4. Geheimnisvolle Tür

Mir war vollkommen klar, dass ich nicht wie durch Zufall in Cats Zimmer landen würde. Schließlich waren für die neuen Wasserbändiger-Schülerinnen gleich drei Zimmer frei geworden, weshalb die Chance, in Cats Zimmer zu landen, immerhin bei einem Drittel lag.

Deswegen öffnete ich erwartungsvoll im vierten Stock die Zimmertür 275 und trat ein, voller Hoffnung, dass es das Zimmer von Cat sein würde.

Unsere Koffer hatten wir vorhin an der Eingangstür zum Saal stehen gelassen und beim Hinausgehen wieder mitgenommen, weshalb ich deutlich zu kämpfen hatte, meinen großen Koffer durch die schmale Tür zu wuchten.

Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, wurde ich auch schon von Cat empfangen, die lachend auf mich zustürmte.

"Ich wusste es", rief sie und drückte mich fest. Erleichtert erwiderte ich ihre Umarmung. Sie und ich landeten also doch im selben Zimmer. Es dauerte eine Weile bis wir uns gegenseitig losließen und ich bemerkte, dass wir gar kein 2er Zimmer hatten, sondern ein großes 6er Zimmer. Na ob das von Vorteil war?

Bevor ich irgendetwas fragen durfte, plapperte Cat drauflos.
"Genial, dass du auch eine Wasserbändigerin geworden bist. Eigentlich hatte ich erwartet, dass du Feuer wirst, nachdem uns diese Internatsgründer von den Elementen erzählt haben. Es hätte einfach mehr zu dir gepasst, weil du nicht so zaghaft bist, sondern eher so... also versteh mich nicht falsch. Ich wollte nur sagen, dass du..."

"Hey, lass mich erst einmal reinkommen, okay? Ich verstehe schon was du meinst", beruhigte ich sie. "Ich war auch der Meinung, dass Wasser überhaupt nicht zu mir passt und weiß nicht, was ich jetzt denken soll. Wasser ist eigentlich... nicht gerade mein Lieblingselement", drückte ich mich aus. Ich wollte nicht sagen, wie doof ich das Element wirklich fand, um sie ja nicht zu kränken.

"Ich habe sehr früh schwimmen gelernt und mich auch früher schon mit dem Wasser verbunden gefühlt. Deshalb wundert es mich auch nicht, dass ich jetzt zu den Wasserbändigern gehöre", erzählte sie mir, zwinkerte mir zu und trat einen Schritt zur Seite. Dann seufzte sie.

"Da du als letztes reinkommen bist, hast du auch das Bett bekommen, was keiner haben wollte. Tut mir leid. Es ist das neben den Schränken. Aber wenigstens stehen unsere Betten nebeneinander, damit wir abends quatschen können."

Zum ersten Mal schaute ich mich nun im Zimmer um. In der Mitte des Zimmers lag ein flauschiger, dunkelblauer Teppich. An der rechten Wand standen drei Betten, zu denen jeweils ein Nachtschrank gehörte. An der linken Wand standen ebenfalls drei Betten, nur etwas enger zusammengequetscht, da vorne noch eine Tür zum Bad ging. Das erkannte ich sofort, denn sie stand offen.

Neben der Tür an der Wand hing ein Fernseher, kein Flat Screen (hatte ich auch nicht anders erwartet), doch es gab ihn zum Glück, obwohl ich mir noch nicht vorstellen konnte, wie uns die Schulleitung davon abhalten wollte, abends an Schultagen bis in die Nacht fern zu sehen. Hinten an der Wand standen nocj sechs Schreibtische. Und am Fenster war eine Fensterbank angebracht worden.

Ich lief mit dem Koffer noch einen Schritt weiter ins Zimmer hinein und erblickte rechts neben der Tür noch drei große Schränke. Und was mir auch noch auffiel, in der Wand war deutlich der Umriss einer Tür zu sehen, einer ziemlich kleinen. Ich wollte schon neugierig fragen was dahinter steckte, doch Cat kam mir zuvor.

"Also, in den Nachtschränken sind noch diese fetten Regelbücher, die wahrscheinlich sowieso keiner liest. Und im Bad haben wir sogar ein Fußbad plus einer Dusche und einer Badewanne. Nachher wollen noch die Oberstufenschüler kommen, um das sechste Bett und den Schreibtisch wegzuräumen, damit es auf der linken Seite nicht so eng ist. Naja, jedenfalls solltest du ganz schnell deine Sachen auspacken. Die drei Schränke sind in zwei Hälften geteilt. Ich hab uns den mittleren ausgesucht. Dir gehört die linke Seite. In der letzten Schrankhälfte möchten wir übrigens die Schulbücher unterbringen und sowas."

