There ain't no rest for the wicked.

[Ich finde dieser Teil verdient es etwas ausführlicher behandelt zu werden als dass ich sage, dass ich diese Idee mochte, sie aber irgendwie nie weiter geführt habe.

Ich habe viel, viel Arbeit hier herein gesteckt. Ich habe mir auf so einer MindMap Seite eine MindMap mit allen Charakteren angelegt und habe alles durchdachte, diesmal darauf bedacht, dass ich nur das hinzufüge, was ich in meiner Geschichte schon abgehandelt habe oder was definitiv wichtig sein wird (beim zweiten Drüberlesen wird mit klar, dass ich eigentlich wieder den gleichen Fehler gemacht habe und zu weit gedacht und geplant hatte). Trotzdem hat auch diese Geschichte das Problem, dass ich sie in einer meiner Fandomhype - Momente geschrieben habe.

Dieser Fandomhype Moment war 'The Flash'.

Ich finde, dass es hier nicht so sehr zu sehen ist (worüber ich ein kleineswenig stolz bin), aber trotzdem schwand der Wille diese Sache weiterzuschreiben mit dem Abklingen meines Hypes über Flash.

Außerdem ist mir durch diese Serie und einem Buch das ich gelesen habe (Throne of Glass) etwas klargeworden: Man brauch einen überschaulichen Startcast.

Jetzt will ich nicht sagen, dass es keine guten Bücher (z.B. Ein Lied von Eis und Feuer aka. Game of Thrones) gibt mit einer großen Menge an Charakteren, aber es gestaltet es für den Leser schwieriger sich in die Welt hineinzufühlen und emotionale Bindungen zu jedem Charakter aufzubauen.

Und das ist für eine Wattpad Story und einen unerfahrenen Autoren meist eine Art 'Todesurteil' glaube ich.

Zugegebenermaßen lese ich schon wirklich lange nicht mehr auf Wattpad, da mich ein großer Teil der Bücher und Geschichten nicht mehr wirklich anspricht. Leider bin ich es leid, die nächste Auserwählten Geschichte zu lesen in der die Protagonistin eine böse Regierung stürzen muss und leider kann ich mich einem Großteil der Fandoms hier auf Wattpad nicht anschließen (KPOP, 1D, Naruto..).

Ich war jedoch eine Zeit lang sehr aktiv auf Wattpad und ich glaube sagen zu können, dass die einzigen Bücher, die ich wirklich gut fand einen sehr überschaulichen Personencast von zwei bis fünf Personen hatten oder mir zu schwierig wurden.

Schwierig in dem Sinne, dass ich mich nicht nur noch mit den alten Charakteren wirklich anfreunden musste, sondern auch mit den neuen Charakteren.

Deswegen glaube ich, dass wenn ich ein Buch schreiben will, meinen ersten Teil mit einer Höchstmenge an fünf 'Protagonisten' schreiben muss und das ist wirklich schwierig für mich. Es gibt so vieles was ich von anderen Serien her adaptieren möchte, wie zum Beispiel eine gute Mentoren-Schüler-Beziehung oder eine Liebesbeziehung zwischen zwei Charakteren mit bestimmten Persönlichkeitstypen, die ich aus einer Serie oder einem Buch sehr mag.

Letzteres wird vermutlich mein Buch wieder umbringen, sollte mein Hype über besagte Serie/Buch abklingen.

Kurze Rede, langer Sinn: Problem 1 ist, dass das es wieder einem Fandomhype entstanden ist, Problem 2, dass ich zu viele Charaktere hatte.

ICh bin mir sicher, dass solltet ihr euch wirklich alles durchlesen, was ich bezweifle, ihr Problem 2 sehen und verstehen werdet. Einleitung - Ende.]

Prolog

da war es wieder. dieses nervötetend lächeln. sie wusste nicht, wie Eve so etwas aushalten konnte.

-also?- er widerte sie an.

