Namenloser Teil

"Auf meine Tochter!".

"Auf Lee!". Das Klirren von 89 Gläsern hallte durch den ausgeschmückten Saal. Ich wusste damals noch nicht, dass das hier meine Zukunft sein würde. Als fünfjährige weiß man so Einiges noch nicht.

Es war ja auch nicht so als wäre ich das stätige Protzen in gemieteten Sälen nicht gewohnt gewesen. Damals hatte ich nicht verstanden, dass mein Vater ein durch und durch nach Stolz hungernder Mensch war. Mein fünfjähriges Ich hätte niemals sehen wollen, dass er doch eigentlich eine so traurige Gestalt war.

Ihr Vater war ein wirklich entfernter Nachkomme eines Leiters. So weit entfernt, dass nicht mehr klar war ob es ein Rechts Leiter war oder eine Regierungswache. Natürlich hatte er stets mit Letzterem geprahlt.

Lee schätzte ihr Gesellschaft als Ständegesellschaft ein. Auch wenn es nicht so genannt wurde. Eigentlich wäre ihre Gesellschaft vermutlich eine Diktatur, aber durch ihre Geschichtslehren hatte sie mit diesem Begriff immer so etwas Schlechtes verbunden. Unterdrückung der Freiheiten und solche Dinge.

In ihrer Gesellschaft war das aber nicht so. Alle schienen glücklich und zumindest so weit versorgt, dass jeder einigermaßen gute Aufstiegschance hatte.

Trotz allem gab es gewisse Dinge, die sie als unfair beschreiben würde.

Ihr Gemeinschaft wurde von 12 Herrschern geleitet. Zwei Personen, welche jeweils einen wichtigen Teil der Gesellschaft überwachten. Es gab das Militär, die Forschung, das Gesundheitswesen, die Versorgung und das Recht. Neben den beiden Regierungswachen waren sie die angesehensten Mitglieder der Gesellschaft. Sie verwalteten jeweils ihren Zweig der Gesellschaft.

Die beiden Regierungswachen waren nur noch dazu da, damit man für den Notfall eine oberste Stimme hatte. Trotzdem waren sie die angesehensten Personen der Gesellschaft.

Und was hatte Lee im Alter von fünf Jahren geschafft?

Sie hatte es geschafft an eine Schule zu kommen in welcher die baldigen Herrscher ausgesucht wurden. Nunja, die Erwählten.

Die Erwählten waren diejenigen, welche einspringen würden wenn einer der Herrscher sterben sollte.

Und sie hatte nun die besten Chancen eine davon zu werden.

Auch wenn die besten Chancen immer noch klein waren.

Es war nicht mehr unmöglich.

Aber selbst wenn boten ihr diese Schule eine sichere und erfolgreiche Zukunft. Auch wenn man nach dem Abschluss der Schule nicht in den Kreis der Erwählten aufgenommen wurde, so war man trotzdem ein Mitglied des - wie sie es nannte um zur Ständegesellschaft zurück zu kehren - zweiten Standes.

Der erste Stand im Konzept der Ständegesellschaft waren also die Herrscher und Erwählten. Der zweite Stand bestand aus den wirklich Reichen und direkten Nachfahren der oben genannten. Der dritte Stand war kein wirklicher Stand mehr, da ging es nur noch darum wie viel Geld und Prestige man hatte und je mehr, desto höher war man.

Es war recht simpel.

Wie als hätte man es ihr ins Gedächtnis eingebrannt hatte ihr Vater sie damals in die Arme genommen und hochgehoben, hatte mit einem breiten Lächeln darüber gelacht, dass seine Tochter das geschafft hatte, was er sich nur erträumt hatte.

Aber ihr Vater war ein falscher, bemitleidenswerter Mann glaubte sie.

Für Lee war dieses Lächeln über die Jahr hinweg nicht mehr geworden als ein Lachen darüber sich nun einer wirklich guten Zukunft bewusst zu sein. Sie hatte so erst nicht denken wollen, wirklich nicht. Aber wenn man Jahre lang lernte den Leuten nicht zu vertrauen und sie zu durchblicken erkannte man wohl die wahren Intentionen der Leute.

Und sie hatte ihren Vater als eine solche Person gedeutet.

Dankbar über seinen Goldesel.

Deswegen stimmte es sie auch glücklich, dass ihr Vater nach dem Tod ihrer Mutter keine neuen Kinder bekommen hatte. Lee wollte nicht, dass eines ihrer Geschwister so etwas durchleben musste.

Sie hatte das Falsche dahinter erkannt, wenn er sagte, dass sie ein Kind des Friedens wäre. Sie war die Sicherheit nach 20 Jahren Krieg ihn in einer Gesellschaft durchzubringen in welcher man nun ehrlich und ehrgeizig sein musste.

In einer Zeit in der alles passieren konnte, weil die Gesellschaft sich erst wieder ordnen musste.

Sie konnte ihren Vater nicht ausstehen.

"Wir bedauern es zutiefst ihnen mitteilen zu müssen, dass die Leiterin des Rechts Meredith von uns gegangen ist. Möge sie wieder zu einem Teil unserer Erde werden. Der Erwählte Richard ist an ihre Stelle getreten um unser Land zu leiten. Wir wünschen ihm alles Glück. In Folge dessen bitten wir Lee Harris ins Büro der Leitung", ertönte nun 15 Jahre später aus den Lautsprechern der Schule.

Lee spürte wie sich die Augen sämtlicher Mitglieder der Kunstgeschichts - Stunde auf sie hefteten. Ihr Atem ging ruhig. Keiner schenkte ihr Applaus. Warum auch? Sie hatte ihnen gerade die wichtigste Möglichkeit überhaupt weggeschnappt.

Hatte sie doch oder?

Wie in einer Trance fing sie an ihre Materialien einzupacken ehe sie ihre Tasche schulterte und aufstand. Dem Professor, welchen sie erst seit Beginn des Jahres hatte, stand ein stolzes Lächeln ins Gesicht geschrieben. "Viel Glück Miss Lee", ermutigte er sie als sie an ihm vorbei kam um den Raum zu verlassen.

Ihr Lächeln sah vermutlich halb so anmutig aus wie es sonst war und diesem und einem Nicken in Richtung des Professors verließ sie den Raum. Es überraschte sie ein wenig als sie die Mengen an Köpfen sah, welche aus den Türen der Räume schauten und sie verdutzt anstarrten.

Beim Anblick der vielen, unbekannten Gesichter schulterte sie ihre Tasche nochmals und verbesserte ihre Haltung. Ohne einem Gesicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken und ohne ihre Nervosität zu sehr durchscheinen zu lassen ging sie den Gangg entlang.

Lee war jedoch bewusst, dass man ihre Nervosität vermutlich sowieso sehen konnte und das störte sie. S

[...]

Ich mag diese Idee. Aber irgendwie habe ich sie nie weiter geführt.

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