Black Eyes

Gegenwart:
Die Schatten der alten Tannen ragten hoch über dem Kopf des Fremden auf, welcher alleine durch die Wälder streifte. Es war schon beinahe Mitternacht und dennoch hatte er bisher keine Anzeichen gemacht einen Rastplatz zu suchen.
Das Mondlicht schien matt auf die krampfhaft zusammengezogenen Gesichtszüge des jungen Mannes. Irgendetwas schien ihn zu beunruhigen. Plötzlich verlangsamte er seine Schritte und setzte sich schließlich ganz auf den, von bunten Herbstblättern bedeckten, Boden. Sein Atem ging flach, während seine beinahe schwarzen Augen wild umherhuschten. Ein Knacken, wodurch die dunkle Silhouette stark zusammenzuckte. Was war das?!
Schatten huschten vorbei und trotzdem war nun alles totenstill. Nichts rührte sich. Dann ein Schuss...
Und er fiel zu Boden. Langsam, wie in Zeitlupe, schlug der Kopf auf dem harten Untergrund auf und ein kleines Rinnsal Blut bahnte sich seinen Weg von seiner, mit kleinen Hörnern gespickten, Stirn bis an sein Auge, wo es sich mit der kleinen Tränen vermischte, die sich währenddessen gebildet hatte. Das einzige was der Mann noch wahrnehmen konnte waren die Menschen, die sich aus dem Gestrüpp befreiten und auf ihn zu stürmten und allesamt schrien sie eine Sache:"Dämon!". Vielleicht hätte ja alles nicht so laufen müssen, wenn er sich damals anders entschieden hätte.

Vor ca. einem Jahr:
"Komm schon, Kiran. Rück es endlich raus!",lachte meine kleine Schwester, während sie versuchte irgendetwas aus mir heraus zu quetschen. Heute hatte ich eine große Nachricht bei meiner Familie angekündigt und nun da meine kleine Schwester, trotz einer einstündigen Verspätung, endlich da war, wollte ich nicht damit rausrücken. Ich muss ganz ehrlich sagen, ICH BIN NERVÖS!!!! Was soll ich jetzt machen? Jeder erwartet jetzt etwas riesiges von mir. Vielleicht ist die Information ja doch gar nicht so wichtig. "Wollen wir das nicht doch lieber verschieben?",schlug ich vorsichtig vor. " Haha, wir lachen später, und jetzt leg los!",erwiderte meine Großmutter, wodurch alle lachen mussten. Ich hatte nur den engsten Kreis meiner Familie eingeladen und trotzdem saßen 7 Menschen in dem ohnehin schon kleinen Raum.
Und jetzt musste ich allen die Nachricht offenbaren!? Ok, KOMM SCHON! DU SCHAFFST DAS!!! "Noel und ich werden heiraten!" Plötzlich hatte das Gemurmel im Raum aufgehört und alle schienen den Atem anzuhalten. Langsam öffnete ich meine Augen, von denen ich gar nicht gemerkt habe, dass ich sie geschlossen hatte. Alle schauten mich an. Oh gott, oh gott 😵‍💫. Dann endlich durchbrach jemand die eiserne Stille. Es war meine Mutter, welche aufgestanden war, auf mich zu ging und mich fest an sich drückte. Ich war erleichtert, bis ich spürte dass mein T-shirt langsam nass wurde. Schnell entzog ich mich der Umarmung und schaute erschrocken zu ihr. Ein breites Lächeln hatte sich auf ihrem Gesicht gebildet und  Freudentränen liefen über ihre Wangen."Ich bin so stolz auf dich, Schatz.",flüsterte sie und diesmal war ich der, der sie in eine Umarmung zog. Danach kamen auch noch die anderen zu mir und beglückwünschten mich. Ich kann gar nicht beschreiben wie froh ich in diesem Moment war. Als letztes kam meine Schwester nochmal zu mir und flüsterte mir ein, "Viel Glück!", zu, welches ich dankbar entgegen nahm. Jetzt war endlich alles bereit und wir konnten mit der Planung anfangen.

