33. Vollmondnacht
Ich wich aus dem Schatten, in den ich so eben getreten war.
Meine Gedanken rasten, sodass ich einen Moment brauchte, um sie wieder richtig ordnen zu können. Doch das Bild, das sich vor meinen Augen abspielte, zerstörte meine Bemühungen vollkommen. Zwei Austauschschüler in einer Lache aus Blut, wovon die eindeutige Mehrheit aus Cyans Körper entflossen sein musste. Sein weißes Hemd war mit Blut getränkt und an der Seite klaffte ein großes Loch darin, aus dem beständig Blut auf den grauen Linoleumboden sickerte. Unter den Haarsträhnen, die ihm auf dem seitlich gelegten Kopf ins Gesicht fielen, konnte ich im spärlichen Licht der vier Meter entfernten Deckenlampe außerdem eine Platzwunde ausmachen, die sein schwarzes Haar blutrot färbte.
Lizzy lag direkt neben ihm in der Pfütze aus Blut, die Cyan hinterlassen hatte, was meine Vermutung bestätigte, dass der Angreifer es zuerst mit Cyan aufgenommen haben musste. Es konnte sich dabei um nur einen Angreifer gehandelt haben, wenn Cyan und Lizzy nacheinander zu Boden gegangen waren. Im fahlen Licht konnte ich nicht einmal erkennen, ob die beiden überhaupt noch am Leben waren.
"Lizzys Herschlag ist relativ gleichmäßig. Ich glaube, sie ist nur bewusstlos", murmelte Christian langsam, als hätte er meine Gedanken gelesen. Seine Hand glitt zu ihrem Handgelenk, um den Puls zu messen. "Cyans dagegen geht ziemlich langsam, deswegen kann ich nur vermuten, ob er es überleben wird oder nicht. Aber noch sind sie beide am Leben und das wird auch so bleiben, wenn er schnell behandelt wird."
Ich nickte monoton, obwohl er mit dem Rücken zu mir hockte und es nicht sehen konnte. Denn obwohl dies wohl die Anweisung sein sollte, schnellstens einen Lehrer zu informieren, konnte ich mich nicht vom Fleck rühren. Nicht nur aus dem Grund, dass dieser Anblick so erschreckend brutal war. Wenn die zwei Austauschschüler von den Heilerinnen behandelt wurden, hatte ich keine Chance mehr, anhand ihrer Verletzungen irgendetwas über den Angriff herauszufinden und ich bezweifelte stark, dass sie dazu in der Lage wären, mir meine Fragen zu beantworten, selbst wenn ich die Gelegenheit bekäme, mindestens einen der beiden nach ihrem Erwachen zu befragen. Höchstwahrscheinlich hatte der Spion sich sogar die Mühe gemacht, die Erinnerungen an den Kampf vollends aus Cyans und Lizzys Gedächtnis zu löschen, wenn er dazu im Stande wäre. Daher musste ich die Chance ergreifen, um mir ein Bild über den Angriff verschaffen zu können.
Da ich die Wunden etwas genauer inspizieren wollte, um noch mehr über den Ablauf des Attentats herauszufinden, näherte ich mich den zwei Körpern erneut. Dieses Mal schreckte ich nicht vor dem grausamen Anblick zurück. Doch als ich Christian schon fast über die Schultern blicken konnte, hielt er mich zurück.
"Tu das nicht!", warnte er mich ohne sich umzusehen. Aprupt blieb ich stehen. Warum hielt er mich auf? Die Beweise lagen direkt vor meiner Nase und es wäre unklug, sie zu ignorieren, wenn sie dabei helfen könnten, einen weiteren Angriff des Spions zu verhindern. Doch noch bevor er fortfahren konnte, wusste ich, dass es ein Fehler war, meinen Wissensdrang über die Gesundheit der verletzten Schüler zu stellen. Ich konnte nicht ihre Leben riskieren, nur um an ungenaue Informationen heranzukommen.
"Wenn du Cyans Leben irgendwie retten kannst, dann tust du das am ehesten, wenn du einen Lehrer holst. Und es muss sofort passieren, denn die Lage ist sehr ernst", erinnerte er mich und seine Worte ließen keinerlei Wiederspruch dulden. Seufzend trat ich einen Schritt zurück. Er hatte Recht. Ich durfte keine Zeit verschwenden. Hier stand Cyans Leben auf dem Spiel.
"Ich hole Mrs Crumber", versprach ich ihm fest entschlossen und warf einen letzten Blick auf die am Boden liegenden Schüler. Sicherlich hatte Christian die beiden Körper ausgiebig analysiert. Bei Fragen würde ich mich an ihn wenden müssen.
"Beeil dich und erzähl erst einmal niemandem davon, bevor die Gründer hier auftauchen! Gerüchte verbreiten sich auf dieser Schule schneller als Feuer", erinnerte er mich, während er einen Stoffstreifen am Ärmel seines Hemds abtrennte und damit die Platzwunde an Cyans Kopf bandagierte.
