – sperrigen - suggerierten - schloss - Schuh - stolperte – säuberlich- Stillen - sportliche - Science-Fiction – schrieb – suchen - ständig –schreiben – Stoff.
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