Meine Freundin befand sich gerade in einem ununterbrochenem Redefluss, aber das war ich schon von Jes gewöhnt. Ihr Blick glitt durch den Raum.

"Komm, du musst die anderen kennenlernen!"

Sie zog mich sanft am Arm und führte mich zu den Betten an der linken Wand. Im Bett am Fenster lag ein Mädchen mit glatten, braunen Haaren, die ihr bis zu den Schultern gingen und sich unten ein wenig kräuselten. Auf ihrer Nase saß eine Brille. Sie war gerade dabei ein Buch zu lesen. Das machte sie mir sehr sympathisch, denn ich liebte es ebenfalls zu lesen.

"Das ist Kiki", wurde sie mir von Cat vorgestellt.

"Hi, du musst Madline sein. Cat hat sich schon gefragt, ob du in unser Zimmer kommst", verriet Kiki und lächelte mich an, als sie von ihrem Buch aufsah. Ich hob die Hand und grüßte sie stumm, da sie sich wieder ihrem Buch widmete. Cat wandte sich zum Bett daneben.

"Dieses Bett gehört zu Coral. Aber Vorsicht, sie will nicht gestört werden. Offensichtlich ist sie gestresst oder genervt wegen etwas", raunte Cat mir zu.

Coral hatte schwarze glatte Haare und schaute mich nicht an, als sie mich begrüßte. Aber wenigstens grüßte sie mich überhaupt.

"Hi", entgegnete Coral tonlos und sogar etwas gelangweilt.

"Hi", antwortete ich kurz, um sie nicht zu nerven. Ob wir so gut klar kommen würden, wagte ich zu bezweifeln.

"Sie ist eigentlich gar nicht so abweisend", fand Cat, woraufhin ich wenig überzeugt eine Augenbraue hob.

Das Bett an der rechten Wand, welches nicht Cat oder mir gehörte, war leer. Es war das beste Bett, gleich neben der Fensterbank. Durch das Fenster fiel warmes, einladendes Sonnelicht auf das weiße Bettlaken, das jemand ordentlich über die Matraze gespannt hatte.
Das Mädchen, dem dieses Bett gehörte, schien offensichtlich im Bad zu sein. Die Tür hatte ja offen gestanden und man hörte Geräusche wie sie irgendetwas auspackte.

"Das Mädchen im Bad heißt Alice. Sie hat als Erste das Zimmer betreten dürfen und sich gleich das beste Bett geschnappt. Ich glaube sie ist ein wenig eingebildet. Sie trägt ihre Nase sehr hoch und hat im Gegensatz zu Coral noch nicht ein Wort mit uns gewechselt." Cat folgte mir zur Badezimmertür. Ich lugte hindurch und sah ein Mädchen mit blondgelockten Haaren, die in einer Tasche rumwühlte und irgendein Schminkteil herausfischte. Sicherlich etwas für die Augen. Ich kannte mich mit Schminke nicht besonders aus und wusste auch nicht, wie dieses Teil hieß.

Dann betrachtete ich mein Bett. Die Bettwäsche hatte die Farbe von pastellblau. Und links neben dem Bett fiel mein Blick wieder auf die kleine Tür in der Wand.

"Cat, weißt du was sich hinter dieser Tür befindet?", wollte ich nun wissen und ging daruf zu. Cat schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern.

"Ich habe keine Ahnung", gestand sie und stemmte die Hände in die Hüften.

"Probier es doch mal aus, wenn du es unbedingt wissen willst!" Und das tat ich auch gleich.

Ich ging auf die Tür zu, kniete mich auf den Boden und suchte an der Tür nach einem Griff, allerdings gab es keinen. Sie klapperte nicht einmal hin und her, als ich dagegen drückte und einen winzigen Spalt gab es auch nicht. Es gab nur ein von weitem nicht sichtbares, weißes Schlüsselloch. Mist, dazu passte nur ein einziger Schlüssel und ich wusste nicht, wo er zu finden war. Was sich hinter der Tür befand, würde also ein Geheimnis bleiben. Doch ich würde es lüften, ganz sicher. Ich musste nur einen Schlüssel finden, in einem riesigen Gebäude mit über 300 Zimmern und ich konnte nicht einmal erahnen welcher der Richtige war.
Ich stellte mich wieder aufrecht hin.