Vor drei Wochen:
Ich zog meinen Mantel an und wollte rausgehen, als mich eine Hand zurück zog. "Hey, willst du mir nicht Aufwiedersehen sagen?", schmollte mein Verlobter und zog mich an sich. "Ich muss los.", versuchte ich ihm zu entkommen, doch er ließ mich nicht los. "Was gibt es denn für einen wichtigen Auftrag, Dämonenjäger?" "Naja, Patrouillen und......ähm" Er schaute mich belustigt an, während ich meinen Blick senkte. Wie peinlich. Ich wurde zum Glück von meinem Leiden erlöst, als er mir einen schnellen Kuss gab und ein Lächeln schenkte. "Viel Spaß.",flüsterte er versöhnlich und wir umarmten uns ein letztes Mal. "Außerdem ist ja heute deine letzte Mission.." "...bevor wir uns nur auf unsere Hochzeit konzentrieren können, ich weiß.", unterbrach ich ihn mit einem Lächeln. "Ja genau, also versau es nicht. Schließlich ist sie schon in drei Wochen." "Du kennst mich doch. Ich bin einfach zu gut in meinem Job,  um es überhaupt versauen zu können.",war meine vor Selbstliebe strotzende Antwort. "Lass mich nicht bereuen dir einen Antrag gemacht zu haben.",sagte er warnend und wollte die Haustür schon vor mir schließen, als ich meinen Stiefel in die Tür stellte. Er schaute mich verwirrt an, wodurch er etwas aussah wie ein verwirrter Hundewelpe. Schnell küsste ich ihn nocheinmal auf den Haaransatz und sagte mit einem verschmitzten Blick:" Nur dass das klar ist, ich habe den Antrag gemacht!" Damit ließ ich schnell die Tür ins Schloss fallen und machte mich auf den Weg zu meiner Arbeitsstelle. Ich konnte förmlich das Augenrollen hinter meinem Rücken spüren, als ich mich von unserem Haus entfernte. Wir hatten beide am gleichen Tag vorgehabt dem anderen einen Antrag zu machen und als Noel dann vor mir auf ein Knie gegangen war, habe ich ihn einfach wieder auf die Füße gehoben und meinen eigenen Antrag gemacht. Wir haben beide gelacht und er hat natürlich auch ja gesagt, aber manchmal entstanden kleine Streitereien wer denn nun den eigentlichen Antrag gemacht hatte.
"Kiran, da bist du ja endlich!"
Anscheinend hatte ich den ganzen Weg über nachgedacht, sodass ich mich wahnsinnig erschreckte, als mein Boss mir zuschrie, dass ich kommen sollte. Jetzt war höchste Konzentration gefragt! Ich durfte nicht mehr über etwas anderes als die Dämonenjagd nachdenken.
Wir gingen zusammen in das Gebäude, welches viel verlassener war als sonst. Insgesamt standen nur 11 Personen in der großen Eingangshalle, mein Chef miteinbezogen. Ein paar der Jäger kannte ich, doch es waren auch viele neue Gesichter hinzugekommen.
"Heute werden wir zwei Patroullien mit jeweils fünf Jägern in den Westen und den Norden des Waldes schicken. Haltet die Augen offen! Erst letztens hat uns ein Heilkräutersammler aus dem Norden berichtet, einen erwachsenen Dämon gesehen zu haben, welcher in Richtung Westen davon gelaufen ist.", berichtete der Chef. Am Anfang seiner Rede haben sich noch viele der anderen etwas ausgetauscht, doch bei der Erwähnung eines ausgewachsenen Dämons wurde es totenstill. Mit jungen Dämonen konnte man noch einigermaßen umgehen, aber Erwachsene waren eine ganz andere Nummer. Diese Wesen waren viel zu gefährlich, sodass es fast niemanden gab, der es mit ihnen aufnehmen konnte.
"Die Gruppen werden nach Erfahrung eingeteilt. Zwei erfahrene Jäger und drei Neulinge werden in jeder Gruppe sein. Es wird sehr gefährlich werden, da vor einer Woche ein Großeinsatz im Süden ausgerufen wurde und die meisten Veteranen nicht da sind. Ich vertraue Kiran, Sarah, Johnny und Luke das Leben der anderen an. Ihr habt mein vollstes Vertrauen." Während er geredet hatte war ich inmer mehr in mich zusammengesunken. Warum musste er das immer so formulieren? Es wäre doch viel einfacher wenn er uns einfach viel Glück wünschen würde, anstatt uns das Leben anderer in die Hände zu legen. (Und dann noch das Leben von Newbies) Das wird sicher spaßig werden:') Hoffentlich werde ich nicht mit Luke in ein Team abgeschoben. Er und ich hatten schon seit langem einen Streit am Laufen, außerdem war er der Typ, welcher dich alleine im Wald zurücklassen würde.
"Ich teile nun die Teams ein. Johnny und Sarah werden auf Gruppe 5 aufpassen und Kiran und Luke werden auf Gruppe 7 aufpassen."
NEINNNN!!! Ich kann das nicht! Er ist so eine riesige Nervensäge.
