17. Neuigkeiten

Kiki und ich waren für einen kurzen Moment so überrascht, unsere alte Zimmermitbewohnerin wiederzusehen, dass wir Alice für den Bruchteil einer Sekunde mit aufgerissenen Augen anstarrten und irritiert inne hielten. Zurecht, denn schließlich hatten wir sie schon seit einigen Monaten nicht mehr gesehen und das letzte Mal, als wir von ihr hörten, hatten wir sie völlig aufgelöst erlebt. Und aufgelöst war nun wirklich kein Wort, mit dem ich Alice beschreiben würde. Zumal sie uns nun strahlend in eine umständliche Umarmung zog, womit wohl weder Kiki, noch ich groß gerechnet hatten.

"Kiki, Maddy, da seid ihr ja endlich", quiekte sie, woraufhin Kiki und ich uns verstohlene Blicke zuwarfen. Diese quittierte meinen ratlosen Gesichtsausdruck mit einem unwillkürlichen Grinsen. Wahrscheinlich wegen des neuen Spitznamens, den mir Alice anscheinend gerade zugewiesen hatte. Tatsächlich wäre Maddy eine sinnvolle Abkürzung für meinen Vornamen gewesen, aber erstaunlicherweise war vor Alice noch nie jemand auf die Idee gekommen, mich Maddy zu nennen. Dennoch erwiderten wir mehr oder weniger ebenso erfreut die Umarmung. Alice schien unsere Verwirrung sowieso nicht wirklich bemerkt zu haben, denn als sie sich endlich aus unserer Umarmung gelöst hatte, zog sie uns ohne große Umschweife zu sich ins Zimmer und warf die Tür hinter sich zu, wobei ihr Lächeln für keine einzige Sekunde verrutschte.

"Hab ich mir doch gedacht, dass euch die Verwunderung ins Gesicht geschrieben steht, wenn ich euch die Tür öffne", rief sie aus und riss Kiki den gefühlt tonnenschweren Koffer aus den Händen, um ihn wie ein unbefülltes Styropor-Modell federleicht auf ihr Bett zu werfen. Kikis Mund war nurmehr eine dünne Linie, als sie ihr Bettgestell knarzen hörte.

Als Alice nach meinem Koffer fingern wollte, zog ich schnell den Griff zurück.

"Das ist sehr nett von dir, aber ich glaube, ich schaffe es auch, den Koffer selbst auf mein Bett zu hieven", winkte ich mit einem unsicheren Lächeln ab und ging rückwärts zu meinem Bett, um den Koffer anschließend auf die Matraze zu legen. Alice ließ es zu und setzte sich neben den Koffer auf mein Bett. Ihr stand die Freude darüber hier zu sein beinahe ins Gesicht geschrieben und ich wagte es nicht, ihr diese Freude nun mit einer plumpen Bemerkung zu nehmen, denn ein weiteres Mal würde ich sie wahrscheinlich nicht wieder so erleben. Also presste ich die Lippen zusammen und warf einen Blick auf die ordentlich gemachten Betten von unseren abwesenden Freundinnen.

"Wo sind denn Cat und Coral?", fragte ich und stellte erst fest, dass ich es laut ausgesprochen hatte, als Alice zu einer Antwort ansetzte. Doch in diesem Moment wurde sie von einer aufschwingenden Badtür unterbrochen, sodass Kiki erschrocken zusammenfuhr.

"Ich bin hier", teilte Cat uns mit und grinste verschmitzt, als sie mit tropfenden Harren und nur mit einem Handtuch umwickelt aus dem Badezimmer trat.

Auf meinem Gesicht breitete sich ein ernst gemeintes Lächeln aus und als Cat auf mich zu lief, konnte ich nicht anders, als sie in die Arme zu nehmen und sie festzuhalten, als wäre sie der Rettungsring, an den ich mich bei starker Strömung klammern musste, um den Halt im Leben zu finden.

Einige Sekunden standen wir eng umschlungen im Raum, obwohl wir selbstverständlich wussten, dass wir von Kiki und Alice beobachtet wurden. Dann ließen wir voneinander ab und Kiki übernahm meinen Platz in Cats Armen. Doch kaum hatten sich die beiden aus den Armen des anderen befreit, erhob Alice das Wort.