"Abgeschlossen", fasste ich mich kurz und Cat seufzte. Sie schob meinen Koffer an mein Bett und machte sich dann an ihrem Koffer zu schaffen.

Was befand sich hinter dieser Tür?, dachte ich nachdenklich. Dann wandte ich meinen Blick von der Tür ab und ging zu dem kleinen Nachtschrank. Er war nicht groß, mit zwei Schubladen. Ich schob die erste auf und fand darin das Regelbuch. Ich nahm es und blätterte darin. Die Schlafens und Essenszeiten waren darin vermerkt und wann man was draußen machen konnte. Und Regeln wie Nicht auf den Fluren rennen oder Treffen mit Elementbändigern, die nicht das gleiche Element bändigen, nur unter Aufsicht oder Das Tragen von Kleidung, die einer Farbe des anderen Elements gehören ist strengstens untersagt (außerhalb des Schulgeländes hat dies keine Bedeutung). Hier stand sogar alles über die Benutzung des Fernsehers. Die Fernbedingung des Fernsehers ist im Sekretäriat und nur mit schriftlicher Erlaubnis abzuholen. Ich unterdrückte ein Gähnen. Nagut, ich hatte nicht vor in den ersten Wochen irgendwelche Regeln zu brechen, also...
Echt langweilig. Ich warf das Buch sofort wieder zurück in die Schublade und entdeckte noch einen Zettel. Meinen Stundenplan. Ich prägte ihn mir gründlich ein. Wir hatten nicht solche Fächer wie Mathe oder Geographie, sondern nur die sprachlichen Fächer, wie Spanisch, Latein, Italienisch, Französisch, Russisch, Chinesisch und Englisch. Mir wurde fast schlecht. Bei so vielen Vokabeln konnte man doch so viel verwechseln oder gab es da einen Trick? Ich überflog den Stundenplan und las unten das Kleingedruckte, in dem stand, dass man sich zwei Sprachfächer aussuchen durfte durfte. Ich wählte das Einfachsten, das ich schon an der anderen Schule ausgewählt hatte: Englisch und Latein wählte ich, weil ich es interessant fand. Wobei ich nicht wüsste, wer sich nicht für Englisch entscheiden könnte. Es war sozusagen ein Pflichtfach.
Am Ende des Wochentages Dienstag stand Heilen auf dem Stundenplan und zwischen den Sprachen fand ich auch das Training zum Kontrollieren meines Elements. Dafür also auch das Wasserbecken, von dem auf der Website gesprochen wurde. Puh, also nichts mit Schwimmen. Oder doch? Stand auf meinem Stundenplan etwa wirklich Tauchen als Fach. Ich musste unwillkürlich schlucken. Nee, oder? Auf der Rückseite des Blattes stand Bitte im Sekretariat, zweiter Stock, abgeben.
"Hey, welche Sprachen nehmt ihr?", fragte ich. Die anderen warfen mir fragende Blicke zu, bis auf Alice natürlich.
"Sie sind in euren Schubladen",wies ich die Mädels an. Während sie in ihren Nachtschränken wühlten, vernahm ich plötzlich leise Stimmen. Sie kamen von dieser kleinen Tür. Ich hockte mich wieder davor. Eindeutig! Die Stimmen kamen aus dieser Tür und mussten wohl Jungen gehören. War das ein Geheimgang? Fragen über Fragen drehten sich in meinem Kopf im Kreis. Vorsichtig klopfte ich dagegen. Der Raum dahinter war nicht hohl. Aber die Stimmen konnten unmöglich vom Gang kommen, zumal wir uns hier im Mädchentrakt befanden. Ich würd schon noch hinter das Geheimnis der Tür kommen. Ich runzelte die Stirn. Dann stand ich auf und machte mich ans Koffer auspacken.

Ok, mich würde ja mal interessieren, was eure Vorschläge sind, was sich hinter der geheimen Tür verbergen könnte. Schreibt es einfach in die Kommentare, wenn ihr wollt. Vielen Dank, dass ihr euch auch in dieses Kapitel schon reingelesen habt. Ich hoffe, es ist einigermaßen gut geworden. Viel Spaß beim Lesen!

Eure Em ;)

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