"Glaub mir, das hatte ich auch nicht vor", entgegnete ich und wandte mich zum Gehen. Dabei wäre ich jedoch beinahe mit einer weiteren Person zusammengestoßen. Einer Person, die es offenbar für nötig hielt, das gesamte Schulhaus mit einem spitzen Aufschrei auf die verzweifelte Situation aufmerksam zu machen. Eine Schülerin aus dem ersten Jahrgang. Für einen Moment war ich zu perplex, um überhaupt in irgendeiner Weise zu reagieren. Ich hatte sie gar nicht kommen hören.
Die Schülerin zitterte am ganzen Leib, was eindeutig nicht an ihrem knappen Rock lag. Ich konnte es ihr nicht verübeln.
Um sie zu beruhigen, machte ich einen Schritt auf sie zu, doch zu meiner Überraschung taumelte sie vor mir zurück, als ob sie befürchtete, wir wären für diesen grausamen Akt verantwortlich. Und so langsam dämmerte mir, dass dieser Gedanke nicht so abwägig war, wenn man die Szene betrachtete. Christian, der mit blut verschmierten Händen über den bewusstlosen Körpern hockte und ich als Komplizin, die ihm helfen würde, die Spuren zu verwischen, anstatt mit einem Heilprozess zu beginnen. Zumindest, wenn man davon absah, dass ich mit meinen wenigen medizinischen Kentnissen auch nicht viel ausrichten konnte.
Um die Situation irgendwie zu retten und weiteres Gekreische zu vermeiden, zwang ich mich zur Ruhe und blickte dem verängstigten Mädchen fest in die Augen. Wenn ich sie losschickte, um Unterstützung zu holen, würde ich sie wohl noch am ehesten davon überzeugen können, dass Christian und ich mit diesem Angriff nichts zu tun hatten. "Hol die Gründer!", befahl ich ihr also so eindringlich wie möglich. Die Schülerin zögerte, als überlegte sie, ob sie es mit einem Hilfeschrei versuchen sollte und warf einen vorsichtigen Blick zu den blutenden Körpern. Vielleicht hatte es an meiner wackeligen Stimme gelegen, dass sie sich nicht vom Fleck bewegt hatte. Doch so langsam platzte mir der Gedultsfaden.
"Du wirst jetzt losrennen und die Gründer informieren. Sofort!"
Zugegeben, es war nicht richtig, so grob mit ihr umzugehen. Aber darauf konnte ich im Moment keine Rücksicht nehmen. Weitere Anweisungen blieben mir zum Glück auch erspart, da sich das Mädchen endlich in Bewegung setzte. Erleichtert wandte ich mich zu Christian um. Wenigstens konnte ich mich nun der Analyse widmen und musste nicht in den hochhackigen Schuhen durch das halbe Gebäude sprinten.
Ich umrundete die Blutlache und kniete mich gegenüber von Christian auf den Boden. Es würde sicherlich nicht viel bewirken, da ich nicht wirklich geübt war, wenn es um Heilkunde ging. Aber ich könnte versuchen, Cyans Wunde zu verschließen, damit kein Blut mehr austrat.
Ich holte tief Luft und ließ meine Hände wie immer in den Norden gleiten, um das Wasser herbeizurufen. Augenblicklich legte sich eine dünne Wasserschicht um meine Handfläche. Im Gegensatz zu dem warmen Blut, welches mein Ballkleid am Ansatz dunkelrot färbte, war das Wasser erfrischend kühl. Und als ich die Hände sanft auf Cyans Wunde presste, konnte ich nur hoffen, dass es seinen Zweck erfüllen würde.
Allerdings fiel es mir schwer, mich zu konzentrieren, was nicht zuletzt daran lag, dass ich bemerkt hatte, wie Christian mich beobachtete. Oder viel mehr meine zittrigen Hände. Beruhigend legte er seine Hand auf meine.
"So kann ich mich doch nicht konzentrieren, Christian", sagte ich leise ohne jede Spur von Verärgerung in der Stimme.
"Ich denke sowieso nicht, dass du bei dieser Wunde viel ausrichten kanns. Sie geht ziemlich tief."
"Ich muss es doch wenigstens versuchen", warf ich protestierend ein.
"Wieso? Wenn ich in der Nähe bin, kannst du dich ohnehin nicht konzentrieren", neckte er mich und der Anflug eines Lächelns lag auf seinen Lippen. Doch als er merkte, dass mich diese Feststellung wenig aufmuntern konnte, verschwand das Lächeln so schnell, wie es gekommen war. Mit ernster Miene drehte er sich zu Lizzys Körper um.
Ich seufzte. Leider hatte er recht. Denn egal, wie sehr ich mich anstrengte, der Blutfluss ließ sich nicht aufhalten. Immer wenn ich dachte, ich hätte die Blutung gestopt, tropfte neues auf den Boden. Ich wagte erst gar nicht an mir herabzusehen, da ich mein Kleid sicherlich gänzlich ruiniert hatte.