-Sie helfen mir, ich helfe ihnen- aber das wusste er schon lange.

~~~

"Sie sind Lee Harris?".

Die hellroten Haare des Mannes vor ihr stellten einen starken Kontrast zur grauen Betonwand hinter ihm da. Sie schienen so hell, dass sie fast zu leuchten schienen, aber irgendwie glaubte sie, dass seine Haare von Natur aus so aussehen taten.

Sie konnte sich nicht vorstellen, das der Michael Grant sich die Haare färbte.

Und sie realisierte noch nicht ganz, dass eines der ganz hohen Tiere sie nun an einem Seiteneingang des Forschungsgebäudes abholte.

Als Lee merkte, wie sie Grant anstarrte fummelte sie ihren Ausweis aus ihrem Rucksack.

"Ja", stotterte sie vorsichtig.

Er nickte unberührt, drehte sich auf der Stelle um 180 Grad und ging schnellen Schrittes los: "Mitkommen".

Lee wusste nicht was sie mehr in ihrer Euphorie mindern wollte: Das Grant so abweisend war oder das sie den Haupteingang nicht zu sehen bekam und an einem Nebeneingang begrüßt wurde. Der Gang in welchem sie sich nun befanden war nämlich eng und dunkel. Die Wände waren trostlos bestrichen worden und auf dem Boden sammelte sich Erde und anderer Schmutz.

Jedoch war es nicht so als könnte ihr das wirklich die Stimmung verderben.

Immer wieder schulterte sie ihren Rucksack. Darin befand sich ihr Handgepäck vom Flug, also ein Kissen, ihr Pad und eine Flasche Wasser, welche mit Wachmachern versetzt war.

Ihre eigentliche Heimat, Central, befand sich auf der anderen Seite des Planeten, aber es hatte gehießen, dass sie nach dem Ankommen in Jungel sofort eingeführt werden würde. Sie konnte es sich nicht leisten jetzt einem Jetlag zu erlegen.

Der Flug an sich war angenehm gewesen. Ihr neuer Arbeitgeber, JSR - Jungel Scientific Research, hatte ihr ein besseres Ticket besorgt. Die Sitze und der Service war alle mal besser gewesen als es beim letzten Mal als sie irgendwo hin geflogen war. Trotz allem hatte sie nicht schlafen können. Sie arbeitete nun bei JSR!

Wie hätte sie da schlafen sollen.

Das Unternehmen gab es seit ungefähr vierundzwanzig Jahren und beschäftigte sich mit der Forschung an den Wicked.

Die Wicked waren Wesen, die Materie aus Luft entstehen lassen und diese dann für erstaunlich viel benutzen konnten. Zum Beispiel konnten sie diese Materie unter ihren Füßen platzieren und damit dann fliegen oder sah man es manchmal, wie die Wicked im Fernsehen mit riesigen Waffen aus dieser Materie kämpften.

Es machte Einen schon wirklich neidisch.

Aber ab heute würde sie vielleicht mit Welchen arbeiten können.

Sie befand sich im JSR Gebäude, diesem verdammten Palast! Sie hatte Bilder von dem hellen und riesigen Haupteingang gesehen, bei dem man eigentlich wütend sein sollte, dass man so viel Platz für einen Eingang verschwenden tat. Vor dem Gebäude fand sich eine riesige Parkanlage von der man perfekt den Dschungel und die Berge welche die Stadt umgaben sehen konnte.

Die wunderschönste, aber auch größte Platzverschwendung, die sie kannte.

Sie würde so schnell wie möglich eine Tour durch die Stadt machen müssen.

"Wo sind wir gerade?", fragte sie Grant vor ihr als sie eine Weile durch den Gang gelaufen waren.

"In einem Notfallausgang. Rechts und links von uns sind Meetingräume und Labore. Sie kennen diesen Gang bei dem man unter sich in die Labore schauen konnte?".

Natürlich tat Lee das. Das Bild des blauen Teppichbodens und dem Geländer, über dass man schauen konnte und die Labore unter sich sehen würde, würde ihr nie aus dem Kopf gehen. Vor nicht allzu langer Zeit noch war sie gerne und häufig mit einer Virtual Reality Brille durch das Gebäude 'gelaufen'.

Es jetzt wirklich tun zu können erfüllte jeden Traum ihres Teenager Herzens.

"Ist das jetzt über uns?". Vorsichtig rannten ihre Finger über den trostlosen Stein.

"Genau". Wie als wäre es eine natürlich Reaktion gewesen kam ihr ein leises Wow über die Lippen. Vermutlich war es das sogar gewesen.

"Aber so groß sind die Labore doch gar nicht oder? Wo gehen wir hin?".

"Sie kamen doch von Central her nicht? Sie müssen unfassbar müde sein, deswegen fangen Sie erst morgen an. Ich bringe sie zu Ihrer Unterkunft, wie gehen gerade einmal durch das Gebäude hindurch".

Also würde sie doch noch nicht heute eingeführt werden. Es versetzte ihr einen kleinen Stich in die Brust als ihr bewusst würde, dass sie noch warten müsste um alles sehen zu können, auch wenn sie den ganzen Wachmachern im Blut sowieso nicht schlafen könnte.

Sie vermutete auch, dass es an eben jenen lag, dass sie einfach noch ein wenig weiterredete.

"Wo muss ich morgen dann hin?".

"Sie finden jegliche Informationen in Ihrer Unterkunft".

Damit war das Gespräch vorbei und bei jeglichen Sätzen die Lee beginnen wollte, kam sie sich dann schlussendlich doch zu blöde vor sie zu äußern. Den Gang endlich verlassen beschloss sie, dass sie nun die beste Aussicht hatte, die sie jemals haben würde.

So viel ungenutzter Platz.

Es war allgemein bekannt, dass die Welt überbevölkert war.

Natürlich gab es Dinge wie Ein-Kind-Regelungen oder gute Verhütungsmethoden, aber trotzdem war die Welt voll. Auf dem Festland wurde jeglicher Platz genutzt. Dinge wie Gärten oder Terrassen waren reiner Luxus.

Und nun stand sie vor der, wie sie es bezeichnen würde, zweit größten Platzverschwendung Jungels. Vor ihr erstreckten sich ewig hohe Berge, auf dessen Hängen sie so unglaublich viel grün sehen konnte, dass Lee meinen könnte man hätte die Berge angemalt.

Wieder kam dieses Wow aus ihrem Mund.

Natürlich hatte sie so etwas schon einmal per Virtual Reality gesehen, es nun aber einmal in Person zu sehen war es vollkommen anderes.

"Ein faszinierender Blick nicht?", fragte der Rothaarige sie.

"Definitiv".

Als der Mann sich dann zu ihr drehte, dachte sie kurz so etwas wie Bedauern in seinem Blick erkennen zu können, ehe er ihr schwach zu lächelte. "Ihre Wohnung ist in Block Sechs Nummer 4. Die Blocknummern stehen immer rechts der Eingangstüre. Ihr Gepäck ist schon dort hin gebracht worden. Wir sehen uns morgen Miss Harris".

"Bis dann".

Mit einem letzten Lächeln ging er nun an ihr vorbei und überließ sie ihr selbst.

Der Boden unter ihr war matschig, kein Wunder, schließlich hatte sie gehört wie häufig es hier regnen würde, wegen des doch sehr feuchten Klimas und des Waldes. Vereinzelt fanden sich also Fützen auf dem Boden.

Fützen in Schlamm. Ein Wald. Berge.

Es kam ihr so surreal vor.

Beflügelt von diesem Gefühl ging sie Block Sechs suchen. So viel Platz. Würde sie sich der Umgebung entsprechende Geräusche auf ihrem Tablett anmachen und sich vom riesigen JSR - Gebäude hinter ihr wegdrehen, dann könnte sie glatt denken, dass sie in der Zeit ein paar Jahrhunderte zurück geflogen war.

Die Gebäude sahen von außen nicht sonderlich modern aus. Sie waren große, leicht erhöhte, graue Betonkasten mit Fenstern. Die Stufen zu den Gebäuden bestanden aus Paletten und waren vom Schlamm verdreckt.

Als sie ihren Block gefunden hatte drehte sie sich noch einmal zum JSR - Gebäude um und lächelte seelig. Von hinten erschien das JSR Gebäude gar nicht so imposant.

Aber es zählten ja nur die inneren Werte.

Kapitel 1 - Christian

"Danke Lee". Ein leiser Bestätigungston einer Frauenstimme ertönte: "Ich gehe mich dann einmal um Ihren vier Uhr Termin kümmern Mister Grant". Kurz darauf öffnete sich die Türe vor ihm und eine dünne Frau in Jacket und Bleitstiftrock trat hinaus. Christian bekam ein gespieltes, höfliches Lächeln, ehe sie an ihm vorbei lief und er nur noch ein leises Klacken von Stöckelschuhen vernahm.

Entweder wusste Michaels Assistentin nicht wie man sich richtig schminkte oder versuchte es erst gar nicht. Ihre Haare waren freudlos und hastig zusammengebunden und es schien so als war das Jacket nicht einmal gebügelt worden.

Irgendwie enttäuschte Michaels Assistentin ihn jedes Mal ein wenig. Sie hatte einen solch umworbenen Posten bekommen, schien sich aber so wenig um ihr Äußeres zu kümmern. Die Arbeit der Dame musste erstaunlich gut sein, wenn Michael sie behielt.

"Guten Tag Michael", begrüßte er seinen Kollegen als er dessen Büro betrat. Der Rothaarige winkte ihm kurz halbherzig zu und es erklärte sich ihm, von wem seine Assistentin ihre Begrüßungsart wohl hatte. Danach widmete Michael sich jedoch wieder seinem Bildschirm.

Er war immer neidisch auf Michaels Büro gewesen.

