Kapitel 15- Gespräch

Christian sah auf, direkt in meine Augen. Aber irgendwie auch wieder nicht. Er schaute nicht in meine Augen, sondern durch mich hindurch. Mich gruselte diese Vorstelung, doch ich ließ es mir nicht anmerken.
"Eigentlich bin ich...", fing er an.
"Nein Christian, ich will nichts mehr von eigentlich hören. Ich will die Wahrheit wissen und zwar jetzt", unterbrach ich ihn. Er überlegte offensichtlich. Sein Zögern verriet mir, dass er nach einer passenden Antwort suchte.
"Ok", seufzte er. "Du hast recht. Ich bin der Avatar. Ich habe es niemandem gesagt, weil ich nicht wollte, dass... mich jemand ausgrenzt, da ich anders bin als andere." Diese Antwort hätte ich Christian niemals zugetraut, um mal ganz ehrlich zu sein. Er brauchte sich doch nicht Sorgen zu machen, der Avatar zu sein, nur weil er ausgegrenzt wurde. Irgendetwas an seiner Antwort war aber falsch. Ich konnte es spüren. Verheimlichte er mir noch etwas?
"Warum befreist du dich nicht einfach aus der Wasserblase, wenn du doch mit dem Wasser umgehen kannst?", fragte ich interessiert.
"Naja, Erstens wurde es auch mal Zeit es dir zu sagen und Zweitens kann ich mit Wasser noch nicht so gut umgehen. Ich kann bis jetht nur Feuer und Luft", gestand er.
Zum Beweis streckte er seine Arme zu beiden Seiten aus und ließ in der einen Hand einen Feuerball und in der anderen einen Minitornado erscheinen. Es war irgendwie schon beeindruckend. Irgendwie.
"Wissen die Gründer, dass du der Avatar bist?" Schon wollte ich die Frage zurücknehmen, sonst hätten uns die Gründer beim Empfang sicherlich nicht erzählt, dass sie noch immer den Avatar suchten. Christian antwortete mir trotzdem: "Nein, sie wissen es nicht."
Ich nickte und ging um Christian herum, wie ein Polizist, der einen Zeugen vor Ort befragte. Dieses Gespräch beantwortete mir endlich alle meine Fragen und dafür war ich ihm dankbar.
"Ich nehme an, deshalb hast du dich diesem Schattenherrn angeschlossen. Weil der Verdacht nicht auf dich fallen sollte, also dass du der Avatar bist." Es war keine Frage, doch Christian nickte.
"Christian, du musst dich denen nicht anschließen. Irgendwann werden sie es herausfinden, da du ja jederzeit bei ihnen bist. Du musst aufhören ihr imaginärer Spion zu sein", bat ich Christian. Ich fühlte mich, als ob eine schwere Last von meinen Schultern fallen würde.
"Ich werde schon aufpassen", versicherte er mir, aber irgendwie kaufte ich ihm das nicht so richtig ab. Und was ich mir nicht abkaufte, dass ich mir Sorgen um einen leichtsinnigen (aber süßem) Typen machte, der mein Mitleid vielleicht noch nicht einmal verdiente. Er hatte mich oft angelogen, zu oft, aber es war ja schließlich nur um sich selbst zu schützen. Ich seufzte.
"Das Buch aus der Bibliothek holst du dir bestimmt auch immer wann du willst. Ich glaube, es geht um den Avatar nicht wahr? Damit du lernst deine Kräfte zu kontrollieren?"
"Ja, klug zusammengeriemt." Er grinste mich an, doch es stimmte etwas nicht mit ihm. Es bedrückte ihn etwas. Oder es war hier nur etwas faul. Ich musste heruasfinden was. Vielleicht fühlte er sich traurig, weil er Erde und Wasser noch nicht beherrschte. Aber so jemand wie Christian konnte unmöglich traurig sein. Dennoch machte ich ihm das Angebot.
"Hör mal, wenn du möchtest, kann ich versuchen dir Wasser beizubringen", ermutigte ich Christian. Er hob abwehrend die Hände.
"Nein das musst du nicht, weil... ich schon jemand anderen gefunden habe." Natürlich wusste ich, dass er log, doch ich wollte ihn jetzt nicht noch mehr bedrängen und stellte meine letzte Frage: "was kann denn so ein Geist oder Halbgeist? Wie auch immer. Und wieso letzter?"
"Das ist gar nicht so wichtig", wollte Christian das Thema bei Seite schieben. Ich nahm seine Hand.
