Schreibblog: Charaktermotivation(23.02.22)

Hier bin ich mal wieder am zwanglosen Bloggen, weil mir langweilig ist.

Ich hoffe, ihr habt, wenn ihr das grade lest, einen angenehmen Tag.

Ich für meinen Teil bin aktuell etwas verunsichert und nachdenklich, bezogen auf mein Werk CC.

Vor einiger Zeit kam auf dem Anime-Streaming-Anbieter Crunchyroll ein Anime aus 'Eigenproduktion' (also den USA, oder so, damit ein Cartoon und kein Anime? Irgendwie so?) heraus.

High Guardian Spice.

Dieser wird seit Wochen auf YouTube mit memes und Kritiken zugebombt, weil, nun ja, weil er einfach nicht gut ist.

Die Story und das Worldbuilding sind nicht gut, das Magiesystem unklar, die  gesellschaftliche Message fragwürdig (nicht dass LGBTQ+ und Frauen als Themen fragwürdig sind, sondern die Art, wie damit umgegangen wird), der Dialog unglaubwürdig und die Charaktere langweilig und unlikeable

Und da kommt bei mir ein wunder Punkt auf.

Langweilige, unlikeable Charaktere.

Meine größte Sorge an CC ist inmer wieder, dass Charaktere wie Mike oder Merlany, die ein sehr komplexes Innenleben haben, falsch oder langweilig rüberkommen. Und während ich nicht glaube, dass sie verhasst sind, habe ich oft das Gefühl, dass sie langweilig oder undurchschaubar sind. Das rührt daher, dass ich vermeide, auf den einzelnen Gefühlen und Gedanken der Charaktere rumzureiten. Ich will nicht 40.000 Worte lang im inneren Monolog beschreiben, wie mein Protagonist traurig ist, um zu signalisieren, dass er Depressionen haben könnte, oder wie in One Piece ein drittel jedes Arcs zu Rückblenden machen, um zu vermitteln, wieso manche Dinge bestimmten Leuten wichtig sind.

Und da kommt bei mir die Sorge auf, dass ich zu zurückhaltend bin. Dass ich mich an "Show, don't tell" festklammere, aber meine Show etwa so glaubwürdig ist wie ne RTL2 Nachmittags-Seifenoper. Ich glaube, es ist mir mit Skid sogar einigermaßen gut gelungen, aber seine Story und sein Decelopment entfalten sich im aktuellem Arc, weswegen seine Perspektive etwas mehr im Fokus steht.

Mike und Merlany hingegen sind da mehr meine Problemkinder. Ich will nicht den One Piece - Weg gehen, ihnen 15 Kapitel flashbacks geben und dann weiß jeder, wie sie ticken. Ich fände es für meinen eigenen Stil eher unbefriedigend. Andererseits kommen wohl so wie ich es grade tue, nicht alle Facetten der Charaktere wirklich zur Geltung.

Mike ist ziemlich nachdenklich. Sein Kopf hält selten still. Sein spöttisches, übertriebenes Selbstbewusstsein ist eine Fassade, die er aufrecht erhält, um sich selbst und seine Freunde zu schützen. Diese Fassade lässt ihn auch falsche oder rücksichtslose Entscheidungen treffen.
Ich glaube, dass diese Eigenschaft und dieses Verhalten nicht immer ersichtlich sind.
Mike wirkt für mich immer wieder mehr dümmlich und "Shonen-Protaginist"-artig. Ich weiß aber, dass er nicht so ist. Die Frage ist nur, ob es alle anderen wissen...

Mit Merlany stellt sich mir eine ganz andere Herausforderung.

Ich würde mich selbst eigentlich als rationalen, eher emotionsmäßig kühlen, zielorientieren Menschen betrachten. Inwieweit das stimmt, sei mal dahingestellt.

Merlany ist irrational, emotional, impulsiv und ihre Gedanken sind meist nicht "zielorientiert", sondern "problemorientiert". Das macht sie für mich sehr interessant zu schreiben, weil ich mir immer denke, dass sie nicht so handelt, wie ich es bei mir selbst erwarten würde. Daher kommt wohl auch meine Sorge, dass sie unglaubwürdig ist.