Für einen kurzen Moment unterbrach ich den Heilvorgang, um mich selbst davon zu überzeugen, dass sich nichts zum Positiven geändert hatte. Cyans Verletzung sah noch genauso schlimm aus, wie zuvor. Frustriert ließ ich meine Hände zu Boden gleiten, mitten hinein in das dickflüssige Blut. Und als ich sie hob und meine Handflächen betrachtete, klebte das Blut wortwörtlich an meinen eigenen Händen. Ich war die Mörderin. Ich hatte im letzten Jahr tausende Schüler dem Tod überlassen. Und genauso tat ich es jetzt auch unfreiwillig mit Cyan.
Ich sollte mir wohl keine Vorwürfe machen, doch ich wollte nicht Schuld daran sein, wenn Cyan diese Nacht nicht überlebte und jetzt gerade fühlte ich mich schuldig, da ich seinem Tod rein gar nichts entgegen zu setzen hatte.
Dennoch gab ich nicht auf. Ich kämpfte gegen den Würgereiz an, der mich überkam, als ich auf meine Hände starrte und zwang mich erneut zur Konzentration. Doch auch als ich die Augen schloss, sah ich nur die dunkelrote Farbe vor meinen Augen. So viel Blut. Und es war nicht mein eigenes. Ich konnte nicht verhindern, dass mir bei diesem Gedanken ein eiskalter Schauder über den Rücken jagte.
Doch plötzlich fuhr ein Kribbeln durch meine Fingerspitzen. Es war nicht das gewohnte Kribbeln, das folgte, wenn ich das Wasser herbeirief oder einen Heilprozess startete. Es fühlte sich anders an, schmerzte förmlich. Als würden hundert Nadelstiche von innen gegen meine Haut pieken.
Sofort ließ ich meine Hände sinken und öffnete alarmiert die Augen. Doch erst, als ich den Blick auf den Körper vor mir sinken ließ, ahnte ich, was soeben passiert war. Ich hatte es geschafft. Ich hatte es irgendwie vollbracht, Cyans Blutung zu stoppen, auch wenn ich nicht einmal sagen konnte wie. Allerdings hatte ich keine Zeit, um länger darüber zu philosophieren, denn auf der Treppe zur Aula vernahm ich Schritte. Christian, der noch neben Lizzy hockte, schien die Schritte ebenfalls bemerkt zu haben.
Wenige Sekunden später tauchten die zwei Gründer auf. Mit ihnen auch einige Lehrer und Schüler im Schlepptau. Unter ihnen entdeckte ich auch das Mädchen, deren Schreie mir noch immer in den Ohren lagen und ihre zwanzig Freunde, denen sie die Situation offenbar nicht verheimlichen konnte. Schockiert drängten sie sich an Mrs. Crumber vorbei, die ganz schön Mühe hatte, den wilden Haufen unter Kontrolle zu bringen.
"Macht Platz!", wies die Gründerin die nervenden Untersekundaner zurecht. Die ließen sich zu Mrs. Crumbers Leidwesen jedoch nicht beirren. "Um Himmels willen, jetzt geht doch bei Seite!"
Christian stand sofort auf, auch wenn er wusste, dass nicht er gemeint war. Ich jedoch war noch nicht bereit, den Heilvorgang abzubrechen. Schließlich sollte nicht noch einmal die Frage im Raum stehen, ob wir den Attentat auf die beiden Austauschschüler verübt hatten, obwohl wir nur versuchten, erste Hilfe zu leisten.
Mrs. Crumber hatte sich nun endlich durchgerungen und betrachtete die Szene wie erwartet sichtlich geschockt, als wäre sie der Ohnmacht nahe. Mr. Corner wirkte nicht weniger entsetzt. Da es seiner Kollegin anscheinend die Sprache verschlagen hatte, übernahm er die Anweisungen: "Mr. Malcolm, richten Sie der Sekretärin aus, dass eine Durchsage erfolgen soll! Alle Schüler suchen umgehend ihre Räumlichkeiten auf, ohne Ausnahme. Mrs. Stone, Sie informieren umgehend die Heilerinnen und schildern ihnen den Unfall. Und Mr. Varney und Mrs. Lewis, Sie kümmern sich bitte darum, dass die Untersekundaner sicher in ihre Zimmer gelangen. Wenn Sie sie bitte nach oben geleiten würden."
Die genannten Lehrer taten wie geheißen. Während Mr. Malcolm umd Mrs. Stone bereits die Treppenstufen hinauf eilten, hatten Mr. Varney und Mrs. Lewis bei Weitem die schwierigere Aufgabe erwischt. Denn die gaffenden Untersekundaner dachten nicht daran, sich vom Schauplatz vertreiben zu lassen. Erst als Mr. Varney vor Zorn ein Handyverbot verhängen wollte, als ein Junge unbemerkt versucht hatte, ein Foto zu machen, gaben die Schüler murrend nach. Christian konnte darüber nur den Kopf schütteln, genau wie ich. Das hier war doch keine Spielwiese, auf der man beliebig Fotos von attackierten Schülern schießen konnte, die in Lebensgefahr schwebten. Am liebsten hätte ich dem Jungen persönlich eine Standpauke gehalten, doch dies übernahm bereits Mrs. Lewis für mich. Hoffentlich fügte sie gleich eine Belehrung hinzu.