Die Wände waren aus poliertem, echten Mahagoni Holz und weiter hinten, wo er seinen Schreibtisch stehen hatte, hatte er eine riesige Glaswand durch welche man einen wunderbaren Ausblick auf die Parkanlage hatte. Gleich danach fiel einem auch noch das schwarze Ledersofa auf, welches auf einem wirklich bequem aussehenden Teppich stand. Von den Regalen mit all den Preisen und Datenpads wollte er gar nicht anfangen.

Aber natürlich bekam man als Leiter der Technologieabteilung ein schöneres Büro als der Leiter der Sicherheit eines bekam.

Professor Jackson hatte ihm immer wieder erklärt, wie man seine Abteilung nicht wirklich bekannt machen konnte, weil sie die Jungler größtenteils im Team hatten. Des Wissens um seine Abteilung entfiel auch die Prestige seines Büros.

Seine Hoffnungen lagen beim 25. Jubiläum JSRs, wenn es darum ging endlich bekannt zu geben, dass die Jungler existierten.

Und dass er die ganze Sicherheit in JSR übernehmen konnte und er dann vielleicht auch ein solches Büro bekommen könnte. Er konnte den Typ nicht leiden, der sich um die 'normale' Sicherheit kümmerte.

"Ich habe gedacht du hast den Professor und Evelyn auch hier her gerufen?".

"Weiß auch nicht warum die Beiden sich so verspäten", murmelte Michael ohne den Blick von seinem Bildschirm zu nehmen. Es stimmte Christian irgendwie zufrieden, als er Michael so versunken in seiner Arbeit sah.

Zumindest musste er selbst nicht immer vorm Rechner sitzen.

Dann wieder rum betrat man sein Büro aber nicht durch den tollen Haupteingang.

Jeder seiner Abteilung, der irgendwie im Gebäude arbeite, hatte sein Büro im Keller des Gebäudes. Die Wände im Keller hatten nicht einmal eine Tapete. Alles war aus Metall oder Beton und einfach nur lieblos.

Und auch wenn es kein Problem mehr darstellte, hatten sie da unten manchmal Hochwasser. In seiner Abteilung hatte sich über ihn herumgesprochen, dass er die Gedanken des Wetter gelesen hätte und daraufhin war es wütend geworden und würde nun manchmal ihre Räume überfluten.

Natürlich war das totaler Humbug, aber er unterstützte solche Gedanken zur Erhebung der Moral in seinem Team.

Jedoch zeigte das, das JSR nirgendwo Geld investierte, wo es kein Geld investieren musste.

Zumindest kam ihm das so vor.

"Michael, Christian", ertönte eine ihm nur zu vertraute Stimme von der Türe aus.

Christian lächelte milde auf als er den Professor erblickte und nickt ihm zu: "Guten Tag".

Der Professor hatte dieses allwissende Dauerlächeln auf seinen Lippen, was manche Person vielleicht aufregen konnte.

Jedoch hatte man sich eine Form von Allwissenheit als Gründer von JSR wohl auch verdient. Vor vierundzwanzig Jahren war der Professor mit einem kleinen Forscherteam hier her gekommen und kurz darauf hatte sich die Stadt hier entwickelt, da die Regierung gemeint hatte, dass man den Platz nutzen müsste, wenn die Forschung sich schon dort ansiedelte.

Somit war ein weiteres Naturschutzreservat gefallen.

Seitdem hatte sich bei JSR viel getan. Führungspositionen waren entstanden, Angestellte hatten gewechselt, aus dem Forscherteam wurde eine Firma. Alleine seinen Posten hatten vor ihm drei andere Personen inne gehabt. Von diesen drei Personen lebte nur noch Einer.

Er hatte auch nicht vor diesen Beruf mit dem Tod zu verlassen.

Als der Professor eintrat machte sich also das bekannte leichte Staunen in ihm breit.

Tatsächlich konnte er für die stolzen fünfzig Jahre des Professors nicht einmal einschätzen ob dieser sich gut gehalten hatte. Er war nicht besonders groß und Christian bezweifelte das der Professor jemals mehr Haare gehabt hatte. Generell würde er den Professor auch nicht als besonders ansehnlich beschreiben.

Der Mann hatte eine große Stirn, kleine, buschige Augenbrauen, die zu weit auseinander zu stehen schienen und dafür zu kleine, aber hell leuchtende blaue Augen. Man sah in seinem Gesicht auf der Stirn und um den Mund herum erste Falten, ebenso Lachfalten in den Augenwinkeln. Sein Mund war breit, dünn und aus genug Ferne nicht mehr zu erkennen.

Die leicht krumme Schulterhaltung, die der Professor an den Tag legte, wenn er sich im kleinen Kreis befand, machte das Ganze nicht besser.

Hinter dem Professor sah er dann den zweiten Rotschopf der Leitung.

Der Erste saß hinter ihm selbst an einem Rechner.

"Hallo Evelyn". Evelyn Tilford betrat den Raum nach dem Professor. Die Mutter einer Tochter und Ehefrau eines Stadtpolitikers erwiderte sein Lächeln knapp, ging aber zu Rotschopf Nummer 1 an den Rechner und schaute sich an was er machte.

Evelyn war der aufsteigende Stern der Biologie - und Medizinabteilung und beim 25. Jubiläum würde sie zur Abteilungsleiterin befördert werden. Der derzeitige Abteilungsleiter genoss zur Zeit nur noch den Titel, aber es war jedem in JSR bekannt, dass Evelyn die Position quasi schon hatte und dementsprechend wurde sie auch behandelt.

Somit bestand die Leitungsebene jetzt nur noch aus Leuten, die in Jungle geboren wurden.

Machte es ihn irgendwie stolz? Ein wenig, ja.

Eine Zeit lang hatte er aber eigentlich gedacht, das Evelyn niemals in diese Position kommen würde. Evelyn und der Professor waren einfach zu eng dafür hatte er damals gedacht.

Aufgrund der Ein-Kind-Regelungen hätte eines der beiden Geschwister Evelyn und Michael, eigentlich umgebracht werden sollen. Nur dank dem Professor, welcher Evelyn als Kind bei sich aufnahm und adoptierte überlebten Beide.

Deswegen hatte Evelyn sich auch so behaupten müssen, schließlich wollte man verhindern, dass man eine hohe Position aufgrund irgendwelcher Sympathien bekam.

Er fragte sich manchmal ob es schmerzhaft für die Eltern von Evelyn war zu wissen, dass die eigene Tochter einen hasste.

Sie wusste, dass ihre Eltern ihren Bruder und nicht sie gerettet hätten und war nie wirklich darüber hinweg gekommen.

So waren ihre leiblichen Eltern zu ihrer Hochzeit noch nicht einmal eingeladen worden, während der Professor sie zum Altar geführt hatte.

Vielleicht vergaß man sein Kind irgendwann, vielleicht auch nicht.

Christian wollte an das nächste Familientreffen mit seinen Eltern jedoch gar nicht denken.

Zwar wurde er nur mit Fragen wie dem typischen 'Wann bekomme ich Enkel?' oder 'Wann er sich denn auch mal ein richtiges Haus zulegen würde' genervt, aber irgendwie erinnerte es ihn immer daran was JSR eigentlich verheimlichte und wie viel besser er eigentlich da stehen könnte.

Wenn seine Eltern nur wüssten und verstehen würden, dass er eigentlich gar keine Zeit für Dinge wie Enkel hatte.

"Und du bist dir sicher, dass du das tun willst Michael?", fragte Evelyn ihren Bruder nicht wirklich erfreut klingend. Dieser nickte mit einem kurzen, schwachen Lächeln gen seiner Schwester ehe er aufstand und näher zum ihm und dem Professor kam.

"Erinnerst du dich noch an diesen Typen, der die ganze Zeit irgendwas davon gelabert hat wie er der 'Sohn der Wahrheit' wäre Christian?", fragte dieser ihn nun und Christian bemerkte wie das Dauerlächeln des Professors kurz stärker wurde.

"Natürlich. Was ist mit ihm?".

Beim Gedanken an den Mann und seine Meute die ewig vor dem Hauptgebäude demonstriert und ihren Kram verkauft hatten musste er seufzen. Es war eine wirklich anstrengende Aufgabe gewesen, sie vor dem Gebäude wieder weg zu bekommen.

"Ich will, dass du ihn findest und dazu bringst, Lee zu überzeugen seinen Ganzen 'jeder kann ein Wicked sein' Kram zu glauben".

Er schmunzelte verwirrt. Welchem Zweck diente das denn? Ein Blick durch die Runde zeigte ihm, dass jegliche Blicke auf ihm lagen. Christian wusste nicht wieso, aber es verunsicherte ihn.

"Ich verstehe nicht was das bringen soll".

"Das ist auch - ", fing Michael an, jedoch stoppte Evelyn ihn.

Wollte Michael gerade sagen, dass es ihn nicht zu interessieren hatte, warum er etwas tun sollte, so zog das seine Laune nur mehr in den Keller.

Eine leichte Wut stieg in ihm auf, welche er zu unterdrücken versuchte.

Und irgendwie war es definitiv mehr als der typische Neid.

Evelyn warf dem Professor kurz einen fragenden Blick zu, woraufhin dieser eine knappe bestätigenden Handbewegungen machte und nickte. Daraufhin schaute Evelyn wieder zu Christian: "Während Einige von uns Fähigkeiten ausgebildet haben, weil unsere Eltern mit bestimmten Substanzen behandelt wurden, wie du, versuchen wir es nun schon seit einiger Zeit, dass auch Erwachsene Fähigkeiten ausbilden".

Er hatte sich selbst nie wirklich als Wicked bezeichnet. Eigentlich immer als Jungler oder wenn es sein musste als Jungle Wicked.

