Erinnern


Seufzend stehe ich auf. Ich schaue auf den Kalender. Mein Blick bleibt am 13. Dezember hängen. Der heutige Tag wird hoffentlich nicht allzu anstrengend. Als erstes muss ich jedenfalls zur Krankenschwester. Vielleicht bin ich ja nur etwas erkältet. An meinem Kleiderschrank angekommen ziehe ich mir ein schwarzes Kleid an. Meine Lieblingsfarbe passt heute mal wieder sehr zu meiner Stimmung. Schweigend verlasse ich das Zimmer und gehe durch die Gänge. Heute ist es wirklich still. Es sind kaum noch Schüler da. Es ist schon komisch, dass es sich so normal anfühlt über Weihnachten in der Schule zu bleiben. Gut es ist ja nicht so, dass wir lernen oder Unterricht machen müssen. Aber etwas skurril ist es trotzdem.

Ohne jemandem zu begegnen gelange ich bis zum Krankenzimmer. Von außen höre ich, dass sich jemand drinnen befindet, weshalb ich anklopfe. Die Tür öffnet sich und die Junge Frau lächelt. >>Guten Morgen Yuno, bist du wegen deiner Hand hier?<< Ich schüttle meinen Kopf. >>Nein eigentlich nicht, aber wenn sie die Zeit haben, können sie diese ja abchecken. << Sie bittet mich rein, weshalb ich mich auf einen Stuhl setze. Die in hellen Farben gekleidete Schwester lächelt wie immer. >>Wie kann ich dir helfen?<< Ich denke nach. >>Mir ist zwischendurch schwindelig und manchmal wird es kurzzeitig schwarz vor meinen Augen. Im Allgemeinen fühle ich mich schwächer als normal. Es war schon etwas anstrengend überhaupt hier her zu kommen. << Sie holt ein Fieberthermometer, säubert es nochmal und misst dann meine Temperatur. Als das Gerät piept schaut sie auf die Anzeige. >>Du hast etwas erhöhte Temperatur. Du solltest wenigstens zwei Mal täglich einen medizinischen Erkältungstee trinken, und dich warm kleiden. << Ich nicke. >>Ist in Ordnung. Ich frage Mike, ob er mir den Tee bei Frau Jane kochen lässt.<< Dann entferne ich den Verband an meiner Hand, und stelle fest, dass sie nicht wirklich geheilt ist. Durch das Entfernen des Stoffes ist ein Teil der dünnen Schorfschicht wieder aufgerissen. Dadurch blutet die Wunde wieder ziemlich stark. Ich seufze und sehe zu, wie meine Hand wieder bandagiert wird. <<

Als sich unsere Blicke treffen beginnt die ältere zu sprechen. >>Durch die Erkältung ist dein Körper sogar zu geschwächt, um sich selbst zu heilen. Du solltest die Hand erstmal nicht benutzen. Ich möchte nicht, dass es weiter aufreißt, und im Notfall noch genäht werden muss.<< Ich nicke. >>Ich verspreche es.<< Sie lächelt und reicht mir den Tee. >>Komm einfach übermorgen wegen der Hand her. Bis dahin sollte es dir auch etwas besser gehen.<< Mich bedankend verlasse ich den Raum und gehe in mein Zimmer. Dort vor der Tür warten bereits Kyla und Mike. Beide schauen fragend. >>Wo warst du so lange?<< Ich seufze. >>Bei der Krankenschwester. Ich habe mich etwas erkältet, und die Verletzung an meiner Hand ist beim Verbandswechsel wieder aufgegangen.<< Kyla schaut mich besorgt an. >>Soll ich dir etwas zu Essen ins Zimmer bringen? Dann musst du dich nicht erkältet in die Cafeteria quälen und kannst dich ausruhen.<< Ich nicke dankend.

>>Ja das wäre nett. Mike, kannst du mir den Tee bei Frau Jane aufbrühen lassen? Ich soll ihn zwei Mal täglich trinken. << Er grinst. >> Alles für meine Prinzessin.<< Die beiden gehen und so gehe ich in mein Wohnzimmer und lege mich auf die Couch. Die Tür lasse ich angeklappt, sodass die beiden rein kommen können, ohne dass ich aufstehen muss. Müde schließe ich meine Augen und schlafe sofort wieder ein. Vermutlich bin ich wirklich sehr erschöpft.

