imaginary friend

Hast/Hattest du einen imaginären Freund? Schreib etwas über ihn. Wenn du keinen hast, erfinde dir einen.
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'Freunde. Was sind das für Wesen?', denkst du.






Du sprichst es aber nie aus.











Du glaubst nicht an diese spezialle Bindungen zwischen zwei sympathisierenden Menschen, wie es alle um dich herum aussehen lassen möchten.











'Das sind doch nur zweigesichtige Schauspieler', denkst du.











Für dich ist Freundschaft, etwas das zum Überleben in dieser miesen Gesellschaft erforderlich ist. Etwas, das aus sozialem Druck entsteht. Etwas, das für den Eigennutzen dient.











Du brauchst sowas nicht. Denn du bist stark.










Und doch...










Wieso fühlst du dich dann so einsam?
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"Hör auf mich zu verfolgen", meinst du schliesslich zu dem jungen Menschen neben dir auf der windstillen Strasse.

Die Person war ungewöhnlich. Anders als die Leute in deiner gewöhnlicher Umgebung. Die Person war ganz in gräulicher und trüber Farbe. Auch hell, wie ein Engel ohne Flügel und Heligenschein. Ein Engel mit stalkerischen Vorzügen jedenfalls.
Du braucht mehr Informationen über ihn. Aura.
Genau, du musst dessen Aura lesen, um ihn zu durchschauen. Wie du es bei allen anderen gemacht hast. Und deren Farben dir ganz und gar nicht gefallen haben. Fernhalten.
Jetzt lies. Lies seine Aura. Durchschaue ihn.

Die Person sieht dich jedoch überrascht an.
Du wiederspiegelst dich selber in dessen Augen.

Wieso?

"Ich verfolge dich nicht.", antwortet es überzeugt.

Wieso siehst du keine Farbe?
Wieso besitzt seine Aura keine Farbe?

"Ach?", hakst du nach.

Keine Antwort. Du kannst es nicht durchschauen. Undurchsichtig. Wie ein Nebel, das das sichbare verdeckt und versteckt. Sich mysteriös macht.

"Wer bist du eigentlich und was willst du von mir?"

Ein Auto fährt im Hintergrund vorbei. Es ist mild-warm. Du bist auf dem Weg nach Hause, hast aber nichts vor. Es interessiert sich ja niemand für dich.

"Ich bin niemand.", "Ein Niemand für alle, aber ein jemand für dich."

Eine grau gestreifte Katze huscht auf der anderen Strassenseite vorbei.

"Wie soll ich das verstehen?"
"Schaffst du schon", es grinste.

"Wie heisst du?"
"Nenn mich wie du willst. Was passt den zu mir?", statt mich anzuschauen, blickte es sich die Umgebung an.

Stille. Du solltest es einen Namen geben? Hat den die auralose Person auch nicht mal einen Namen?

Dein Gehirn arbeitet. Es sortiert dein Kenntnis über Namen aus. Dein Gehirn sortiert die best passendsten Antworten aus. Es braucht ne Weile.
Doch dein Instink war schneller. Ein Name fällt dir ein, über den du zufällig mal gestolpert bist.

"Nihar... ",
"...Der Name beschreibt dich perfekt. Es ist wie eine Malerei. Eine Malerei zu einem Namen, ja." antwortest du und meinst es ehrlich. Kein anderer Name beschreibt diese merkwürdige Person besser und klingt dabei auch noch melodisch.

Die Person lächelt unerwartet.

"Wirklich? Ich möchte jetzt lieber nicht nach der Bedeutung des Namens fragen", sagte Nihar mit sarkastischem Unterton. Du musst ein Kichern zurückhalten.

Nihar fasst dich dann an deinem Ärmel und zieht dich mit sich.

"Komm, ich zeig dir was"
"Ich muss aber nach-"
"Du bist doch immer zuhause. Darfst auch gerne mal die Welt draussen sehen."

Ihr macht einen Spaziergang. Zuerst geht ihr zu einem Kinderspielplatz. Zwei Kinder spielen im Sandkasten. Ihr beide blödelt viel herum, rutscht rücklings die Rutsche runter, schaukelt um die Wette und spielt dann mit den Kindern. Ihr alle vier backt dabei Sandkuchen für euer neues Restaurant. Ihr lacht ziemlich viel und müsst euch dann von den Kindern verabschieden.
Dann geht ihr zu deiner Schule. Widerwillig folgst du Nihal. Er zeigt dir die kleinen Sprüche auf der Schulhauswand, die du übersehen hattest.
"Hier steht; I'll never be what you see inside
You say I'm not alone, but I am ähm p, p- petrified
You say that you are close, is close the closest star?
You just feel twice as far, you just feel twice as far."
Autsch, du kannst dich sofort mit dem Text identifieren. Du weisst was das heisst.