Ich weiß nicht, wie diese Art von Mensch "wirklich" tickt. Ich stelle Vermutungen an. Deswegen benimmt sich Merlany wohl manchmal auch etwas unnatürlich. Aber ich hoffe, dass zumindest zwei Dinge ersichtlich geworden sind:

Merlany ist traumatisiert und depressiv. Aus eigenem Antrieb fallen ihr die meisten Dinge schwer und sie hat nur an wenigen Dingen wirklich Interesse.

Merlany sieht in Mike (und seit Kurzem in Skid) eine Art "Lichtblick", wodurch ihre offenere Persona durchscheinen kann.

Wenn ich diese Zwei Werte nicht vermitteln konnte, kann ich den ganzen Char wegschmeißen.

Jetzt ein weiterer Punkt in Sachen Charalterglaubwürdigkeit:

Motivation.

Naruto will Hokage werden.
Ruffy König der Piraten.
Deku der größte Held ever.
Goku der stärkste im Universum.
Saitama will endlich einen würdigen Gegner.
Sogar f*cking Rosemary aus High Guardian Spice, einer reinen Shitshow hat ein Ziel. Wie ihre Mom ein Guardian (sowas wie ein ausgebildeter Held) werden.

Was will Mike...

Er will seinem alten Leben entkommen. Er will sich lebendig fühlen. Er will jemand sein, der wertgeschätzt wird. Er will Freiheit von Autoritäten und Mächten, die einen klein halten.

Diese Ziele sind jetzt nicht falsch aber... nun ja...

Nicht greifbar. Bei Mike ist es sehr unschlüssig, was er tun will. Sein Ziel nicht eindeutig.

Und ich dachte anfangs, es macht ihn relatable. Jemand, der wie viele junge Erwachsene, einfach seinen eigenen Weg geht. Eigene Entscheidungen trifft. Und schließlich etwas findet, wofür er sich einsetzen will.

Und das klingt gut in der Theorie.

Aber praktisch... da gibt es keinen Ankerpunkt dafür, wie er ein Ziel erreicht. Seine Ziele sind meist kurzfristig, mit den einzigen Langzeit-Ziel "Freiheit. Zerstörung von denen, die anderen Freiheit wegnehmen".

Das ist sehr wonky und man verliert sowas leicht aus den Augen. Dazu kommt eben noch, dass ich finde, dass seine Darstellung nicht seinem Charakter entspricht.

Motivation ist nur noch graue Matsche, während Mike von A nach B rennt, um irgendwas zu verprügeln.

Und ich weiß nicht, ob und wie ich das noch fixen soll, ohne CC komplett zu überarbeiten oder zu vernichten.

Um aber mit nem Positiven Vibe diesen Blog zu beenden:

Mein "zielloser" Ansatz, also dass Mike nicht genau weiß, was er will, erlaubt viel Charakterdevelopment. Mike lernt aus seinen Erfahrungen, welche Art von Mensch er sein WILL. Er brüllt nicht seit Episode 1 durchgehend, alle viereinhalb Minuten, dass er "König der Piraten" sein will, so wie der lustige Gummimann.
Er kann lernen, was sein Weg sein soll.

Der Ansatz, seine Gefühle und Gedanken mehr zu verbergen, hat den Vorteil, dass die Reveals seiner "wahren Natur" mehr Impakt haben. Mike tatsächlich unter Druck zusammenbrechen zu sehen wird deutlich cooler, wenn wir nicht alle 3 Seiten lesen, dass er in Wirklichkeit nervös ist.
Und ich hoffe, dass diese Vorteile die Nachteile meiner Entscheidungen übertreffen.

Ihr könnt mir ja sagen, was ihr davon haltet. Vor allem die paar Leutchen, die immer up-to-date sind.
Aber natürlich auch alle anderen, die ne allgemeine Meinung haben.

Bis zum nächsten Blog-Vieh-Dings.


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