Kapitel 31 - Überraschungseinsatz

Völlig unerwartet ertönten panische Rufe von überall her und Gerhard und die Wachen sahen alarmiert auf. Sie waren auf dem Weg zu dem Nachtschatten, der erneut als Problem gemeldet worden war. Seit sie nach Westen abgedreht waren, legte er sich mit seinem andern Wachdrachen an und versuchte sich freizukämpfen, denn Donnerschlag war schon Tage zuvor zur Schulinsel aufgebrochen. Gerhard hatte gleich gewusst, dass Neos verrückter Kurs sie zu tief in das berkianische Gebiet führen würde. Er knirschte mit den Zähnen, gerade als ein Alarmhorn ertönte: Drachen.

Die Rufe auf Deck wurden lauter und die Jäger sahen ihn fragend an. "Geht schon, ich werde allein nach dem Nachtschatten sehen. Sagt Neo, ich werde in Kürze bei ihm sein", erklärte er und die Männer nickten beunruhigt, woraufhin sie dem langen Gang in die andere Richtung folgten, während Gerhard selbst auf Viggos Räume zusteuerte. Sie erstreckten sich über das gesamte hintere Teil des Schiffes und beherbergten auch seine Drachen, sowie den Nachtschatten. Er war nicht mehr weit von der schweren Holztür entfernt, als plötzlich die gesamte Sif erschüttert wurde.

Haltlos stolperte er durch den Gang und konnte sich gerade noch an einem Fackelhalter festhalten, als die zweite Explosion erklang und ein weiterer Ruck durch das Schiff ging. Blanker Horror breitete sich in ihm aus und er fluchte leise. Er hatte es gleich gewusst, sie waren viel zu nahe an Berk herangekommen. Und jetzt waren die Reiter hier.

Schon hörte er Drachenrufe und Katapulte über sich und beschleunigte seine Schritte. Durch einen Nebenraum und mehrere Sicherheitstüren stolperte er schließlich in das Zimmer, indem der Alpha von Berk seit Wochen hauste. Eigentlich war es ein normaler, bewohnbarer, Raum gewesen, doch nun waren alle Möbel umgestoßen und Krallenspuren durchzogen Wände und Boden. Brandspuren bedeckten die Holzvertäfelungen und die Decke, als Zeichen der Kämpfe zwischen den beiden Drachen. Kaum war Gerhard eingetreten fuhr der Nachtschatten zu ihm herum und knurrte durch den Maulkorb, doch Viggos Drache sprang zwischen sie und fauchte.

Die giftgrünen Augen des Nachtschatten bohrten sich in Gerhards. Er wusste, woher diese Art ihren Ruf hatte, sein eisiger Blick trieb ihm Schauder über den Rücken. Der Drache zögerte allerdings, als er nicht reagierte, musterte ihn wachsam und sprang dann an das vergitterte Fenster zurück. Er und der Drache waren wie vergessen und Ohnezahn summte leise. Sehnsucht lag in seinem Blick, während er die dunklen Schatten der Reitergruppe beobachtete, die sich nur schwach gegen den finsteren Nachthimmel absetzten. Sie zogen bedrohliche Kreise um das Schlachtschiff und Gerhard konnte nicht abschätzen wie viele es waren. Doch ihm war klar, dass der niedergeschlagene Aufstand gegen den Wachdrachen, für den er ursprünglich hergekommen war, sie hergeführt hatte. Zu seinem Leidwesen vermutete er mindestens ein duzend Feinde, die das Schiff angriffen. Es überraschte ihn wie viele Reiter Berk zu entbehren hatte, er hatte gedacht die meisten wären noch immer bei der Schule, vor allem, weil Viggo dort war. Allerdings waren sie jetzt hier und das hätte niemals passieren dürfen.

Wieder erklangen Rufe vom Oberdeck und Katapultgeschosse wurden abgefeuert, sie konnten jedoch nicht von der Sif selbst kommen. Es mussten die Begleitschiffe sein, die die Reiter hartnäckig zum Heck des Bootes drängten. Sie stoben auseinander, als die Geschosse auf sie zu rasten und eine kleine Gruppe Drachen spaltete sich ab, tauchte hinunter bis kurz über der Wasseroberfläche.

