Dylans Story

(Dylan Hawk P. O. V.)

Ich hatte die ganze Nacht nicht wirklich schlafen können. Ich hatte sehr viel nachgedacht. Über Elly, das Mädchen, das mir grad gegenüber saß.

Ich hatte sie irgendwo schon mal gesehen. Vielleicht auf irgendeinem Kurztrip mit meiner Mutter, die aus irgendeinem Grund immer mit mir nach Edinburgh fuhr.

Meine Mutter hatte mir nämlich am Freitag erzählt, das sie jemanden aus Schottlands Hauptstadt abholen müsste. Und um ehrlich zu sein, ich hatte nicht mit einem Mädchen im Rollstuhl gerechnet. Auch der Name 'Hampshire' kam mir bekannt vor. Waren das nicht Freunde von meinen Eltern?

Es gab einige, an die ich mich dunkel erinnerte. Ich kam nämlich sehr früh mit meiner Mutter hierher. Und ihrer besten Freundin. Und dessen Sohn.

Naja, das mit der 'besten' Freundin stimmte nicht so ganz. Meine Mutter hatte viele. Aber wenn ich sage, das sie mit vielen ihrer Kollegen hier befreundet ist, dann habe ich wahrscheinlich Recht.

Zum einem gab es ja Mrs Owl, eine schwarzhaarige Erdbändigerin in Moms Alter. Die haben sich hier an der Schule kennengelernt. Als sie so alt waren wie ich jetzt.

Und Mrs McDonald, die Musiklehrerin. Die ist zwar ein wenig älter als sie, aber das scheint meiner Mutter sehr egal zu sein.

Und Mrs Winchester, die Geschichtslehrerin. Selbes Alter, selber Jahrgang. Mehr brauche ich glaube ich nicht zu sagen.

Und die beiden Französinnen, Madame Fleur und Madame Dupin. Beides Erdbändigerinnen.

Und die Lateinlehrerin, Mrs Evans. Feuerbändigerin, wie meine Mutter. Sie war nicht hier auf der SoE. Genau so wie Mrs Stewart, die Sportlehrerin. Die war jedoch Luftbändigerin und tat immer einen auf geheimnisvoll.

Das taten nämlich alle Lehrer. Auch der Namenlose.

Die Ausdrucksweise 'der Namenlose' stammte von Arabella Pinguertes, die den Internetblog der Schule schrieb. Und niemand wusste, wer sie war. Auch der letzte Bericht, der gestern erschien, hatten zum Beispiel geschockte Gesichter erhalten.

Zwar nur die meiner beiden Zimmergenossen Ryan und Jake, wie ich mitbekommen hatte, aber trotzdem. Ist ziemlich creepy, was die alles weiß. Oder was die alles spekuliert.

Jedenfalls, in ihrem letzten Bericht ging es um Elly.

Sie schrieb sowas hier:

"Unser neuer Wirbelwind..."

Ich verstehe sowas nicht! Warum macht man sowas!?

"Dylan, schläfst du noch?", fragte Elly nun und riss mich aus meinen Gedankengängen. "Nein.", murmelte ich verschlafen.

Natürlich habe ich nicht mehr geschlafen, aber müde war ich dennoch.

"Warum stehst du denn so früh auf, wenn du müde bist?", fragte Elly. Das war eine Frage, die ich nicht beantworten konnte und auch nicht beantworten wollte. Deshalb überlegte ich mir schnell eine schlagfertige Antwort.

"Könnte ich dich auch fragen.", antwortete ich und schaute sie fragend an.

"Ich habe aber zuerst gefragt."

Natürlich musste genau diese Antwort kommen.

"Na weil ich Hunger hatte.", antwortete ich schnell und schob mir ein Stück von meinem Pfannkuchen rein. Und dieser war voller Erdbeermarmelade. Und mein Mund jetzt auch.

"Und du? Warum bist du schon so früh wach?"

"Weil ich nicht schlafen konnte.", grummelte sie. Aber warum konnte sie das denn nicht? Louis hatte gestern beim Abendessen erzählt, das sie einfach eingeschlafen und beinahe aus dem Rollstuhl gefallen wäre.

Natürlich nur beinahe, weil Ben anwesend war und schlimmeres verhindert hat.

Ich weiß nicht warum...

Aber ich mochte Ben einfach nicht. Ich wusste nicht warum, aber es war einfach so. Ich mein', er ist nett und alles, aber irgendetwas an ihm störte mich gewaltig.

Aber wir schweifen vom Thema ab.

"Alles gut bei dir?", fragte ich, "Ich mein', weil du nicht schlafen konntest..." Mich interessiert sowas wirklich, weil ich manchmal glaube, das Problem anderer Leute zu kennen. Weswegen manche mich nicht leiden können. Was vielleicht auch andere Gründe hat.

Zum Beispiel wenn man die Mutter zur Schulleitung hat und andere einen eine Petze nennen. Obwohl ich nie petze. Meine Mutter hat einfach nur ein unwahrscheinlich gutes Gehör.