Mit der Fähigkeit die Gedanken von Personen zu lesen, auch wenn sein Opfer es wusste, würde er sich nicht als normaler Wicked bezeichnen. Christian war sich ja nicht einmal sicher ob man das wirklich konnte.

Wicked waren diese Leute, die Materie aus dem Nichts entstanden ließen und riesige Waffen hatten, nicht die Gedanken von Leuten lesen konnten. Die Kinder der Testsubjekte und er waren nicht wirkliche Wicked gewesen.

"Ihr wollt weiterhin neue Jungler erschaffen, auch wenn ihr mit denen die jetzt da sind noch nicht einmal ans Tageslicht gegangen seid?". Aus Reflex seufzte er und verschränkte die Arme vorm Körper ehe er sich über den Nasenrücken strich.

Das Streichen über seinen Nasenrücken half ihm nicht in eine Diskussion loszubrechen. Er brauchte so etwas vor dem Professor nicht wieder.

"Wir müssen erst wissen was die Wicked wirklich sind ehe wir damit öffentlich werden. Denken Sie an das Militär oder die Geheimdienste und was diese machen werden, wenn sie hiervon erfahren", erklärte der Professor ihm, dessen Dauerlächeln verschwunden war und ihn nun eindringlich anschaute.

Sie Vier hatten diese Diskussion schon viele Male gehalten, jedes Mal bekam er diese Antwort.

"Früher oder später müssen wir doch sowieso damit rauskommen, nicht?" - das war seine Standardantwort geworden. Er machte eine kurze Pause und sah schon wie Michael etwas erwidern wollte, doch er redete selbst weiter - "Luft anhalten Michael. Ich mache es. Wie lange laufen diese Versuche schon?".

"Nur ein paar Wochen Christian", murmelte Evelyn leise.

"Ah". Ein paar Wochen waren eine Menge Zeit gewesen und in dieser Zeit hätte viel schief laufen können.

Als neue Aufgabe setzte er es sich jedoch keiner Aufmunterungstirade von Evelyn zum Opfer zu fallen, die dazu führen würde, dass er das hier wieder vergessen sollte.

Nach sieben Jahren in denen er Sicherheitschef gewesen war, dachte er eigentlich, dass er es klar gemacht hatte, dass man ihn über jedes noch so kleine Risiko informieren sollte. Die Drei vor ihm sollten das wissen. Insbesondere der Professor, aber scheinbar hatte er sich geirrt.

Neue Jungler zu erschaffen war ein riesiges Risiko.

Christian würde jetzt nicht fragen ob man ihm noch mehr verheimlichte, er würde später einen Agenten darauf ansetzen es für ihn herauszufinden.

Er atmete kurz durch und ließ einen Mundwinkel leicht nach oben zücken: "Gibt es noch etwas?". Zu offensichtlich zu lächeln war der erste Schritt um ihnen zu zeigen, dass sie etwas falsch gemacht hatten. Evelyn warf dem Professor wieder einen fragenden Blick zu, diesmal antwortete Dieser auch: "Nein. Wir danken Ihnen Christian".

Ihnen.

Wir danken Ihnen Christian.

Diese Anrede enttäuschte ihn ein wenig.

"Sendet mir ihren Terminplan und ihre Daten oder sonst was einfach zu. Der Tag ist noch jung, sie sollte morgen mit ihm in Verbindung stehen", damit schaute er jeden im Raum noch einmal an und ging, bedacht darauf nicht zu schnell aus dem Raum zu sein.

Auf dem Gang erhöhte sich seine Schnelligkeit.

Aber wenn man aus Michaels Assistentin eine Wicked machen wollte, dann erklärte es sich vielleicht auch warum es Michael nicht zu interessieren schien, dass ihre Kleidung nicht gebügelt wurde.

Kapitel 2 - Lee


Das helle Piepen des Weckers auf ihrem Pad riss sie aus dem Schlaf.

Irgendwann würde sie das Pad aus Reflex zerschmettern.

Sie musste sich wirklich einen richtigen Wecker besorgen.

Voller Müdigkeit stand sie von ihrem Einzelbett auf.

Der Raum, den sie von JSR zum Wohnen bekommen hatte, war wirklich schrecklich gewesen.

Nicht schrecklich im Sinne von, dass der Raum hässlich gewesen war, nein, er war groß und schön gewesen wesen.

Sie hatte ihn sich nur mit zwei Anderen teilen müssen. Die Eine hatte es nie geschafft auch nur ein wenig Ordnung zu halten und Lee hatte es nicht selten gesehen wie die Mitbewohnerin in ihrer Kleidung herumgelaufen war und die Zweite hatte sie einfach schrecklich neidisch gemacht.

Jeden Abend, wenn sie in die Wohnung kam und die erste Mitbewohnerin noch nicht zu Hause war, hatte der leichte Öl Geruch der Zweiten in der Luft gehangen und Lee schmerzhaft daran erinnert, was sie hier eigentlich wollte.

Das war ihrer Tätigkeit als Ingenieurin nach zu gehen und nicht als persönlicher Sklave des Abteilungsleiters seinen Terminplan zu ordnen und ihm das Leben zu vereinfachen. Und dann dabei noch seine generelle Meinung über ihn zu zerstören.

Sie verstand aber bis heute nicht wie das passiert sein konnte.

Vor allem war jeder Versuch von ihr ein Einzelzimmer zu bekommen abgelehnt worden. Sie solle sich eine dickere Haut wachsen lassen hatte es gehießen.

Was auch der Grund war, warum sie sich eine Wohnung in der Stadt gesucht hatte. Ihre neue Wohnung war mit der Bahn fünfzehn Minuten vom JSR - Gebäude entfernt und auch wenn sie um Vieles kleiner war, so war sie um einiges Glücklicher. Selbst wenn sie eine Mitbewohnerin hatte, welche ab und zu nächtliche Besucher mitbrachte.

Ihre neue Wohnung hatte an jeder Seite der Wand ein Einzelbett, dass von ein paar Regalen umbaut worden war. Die Regale hatten Schlösser, was sie um Einiges beruhigte. Auf der anderen Seite des Raumes (die gut zwei Meter vom Ende ihres Bettes entfernt war), fand sich eine kleine Kochnische.

Wenn sie von ihrer Arbeit nach Hause kam hatte sie sich angewohnt etwas für sich und ihre Mitbewohnerin zu kochen. Sie hatte nie wirklich mit ihrer Mitbewohnerin gesprochen, was vermutlich teils auch daran lag, dass ihre Mitbewohnerin häufig außerhalb schlief oder einfach arbeitete, wann sie wieder kam.

Jedoch hatte es sich zu einer stillen Vereinbarung entwickelt, dass Lee etwas für die beiden kochte und ihrer Mitbewohnerin etwas in den Kühlschrank stellte, sodass diese später auch etwas haben würde. Im Gegenzug kaufte ihr Mitbewohnerin die Zutaten, welche Lee jeden morgen mittels Küchenzettel anfragte.

Sie vermutete, dass ihre Mitbewohnerin gar nicht kochen konnte.

Müde taumelte sie zur Kochnische und schenkte sich ein Glas Wasser ein, wieder zurück bei ihrem Nachttisch trank sie dieses mit ein paar Tabletten.

Sie hatte nie wirklich Tabletten nehmen müssen. Die Herstellung von Tabletten und Medizin war häufig sehr teuer, also hatte man sie nur im absoluten Notfall gekauft. Auch wenn es sie manchmal neidisch gemacht hatte, würde Lee sagen, dass die Morgende mit Bauchschmerzen deutlich schmerzresistenter gemacht hatten.

JSR hatte jedoch Medikamente für jeden Mitarbeiter die mögliche Krankheiten vorbeugten und täglich genommen werden mussten. Sie hatte gehört, dass es zufällige Tests gab, ob man die Medikamente einnehmen würde und wenn man es nicht tat konnte eine hohe Geldstrafe folgen.

Also machte Lee sich halt die Mühe jeden Morgen ein paar Pillen zu nehmen.

Danach ging ins Bad, welches rechts der Kochnische war.

Lee musste sagen, dass sie das an ihrer Mitbewohnerin auch mochte.

Die Dame war ordentlich.

Manchmal wurde sie nachts von den Geräuschen eines starken Übergebens aufgeweckt, aber sie hatte nie ein schmutziges Badezimmer vorgefunden.

Außerdem erfüllte es sie immer wieder mit Stolz die Dusche zu sehen.

Die einzigen beiden Male, dass Lee und ihre Mitbewohnerin wirklich gemeinsam gesprochen hatten waren, als die ersten beiden Rechnungen gekommen waren.

Die Beiden hatten sich die Rechnung damals nur knapp leisten können, danach hatten sie Vereinbarungen wegen gewissen Dingen getroffen.

Alle Geräte, welche auf der Arbeit geladen werden konnten, wurden auf der der Arbeit geladen. Das Licht blieb aus, solange es nicht wirklich notwendig war und es wurde immer geschaut, dass Wasser nur benutzt wurde wenn man es wirklich brauchte.

Als die zweite Rechnung kam war diese zwar schon deutlich niedriger, jedoch war die Wasserrechnung immer noch Recht hoch. Daraufhin hatte Lee es geschafft, die Dusche nicht nur zu reparieren, sodass man immer sofort die richtige Wassertemperatur bekam, sondern auch eine Obertemperatur einzubauen.

Es war wirklich nicht viel, aber es hatte den Beiden insgesamt Geld gespart und es hatte sie glücklich gestimmt endlich mal wieder etwas zu werken.

Nach der Dusche verriet ihr ein Blick nach draußen, dass es nicht regnete und sie öffnete das Fenster. Es war draußen noch dunkel und solange es kühl war würde etwas frische Luft nicht schaden.

Sie wusste nicht genau wieso, aber ihr Umzug schien Grant wirklich verärgert zu haben. Als sie ein paar Tage nicht mehr in ihrer alten Wohnung gewesen war hatte er ein 'ernstes' Gespräch mit ihr darüber geführt und sich beschwert wie sie die Freundlichkeit von JSR ausschlagen würde. Was das doch für eine Beleidigung wäre.

