Kapitel 46 - Der Anfang vom Ende
Maila erwachte viel später als sonst und hatte selbst dann noch nicht das Bedürfnis aufzustehen. Im Gegenteil, sie würde am liebsten nie unter ihrer Decke hervorkommen, auch wenn das hieß, dass sie sich mit ihren wirren Gedanken beschäftigen musste.
Sie hatte schon schlecht geschlafen und noch immer stellte sie sich unablässig die Frage, wer Mia wirklich war, was sie verbarg und was sie mit ihr machen sollten. Doch viel schlimmer war die Nervosität. Sie musste noch heute zur Schule fliegen und der Gedanke daran brachte all ihre Zweifel und Ängste zurück. Den Frieden, den sie sich nach der Vertreibung der Inselgarde erhofft hatte war nie wirklich angebrochen und das würde er auch nicht mehr. Im Gegenteil, jetzt ging es erst los. Und die Hoffnung, dass es keine weiteren Komplikationen geben würde, brachte Maila beinahe zum lachen.
Seufzend setzte sie sich auf und blinzelte der grellen Sonne entgegen, die durch ihr Fenster drang. Ohnezahn und Mondblüte waren fort, doch Maila konnte ihnen nicht verübeln, dass sie euphorischer waren, als sie. Ohnezahn freute sich selbstverständlich darauf, Hicks wiederzusehen und auch Mondblüte sehnte sich bereits seit Wochen nach den anderen Drachen. Immerhin waren sie ihre Familie, sie waren wie Geschwister zusammen aufgewachsen. Und auch Mailas Herz schlug merklich höher, wenn sie an ihre Freunde dachte.
Jeden Tag sehnte sie sich nach ihnen, doch die Illusion, das die letzten Wochen auf der Sif nicht geschehen wären, war nun mal nicht die Realität. Nun da der Moment der Wahrheit immer näher rückte, fühlte sie sich so unvorbereitet wie nie zuvor. Die ständige Angst, ihre Freunde würden sie nicht verstehen und ihr nicht verzeihen können, war schlimmer den je. Wie eine eisige Klaue, griff sie nach ihrem Herz und je länger sie darüber nachdachte, desto fester wurde ihr Griff.
Stattdessen rappelte sie sich schließlich doch noch auf und streckte sich gähnend. In der Hoffnung sich etwas ablenken zu können, machte sie sich dann auf den Weg zum Training, nachdem sie sich fertig gemacht hatte. Der Alltag auf der Sif war in vollem Gange und niemand achtete besonders auf sie, während sie sich ihren Weg zu den Trainingsräumen bahnte. Mit einem Auge hielt sie nach Viggo Ausschau, könnte ihn aber nicht entdecken. Allerdings hatte sie letztendlich doch Glück und traf Arik und Gerhard bei ihren mittäglichen Schwertkampfstunden.
Während sie noch die Tür hinter sich schloss bemerken die beiden sie, Arik wank ihr zu und auch Gerhard lächelte. "Du bist heute spät dran." - "Ja, tut mir leid", murmelte sie und konnte ein weiteres Gähnen nicht unterdrücken. "Ich weiß auch nicht woran das liegt." Sie kam auf die beiden zu und blinzelte träge.
"Oh lass uns mal überlegen", scherzte Arik geraee und sah sie kopfschüttelnd an, "Ah - ich glaube ich weiß es... du hast gestern allein ein ganzes Schiff eingenommen!" Er stieß ihr in die Seite, sie schlug halbherzig zurück und lachte ertappt. "Okay, okay... aber das war nicht anstrengender als sonst und ihr hattet auch den ganzen Tag zu tun." Erneut musste sie gähnen. Arik zog eine Augenbraue hoch. "Schon. Aber ich glaube, dass du so viel schläfst wie ein Yak Kartoffeln schält." - "Was soll das denn heißen?" protestierte sie, musste ihm aber insgeheim recht geben. Ihre Träume waren wirr und meistens fürchterlich anzusehen. Sie könnte darauf verzichten sich auch im Schlaf mit all ihren Problem auseinander zu setzen.