Als die Schülertruppe endlich verschwunden war, wandte sich Mr. Corner an die verbliebenen zwei Lehrer, zwei Luftbändiger. "Sie beide werden mir helfen, die beiden Austauschschüler abzutransportieren. Die Untersuchung sollte so schnell wie möglich erfolgen." Er nickte den beiden zu und bedeutete mir mit einer Handbewegung zur Seite zu treten. Ich gesellte mich zu Christian und gemeinsam beobachteten wir, wie die drei Lehrer die verletzten Schüler umringten, um sie von unsichtbaren Händen getragen, in die Luft heben zu lassen.
Während der Vorgang von statten lief, wandte sich Mrs. Crumber, die sich wieder einigermaßen von dem Schock erholt zu haben schien, an uns. Ihr Gesicht aber war noch immer kalkweiß. "Was genau ist hier passiert, bevor wir eingetroffen sind? Habt ihr den Unfall miterlebt?"
Christian und ich wechselten einen fragenden Blick miteinander, da wir nicht wussten, wer antworten sollte. Als er mir jedoch zu nickte, übernahm ich das Reden. "Wir haben die beiden auch erst vor fünf Minuten aufgefunden. Wir waren oben, weil... ich meine Frisur neu machen wollte. Und Christian hat mich netterweise begleitet. Als wir runter kamen, haben wir die Umrisse zweier Körper in der Dunkelheit gesehen und als wir gemerkt haben, dass die beiden verletzt waren, haben wir erste Hilfe geleistet und das Mädchen losgeschickt, um Sie zu informieren", fasste ich in Kurzform zusammen. Hoffentlich merkte Mrs. Crumber nicht, dass ich gelogen hatte, als ich den Grund für unser Verschwinden vom Ball nannte. Ich wollte ihr keinen Grund geben, die Tür zum Dach zu verschließen und noch weniger einen, uns zu verdächtigen, dass wir etwas mit dem angriff zu tun hatten. Doch ich machte mir umsonst Sorgen, denn Mrs. Crumber war noch immer so aufgelöst, dass sie anscheinend nur mit einem halben Ohr zugehört hatte.
"Ich finde es sehr löblich von euch, dass ihr sofort versucht habt zu helfen", sagte die Gründerin stolz und warf einen Blick auf Cyans Kopfwunde, die Christian so notdürftig bandagiert hatte. "Trotzdem sieht die Lage leider ernst aus", fuhr sie fort, während wir uns in Bewegung setzten, um den Luftbändigern und den schwebenden Körpern der Opfer zu folgen. "Ich muss sofort die Austauschschule in Melbourne kontaktieren und ich befürchte, dass der Austausch leider abgebrochen wird. Denn wenn es heißt, dass Gäste in unserer Akademie angegriffen werden, dann ist keiner der Austauschschüler sicher hier und wir dürfen nicht zulassen, dass ein solcher Attentat erneut passiert."
Die Verzweiflung in ihrer Stimme war kaum zu überhören, als sie sprach. Ich wünschte, ich könnte irgendetwas tun. Vielleicht sollte ich ihr erzählen, was Cat und ich bisher herausgefunden hatten. Dass wir vermuteten, einer der Austauschschüler könnte ein Spion sein und dass es wahrscheinlich besser wäre, wenn die Austauschschüler verschwunden wären, da zumindest unsere Schule keine Verluste einstecken müsste. Allerdings war ich mir mittlerweile doch nicht mehr so sicher, ob es sich bei dem Spion wirklich um einen Austauschschüler handelte. Welcher Australier hatte den einen Grund dazu, seine eigenen Landsleute zu attackieren? Dennoch war es natürlich nicht ausgeschlossen.
Ich stöhnte auf und dass nicht nur, weil mir die Treppe mal wieder ewig lang vorkam, sondern vor allem deswegen, weil sich dieses Problem mit den wenigen Informationen, die wir hatten, nicht so einfach lösen ließ. Wir konnten die Austauschschüler nicht einfach zurückschicken, damit wir unsere Probleme loswurden. Der Spion würde in Melbourne weiterhin wahllos Leute angreifen, mit dem Unterschied, dass wir nicht mehr zusehen mussten. Wir mussten den Spion also schnell finden, bevor die Austauschschüler den Rückweg antraten. Uns blieb sicherlich noch etwas Zeit, bis Cyan und Lizzy wieder auf die Beine kamen. Wir würden sie befragen und weiter nach Schülern Ausschau halten, die nicht bändigen konnten. Auch wenn mir außer Grace noch niemand von dieser Sorte begegnet war.