"Die Gruppen wurden nach einem privaten Wunsch der erfahreneren Jäger eingeteilt. Falls jemand sich zu beschweren hat, soll derjenige das ruhig sagen."
Anklagend blickte ich zu den anderen zwei Jägern, welche eigentlich meine Freunde sein sollten. Hatten sie sich gegen mich verschworen? Sie wussten doch, dass ich ihn nicht ausstehen konnte. Doch die beiden lächelten mich nur unschuldig an und drehten sich um, um mit ihrer Gruppe zu verschwinden. Ich weiß, sie sind erst letztens zusammen gekommen, aber trotzdem...wie konnte ihnen das wichtiger sein als ihr bester Freund. Ich will nach Hauseeeee!!!!
Jemand tippte mir auf die Schulter und ich musste mich gar nicht umdrehen, um zu wissen, wer das war.
"Können wir dann mal los?", erklang die nervige, schleimige Stimme, welche mich in meinen schlimmsten Albträumen verfolgte. Ich weiß, ich klinge kindisch, aber dieser Typ ist absolut furchtbar!!!
Langsam, mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck, drehte ich meinen Kopf zu ihm und nickte. Mehr habe ich wirklich nicht mehr zustande gebracht.
Wir brauchten ungefähr noch zwanzig Minuten um unseren Reiseproviant, Waffen und natürlich frische Klamotten einzupacken. Wir waren ja immernoch Menschen mit Körperpflege, wobei ich mir bei manchen da auch nicht ganz so sicher war.*Hust Hust* Gerade als ich auf mein Pferd steigen wollte bemerkte ich, dass einer der Neulinge Schwierigkeiten beim Aufladen hatte. Schnell band ich mein Pferd fest und ging zu ihm, um ihm zu helfen. Zusammen schafften wir es schließlich und er sah mich glücklich an. In gewisser Weise erinnerte er mich an meine kleine Schwester. Ich drehte mich gerade weg um wieder zu meinem Pferd zu kommen, da sah ich IHN. Luke stand direkt neben meinem kastanienbraunen Hengst und hatte die abgenutzten, alten Zügel in der Hand. Er wird doch nicht... Will der mich eigentlich verarschen?!
Ein teuflischen Grinsen hatte sich auf seinem Gesicht gebildet und seine Augen blitzten gefährlich. Nein! Nein! Nein! Ich war zuerst langsam auf ihn zugekommen, doch nun war klar was er tun würde und ich rannte einfach los. Erstaunen lag in seinen Augen. Dann ließ er einfach los und stieß meinem Pferd grob in die Seite. Und was hätte anderes passieren können, es galoppierte los.
"Scheiße, warum hast du das gemacht?", schrie ich ihn an, aber er schaute mir nur belustigt zu, wie ich mir ein anderes Pferd schnappte und meinem Pferd hinterher jagte.
Während meines halbrecherischen Rittes bestanden meine Gedanken nur aus eine Sache, nämlich wie ich Luke umbringen könnte, wenn ich ihn das nächste Mal sah. Als ich den wohl schnellsten Hengst auf Erden endlich eingeholt hatte, sprang ich von dem anderen Pferd herunter und band es an einem nahen Baum fest. Diesmal war ja kein Luke da, der es losmachen würde. Mittlerweile war schon Nacht und ich konnte die frischen Hufspuren nur durch das milde Mondlicht ausmachen. Genau hinter dieser Hecke müsste das Pferd sein. Langsam, um das scheue Tier nicht nochmal zu verschrecken, schob ich die Äste auseinander. Doch was ich auf dieser Lichtung sah, ließ mich vor Schreck erstarren. Das Pferd lag leblos auf dem nassen Boden und eine große Wunde zierte den Hals des Tieres, worunter sich eine Lache Blut gebildet hatte. Doch das was mir wirklich Schauer über den Rücken jagte war die dunkle Gestalt, die über dem Kadaver saß. Lange Zähne waren in das rote Fleisch gegraben und schwarze Augen funkelten mir entgegen. Das konnte nicht sein. War das der ausgewachsene Dämon?! Er schien mich noch nicht bemerkt zu haben. Vielleicht konnte ich ja einfach leise verschwinden und die anderen holen.
Das schien die einzige vernünftige Lösung zu sein, weshalb ich langsam rückwärts davonschlich. Doch durch meine Panick hatte ich ganz vergessen, das hinter mir ein Gebüsch war. Plötzlich ertönte ein lautes Knacken und dann war alles still. Mein Herz stand still, während ich wie erstarrt da stand. Das Blut in meinen Adern schien gefroren und ich konnte mich einfach nicht dazu überwinden aufzusehen. Vielleicht, wenn ich mich nicht bewegte, würde er mich nicht bemerken. Langsam, trotz meines Widerwillens, schaute ich auf, nur um in eiskalte, rauchige
onyx-artige Augen zu schauen. 'RENN', war mein erster Gedanke und ich drehte mich um, um davon zu sprinten, doch bevor ich auch nur einen Schritt machen konnte, schlug mir etwas auf den Kopf und dann wurde alles schwarz.