Was wirklich stimmt. Meine Mutter klagt aber auch ständig über Migräne, weil sie, ich zitiere "die Ameisen im Wald hört." Und das ist nicht mal übertrieben.

"Ich bin generell Frühaufsteherin. Ich kenne es nicht anders.", antwortete sie.

Und genau eine solche Antwort hatte ich erwartet. Ich hatte mitbekommen, dass Elly in einem Waisenhaus lebte. Und dort wahrscheinlich auch helfen musste. Aber warum musste sie da mithelfen? Ich mein', konnten die anderen das nicht?

Höchstwahrscheinlich wurde sie wie Dreck behandelt und musste deshalb alles an Hausarbeit alleine bewerkstelligen.

Sowas finde ich persönlich äußerst abscheulich.

Ich mein', wer bei Hephaistos macht sowas!?

Ach, und falls ihr euch fragt, warum ich auf den griechischen Gott des Feuers schimpfte: Unter Elementbändigern ist es üblich, auf die Elementgötter der griechischen Mythologie zu schimpfen, da sie nach einer Sage daran schuld waren, das wir waren, wie wir halt waren.

Aber darauf gehe ich jetzt mal lieber nicht weiter ein, weil sonst quatschen ich euch weitere sieben Stunden voll...

Ich merk's schon, ich rede etwas viel, oder?

Naja, jedenfalls fing ich an, ein Gespräch mit Elly aufzubauen, also etwas mehr über sie herauszufinden. Alsooooo... Let's go!

"Hast du denn Hobbys, oder so?", fragte ich sie. Sie überlegte sehr lange, bis sie zu einer Antwort ansetzt.

"Nein."

"Ok, fragen wir mal anders: Was würdest du gerne als Hobby machen, wenn der Rollstuhl nicht wäre?", fragte ich vielleicht 'etwas' hartnäckig.

"Da gäbe es vieles.", antwortete sie. "Zum Beispiel?", fragte ich.

"Als ob dich das etwas angeht!", zickte sie leicht.

"Warum willst du denn nichts dazu sagen?", fragte ich.

"Weil die Leute erst immer Interesse zeigen und dann das, was ich ihnen erzähle, zu ihrem Vorteil nutzen und mir damit dann wehtun.", antwortete sie leicht gereizt.

"Dann frage ich eben nicht mehr.", sagte ich leicht bockig und verschränkte die Arme.

Für einen Moment kehrte Stille ein und Elly aß einen der Pfannkuchen auf. Naja, was hieß essen, sie verschlang ihn beinahe mit einem Haps.

"Schmeckt's?", fragte ich. Sie begann heftig zu nicken.

Als sie auch den zweiten Pfannkuchen verschlungen hatte, fing sie wieder an, zu reden.

"Was hältst du davon, wenn wir Rollen tauschen?", schlug sie vor und legte den Kopf schief. "Du willst mein Leben haben, das bezweifle ich sehr...", antwortete ich, bevor sie mich unterbrach:

"Nein, du Dummerle!", lachte sie, "ich stelle die Fragen, und du antwortest. Außerdem bezweifle ich, dass du zugestimmt hättest, wenn du meinen Rollstuhl nutzen müsstest."

Ich nickte, wusste jedoch nicht, was ich erwarten sollte.

Und normalerweise durchschaute ich  meine Gegenüber doch sofort.

"Wie lange bist du eigentlich schon hier?", fragte sie und schaute mich an.

"Seitdem ich drei Jahre alt bin.", antwortete ich, "meine Mutter nahm mich mit hierher, als sie hier als Lehrerin anfangen hat." Sie nickte. "Hast du denn keinen Vater, der auf dich hätte aufpassen können?", fragte sie.

"Nein, nein habe ich nicht."

Sie schaute auf, ich jedoch senkte meinen Kopf. Mein Vater war sehr früh verschwunden. Ich erinnerte mich nur kaum an ihn.

Aber, ich merk's schon, falsches Thema.

"Sind die Lehrer hier eigentlich nett?", fragte sie nun.

"Großteilig, aber manche sind einfach nur...", antwortete ich und ließ ein Würgegeräusch zum besten erklingen.

Es gab so einige Lehrer, die ich persönlich hasste. "Zum Beispiel?", fragte sie.

"Ich will hier jetzt nicht über Lehrer lästern, aber Mr Graves ist der schlimmste.", antwortete ich mit leicht lästernder Stimme. "Was ist denn so schlimm an ihm?", fragte sie und schaute so, als wolle sie alles über ihn wissen.

"Es gibt so einiges, was ich an ihm auszusetzen habe.", meinte ich, sichtlich genervt von der Tatsache, ihn am Dienstag in den ersten beiden Stunden zu haben.

"Und was?", fragte sie, neugierig, wie eine Katze. "Willst du lieber nicht wissen.", meinte ich.

"Schlimmer als mein alter Mathelehrer kann er nicht sein.", meinte sie nun und strich sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Und wie war der?", fragte ich äußerst interessiert.

