1. Siegesparty
Hallo, schön, dass ihr vorbeiseht. Dafür danke ich euch riesig. Bevor ihr loslegt, möchte ich allerdings noch kurz etwas anmerken. In den ersten Kapiteln ist mein Schreibstil noch etwas holprig. Erst ab dem zwanzigsten Kapitel wird es langsam besser. Ich persönlich finde die ersten Kapitel schrecklich, weshalb ich mich dazu entschieden habe, die Geschichte zu überarbeiten. Wer also nicht auf einen miesen Ausdruck und wenig Emotionen steht, sollte am besten auf die Überarbeitung warten. Wenn das Wort Kapitel nicht im Kapitelnamen steht, wurde das Kapitel überarbeitet.
Es war kaum zu glauben. Zum ersten Mal hatte mich jemand auf eine Party eingeladen. Nicht diese Art von Kindergeburtstagen, bei denen die Eltern ständig als Autoritätspersonen daneben sitzen und Verbote aussprechen müssen, sondern eine richtige Sommerparty unter Gleichaltrigen, die literweise Alkohol in ihrem Keller horten, um ihn exakt für diesen einen Anlass im Jahr hervorzuholen: das Ende des Schuljahres. Und dieses Jahr feierten wir nicht nur im kleinen Kreis, da wir ab dem nächsten Schuljahr endlich auf die High School wechseln würden. Dennoch wusste ich bereits, dass diese Party wohl weniger eine Abschlussfeier, als eine Siegesparty werden würde.
Zac, der wahrscheinlich beliebteste Junge an unserer Schule, hatte nämlich erst vor kurzem mit seinem Footballteam den Landespokal für unsere Schule gewonnen und so etwas war unseren Schulmannschaften in diesem Sport noch nie gelungen. Ich behielt für mich, dass ich dachte, alles, das gesamte Spiel, sei ein einziges Glückschaos gewesen.
Leider war ich in meiner Schule ganz und gar nicht beliebt, im Gegenteil. Dank meiner guten Noten galt ich sogar als Streber und eigentlich wurde ich auch eher versehentlich eingeladen, weil Zac eine seiner Einladungen in meinen Spind geworfen hatte, obwohl sie an meine Spindnachbarin Cassy ging. Als sich das Missgeschick aufgeklärt hatte, durfte ich die Einladung ausnahmsweise behalten, obwohl ich genau wusste, dass er sie mir liebend gern abgenommen hätte. Zur Not würde er sich mit mir prügeln und irgendwie war mir gleich klar, wer gewonnen hätte.
Allerdings kam es auf eine Person mehr oder weniger in seinem Haus nun auch nicht an. Seine Eltern besaßen ein riesiges Grundstück. Bei dem Erfolg ihres Sohnes konnten sie ihm die Party also nicht abschlagen.
Ich saß gerade mit meiner Freundin Jes auf einer Bank am Pool und beobachtete wie alle um den Pool tanzten und sich dabei immer wieder ein paar Schlucke Cocktails in den Mund schütteten.
Jes neben mir, war genauso unbeliebt wie ich. Wir beide schrieben andauernd gute Noten, sogar im Hassfach der ganzen Klasse, Mathe. Wenn mich etwas interessierte, speicherte es sich automatisch in meinem Gehirn ab und Jes hatte wohl ein fotografisches Gedächtnis, wie passend. Sie war auch Hals über Kopf in Zac verknallt, während ich den Typen einfach nur verabscheute. Er saß im Klassenzimmer immer eine Bank vor mir und hatte (natürlich ganz zufällig) seinen Chemietest so gehalten, dass ich die Eins darauf klar und deutlich sehen konnte. Chemie war das einzige Fach in dem er einen halbwegs guten Notendurchschnitt hatte und mal ehrlich, ich schrieb schließlich andauernd Einsen und mit ein wenig Mühe, schaffte er das in den anderen Fächern auch.
Am schlimmsten aber war es an den Donnerstagen. Die Footballmannschaft hatte, nach unseren letzten Stunden Sport, Training auf dem Feld und weil ich selbst in Sport relativ gut abschneide, hatte mich Mr. Seen noch einmal zu sich gebeten. Meine einzigen Schwächen waren Geräteturnen und Schwimmen. Ansonsten fehlte es mir an Ausdauer auf langen Strecken.
Als ich dann in die Umkleide wollte, hatte Zac, der Kapitän des Teams, den Football direkt vor meine Füße geworfen und das auch noch absichtlich, dieser Idiot. Wie erwartet stürzten sich die Jungs seiner Mannschaft sofort auf den Ball, also vor meine Füße. Dann stolperte ich über Laurens Fuß und betrachtete den Boden mal genauer, was nebenbei bemerkt nicht nur schusselig, sondern auch ziemlich peinlixh gewesen war. Selbst Mr. Seen konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während die anderen Jungs schallend lachten.