Vor 5 Tagen:
Ich wachte durch eine leise Stimme auf, die wiederholt nach mir rief. Sie klang seltsam bekannt....NOEL.
Ich schlug verwirrt meine Augen auf, nur um meinen Verlobten neben mir stehen zu sehen. "Was ist passiert?",hörte ich meine kratzige Stimme sagen. "Du wurdest von einem ausgewachsenen Dämon angegriffen und gebissen.",murmelte er leise. Meine Augen weiteten sich.
"Du weißt was das heißt, nicht?", ertönte eine Stimme hinter mir. Als hätte ich einen Geist gesehen, drehe ich mich langsam um. Ein faltiges Gesicht mit traurigen blauen Augen blickte mir entgegen. Es war die Heilerin unseres Dorfes, welche mir nun die schreckliche Nachricht verkündete: "Du wirst in 5 Tagen zum Dämon mutieren, wenn du nicht rechtzeitig ein Heilmittel findest und dich dadurch rehabilitieren kannst. Also wirst du entweder deine letzten Tage mit deinen Liebsten verbringen, oder dich auf die Suche nach dem Heilmittel machen."
Jetzt war es aus. Das schöne Leben, was ich mir gewünscht hatte, war vorbei. Wobei...
"Ich werde das Heilmittel suchen und finden!", beschloss ich mit entschlossener Stimme. Nun wand ich mich an Noel. "Ich werde bald wieder zurück sein und dann können wir endlich unsere Hochzeit feiern. Warte auf mich. Ich werde am fünften Tag wieder da sein." Mit diesen Worten küsste ich ihn noch einmal sanft auf die Stirn und sah ihn ein letztes Mal an. Es hatten sich kleine Tränen in seinem Augenwinkel gebildet, welche ich schnell wegwischte. "Versprech mir, dass du wiederkommst.",flüsterte er mir zu.
"Versprochen" Damit drehte ich mich um und machte mich auf den Weg alles wieder in Ordnung zu bringen.

Juhuuu, es ist doch noch rechtzeitigfertig geworden. Ich hoffe es gefällt euch :]
Ich habe als ich die Geschichte geschrieben habe nicht wirklich auf die Wortanzahl geachtet und es ist irgendwie etwas viel geworden. Hoffe es ist trotzdem ok und wird nicht zu schlecht bewertet.

Wortanzahl: 2178

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