18 - Die purpurne Ranke (2)
Suki kannte diese Tradition, die der große Hutte bereits erdacht hatte, als es so etwas wie einen Kaysu noch gar nicht gab. Zweifellos würde sie an dieser Zusammenkunft teilnehmen müssen, soviel war ihr bereits klar. Doch worauf wollte ihre Tante hinaus? Nein, nicht ihre Tante. Welche Vorgaben hatte Peseo seiner Frau diktiert, die sie ihr nun vorbringen durfte? Vermutlich dachte er, Suki würde eher auf Aneka hören. Damit lag er zumindest nicht falsch. Bevor sie ein vorschnelles Urteil fällte, würde sie sich anhören, was nun kommen sollte.
„Wir sind der Meinung", fuhr sie fort, „dass du dich endlich zusammenreißen musst, mein Kind."
Zusammenreißen? Ihr Onkel kam hierher, um sich die Macht seines Bruders anzueignen. Den Mann, den er insgeheim verachtete, weil dieser zeit seines Lebens Kayken Octos' Gesetz zur Verbannung der Geschwister, aus dem Lebensbereich des Herrschenden, nicht kippte. Eine Beleidigung, die Peseo ihm anscheinend nie verzieh. Schon während der Zeremonie der letzten Flammen hatte jener nicht einmal den Anstand besessen, Suki mit ihrer Trauer allein, in Frieden, zu lassen. Was danach geschah, war schließlich niemandem, der sich gerade in ihrer Hütte befand, verborgen geblieben.
„Man redet über dein Benehmen bei den Flammen, Suki. Solch ein Verhalten fällt auch auf deinen Onkel zurück", ging Aneka ins Detail. Und wie Suki es sich gedacht hatte, war es noch nicht alles, was ihre Tante zu sagen hatte.
„Viele sehen dich als Freundin der Erdenläufer und sind empört über diese Tatsache", fuhr sie weiter fort.
Das war ja klar. Jene, die sich nun empörten, waren es vermutlich gewesen, die bei der großen Verkündung ihres Vaters die lautesten Jubelgesänge von sich gaben. Wohl auch diejenigen, die immer wieder die Rückkehr des Kal-Händlers feierten, die sich die Backen mit seinem Essen, welches er ihnen mitbrachte, vollstopften.
Angewidert biss sich Suki auf die Unterlippe, hätte nur zu gerne Widerworte gesprochen, doch noch immer war ihre Zunge träge und schwer. Sie wusch sich den Schweiß von der Stirn und winkte ab, sodass ihre Tante verstummte. Sie konnte nicht mehr aufnehmen, mit welchen Worten diese ihre nächsten Abschnitt von Peseos Ansichten eingeleitet hatte.
„Geht es dir wirklich gut?"
Es schwang schon wieder dieser überfürsorgliche Unterton in ihrer Stimme mit, doch bevor dieser in Besorgnis umschlagen und anschließend auf die ganze Person übergreifen würde, legte sich Suki ein verkrampftes Grinsen auf die Lippen und verdrehte leicht ihre Augen.
„Nur müde", fasste sie sich so knapp wie möglich und täuschte ein Gähnen hinter vorgehaltener Hand vor.
Suki hätte nicht gedacht, dass ihre Tante sich von jener schlecht vorgespielten Müdigkeit täuschen lassen würde, doch allem Anschein nach glaubte Aneka ihr. Ohne auch nur ein kurzes, nachdenkliches Zögern empfahl sie ihrer Nichte, sich noch einmal hinzulegen. Schließlich werde ihr Onkel bald mit frisch erlegter Beute zurückkehren, die sie alle gemeinsam während der Zusammenkunft der Kaysu-Anwärter verspeisen würden.
Wenn es schon ausreichte noch ein wenig zu schlafen, konnte Suki immerhin ausschließen, dass Peseo auf Hornbockjagd war. Das faserige, trockene Fleisch der wilden Bewohner der ewigen Berge mochte Suki nämlich gar nicht. Ohnehin bevorzugte sie lieber das Essen, welches keine Schmerzen vor Zubereitung oder Verzehr erleiden musste. Die Jäger im Allgemeinen empfanden es jedoch als ungesund und in erster Linie als unmännlich, kein Fleisch zu verzehren.
Als Letzteres bezeichnet zu werden, würde Suki nun nicht wirklich stören, doch war selbst ihr Vater der Meinung gewesen, dass man sich nicht gänzlich nur von Pflanzen und deren Früchten ernähren sollte. Und wenn ihr Vater so etwas sagte, dann war dies auch die Wahrheit und danach richtete sich Suki auch.