"Ja, und was willst mir damit sagen? Das ist Vandalismus", sagst du noch im Konflikt mit deinen eigentlichen Gedanken.

"Es ist glaub ein Zitat aus einem Lied. Ich fands einfach schön." Nihar verschränkt die Arme hinterm Kopf.

Auf dem Pausenplatz sind noch einpaar Leute da, um Fussball zu spielen. Nihar schafft es wieder dich dazu zu bringen das ihr mit anderen Leuten spielt. Die anderen freuen sich, dass ihr mitspielen möchtet. Zwei aus deiner Parallelklasse sind zugegeben überrascht, weil sie dich sonst immer zurückgezogen erleben.
Ihr spielt. Und lacht. Lacht aus. Du fällst runter. Wirst dreckig. Nihar kann noch akzeptabel spielen. Zugegeben, das Spiel entwickelt sich zu etwas ganz lächerliches. Und zugegeben, du bist echt ne Niete im Spiel, aber es macht Spass.

Ihr macht mit den Leuten eine Revanche ab, um eure Niederlage zu tilgern.

Es geht weiter in die Innenstadt. Ihr schlendert durch die Strassen deiner Stadt. Ihr sieht viele Kleiderläden und Restaurants. Bänke und Cafés. Zwei Bücherläden und Büros. Ihr setzt euch in dem nächsten Fastfood Restaurant hin und isst was. Dann beginnt Nihal aus heiterem Himmel zu fragen;

"Was willst du einmal werden?"

Immer diese blöde Frage. Immer wieder gleich blöde Antworten darauf. Von wegen Ärztin, Lehrerin, Architektin, Künstlerin oder Lektorin. Oder das berühmte Ichweissesnicht. Du wolltest keine Ärztin, Lehrerin oder Ichweissesnicht werden. Du wolltest dir keine Gedanken über die Zukunft machen. Du wolltest dir und deiner Umgebung aber auch keine Sorgen zu bereiten, deswegen tischst du erwartete Antworten auf.

Nihar bemerkt dein Zögern.

"Weisst du was ich werden will?

Ich will einfach glüchlich werden.
Der bestbezahlte Job bringt mir auch nichts, wenn ich nicht glücklich bin. Ich will jeden Moment des Lebens geniessen, sobald mir die Zeit dafür ausreicht"

Du bist erstaunt. Macht sich den Nihar denn keine Gedanken über mögliche Hindernisse?
So wie du?
Du denkst nicht wie Nihar. Du lebst nicht im Moment, du versuchst nicht, dich selber glücklich zu machen und du geniesst das Leben nicht.
Du lebst in deinem Kopf und steckst da fest. Du verpassts das Leben. Du versuchst erst gar nicht mit anderen gut klar zu kommen. Du hast kein Spass. Du weisst alles immer besser.
Deine Seele ist alt und verschlossen.

Deine Gedanken schreien dich an.

Du fasst deine Stirn schmerzvoll an.

"Geht's?", Nihar ist besorgt.

"..."

"... Danke Nihar.", sagst du leise.
Du erwartest ein verwirrendes Gesicht, aber Nihar lächelt. Wieder. Sein warmes und sanftes Lächeln. Es gibt nichts zu sagen.

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Einpaar Monate vergingen wie im Flug. Ihr habt viel miteinander unternommen. Viel auch mit anderen unternommen. Es gibt sogar ein Mädchen mit der du dich brilliant versteht. Du hast wieder Motivation. Du wirfst deine kalte Maske weg. Du hast es geschafft. Du bist glücklicher. Auch dank Nihar.

Du stehst vor deinem Spiegel. Siehst dich an. Sammelst neuen Mut für einen neuen Tag.

Im Spiegel siehst du Nihar hinter dir.
Sein Spiegelbild wird schwächer und flackert wie eine Kerze, die kein Brennstoff mehr hat. Du drehst dich um und gehst mit vorsichtigen Schritten zu ihm. Nihar hält dir seine Hand hin, die wie eine Fata Mogana verschwindet und im nächsten Bruchteil der Sekunde wieder da ist. Du willst es berühren, doch deine Hand geht hindurch. Da ist keine Materie.

"Nihar, wer oder was bist du?", fragst du leise.

"Falls du es noch nicht bemerkt hast..."

"...Ich bin ein Wunsch. Dein Wunsch."

Wieso? Und wieso flackert er? Wieso verschwindet er immer mehr?

"Geh nicht"

"Ich bin hier", er zeigt auf deinen Kopf, "Und hier", er tippt auf dein Herz.

Du beginnst zu verstehen. Du schaust rauf und schenkst ihm ein Lächeln, ein zustimmendes, ehrliches Lächeln.

Bevor Nihar sich gänzlich von deinem Sichtfeld auflöst, sagt er noch;

"Ein Wunsch, der in Erfüllung gegangen ist".
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