Jerry B. Jenkins 13 Schritte zum Bestseller


Jerry Bruce Jenkins ist ein amerikanischer Autor und Biograph, hat über 190 Bücher in über 40 Jahren geschrieben und wurde von Amazon als einer der Autoren mit höchstem Stückzahlverkauf in den letzten 10 Jahren ausgezeichnet. Er schreibt Liebesromane, Krimis, Kinder-Abenteuer und Sachbücher und hat einiges an Erfahrung, die er unter anderem auf YouTube mit anderen Menschen teilt. 

Es gibt keinen schnellen Weg zum Bestseller und auch sicher nicht die eine goldene Regel. Aber es gibt Tipps und Tricks, um näher an dieses Ziel zu kommen. 

Folgende 13 Schritte stammen aus einem seiner Videos und ich möchte sie hier für euch zusammenfassen und ein wenig aus eigener Erfahrung ergänzen. 

1. Lege deine Schreibumgebung fest. 

Autoren können überall schreiben. Manche schreiben in der Bahn mit hunderten Menschen um sie herum und Lärm in ihren Ohren. Manche ziehen sich in ein dunkles Zimmer zurück und wieder andere können erst ihren Fingern freien Lauf lassen, wenn sie mitten in der Natur sitzen und die Luft in ihren Haaren spüren. 

Es geht hier also nicht darum, was die perfekte Umgebung ist, denn das kommt ganz auf die individuelle Person an. Was aber ein jeder Autor in Betracht ziehen sollte, ist, dieses "ideale" Umfeld festzulegen und die Gewohnheit zu formen, so oft wie möglich an diesen Ort zu kommen, um dort zu schreiben. Wenn du immer wage mit dem Ziel herumläufst, einfach zu schreiben, aber du weder Zeit noch Ort dafür festgelegt hast, ist es viel schwieriger, es auch wirklich zu tun. Außerdem ist unser Körper und unser Geist ein Konstrukt aus Gewohnheiten und du wirst merken, dass je öfter und länger du an deinem festgelegten Ort schreibst, desto leichter wird es dir fallen, in einen Modus von Konzentration und Produktivität zu fallen, um zu schreiben. 


2. Arrangiere deine Schreib-Werkzeuge

Viele unterschätzen, wie wichtig es ist, alles beisammen zu haben, wenn man beginnt zu schreiben. Es kann unglaublich viel Zeit verloren gehen, die Konzentration wird unterbrochen, wichtige Ideen entschlüpfen dir, während du nach einem Post-It Zettel, nach dem Spitzer oder Radiergummi oder einer bestimmten Notiz suchst. 

Werde dir bewusst, was du brauchst, wofür und ordne es sauber an deinem Arbeitsplatz, sodass du keine Gehirnleistung verschwenden musst, alles zusammen zu suchen. Das geht von Notizen, über Schreibmaterialien, über Ladekabel und Maus bis hin zu Inspirations-Elementen. 

3. Zerlege dein Projekt in kleine Stücke und Schritte

Ein Buch zu schreiben, kann sehr einschüchternd sein. Viele von uns haben unglaublich tolle Geschichten in ihren Köpfen, die Charaktere sind alle benannt, die Idee steht, das Ende ist bereits entwickelt. Aber noch nichts ist aufgeschrieben. Weil man immer das 300 - 500 seitige Endergebnis vor Augen hat. Der einfachste Schritt, das zu ändern, ist ein einziges Wort zu schreiben. Nimm dir die Tastatur oder den Stift und schreibe einfach den Namen deiner Hauptperson auf. Niemals wirst du es jetzt dabei belassen. Ganz natürlich kommt der Drang, nun doch "wenigstens" noch die Namen der anderen wichtigen Charaktere aufzuschreiben. Dann nimm dir vor: einen Satz. Entweder fängst du gleich mit dem ersten Satz des ersten Kapitels an oder du schreibst einen Satz zur Hintergrundgeschichte eines Protagonisten. 

Ein Buch besteht nicht aus einer Geschichte. Ein Buch besteht aus einer Seite nach der anderen mit einem Wort nach dem anderen. Nimm dir keine drei Kapitel vor. Nimm dir vor, den ersten Absatz zu schreiben. Dann nimm dir vor, den nächsten zu schreiben. 

Dein Denken in dieser Art zu verändern, macht dich unausweichlich produktiver. 

Wichtig: nichts ist in Stein gemeißelt! Der erste Satz war mies? Egal! Mit jedem Wort, das du schreibst, übst du. Kein Wort ist umsonst. 