"Also, ihr wollt sicherlich wissen, wie ich es hierher geschafft habe", vermutete Alice feierlich und legte die Hände in den Schoß, um uns der Reihe nach in die fragenden Gesichter zu blicken. Kiki sah tatsächlich etwas neugierig aus, wie sie sich nun mit einer hochgezogenen Augenbraue gegen den Kleiderschrank lehnte und die Stirn runzelte, als könnte sie immer noch nicht glauben, dass Alice wirklich zurückgekehrt war. Auch ich hätte mir gern ihre Geschichte angehört, doch vorerst musste ich unbedingt noch eine weitere Frage loswerden, die in meinem Kopf herumgeisterte.

"Wo ist eigentlich Coral?", wollte ich verwundert wissen und wandte mich zu Cat um, die daraufhin amüsiert grinste.

"Coral hat heute ein Date mit Drew in der Stadt. Ein romantisches Dinner", erklärte sie und zuckte mit den Augenbrauen, als wüsste sie ganz genau, dass zwischen den beiden mehr als nur Freundschaft bestand.

Ich versuchte erfolglos ein Prusten zu unterdrücken und stellte erleichtert fest, dass es Kiki nicht anders erging. Nicht, dass wir es Coral nicht gönnten, aber wir wussten bereits, dass weder Coral, noch Drew wirklich romantisch waren und konnten es uns kaum vorstellen, wie die beiden gemeinsam echte Romanzen hervorbringen konnten.

"Naja, die beiden passen echt gut zusammen. Coral hat sich so unglaublich gefreut, als die Schulleitung das Treffen genehmigt hat und sie hat mich beinahe den ganzen Samstag vollgejammert, weil sie nicht wusste, was sie anziehen und ob und wie sie Make-Up auftragen soll, wobei sich Letzteres durch Alice geklärt hat."

Als Cat das sagte, nickte sie Alice anerkennend zu und ergänzte noch: "Coral sah umwerfend aus."
Das glaubte ich ihr auf's Wort. Alice hatte ein gutes Händchen für Mode, Make-Up und Frisuren, weshalb ich garantiert sie als Erste fragen würde, wenn es darum ging, sich für einen besonderen Anlass herauszuputzen. Auch wenn dies bisher noch nicht der Fall gewesen war es es wahrscheinlich auch nicht in all zuferner Zukunft dazu kommen würde.

Alice schoss die Röte ins Gesicht und sie winkte bescheiden ab.
"Das war alles kein Problem. Für Freunde macht man das nun mal", meinte sie und blickte Cat liebevoll an.

Als hätten wir etwas verpasst, wandten sich die Köpfe von Kiki und mir gleichzeitig zu Cat um, so ruckartig, dass diese beinahe einen Lachkrampf erhalten hätte.

Freunde? Anscheinend hatte Alice ihre Meinung über uns geändert. Vor den Ferien waren wir ihr vollkommen gleichgültig gewesen und nun schien sie auf einmal unglaublich loyal und ehrlich zu sein. Doch bevor Kiki Alice Reaktion kommentieren konnte, fuhr diese auch schon fort.

"Also, es wäre von Vorteil, wenn ihr euch setzen würdet. Die Geschichte könnte eventuell etwas länger werden", verkündete sie und zwinkerte Cat verschwörrerisch zu, die daraufhin schief lächelte.

"Ich verschwinde dann wohl mal im Bad." Mit diesen Worten tapste sie auf Zehenspitzen zurück ins Badezimmer, wo keine Minute später der Föhn ansprang.

Nachdem sie die Tür hinter sich zugeworfen hatte, hockte sich auch Kiki in einem Schneidersitz auf mein Bett, sodass wir alle im Kreis beeinander saßen und während Alice tief Luft holte, schob ich noch schnell meinen Koffer von der Bettkante, was sich eher plump, als laut anhörte.

"Also, ich schätze mal, es wäre besser, wenn ich ganz am Anfang beginne, so habe ich es auch bei Cat und Coral gemacht.
Es begann alles damit, dass ich nach dem ersten Schuljahr an der Elemava-Academy zurückgekehrt bin. Glücklicherweise konnte mich meine Mutter vom Bahnhof abholen. Das macht sie sonst nie, weil sie wegen ihres Jobs überall auf der Welt, nur nicht bei uns in Kalifornien ist, aber dieses Mal hat sie sich trotz allem Stress Zeit für mich genommen, womit sie mich anfangs ziemlich glücklich gemacht hat. Zu Hause war eigentlich auch noch vieles wie immer. Meine Eltern haben mich eben mein Ding machen lassen, solange ich ihnen nicht auf den Wecker gegangen bin. Ich habe auch ehrlich gesagt versucht, ihnen aus dem Weg zu gehen, weil ich nicht wollte, dass mein Vater nach dem Zeugnis der Akademie begehrt. Ihr wisst ja, dass die Schulleitung alle unmenschlichen Fächer wie Wasserbändigen durch einen Decknamen wie Kunst oder bestimmte Buchstabenkürzel deckt und als Dad meine Noten dann wirklich sehen wollte, hat er mich ziemlich angeschnautzt, weil Kunst, also in Wirklichkeit Wasserbändigen nun mal kein Fach ist, in dem man ein C stehen haben sollte. Zumal ich in der Primary School nur einen Strich zu malen brauchte, damit mir die Lehrerin ein A gibt." Alice legte eine bedeutungsschwere Pause ein und starrte mich und Kiki der Reihe nach an, bevor sie seufzte. Offensichtlich kam sie nun an einen Punkt, den wir ernster nehmen mussten, als alles, was sie uns bisher erzählt hatte.