Ihre Tante verließ die Hütte mit der Empfehlung, Suki solle sich doch etwas aufhübschen, bevor sie sie abholen würde, um an der Zusammenkunft teilzunehmen. Wenigstens ihr zuliebe.
Es war Suki nicht möglich ausgiebig über Anekas Wunsch nachzudenken, da übermannte das Pochen in ihrem Schädel sie erneut.
„Kopfschmerzen?", fragte Boko mit gewohnt ruhiger Stimme, als Suki sich mit verkrampftem Gesichtsausdruck an ihre vom Schweiß feuchte Stirn fasste.
Sie nickte leicht.
„Warum hast du nicht früher was gesagt?", gab er zurück und kramte etwas aus einem kleinen Beutel hervor, den er verdeckt unter seinem Lendenschurz trug, was Suki ein wenig überraschte.
Er zog eine Dollofblüte hervor und reichte sie ihr.
Sie kannte die Dollofpflanzen, wuchsen sie doch in rauen Mengen in den dichten Graswäldern der Lubyras. Obwohl sie aller Wahrscheinlichkeit nach lange in Bokos Beutel gesteckt hatte, verströmte sie immer noch ihren typischen süßen Duft, auch wenn sie äußerlich beinahe vollständig verwelkt war.
Als sie sich die Blüte auf ihre Zunge legte und langsam anfing diese gut zu zerkauen, breitete sich dieser unvergleichliche Geschmack in ihrem ganzen Mund aus, schien sich im Nu in ihrem ganzen Kopf auszubreiten.
Dollof mochte Kopfschmerzen vertreiben, doch war er auch ein tückisches Kraut, auf das gerade die Kleinen und Jungen gerne hereinfielen. So war der süße Geschmack zwar verlockend, doch beraubte er einem bei übermäßigem Verzehr jeglichen klaren Gedanken, was nicht selten damit einherging, dass in diesem Zustand offensichtliche Gefahren nicht mehr als solche erkannt wurden.
So gab es bereits einige tragische Todesfälle zu beklagen, als Mädchen und Jungen völlig unbedarft von giftigen Beeren aßen oder im Wasser ertranken, weil sie nicht mehr in der Lage waren zu schwimmen.
Das würde Suki selbstredend nicht passieren. Es sollte nicht lange dauern, da wurde aus dem Klopfen gegen ihre Stirn nur noch ein leises, verzweifeltes Patschen, ehe es vollständig verschwand. Und noch bevor der süße Nebel, der über ihren Rachen und ihre Nase bis unter ihre Schädeldecke gezogen war, auch die letzten Schmerzen hinausfegen konnte, fühlte sie sich wieder in der Lage zu sprechen, ohne dass die wilde, unsichtbare Hornbockherde in ihrem Kopf wieder zu rasen begann.
Auf die Frage, weshalb er einen Beutel mit Dollofblüten bei sich trug, erklärte Boko, dass der Kaymo stets verschiedenste Heilkräuter mit sich tragen müsse, um für einen, wie auch immer gearteten, Ernstfall gewappnet zu sein.
Man lernte also nie aus. In seiner pflichtbewussten Steifheit, genau jene, die er nun auch wieder an den Tag legte, als er ihre Frage beantwortete, hatte er auch die ganze Zeit über diese scheinbare Nichtigkeit geschwiegen. Welche Informationen sie wohl noch erst aus ihm herauspressen musste, die ihr noch nicht bekannt waren?
Als sie sich schließlich nach den beiden anderen Männern erkundigte, welche ebenfalls anstrebten künftig für die Buranier sprechen zu dürfen, war sie etwas überrascht, nachdem Boko ihre Namen nannte.
Einer von ihnen hieß Emsis, stammte aus der sogenannten Narbe, welche im Norden an den Rand der ewigen Berge und im Osten an die Sumpfgebiete der Kumaro angrenzte. Suki war dort noch nie gewesen, weshalb ihr der Mann auch unbekannt war. Emsis war es auch nicht, der sie hatte hellhörig werden lassen.
Matto war der Name des zweiten Mannes. Ein ehemaliger Jäger aus ihrer Siedlung, dessen Beitrag zur Gemeinschaft mittlerweile darin bestand ihre Vorratskammern zu füllen und zu überwachen, um diese beispielsweise vor ungebetenen Gästen, wie den gefräßigen Wühlern, zu schützen.
Er mochte zwar ein freundlicher, ja sogar gescheiter Mann sein, doch nicht Matto selbst wirbelte Sukis Gefühlswelt durcheinander, sondern dessen Sohn Hader.