Dieser Punkt fällt mir selbst persönlich schwer, sein Mindset grundlegend zu ändern und die Art und Weise, an Dinge heran zu gehen, ist nicht immer einfach und es kann einige Zeit benötigen. 


4. Stütze dich auf deine größeren Idee. 

Was ist damit gemeint? Es muss ein Buch wert sein. Heutzutage ist der Buchmarkt so überflutet mit Geschichten und Themen, dass es schwer ist, aus der Masse herauszustechen. Es muss ein großes Konzept sein, etwas, das Aufmerksamkeit auf sich zieht. Als Beispiele nennt Jenkins "How to win friends and influence people" von Dale Carnegie oder "Harry Potter" von J.K. Rowling (hust, leider eine TERF - googelt das mal). Das eine Konzept ist groß, bedeutend und tiefgreifend. Im Fantasy-Genre bedeutet Größe die Einzigartigkeit, das Nie-Da-Gewesene, das World-Building.

Ich hoffe, ihr versteht, was gemeint ist. Wenn du möchtest, dass eine größere Anzahl von Menschen auf dein Buch aufmerksam werden soll, dann muss es etwas sein, das groß genug ist, um dich aus der breiten Autorenmasse herausheben kann. 

Das bedeutet nicht, dass die x-ste Liebesgeschichte nicht auch Größe aufweisen kann. Stelle dir die Frage: Was unterscheidet mein Buch von der Masse? Warum ist das Schicksal meines Liebespaars bedeutender, als das aller anderen?

Jenkins fragt: "Wie weißt du, dass deine Idee groß genug ist?" Seine Antwort: Wenn sie hängen bleibt. Wenn sie, immer wenn du deinen Freunden oder deiner Familie darüber erzählst, sie wächst und bedeutender wird. Wenn sie sich nicht nach 40 Seiten erschöpft hat. 

5. Konstruiere deine Outline.

Das bedeutet nicht, dass spontanes Schreiben schlecht ist. Stephen King beispielsweise schreibt meistens, um herauszufinden, was passieren wird. Er weiß es vorher noch nicht, sondern die Story entwickelt sich während des Schreibens ganz natürlich. Aber selbst der spontanste Autor braucht eine ungefähre Idee, wohin her will. Auch wenn diese Outline sich auf einem A4 Blatt zusammenfassen lässt. Es ist wichtig, das Grundkonzept deines Romans in einem Satz zusammenfassen zu können. Eine Synopsis zu haben. Erst das erlaubt es dir, frei zu schreiben oder den Plot auszuarbeiten. Und wenn du dann im Verlauf merkst, dass du mit deiner Geschichte eigentlich ganz woanders hin möchtest: Ändere die Outline! Die Outline soll nicht einschüchtern und ist auch nicht das Non-Plus-Ultra. Sie dient dir und nicht du ihr. 


6. Setzte dir einen Zeitplan fürs Schreiben und stelle Deadlines auf. 

Nur einer in 100 Autoren schafft es, Deadlines einzuhalten. Gerade viele beginnende Hobby-Autoren haben Probleme mit Produktivität und Vorwärtskommen. Weil ihnen keinen Verlag im Nacken sitzt, der ihnen eine Deadline aufstellt. Also stelle dir die Deadline selbst auf und sieh sie als heilig und unumstößlich an. Teile deinen Freunden, deiner Familie oder deinen Lesern mit, wann diese Deadline ist, um den Druck zu erhöhen. Teile dir deine Zeit ein, wie viele Seiten möchtest du schreiben, wann sollen sie fertig sein und wie viele Wörter pro Tag musst du schreiben, um die Deadline einzuhalten? Lege einen Kalender an, wähle dir ein bestimmtes Zeitfenster, das fürs Schreiben reserviert ist. Oft musst du fürs Schreiben anderes opfern. Deinen Lieblingsfilm oder einen Spieleabend. 

Aber jeder Autor sollte sich fragen: Wie sehr will ich das? Wie viel bin ich bereit zu geben?

7. Nimm die Recherche ernst. 

Leser merken es sofort, wenn du von etwas keine Ahnung hast. Egal ob es zeitliche Geschehnisse und historische Prozesse sind oder die verschiedenen Materialien und Gewichte von Materialien oder das Wissen über Währungssysteme oder Sprachen. 

So viele Autoren unterschätzen das Gewicht dieses Aspekts in der Qualität ihres Endergebnisses. Ich habe unzählige Action-Szenen und Kampf-Szenen gelesen, indem die simpelsten biologischen Funktionen des Körpers ignoriert wurden, sei es realistischer Blutverlust, Geschwindigkeiten, Sprunghöhen, Verwesung von Leichen.. 