Keine der Wachen über ihnen bemerkte es, doch kaum kamen sie in Sicht, begann der Nachtschatten seinen Kopf an das Gitter zu schlagen. Auch wenn sein Wächter augenblicklich vorsprang, war es bereits zu spät. Gerhard hörte die erstaunten Rufe der Reiter und nach kurzem Zögern flogen sie auf sie zu, wurden allerdings sofort unter Beschuss genommen. Unzählige Katapulte und Bogenschützen feuerten auf sie und zerrissen ein weiteres Mal die nächtliche Ruhe. Sofort wichen die Reiter zurück, waren aber zu langsam. Ein großer Felsbrocken raste genau auf die kleine Drachengruppe zu und hatte sie fast erreicht - da gab es gab einen lauten Knall und einen blauen Lichtblitz, als eines der Katapultgeschosse kurz vor seinem Ziel explodierte. Das ganze Schiff hielt die Luft an.

Auch Gerhard trat näher an das Gitter heran und atmete schockiert auf, sobald die Rauchwolke sich etwas lichtete. Im verbliebenen Licht erkannte er den Umriss des Drachen nur zu gut, für einen Moment konnte er sogar die wehenden Haare seiner Reiterin erahnen. Das Mädchen mit dem Nachtschatten.

Viggos Tochter war hier.

~*~

"Nachtschatten!" ertönten etliche Rufe vom Deck des gigantischen Schiffes, sobald Maila den großen Felsbrocken gesprengt hatte und Ramona tauchte plötzlich neben ihr auf. "Ich habe gesagt, halte dich zurück!" zischte sie und Maila sah sie erschrocken an. Ohnehin jagten schon genug Aufregung und Adrenalin durch ihre Adern. Ihr Herz klopfte wie verrückt und für einen Moment starrte sie die ehemalige Schülerin einfach paralysiert an. Doch bevor sie sich verteidigen konnte, kam Nico ihr zuvor. "Ohne sie wären wir getroffen worden!" - "Tja das kann in der Tat noch öfter vorkommen, nachdem sie jetzt-" Sie wurden unterbrochen als duzende Netze ihnen entgegen geschleudert wurden. Erneut stoben sie auseinander und zogen sich noch weiter auf der Meer zurück. Wasser spritzte neben ihnen auf und der kalte Wind schlug ihnen entgegen, während sie wieder zum Rest der Gruppe aufschlossen. Maila zitterte, sie war sich jedoch nicht sicher, ob das wirklich von der Kälte kam.

Die Anführerin der Inselgarde fluchte leise vor sich hin. "Jetzt ist es sowieso zu spät, sie wissen, dass du hier bist. Diese Fangnetzte gelten deinem Drachen - aber das können wir auch gleich nutzen", begann sie einen Plan zu machen, doch Valka schnitt sie scharf ab. "Wir schicken keine unausgebildeten Reiter in eine Schlacht!" - "Was tun sie dann überhaupt hier?!" unterstützte einer der Inselgarde seine Anführerin und Valka brachte ihn mit einem einfachen Blick zum schweigen. "Ohne Mondblüte hätten wir das Schiff nie gefunden und da die Hälfte von euch auf einem Suchtrupp ist, brauchen wir jede Hilfe!"

Die junge Beschützerin lächelte dankbar, doch ihre Gedanken waren dort unten auf dem gewaltigen Schiff. Im flackernden Schein der feindlichen Fackeln konnten sie das wahre Ausmaß ihrer Aufstellung nur vage erahnen. Auch ohne die Kommentare der älteren Schüler war ihr klar, dass sie keine große Hilfe waren. Keiner ihrer Schüsse hatte Schaden auf der gepanzerten Außenwand hinterlassen und nun hatten auch die Begleitboote das Feuer eröffnet. Nachdem sie auf Mondblüte aufmerksam geworden waren, hatten sich die Pfeilhagel und Netze verdoppelt, die die Gruppe immer weiter zurück drängten. Maila spürte die Nervosität der anderen Reiter und Drachen und verspürte selbst den Drang wieder umzukehren. Sie hatten keine Chance, keiner von ihnen.