Jener Hader, mit dem sie damals in Kutuks Hütte das Küssen geübt hatte. Der kleine Junge, der damals erschrocken vor ihr zurückgewichen war. Ein Ereignis, welches eigentlich im Nebel ihrer Vergangenheit lag und welches nun erneut dahinter aufzutauchen drohte.
„Soll ich nun gehen?", fragte Boko plötzlich und schien dabei förmlich auf den anschließenden Befehl zu warten, der ihn anwies, was zu tun sei.
„Ich werde dir keine Befehle erteilen, Boko. Wir sind Freunde, nicht Kayken und Kaymo", erklärte Suki ihm erneut. In seinen Augen konnte sie sehen, dass er mit sich selbst rang. Sie war sich nicht sicher, ob ihre verordnete Lockerheit für ihn etwas Erstrebenswertes war, wozu er bereitwillig aus seiner Rolle auszubrechen versuchte oder ob es für ihn nur einen weiteren Befehl darstellte, dem er zu folgen gedachte.
Sie bat ihn dennoch so lange vor der Tür zu warten, bis ihre Tante sie abholen würde. Ebenso wollte sie, dass er den seltsamen Splitter für sie verwahrte.
Er nahm ihn wortlos an sich und verließ die Hütte. Boko würde nicht an der Zusammenkunft teilnehmen. Im Gegenteil, er musste ihr fernbleiben.
Was er wohl solange tun würde? Vielleicht endlich einmal seine neue Freiheit genießen? Wohl kaum, aber er musste es zumindest einmal versuchen.
Suki wusch sich ausgiebig Schlaf und Schweiss von Gesicht und Körper und legte anschließend ein langes Gewand aus den dünnen, weichen Fasern der Roten Karmiry an.
Jener Name gehörte zu einem riesigen Gewächs, welches ausschließlich in den kumarischen Sümpfen anzutreffen war und welches einst nach der vermeintlich schönsten Kumari, die je gelebt haben soll, benannt wurde. Eine Frau von unsagbarer Schönheit, so erzählt man, soll Karmiry gewesen sein.
Obwohl bereits unzählige Kayken seit jener Zeit die vierzackige Krone auf dem Haupt trugen, soll es nie wieder eine Frau gegeben haben, die ihrer Schönheit auch nur im Ansatz gleichgekommen wäre.
Ihren Beinamen verdankte sie dem vielen Blut, das wegen ihr vergossen wurde. Im Kampf um ihre Gunst sollen sich unzählige Männer gegenseitig umgebracht haben. Auch diejenigen, deren Herzen bluteten und die daher freiwillig ihr Leben beendeten, um ihr schmerzendes Herz in der Welt der Sterblichen nicht mehr ertragen zu müssen, trugen dazu bei.
Das Mädchen hatte jedoch nur Augen für einen: Zuma, den Schlechten.
Doch auch er war nicht vor ihrer Schönheit gefeit, trieb sie ihn doch ebenso in den Wahnsinn.
So fasste auch er den Schluss sein Leben zu beenden. Doch nach ihm sollte niemand mehr sein Mädchen für sich gewinnen können. Er würde sie mit in den Tod nehmen, um sie für immer für sich zu haben. Im Nebel gäbe es keinen Wahnsinn, womit nur dort die Möglichkeit bestand ihre Liebe frei davon auszuleben.
Angeblich brachte Zuma Karmiry dazu mit ihm zusammen von der purpurnen Ranke zu essen, was beiden einen qualvollen, da langsamen, Tod bescherte.
Die Enttäuschung der zurückgelassenen Männer schlug bald in blanken Zorn um. So weigerten sie sich die Körper der Beiden den letzten Flammen zu übergeben und versenkten sie stattdessen in den Sümpfen.
Seit diesem Tag würden dort überall die monströsen, roten Blumen aus dem Boden sprießen, benannt nach der Frau, die ein jeder Mann begehrte.
Unter ihrem Kleid konnte Suki bestens die Schnittwunden an ihren Beinen verstecken. Der einzige Grund, weshalb sie es trug, sagte sie sich immer wieder. Auf keinen Fall tat sie es, weil ihr Onkel es sich so wünschte. Keinesfalls wollte sie sich von ihm für den Stimmenfang benutzen lassen. Nicht für ihn das liebe Mädchen spielen, das doof genug war, nicht zu merken, dass dieser Mann genau das Gegenteil von dem erreichen wollte, für das sich ihr Vater stark gemacht hat und wofür er vermutlich auch sterben musste.
Vermutlich, denn die vermeintliche Aufklärung des Attentats hatten schließlich die anderen Kaysus übernommen.