Alles was sie dazu sagen konnte war, dass sie immer noch in ihrer neuen Wohnung lebte und nun zwei Stunden Schlaf weniger bekam.

Es ärgerte sie aber, dass auf ihrem Lebenslauf 'Persönliche Assistentin' stehen würde und Lee vermutete, dass Grant das nur zu bewusst war.

Vorsichtig schloss sie ihr Nachtkästchen auf und holte eine Packung von Wachmacher Zigaretten hinaus.

Irgendwie war ihr immer klar gewesen, dass sie später einmal etwas rauchen würde. Ihre Mutter hatte immer Scherze gemacht, dass die Menge an Geld, die ihr Vater für Zigaretten ausgegeben hatte, genug gewesen wäre für ein Haus in Eden.

Eden war die Stadt für die wirklich reichen Leute.

Natürlich, war es aber nicht genug gewesen, aber es gab dem ganzen einen fahlen Beigeschmack als ihr Vater vor ein paar Jahren an Lungenkrebs starb.

Mit dem Tod ihres Vaters hatte sie das Studium abgebrochen und war in eine bezahlte Ausbildung über gegangen.

Das ganze wurde nicht besser, dass sie ihre Mutter mit dem Entschädigungsgeld in ein Altenheim stecken konnte um selbst die Arbeit hier anzunehmen. Ihre Mutter hatte nicht dort hin gewollt. Lee vermutete, dass das ihrer Mutter bewusst machte, dass sie alt war und ihre Tage bald vorbei.

Wirklich gesprochen hatte sie mit ihrer Mutter aber auch schon ewig nicht mehr fiel ihr dabei auf.

Als ihre Finger begannen unangenehm warm zu werden und sie spürte, wie die Wachmacher durch ihr Blut schossen, schnippte sie den Zigarettenstummel weg und schloss das Fenster.

Als sie sich dann die Zähne geputzt hatte begann sie sich anzuziehen. Sorgfältig suchte sie ein ordentliches Hemd aus den Schubladen und nahm sich eine zugehörige Hose.

Ihr war aufgefallen, wie Grant es nicht mochte, wenn sie Hosen trug. Heute fühlte sie sich aber irgendwie rebellisch und somit stand ihre Kleidungswahl fest.

Wieder im Bad setzte sie vorsichtig ein wenig Schminke auf.

Schminke war wirklich der schrecklichste Part ihrer neuen Morgenroutine, aber solange sich keiner beschwerte würde sie nicht mehr Zeit darin investieren als nötig.

Zuletzt griff sie sich ihre Tasche und schrieb noch ein paar Sachen für das Abendessen auf.

Dann verschwand sie aus der Wohnung. Als sie sich nun die Kopfhörer in die Ohren steckte leuchteten diese das glorreiche Ende ihres Morgens ein, denn ein Blick auf den heutigen Terminkalender zeigte ihr, dass auch heute kein einfacher Tag werden würde.

Sie mochte die Bahnen in diesen engen, neuen Städten. Vorallem da sie meistens pünktlich kamen. In den großen Städten war es meistens ein Glücksspiel ob die Bahn noch kommen würde oder ob man nicht vielleicht doch eine Bahn früher hätte nehmen sollen.

Und ob diese gekommen war, war auch eine Frage.

Erstaunlicherweise waren die Bahnen, zumindest nahe des Stadtzentrums, immer sauber. Sie war bis jetzt ein paar Mal etwas weiter aus der Stadt hinaus gefahren, meist um Leute zu eskortieren, die Grant sehen wollte, aber irgendwie kam es ihr so vor wie als hätte man sein gesamtes Budget in der Stadtmitte verbraucht.

Es war nicht so, als dass die Häuser wirklich hässlich aussahen oder es sehr schmutzig wirkte, aber im Vergleich mit einem großen Teil der Stadtmitte wirkte es einfach nur enttäuschend.

In der Stadtmitte waren die Häuser ewig hoch und alles schien zu leuchten. Die Gebäude waren ineinenander verknüpft und ganze Gebäudekomplexe konnten so quasi ein Gebäude sein. Die Geschäfte schienen den Käufer zu verhöhnen, wenn man sich die Preise ansah und ein regelrechtes Gefühl von Verwirrung kam auf, wenn Personen mit mehreren Taschen voller Klamotten aus den Gebäuden kamen.

Und das Essen erst.

Die Restaurants schienen sich immer überbieten zu müssen. In allem.

Für die ersten paar Wochen hatte sie gerne bei einem Asiaten gegessen, der ganz 'anständige' Preise hatte und sie hatte das Essen wirklich gemocht. Jedes Mal schien es wie eine Explosion von Geschmäckern zu sein.

Eines Tages schienen ein paar Gäste zum Restaurant auf der anderen Seite zu gehen und dies zog sich für einige Wochen hin. Lee war es eigentlich egal gewesen, da ein leereres Resteraunt mehr Ruhe für sie bedeutete, aber dann war ihr Restaurant plötzlich vier mal so voll gewesen.

Eine Zeit lang hatte sie mitgespielt und sich immer das leerste Restaurant der Straße gesucht, aber mit dem Konkurrenzkampf, der auch die Preise langsam aber sicher nach oben schaukelte, und ihrem Umzug hatte sie entschieden selbst zu kochen.

Aber die Restaurants waren wirklich gut.

Sie würde bald mal wieder in einem Essen gehen wollen.

Die Gasse vor ihrer Haustür war kaum einen Meter breit und Lee hasste es jedes Mal, wenn eine Person ihr hier begegnete, denn es artete meistens in ein ziemlich komisches Quetschen aus oder bescherte ihr einen ganzen Weg zurück zu ihrer Haustüre.

Heute würde das Schicksal wohl auch keine Güte zeigen.

Vor ihr bog eine große, breitschultrige Person in die Gasse ein und sie seufzte. So schludrig wie die Person lief, war sie vermutlich betrunken und Lee machte sich auf den Rückweg zu ihrer Tür um die Person einfach abzuwarten.

Sie bog gerade in ihre Tür ein, da ertönte ein lauter Knall und ein stechender Schmerz entstand in ihrer Schulter. Sie hörte ihren Schrei und bemerkte wie sie, sich die Schulter haltend, auf die Knie fiel. Als sie ein gut ein Zentimeter großes Loch in ihrem Arm sah, wo eigentlich Fleisch sein sollte schaute sie sich panisch um.

Sie sah niemanden auf der anderen Seite des Tunnel oder an Fenstern. Hinter ihr ertönte ein stumpfes Geräusch als die betrunkene Person umkippte.

Vermutlich unter Adrenalin stand sie wieder auf und eilte auf den Betrunkenen zu. Sie sah recht schnell auch bei ihm ein Loch, aber mehr in der Nähe der Achsel.

Unter Schmerzen biss sie die Zähne zusammen und holte ihr Pad aus der Tasche. Ungeschickt, da sie den linken Arm benutzten musste, aber eigentlich Rechtshänderin war, suchte sie den Notruf heraus.

Lee hatte nicht wirklich vor heute ihre zweite Leiche zu sehen.

Es klingelte nicht lange, da antwortete eine Stimme: "Jungle Police Department. Was ist ihr Notfall?".

Sie hörte sich ihre Straße ausplappern und was passiert war. Vermutlich schrie sie, denn bald schaute der erste Passant in die Straße. Ein großgewachsener, schwarzhaariger Mann kam mit besorgtem Gesichtsausdruck auf sie zu geeilt und ließ sich von ihr die Situation ins Gesicht schreien.

Daraufhin zog er den Mann aus der Gasse und sie erklärte dem Notruf die Situation. Die Frau auf der anderen Seite redete beruhigend auf sie ein und fragte ob sie auch verletzt war. Der Mann, der gerade ihren Betrunkenen aus der Gasse gezogen hatte, starrte nun erst mit mehr Erstaunen als Wider auf ihren Arm und Lee erzählte der Frau wie ihr Arm blutete, weil sie ein Loch, ein wirkliches, breites Loch in ihrem Arm hatte.

Wie als hätte man das Fleisch einfach hinausgesägt.

Lee erinnerte sich wie sie der Frau erzählte wo sie arbeitete und wie Grant wütend sein würde, weil ihre Bluse schmutzig sein würde und sie deshalb nochmal nach Hause müsste.

Jeder Schritt schien ihr schwerer vorzukommen und irgendwie kam es ihr so vor als würde die Straße wackeln als sie sich wieder auf den Weg zu ihrer Wohnung machen wollte. Das wurde nicht unterstützt, dadurch, dass sie jemand zurückhielt.

Der schwarzhaarige Mann hatte sie am anderen Arm gepackt und schien sie anzuschreien, aber seine Stimme wirkte irgendwie zu weit entfernt als dass er wirklich zu schreien schien. Er deutete immer wieder wie wild auf ihren Arm, aber die Konturen seines Gesichtes schienen zu verschwimmen, deswegen erkannte sie nicht ob er wütend war oder nicht.

Weil sie höflich erscheinen wollte, nickte sie nur.

Lee hoffte, dass der Mann nicht denken würde, dass sie unhöflich war, als ihr bewusst wurde, dass sie ein Nickerchen brauchte.

Kapitel 3 - Christian

Und er dachte er würde nie Besuch in seinem Büro bekommen. Als nun aber seine Tür aufgestoßen wurde und er noch im Hintergrund die Stimme von Agent 5 hören konnte, war es keine der Personen von denen er gerne besucht würde.

"Meine Assistentin wurde angeschossen Christian. Du hast doch nichts damit zu tun oder?", fuhr Michael ihn an.

"Doch. Warum? Ich dachte du wolltest, dass sie Sol kennen lernt", meinte er und vergrub den Blick in ein paar Dokumenten auf seinem Schreibtisch.