"Was tuen sie denn da?" - "Sie drängen uns ab, du Idiot!" - "Das ist mir klar! Aber wieso verschonen sie uns so?" hörte sie irgendwo über sich andere Reiter diskutieren und stockte. Sie hatten Recht. Warum verschonten sie sie? War das Viggos Befehl gewesen? Doch Maila verwarf den Gedanken sofort wieder. Ohnezahn war nur hier, damit Neo gerade nicht davon ausging, dass er sie verschonte. Was war dann der Grund? Sie spürte, wie die zunehmende Menge an ungeklärten Fragen ihr Kopfschmerzen bereitete und am liebsten hätte sie laut aufgeschrien. Diese Situation belastete sie noch stärker als die anderen und der aufbrausende Sturm in ihrem Kopf verhinderte zusätzlich, dass sie einen klaren Gedanken fassen konnte.

Also schloss sie die Augen und zwang sie sich tief durchzuatmen. Gewaltsam verdrängte sie alles in die hinterste Ecke in ihrem Kopf. Sie musste sich jetzt auf das Wichtige konzentrieren. Was war Mondblütes Plan und wie konnte sie ihr am besten dabei helfen? Sie mussten zur Schule zurück, doch Maila konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie dieses Schlachtschiff ihr dabei helfen sollte. Der Anblick der gigantischen Anlage stellte ihr alle Haare auf und ließ ihr Herz noch schneller schlagen.

Skeptisch sah sie zu ihrer Partnerin, die ihr zuversichtlich zunickte und zu Valka abdrehte. Sie stand in ihrer Rüstung auf Wolkenspringers Rücken und musterte die Lage mit geübtem Blick. "Was sollen wir tun?" fragte sie und die Drachenreiterin schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht. Niemals hätte ich damit gerechnet", murmelte sie und deutete auf die gewaltige, schwimmende Festung unter ihnen, "Dieses Schiff ist stärker gepanzert und besser gerüstet, als alles, was ich je gesehen habe. Ich weiß nicht, was sie so nahe bei Berk wollen, aber ich bin mir sicher, dass wir es nicht einfach aufhalten können. Vielleicht trauen sie sich deswegen hierher." - "Wollten sie Berk angreifen?" fragte sie entsetzt, Valka schüttelte allerdings nur den Kopf. "Ihre Segel sind für eine Reise nach Westen gerichtet, ein Angriff auf Berk wäre allerdings im Nordosten sinnvoller."

"Aber sie sind doch nicht etwa auf dem Weg zur Schule?" murmelte sie, doch sie kannte sie Antwort bereits. Natürlich waren sie das. Das dort unten musste die Sif sein. Und sie selbst hatte sie hierher geführt, sicherlich waren sie auf dem Weg, um Donnerschlag auf die Insel zu schmuggeln.

"Wir müssen doch abe- ?" fragte sie Valka, doch sie war tief in ihren eigenen Gedanken versunken. Inzwischen war die Gruppe weit außerhalb der Geschossreichweite, doch sie brauchten dringend einen Plan. Den Überraschungseffekt hatten sie bereits verloren und so hielten sie sich einfach ruhelos und nervös in der Luft und warteten auf einen Befehl. Einen Plan. Irgendetwas, das sie von dem einschüchternden Blick der Sif ablenken konnte.