Schließlich nahm sie den Faden wieder auf.
"Allerdings wurde er noch viel wütender, als er bemerkt hat, dass ich in den Sprachen immer mehr abgerutscht bin. Dabei stand ich in Chinesisch auf einer 3 Plus und in Französisch auf einer glatten Zwei. Und dann hat er sich das Fach Tauchen angesehen, das mit Info gedeckt ist. Ich weiß nicht, ob ihr das wusstet, aber ich habe tierische Angst vor dem Tauchen. Ich habe mich vielleicht ein paar Mal getraut, den Kopf ins Wasser zu tauchen, doch ich musste mir dabei jedes Mal die Nase zu halten. Wenn nur Wasser um mich herum ist und ich weiß, dass ich den Mund nur öffnen muss, damit ich ertrinke, dann muss ich einfach wieder zurück an die Wasseroberfläche. Es ist ein Reflex." Noch einmal zögerte Alice und fuhr sich mit ihren Fingern verzweifelt durch das strohblonde Haar, als wäre sie auch jetzt untergetaucht, gefangen in einem dursichtigen Meer aus Wasser.

Im Augenwinkel bemerkte ich, wie Kiki unsere völlig gewandelte Alice mitleidig betrachtete.

"Bei der Einzelprüfung kurz vor dem Ende des Schuljahres war ich die Letzte", erzählte Alice leise mit einem zitternden Unterton in der Stimme. "25 Sekunden ohne Luft hätte man für die Eins überstehen müssen. Ich wollte weder meinen Vater enttäuschen, noch meinen Körper in dieses doofe Becken zwingen, aber ich hatte wohl keine Wahl. Zuerst habe ich mich geweigert, es überhaupt zu versuchen, aber dann habe ich mich natürlich doch überreden lassen. Das Klagen über die Wassertemperatur hat mir die Prüfung jedenfalls nicht erspart und als er mir letztenendes sagte, dass es eine Sechs wird, wenn ich es nicht wenigstens versuche, bin ich tatsächlich untergetaucht." Alice Stimme wackelte bedrohlich und ich stellte mir vor, wie sie allein unter Wasser sank, die Kehle von einer eisigen Hand umklammert, die ihr jegliche Luft herauszudrücken versuchte. Ich hatte dieses beklemmende Gefühl damals auf der Poolparty nicht gefühlt, doch ich hatte dafür erfahren, was es hieß, einsam zu sein und dem Feind ins Gesicht zu blicken. Auch wenn ich es mit Wiederwillen getan hatte, heute konnte ich stolz darauf sein.

Alice ließ uns jedoch keine Zeit, um sie zu trösten, denn die Geschichte hatte berade erst begonnen.
"Ich hab nicht lange durchgehalten. Vor lauter Panik vergaß ich, mir die Nase zuzuhalten und auf einmal habe ich keine Luft mehr bekommen. Kurz bevor ich ertrunken bin, hat mich unser Tauchlehrer aus dem Becken gezogen und erklärte mir hinterher, dass ich nur fünf Sekunden geschafft hätte. Zum Glück konnte ich ihn überreden, mir noch eine Fünf zu geben, aber das hat den Zorn meines Vaters natürlich nicht weniger gelindert. Als meine Mutter für 6 Wochen nach Thailand gedüst ist, weil sie als Reporterin in irgendein Dorf dort geschickt wurde, um über irgendwas mit bedrohten Tierarten zu berichten,hat mein Vater diese Zeit genutzt, um seinen Zorn richtig an mir auszulassen. Er hat gesagt, dass ich zu faul wäre und mir vorgeworfen, dass ich nicht richtig lernen würde. Meine Eins in Englisch hat ihn ziemlich wenig interessiert, denn am Ende hat er genau das getan, was er immer tut, wenn Mum nicht da ist, um es zu verhindern: Er hat mich geschlagen. Aber davon habt ihr ja schon am Telefon gehört. Jedenfalls ging das immer so, wenn er versuchte, mich für seine Probleme verantwortlich zu machen. Ja, die Ferien waren kein Zuckerschlecken. Das Fach hat er erst richtig zum Überlaufen gebracht, als er mir sagte, dass er mich auf irgendein anderes Internat in Kanada verfrachten wolle. In Kanada!" Diese zwei Wörter schrie sie beinahe. So entsetzt war sie über die Entscheidung ihres Vaters und ich konnte es ihr wirklich nicht verübeln. Und Kiki ebenso wenig.

