Mein alter Kindheitsfreund

Sicht von Sky

Ich ging ins Schlafzimmer zu dem jungen Fräulein. Als ich dort mit einem sanften Klopfen an der Tür ein kleines Zeichen von ihr hören wollte, kam aus dem Zimmer keine Antwort, nichts war zu hören. Deshalb beschloss ich, ganz einfach in ihr Zimmer zu gehen, um mich zu erkundigen, wie es ihr gerade geht. Als ich sie sah, war mir die Antwort sofort klar. Ihr Blick war niedergeschlagen, am ganzen Körper zitterte sie sehr stark und sie hatte Augenringe vom Schlafmangel.

Langsam ging ich zu dem Mädchen, welches so zerbrechlich auf mich selbst wirkte. Noch nie hatte ich jemanden getroffen, der so war wie sie. Gleichzeitig wirkte sie auch sehr traurig auf mich, was aber sehr gut verständlich war.

Schließlich kam ihr Vater nur zu Mira, als sie noch im Krankenhaus lag und seitdem sie wieder zurück zu Hause ist, besuchte er sie nicht ein einziges Mal.
Ihr glaubt nicht, wie wütend mich dieser verdammte Vater macht! Einen Bodyguard für seine Tochter kann er sich holen, aber nach ihr zu sehen, schafft dieser Kerl nicht einmal.

Plötzlich bemerkte sie mich, zuckte mit ihrem zart gebauten Körper zusammen und fing an, sehr laut zu schreien. Ich begriff sofort warum sie solche Angst vor mir hatte und ging ein paar Schritte  zurück zur Tür.
„Tut mir leid Mira, ich wollte Sie wirklich nicht erschrecken! Dies war nicht meine Absicht, Entschuldigung Mira! Ich bleibe hier an der Tür stehen und werde Sie mit allen Mitteln, die ich besitze, mit meinem Leben beschützen. Das verspreche ich Ihnen!"
Sie sah mich plötzlich mit verwirrtem Blick an und da sah ich zum ersten Mal, wie schön ihre himmlischen, hellblauen Augen sind. Diese wunderschönen hellblauen Augen zogen mich in ihren Bann und ich konnte mich nicht von ihr abwenden. Ein leises Schlucken war von mir zu hören und ab da verkroch sie sich wieder unter der Bettdecke.

Mehrere Tage vergingen und weder sie noch ich haben irgendwas in der Zwischenzeit gegessen. Ich weiß, dass es nicht gesund ist, so lange nichts vernünftiges zu essen, aber vor Sorge bekam ich einfach keinen Bissen runter.
Sie weigerte sich sehr, mit mir zu kommunizieren oder auch nur ein Moment zuzuhören. Da könnte
ich auch mit der Wand reden. Die hört mir nämlich genauso wenig zu wie sie.
Laut fing ich, aus Sorge um sie, an zu seufzen. Sie hörte mir trotzdem nicht zu und versteckte sich andauernd vor mir. Ich wich dennoch nicht von ihrer Seite.

Den Grund warum sie das machte, konnte ich aber dennoch verstehen. Sie ist sehr stark traumatisiert und von Angst geleitet, seit sie diesen einen einzigen „Tag der Hölle“ durchlebt hat.

Plötzlich war ein lautes Grummeln zu hören. Ich konnte meinen Augen kaum trauen. Nach weiteren Tagen kam sie endlich unter ihrer Decke hervor.

Auf einmal nahm ich eine leise, liebevolle Stimme wahr, die jeden in ihren Bann zieht. Sie fragte mich mit ihrer sanften Stimme, die einem Engel glich: „Entschuldigung, aber dürfte ich fragen, weshalb Sie keine Nahrung zu sich nehmen? Ich finde, Sie sind schon fast abgemagert!“
Mit starren Blick sah ich sie einen kurzen Augenblick nur an, doch dann schießt mir plötzlich nur ein Gedanke durch den Kopf und meine Stimme klang sehr tief und streng. So als hätte jemand etwas falsches gesagt. „Junge Dame, hier auf diesen Anwesen haben sich sehr viele Personen Sorgen um dich gemacht und du findest ernsthaft, nur ich sei abgemagert! Ich meine, sieh dich nur mal im Spiegel an!“ Durch die vielen Tage der Vertrautheit in ihrem Zimmer, sprach ich sie einfach mit „du“ an.
„Du bist nur noch Haut und Knochen, an dir ist kaum noch etwas dran! Deshalb bitte ich dich hier und jetzt, etwas zu essen! Mira, du kennst mich doch noch aus dem Kindergarten und von der Grund- und
Mittelschule. Wir waren immer zusammen bis mein Vater mich von der Schule genommen hat."
Mira liefen die Tränen hinunter, weil ihr die Worte dieses Mannes zu viel waren. Langsam näher ich mich ihr vorsichtig und schloss sie sanft in meine starken Arme.

