Kapitel 23- Strafe

Das Klopfen ging von vorne los. Man erwartete also, dass wir aufmachen würden. Cat kam auf mich zu gerannt. Sie hielt kurz inne.
"Benutzen wir doch den Geheimgang. Irgendwann werden die Jungs ihn sicher sowieso finden", schlug Cat vor. Coral, die neben mir stand, nickte heftig. Ich seufzte. Die beiden hatten ja recht.
"Ok, machen wir es", entschied ich und meine Freundinnen nickten. Cat lief schnellen Schrittes zu den anderen.
"Sie wird es ihnen jetzt sagen, oder? Das war es dann wohl mit dem Geheimnis. Und Kiki und Sebastian kriegen sicher keinen Anschiss, wenn wir doch erwischt werden sollten", fasste Coral zusammen und wollte sich gerade in Richtung Tür bewegen. Ich hielt sie am Arm.
"Quatsch, wir werden nicht erwi..." Cat kam leider zu spät an. Mir blieb beinahe die Spucke weg, als die Tür aufgerissen wurde und Mrs Chatfield hereinstürmte. Hinter ihr entdeckte ich noch die anderen drei Gründer und ein braunhaariges Mädchen, die sich hinter Mrs Crumber zu verstecken schien. Nur ihre Lockenmähne verriet sie. Vorsichtig betrachtete sie uns und trat schüchtern und vorsichtig hervor. Ihr Gesicht wurde rot wie eine Tomate, sodass man die vielen Sommersprossen fast nicht sah.
"Also, aus diesem Zimmer kam es", erzählte sie und wich vor uns zurück, als wären wir giftige Schlangen, die noch nicht gegessen hatten. Sie trat noch ein paar Schritte weiter zurück. Mal ehrlich, sahen wir denn so furchteinflößend aus?
"Gut, dass du uns Bescheid gegeben hast, Reeney. Keine Sorge, ab jetzt kümmern wir uns um das Problem", sagte Mrs Chatfield und schickte das kleine Mädchen namens Reeney aus dem Raum. Das ließ sie sich nicht zwei Mal sagen. Ich warf unserer Dkrektorin beleidigende Blicke zu. Wen betrachtete sie hier als Problem? Sogar Regelbrecher hätte mir besser gefallen. Mrs Chatfield machte ein paar Schritte auf uns zu.
"Madline, von dir hätte ich wirklich mehr erwartet. Ich kann es nicht glauben. Ohne unsere Erlaubnis habt ihr beschlossen eine Party zu feiern. Außerdem seid ihr nach der Sperrstunde noch draußen gewesen und ihr Mädchen habt euch mit anderen Elementbändigern getroffen, obwohl ihr noch im ersten Jahrgang seid. Letztere Regel wurde aufgestellt, weil wir versuchen wollten Streits zwischen den verschiedenen Elementbändigern zu verhindern. Ihr aus dem ersten Jahr könntet diese Schule überschwemmen, wenn ihr es wolltet. Da ihr gleich drei Regeln gebrochen habt, scheint eine Strafe hier sehr angebracht. Und diese laute Musik hat viele aus diesem Gang aufgeweckt. Ich bin enttäuscht. Ihr kommt gleich morgen früh nach dem Frühstück zu mir und weil morgen Samstag ist, werdet ihr alle Zeit der Welt für eure Strafe haben." Diesen langen Aufsatz hätten wir echt vermeiden können, aber wieso verstehen Lehrer nicht, dass es ohne Partys einfach langweilig wird. Gibt es überhaupt einen Lehrer, der in seinem Leben nicht schon mindestens einmal eine Party veranstaltet hat, die man eigentlich nicht machen darf. Wie ungerecht! Wir alle stöhnten auf und wir Mädchen mussten uns von den Jungs verabschieden. Ich sah noch einmal über meine Schulter bevor ich ging. Christian beachtete mich nicht. Wer kann denn auch schon ahnen, was in den Köpfen von Jungs vorgeht?