"Im Ernst, bitte versuche nicht immer mich abzuschütteln! Beantworte mir einfach nur meine Frage!" Christian seufzte wieder. Er gab mir jedoch eine Antwort auf die ich lange warten musste.
"Ok, es gab einst vier Arten von Lesewesen auf dieser Erde. Die Tiere jetzt mal nicht mitgezählt. Die Menschen, die Schatten, die Elementbändiger und die Geister. Die Menschen verbündeten sich alle, weil sie fanden, dass die anderen Arten zu viel anrichteten. Fast jeden Tag brannte irgendwo ein Haus nider, fiel der Strom aus, gingen die Pflanzen ein, überschwemmte ein Dorf oder verschwanden im Sonnenlicht ihre eigenen Schatten. Sie warfen uns vor, dass wir dies mit voller Absicht taten um sie zu töten um ihre Art auszulöschen, weil sie nicht magisch waren. Sie fingen an, sich gegen uns zur Wehr zu setzen. Mit allem was sie hatten. Die Schatten und die Elementbändiger wehrten sich ebenfalls und die Menschen schrumpften immer mehr zusammen. Aber die Schatten und die Elementbändiger waren ebenfalls Feinde und das sind ie heute immer noch. Die Geister hielten sich aus der ganzen Sache gekonnt raus und deswegen wollten die Elementbändiger und die Schatten die Geister auf ihre Seite bekommen um den Krieg zu gewinnen. Die Schatten hatten da aber irgendwie mehr Glück. Wie das geschehen konnte weiß niemand. Die Schatten gewannen also den Krieg und löschten die Elementbändiger aus. Aber einen vergaßen sie. Du weißt wen ich meine. So wurde der Avatar geboren. Herrscher aller vier Elemente, Wasser, Feuer, Erde und Luft. Er besiegte die Schatten und aus den verschiedenen Elementen wurden neue Elementbändiger geboren. Die Menschen wurden seitdem in Ruhe gelassen und seitdem gibt es nur noch den Krieg zwischen den Elementbändigern und den Schatten. Diese verloren im Krieg ihre Verbündeten. Die Geister wurden bis auf den letzten getötet. Bis auf ein einzelnes Baby, dass sie vergaßen. Die Mutter war ein Geist und der Vater ein Mensch. Er lebt noch und sie nicht, doch er ist abgehauen. Eigentlich dürfen zwei verschiedene Arten kein Baby bekommen, aber sie taten es und dieser letzte Geist ist daher nur ein Halbgeist. Der letzte." Er endete so aprupt, dass ich zusammenzuckte. Echt merkwürdige Geschichte.
"Versprichst du mir, dass du niemandem von meinem Geheimnis erzählst?", wollte Christian wissen und ich nickte nur und schwieg. So standen wir da. Bis mir irgendwann auffiel, wie die Zeit verging. Ich musste zurück, denn es wurde schon dunkel. Aber ich wollte noch gar nicht zurück, nicht jetzt zumindest. Christian legte meine Hände in seine und ein Kribbeln druchlief meinen Körper von Kopf bis Fuß. Seine Berührung war so unendlich sanft und in seinen haselnussbraunen Augen spiegelte sich Begehren wider. Ich wich plötzlich zurück. Ich konnte es mir nicht erklären, doch schien das das richtige zu sein?
"Ich..., Christian ich...", stammelte ich und er verzog das Gesicht, wie ein Hundewelpe der sein Fressen verlangte. Ich zögerte, mochte ihn nicht verletzen. Ich brauchte einen Freund wie ihn. Einen Freund, hörte sich dieses Wort etwa richtig an? Ich wusste ich nicht. Er nahm erneut meine Hände.
"Hey, es ist alles ok", beruhigte er mich. Ich lächelte, doch das Lächeln hielt nur kurz an, denn Christian zuckte auf einmal zusammen. Erschrocken fuhr ich ebenfalls zusammen.
"Christian? Was ist los?", wollte ich von ihm wissen. Er schaute sich um und dann blickte er wieder zu mir.
"Mads, bitte flipp jetzt nicht aus! Keine Panik." Durch diese zwei Sätze bekam ich erst die Angst. Mein Atem ging schneller, mein Herz pochte in meiner Brust. Bumm, bumm. Bumm, bumm. Bumm, bumm. Ich wusste wissen, was los war, also schaute auch ich mich um. Christian wandte sich wieder mir zu.
"Wir sind nicht allein", flüsterte er.

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