"Du darfst auch nicht unterschätzen, dass du beinahe noch ein Kind bist", erklärte Gerhard ruhig und sah ihr tief in die Augen. "Außerdem ist es für diejenigen, die die Verantwortung tragen immer schwieriger." Sein nickte, doch Maila wich schweigend seinem Blick aus. Eigentlich wollte sie protestieren und sagen, sie trüge die Verantwortung doch gar nicht...ihr Vater nahm das alles immerhin auf sich. Aber sie wusste genau, sie war aus dem gleichen Holz geschnitzt. Sie konnte nicht aufhören sich für den Plan verantwortlich zu machen. Für alle Fehler und Risiken. Sie konnte nicht aufhören sich Sorgen zu machen. Wie sollte sie es auch verhindern?
"Du bist zu jung um so eine Last zu tragen, Maila, das weißt du. Und dieser Krieg ist viel zu vielschichtig, um ihn zu verstehen. Wir alle werden vor Herausforderungen gestellt, aber du kannst nicht leugnen, dass dein Opfer besonders groß ist", sprach Gerhard weiter, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Arik nickte erneut zustimmend. "Onkel Viggo hat lange damit gehadert, dass du hier bist." - "Er hat mir nicht zugetraut hier zu sein?!" fragte Maila überrascht und sah mit großen Augen zwischen den beiden hin und her. Gerhard schüttelte nur bitter den Kopf.
"Er traut dir mehr zu als allen anderen hier, er will es dir nur nicht zutrauen müssen. Das ist ein Unterschied." - "Oh..." Maila sah erneut auf ihre Stiefel. Sie wollte nicht schon wieder über all das nachdenken, sie hatte es für besiegt gehalten. Aber sie wusste, dass es gut war sich zu wappnen, bevor sie zu den Reitern zurückkehrte. Vorsichtig sah sie auf. "Aber... ohne euch würde ich es wahrscheinlich gar nicht mehr hier aushalten - außerdem seid ihr kein bisschen entbehrlicher für den Plan, im Gegenteil... aber ich komme mir einfach immer noch wie ein Verräter vor. Wie eine ganz neue Person, die ich sonst nicht geworden wäre und das fühlt sich falsch an", murmelte sie.
"Du wirst das heute großartig machen, May", murmelte Arik und zog sie an sich. "Du bist eine großartige Person geworden und ich bin mir sicher, dass deine Freunde das verstehen." Auch Gerhard nickte. "Wenn all das, was du von ihnen erzählt hast der Wahrheit entspricht, dann sind sie gute Menschen. Du hast nichts zu befürchten, solange du ehrlich bist und ihnen alles genau erklären kannst - und daran habe ich keine Zweifel. Vermutlich warten sie schon ungeduldig darauf, dich endlich wieder zu haben", versuchte er sie aufzumuntern und es funktionierte. Maila wurde angenehm warm in der Brust und die bedrückende Kälte wurde ein Stück zurückgetrieben.
"Ich - ich muss euch eine seltsame Frage stellen", setzte sie an und die beiden beobachteten sie aufmerksam. "Vertraut ihr meinem Vater?" - "Mit meinem Leben", antworteten sie wie aus einem Mund und Maila musste lächeln. "Wie lebt ihr mit - ", sie zögerte und suchte für einen Moment nach den richtigen Worten, "mit seinem Ruf im Inselreich? Ich bin selbst mit diesem Hass aufgewachsen und ich kann mich nicht mehr erinnern, wann das verschwunden ist. Und jetzt weiß ich einfach nicht, wie ich es den Reitern erklären kann...", sprach sie ihre größte Furcht aus und beide nickten nachdenklich.