Der Geruch von Kräutern und ein Rütteln an meiner Schulter wecken mich. Verschlafen sperre ich meine Augen einen Spalt auf. >>Mhh?<< Vor mir sehe ich die Gesichter meiner Freunde. Ich setze mich langsam auf. >>Danke euch beiden. Ihr solltet jetzt aber lieber gehen. Ich will euch nicht noch anstecken. << Beide lächeln verständnisvoll. >>Wenn was ist rufst du uns an. Und du isst und trinkst jetzt, und dann legst du dich in dein Bett, murmelst dich warm ein und versuchst noch ein Paar Stunden zu Schlafen. Danach gehst du noch ne Runde baden. << Ich nicke. >>Ja Mama und Papa<< Lachend nehme ich die Teetasse und trinke einen Schluck. Er schmeckt wirklich scheußlich, aber da muss ich jetzt durch. Hat ja niemand gesagt, dass Medizin lecker ist.<< Während die Anderen gehen und die Tür hinter sich schließen, greife ich nach einem Apfel. Erstmal etwas Obst. Das sollte doch immer gut sein.

Nebenbei denke ich etwas nach. Der Blick der Krankenschwester vorhin war wirklich alarmierend, als sie feststellte, dass die Verletzung nicht mal ein kleines Bisschen fortschritte gemacht hat. Ob das normal ist, wenn man Krank ist? Oder ob da doch mehr hinter steckt?

Seufzend beende ich meine Mahlzeit. Ich ziehe mir einen dicken Schlafanzug und warme Socken an. Lüfte kurz durch und mache dann die Heizung an, um die frische Luft zu erwärmen. Dann murmle ich mich in meiner Bettdecke ein. Schwitzen ist immer gut um eine Erkältung auszutreiben. Das hat meine Ärztin gesagt, als ich mal als Kind krank war. Aber mal ehrlich. In der Zeit an die ich mich erinnern kann, war ich nie so oft krank. Und die Verletzungen, die ich von anderen Kindern bekam, verheilten alle sehr schnell.

Naja, ich sollte mich aufs hier und jetzt konzentrieren. Erneut schlafe ich sofort ein. Eine erholsame und traumlose Dunkelheit hüllt mich ein und zieht mich immer tiefer in eine andere Welt.

Als ich aufwache dringt ein greller Lichtstrahl durch einen Spalt meiner Vorhänge und fällt, wie sollte es auch anders sein, direkt in mein Gesicht. Genervt und total verschwitzt drehe ich mich nochmals um. Ich nehme mal an, dass ich eine ganze Weile geschlafen habe, denn mein Magen knurrt laut. Auf einem Tisch steht ein Tablett mit Mittag, welches nicht mehr besonders warm ist, doch das ist mir egal. Hungrig esse ich es. Im Anschluss ziehe ich die Bettwäsche von meinem Bett und stopfe sie in einen Extra Sack und stelle ihn neben den Wäschekorb. Dort werde ich auch den Schlafanzug hinein. Dieser Sack ist extra für die Kranken, dass diese Wäsche ausgesondert gewaschen wird.

Ich gehe ins Bad und lasse dort warmes Wasser in die Badewanne ein. Entspannt lasse ich mich in das heiße Nass gleiten. Das Schaumbad welches ich verwende riecht wundervoll nach Kamille, Salbei und Lavendel und ist perfekt als Erkältungsbad geeignet. Ich seufze wohlig und wasche mich in dem Wasser. Mit meinen Augen fixiere ich einen Punkt an der Decke und versinke in meinen Gedanken.

Wie es wohl Mina gerade geht? Ob sie schmerzen hat? Ich muss sie einfach sehen. Wieso ist das Leben eigentlich so grausam? Sie ist doch noch viel zu jung zum Sterben. Eine salzige Träne tropft in das Badewasser. Meine verletzte Hand, welche ich die gesamte Zeit über aus der Badewanne raushängen lasse verkrampft sich. In meinem Hals bildet sich ein dicker Kloß, der mir die Atmung erschwert.

Es wäre sicherlich alles anders gekommen, wenn ich nie geboren wäre. Ja... Dann wäre diese Welt besser dran. Zitternd nehme ich eine Rasierklinge in die Hand und setze sie an meinem Arm an. Als das erste Blut ins grüne Wasser tropft, lasse ich die Klinge fallen und erstarre. Was mache ich hier überhaupt? Ich springe auf, gehe an den Verbandskasten und klebe mir ein großes Pflaster drauf. Dann trockne ich mich ab und ziehe mir ein langärmliches Kleid an. Meine Haare föhne ich.

Fertig gehe ich zurück in mein Zimmer. Wickle mich in eine Decke ein und öffne das Fenster. Was ist nur los mit mir? Es ist doch nicht meine Schuld. Jedes Leben endet irgendwann. Eins früher und das andere später. Eine verirrte Schneeflocke wird vom leichten Wind in mein Gesicht geweht, doch durch die Decke friere ich nicht. Leise singe ich vor mich hin.