"Er wollte mich einfach so loswerden und hat das ohne meine Mutter entschieden. Ich wusste, dass er mich nie auf eine einfache Schule schicken würde und aus diesem Grund musste ich den Einstufungstest wieder verhauen. Dieses Mal hat es mein Vater sogar mit Geld versucht, aber er blieb ohne Erfolg. Die Schule hatte wohl offensichtlich ihren Stolz, was Dad überhaupt nicht gepasst hat. Er sperrte mich in meinem Zimmer ein und ich habe wenig bis gar nichts gegessen bis auf das, was mir unsere Putzfrau vorbei gebracht hat. Ich hab nie erkannt, wie liebenswürdig sie ist und welchen Mut sie hat, sich gegen ihren Chef zu widersetzen und den Schlüssel beim Putzen an sich zu nehmen. Jetzt weiß ich es...
Sie konnte mir nur ganz wenig bringen, sonst wäre meinem Vater irgendwann aufgefallen, dass bei den Vorräten bestimmte Dinge fehlen. Aber ich habe auch selbst darauf geachtet, dass ich nur noch Leitungswasser trinke und habe gezielt die Säfte abgelehnt, die die Putzfrau manchmal zu mir gebracht hat. Und trotz ihrer Hilfe kenne ich noch nicht einmal ihren Namen." Kurz stoppte Alice wieder, doch dieses Mal fing sie sich sofort und schluckte ihren Schmerz hinunter.

"Soweit zu den harmlosen Sachen, denn wer sagt, es kann nicht noch schlimmer kommen, hat definitiv noch nie wirklich gelebt. Tja, irgendwann setzte dann auch die Wandlung ein, kurz nachdem meine Mutter nach Schulbeginn in ihren fünf Tagen Verschnaufpause erneut abgereist ist. Sie hat von alledem selbstverständlich nichts mitbekommen, da mich mein Vater für diese Zeit wieder am Esstisch hat sitzen lassen. Ich hab mein Zimmer und das dazugehörige Bad in der ersten Schulwoche in einen kompletten Eispalast verwandelt. Aber so richtig, fast wie in diesem Disney Film mit der Eiskönigin, obwohl ich nie den ganzen Film gucken durfte. Wenn ich den Wasserhahn aufgedreht habe, um etwas zu trinken, gefror das Wasser zur Eissäule und alles hatte sich mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Die Temperatur beim Duschen war mal warm, mal kalt und wenn ich weinte, haben sich auf dem Boden richtige Pfützen gebildet. Es war gruselig. Ich konnte mein Element nicht mehr steuern. Es war vollkommen außer Kontrolle geraten. Seitdem habe ich die Putzfrau auch nie mehr reingelassen. Dieses Chaos durfte niemand sehen, sonst wäre ich todsicher aufgeflogen.
Seltsamerweise habe ich die Kontrolle wiedererlangt, als meine Mutter von ihrem New York Trip zurückkehrte, weswegen ich bis jetzt noch das Gefühl habe, dass sie eventuell eine Elementbändigerin sein könnte. Zumal sie Wandlung sich fortsetzte, nachdem sie wieder gegangen ist." An dieser Stelle warf ich Kiki einen vielsagenden Blick zu, den sie wissend erwiderte. Denn bei ihrer Mutter hatten wir ebenfalls das Gefühl gehabt, dass sie vielleicht eine Elementbändigerin sein könnte und deswegen mussten wir uns unbedingt darauf konzentrieren, endlich die Wahrheit über die beiden Frauen herauszufinden.

Kiki nagte nachdenklich an ihrer Unterlippe, als könnte sie all das, was Alice ihr bisher erzählt hatte, noch immer nicht verdauen.

"Und wie bist du jetzt zu uns gekommen?", wollte sie schließlich wissen und blickte unsere Freundin fragend an.