Ich war es quasi gewohnt ausgelacht zu werden. Mich mochte keiner, was kein Stück übertrieben rüberkommt. Außer Jes, so glaubte ich jedenfalls. Aber das lag auch nur daran, weil wir beide nicht allein sein wollten. Richtige Freunde waren wir jedenfalls noch nicht. Über Jes machte man sich in unserem Klassenchat lustig, weil sie wohl 20 Stunden pro Tag in einem Schulbuch steckte und lernte. Diese Behauptung konnte schon gar nicht wahr sein, weil ein Mensch höchstens neun Stunden in der Nacht schlafen sollte und sonst am nächsten Tag nicht konzentriert wäre. So ein Blödsinn!
Nun saßen wir hier aber doch und mein Blick schweifte über das Wasser des Pool, welches langsam hin und her schaukelte und in dem sich der leuchtende Mond spiegelte. Ich wandte mich an Jes.
„Hey, bitte versprich mir, dass sich nie etwas zwischen unsere Freundschaft zwängt", bat ich sie. Zuerst sah sie mich verdutzt an, aber dann senkte sie den Blick und überlegte. Ihr Zögern machte mir irgendwie Angst, doch dann blickte sie auf und nickte.
„Ich verspreche es. Du hast bisher immer zu mir gehalten, das hat sonst niemand", sagte Jes und lächelte mich an.
Mittlerweile hatten sich alle drinnen um den riesigen Flatscreen versammelt. Zacs Eltern waren unvorstellbar reich, sodass sogar alle im Wohnzimmer Platz hatten. Mr. Seen hatte den Sieg mit seiner Kamera aufgenommen und nun wollten alle sehen, wie es dazu gekommen war. Nur Jes und ich nicht. Wir waren sowieso nie willkommen und mich interessierte Football überhaupt nicht.
Die ganze Zeit über schwiegen wir beide und außer der Putzfrau von Zacs Eltern lief keiner mehr draußen herum. Ich seufzte.
„Meine erste Party. Ich wünschte, es wäre nicht die Letzte", sagte ich und schaute zum Himmel.
„Ich auch", gestand Jes. "Ich denke schon, dass ich..., also wir irgendwann nocheinmal die Gelegenheit bekommen werden. Ich meine, Zac hat mir die Einladung schließlich nicht versehentlich gegeben."
Es war klar, womit sie darauf anspielen wollte, doch nach ihrem Versprechen hielt ich es nicht für nötig darauf zu reagieren und redete einfach weiter.
„Ja, der richtige Moment wird irgendwann kommen", erwiderte ich und lehnte mich auf der Bank zurück. Ich spürte Jes' Blick auf mir liegen, ignorierte ihn aber gekonnt.
Plötzlich ging die Glasschiebetür von innen auf und Zacs Kumpel traten heraus. Alex, Cooper, Casper und Lauren. Die vier mussten sturzbetrunken sein, vielleicht von der Erdbeerbowle. Sie lachten und ich drehte mich vom Poolbecken weg und sah nur noch die Realität. Bzw. Coopers Rücken. Seltsamerweise musste er bemerkten haben, dass mein Blick auf ihn gerichtet war, denn er drehte sich augenblicklich um, erblickte mich und Jes und flüsterte seinen Freunden etwas zu, woraufhin sie sich direkt auf uns zu bewegten.
Unwillkürlich rutschte ich auf der Bank nach hinten, Jes ebenfalls, doch es half nichts. Die Bank endete schon, wegzulaufen wäre nun wirklich zu feige und die Jungs kamen immer näher. Ich konnte zwar Karate, aber das nützte mir auch wenig, denn Casper und Alex machten gemeinsam Judo und während ich noch immer vergeblich den weißen Anfängergürtel trug, durften sich Alex und Cooper schon den orangenen Gürtel umlegen.
Cooper kam verdächtig nahe zu mir heran, winkte seine Freunde zu sich und blitzschnell hoben sie mich hoch, während ich zappelte und Jes hilflos und ängstlich zu mir aufsah.
„Hey, lasst mich gefälligst runter ihr Deppen! Bitte! Lasst das, lasst mich sofort runter, auf der Stelle", schleuderte ich ihnen entgegen. Aber der blöde Teil des Abends hatte gerade erst begonnen. Die Schiebetür der Villa zur Terrasse öffnete sich und die Schüler lachten laut auf, als sie mich in meiner brenzligen Lage sahen.
„Lasst das! Wie würde es euch gefallen, wenn man euch einfach so hochhebt", versuchte ich die Jungs zu überzeugen. Unterdessen trugen sie mich zum Beckenrand des Pools. Und jetzt schaute jeder zu. Keiner hatte sich noch im Wohnzimmer auf dem Sofa nieder gelassen um das zu verpassen.