"Das hat aber ausgeschlossen, das meine Assistentin für Monate ausfällt, weil ein Loch in ihrem Arm erst heilen müsst".

"Dafür habt ihr inzwischen die Technologie? Ich dachte ich würde mit Agent Acht auf ewig Schweizer herstellen können".

"Schweizer?".

"Schweizer Käse Michael. Es war ein Wortspiel". Christian seufzte resigniert zur Tarnung. Es machte Spaß Michael zu nerven und vor allem nach gestern morgen hatte er das irgendwie nötig.

Tat es ihm also leid, dass das Mädchen ein Loch im Arm hatte? Nein, nicht mehr.

Denn scheinbar hatte man ihm noch mehr verheimlicht und man konnte diese Löcher wieder heilen.

Er hörte ein stumpfes Federn des kleinen, alten Sofas vor ihm als Michael sich dort hinauf fallen ließ. Er schaute nur kurz auf und sah einen entspannten Blick von ihm. Da er es sich nicht erlauben konnte wieder wütend zu werden schaute er zurück in seine Akten und überprüfte längst gelesene Zeilen nochmals.

Er würde Agent Neun auf die Mordserie der am Westende der Stadt ansetzen müssen und ihm dreizehn als Partner senden. Vier würde er damit beschäftigen, dass sie ihm alles besorgte an Projekten, welche er in dieser Firma nicht kannte.

"Ich weiß, dass du wütend bist Christian und es tut mir leid. In Ordnung? Du bist manchmal nur so - so hitzköpfig und stürzt dich Kopf über Hals in eine Sache, da hielten wir es für besser dich erst einmal nicht einzuweihen", rechtfertigte Christian sich mit einer vor Bedauern strotzender Stimme.

Er war nicht mehr so hitzköpfig, dass man ihm so etwas nicht anvertrauen konnte.

"Deine Assistentin trifft sich mit dem Mann auf einen Kaffee Michael. Mit seinem Aussehen bin ich mir sicher, dass sie bald für ihn schwärmt" - er legte eine kurze Pause ein und Michael wollte etwas erwidern, doch wie am Vortag auch schon sprach er einfach weiter - "auch wenn sie von seinem kleinen Geheimnis erfährt. Wenn sie das nicht tut, tut es mir leid für euch, aber ich hoffe ihr lernt daraus und weiht mich nächstes Mal ein, dann habe ich vielleicht Zeit und Lust mir etwas Besseres auszudenken als dafür zu sorgen, dass er sie verarztet".

Als Christian nun wirklich fertig war etwas zu sagen, schien Michael darauf zu warten, dass er doch nur eine Pause machte und sie schwiegen kurz. Christian hatte nie verstanden wie Michael so unfassbar ruhig bleiben konnte in jeder Situation. Manchmal sorgte, dass dafür dass der Mann fast emotionslos wirkte und wenn er dann wirklich wütend war oder so, wirkte es fast unnatürlich.

Die Führungsebene hatte schon immer eine lustige Sache gewesen wenn es um Emotionen ging.

Er würde sich da als den Menschlichsten beschreiben.

Michael hatte sich scheinbar entschieden einfach nichts mehr zu sagen und Christian war das Schweigen leid: "Ich erwarte jedes Projekt von dem ich nicht informiert wurde morgen auf meinem Tisch. Du kannst gehen, wenn du nichts mehr zu sagen hast".

Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem Nicken ging Michael aus dem Raum. Christian vermutete, dass Michael versuchte den Professor nachzuahmen, der ja auch mit einem stetigen Dauerlächeln und bestimmten Gesichtsausdrücken durchs Leben lief. Leider klappte das nicht so gut bei ihm, wenn man häufig mit Beiden zu tun hatte und Michael wirkte, wie gesagt, ein wenig komisch.

Nach einer guten Minute verließ auch Christian den Raum und ging durch den hässlichen, kleinen, grauen Gang. Zwei Türen neben ihm hatte Agent Vier ihr Büro.

Vor ein paar Jahren hatte es Scherze über sie gegeben, die irgendwie gemeint hätten, dass sie etwas mit dem Reinigungsroboter gemacht hätte.

Etwas unanständiges.

Und auch wenn sich das als durchaus falsch erwiesen hatte und Christian bis heute nicht wusste wie man eine so dünne Haut haben konnte, hatte sie ein eigenes Büro erbittet und kam seitdem auch nicht mehr hinaus.

Als er ihr vor zwei Jahren dann mal wieder einen Aussenauftrag gegeben hatte, hätte er nie gedacht, dass man ihn lediglich am Rechner lösen könnte, aber Vier hatte es geschafft. Vier war wirklich faszinierend.

Auch wenn ihr Fähigkeit als Junglerin war Blitze und Elektrizität zu leiten hätte er nie gedacht, dass er sie mal als Hackerin brauchte. Er hasste den Begriff Hacker, da er sich so unprofessionell anhörte, aber bis ihm jemand einen besseren nannte würde er nichts tun.

In ihrem Büro angekommen war das Einzige was ihn begrüßte Dunkelheit und ein stetiges Klackern von Tastatur. Als er zu ihrem Bürotisch schaute sah er einen vom Bildschirm angeleuchteten Kopf und schaltete das Licht an.

Es war ihm neu, dass Menschen fauchen konnten, aber scheinbar taten sie es, denn kurz nachdem das Licht angegangen war hatte Vier ein Fauchen von ihr gegeben und das Licht war wieder ausgegangen. Als er den Lichtschalter noch ein paar Mal betätigte musste er feststellen, dass Viers Elektrizitätsfähigkeit am Werk war.

"Elizabeth", mahnte er sie und das Klickern stoppte abrupt. Kurz daraufhin wurde es langsam hell. "Weißt du, dass mein eigentliches Ziel ist alle hier als normal verkaufen zu können? Du bist peinlich".

Sie kicherte kurz: "Autsch. Was gibt es?".

"Mit was beschäftigst du dich gerade?", fragte er sie und ging hinter sie um ihren Bildschirm betrachten zu können.

"Ach.. drei wollte das ich etwas für ihn herausfinde. Er will dass ich den Hintergrund zu jemanden herausbekommen" - als er sich zu ihr gesellen wollte um auf ihren Bildschirm schauen zu können, fing sie plötzlich an nervös zu werden. Es erklärte sich Christian als sie mit einem leisen 'Ich werde Drei umbringen' ein anzügliches Bild eines halbnackten Mannes verschwinden ließ - "also wie kann ich dir helfen?". Er musterte noch kurz ihren Bildschirm und war fast enttäuscht von dem langweiligen Bildschirmhintergrund.

"Ich möchte über jedes Projekt in JSR Bescheid wissen. Hacke dich in jede Datei auf welche wir keinen Zugriff haben. Ich gebe dir meine Passwörter, sodass weißt du auf was ich Zugriff habe und was nicht", flüsterte er in Richtung des Bildschirms, wusste aber, dass sie es hören würde.

"Warum?", antworte sie ihm in der gleichen Lautstärke.

"Man verheimlicht mir Sachen. Große Sachen und der Himmel vergebe es mir, aber ich kann so etwas nicht zulassen. Also musst du dich in alle Dateien hacken, die du finden kannst". Er schenkte ihr ein freundliches Lächeln, vielleicht klappte es ja bei ihm was Michael so geschickt misslang.

Vier pfiff einmal. "Ich sende dir es, wenn ich etwas Neues finde".

"Danke Liz". Damit verschwand Christian aus dem Raum und suchte sich Dreis Schreibtisch. "Ich habe dir Vier weggenommen. Brauchst du Hilfe?", fragte er Drei und klopfte ein paar Mal auf dessen Tisch um seine Aufmerksamkeit voll und ganz zu gewinnen.

"Danke, aber nein. Noch bin ich nicht so verzweifelt", erklärte Drei ihm und würdigte Christian nur eines kurzen, genervten Blickes. Mit einem Seufzen und einem weiteren Klopfen verließ Christian den Mann dann auch wieder und ging wieder auf sein Büro zu.

Auf dem Weg dorthin wurde ihm jedoch klar, wie wenig er sich auf neuen Schreibkram konzentrieren würde und machte vor seiner Tür eine 180° Wendung und verließ die Abteilung. "Ich habe mein Pad dabei falls etwas sein sollte. Bin in zwei Stunden wieder da", rief er wahllos in den Raum hinein ehe er die Aussentüre verschloss und die Betontreppen in den höher gelegenen Gang betrat.

Als leise ein unregelmäßiges Schnaufen an seinen Ohren ertönte beschleunigte er seinen Schritt und zückte seine Waffe. In diesem Abschnitt des Gebäudes gab es keine Kameras, da man es nicht riskieren konnte, dass einer der Jungler beim Benutzen seiner Fähigkeiten gesehen wurde. Es sorgte aber auch dafür, dass man in diesem Bereich des Gebäudes eine gewisse Paranoia entwickelte was komische Geräusche anbelangte.

Diese Paranoia bezeichnete er als gerechtfertigt als er in rot 'Ihr könnt nicht ewig so weitermachen' an der Wand geschrieben sah. Darunter lag zusammengesackt eine schweratmende Gestalt.

Christian eilte zu ihr und legte sie vorsichtig auf die Seite. "Ich brauche einen Krankentransporter und ein Forensikteam sofort bei meiner Position. Sofort!", letzteres schrie er nochmal mit Nachdruck in das Kommunikationsgerät.

Er kannte die Person nicht.

Er sah auch keine Wunden.

Aber der Person ging es wirklich nicht gut zu gehen, also musste er etwas dagegen tun.

Fast sofort eilten Schritte hinter ihm die Treppe hoch und er sah Drei. Drei wurde von einer Person im weißen Kittel gefolgt.