"Das ist eine gute Frage...", murmelte Arik dann und verschränkte die Arme vor der Brust, "Die Leute werden immer viel von uns erwarten. Immerhin sind wir Grimborns. Manche bringen dir Respekt und Ehrfurcht, andere Furcht oder sogar Hass entgegen - das habe ich schon als Kind lernen müssen. Jeder Grimborn musste das. Wir lernten stolz auf die Familie zu sein und darauf zu vertrauen, dass sie uns beschützt. Aber je älter ich werde, desto unsinniger klingt das. Beide meine Eltern sind für diese blinde Arroganz gestorben und nannten es Treue. Also versuche ich stolz darauf zu sein, wer ich bin und nicht auf den Namen den ich trage. Das enttäuscht vermutlich alle unsere Vorfahren, aber damit kann ich leben." Er zuckte mit den Schultern und verzog das Gesicht. Beide grinsten sich an und sie lehnte wieder ihren Kopf auf seine Schulter. Sie vergaß viel zu oft, dass er auch ein Teil dieser chaotischen Familie war und dass er ebenfalls viel düsteres mit sich trug. Doch sie war dankbar, ihn an ihrer Seite zu haben.
Gerhard fuhr noch immer nachdenklich die Narbe unter seinem Auge nach, bevor er dann zu ihr aufsah und ihr eindringlich in die Augen sah. "Es ist wahrlich eine schwierige Frage. Für mich bist du nicht nur Viggos Tochter, doch das können und werden nicht alle so sehen. Dennoch bin ich mir sicher, deine Reiterfreunde werden es versuchen. Du musst ihnen nur den Weg zeigen", er nickte ihr zu, "Wir haben immer die Chance ihr Bild wieder zu ändern. Es ist nur nicht leicht und es braucht seine Zeit. Denn wir müssen uns auch bewusst sein, dass dieser Ruf nicht unbegründet ist - allein dieses Zugeständnis wird den Reitern viel bedeuten", erklärte er und Maila blinzelte fasziniert. Gerhard war wie ein ruhiger Gegenpol zu Viggos feurigem Ehrgeiz und es verwunderte Maila schon lange nicht mehr, warum die beiden sich so gut verstanden.
"Danke Gerhard - und du natürlich auch Arik. Ich wünschte ihr könntet mit mir zur Schule fliegen", seufzte sie und Arik stieß sie in die Seite. "Abgesehen davon, dass ich lieber einen Besen fresse, als so einen Flug zu machen, bin ich mir sicher, dass du das einwandfrei hinbekommst. Deine Freunde sind nicht herzlos. Sobald sie die ganze Wahrheit kennen, werden sie das verstehen. Und wenn nicht, dann habe ich ein Yak mit ihnen zu stopfen!" Das brachte Maila wieder zum lachen und sie nahm endlich ihr Schwert hervor. "Lasst uns noch etwas trainieren, bevor ich mich meinem Schicksal stellen muss!" - "Nichts lieber als das, Cousinchen!" lachte Arik, sprang auf und sie stürzen sich in ein letztes gemeinsames Training.
~*~
Am frühen Nachmittag gingen sie dann gemeinsam zum Essen und Maila schaffte es noch für eine Weile ihrer bedrückenden Stimmung zu entkommen. Mit Arik und Gerhard hatte sie genug zu lachen und zu erzählen, Gerhard kannte eine Menge interessanter Geschichten und so entfloh sie ein weiteres mal dankbar ihrem Alltag. Sie wusste nicht, wie sie sich jemals bei den beiden revanchieren könnte. Dafür, dass sie sie immer unterstützen und aufmunterten und dafür, dass sie es geschafft hatten, dass ihre Zeit auf der Sif sich doch ein wenig nach Zuhause angefühlt hatte. Oder kam diese Wehmut etwa von ihrer Sehnsucht nach der Schule? Sie wusste sie würde sich all ihren Ängsten heute Abend stellen. Ein großer Teil ihrer Reise würde zu einem Ende kommen. Und nach den aufmunternden Worten ihrer Familie wusste sie, dass sie es schaffen konnte. Auch wenn die Theorie die Praxis letztendlich nicht unbedingt leichter machte.
Als sie also etwas später auf das Hauptdeck trat, um ihren Vater zu suchen, traf sie auch endlich Mondblüte und Ohnezahn wieder. Die beiden kamen plötzlich aus dem Himmel geschossen und sprangen aufgeregt um sie herum. "Hey, immer langsam - auch guten Morgen. Was ist den los? Freut ihr euch so sehr?" lachte sie und kraulte die beiden grinsend, doch sie konnten gar nicht stillhalten. "Wo wart ihr denn den ganzen Morgen? Wollt ihr mir etwas zeigen?"