Ich hatte nicht vorgehabt meinen Samstag für eine blöde Strafe zu opfern. Kiki war am Freitagabend immer noch nicht zurück, doch am Morgen stand sie gutgelaunt auf und tat, als ob nichts gewesen wäre.
"Und, wie war die Party?", wollte sie von uns wissen, während sie vergnügt durch den Raum tanzte und ich wettete nicht, dass heute eine Hochzeit bevorstand.
"Und wie lief es mit Sebastian? Bestimmt besser als bei uns." Corals Stimme triefte vor Ironie und auch ich war nicht wirklich in Feierlaune. Kiki verschränkte die Arme vor der Brust und ignorierte Corals Kommentar vollkommen.
"Das geht dich nichts an", gab sie zurück und errötete. Ich rollte genervt mit den Augen und winkte Cat und Coral heran.
"Wir müssen jetzt", meinte ich und biss mir auf die Unterlippe, nach einem Blick auf die Uhr. Wir hatten keine Zeit mehr, um zu frühstücken. Vor der Tür zum Direktorat trafen wir auf die Jungs, die uns so mitleidig ansahen, als wären nur wir von der Strafe betroffen. Immerhin lächelte wenigstens Cat, natürlich nur wegen Chris.
"Hi", rief sie aus und warf sich in Chris'Arme, als wären die beiden schon ewig miteinander befreundet. Coral machte große Augen, doch ihr Gesicht erhellte sich. Drew tauchte zwischen den Jungs auf und grinste sie an. Und Christian? Der war damit beschäftigt zu überlegen. So zumindest sah es aus, weil er sich die Hand ans Kinn legte. Ich würde seine Grübeleien gerne unterbrechen, nur wusste ich leider immer noch nicht, wo ich bei ihm stand. Deshalb hielt ich mich zurück. Plötzlich ging die Tür auf und die Direktorin bat uns herein. Nach zwanzig Minuten, die wir im Büro von Mrs Chatfield verbracht hatten, machten wir uns auf den Weg zum Schulhof. Angeblich lag der Hausmeister, wegen eines Kreuzbandrisses im Krankenhaus, weswegen wir mit Freude, so drückte es die Direktorin aus, seine Arbeit für diesen Samstag vertreten würden. Für einen ganzen Tag. Mürrisch gingen wir zum Schulhof. Zuerst sollten wir das Laub zusammenfegen, ohne irgendwelche Bändigertricks. Dies war die schrecklichste Aufgabe, die man einem im Herbst aufgeben konnte. Der Schulhof war groß und überall lagen Blätter herum. Gerade als wir dachten, es könnte nicht noch schlimmer werden, streckte sich ein Baum und schüttelte sich so kräftig, dass seine Blätter in der Luft herumwirbelten und sich wie die anderen auf dem Boden verteilten. Also noch mehr Arbeit. Und seit wann konnten sich diese Bäume hier bewegen, so wie in Harry Potter. Das musste für den Hausmeister ja die Qual sein. Mir entfuhr ein weiteres Stöhnen.
"Mein Gott, damit werden wir frühestens im Frühling fertig sein, wenn wir nicht einmal bändigen können", glaubte ich und starrte in Christians Richtung. Er konnte ja Luftbändigen und hätte das mit den Blättern in einer Minute erledigt. Nur wusste ja nur ich, dass er der Avatar war. Chriatian hatte sich lässig gegen einen Baum gelehnt und beobachtete mich aus einiger Entfernung. Ich drehte mich weg, damit er mich nicht direkt ansehen würde. Ich wollte mich schon auf dem Weg zum Schuppen machen, da packte Christian meinen Arm. Der Junge hatte auf jeden Fall noch so einige Tricks drauf. Wie war er sonst so schnell zu mir gekommen?
"Hey, holt ihr anderen schon mal die Haken? Ich hab noch was mit ihr zu besprechen", meinte Christian und nickte in meine Richtung. Drews Begeisterung hielt sich in Grenzen, aber Chris nickte.Dieser Idiot von Christian, ich stand neben ihm und hatte einen Namen.
"Klar doch", grinste Chris und Cat folgte ihm. Sobald sich die anderen entfernt hatten, ließ Christian mich los. Seine Augen suchten meinen Blick. Er kratzte sich am Kopf.
"Tja, also... ähm... wegen gestern Abend...wollte ich dir nur mal sagen, dass du und ich... naja", stammelte er überschwänglich. Ich verstand nur Bahnhof. Zum ersten Mal erlebte ich diesen Jungen schüchtern. So wie Reeney gestern Abend. Sie wirkte wie eine kleine Maus, dabei war sie doch genauso wir wir 15 und beherrschte ein Element.
"Spuck es einfach aus!", riet ich ihm und spitzte neugierig die Ohren. Ich hatte cool klingen wollen, aber ich klang anscheinend mehr interessiert. Er wandte den Blick ab. So kannte ich es ja bereits von ihm. Ich stemmte die Hände in die Seiten und hob eine Augenbraue. Es kostete ihn einige Überwindung das auszusprechen was er mir sagen wollte. Ich sah mich um. Das konnte noch länger dauern. In diesem Moment beugte sich Christian zu mir hinüber. Und ich bemerkte es erst, als er kurz vor meinem Gesicht war. Erschrocken zuckte ich zusammen. Seine Lippen näherten sich meinen. Wollte der mich etwa küssen? Einfach so? Das bewies, dass er mich nicht mochte, sondern liebte. Leider gab es da dieses eine Problem. Normalerweise würde ich diesen Kuss nie erwidern. Und damit meine ich nie. Ich kannte mich überhaupt nicht mit Liebe aus. Wie sollte ich denn diesen ganzen Beziehungsmist verstehen, wenn ich noch nicht einmal verliebt gewesen war, außer in Christian? Und ich war viel zu schüchtern. Normalerweise. Nur in diesem Leben wollte ich seine Lippen auf meinen spüren. Und zwar hier und jetzt! Ich beugte mich ebenfalls zu ihm und schloss die Augen. Himmel, ich war so eben dabei Christian zu küssen. Den Christian. Meinen wahrscheinlich ersten richtigen Freund. Unsere Lippen waren nur noch wenige Millimeter von einander entfernt. Bald schon passte kein Blatt Papier dazwischen. Ich fühlte etwas auf meinen Lippen und...
"Wir sind wieder da", schrie Coral von weitem. Ich riss die Augen auf und löste mich eben so schnell von Christians Lippen, so wie er sich von meinen. Ich tat, als würde ich mich über das ganze Laub ärgern und beäugte den Schulhof kritisch.
"Puh, da liegt ja noch eine Menge Arbeit vor uns. Sieht aus, als wäre hier eine Herde Kühe vorbeigekommen", bemerkte ich in meiner Lüge (reichlich spät) und kehrte Christian den Rücken zu. Ich glaube die anderen hatten nichts bemerkt. Trotzdem war es mir peinlich. So ganz in der Öffentlichkeit. Zun allerersten Mal. Obwohl ich schon gerne gewollt hätte. Aber hey, man muss ja schließlich ehrlich bleiben. Und ich wollte es wirklich. Aber ein Traum bleibt ein Traum.


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