"Was ist passiert?".

Kapitel 4 - Lee

Ihr Kopf brummte als Lee langsam die Augen öffnete.

Ein seichtes Kichern ertönte als sie ein schmerzvolles Stöhnen von sich gab. Lee versuchte die Quelle des Kicherns auszumachen und war milde überrascht als sich herausstellte, dass ein Arzt die Quelle war.

"Habe ich im Schlaf geredet?". Sie schloss die Augen wieder, da es ihr viel zu anstrengend vorkam sie offen zu halten. Vermutlich lallte sie auch ein wenig, aber es interessierte sie nicht wirklich.

"Ein wenig. Nicht viel und noch nicht lange", offenbarte der Kittelmensch ihr, welcher zu ihr zu laufen schien, da seine Stimme lauter wurde.

Lee vermutete, dass der Kittelmensch ein Er war. Die Stimme ließ doch ganz gut darauf schließen. "Habe ich peinliche Kindheitsgeschichten ausgepackt?".

"Nein. Nicht wirklich. Sie haben nur begonnen sich bei unfassbar vielen Leuten zu entschuldigen. Ich hätte es aufnehmen sollen, damit sie es ihren Kontakten senden können".

Sie lachte trocken. "Tut mir leid".

"Schon gut. Es war nebenbei in Ordnung, dass sie bewusstlos geworden sind. Sie haben wirklich eine ganze Menge Blut verloren".

Sie kniff die Augenbrauen zusammen und begann vorsichtig die Augen zu öffnen: "Dann waren Sie da?".

"Ich habe sie aus der Gasse gezogen, als sie wieder zurück nach Hause wollten um ihr Hemd zu ändern. Sie hatten Glück, dass ich rein zufällig Arzt bin", erklärte der Mann ihr und sie konnte das Schmunzeln fast aus seiner Stimme hinaushören.

Der Mann sah anders aus als in ihrer Erinnerung. Statt schwarzer, glatter Haare, hatte dieser nun fast blonde und lockige Haare und seine Statur wirkte weniger groß und muskulös. Sie erinnerte sich außerdem nicht daran, dass der Mann einen Bart und eine Brille trug.

Arzt. Dann musste der Mann wohl aus einer guten Familie kommen. Sie beneidete ihn darum. Ein Medizinstudium war wirklich teuer. Lee fragte sich ob sie ihrem Kind jemals ein Medizinstudium ermöglichen könnte.

Vielleicht wenn sie es schaffte diesen Sekretärinnen - Job weiter durch zuziehen. "Wie geht es dem Anderen angeschossen?".

"Er erholt sich bald".

"Und meine Schulter?".

"Ihre Arbeit bietet Ihnen eine wirklich faszinierende Krankenversicherung. In ein paar Tagen werden Sie nach JSR verlegt. Vermutlich können die sie da dann in ein paar Wochen wieder auf die Beine bekommen".

"Hat jemand von meiner Arbeit angerufen?".

"Ein gewisser Mister Grant wollte wissen wie es Ihnen geht und wie lange Sie wohl ausfallen würden. Er wünscht Ihnen gute Besserung".

Lee schmunzelte. Wunderte es sie, dass sie damit eigentlich nicht gerechnet hätte? Hoffentlich würde es sie nicht ihre Arbeit kosten.

"Danke für ihre Hilfe".

"Ich mache nur meinen Job". Seine recht harsche Antwort schien nicht mit dem leichten Lächeln auf seinem Gesicht zusammen zu passen. "Kann ich mich vielleicht mit einem Kaffee in Zukunft einmal bedanken oder so?", fragte Lee ihn nach einer kurzen Stillepause.

Er musterte sie kurz. "Ich habe eine Verlobte".

Sie stockte auf diese Antwort kurz.

Bitte?

"Und ich will mich lediglich bedanken". Seine Antwort stimmte sie ein kleines wenig wütend.

"Der Zeit entsprechend könnte ich uns vielleicht zwei Tassen holen gehen", antwortete er ihr mit einem kleinen Schmunzeln. Ihr Blick wanderte zum Fenster und die Dunkelheit überraschte sie, aber sie nickte ihm zu.

Daraufhin verschwand der Mann aus dem Raum.

Ich habe eine Verlobte.

Tat ihr doch leid, wenn sie sich entschuldigen wollte. Lee atmete tief ein und aus. Während ihrer Arbeitszeit mit Grant hatte sie viel Schlimmeres erleben müssen, so etwas konnte sie doch nicht aus der Fassung bringen.

Sie fragte sich ob es Morgens oder Abends war.

Eigentlich vermutete, sie dass es Morgens war. Es würde mehr Sinn machen, wenn man sich ihre biologische Uhr anschaute. Andererseits fragte sie ob Ärzte schon so früh nach ihren Patienten schauten.

Vielleicht hatte sie einfach zu laut geredet.

Vorsichtig versuchte sie sich aufzusetzten, kippte jedoch dabei fast nach rechts um als ihr Arm in seiner Bewegung zurück gehalten wurde. Ein Blick auf ihre rechte Seite zeigte ihr, dass man eine blaue Stütze um ihren Arm gepackt hatte und sie versuchte es nochmals sich aufzusetzen.

Da sie nun wusste, dass sie sich nicht auf ihren rechten Arm verlassen konnte gelang ihr das auch.

Sie mochte Krankenhäuser eigentlich nicht.

Ihre Eltern hatten nie viel Geld gehabt. Sie würde meinen, dass ihre Mutter immer Recht gesund gelebt hatte, doch als ihr Vater gestorben war hatte das schon wehgetan.

Ihre Gedankengänge wurden unterbrochen als der Arzt wieder ins Zimmer kam und ihr eine Tasse Kaffee hinhielt. Lee nahm sie etwas ungeschickt mit dem linken Arm entgegen. "Wie heißen Sie eigentlich?".

"Sol Brown".

Unsicher was sie darauf antworten sollte nahm sie einen kleinen Schluck vom Kaffee. "Dieser Kaffee ist fantastisch", kam es aus ihr heraus ähnlich wie bei ihren reflexiven 'Wows'. Sie hatte bis heute nicht gelernt so etwas unter Kontrolle zu bekommen.

"Finden Sie?". Wieder schmunzelte der Mann. Lee kam sich unter seinem Blick wie ein kleines Kind vor, dass viele erste Momente erlebte.

"Ja. Ich trinke normalerweise keinen Kaffee, da er in meiner Heimatstadt immer ekelhaft geschmeckt hat". Der Gedanke an das bittere, heiße Wasser aus Bower ließ ihr einen seichten Schauer über den Rücken gleiten.

"Woher kommen Sie?".

"Bower. Das ist eine gute Stunde von Central entfernt".

"Dann muss Jungle eine vollig neue Erfahrung sein und ein ziemlicher Sprung nach oben oder?". Wieder das Schmunzeln.

"Auch wenn ich nicht weiß wie ich ihn mir verdient habe".

Sol schaute sie fragend an.

"Ich bin eigentlich Ingenieurin, aber irgendwie bin ich hier als Sekretärin gelandet". Das Schmunzeln wurde zu einem seichten Lachen: "Dann sind sie die Sekretärin von Grant?".

"Persönlicher Sklave trifft es auch ganz gut".

Sein Lachen wirkte viel natürlicher als sein stetiges Schmunzeln. "Was ist so lustig daran? Ich will auch mitlachen", fragte sie ihn und startete einen kurzen Versuch ihm mit der rechten Hand in die Schulter zu boxen, bis sie wieder von ihrer Stütze zurückgehalten wurde.

"Jungle ist so unfassbar renommiert. Es ist doch faszinierend wie sowas mit Jobs auf einer so hohen Ebene passieren kann".

"Es ist für mich auch immer noch ein Mysterium".

In Wahrheit hoffte sie irgendwo, dass es keine Verwechslung gewesen war. Lee ertrug den Gedanken nicht einer Person, welche wirklich für diesen Job geschaffen war und es eigentlich geschafft hatte ihn zu bekommen, die Arbeit wegzunehmen.

Trotzdem wäre sie zehnmal lieber Ingenieurin geworden.

Während einer weiteren Konversation erzählte Sol ihr, dass seine Familie zwar aus Jungle kommen würde, seine Eltern aber auch nicht sonderlich viel Geld hatten. Es war ihm nur dank eines Stipendiums von JSR möglich gewesen Arzt zu werden und im Prozess hatte er wohl Grant auch ein paar Mal kennengelernt.

Beide tauschten ihre Meinungen über den Mann aus und es stellte sie irgendwie nicht zufrieden, dass ihre Meinung über Grant viel besser war als die Sols.

Deswegen versuchten sie das Thema zu wechseln. Wie sich herausstellte arbeitete Sols Verlobte in JSR als Biologin und die Beiden hatten sich während des Studiums kennengelernt. Lee stellte fest wie lustig sie es fand, dass jede zweite Person die sie kannte bei JSR arbeite, auch wenn es eigentlich eine so begehrte Einrichtung war.

Sie mochte das Gefühl sich so elitär zu fühlen, auch wenn sie hoffte, dass das nicht hinauskam während sie mit Sol sprach.

Sol kam ihr sehr bodenständig vor. In Bower hatte die allgemeine Meinung gegolten, dass alle Ärzte Ausbeuter waren, im Gespräch mit Sol kam ihr diese Meinung kindisch vor, vielleicht hatte sie aber auch einfach einen Boni wegen ihrer Arbeitsstelle.

Diese Idee verbat sie sich aber und redete sich ein, dass sie die Menschen um der Menschen Willen kennen lernen sollte.

Ein paar Freunde würden ihr hier keineswegs schaden.

Vielleicht würde sie ja irgendwann Zeit für welche finden.

Und wer weiß wie sie sich in den nächsten paar Wochen vielleicht langweilen würde.

Kapitel 5 - Christian

"Was meinst du damit, dass das nicht sein Blut ist?".

Sein Atem ging schneller als er es eigentlich sollte. Erst als Christian mit einem kleinen Agententeam durch die dunkle Wohnung lief wurde ihm bewusst wie lange er so etwas schon nicht mehr getan hatte. Seine Finger krampften sich um die scharfe Waffe und er musste aufpassen nicht versehentlich den Auslöser zu betätigen. Bei jedem kleinen Geräusch stoppte die Gruppe gleichzeitig und ging dann in Richtung des Geräuschs.