Sing farewell for me

That sweet sound

Of days past

Always remember me

Ich schließe meine Augen und horche in die Stille. Alles ist ruhig, nur der Wind raschelt leise in den Blättern auf meinem Schreibtisch. Ohne mich beirren zu lassen singe ich weiter.

Life of love,

Beloved of my heart,

O, joy of my soul,

Sing softly...

In meinem Leben ist vieles schief gelaufen. Es hätte so nicht kommen müssen, doch das Schicksal lässt sich nun mal nicht ändern. Die Zukunft eines jeden ist bereits vor der eigenen Geburt festgelegt und bestimmt. Dem Fluss der Zeit können wir nicht entgehen.

Temper your lyre and sing

The hymn of death

The sky opens to us

And we fly into the light

Alles was wir tun können, ist es zu akzeptieren, was das Leben nimmt und gibt.

Ich schließe das Fenster, singe jedoch weiter. Die Decke fallen gelassen gehe ich an meinen Schreibtisch und nehme mir ein weißes Blatt Papier. Mit einem Bleistift skizziere ich einen Vogel mit ausgebreiteten Flügeln, welcher direkt in den Himmel fliegt.

Life of love,

Beloved of my heart,

O, joy of my soul,

Sing farewell...

(Canta per me / Sing for Me)

(Kajiura Yuki)

Manchmal ist es schwer zu verstehen, warum es so ist wie es ist. Man wünscht sich, alles rückgängig machen zu können. In manchen Situationen jedoch wäre es unmöglich gewesen, etwas zu ändern. Wir sind Menschen und keine Götter. Wir können unsere Zukunft nur in der Gegenwart steuern. Die Vergangenheit ist unantastbar. Natürlich ist das traurig... frustrierend. Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Wenn es anders gekommen wäre, hätte ich Mike, Mia, Herrn Davis, Frau Jane, Kyla, Jonah, Amy, und Dad nie kennen gelernt. Ich dachte immer mein Leben wäre leer, doch schon bevor ich hier her kam, war ich nie alleine. Dad und Anthony waren bei mir. Es ist schon etwas anderes, als wenn ich Freunde in meinem Alter gehabt hätte, aber...

Und jetzt, jetzt habe ich mehr Freunde als ich je gehofft habe. Mama, Papa... Mir geht es gut. Macht euch keine Sorgen... Yara und ich werden euch nie vergessen. Ich... habe einen Platz gefunden, an dem ich bleiben darf. Ich habe eine Hand gefunden, die meine nicht los lässt.

Mit Klebestreifen befestige ich die Zeichnung an der Wand neben meinem Fenster. Verträumt starre ich den Vogel an, bis es klopft. Langsam gehe ich zur Tür und öffne sie. Es ist Herr Davis, welcher mit zwei Tassen Tee auf dem Gang steht. >> Wie geht es dir? Ich habe dir Tee mitgebracht.<< Lächelnd öffne ich die Tür komplett. >>Kommen sie doch rein, aber sagen sie, woher wussten sie, dass ich wach bin. << Er lacht leise und stellt den Tee am Tisch ab. >>Zwei jüngere Schüler haben dich gehört. Als sie an mir vorbei gelaufen sind, haben sie sich gerade über deinen schönen Gesang unterhalten. << Ich werde etwas rot. >>Oh. Ich hole nur schnell meine Decke, dass ich mich etwas wärmen kann. Setzen sie sich ruhig << Er zwinkert mir zu. >>Mach das<<

Ich habe nicht damit gerechnet, dass jemand draußen war, als ich mein Fenster geöffnet habe. Nun, immerhin hat es den Anderen gefallen. Wäre ja schrecklich, wenn ich mich wie eine Krähe angehört hätte. Mit meiner Decke im Schlepptau setze ich mich zum Direktor. >>Ich freue mich, sie zu sehen. Es war so langweilig alleine. << Er nippt an seiner Tasse. >>Es ist wirklich ruhig geworden, da dachte ich mir, könne ich doch mal bei dir vorbei schauen. << Ich lächle. >>Das ist wirklich schön. Ich hätte nicht gedacht, dass seit dem letzten Weihnachten schon wieder fast ein Jahr vergangen ist. Es sind nur noch 11 Tage bis Heilig Abend. <<