Bis ihre Tante schließlich lautstark in ihre Hütte gepoltert kam, versuchte Suki noch einmal intensiv ihre seltsamen Träume zu rekonstruieren, die sie während ihres letzten Schlafes so klar vor Augen gesehen hatte. So sehr sie sich auch anstrengte, die einzelnen Bilder wollten kein stimmiges Ganzes mehr ergeben und je länger sie darüber nachdachte, umso mehr schienen ihr die Einzelteile auch schon wieder zu entgleiten.
Als die beiden Frauen sich schließlich gemeinsam auf den Weg zum geplanten Treffpunkt machten, war der Nebel bereits wieder etwas dünner. Die Rauchschwaden der letzten Flammen waberten nicht mehr durch ihre Siedlung. Sie waren schon längst mit den Ahnen verschmolzen.
„Vater und Mutter vereint im Nebel", rief sie sich in Erinnerung zurück und konnte sich ein freudiges Lächeln nicht verkneifen. Da ihre Tante angestrengt schnaufend voranwatschelte, konnte sie glücklicherweise nicht sehen, wie sich Suki eine winzige Träne aus ihrem rechten Auge wischen musste.
Überhaupt hatte auch Aneka sich eigens für diesen Anlass in ein weißes Kleid aus Baumfasern gezwängt und trug eine Stola aus Wühlerfell um die Schultern, dem auffälligen Glanz nach zu schließen aus dem Haarkleid von Jungtieren gefertigt.
Man konnte ihre Aufgeregtheit förmlich spüren. Ihr bedeutete dieses Treffen sehr viel, wie sie nochmal bekräftigte, was Suki nicht nachvollziehen konnte.
Heute würde sich nichts entscheiden. Ja nicht einmal Einfluss auf die Entscheidung ihrer Gefolgsleute hätte ihre Zusammenkunft. Es war lediglich eine sinnlose Tradition, die sie befolgten und gerade ihr Onkel war ja sehr versessen auf die Einhaltung alter Gebräuche.
Immerhin konnte die Aussicht auf Speis und Trank während des langen Weges bis ans Ostende der Siedlung so etwas wie Vorfreude in Suki aufkommen lassen. Ihr Magen war leer und hatte schon zu grummeln begonnen.
Matto, der einzige hier sesshafte Anwärter hatte seine künftigen Konkurrenten zu sich eingeladen.
Ein langer Tisch aus Titanfaustholz war zwischen der Seinen und der Hütte seines Nachbarn aufgebaut. Ausgerechnet im östlichen Teil der Siedlung standen die Hütten teilweise dicht and dicht, weshalb jener kleine Platz in der Breite verhältnismäßig viel, jedoch gerade genug Raum für sie alle bot.
Suki zählte acht freie Plätze.
Sie wusste nicht, wer die drei aus Ahnenwurzeln geflochtenen Sitze hatte herbeischaffen lassen, auf dem zuletzt noch, während der großen Verkündung, die drei Kaysu der anderen Völker gesessen hatten. Ohne Zweifel waren diese für die drei Männer Matto, Emsis und ihren Onkel vorgesehen.
Wenigstens mit ihren Hintern konnten sie sich somit schon mal vorab wie ein Kaysu fühlen. Für zwei von ihnen würde es allerdings dabei bleiben. Sie hoffte doch sehr, dass auch Peseo darunter sein würde.
Für den scheinbar weniger bedeutenden Anhang boten fünf breite Stümpfe junger Titanfäuste Platz.
Immerhin würde man dank grüner Blätterkissen halbwegs weich sitzen.
Überschwänglich wurden sie von Matto begrüßt, welcher Suki und der mittlerweile beinahe völlig ausgelaugten Aneka um den Hals fiel.
Dass er einst als Jäger zu ihrer Gemeinschaft beitrug, war angesichts seiner Erscheinung gar nicht mehr zu vermuten, wirkte er doch ziemlich abgemagert. Einzig eine Narbe in der grotesken Form einer Spirale, welche sich eine Handbreit, quer über seiner linken Hüfte abzeichnete und die somit unschwer einem Hornbock zugeordnet werden konnte, ließ erahnen, welcher Tätigkeit er einst nachgegangen war.
Der Grund weshalb dies in der Vergangenheit lag, fand in seinem rechten Fuß Begründung.
Nach einem unglücklichen Sturz und einem damit verbundenen Knochenbruch, bewegte er sich nur noch humpelnd durch sein Leben.
Als Suki ihm in seine braunen Augen blickte, kam es ihr für einen kurzen Moment so vor, als säße sie wieder in der stickigen Hütte Kutuks und blicke in die weit aufgerissenen Augen Haders.
