Schreibblog: Kampfszenen - my way (11.06.23)

Dieses Thema greife ich auf den Vorschlag von Kitaranreader hin auf.

Kampfszenen sind für mich persönlich in meiner Schreiblaufbahn sehr wichtig geworden. Deswegen glaube ich, dass es ein Thema ist, zu dem ich etwas sagen kann und will.
Das meiste positive Feedback, dass ich beim Schreiben bekommen habe, bezog sich auf die Kampfszenen oder Action. Und dann habe ich angefangen, immer wieder eine Schippe draufzulegen. Längere kämpfe, mehr Handlungen pro Absatz, höherer Powerlevel, also mehr Dinge die durch die Luft fliegen oder zerstört werden.

Basically wie Dragon Ball, lmao.

Deswegen sehe ich meine Kämpfe mittlerweile als eine Art "Markenzeichen" für meinen Stil. Ich kann mir kaum noch vorstellen, etwas zu schreiben, dass keine Action beinhaltet. Außer vielleicht irgendwelche belanglose Comedy.

Immersive lore, tiefe Charaktere oder krasses Worldbuilding ist nicht selten auf Watty. So gerne, wie ich die Qualität der meisten WattPad-Bücher belächle, muss ich zugeben, dass die meisten Konzepte und Ausführungen zweckdienlich oder gut sein können. Wenn wir mal komplette Failfiction außen vor lassen.

Was allerdings selten ist, sind - zum Beispiel - Schwertkämpfe, die mehr als drei Hiebe beinhalten, beziehungsweise, wo zehn Hiebe nicht einfach in einem einzigen Satz als "klirrendes Gefecht" zusammengefasst werden. Nur so als Beispiel.
Daran ist übrigens nichts auszusetzen, es erfüllt nur offensichtlich einen anderen Zweck als meine Kampfszenen.

Wie bei jedem Schreibblog möchte ich hier nochmal darauf hinweisen, dass ich ein Amateurautor bin, der weder Literatur noch sonst etwas studiert hat. Ihr dürft mir gerne widersprechen oder mir sagen, dass ihr andere Prioritäten setzen würdet. Es ist vollkommen normal, dass jeder einen eigenen Stil hat. Ich bin keine Autorität über qualitativ hochwertige Literatur.

Dazu habe ich offensichtlich zu wenig Votes, Reads und Selbstachtung.

Alles klar.

Dann zurück zum eigentlichen Thema:

Für mich setzt sich ein Kampf aus 3 Hauptfaktoren zusammen. Ich versuche, diese 3 Punkte immer zu erfüllen, so gut ich kann (es sei denn, ich will antiklimaktisch sein)

Diese Punkte sind:

Impakt - Das Gefühl, wenn der Kampf vorbei ist

Antizipation - Die Spannung, und das Gefühl, dass etwas auf dem Spiel steht

Choreographie - Die Bewegungen, das Timing, das Momentum und die Reaktionen der Kontrhenten; die tatsächliche Handlung

So. Diese Punkte sind sehr vage in ihrem Anwendungsbereich und bedeuten auf den ersten Blick sehr offensichtliche Dinge.

Natürlich sollte ein Kampf mich etwas fühlen lassen.

Natürlich soll der Ausgang eines Kampfes spannend bleiben.

Natürlich müssen die Bewegungen cool sein.

Nur, wie bekommt man das hin? Woran erkennt man gute Kampfszenen?

Sehr gute Fragen. Für die ich nicht wirklich gute Antworten habe. Ungewaschener Amateur und so.

Aber, um wieder etwas ernst zu sein, es gibt keine klaren Antworten, weil jeder Autor und jeder Leser andere Prioritäten, andere Erwartungen und andere Vorlieben hat.

Und die objektiven Faktoren, die es gibt, beherrsche ich nicht auf einer professionellen Ebene. Es gibt bestimmt eine literaturwissenschaftliche Erklärung, warum manche Kämpfe besser geschrieben sind, als andere. Aber davon verstehe ich nur die Oberfläche. Ich könnte mehr tatsächliche Literatur hier einbringen, aber das verfälscht vermutlich meine Perspektive. Ich habe während ich den Großteil von CC geschrieben habe nach Bauchgefühl geschrieben, und ich werde diese Grütze hier auch nach Bauchgefühl erklären. Ihr seid alle alt genug, selbst zu googlen.

