Meine Welt

Meine Welt sieht düster aus. Keine Freunde. Kein Vertrauen. Kein Grund zu Lächeln. Und es wäre gelogen zu sagen, dass mir das egal ist. In mir drin ist meine Seele voller Narben. Lasst mich von meiner Geschichte erzählen, die alles verändert hat.

Alles fing in der neunten Klasse an.

Ich war die Klassenbeste schon seit der fünften Klasse. Keine wirklich schöne Rolle. "Streber!" "Wieso weißt du die Antwort nicht?" "Du weißt doch alles?" Diese Worte schwirrten mir nur so um den Kopf. Freunde hatte ich keine. Wer will schon mit mir befreundet sein? Doch ich brauchte keine Freunde. Ich liebte die Natur über alles. Die Stille. Der Frieden. Wie geschaffen für mich. Nicht wenig setzte ich mich unter einen Baum und erzählte ihm von meinem Tag. Seltsam, ich weiß. Doch es hilft mir.

Eines Tages war jedoch alles anders. In der Schule musste ich mir heute besonders viele Beleidigungen anhören. Auf dem Weg in den Wald konnte ich es nun nicht mehr zurückhalten und die heißen Tränen strömten über mein Gesicht. Als ich mich endlich beruhigt hatte, bemerkte ich, dass ich mich verlaufen hatte. Ich war nicht mehr unter meinem Baum. Verzweifelt suchte ich den Weg zurück und stieß auf einen Baum mit Pilzen darunter. Doch es waren keine normalen Pilze. Sie sahen nicht wie alle anderen Pilze aus. Die Pilze strahlten in unterschiedlichen Farben. Gelb, Violett, blau, grün und noch viele andere Farben. Ein "Woah!" entwich mir. Fasziniert von dem Anblick wollte ich einen anfassen, was ich dann auch tat. Er fühlte sich ganz normal an, mit dem Unterschied, dass ein leichtes Fell ihn zierte.

Ich beschloss, nach Hause zu gehen und wollte gerade los laufen, als ich bemerkte, dass die Umgebung anders aussieht, wie gerade eben noch. Es gab keine Bäume mehr, nur Büsche, und wenige Meter entfernt eine Lichtung mit einem... ja, was war das eigentlich? Zwar stand dort ein großer Baum, doch er hatte keinen Stamm, nein, es sah aus wie ein Portal... Schnellen Schrittes ging ich dort hin und erkannte einige Buchstaben, die in den Baum geritzt wurden: Greenpeace. Green Peace? Grüner Friede? Friede hörte sich für mich ziemlich schön an und erweckte die Sehnsucht nach Ruhe und Friede in mir. Kurzer Hand ging ich durch das portalartige Etwas.

Wie sich herausstellte, war es tatsächlich ein Portal. Völlig unbeeindruckt von dem Fakt, stellte ich fest, dass dies das Portal zu einer völlig anderen Welt war. Ein Regenbogenfarbiger Baum stand fast genau vor mir und um ihn herum schwirrten kleine Teilchen, fast wie Pusteblumen. Fasziniert versuchte ich eine zu fangen doch ich erwischte sie nur kurz, wo sie aufleuchtete. Um den Baum herum, welcher ein Zentrum darstellen sollte, wurden andere Bäume gepflanzt, die um Einiges kleiner waren. Wenige Minuten später bemerkte ich auch, wer diese Bäume gepflanzt hatte. Kleine Menschen, etwa so groß wie meine Hand kamen und gossen die Bäumchen, die fast so groß wie sie waren.

Ich räusperte mich, um auf mich aufmerksam zu machen, was auch klappte. Die Menschen zuckten zusammen und sahen schockiert zu mir hoch, was mehr als verständlich war, schließlich war ich für sie ein Riese. Um zu zeigen, dass ich ihnen nichts tat, beugte ich mich herab und lächelte. Immer noch in Schock standen sie dort und starrten mich an. "Hey ich tue euch doch nichts..." erklärte ich und sie schienen aus ihrer Starre zu erwachen. Das seltsame war, dass sie das alles synchron taten. Ein Mann ging dann zu mir vor und hob beschwichtigend die Hände:."Du sprichst unsere Sprache? Und wer bist du überhaupt?" Kurz musste ich lachen, da er sehr piepsig sprach, dann antwortete ich: "Ich habe ein Portal aus Zufall gefunden, was mich hierher gebracht hat. Ich bin übrigens Marlene." Mit einem skeptischen Blick ging er zu den anderen Menschen zurück und flüsterte aufgeregt. Mehrmals sahen Leute zu mir und zeigten auf mich.