Mein Blick hängt an der Teetasse. >>Das Mädchen, welches ich in dem einen Krankenhaus kennengelernt habe, während ich in der Klinik war...<< Er schaut auf, spricht jedoch nicht. >>Sie wird bald sterben...<< Mein Hals ist ganz trocken. >>Ihre Mutter hat mich angerufen. Und das... Obwohl sie doch noch so klein ist...<< Eine Hand auf meiner Schulter reißt mich ins hier und jetzt. Herr Davis schaut traurig. >>Es tut mir leid, das zu hören. Ich wünschte ich könnte etwas tun, um sie vor diesem Schicksal zu bewahren. Aber ich kann es nicht. <<

Ich nicke. >>Das kann niemand. Ich... << Vor meinen Augen beginnt der Tisch zu schwanken. Herr Davis springt alarmiert auf, als ich mir den Kopf halte. Seltsam, mir ging es doch gerade noch so gut. Ich spüre noch, wie er mich hochhebt und mit mir auf dem Arm durch die Gänge läuft. Die Wärme die durch meine Glieder kriecht macht mich ganz schläfrig.

Nur Wortfetzen dringen bis zu mir durch. >>Fieber gestiegen<<, >>3 Woche Ruhe<< und >>Keine schwerwiegenden Krankheiten entdecken können<< Ich versuche meine Augen zu öffnen, doch es gelingt mir nicht. Die Stimmen werden immer leiser, bis sie vollständig in den Hintergrund rücken.

Als ich nach mehreren Stunden wieder wach werde höre ich wieder eine Stimme, doch niemand antwortet. Ich nehme mal an, dass diese Person mit mir spricht, doch ich kann kaum etwas verstehen. Alles scheint so weit weg zu sein, als würde ich immer weiter treiben.

Erneut verstummt jedes einzelne Geräusch.

Auch nach diesem kurzen Moment erlange ich wieder und wieder für einige Minuten das Bewusstsein, doch endet es immer wieder mit der Stille. Mein Körper ist taub. Weder dieser noch meine Augen gehorchen mir. Das einzige was ich tun kann, ist warten, bis mich wieder die Dunkelheit umfängt.

Dann plötzlich nach einer gefühlten Ewigkeit breitet sich ein Kribbeln in meinen Fingerspitzen aus. Es ist so schön warm, als würde Mike meine Hand halten. Ein Schluchzen dringt an meine Ohren, und zum ersten Mal seit langer Zeit, kann ich wieder etwas verstehen. Auch wenn es mir nicht gefällt, was ich höre. >>Ich weiß, dass es dir schwer fällt. Mir geht es genauso. Immerhin war sie die einzige die ich je als meine Tochter bezeichnen durfte... Doch die Ärzte sagten, dass sie nicht mehr aufwachen wird. << Er schweigt einen Moment. >>Wenn Yuno stirbt, habe ich keinen Grund mehr zu leben.<<

Ich versuche erneut meine Hand zu bewegen und siehe da, es klappt. Durch die winzige Bewegung aufgeschreckt, hört das Schluchzen auf. >>Yuno? Bist... du wach?<< Eine Träne rollt über meine Wange. Ja ich bin wach, ich lebe, und ich werde leben, aber ich kann dir nicht antworten.

Mein Herz fängt an, wie wild zu schlagen. Das war Mike, mein Mike. Der Junge den ich über alles liebe. Die andere Stimme ertönt wieder. >>Wie kann das sein? War sie etwa die ganze Zeit über bei Bewusstsein? Yuno, kannst du mich hören ? Ich bin es dein Papa. Bitte gib nicht auf. << eine weitere stumme Träne bahnt sich ihren Weg. Papa, ich kann dich hören. Ich will noch nicht sterben. Ich will leben und meine Zukunft sehen. Ich muss kämpfen.


Wütend auf meinen Körper probiere ich es erneut, auch meine Augen zu öffnen. Helles Licht blendet mich. Aus Reflex schlage ich meine Seelenspiegel wieder zu. War Licht schon immer so intensiv? Wie lange war ich in der Dunkelheit gefangen?

>>Mike... Papa<< Meine Stimme ist nicht mehr als ein Hauchen, als ich von beiden umarmt werde. >>Ein Wunder ist geschehen<< Ich lächle. >>Ich habe eure Stimmen gehört... Die ganze Zeit über<<

Vater steht auf. >>Ich werde schnell bescheid sagen. Pass du bitte auf Yuno auf.<< Mike nickt. >>Mache ich<<

Als er geht schaue ich mich um. >>In welchem Krankenhaus bin ich?<< Als ich erfahre wo ich bin, nicke ich nur stumm. Im nächsten Moment kommt ein älterer Arzt herein. >>Guten Morgen Fräulein Taylor. Wie ich bereits gehört habe, bist du aufgewacht. Niemand hat mehr daran geglaubt, nachdem dein Fieber zu hoch stieg. << Ich nicke. >>Ich war öfter... zwischendurch wach. Anfangs konnte ich nur Wortfesten verstehen...,dann schien ich... immer weiter abzudriften. Ich... konnte die Stimmen zwar hören, aber weder verstehen, noch zuordnen. <<