"Was ist eigentlich mit Mrs. Chatfield und Mr. Gaster? Ich habe sie in diesem Schuljahr noch gar nicht gesehen", stellte Christian gerade fest, als ich meine Gedanken für einen Moment ziehen ließ. Stimmt ja, er war zur Eröffnungsrede des Schuljahres überhaupt nicht anwesend gewesen.
"Sie sind noch in Asien unterwegs, aber ich halte es für besser, wenn sie die Rückreise antreten würden. Mr. Corner und ich können das hier nicht allein bewältigen", erklärte sie und seufzte, als sie die letzte Treppenstufe hinter sich gelassen hatte. "Ein Anruf mehr auf meiner Liste", fügte sie hinzu.
Ich erwiderte darauf nichts, da ich immer noch überlegte, ob ich sie einweihen sollte, was die Sache mit dem Spion anging. Allerdings sollte ich lieber Christian zuerst einweihen. Ich hatte ihm bereits erzählt, dass wir nach einem Spion suchten, doch auch ihm hatte ich genauere Informationen bisher verwährt.
Wir hatten die Krankensäle noch nicht erreicht, als uns Mrs. Crumber schließlich bat, zu Bett zu gehen. Das war vielleicht auch besser so, denn es war ein anstrengender Abend gewesen und im Moment konnten wir sowieso nicht viel ausrichten, was Cyans und Lizzys Gesundheitszustand betraf. Außerdem konnte ich Christian nun erzählen, was ich herausgefunden hatte. Und das tat ich dann auch, während wir auf dem Weg zu unseren Zimmern waren.
Wie vermutet schien Christian erst nicht wirklich erfreut zu sein, dass ich ihm ein paar Hintergründe verschwiegen hatte. Doch als er merkte, dass es nichts brachte, zum jetzigen Zeitpunkt deswegen sauer auf mich zu sein, beruhigte er sich schnell, sodass wir uns noch kurz darüber austauschen konnten, wenn wir im Verdacht hatten, obwohl wir bereits vor meiner Zimmertür standen.
"Du hast recht. Grace ist bisher die Einzige, von der wir definitiv wissen, dass sie nicht bändigen kann. Trotzdem traue ich es ihr nicht wirklich zu, dass sie so einfach einen Anschlag auf zwei ihrer Mitschüler verüben könnte. Und zudem noch allein. Ich meine, Geister sind weitestgehend friedliche Wesen", wandte Christian ein, als ich die Konversation zu Grace gelenkt hatte. Ich verkniff mir den Kommentar, dass er sich als Halbgeist letztes Jahr ganz und gar nicht friedlich verhalten hatte.
"Trotzdem würde ich sie nicht voreilig ausschließen. Dass sie nicht bändigen kann, ist ein wichtiges Indiz", gab ich zu bedenken. "Ansonsten würden mir noch Evelyn und Charles einfallen, die von sich selbst behaupten, dass sie Cyan nicht leiden können. Allerdings habe ich bei beiden beobachtet, dass sie bändigen können und es wäre doch ziemlich auffällig, diese Info an mich weiterzugeben, kurz bevor Cyan angegriffen wird oder?"
Christian zuckte mit den Schultern. "Vielleicht wollen sie, dass du das glaubst"
Ich hätte beinahe laut aufgelacht bei diesem Satz. "Ich weiß inzwischen gar nicht mehr, was ich noch glauben soll", stöhnte ich und senkte erschöpft den Blick. "Gibt es sonst noch jemand Verdächtigen?"
Einen Moment lang schien Christian zu überlegen. "Was ist mit Cyan selbst?", warf er dann ein. Ich musste ihn wohl ziemlich bescheuert angestarrt haben, denn als er meinen Blick bemerkte, hob er abwehrend die Hände. "Ich wäre nicht so abgetan von dieser Vermutung. Denn wenn ich der Spion wäre, würde ich mich selbst auch als Opfer darstellen, damit der Verdacht von mir abfällt. Vor allem, wenn mein Gegner nah dran ist, die Wahrheit über mich herauszufinden."
"Also ich würde mich eher so ruhig verhalten wie möglich. So wie Oskar, den ich auch schon auf meine Liste der Verdächtigen gesetzt habe. Aber ja, das klingt dennoch logisch. Allerdings würde ich dann wohl eher Lizzy in den Fokus stellen. Sie ist ein Mädchen, wie es in Cats Vision angedeutet wurde und sie wurde nicht so schlimm verletzt wie Cyan. Hinzu kommt, dass ich sie noch nie habe Bändigen sehen", zählte ich die Tatsachen auf, die ich bisher verdrängt hatte.
Christian nickte zustimmend. "Da ist was dran." Und nach einer kurzen Pause fuhr er fort: "Und ich weiß auch schon, wie wir sie überprüfen können."