Okay. Genug selbstabwertung, um die Erwartungshaltung der Leserschaft zu senken, damit ich gleich pseudointellektuell wirke, während ich mir Zeug aus den Fingern sauge, während ich so dahinschreibe.

Gott, mein Humor ist so stumpf.

Ich kann vielleicht nicht viel...

Aber: ich kann Beispiele bringen, meine Denkweisen damit vergleichen und dann mein persönliches Fazit daraus ziehen. Damit sieht alles gleich viel authentischer aus.

Und weil ich besonders lustig bin und Chaos City im großen und ganzen die Schriftform eines Shonen-Manga ist, vergleiche ich meine Gedanken mit anderen Shonen-Manga.

Ich fresse Scheiße gegen professionelle Mangaka. Oder professionelle Autoren. Oder gegen Katzen, die über die Tastatur laufen. Aber hey, ich werde versuchen mich zu rechtfertigen.

Wird das ein Spaß.

Fangen wir mal an mit "My Hero Academia".
Einer der Punkte, über den sich, als ich noch aktiv Teil des Fandoms war, relativ häufig beschwert wurde (bezogen auf die Action), galt immer der Art, wie Kämpfe beendet wurden.

In Hero Aca enden die meisten Kämpfe, wenn einer der Kontrahenten seinen "special move" macht. Der ganze Kampf wird auf den "Impakt", den Klimax reduziert. Um Spoiler zu meiden, beziehe ich mich auf die erste Staffel, auf eine Szene, die man sogar im Opening sehen kann.

All Might vs. Nomu.

Der Kampf besteht mehr oder weniger aus
>Die Schüler werden von Schurken überfallen
>Die Schüler sind in Panik
>Die Lehrer tauchen auf
>Der Nomu taucht auf, speziell um All Might zu besiegen
>Mehr oder weniger nutzloser Kampf, weil der Nomu gegen die Angriffe immun sein sollte.
>Böser Monolog
>Allmight schlägt den Nomu mit seinem Special Move 3000 mal und katapultiert ihn durch die Decke und gewinnt

Und so laufen (laut Fandom) die meisten Kämpfe.

Jemand ist in Gefahr, ein Held kommt, ein zu starker Bösewicht kommt, der Wichtigste Charakter in der Situation besiegt diesen Bösewicht mit seinem besten Angriff.

Antizipation ist gut, Impakt ist meisten Geschmackssache. Choreographie geht meistens unter. Statt in den wirklichen Kampf geht die Kreativität mit den Superkräften eher in Design oder in den Monolog zum Flexen.

Funktioniert aber. Einen Kampf mit dem Big Bang und einer coolen,dynamischen Pose zu beenden ist so zufriedenstellend und impaktvoll, dass es der "Goldstandard" für Shonenkämpfe ist.

Zweites Beispiel, das große Gegenstück: Dragon Ball (Z/Super)

In Dragonball dreht sich alles um Choreographie und Antizipation.

Jeder special move in Dragon Ball hat Kult-Potential.

Jeder kennt Kame-Hame-Ha. Aber aucb Angriffe, wie der Finalflash, Genkidama etc. sind sehr wiedererkennungswürdig. Das herumteleportieren, die flackernden Lichter von den Auras und den Ki-Explosionen. Alles reines Adrenalin.

Nur, dummerweise, sind die Kämpfe kaum mehr als das. Irgendwie.

Ich meine, dass die Erde zerstört und die Menschheit ausgerottet wird ist definitiv ein hohes Risiko...

Aber weil Dragon Ball so ist, wie es nun mal ist, weiß man, dass niemals etwas schlimmes passiert. Man weiß letztendlich, dass Son Goku 'ne neue Haarfarbe bekommt und gewinnt.

Impakt und "Spannung" sind eigentlich keine Faktoren, die herausgefordert werden. Was allerdings sehr zufriedenstellend ist, sind die bereits aufgezeigten Angriffe und Combos. Die Choreographie.