Er schaut in meine Akte. >> Seit du hier eingeliefert wurdest bin ich am Rätseln. In einer Akte stehen unzählige Krankheiten, du warst oft bewusstlos, musstest ins Krankenhaus gebracht werden, oder ein Notarzt kam zu dir. Diese Anhäufungen fingen jedoch erst an einem bestimmten Punkt an, stimmt das?<< Ich nicke. >>Es begann alles, als ich 15 war... Ich wechselte... auf eine neue Schule. Einige Sachen waren nur Verletzungen..., doch irgendwann wurde ich sehr oft krank... Ich fühlte mich schlapp. Eine Ärztin meinte, normalerweise... ist sowas ein Zeichen für eine ernsthafte dauerhafte Krankheit... Mein Körper wäre so zu ... geschwächt, doch bei keinem Krankenhausbesuch konnte je etwas festgestellt werden. << Er nickt. >>Das ist uns auch hier aufgefallen. Deshalb wirst du, solltest du in näherer Zeit nochmal Krank werden, ins Zentralkrankenhaus geschickt. Es ist mit den besten und modernsten Gräten ausgestattet. <<

Ich seufze. Wie auch zuvor muss ich immer zwischendurch beim Sprechen kleinere Pausen machen. >>Hoffen wir... mal, dass es nicht so weit kommt... Ich hätte aber nicht gedacht, dass diese kleine Erkältung mich fast hätte umbringen können. << Je mehr ich spreche desto leichter fällt es mir. Er schaut auf. >>Nun, wenn der Körper so geschwächt und noch dazu verletzt ist, dann ist es nicht verwunderlich. << Ich betrachte meine Hand. Mist, ich hoffe niemand hat den Schnitt an meinem Arm bemerkt. Der Arzt geht zur Tür. >>Verabschiede dich jetzt von deinem Besuch. Die Besucherzeit ist vorbei<< Ich schaue zu Dad und Mike und lächle ihnen zu. >>Danke, dass ihr mit mir gesprochen habt... Ohne euch hätte ich das nicht geschafft... Eine Zeit lang war ich kurz davor, von der Müdigkeit überwältigt zu werden. << Beide nicken. Dad streicht mir sanft durch das Haar. >>Ruh dich aus. Zum Glück konnte schlimmeres verhindert werden.<< Lächelnd genieße ich diesen kurzen Moment und sehe dann zu meinem Freund. Dieser gibt mir einen leichten Kuss auf meine Lippen und nimmt meine Hand. >>Ich kann mich da nur anschließen. Wenn du wieder in der Schule bist, werde ich dich ununterbrochen im Auge behalten.<< Leise lache ich. >>Da hast du dir aber eine Menge vorgenommen. Bis bald Mike <<

Müde schließe ich wieder meine Augen und falle sofort in eine Art Halbschlaf. Schon allein dieses kurze Gespräch hat viel Kraft verbraucht. Außerdem habe ich Hunger, was ziemlich nervig ist, weshalb ich mich auf das Schlafen konzentriere. Immer mehr sinke ich tiefer in einen Traumlosen schlaf. Einige Stunden später werde ich teilweise von einem Klopfen geweckt. Da ich jedoch nicht antworte wird die Tür geöffnet und eine Schwester kommt rein. Sie schüttelt sanft an meiner Schulter, weshalb ich sie verschlafen ansehe. Sie lächelt nur. >>Ich habe dir etwas zu Essen gebracht. Heute bekommst du zwar nur einen leichten Eintopf, aber ich hoffe du wirst dennoch satt.<< Ich setze mich auf und lehne mich dann an. >>Danke. << Wortlos esse ich die größtenteils flüssige Nahrung. Mein Blick hängt die meiste Zeit am Fenster, weshalb ich nicht mitbekomme, wie mich die fremde Frau anschaut. Erst mit dem Abendessen fertig bemerke ich ihren Blick. >>Ist was? << Sie zuckt zusammen und schaut peinlich berührt weg. >>Ich eh... Ich war nur etwas traurig, dass du mit deinem jungen Alter bereits ins Krankenhaus musstest.<< Seufzend lehne ich mich zurück. >>War ja nicht das erste Mal. Seit einiger Zeit, scheint mich mein Körper zu hassen. Das ist bereits so, seit ich 15 bin.<< Ihr Blick trübt sich etwas, weshalb ich wieder zum reden ansetze. >>Manchmal wünsche ich mir sogar zu sterben, aber das ist egoistisch. Ich habe mit 5 fast meine gesamte Familie an einem Abend verloren, verlor meine Erinnerungen und begann ein neues Leben. << Schockiert schaut sie auf. >>Das tut mir leid. Verzeih, dass ich dich an so etwas erinnert habe.<<