Danach begann ich, wie früher, ihren Rücken zu streicheln und es schien fast so, als würde sich Mira wieder an mich erinnern. So wie damals beruhigte sie sich in meinen Armen wieder ganz von selbst. Wir bleiben wie eine gefühlte Ewigkeit so eng aneinander gekuschelt.

Als sie sich von mir löste, wanderte plötzlich ihr Blick zu meinem. Wir starrten uns eine gewisse Zeit lang an, bis ich meinen Blick von ihr abwendete. „Entschuldigung Mira, ich hätte dich nicht einfach so umarmen dürfen, schließlich fürchtest du dich ja vor Männern!" Doch als ich eigentlich wieder zu Tür gehen wollte, hielt mich Mira an meiner Kleidung fest. Ich wusste in dem Moment nicht, was mit mir geschieht, als sie sich mit ihrem zart gebauten Körper, auf meinen stürzte.

Ein kleines Lächeln konnte ich in ihrem Gesicht gut erkennen. Immer noch verwirrt sah ich sie mit einem sanften Blick an, als sie plötzlich sagte: „Bis du es wirklich? Der Junge von damals? Ich habe dich so sehr vermisst, weil du einfach ohne ein einziges Wort gegangen bist!"
Leicht zögerlich legte ich meine große Hand sanft auf ihren Kopf und fing an, ihn zärtlich zu streicheln.
Mein Blick verlor sich tief in ihren wunderschön himmlischen blauen Augen, die so schön wie eine herrliche Blume in der Landschaft waren. „Liebste Mira, ja ich bin der Junge von damals, aber was noch viel wichtiger ist, ich möchte dir hier und jetzt meine Gefühle gestehen, die ich für dich empfinde! Meine Liebe zu dir ist sehr groß und intensiv. Schon seit der Mittelschule wurden meine Gefühle zu dir immer stärker! Ich fühle mich zu dir hingezogen und möchte dich fragen, möchtest du mit mir zusammen sein?"

Ein kleines Aufleuchten konnte ich in ihren wunderschönen Augen sehen. Doch an ihre Haltung und zögerlichem Verhalten erkannte ich, dass ich sie mit meinem Geständnis zu sehr überfordert hatte. 
Ihr Blick wirkte auf mich zuerst verwirrt, aber dann wiederum auch nicht. Ich merkte, dass sie innerlich mit sich selbst rang, wie sie mir nun auf meine Frage antworten sollte. Im Inneren hoffte ich natürlich auf ein „ja“ von ihr, aber wir standen eine ganze Weile da und keiner von uns beiden sagte auch nur ein einziges Wort.
Immer wieder kreuzten sich unsere Blicke und im gleichen Augenblick wendeten wir unseren Blick im selben Moment von den anderen auch wieder ab. Es war ein dauerndes hin und her zwischen uns, weil uns beiden die jetzige Situation gleichermaßen peinlich war.

Irgendwas musste aber passieren, damit die endlose Stille zwischen uns wieder aufhörte. Ich dachte nach, was ich tun kann, damit wir wieder normal miteinander reden können.
Mir fiel peinlich auf, wie sehr sie versuchte, mir etwas zu sagen, wobei ihre zarten Wangen etwas rot wurden. Plötzlich stieß auch mir eine leichte Wärme im Körper hoch und in meinem Gesicht erschien ebenfalls eine leichte Rötung. Auf einmal musste ich schmunzeln und dachte daran, dass uns beide dieselbe Situation im Moment peinlich war.