"Wir besuchen sie am Krankenbett und du setzt deine Geisterfähigkeit ein, um zu erkennen, ob sie uns anlügt, wenn sie den Vorfall schildert", entgegnete ich grinsend, bevor Christian mir die Worte aus dem Mund nehmen konnte. "Und das gleiche machen wir bei Cyan."
Auf seinem Gesicht begann sich nun ebenfalls ein Lächeln abzuzeichnen. "Genauso ist der Plan."
~*****~
Eine Woche später stand Weihnachten vor der Tür. Viele Schüler nutzten die Festtage, um dem Trubel rund um den Angriff zu entkommen und indirekt wohl auch, um sich vor freilaufenden Angreifern in Sicherheit zu bringen. Auch von Cat und Kiki musste ich mich am 21. Dezember verabschieden. Sie würden erst nach Sylvester zurückkehren, weshalb der Abschied recht lange dauerte. Ich hatte bereits mit Cat besprochen, dass ich Lizzy genauer unter die Lupe nehmen wollte. Sie hatte daraufhin natürlich ihr Einverständnis abgegeben und mir neben frohen Festtagen auch viel Glück bei der Befragung gewünscht.
Am Tag darauf war das Schulhaus wie leer gefegt. Obwohl ich die Ruhe in den Ferien bereits gewohnt war, verblüffte sie mich doch immer wieder. Nur in unserem Zimmer schien das Wort Ruhe nicht in einem Wörterbuch vorzukommen. Vor allem dann nicht, wenn sich Coral und Alice mal wieder gegenseitig auf den Senkel gingen. Ständig gab es Streit zwischen den beiden, und dass wegen Kleinigkeiten wie herumliegenden Kleiderstücken. Manchmal konnte ich nicht sagen, wer sich öfter miteinander stritt. Coral und Kiki oder Coral und Alice. Zum Glück waren die Streietereien Phasen, die schnell vorbeigingen.
Außerdem bekam ich durch mein Vorhaben mit Christian etwas Ablenkung. Wir hatten uns um halb vier im Krankenflügel verabredet, da zu diesem Zeitpunkt die Besucher-Zeit begann und genau dorthin war ich jetzt auf dem Weg. Leider konnten wir nicht Cyan befragen, so wie es ursprünglich geplant war. Er war noch immer nicht aufgewacht und auf der Akademie war bereits das Gerücht herumgegangen, dass er im Koma lag. Wir hätten auch nicht feststellen können, ob die Finsternis am Abend des Balls von ihm ausgegangen war, denn dazu hätte er sich im wachen Zustand befinden müssen. So oder so, wir hatten schließlich noch Lizzy.
Ich sah Christian schon von Weitem an Lizzys Zimmertür stehen, in Begleitung einer Heilerin. Heilerinnen wohnten stets den Besuchen bei, um auf den Gesundheitszustand des Patienten zu achten und zu verhindern, dass unerwünschte Personen eintraten. Es sei denn, der Patient wünschte sich ein Gespräch unter vier Augen. Da Lizzy allerdings nicht gewusst hatte, dass wir kommen würden, wohnte sie auch unserer Befragung bei. Das war nicht sonderlich störend, da die Heilerin nicht mitbekommen konnte, wie Christian Lizzy insgeheim analysierte.
Ich begrüßte die beiden kurz, bevor wir in Lizzys Zimmer eintraten. Als die Heilerin die Tür offnete, stieg mir augenblicklich der Geruch von Desinfektionsmittel und Minzebonbons in die Nase. Außerdem empfing uns ein kühler Lufthauch, da das Fenster zum Durchlüften geöffnet war. Lizzy lag in ihrem Bett, den Arm in einer Schlinge, wie mir sofort auffiel, und ein Tablett vor sich stehend, auf dem eine dampfende Tasse Tee abgestellt war. Sie wirkte etwas erschöpft, lächelte jedoch, als wir uns ihrem Bett näherten.
"Na nu, ich hatte nicht damit gerechnet, Besuch zu bekommen", begrüßte sie uns herzlich und wies auf die Stühle neben dem Fenster. "Setzt euch doch gerne."
Dieses Mal wechselten Christian und ich einen irritierten Blick. Sie hatte keinen Besuch erwartet? Nicht einmal von anderen Freunden oder Mitschülern? Sie musste sich wohl ziemlich einsam fühlen. Doch auch hier könnte sich ein Indiz versteckt haben, denn vielleicht hatte ihre Einsamkeit ja einen Grund.
"Ihr habt 20 Minuten", erinnerte uns die Heilerin. "Soll ich euch einen Tee zubereiten?"
"Nein danke", lehnte Christian sofort ab. Ich überlegte jedoch etwas länger. Solange die Heilerin beschäftigt war, bot sich vielleicht doch eine Gelegenheit, Lizzy unbemerkt einige Fragen zu stellen, da ich irgendwie befürchtete, die Heilerin würde es nicht gut heißen, wenn wir Lizzy zu sehr ausfragten.