Mattos Sohn war auch zugegen. Mittlerweile sah er seinem Vater sehr ähnlich, auch wenn seine schwarzen Haare nicht ganz so schüttern waren, aber noch mindestens genau so unordentlich auf seinem Kopf lagen, wie in seinen jungen Jahren.
Zwar reichte er ihr zur Begrüßung seine schlaffe, schwitzige Hand, doch mied er angestrengt ihren Blick, wie sie bemerkte und was sie keineswegs verwunderte. Auch wenn er größer als sein Vater, vermutlich sogar fast so groß wie Boko in die Höhe ragte, so wirkte seine Erscheinung jedoch alles andere als respekteinflößend. Einem ängstlichen Geist nützte es auch nichts, wenn er sich in einer starken Hülle versteckte, dachte sich Suki und freute sich über die wiederum herzliche Begrüßung durch Haders Mutter Jeika. Eine kleine, etwas stämmige Frau mit gelockter, wallender Haarpracht, die wie bei ihr selbst bis knapp über ihren Hintern reichte und bei der Jeika sich ebenfalls nicht die Mühe gemacht hatte, sie eigens für diesen Anlass aufwändig zu bändigen.
Anders als Suki und ihre Tante trug Mattos Frau aber auch kein Kleid, sondern bedeckte schlicht ihre Brust und Scham mit dünnem, eingefärbtem Stoff aus der Welt der Erdenläufer.
Etwas im Hintergrund hielten sich Emsis und dessen Frau, die sich später noch als Karah vorstellen sollte. Beide waren bereits ergraut und Suki schätzte sie wesentlich älter als alle Anderen, die in Kürze am Tisch Platz nehmen würden.
Auch ihr Onkel war zugegen. Mit verschränkten Armen und seinem gewohnt mürrischen Blick stand er etwas abseits und schien Suki genau zu mustern, so als würde er überprüfen, ob ihr Kleid auch wirklich dem entsprach, was er sich so vorstellte.
Sie hatte also noch nicht einmal Platz genommen und ihr Onkel rief bereits wieder leichte Wut in ihr hervor.
Als sie sich auch mit dem alten Pärchen Emsis und Karah bekannt machte, grinste sie ihr inneres Brodeln jedoch einfach weg. Wobei dieses auch einfach ein Ruf ihres Magens nach etwas zu essen sein konnte. Hoffentlich würde es nicht mehr allzu lange dauern, bis sie endlich einen Bissen zu sich nehmen durfte.
Jeder der drei Männer hatte seinen Beitrag zu dieser Zusammenkunft geleistet.
Während der alte Emsis „seltene Leckereien" aus den Kumari-Sümpfen mitgebracht hatte, bestand der Beitrag ihres Onkels aus einem Bottich voller silbrig glänzender Fische.
Und Matto, der ihnen Tisch und Sitzgelegenheiten bot, hatte sich auch noch dazu bereiterklärt Peseos Fische über seinem Feuer zu braten.
Sie nahmen Platz. Zwischen ihr und Peseo, saß glücklicherweise Aneka. Immerhin das blieb Suki somit erspart. Links von ihr, am unteren Tischeende, hatte Hader Platz genommen. Zu dessen Linker und somit gegenüber von Suki befand sich der noch freie Platz Jeikas, die gerade dabei war die kleinen Holzschalen auszuteilen aus denen sie später essen sollten. Neben ihr wiederum würde die alte Frau Karah sitzen, sodass die drei Männer am oberen Tischende zusammen speisen konnten.
Gegenüber ihrem Onkel der alte Emsis und an der Spitze von Allem schließlich ihr Gastgeber Matto.
Zunächst einmal teilte Jeika, unter großzügiger Mithilfe von Aneka, die Mitbringsel des alten Emsis als sogenannte Anfeurer aus. Alleine ihr Anblick befeuerte dann auch ihren Appetit, obwohl es sich lediglich um eine Mischung aus dunklen Beeren und beinahe noch dunkleren Nüssen handelte. Optisch also genauso trostlos, wie sich Suki die Sümpfe, aus denen sie stammten, auch vorstellte. Nachdem Matto einige Worte an den Nebel gerichtet und es als Ehre bezeichnet hatte, heute unter dem Antlitz ihrer Ahnen hier zusammenkommen zu dürfen, durften sie endlich beginnen.
Zwar entfalteten gerade die Nüsse einen leicht bitteren Geschmack, doch in Kombination mit den Beeren, die mit einer feurigen Note dem Gaumen schmeichelten, war die Einstimmung auf das große Essen am Ende doch gelungen. Zumindest Sukis Magen hatte sich etwas beruhigt, nachdem er endlich Arbeit abbekam.
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