"Scheiße, also zu mir und meinen Freunden. Cara und Zara mochte er wohl seeehr gerne.", meinte sie, wohl sehr genervt von diesem Lehrer, "aber der ist ja jetzt scheinbar im Krankenhaus, mit gebrochenen Rippen." Nun grinste sie, ein wenig wie eine Geistesgestörte.

"Hilfe. Ich meine, wie kann man diese Zicken bitte mögen?!", meinte ich.

"Er mochte sie wohl, weil sie mich hassen. Und wie heißt es doch so schön: 'Der Feind meines Feindes ist mein Freund.'", meinte sie nun.

"Hätte ich nicht besser ausdrücken können.", antwortete ich mit einem Lächeln. War ja klar, dass sie die Zwillinge wohl hasste.

"Und was ist jetzt mit diesem Mr Graves?", fragte sie nun. Shit, sie lenkt von Thema ab.

"Voll das Arschloch.", meinte ich, bevor ich unterbrochen wurde.

Denn aus dem Hintergrund drang nun Alenkas Stimme: "Du sollst die Lehrer nicht beleidigen!"

"Aber nicht, wenn es um Mr Graves geht!", gab ich genervt zurück.

Ich wusste, dass Alenka ihn hasste, wie eigentlich alle hier, und das betrifft nicht nur die Schülerschaft.

Alenka schaute mich an. "Dann hab ich nichts gesagt.", antwortete sie und versenkte ihren Blick wieder in der morgendlichen Elementpost, der Zeitung in der Welt der Elementbändiger.

Nun wendete ich mich wieder Elly zu. "Selbst die Lehrer hassen Mr Graves, weil er einer der asozialsten Schüler der SoE war.", fügte ich meiner wohlgewählten Beleidigung hinzu.

"So schlimm?", fragte sie mit einem geschockten Blick. "Alle Lehrer, außer vielleicht die Lucas, hegen einen Groll auf ihn, selbst der Namenlose.", meinte ich.

"Der auch?", fragte sie.

"Jep, waren früher Klassenkameraden, sagt meine Mutter. Haben sich bis aufs Blut gehasst.", gab ich mein Streberwissen mal wieder zum besten.

"Das weiß er, aber seinen Namen kennt er nicht, oder wie?", meinte sie nun, natürlich auf den Namenlosen bezogen.

"So in etwa.", stimmte ich zu.

"Gruselig.", meinte sie. Da ich dem nichts zuzufügen hatte, blieb ich still.

Dann folgte ein Moment der Stille. "Wann frühstücken die anderen so?", fragte sie dann.

"Kommt auf den Wochentag an.", meinte ich. "Wir haben Sonntag!", meinte sie leicht genervt.

Ich wusste, worauf sie hinaus wollte. Deshalb spannte ich sie ein wenig auf die Folter, um sie zu ärgern.

"Weiß ich.", meinte ich, leicht grinsend. "Also?", fragte sie.

"Falls du wissen willst, wann Ben frühstückt..."

"Woher..."

"...der steht meist nicht vor halb elf auf und verschläft das Frühstück.", meinte ich, mit meinem Streberwissen im Handgepäck, und lächelte sie an, weil ich wusste, dass sie genau das wissen wollte.

"Woher wusstest du, was ich wissen wollte?!", fragte sie.

Ich liebte es, wenn Menschen so leicht zu durchschauen waren.

"Manche Menschen sind nun mal leicht zu durchschauen.", meinte ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, "es ist sozusagen eines meiner Hobbys, Menschen bis ins kleinste Detail zu kennen. Ich hasse Unvorhersehbares, und da ist man froh, wenn man sich auf Macken und Gewohnheiten der Menschen verlassen kann."

"Aja.", meinte sie nur und holte sich noch zwei Pfannkuchen.

"Und zum übrigen, die nächsten aus unserer Klasse kommen erst gegen sieben zum Frühstücken am Wochenende.", meinte ich.

Was doof war, weil diese Person, dieser 'schwarzhaarige Vollpfosten', ein unausstehlicher Zeitgenosse war, den ich leider schon länger kannte, als es mir lieb war.

--------------------------------------------------

Hello Guys!

Tut mir leid, das ihr soo lange warten musstet, ich hatte privat sehr viel zu tun. Kleine Krisen, wie ich es nenne.

Aber ja, hier ist das neue Kapitel!

Dylan ist sehr mysteriös, wenn ich das mal so nennen darf. Was haltet ihr von ihm?

Wofür ist Mr Graves wohl so verhasst?

Warum hassen er und der Namenlose sich wohl bis aufs Blut?

Und was hat es mit dem 'schwarzhaarigen Vollpfosten' auf sich?

Und was hat Dylan wohl gegen die 'Unvorsehbare Welt'?

Alles Fragen, auf die nur ICH die Antwort weiß... ICH, als Autorin xD

Aber spekulieren dürft ihr trotzdem xDD

Also, das wars von mir :D

Oberpinguin Out!

❄️🐧❄️

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top