Das schien das richtige Stichwort zu sein, beide sprangen quengelnd auf und ab und Maila stieg kopfschüttelnd in den Sattel. Sofort jagten die beiden davon und steuerten zielstrebig das neuste Schiff in ihrem Gefolge an, welches Mia überfallen hatte. Doch anstatt auf dem Deck zu landen schlüpfte Mondblüte durch die Luke in der Außenwand, die sie direkt in Ställen führte. Maila musste den Kopf einziehen und als sie schließlich keuchend abstieg, sah sie bereits ihren Vater auf der Treppe. Er kam lächelnd auf sie zu und auch Blitzschlag folgte ihm, doch Maila wurde bereits von den beiden Nachtschatten den Gang entlang geschoben.
Sie machten erst vor einem großen Käfig in der hintersten Reihe halt und sahen Maila erwartungsvoll an. "Ist ja gut", lachte sie und sah auf, nur um überrascht aufzukeuchen. "Heiliger Odin!" Mit großen Augen sah sie von dem Drachen zu Mondblüte und wieder zurück. "Das kann doch gar nicht sein - Feuerschwinge!" Grinsend trat sie näher und der Taifumerang senkte schon seinen Kopf hinunter. Er beschnupperte sie neugierig, schien Ohnezahn und Mondblüte allerdings bereits erkannt zu haben. "Du bist ja riesig geworden, mein Hübscher! Wie geht es dir?"
Maila streckte ihre Hand durch das Gitter um ihn zu streicheln, während er nur aufgeregt glugste. Vermutlich hatte sie ihn nicht bemerkt, während sie gegen Mia gekämpft hatte. Die Drachen waren immerhin aus dem Schiff geflüchtet. Vielleicht war es das Schicksal, das sie zusammengeführt hatte, Maila freute sich unglaublich ihn wiederzusehen. Seit Viggo die Fangmethoden reformiert hatte musste sie auch kein schlechtes Gewissen haben, dass er hier war, immerhin hatte er sich freiwillig angeschlossen.
Grinsend trat sie wieder zurück und drehte sich zu ihrem Vater um, als er lächelnd zu ihnen trat. "Feuerschwinge?", fragte er mit einer hochgezogenen Augenbraue, "Stellst du mir deinen Freund vor?" - "Feuerschwinge ist der Taifumerang den den Fiona und ich damals, an unserem ersten Tag in der Schule im Wald gefunden haben", erklärte sie und ihr Vater seufzte. "Ich erinnere mich... das war eine von Neos furchtbaren Ideen." Erschöpft fuhr er sich über das Gesicht. "Ich weiß nicht was er dich dabei gedacht hat!" Er lachte auf und musterte sie dann für einen Moment, als wüsste er, woran sie dachte, "Er ist ein großer, gesunder Drache, er wäre stark genug, um Schimmerschuppe zu tragen", deutete er an und warf ihr einen fragenden Blick zu. Sie lächelte schief. Ihre Freude verebbte und die bedrohliche Kälte kam wieder in ihr hoch. Doch die wusste, dass sie das tun musste.
"Hey, Großer, hättest du Lust einen Ausflug mit mir zu machen?" fragte sie Feuerschwinge und hörte sich euphorischer an, als ihr zu mute war. Der Taifumerang legte nur fragend den Kopf schief, doch als die Nachtschatten wieder begannen auf und ab zu springen, brummte er ebenfalls begeistert. Maila wandte sich wieder an ihren Vater. "Wann brechen wir auf?" - "Es ist alles schon seit heute morgen bereit. Arik ist eingeweiht und die Kommandanten wissen auch Bescheid. Es liegt also an dir. Ihr könnt aufbrechen, wann immer du bereit dazu bist", erklärte er und seine Stimme wurde deutlich sanfter. Maila nickte langsam und wich seinem fragenden Blick aus. Sie wusste, er würde ihr zuhören und sie aufmuntern, doch am Ende musste sie die Entscheidung treffen.