 In deinem Roman geht es um emotionalen Missbrauch, Manipulation, Liebe? Studiere die psychologischen Grundprinzipien, wie denken Menschen, wie handeln sie, warum handeln sie so? Es geht um einen Ritter? Studiere unterschiedliche kriegerische Systeme, Rüstungen, Aufgaben, Hürden. 

DO YOUR RESEARCH. Auch wenn es endlos viel Zeit in Anspruch nimmt. Das ist es wert.


8. Schreibe einen unwiderstehlichen, reader-first, Einstieg.

Das ist wahrscheinlich für niemanden etwas neues, deswegen werde ich wohl auch nicht detailiert darauf eingehen, warum. Es ist selbstverständlich, dass der erste Satz bei über 95% aller Leser darüber entscheidet, ob er weiterlesen möchte oder nicht. Der erste Satz muss deinen Leser an deine Geschichte fesseln wie einen Drogenabhängigen. 

Es gibt 4 Grundprinzipien für den Einstieg:

- überraschend

- dramatisch

- philosophisch

- poetisch

Und wenn ich das mal hier sagen kann: Der poetisch Einstieg ist so schrecklich ineffektiv und trotzdem so übernutzt, dass ich es fast in 85% aller Bücher und über 95% aller Wattpad-Bücher sehe. Diese typischen Sätze "Die Wolken waren schwer und dunkel, ein schauriges Heulen jagte durch die Luft und die Bäume bogen sich unter der tosenden Kraft des Sturms wie Geknechtete. Der Mond leuchtete eiskalt in der klirrenden Nacht." Blablabla. Diese semi-poetischen Naturbeschreibungen sagen nichts übe dir Story, sie tragen kein Versprechen, keine Spannung. 

Gute Beispiele, die Jenkins nennt: "Es war ein strahlend kalter Tag im April und die Uhr schlug dreizehn." (überraschend). Hier werden keine lyrischen Abenteuer erkundet, um die Beschaffenheit des Aprils zu poetisieren, nein der Satz kommt auf den Punkt: Die Uhr schlägt dreizehn. Dreizehn? Es geht doch nur bis zwölf! Was soll das? Warum? Und zack, der Leser ist am Haken. 

Oder: "Sie erschießen das weiße Mädchen zuerst." (dramatisch) Also, wenn das kein erster Satz ist, der dich ans Buch fesselt, weiß ich auch nicht. 

Was bedeutet "Reader-first"? Es ist das Prinzip, dass du dein Fokus immer auf dem Leser liegt. Schreibe nicht für dich, nicht für die Geschichte, den Lektor oder den Markt. Sieh dein Buch nicht als deine Erzählung an, sondern an das best-möglichste, emotional fesselndste, unvergesslichste Werk, das dein Leser bekommen kann. 

9. Fülle dein Buch mit Konflikt und Spannung. 

Und zwar auf jeder. einzelnen. Seite. Spannung und Konflikt ist wahrscheinlich DAS zentrale Element, warum man Bücher liest. Warum man das Buch zu Ende liest.  Baue diese Spannung so oft es geht ein. Der Protagonist muss von A nach B kommen, aber etwas läuft nicht ganz wie geplant, zwei Charaktere unterhalten sich, aber unter ihnen brodelt ein grundsätzlicher Persönlichkeitsunterschied. Deine Figur übt den Schwertkampf. Aber jemand sieht zu. Es ist nur eine Übung, aber da ist der Druck, nicht zu versagen. Die Figur isst zu Mittag, aber sorgt sich dabei um etwas, was bald eintreffen wird. 

Schon mal von Murphy's law gehört? Was ist das schlimmste, was passieren kann? Lass es eintreffen. 

Aber nicht zu vergessen: auch positive Spannung: Aufregung und Erwartung. Hoffnung. Mut zu einer Entscheidung. 

Tipps zum Einbauen von mehr Spannung und Konflikt werde ich bald in einem Kapitel behandeln.

10. Bringe deinen inneren Kritiker während des Schreibens zum Schweigen. 

Das Schreiben ist zum Schreiben da. Es ist die Phase, in der du deinen Finger freien Lauf lässt, die Idee in Wörter umsetzt, die Story aufbaust. Wenn du nach jeden Satz innehältst und überlegst, wie der Satz vielleicht besser klingen könnte, dann wird der Perfektionist in dir niemals zulassen, dass du vorwärts kommst. Auch ein Großteil der Freude geht dabei verloren. Du kannst bei spontanen Einfällen deine Änderungen in Klammern oder anderer Farbe einfügen, aber erst frühestens einen Tag später verbessern. 