"Ja bitte", erwiderte ich also, was mir einen fragenden Blick von Christian einbrachte. Da ich jedoch keine Zeit verlieren wollte, begann ich sofort das Gespräch. Doch zuerst begrüßte ich Lizzy richtig, da ich das Gefühl hatte, dies versäumt zu haben. Nun musste ich mich nur irgendwie dem Angriff annähern.
"Wie geht es dir denn so?", begann ich die Befragung.
"Ich bin etwas durcheinander", gestand sie. Ich biss mir unabsichtlich auf die Unterlippe. Hoffentlich nicht so durcheinander, dass sie unsere Fragen nicht beantworten konnte. "Und natürlich ist es doof, dass ich mir den Arm gebrochen habe. Ich werde zwar über Weihnachten entlassen, aber ich muss noch einige Male zur Nachuntersuchung und ihn prüfen lassen", erzählte sie mit einem genervten Augenrollen.
"Wie ist das eigentlich passiert, wenn ich fragen darf?", meldete sich Christian zu Wort.
Lizzy quittierte diese Frage mit einem enttäuschten Seufzen. "Ich dachte mir schon, dass das hier auch kein richtiger Besuch wird und ich wieder mal nur Fragen über den Unfall beantworten muss." Auf einmal wirkte sie so gekränkt, dass es mir sofort leid tat, dass wir sie wie alle anderen einer nervigen Befragung unterzogen. Sicherlich hatte sie bereits die Nase voll davon. Kurzzeitig überlegte ich sogar, die Befragung sausen zu lassen, entschied mich jedoch dagegen. Vielleicht war diese Aussage auch ein Appell an unser Mitleid, um uns loszuwerden. Doch anders als erwartet, beantwortete sie die Frage doch.
"Dummerweise erinnere ich mich daran nicht so genau. Eigentlich sogar auch nicht an den gesamten Vorfall."
"Eigentlich?", hakte Christian nach, wie ich es ja bereits von ihm gewohnt war.
Lizzy zögerte. "Naja, da tauchen immer wieder Bilder in meinem Kopf auf von Blut und Cyan, der am Boden liegt. Aber das ist alles nach dem Kampf passiert. Als es schon passiert war", sprudelte es auf einmal aus ihr hervor. "Ich erinnere mich an einen kurzen Moment zwischen Cyans Fall und meiner Bewusstlosigkeit. Ich weiß zwar nicht, was mit mir los war, aber ich konnte mich irgendwie nicht bewegen. Ich stand dort rum, obwohl ich Cyan unbedingt helfen wollte. Dann kam jemand von hinten. Was danach kam, weiß ich nicht. Ich weiß nicht, ob ich hingefallen bin oder mein Arm von unserem Angreifer gebrochen wurde. Mein Kopf ist einfach wie leer gefegt, auch wenn ich mich gern erinnern würde." Sie senkte hoffnungslos den Blick.
Es war genau wie ich es mir gedacht hatte. Lizzys Gedanken an den Vorfall waren verschwommen. Das bedeutete, dass es Cyan offenbar nicht anders erging, wenn er aufwachte. Doch ich durfte Lizzy nicht zu früh Glauben schenekn, weshalb ich mich an Christian wendetete. Dieser nickte mir kaum merklich zu. Sie sagte die Wahrheit. Aber bedeutete dies tatsächlich, dass wir sie als Verdächtige ausschließen konnten?
Meine Gedankengänge wurden von der Heilerin unterbrochen, welche mir die dampfende Teetasse auf den Tisch stellte. Kamillentee, wie ich am Duft erkannte.
"Hast du irgendwelche Feinde? Also ich meine damit natürlich Mitschüler, mit denen du dich nicht so gut verstehst?", fragte Christian interessiert.
"Es gibt da ein paar", gab Lizzy zu. "Evelyn und ich können uns nicht so gut leiden, da sie ziemlich lange in Cyan verliebt war und er jetzt mit mir zusammen ist. Und ihre Freundin Zuny hält zu ihr, weswegen wir beide uns auch nicht gut verstehen. Charles dagegen ist recht nett zu mir, was die beiden nicht sonderlich zu mögen scheinen. Und dann wäre da noch Grace. Cyan ist ihr Exfreund, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass sie mich nur deswegen umlegt und ihn fast tötet. Sie ist sicherlich nicht mehr in ihn verliebt, da es schon etwas länger her ist."
Bei ihrer letzten Aussage stutzte ich. Und nicht nur ich. Auch Christian war für einen Moment überrascht darüber, dass Grace und Cyan einmal ein Paar gewesen waren. Außerdem wusste Lizzy anscheinend schon, dass es Cyan sehr schlecht ging.
"Man sagt, Cyan liegt im Koma. Stimmt das?" Diese Frage hatte ich gestellt.