„Oh lass mich kurz darüber nachdenken, Mads... Das fände ich nicht schlimm, weil es nur bei Strebern wie dir gemacht wird", brüllte Lauren los und Alex gab seinen Senf auch noch dazu.
„Vielleicht müsste sie etwas Wasser trinken um wieder klar zu denken. Oh seht mal, vor uns ist ja welches!"
Noch immer zappelte ich über den Köpfen der Jungen, aber es half alles nichts. Casper grinste boshaft und zählte den Countdown: „Drei."
Ich war wirklich nicht weit entfernt vom Heulen, doch das erlaubte ich mir in dieser Situation nicht. Nicht vor all meinen Mitschülern, denn das würde die Situation noch schlimmer machen, als sie ohnehin schon war.
„Zwei." Oh nein, das hielt ich nicht durch. Ich mochte Wasser überhaupt nicht. Im Schwimmen hatte ich im Sportunterricht meine einzige Zwei gehabt. Oh, wie ich das hasste.
„Eins", zählte Casper nun und dann schwebte ich für einen kleinen Moment über dem Wasser, sah den leuchtenden Stern hoch oben am Himmel über mir glänzen. Schließlich füllte sich meine Nase mit Wasser, was mich wissen ließ, dass ich mich bereits im Wasser befand.
Ich sank langsam, fast in Zeitlupe. Blubberblässchen nahmen mir die Sicht und kurz wusste ich nicht mehr, wo oben und unten war. Meine Augen wurden schwer und ich musste mich ermahnen, sie offen zu halten. Dann gab ich mir einen Ruck und schwamm zurück an die Wasseroberfläche.
Kurz herrschte noch Stille, bis sich Zac als Erster wiederfand und begann die Lachparty anzufangen. Als ich Jes lachen sah, wurde mir speiübel. Sie hielt ihr Handy in der rechten Hand und hatte alles gefilmt. Ich wusste, früher oder später würde dieses Video jeder kennen.
„Was ist so witzig?", wollte ich mich retten um das Schlimmste zu verhindern. Verteidigung brauchte man immer, doch meine Frage wurde von mir beantwortet, nachdem ich an mir herabgesehen hatte. Mein Bikinioberteil war verrutscht und zwar so, dass man das darunter Verborgene wunderbar sah. Freie Sicht! Das war noch viel, viel peinlicher, als vor aller Augen in einen Pool geworfen zu werden. Ging es noch schlimmer? Ja...
~*******~
Am nächsten Tag in der Schule, starrte mich jeder an, denn Jes hatte das Video an alle geschickt, sogar an mich, bestimmt um mich damit runter zumachen.
Auf den Gängen hörte ich überall meine Stimme aus den Handylautsprechern. Beim Unterricht wurde ich von einem Papierflieger getroffen, auf dem stand, dass ich den Bikini auch gleich hätte weglassen können. So langsam fragte ich mich, wie lange ich das noch aushalten konnte.
In der Pause stellte ich Jes zur Rede. Sie war über Nacht richtig beliebt geworden, wegen des Videos und stand mit Carla und Soph an ihrem Spind und lachte. Carla und Soph gehörten zu den heißesten und beliebtesten Mädchen unseres Jahrgangs.
Ich zog Jes von den beiden weg, wobei sich die beiden ein abschätziges Grinsen bei meinem Anblick nicht verkneifen konnten.
„Hast du sie noch alle? Erst gestern Abend hast du mir versprochen, dass sich nichts zwischen uns drängt. Warum hast du alles gefilmt und mich bloß gestellt? Du weißt doch selbst genau, wie es sich anfühlt ausgelacht zu werden. Warum hast du das gemacht?", wollte ich mit bebender Stimme von ihr wissen. Sie zuckte nur mit den Schultern, als wäre damit die ganze Sache abgetan, sprach dann aber doch.
„Es war meine Chance, endlich mal ein wenig aus dem Hintergrund zu treten. Du hättest sie an meiner Stelle auch genutzt. Ich müsste dir wirklich danken, aber das würde mein neuer Freund vermutlich nicht zulassen", antwortete sie mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. Wie auf's Stichwort kam Zac aus einem Seitengang, legte ihr einen Arm auf die Schultern, küsste sie und zerrte sie von mir weg.
Mir standen jetzt wirklich Tränen in den Augen. Zac und Jes waren zusammen? Und das alles nur, weil sie mich hatte leiden lassen?
Alle Versuche die Tränen weg zublinzeln versagten und ich hatte auch versagt. Früher oder später würde Zac Jes hängen lassen und dann fiel ihr wieder ein, was Freundschaft wirklich bedeutete. Doch ich würde nicht mehr da sein, wenn das geschah. Und von da an wusste ich, dass ich die Schule wechseln würde...
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