Mir klappte beinahe die Kinnlade herunter, als auf Alice Zügen tatsächlich ein warmes, zaghaftes Lächeln erschien, so real und doch so ungreifbar.

"Da gibt es einen Jungen", erklärte sie und ihre Mundwinkel zuckten leicht, als sie ihren Gedanken aussprach. "Er kommt aus Dänemark und ist direkt neben uns eingezogen. Er war das Wunder, das ich mir ersehnt habe", fuhr sie fort und senkte gedankenverloren ihren Blick auf die dunkelblaue Bettdecke. Das Bild, das sich mir nun von Alice bot, wirkte verträumt, irgendwie auch ein wenig vertraut,  als hätte ich immer gewusst, dass Alice in ihrem Herzen ein Gefühl verbarg, dass man nicht in alle Ewigkeit versteckt halten konnte.
Kurze Zeit später erhob sie wieder die Stimme.

"Sein Name ist Oskar Harbo Søren. Klingt ganz schön seltsam, ich weiß. Aber vom ersten Augenblick, an dem ich aus dem Fenster blickte und ihn sah, wusste ich, dass er mir helfen kann. Das Auto der Familie Søren bog in die Einfahrt des gegenüberliegenden, leerstehenden Hauses ein, das Lady Wilson, die lustige Frau mit dem Pudel, in den Ferien verlassen hat. Er stieg aus, während ich niedergeschlagen wegen meinem Vater auf der Fensterbank saß. Sein weißes Haar glänzte im Licht der Sonne und somit konnte ich schon sehr gut erahnen, dass er nicht von hier war. Ich hab dann gesehen, wie sich sein Koffer mit einer enzigen Handbewegung in die Luft erhoben hat und da wurde es mir klar. Dass er ein Luftbändiger ist, meine ich." Alice bagnn zu kichern, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan.
"Und dann, als hätte er meinen Blick auf sich gespürt, wandte er sich um und wir haben uns einen Moment lang angestarrt, bevor er seine Hand, die den Koffer in der Luft hielt, sinken ließ. Er hatte keine Angst, dass ich auf einmal wie eine Wilde in Panik ausbreche und die Augen aufreiße. Er wusste ganz genau, dass ich eine Bändigerin bin, als er den Frost gesehen hat, der aus meinem offenen Fenster über das Fensterbrett geklettert ist. Noch in der selben Nacht haben wir und draußen getroffen. Raus zu kommen war leicht. Ich musste einfach nur eine Eisrutsche erstellen oder irgendwas, womit ich nach unten komme. Er erzählte mir, dass viele Schüler in Dänemark nicht mehr auf die Elemava-Academy gehen, weil die Schule ähnlich wie unsere, von Schatten befallen wurde. Seitdem ist die Schule nicht mehr sicher genug und musste daher schließen. Er war ohnehin einer, von wenigen Luftbändigern in seiner Heimat und somit beschlossen seine Eltern, gemeinsam mit ihm und seiner jüngeren Schwester fortzuziehen, was ihn schließlich zu mir nach Kalifornien führte. Er wollte ziemlich zeitnah das neue Schuljahr hier in unserer Akademie antreten und als seine Eltern ihn nach Missouri fahren wollten, haben sie mich freundlicherweise mitgenommen. Am Samstag sind wir angekommen und ich kann noch immer nicht glauben, dass ich tatsächlich hier sitze. Nach so vielen Monaten bin ich endlich zu Hause."
Von Glück geflutet ließ sie sich rittlings auf mein Bett fallen und blieb dort liegen, mit geschlossenen Augen und einem zufriedenen Lächeln.

Kiki wusste erst einmal lange nichts zu erwidern, aber in diesem Moment musste sie das auch gar nicht, da nun endlich der Föhn im Bad abgeschaltet wurde und Cat mit wallendem, rotblonden Haar ins Zimmer trat.

"Ach ja", seufzte sie, mitten in die Stille hinein, die über uns hereingebrochen war und hockte sich zu uns aufs Bett, als würde hier eine wichtige Versammlung stattfinden, die unausweichlich war. Und während Kiki Alice nun doch mit einigen Fragen durchlöcherte, neigte Cat langsam den Kopf in meine Richtung und wisperte leise: "Ich habe übrigens auch noch Neuigkeiten. Es geht um die Austauschschüler."
Allein mit diesen Worten hatte meine Freundin erreicht, dass ich die Ohren spitzte und mein Kopf wandte sich ruckartig in ihre Richtung.
"Ach ja? Was denn?"
"Ich hatte wieder eine Vision. Und dieses Mal weiß ich genau, nach wem wir Ausschau halten müssen!"

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