Es benötigt einige Stunden, Tage, manchmal Wochen, bevor man zum eigenen Editor werden kann und einen gewissen Abstand zum Geschriebenen erreicht hat. 

Ja, du darfst brutal korrigieren, alles umändern, einbauen und umkrempeln. Aber erst DANACH. In einer Überarbeitungsphase. 

11. Gib nicht auf während des mittleren Marathons. 

Jenkins beschreibt den "marathon of the middle", die Phase in deinem Buch, wo du meist schon etwas über die Hälfte geschrieben hast und plötzlich von Selbstzweifeln überrannt wirst. Wird das Buch gut? Was mache ich hier? Alles ergibt keinen Sinn! Vielleicht sollte ich es lassen...

Jenkins hat über 190 Bücher geschrieben und hat diese Phase jedes einzelne Mal erlebt. 

Da muss man durch. Und zwar nicht nur musst du diese Phase überleben, sondern du musst in ihr gedeihen und über dich hinaus wachsen. Das sind die 100 Seiten, die du nie genau durchdacht hast, diese Füller-Handlung, die dich zum ersehnten Ende bringt. Hier ist die Zeit, um zu glänzen, kleine Treppenstufen mit genug Power einzubauen, um deinen Leser zur Klimax deiner Geschichte zu führen. 

12. Schreibe ein vollendetes, bedeutungsvolles Ende. 

So viele Autoren sind so glücklich, das Buch fast fertig zu haben, dass das Ende zu schnell  hingebatzt wird, nach dem Motto: "Und dann war er besiegt und alle waren glücklich und zufrieden." 

Dabei ist ein gutes Ende fast so bedeutend wie ein guter Anfang. Hierbei ist wichtig, den Unterschied zwischen Plot und Story zu wissen. Am Beispiel vom Herr der Ringe: Der Plot sind die Dinge, die "passieren", aus der die Geschichte aufgebaut ist. Aufgabe, Wanderung, Ziel. Der Plot ist zu Ende, als der Bösewicht besiegt ist und Frieden eingekehrt ist. Aber die Story beinhaltet all das Dazwischen: Die Charaktere, die Emotionen, die Freundschaften, die inneren Motive und Ziele der Figuren. Im Herr der Ringe gibt es im letzten Teil ganze vier Enden. Das Kriegsende, die Hochzeit, die Rückkehr und dann das entscheidende Ende: Das Ende der Story, wenn die Last und Schuld von Bilbo abfällt, nachdem der Ring endlich zerstört wurde, den er zuvor nicht geschafft hatte, zu zerstören. Damit schließt seine Charakter-Entwicklung  ab, seine emotionale Reise. Erst in den letzten Sekunden des Films lächelt er, während in all den 15 Minuten davor, während schon längst das Ende des Plots gefeiert wird, kann er sich nicht dazu durchringen. 

Ein Ende ist das letzte, was der Leser lesen wird und es sollte so eindrucksvoll sein, dass sich der Leser noch lange lange danach an diese eine Stelle in deinem Buch erinnern wird. Auch ein aufgelöster Plot-Twist soll nicht einfach im Raum stehen bleiben, sondern zu einem würdigen Abschluss gebracht werden. 

13. Werde zu deinem eigenen grausamen Editor. 

Das ist ein Punkt für ein eigenes, ausführliches Kapitel, aber es soll gesagt sein: 

Das Überarbeiten, Kürzen, Streichen, Logik-Fehler entdecken ist wohl das, was dein Buch ausmacht. Ein Buch kann danach ein völlig anderes sein. Wenn du dafür einen Editor bezahlst, lesen die Leser fast in allen Fällen das Werk eines anderen. Ein Editor ist brutal. Er streicht ganze Doppelseiten, eliminiert Charaktere oder Plot-Teile und staucht dein Werk zusammen, bis nur noch der innerste, goldenste Kern deines Werks übrig bleibt. 

Es klingt brutal, aber ist meistens der Schlüssel zu den besten Elementen deiner Geschichte. Erst wenn du radikal über deinen Plot hinwegfegst, legst du die Edelsteine unter dem Sand frei. 


Das war es soweit! Wir sehen uns bald in der nächsten Lektion ;)

Falls ihr das alles noch einmal aus dem Mund von Jenkins hören wollt: Das Video heißt "How to write a book: 13 Steps from a bestselling author"




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