Große Auswahl oder Alternativen hatte sie ohnehin nicht und sie wusste, dass es ihr inzwischen nichts mehr nutze, das ganze hinauszuzögern. Der eisige Griff um ihr Herz würde nur noch stärker werden, je früher sie es hinter sich brachte, desto besser würde das ganze verlaufen. Doch sie fühlte sich wie bei ihrem ersten Vertrauenstraining in der Schule. Hicks hatte von ihnen gewollt, dass sie von einer Klippe sprangen, damit ihr Drache sie auffangen könnte. Maila hatte Mondblüte damals schon vertraut. Sie hatte auch Hicks und ihren Freunden vertraut, sie im Notfall zu retten, doch die Überwindung, die es kostete abzuspringen, war dennoch die selbe.
Seufzend nickte sie und folgte ihrem Vater schweigend nach oben, wo sie betrübt in den Himmel sah. "Ich weiß, dass nichts schief gehen sollte, aber ich fürchte mich dennoch", gestand sie und ihr Vater nickte, den Blick ebenfalls auf die vorbeiziehenden Wolken gerichtet. "Das verstehe ich, es ist ganz normal in dieser Situation Angst zu haben. Mir ging es schon häufig so - das wird es sich auch noch öfter. Aber letztendlich wird sich der richtige Weg ergeben. Ich habe keine Zweifel daran, dass die Reiter dich zurücknehmen werden", murmelte er und lächelte. Maila seufzte. "Davor fürchte ich mich nicht. Sie haben alles getan, um mich zurückzubekommen. Das ist nicht das Problem." Er sah fragend zu ihr hinunter und sie wandte blinzelnd den Blick ab. "Ich habe Angst das sie dich nicht annehmen", flüsterte sie und merkte wie ihre Stimme brach. "Oder Arik, oder Gerhard. Oder - oder Ariana."
Sie wusste, sie war nicht mehr die selbe. Nicht die Maila, die die Reiter gekannt hatten. Sie hatte sich verändert, auch wenn ihre Zeit auf der Sif nur ein Bruchteil von ihrer Zeit bei den Reitern gewesen war, geschweige den ihrem Leben bei den Beschützern. Der Gedanke daran sich wahrhaftig auf eine Seite schlagen zu müssen schnürte ihr die Kehle zu. Zitternd atmete sie durch und strich dankbar Mondblüte über den Kopf, als sie sie anstupste. Ihr Vater währenddessen schweig noch für einen Moment, bevor er sich zu ihr drehte und ihr beide Hände auf die Schultern legte. Er sah ihr tief in die Augen und musterte sie eindringlich.
"Jeder verändert sich im Krieg. Aber glaube mir, wenn ich aus Erfahrung spreche, du hast dich vielleicht verändert, aber nicht verloren. Du bist immer noch Maila. Du weißt jetzt alles über deine Familie und deine Geschichte und du hast eine Menge schrecklicher Entscheidungen treffen müssen. Aber du bist trotzdem noch immer loyal, tapfer, klug, ehrgeizig voller Tatendrang und überzeugt das richtige zu tun. Deine Freunde werden dich zurücknehmen. Und wenn du ihnen die Wahrheit erzählst, dann werden sie auch uns nicht über den Rand der Welt schupsen. Sobald all das hier vorbei ist erwarte ich auch nicht von dir, dass du für immer an meiner Seite bleibst. Jeder junge Wikinger zieht früher oder später in die Welt hinaus. Das ist nur normal. Und ich wüsste nicht, wer einen besseren Weg aus dieser Situation finden könnte, als meine Tochter", er lächelte stolz und Maila schluckte schwer. Sie bemerkte, dass ihre Augenwinkeln brannten, blinzelte aber tapfer.
"Ich werde es dir immer wieder sagen - dich gefunden zu haben ist ein Geschenk. Ich bin unglaublich stolz auf dich. Uns stehen harte Zeiten bevor, aber auch das wird sich wieder legen. Und danach haben wir noch ein ganzes Leben lang Zeit, uns um alles andere zu kümmern", versprach er und lächelte erneut, woraufhin Maila die Arme um seine Brust schlag und tief durchatmete. "Danke, Vater", nuschelte sie, während er sie an sich drückte und noch für einen Moment in Sicherheit wiegte.