Leise spreche ich weiter. >>Ich wurde in meiner weiteren Kindheit von allen gehasst, lernte dann auf meiner neuen Schule mehrere Freunde kennen. Darunter auch meinen festen Freund. Doch wie das Schicksal es so wollte, wurden mir wieder Steine in den Weg gelegt. Meine Adoptivschwester dachte, dass ich sie absichtlich vergessen habe, und wollte mir mein Leben zerstören, indem sie meinen Freund schwer verletzt hat. Alle dachten natürlich das ich das war. Nun, und dann kam ich in ihre Schusslinie und wurde von ihr verletzt.

Schlussendlich wurde alles wieder besser. Die Anderen entschuldigten sich und ich verzieh ihnen etwas. Als ich dann in eine Nervenklinik eingewiesen wurde, fing es an.<<

Gefesselt hört sie mir zu. >>Was fing an?<< Ich lächle. >>Ich wurde immer öfter krank. So war das noch nie zuvor, tat das jedoch mit einer zufälligen Aneinanderreihung von Krankheiten ab. Aber das ist eigentlich unwahrscheinlich. Das können sie sich sicher auch denken, nicht wahr?<< Sie nickt. >>Der Doktor hat bereits etwas in dieser Richtung angedeutet. Allerdings konnte nichts Auffälliges entdeckt werden. Bis auf die zwei Verletzungen. << Schwer schluckend sehe ich sie an. >>Wissen mein Vater und mein Freund von beiden Verletzungen?<< Sie überlegt. >> Mit Vater meinst du den Mann, der zu Besuch war? << Ich nicke. >>Er hat mich aufgenommen, als er mich gerettet hat. <<

Die Schwester denkt noch kurz nach. >>Nein, mir war so, als hätte der Doktor nur von der Verletzung an ihrer Hand gesprochen. Ich wusste nicht genau, was das andere für eine ist.<< Ich seufze. >>Danke. Es war eine Dummheit von mir, als ich in meinem Leben ein Ende setzen wollte. Naja, eigentlich war es eher eine geistesgegenwärtige Tat, weil ich sowas nie getan hätte. Es ist auch wirklich nur ein kleiner Schnitt. << Sie betrachtet mich weiterhin. >>Ich kann dich gut verstehen. Meine Schwester hat sich umgebracht. Aus diesem Grund bin ich Krankenschwester geworden, um anderen Helfen zu können.<< Meinen Blick gesenkt spreche ich ihr mein Beileid aus. >>Ich weiß, wie es sich anfühlt, seine Schwester zu verlieren. Meine lebt zwar noch, aber das habe ich erst dieses Jahr erfahren. Genau genommen war es vor 11 Tagen. << Sie lächelt leicht. >> Nein, Beileid ist unnötig. Meine Schwester hat es dort oben jetzt besser. Ihr Leiden wurde endlich gestoppt. <<

Schweigend schauen wir beide durch das Fenster, bis es erneut klopft und der Doktor rein kommt. Nun hängen unser beider Blicke hängen nun an der Tür. Ich begrüße ihn leise, da meine Stimme noch immer nicht besonders stark ist. Er lächelt leicht. >>Wie ich sehe bist du wach und hast gegessen. Sehr gut. Wie geht es dir?<< Ich überlege. >>Es geht im Moment. Mir wird zwischendurch heiß und dann kalt, aber ansonsten ist es abgesehen von den Kopfschmerzen aushaltbar.<< Er holt ein Thermometer und messt meine Körpertemperatur. >> Die gefühlten Temperaturschwankungen kommen daher, dass du noch immer recht hohes Fieber hast. Du solltest jetzt noch viel trinken und dann schlafen, damit dein Fieber sinken kann.<< Ich nicke und trinke brav. Dann schließe ich meine Augen und falle vom Gespräch ermüdet in einen tiefen Schlaf.

Im Traum laufe ich gehetzt durch einen dunklen Gang. An meinem Rücken läuft mir der kalte Angstschweiß hinunter. Das einzige Geräusch, das ich außer meinem stockenden Atem hören kann, sind die Schritte, die immer näher kommen. Ich renne wieder los. Heiße Tränen rinnen über meine Wangen und tropfen dann auf mein schmutziges Sommerkleid, welches im unteren Teil fast komplett zerfetzt ist.