Wie und mit welchen neuen Kräften Goku am Ende gewinnt, ist das, was man sehen will. Eine neue Kame-Hame-Ha mit dem Durchmesser von Belgien, die eine Schneis durch Raum und Zeit schlägt, wird vom Gegner durch einen Neonroten Karateschlag zerteilt und löst sich in winzige Funken auf. Leute stehen auf sowas. Weil große Laserexplosionen nun mal ziemlich cool sind.

Aber was bedeutet das jetzt für Chaos City, welches ja (unter anderem) von beiden Beispielen inspiriert ist?

Es bedeutet, dass ich mich an beiden Pools bediene.

Mike vs Bradford, Kapitel II.

Der Kampf besteht zum Großteil daraus, dass Mike treffer einsteckt, aber auch pariert und zurückgibt. Beide Kämpfer sind roh und verlassen sich auf reine Kraft, wo Bradfors weit überlegen scheint, weil er riesig und muskulös ist. Durch die Reaktionen der Charaktere und Beschreibungen der Umgebung weiß der Leser, dass die Schläge, die hier ausgeteilt werden, übermenschlicher Natur sind. Somit zeigt die Choreographie hier, dass der Kampf auf einem hohen, sehr gefährlichen Niveau spielt. Wir haben zwei sture Holzköpfe, mit genug Kraft Gebäude zu zerstören, die aneinander prallen. Und das erzeugt ein klares Bild.

In Sachen Antizipation kann man sehen, dass hier verschiedene Dinge auf dem Spiel stehen. Ganz nach dem Vorbild von Hero Aca geht es in dem Kampf darum, einen schwächeren Freund zu schützen. Dazu kommt noch, dass Mike ein Anfänger ist, der sich noch keinen Respekt verdient hat. Der Leser weiß, dass Mike schwach sein sollte. Er hat immerhin schon einmal verloren. Er hat kaum gezeigt, dass er etwas besonderes ist.
ABER: man will, dass er gewinnt, weil er sympathischer ist, als Bradford und weil er seinen Freund schützt. Es entsteht eine Situation, wo ein Sieg wünschenswert, aber nicht selbstverständlich ist. Dies sorgt bestenfalls für Spannung

Impakt: hier kommt der letzte Teil der Choreographie zum Ausdruck. Mikes Angriff auf die Weichteile Bradfords.
Und dieser Finisher erklärt so einiges über die Charaktere und über den Kampf, den sie geführt haben. Wir sehen jetzt, dass Mike sich nicht vor unehrlichen Angriffen scheut, was Simn macht, weil hier zwei Rücksichtslose individuen kämpfen. Außerdem ist dieses Ende bestenfalls lustig und aufheiternd. Man assoziert Mikes Sieg mit Humor und Erleichterung, dass er seinen Stolz und seinen Freund retten konnte. Außerdem manifestiert es jetzt, dass der Verlierer/Leistungslose Mike einen positiven Beweis für seine Stärke hat. Der Sieg war sowohl glaubhaft, als auch bekräftigend.
Wenn meine Einschätzungen richtig sind, sollte dieses Ende Mike sowohl sympathischer, als auch "zuverlässiger/stärker" wirken lassen.

Und ich weiß, wenn ich es so erkläre, dann glaubt man es eher, weil es logisch Sinn macht. Und ich habe die anderen Beispiele mit Absicht ins negative Überdramatisiert, um meinen Punkt zu verdeutlichen.

Ich könnte auch über Timing, Satzbau etc reden, und wie es den Lesefluss innerhalb eines Kampfes beeinflusst, aber das würde den Rahmen dieses Kapitels wohl sprengen. Es ist ehrlich gesagt auch nicht so wichtig, wie die 3 Eckpunkte der Kampfszene.

Lest oder schaut mal demnächst eine Kampfszene, die euch negativ oder positiv in Erinnerung geblieben ist, und wendet mal das Dreieck an.

Impakt - Antizipation - Choreographie.

Oder lasst es.
Damit bin ich auch ok.

Hier - in dieser Zeile - dürft ihr ruhig noch euren Senf dazugeben, wenn euch noch etwas wichtiges einfällt, oder wenn ihr mir eure Beobachtungen mit dem Dreieck mitteilen wollt.

Ansonsten verabschiede ich mich und bespaße euch in Chaos City oder im nächsten Schreibblog. Tschüssi.

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