"Es ist nicht das Blut unseres Opfers, sondern dass von Agent Sieben".

Die Wohnung war erstaunlich kalt. Dafür, dass es eine Wohnung am Rande der Stadt war hatte sie eine verdammt gute Kühlung. Der Lichtkegel der Lampe an seiner Waffe bildete das einzige Licht, dass er hatte und verlieh allem nicht gerade einen angenehmeren Anblick.

"Hatte das Opfer das Blut von Agent Sieben an sich?".

Zimmer für Zimmer ging das Team die Räume durch. Zimmer für Zimmer fanden sie nichts und er begann sich zu fragen ob Elizabeths ihnen vielleicht eine falsche Wohnung gesagt hatte oder Sieben schon lange nicht mehr hier war.

"Nein. Unser Opfer erlag lediglich eines Schlaganfalls wegen einer chronischen Krankheit die es schon seit Jahren zu haben scheint. Wir können uns daran machen es zu heilen, wenn Sie das wünschen".

Er wünschte sich, das es so gewesen wäre als er im letzten Zimmer Sieben dann auf einem Stuhl sitzen sah. Für einen Moment fürchtete er um ihr Leben und eilte zu ihr vor. Sie konnte nicht tot sein, er durfte keine Agenten verlieren.

"Es ist das Mindeste was wir tun können".

Als er sie berührte fing sie an in Schmerzen zu schreien. Ihr Kopf wand sich in alle Richtungen. Erst wie als wollte sie gähnen, später abrupt wie als würde sie ihn gegen eine Wand schlagen. Ihr Hände waren auf dem Rücken des Stuhls zusammengebunden worden und ihre Beine waren mit den Stuhlbeinen verbunden, sodass der Kopf das Einzige war, dass sie bewegen konnte. "Ich brauche ein Beruhigungsmittel!", schrie Christian Drei an.

Bitte ging es Sieben gut. Warum aber der Zivilist?

Drei reichte ihm ein Mittel und er initiierte es Sieben. Nach ein paar letzten Schreien sackte sie in sich zusammen und Christian sah kurz darauf wie eine rote Flüssigkeit aus ihrem Bein zu fließen begann. Er war erst verwirrt, ehe er bemerkte, wie es Blut war.

War es eine Mahnung, dass man sich der Öffentlichkeit zeigen sollte, weil man vielleicht Menschen mit solchen Krankheiten helfen konnte? Wie sehr es ihn aufregte gerade keine Überwachungskameras dort gehabt zu haben.

Die Flüssigkeit lief wie Wasser und viel zu schnell für Blut.

Er würde mit der Leitungsebene darüber sprechen müssen.

"Drei. Sie blutet. Ich brauche einen Verband!", rief er Drei über der Schulter zu. Von der Situation überrascht presste er erst seine Hand auf die Wunde, ehe er es mit einem notdürftigen Druckverband versuchte. "Ich glaube das hält jetzt ein wenig. Wir müssen sie zu JSR bringen".

Aber erst musste er Sieben finden.

Vorsichtig hob er sie vom Stuhl hoch und schickte zwei Agenten vor, welche den Gang sichern sollten, sodass er sie einfach hinaustragen könnte.

"Zehn? Drei? Wo seid ihr?", fragte er nach ein paar Minuten. Wieso dauerte das so lange?

Es beunruhigte ihn, dass keiner sofort antwortete. Dreis Antwort beunruhigte ihn noch mehr: "Boss" - es folgte eine längere Pause - "Ich habe Zehn umgebracht". In Schock griff er Sieben fester und rannte durch die Gänge Richtung Ausgang. Kurz vor dem Ausgang sah er Drei über einer Person stehen.

Schon von weitem sah er wie Drei zitterte und kurz darauf auf den Knien zusammensackte. "Ich brauche ein medizinisches Team hier! Sofort!", schrie er in sein Kommunikationsgerät und rannte gen Drei und Zehn.

An der Person angekommen legte er Sieben auf dem Boden ab und erkannte, dass es definitiv Zehn war der dort am Boden lag. In dessen Brust fand sich ein Dolch und seine Augen waren vor Schreck geweitet. Die Hände und Beine lagen abgestreckt von Körper entfernt.

Er musste es gar nicht mal prüfen um zu wissen, dass Zehn tot war.

Christian schloss die Augen und blinzelte ein paar Schocktränen weg ehe er auf die Knie neben Zehn fiel. "Was ist passiert?", verlangte er unter zusammengebissenen Zähen zu hören. Mit zittriger Hand schob er Arme und Bein an Zehns Körper und schloss ihm dann die Augen.

Drei antwortete nicht.

"Was ist passiert?!", schrie Christian ihn nun an: "Ich will eine verdammt gute Erklärung hören Abraham!".

Drei weinte leise vor sich hin, doch sagte nichts. Mit keinerlei Motivation noch gewollter Anstrengung griff er sich Handschellen vom Gürtel und legte sie Drei an. "Ich glaube nicht, dass du ihn töten wolltest Abe, aber ich brauche eine Erklärung".

Vermutlich stand Drei unter Schock.

Als er leise Sirenen zu hören begann eskortierte er Drei aus dem Gang. Christian verstand nicht warum ausgerechnet einer seiner Agenten kommen musste als er Drei übergab: "Sperr ihn in eine unserer Zellen. Ich möchte, dass du ein Treffen unter den Agenten und der Leitungsebene zusammen rufst".

Dann atmete er tief durch: "Das medizinische Personal kommt mit mir mit".

Sein Agent führte Drei verwirrt ab und Christian spürte wie sein Körper zu zittern begann. Das musste doch alles gerade ein Traum sein. Im Gang angekommen versuchte er keinen Blick auf Zehn zu richten: "Jemand muss Agent Zehn wegbringen".

Jemand aus dem medizinischen Personal schien verstanden zu haben, denn er hörte wie ein Totentransporter beansprucht wurde, dann zeigte er auf Sieben: "Schaut ob sie irgendwas im Blut hat oder so. Sie schien starke Aggressionen zu haben als sie wach war. Passt auf, dass sie sich nicht selber weh tun kann". Das medizinische Personal schien wieder verstanden zu haben, denn Sieben wurde aus dem Gang getragen.

Vorsichtig kniete er sich zu Zehn hinab.

Ob Zehn ähnlich ausgerastet war wie Sieben? Er wusste, dass Drei niemals jemanden aus dem Team umgebracht hätte, wenn er gewusst hätte was er tat. Also war Drei vielleicht ausgerastet? Er verstand noch nicht was mit Sieben losgewesen war, aber sollte das Gleiche mit Drei oder Zehn passiert sein, wie könnte er Drei dann wirklich böse sein?

Er wollte Drei böse sein.

Jemand aus seinem Team war tot.

Er wusste, dass seine Bilanz mit einem Toten in sieben Jahren sehr gut war, aber irgendwie hatte er gedacht, dass er es schaffen könnte, dass nie einer seiner Agenten sterben müsste. Christian würde sich lieber selbst ins Kreuzfeuer werfen.

In Wut schlug er gegen die Wand und seine Sicht wurde verschwamm unter Tränen.

Zehn war ein engagierter Mann gewesen. Er war kaum jünger als Christian selbst, trotz allem verbesserte das die ganze Sache nicht. Wie sollte er das Zehns Familie erklären können? Zehns blonde, kurze Haare kamen unter dem schwarzen Helm kaum zum Vorschein.

Wie sollte er das seinem Team erklären? Zehns lebendige, blaue Augen würden sich nie wieder von selbst bewegen.

Würde sein Team ihm noch vertrauen?

Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht als eine Hand sich auf seine Schulter legte. Christian erkannte, dass der Totentransport gekommen war und nickte einmal angebunden, ehe er sich ohne einen Blick auf den Transporter umdrehte und den Gang verließ.

Verdammter Scheiß.

Erst die vorenthaltenen Projekte, jetzt Sieben, der Zivilist und Zehn? Was hatte er getan um so eine Faust Karma ins Gesicht geschlagen zu bekommen?

Die Luft vorm Gebäude kam ihm stickig vor und er zog hastig die Rüstung aus, welche er in seinen Wagen pfefferte. Hier hatten sie zu dritt noch gesessen.

Aber jetzt würden sie es nie wieder tun.

Wie sollte er das Jackson und allen erklären?

Er hätte die Sache mit Sieben eigentlich sofort melden sollen, stattdessen aber hatte er sich sofort auf die Suche nach ihr machen müssen. Man würde ihm wieder anhängen wie impulsiv und hitzköpfig er doch wäre, obwohl es das gar nicht gewesen war. Jedoch war es eigentlich egal, schließlich war Zehn tot. Ob es anders ausgegangen wäre, wenn er es sofort gemeldet hätte?

Christian bezweifelte, dass sein Team ihm das nicht vergeben konnte. Er zweifelte nur mehr daran, ob die Führungsebene ihm das gleiche Vertrauen nochmal schenken konnte.

Beim Gedanken an das Thema Führungsebene und Vertrauen pfefferte er die Türe des Wagens fester zu als er es erst eigentlich wollte.

Ob es anders ausgegangen wäre, wenn man ihm mehr Vertrauen geschenkt hätte? Hätte er die Motivation des Ganzen vielleicht schon erkannt?

Würde er trotzdem an sich zweifeln?

Er hoffte, dass er die Motivation schon erkannt hätte, wenn er alle Projekte kennen würde, denn gerade gab es ihm einen Sündenbock, welchen er brauchte um sich konzentrieren.

[...]

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