Ein Lachen ertönt. >>Du kannst vor mir nicht fliehen Prinzesschen. Mein Auftrag lautet, auch dich zu töten.<< Ich beschleunige meine Schritte. Dabei fällt mir jedoch nicht auf, dass sich vor mir kein weiterer Gang abzweigt, und der in dem ich mich befinde, nicht weiter geht. Ich bin in einer Sackgasse gefangen. Hinter mir der Mörder meiner Familie. Der Mann der auch mich umbringen will.

In die Enge gedrängt drehe ich mich verängstigt um und sehe, wie er mir immer näher kommt. Das erste was ich erkenne ist die riesige Narbe, die diagonal über seinem Gesicht verläuft. Er lacht hämisch und zieht sein blutverschmiertes Messer. Das letzte was ich sehe ist sein Grinsen, bevor ich meine Augen zukneife.

Mit einem Schrei erwache ich aus meinem unruhigen Schlaf. Ein Blick aus dem Fenster zeigt mir, dass es wohl noch mitten in der Nacht ist. Bei den Erinnerungen an den Traum muss ich ein würgen unterdrücken. Es war anders als in jener Nacht, dennoch... er... dieser Mann... Schwankend stehe ich auf und stolpere ins Bad. Dort beuge ich mich über die Toilette. Von der Übelkeit geschüttelt sehe ich unter Tränen zu, wie mein Abendessen wieder raus kommt. Nachdem ich die Toilettenspülung betätige, lasse ich mich an der Wand heruntergleiten und schluchze hysterisch. Dieses Gesicht werde ich nie wieder vergessen.

Nach einigen Minuten schleppe ich mich zum Bett zurück und krame zitternd mein Handy aus meiner Tasche, die Mike mitgebracht hat. Ich wähle die Nummer meines Vaters und hoffe, dass er gerade nicht schläft. Glücklicherweise geht am anderen Ende der Leitung jemand ran. Zu meiner Verwunderung ist es jedoch eine Frau. Sie spricht etwas schüchtern. >>Hallo, mit wem spreche ich gerade?<< Ich stocke. >>Ich... bin Yuno Taylor << Sie scheint nun zu wissen wer ich bin. >>Achso, dein Vater ist gerade in dem Büro eines Kollegen. Da er noch auf einen Anruf wartet, hat er mir sein Handy anvertraut. Soll ich ihm etwas ausrichten? Es ist ja schon ziemlich spät. Und bist du nicht im Krankenhaus? << Ich seufze. >>verstehe... Ich.. können sie ihm bescheid sagen? Es ist wirklich wichtig und ja.. Ich bin im Krankenhaus.<< An meiner zitternden Stimme muss sie erkannt haben, dass es wirklich wichtig ist, weshalb sie meine Bitte ausführt. >>Ich bringe ihm das Handy, bleib solange bitte dran.<< Ich bedanke mich und warte. Meine Beine schlottern und die Tränen tropfen die ganze Zeit auf diese.

Im Hintergrund höre ich auf der anderen Seite der Leitung ein kurzes Gespräch. Dann ertönt die Stimme von Dad. >>Yuno, was ist denn los? Du sollst dich doch ausruhen..<< Ich schluchze wieder auf. >>Er.. Ich habe mich vor kurzen an ihn erinnert.. sein Gesicht.. << Erneut sehe ich ihn direkt vor mir. Sein irres Grinsen lässt mich erstarren. Dad ruft meinen Namen. >>YUNO, SAG DOCH WAS<< Ich zucke zusammen. >>J..ja ich war nur gerade..<< Er seufzt. >>an wessen Gesicht hast du dich erinnert?<< Weinend lehne ich mich gegen das Bett. >>Der Mann.. Er hat meine Eltern.. << Ich verstumme, muss jedoch nicht viel mehr sagen, da er sofort versteht was ich meine. >>Yuno, kannst du ihn beschreiben?<< Ich bejahe und wische mir die Tränen weg. >>Ja.. Ich habe sein Gesicht mehr als gut im Kopf.. Ich..<< Er beruhigt mich. >>Yuno liebes, ich werde morgen die Polizei informieren, und du gibst ihnen die Erkennungsmerkmale. Jetzt legst du dich aber erstmal hin und schläfst, oder ruhst dich wenigstens aus ok?<< Ich nicke >>in Ordnung. Ich versuche es..<<

Nachdem wir uns verabschiedet haben, lege ich auf und lasse mich ins Bett fallen. Völlig verausgabt schlafe ich wieder ein. Mein Handy noch immer in der Hand falle ich in einen tiefen und traumlosen Schlaf.