"Soweit ich weiß, stimmt es, ja. Ich hatte zwar gehofft, es sei nur ein Gerücht, aber die Bestätigung hat mich schon erreicht. Er liegt tatsächlich im Koma und ich habe so Angst, dass er nicht aufwacht. Er war der erste Junge, der mich verstanden hat und wenn er wegen unserer Beziehung stirbt, dann könnte ich mir das niemals verzeihen." Lizzy unterdrückte ein Schluchzen. Das hatte natürlich auch die Heilerin bemerkt.
"Ich denke, ihr solltet lieber gehen. Lizzy ist noch nicht bereit für emotionale Konfrontationen!", mahnte sie uns und ging zur Tür, um sie für uns zu öffnen, obwohl ich noch nicht einmal einen Schluck von meinem Tee genommen hatte.
"Nur noch eine Frage", hielt ich sie auf, was mir einen bitterbösen Blick von der stämmigen Frau einbrachte. "Bitte!"
Lizzy setzte sich in ihrem Bett auf. "Das geht schon klar", mischte sie sich an die Heilerin gewandt ein. Diese wurde etwas lockerer, stand jedoch noch immer neben der Tür. "Nagut, eine Frage noch."
Christian starrte mich von der Seite an, als Zeichen, dass ich die Frage stellen sollte. Ich brauchte auch nicht lange zu überlegen. "Es ist eventuell etwas zu viel verlangt...", murmelte ich und hielt inne. "Aber könntest du etwas für uns bändigen?"
Ich vernahm das wilde Aufkeuchen der Heilerin hinter uns und erwartete, jeden Moment zum Fenster rausgeschmissen zu werden. Doch bevor sie auch nur den Mund für eine Predigt öffnen konnte, schnitt ihr Lizzy das Wort ab. "Das mach ich gern. Ich habe das Bändigen sowieso schon vermisst, weil es mir wegen des gebrochenen Arms verboten wurde."
Sie drehte sich leicht nach rechts, wo ein kleiner Blumentopf mit einer verwelkten Nelke darin stand und holte tief Luft. Und vor den weit aufgerissenen Augen der Heilerin und unseren überraschten Blicken hob sie den unverletzten Arm leicht an und konzentrierte sich auf die Blüte der Pflanze. Einige Sekunden verstrichen. Dann begann sich die Nelke aufzurichten. Die Blüte reckte sich nach oben und blühte in einem wunderschönen Gelb auf. Auch der Stängel der Pflanze wirkte augenblicklich kräftiger. Lizzy hatte Erde gebändigt.
"Das reicht jetzt! Die Patientin muss sich ausruhen!", rief die Heilerin aufgebracht und öffnete die Zimmertür, um uns hinauszubitten. Christian und ich waren hier sowieso fertig. Vier Fragen hatten gereicht, um alles herauszufinden, was wir wissen wollten.
Wir erhoben uns von unseren Stühlen und verabschiedeten uns schnell von Lizzy, indem wir ihr eine gute Besserung wünschten. Kurz darauf hatte uns die Heilerin auch schon aus der Tür geschoben und sie hinter sich zugeknallt.
"Ich hasse Heilerinnen", spuckte Christian seinen Gedanken aus, als wir alleine waren.
"Vergiss nicht, dass du dich schon einmal selbst als eine verkleidet hast", erinnerte ich ihn mit einem Schmunzeln, woraufhin er meinem Blick mit einem Murren auswich. "Außerdem machen sie nur ihre Arbeit", ergänzte ich.
"Ist ja auch egal", fand Chrsitian, dem ich deutlich anmerkte, dass er das Thema wechseln wollte. "Wir haben jetzt herausgefunden, dass Lizzy nicht der Spion ist."
"Hat das auch dein Instinkt gesagt?"
Christian nickte heftig. "Sie ist es nicht. Sie hat nie gelogen, wenn wir sie etwas gefragt haben und die Finsternis, die ich neulich gespürt hatte, habe ich bei ihr auch nicht wahrgenommen."
"Und an diesem Urteil gibt es auch keine Zweifel?", bohrte ich nach.
"Nein, sie hat sogar für dich gebändigt, Mads, obwohl sie es nicht hätte tun sollen", rief mir Christian ins Gedächtnis. "Wieviele Beweise willst du denn noch?" Ich seufzte, da sich meine Gedanken wie ein Karussell in meinem Kopf drehten. Er hatte recht. Alle Hinweise sprachen gegen sie als Spionin. Und außerdem musste ich selbst zugeben, dass ich sie ziemlich sympathisch fand. Sie war es also nicht.
"Dann können wir jetzt wenigstens schon mal einen von unserer Liste streichen", erwiderte ich. Christian schien zufrieden zu sein, dass ich dies erkannt hatte. Leider konnte ich noch nicht zufrieden sein. Denn dieser erste Schritt war nur ein kleiner von vielen, die wir gehen mussten, um den Täter zu finden. Und letztenendes hatte ich ja auch nicht wissen können, dass genau in diesem Moment eine Person in der Schule herumschlich. Eine Person, die eine bekannte Finsternis umgab und nur darauf wartete, dass wir den Krankenflügel für ihre düsteren Pläne verließen.
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