Prolog von @Blauzahn7

Ich saß schweigend da. Die Kälte kroch durch meinen Körper und es schien Ewigkeiten zu dauern. Ich weiß nicht, wie lange ich wartete oder auf was ich wartete, aber eines wusste ich. Mein Herz klopfte wie wild. Um mich herum war es düster. So düster wie der Tod. Und das war es ja in einer Weise auch. Es war mein Tod. Und das danach. Ich saß hier in der Unterwelt und herauskommen würde ich nicht. Ich saß hier im Hades und ins Elysium kommen würde ich nicht. Ich wusste, wohin ich kommen würde. Nicht auf die Felder der Verdammnis. Ein so schlechter Mensch bin ich nicht gewesen. Ein guter aber auch nicht. Meine Vergangenheit ist alles, was mich jetzt noch bestimmt, den eine Zukunft habe ich nicht. Alles, was ich jetzt noch erleben würde wäre, denjenigen zuzuschauen, denen es im Elysium gut geht und auch denen, die auf den Feldern der Verdammnis bestraft werden. In alle Ewigkeit. Stimmen drangen zu mir. Sie waren kühl und gefühllos. Von irgendwo her und doch von nirgendwo her. Vielleicht existierten sie auch nur in meinem Kopf. Ich stand auf und sah mich um. Nichts. Kahle Felswände ragten um mich herum ins dunkle Nichts, wo der Himmel sein sollte. -Wo bin ich hier?- die Frage schwirrte in meinem Kopf herum wie eine lästige Mücke. -Wo bin ich hier?- Ich lief und lief. Ich lief einfach und um mich herum waberte der Nebel. Ich konnte nicht sehen was dahinter lag und irgendwann schloss ich die Augen. Es fühlte sich gut an. Ich konnte mir den Wald vorstellen, durch den ich damals gelaufen war. Irgendwann zusammen mit Rune und dann nur noch zusammen mit Rune. Bis zu dem verhängnisvollen Tag, an dem unser Schicksal besiegelt wurde. Ich betete für ihn. Für mich betete ich nicht, wusste ich doch schon damals, was mich hier in der Unterwelt erwarten würde. Für ihn betete ich, das er etwas besseres bekommen würde, als er verdiente. Ich regte damals noch Hoffnung. Ich regte die Hoffnung, dass er auch hier landen würde, aber dann hätte ich ihn gefunden. Denn ich habe ihn immer gefunden. Früher. Etwas nasses berührte meinen Fuß. Meinen nackten Fuß und obwohl ich noch immer nicht wusste, wo ich war wusste ich, dass ich meine Schuhe vor langer Zeit verloren und nie wiedergesehen hatte. Oder ich hatte sie jemanden gegeben, wenn es jemanden hier gab. Das Nass schmiegte sich an meinen Fuß und als ich zögernd noch einen Schritt vortreten wollte sah ich eine Gestalt im Augenwinkel aufblitzen und erschrak. Mein Fuß rutschte auf den nassen, kantigen Kieseln aus, auf denen das Wasser ruhte und ich fiel vorwärts um. Ich riss reflexartig eine Hand vor und wollte mich abfangen, doch ich war zu langsam und knallte auf den Boden. Als ich wieder aufblickte und mir das Wasser aus den Augen wischte sah ich eine Gestalt am Rande des Wassers stehen und mich Wortlos ansehen. Ich wollte etwas sagen, doch wusste ich, dass ich es nicht konnte. Der Geist sah mich an, als wolle er mir etwas sagen oder mich etwas fragen, egal was es war, nun wusste ich wieder, wo ich mich befand. -Die Asphodelenfelder.- Dachte ich und wollte etwas spüren, wollte Bestürzung empfinden oder sogar Erleichterung, doch da war nur diese leere, die da war, seit ich hier war und da sein wird, bis in alle Ewigkeit. -Das ist die Wirkung des Ortes. Hier gibt es keine Emotionen und alles ist einem Gleichgültig. In alle Ewigkeit.- Ich richtete mich auf und drehte mich wieder zum Geist um, doch er war nicht mehr da. An der Stelle, an der der Geist vermutlich verschwunden war kräuselte sich der graue, schwere Nebel noch leicht. Ich drehte mich wieder zurück und betrachtete die Stelle, an der ich gestürzt war. Nichts. Kein Gefühl. Kein Zeichen davon, das ich gefallen war. Die Kiesel lagen so natürlich und kantig unter dem Wasserspiegel das man meinen könnte, dass sie seit Millionen von Jahren bereits dort liegen. Ich wollte mich gerade wieder umdrehen und im düsteren Nebel verschwinden, den ich doch den rauen Kieseln bevorzugte. Doch dann sah ich ihn. Unsere Blicke verschmolzen miteinander und etliche Sekunden lang schien es als würde die Zeit still stehen. Mein Blick wanderte über seinen nackten Körper zu seinen Füßen, die auf Glasscherben standen und voller Risse und Blut waren und ich... spürte nichts. Gleichgültigkeit. Dann holte es ihn ein. Ein Dreiköpfiger Hund aus der Unterwelt und Rune begann wieder zu rennen. Hinter ihm eine Spur aus Blut und der freudig kläffende Dreiköpfige Hund, der sich auf eine erneute Verfolgungsjagd freute. Rune blieb immer mal wieder an den Kakteen hängen die seinen geschundenen Oberkörper aufrissen und in für das bestraften, was er tat, als er noch lebte. -Die Kugel- dachte ich und wandte mich ab, um im grauen Nebel zu verschwinden. -Wegen mir.-





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