Stunden später werde ich von dem Zuklappen einer Tür geweckt. Noch immer müde von der kurzen Zeit des Schlafes schlage ich meine Augen auf und sehe den Doktor. >>Guten Morgen junge Dame, ich hoffe du hast schlafen können?<< Ich zögere und schüttle meinen Kopf. >>Nur für etwa zwei Stunden. Ich hatte einen Alptraum und habe mich an etwas... erinnert..<< Er seufzt. >>Wie geht es dir heute?<< Nachdenklich sehe ich aus dem Fenster. >>Es geht mir erstaunlicher Weise bereits besser. Die Kopfschmerzen haben nachgelassen. Mir wird ebenfalls nicht mehr heiß und kalt. << Nickend misst er erneut meine Temperatur. >>Du steckst voller Überraschungen. Das Fieber ist gesunken und du hast jetzt eine stabile Temperatur.<< Etwas verwundert sehe ich ihn an. >>Ok. <<

Der bereits ältere Mann schmunzelt. >> Die Schwester wird nachher noch nach dir sehen und dich versorgen. Ach und du bekommst gleich dein Frühstück. Da du gestern nur Suppe hattest, musst du heute Nährstoffe zu dir nehmen. Du wirst jetzt die nächsten zwei Tage zum Frühstück eine Kalorienreiche Ersatznahrung zu dir nehmen. << Ich nicke nur und schaue dann aus dem Fenster, als es klopft. Der Arzt öffnet die Tür. Da er mir die Sicht versperrt, weiß ich auch nicht, wer dort steht. Dennoch tritt er nur wenige Momente später zur Seite und lässt zwei Männer in Uniform hinein. Ich denke mal, das sind die Polizisten, die meine Aussage aufnehmen sollen.

Sie begrüßen mich und stellen sich vor. Ich tue es ihnen gleich. >>Also Yuno, wie du sicherlich weißt, sind wir hier, um deine Erinnerungen zu notieren. Wir wissen, wer du bist.<< Ich nicke. >>In Ordnung. Soll ich mit der.. Beschreibung beginnen?<< Sie bejahen. >>Wir bitten darum. Und hab keine Angst. Sollten wir ihn fassen, wird er nicht wissen, dass du ihn erkannt hast.<< Ich schließe kurz die Augen um das Bild abzurufen. Sofort schlage ich mir die Hand vor den Mund und beginne zu zittern. Eine Berührung an meiner Schulter beruhigt mich etwas. >>Er ist ein Mann.. von nicht besonders großer Statur.. In seinem Gesicht.. << Ich stocke und kralle meine Finger in das Bettlaken. >>Sein Gesicht wurde Diagonal von einer Narbe durchzogen... Sie ging von der linken Stirnseite bis zum Kinn auf der rechten Seite. << Erneut sehe ich sein fieses Grinsen und das blutverschmierte Messer. Wie bereits in der Nacht renne ich zur Toilette und übergebe mich. Mein gesamter Körper zittert wie Espenlaub. Einer der Polizisten klopft vorsichtig an die Tür. >>Kann ich rein kommen ?<< Da ich zu schwach bin, um zu Antworten gebe ich nur ein Wimmern von mir, doch er scheint zu verstehen, was ich damit ausdrücken will. Langsam öffnet er die Tür und sieht mich, wie ich kraftlos auf dem Boden sitze.

Er streicht mir durch mein Haar. >>Das reicht erstmal. Wir werden dich nicht weiter unter Druck setzen. << Müde sinke ich zur Seite und falle in seine Richtung. Der junge Mann reagiert instinktiv und hält mich fest. Dann schlafe ich ein.

Die Dunkelheit umhüllt mich. Als ich meine Augen öffne liege ich wieder wie damals auf der schönen Wiese am Wasserfall. Ich sehe eine Frau. Sie singt, weshalb ich einfach liegen bleibe und den wundervollen Tönen lausche. Hier könnte ich ewig bleiben. Im Gras neben mir steht ein kleiner Vogel und scheint mich zu beäugen. Um ihn nicht zu erschrecken bewege ich mich keinen Millimeter. Bis auf das Rauschen des Windes in den Gräsern und Bäumen, ist nur der Wasserfall sowie die Stimme der Frau zu hören. Glücklich ruhe ich mich aus. Hier gibt es keine schlechten Gedanken. Trauer, Schmerz und Leid existieren in dieser Welt nicht. Unendliche Freiheit und schöne Momente locken mich, länger hier zu bleiben. Nichts könnte mich jetzt von hier wegholen. Nirgends wäre ich lieber als hier.

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5008 Wörter

@BenKato und sein Steckbriefcharakter alias Mörder

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