Als sie sich wieder voneinander lösten lächelte Maila noch einmal dankbar, bevor sie ernst nickte. Die Zeit war gekommen.
Wenig später standen sie alle auf der Iduna, bereit ihren Plan in die Tat umzusetzen. Die andockbare Brücke zur Sif wurde zurückgezogen, sobald Arik mit Mia zu ihnen trat und das Begleitschiff setzte sich in Bewegung. Sie umrundeten einen aus dem Meer ragenden Felsblock, während die Sif sich in die andere Richtung bewegte. Mias Augen waren zwar verbunden worden, aber sie wollten dennoch sicher gehen.
Auch Gerhard stieß zu ihnen. Er führte Schimmerschuppe mit sich, dem ebenfalls Augen und Nase verbunden worden waren. Doch er schien sich dennoch zurechtfinden zu können. Sacht streckte er Kopf zu Mia und stupste sie an, woraufhin sie sofort die Arme um ihn schlang. "Alles okay bei dir? Haben sie dir was getan?" fragte sie besorgt und tastete das Geschirr um seinen Kopf ab.
"Er ist bei bester Gesundheit", verzichtete Arik neben ihr und nickte ihnen allen der Reihe nach zu. "Du verstehst sicher, dass wir nicht riskieren können, unsere Position freizugeben", erklärte ihr Vater und Mia schnaubte verächtlich, gab sich aber damit zufrieden. "Wir werden dich so weit fliegen wie wir es für nötig halten und danach bist du frei zu tun, was auch immer du tuen möchtest. Allerdings würde ich dir raten dich nie wieder mit unseren Schiffen anzulegen", sagte er nüchtern, doch in seiner Stimme lag ein drohender Unterton."Du hast Glück, dass wir dich gefunden haben und das Maila auf deiner Seite war -" "Wo ist sie?" unterbrach Mia ihn und sah zwischen Arik und Viggo hin und her. Oder zumindest zwischen den Punkten, an denen sie sie vermutete.
"Auch ihr geht es gut, sie weiß noch nicht, dass du verlegt wirst. Aber ich bin sicher, sie würde dir alles gut wünschen", antwortete Arik und Mia nickte verbittert. "Sonst noch irgendwelche Fragen?" Die Gefangene lache trocken und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich würde es euch gönnen, wenn ihr auf die Reiter stoßt. Was ich gehört habe, fliegen sie große Bögen, wenn sie nach Berk ziehen", stellte sie fest und Viggo und Maila sahen beide auf. Nach Berk? Sie zog fragend die Augenbrauen hoch, doch ihr Vater zuckte nur mit den Schultern.
"Lass das meine Sorge sein", grinste Arik und nickte Maila zu. Er stieß einen Pfiff aus und wenig später tauchte Ohnezahn hinter der Felswand auf. Feuerschwinge folgte ihm und als sie näher kamen wurden die Wikinger beinahe von den heftigen Flügelschlägen des Taifumerangs umgeworfen. Maila grinste, woraufhin der große Drache einen lauten Ruf ausstieß und erneut mit den Flügeln schlug. Mia murmelte verwirrt etwas vor sich hin, während der große Drache sachte mit einer Klaue Schimmerschuppe hochnahm. Der Drache blieb erstaunlich ruhig und Maila vermutete, dass Gerhard ihm etwas von den Drachenfrüchten gegeben hatte. Ein Blick zu ihrem Trainer bestätigte das und als sie sich wieder umdrehte hatte Arik Mia schon auf Ohnezahn gesetzt und lief zu Mondblüte hinüber. "Also los!" rief er, doch er blieb vor dem Drachen stehen und es war Maila, die sich stattdessen in den Sattel schwang.