Als mir diese eine Sache klar wurde, ging ich auf die Knie und nahm ihre Hand in meine. Sie sah mich mit einem verwirrten Blick an. Doch ihr Lächeln glich dem eines Sonnenschein's.

Fröhlich ging sie zu ihrem Kleiderschrank und sah nachdenklich in ihn herein. Dann zeigte sie mir zwei Kleider, die sie selbst herausgesucht hatte und sah mich mit einem fragenden Blick an. Ich lief auf sie zu und betrachtete die beiden Kleider genau. Nach langen Überlegen entschied ich mich für das rote Kleid, weil es Miras Figur sehr gut betonte und ich dachte mir, es passt auch sehr gut zu ihrer eigentlich lebensfrohen Persönlichkeit.

Als Mira begann, sich vor mir auszuziehen wurde ich sehr schnell verlegen, was mir in den Moment durch den Kopf schoss, war kaum zu erwarten. Ich dachte es ist noch zu früh, um den Körper eines geliebten Menschen zu sehen. Heimlich wollte ich mich aus dem Zimmer schleichen. Doch sie drehte sich zu mir um und begriff sofort, dass ich gehen wollte. Da sah ich plötzlich, dass ihr die Tränen hinunterliefen und rannte schnell zu ihr. Ohne darüber nachzudenken, nahm ich sie vorsichtig in meine Arme und streichelte ihr behutsam über den Rücken.

Zwei Sachen wusste ich nicht, über die Person, die ich so sehr liebe!
Erstens weshalb wollte sie sich vor meinen Augen jetzt entblößen und zweitens warum weinte sie, obwohl ich ihr nur die Zeit zum Umziehen geben wollte.

Mehrere Minuten der Stille vergingen und als sie sich wieder etwas beruhigt hatte, fing sie leise schluchzend an zu sprechen. „Sky, bitte verschwinde nicht einfach aus meinem Leben, ich könnte es nicht ertragen, wenn du wegen meinem Körper mich nicht ansehen kannst! Mein Körper ist hässlich, weil er durch die abscheuliche Narbe, die ER mir verpasst hat, verunstaltet. Deshalb will ich, dass du ihn siehst, um zu schauen, ob du mich auch mit meinem Makel akzeptieren kannst!" Niedergeschlagen sah sie zu Boden und endlich verstand ich, wovor sie sich so sehr fürchtete. Ich lief zu ihrem Bett, setzte mich dorthin und sah ihr direkt in die Augen.

Die Sonne strahlte fröhlich in ihr Zimmer herein und Mira freut sich sehr, dass ich bei ihr blieb. Allmählich zog sie sich weiter um. Ich fand sie in diesem rot bezaubernden Kleid sehr schön und atemberaubend. Nach langer Zeit gingen wir zum ersten Mal aus ihrem Zimmer heraus. Als wir das Anwesen verlassen wollten, trafen wie unterwegs einige Bedienstete, die hier arbeiten. Ich sah in ihren Augen wie sehr sie erleichtert waren, dass Mira endlich wieder nach draußen kam.
Gemeinsam liefen wir von dem Anwesen herunter, langsam nahm ich ihr zarte Hand in meine eigene und wir liefen dem Sonnenuntergang entgegen.

Wir besuchten gemeinsam einem Rummel, ich schlängelte mich mit ihr durch die Menschenmengen zu einem Spielautomaten. Eine Ein-Euro Münze warf ich in diesen Automaten hinein und versuchte für Mira, einen großen Teddybären zu gewinnen. Sie sah mir gespannt zu, wie ich immer wieder versuche den Bären zu gewinnen. Nach zwanzig Versuchen klappte es endlich und ich gewann für Mira einen großen Teddybären mit einem süßen Herz in der Hand, wo „I love you“ in der Mitte stand.
Danach liefen wir gemeinsam zu einem Imbissstand und überlegten zusammen, was wir uns zu essen kaufen könnten. Wir entschieden uns beide für gebratene Nudeln.
Ich kaufte für Mira auch ein Lebkuchenherz, wo draufsteht „Ich werde dich immer lieben“. In ihren Augen sah ich, wie sehr sie sich über die kleinen Dinge im Leben freute. Dies gefiel mir sehr und ich wollte ihr noch viel mehr Freude im Leben zeigen und schenken.

Von eure Yui

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