Nach ungefähr fünf Minuten kam ein Mädchen zu mir und sagte: "Du kannst und musst hierbleiben, denn du darfst unser Volk nicht verraten. Hast du das verstanden?" sie war um einiges entschlossener als der Mann, weshalb ich nickte: "In Ordnung, aber ich muss auch in die Schule." Fragend sah sie mich an, weshalb ich fragte: "Wisst ihr, was eine Schule ist?" "Nein, aber es klingt ziemlich unnötig." erwiderte das Mädchen kurzerhand. "Nein, in der Schule lernt man Dinge fürs Leben." erklärte ich. "Was denn zum Beispiel?" kurz dachte ich nach. "Naja, gerade lerne ich den Satz des Pythagoras." Mit offenem Mund starrte sie mich an und erwiderte dann: "Noch nie gehört." Da ich keinen Streit anfangen wollte, zuckte ich mit den Schultern.

Die kleinen Menschen, oder wie sie sich nennen, Greenpeacer, erlaubten mir schließlich das Dorf zu verlassen, allerdings unter der Bedingung, einen Schwur zu leisten. Ich entschloss mich dazu, bis zum Abend zu bleiben und mir das Dorf zeigen zu lassen. Wie ich erfuhr, lebten die Greenpeacer auf den Bäumen in einer Art Baumhaus. Auch erfuhr ich den Grund, warum alle wie ferngesteuert wirkten: Sie wurden wirklich ferngesteuert von etwas, dass sie nicht kannten, aber wussten, dass es existierte. Auf Nachfrage von mir ob ihnen das nichts ausmachen würden, verneinten sie, mit der Begründung, sie wären gar nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen.

Nach mehreren Stunden meinte ich, ich ginge nun nach Hause. "In Ordnung." sagten sie "Denk an den Schwur. Kommst du morgen wieder? "Ja" versprach ich, "Könnt ihr mir dann diesen Regenbogenbaum erklären?" Sie bejahten und ich ging nach Hause.

"Wo warst du?" War das erste, was mir entgegengeworfen wurde. Es war meine Mutter. "Draußen " nuschelte ich, mit Gedanken bei dem Schwur. Diese Begründung akzeptierte sie auch und ich machte schnell meine Hausaufgaben. Dann ging ich schlafen.

Der nächste Tag

Früh morgens wachte ich auf. Schnell machte ich mich fertig und frühstückte. "Morgen" murmelte ich und aß mein Toastbrot mit Honig und meinem morgendlichen Tee. Nach einer kurzen mentalen Vorbereitung auf die Schule ging ich schließlich los.

Dort angekommen konnte ich die ganzen Blicke schon spüren. Gekonnt ignorierte ich sie und ging schnellen Schrittes in mein Klassenzimmer im zweiten Stock. Erst hatte ich Mathe. Satz des Pythagoras. Der Gedanke ließ mich in Erinnerung an gestern lächeln. "Na, Marlene, deinem Lächeln nach freust du dich ja schon auf den Tag". Dankeschön Alisha. Schon jetzt hatte ich keine Lust auf den Tag. Jedoch ging er überraschend schnell vorbei, was wahrscheinlich daran lag, dass ich nur sechs  Schulstunden hatte. Nach Mathe hatte ich noch Physik und Deutsch.

Danach war die Schule endlich aus und ich suchte schnell die Pilze, welche ich nach wenigen Minuten auch fand: In den Wald hinein, links an der Buche vorbei, auf den Busch mit Himbeeren zulaufen, dann konnte man den Baum mit seinen Pilzen auch schon sehen.

Endlich kam ich in Greenpeace an und sah die Bewohner auch schon, welche freudig auf mich zuhüpften. Sie erklärten mir, dass sie den Baum vor vielen Jahren gefunden hatten und um ihn herum ihr Dorf bauten. Danach erzählte ich ihnen von meinem Tag, was ich in den folgenden Tagen und Jahren auch machte. Sie versprachen, dass ich immer zu ihnen kommen konnte und ich merkte, wie ich in der Schule immer entspannter wurde und nun auch keine Angst mehr davon hatte, zu kontern.

Nun, und das war meine Geschichte.

Heute arbeite ich erfolgreich als Therapeutin und erzähle immer noch dem Greenpeacern davon.

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Word Count: 1254

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