Er grinste ihr zu und klopfte ihr noch ein letztes Mal auf die Schulter. Auch Viggo senkte zum Abschied lächelnd den Kopf, bevor die Gruppe sich in die Luft erhob. Eilig kämpften sie sich nach oben, um die Wolkenschicht zu durchbrechen, bevor Mia sich aus ihren Fesseln freikämpfen konnte. Auch zu Feuerschwinge sah sie ab und an zurück, doch er folgte ihnen munter, als wäre er immer noch der kleiner Jungdrache. Auch das Gewicht eines ausgewachsenen Glattstreichers schien ihm nicht viel auszumachen.
So flog die Gruppe einfach über die endlose Wolkenmasse, während die Sonne ihnen auf den Rücken brannte. Immer wieder blitzte das Meer unter ihnen auf und selbst Maila hatte bald die Orientierung verloren, doch sie vertraute einfach auf ihre Partner und ließ sich treiben. Tatsächlich wurde sie nun entspannter, je weiter sie sich von der Sif entfernten.
Ihr Vater hatte ihr versichert, sie würden die Klippen noch heute Nacht erreichen. Die alte Festung von Drago befand sich auf der anderen Seite der Meerenge, durch die sie bereits den ganzen Vormittag gesegelt waren. Maila könnte sie also kaum verfehlen, sobald sie mit den Reitern zurückkehrte. Und wenn alle gut lief, dann würde das bereits morgen Abend wieder so sein.
Aber sie atmete tief durch und versuchte sich nicht verrückt zu machen, indem sie wieder darüber nachdachte. Sie konzentrierte sich einfach auf den Flug und wurde erst wieder in die Realität zurückgeholt, als Ohnezahn zu ihnen aufschloss und leise klackerte. Tatsächlich hatte Mia sich von ihren Fesseln, sowie dem Tuch um ihre Augen befreit und musterte Maila nun kritisch. Doch das Drachenbezwinger Kostüm machte es fast unmöglich sie von Arik zu unterscheiden und im Schatten der Kapuze sah sie nicht einmal ihre Augen.
So nickte Maila ihrem Team zu und sie brachen durch die Wolkenwand. Sie waren einen komplizierten Kurs geflogen und hatten mehrere Kreise gedreht, sodass Maila nicht sofort einordnen konnte wo sie waren, geschweige denn woher sie gekommen waren. Unter ihnen erstreckte sich eine kleine Insel, die weder bewohnt noch verzeichnet war. Das Meer schimmerte in der nachmittäglichen Sonne und die Bäume auf der Insel raschelten im Wind. Der Ort war perfekt, um Mia dort abzusetzen.
Mondblüte stellte ebenfalls die Ohren auf und die Gruppe ging in den Landeflug. Als sie am Strand aufsetzten, sprang Mia sofort ab, um zu Schimmerschuppe zu laufen. Feuerschwinge hatte ihn neben sich abgesetzt, gerade als die Wirkung der Drachenfrucht abflaute. Der Glattstreicher schüttelte sich und Mia drückte ihn an sich. Er summte leise, während Mia ihm etwas zu murmelte.
Als Mia zu ihr zurücksah, nickte die nur knapp und Mondblüte erhob sich direkt wieder in die Luft. Mia sah ihr noch grimmig hinterher, stürzte sich aber wenig später mit Schimmerschuppe in die Wellen. Maila sah sie noch unter der Wasseroberfläche verschwinden, bevor sie ihren Blick nach vorne wandte. "Na dann, auf nach Berk!"
Hey ho :)
Yay! Feuerschwinge ist zurück! Seine Einführung dieses Mal war etwas kleiner, als zuvor, aber ich finde es fast besser ^^' tatsächlich hätte ich ihn ja gerne ganz am Anfang rausgestrichen, aber ich brauche ihn jetzt noch und außerdem konnte ich es einfach nicht übers Herz bringen :(
Hach ja, das große Chaos steht jetzt noch an hehe ich kann euch jetzt schon sagen, dass sich das schlimm verzögern wird, weil ich bei diesem Teil so viele Veränderungen geplant habe :0
Ich wünsche euch trotzdem ein schönes schönes Wochende und ansonsten bis dann ihr Lieben :)
- 4035 Wörter - School of Dragons - Honigmuesli - 04.10.20 -
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