"Was soll das denn?" flüsterte Maila Mondblüte zu, als Antwort bekam sie nur einen weiteren ruhigen, selbstbewussten Blick, doch das beruhigte sie nicht im geringsten. Sie wusste noch immer nicht, wie diese Aktion ihren Plan voranbringen sollte. Im Gegenteil, es machte alles nur noch schlimmer. Sobald Hicks von der enormen Gefahr dieser Flotte erfuhr würde er nicht zögern Angriffe zu starten. Dieser Einsatz brachte sie einen Schritt näher an einen Krieg heran! Was wollte Mondblüte nur bezwecken? Viggo brauchte Ohnezahn, auch wenn es ihr im höchsten Maße missfiel, ihn hier zu lassen. Doch sie war noch immer überzeugt, dass er der einzige war, der diesen Wahnsinn beenden konnte. In den letzten Tagen hatte sie stark daran gezweifelt, doch als sie nun die Sif erblickte, wusste sie wahrhaftig, was Angst bedeutete. Und was Viggo meinte, wenn er sagte, sie hatten keine Chance. Denn es war wahr.

Auch Valka schien das zu erkennen, sie warf noch einen letzten Blick in die düsteren Wolken, die über dem Schiff hingen, schüttelte dann allerdings den Kopf. "Wir ziehen uns zurück", murmelte sie schließlich und drehte sich zu den Reitern herum. "Was?!" fragten Igor, Nico und noch einige andere Reiter wie aus einem Mund, doch die alte Drachenreiterin blieb dabei. "Ihr seid zu unerfahren um so ein Schiff zu stürmen - nichts für ungut. Aber das kann und will ich nicht riskieren." - "Außerdem greifen sie Berk nicht einmal an", fügte Erik plötzlich hinzu und Maila sah ihn verwundert an. Zu ihrer Überraschung sah sie eine seltsame Beunruhigung und einen Funken Panik in seinem Blick, als er das Schiff musterte und zog die Stirn in Falten. Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich.

"Richtig", sprach Valka in diesem Moment weiter, "wir müssen tuen, was richtig ist, auch wenn es uns nicht gefällt. Ramona, ich will, dass du und dein Team euch an dieses Schiff hängt. Lasst es unter keinen Umständen entkommen, wir geben Ohnezahn nicht auf. Keine Alleingänge. Außer es ist absolut nötig, ihr kennt die Regeln, bringt euch nicht in Gefahr. Wir werden Hicks unverzüglich mit einer Schreckenspost warnen und Erik, ihr werdet mit mir nach Berk zu-" Doch wurden sie erneut unterbrochen, diesmal aber durch einen hellen Blitz, der durch die Wolkenmasse fuhr und die Nacht erhellte.

Maila gefror das Blut in den Adern und sie merkte, wie auch Mondblüte sich anspannte. Sie zuckte mit dem Ohr, um ihr zu signalisieren, dass sie nur darauf gewartet hatte. Die Beschützerin allerdings starrte nur schockiert in die Wolken. Das Aufleuchten am Horizont... Die Blitze bei der Verhandlung... Hicks Geschichten über Viggo... Jetzt wurde ihr endlich klar, war hier vor sich ging. Die Sif hatte einen Skrill!

"Bist du des Wahnsinns?!" flüsterte sie ihrer Partnerin entsetzt zu und sah fassungslos auf den Drachen herunter, der soeben auf das Oberdeck trat und die Flügel aufspannte. Reihenweise Blitze schlugen in ihm ein, die Elektrizität sprang auf das Boot über und erleuchtete die Sif wie einen vereinzelten Stern. Bis auf einen schwarzhaarigen Mann wichen die umstehenden Wachen zurück und Maila wusste ohne ihn genauer zu erkennen, wer das war, der dem Drachen aus dem Unterdeck gefolgt war. Bei allen Göttern!

"Mondblüte", zischte sie eindringlich, den Blick immer noch in Horror auf den Blitzdrachen gerichtet, "das wäre jetzt ein exzellenter Zeitpunkt, um mir deinen Plan zu verraten!"

"Wir ziehen und sofort zurück!" rief Valka da mit ungewöhnlicher Panik in der Stimme und sie tauchten in die dichten Wolken ab. Hinter sich hörte Maila noch den einschneidenden Ruf des Skrills und erschauderte. Jetzt wusste sie, was Mondblütes Plan war. Angst. Sie hatte nicht Ohnezahn, sondern den Skrill in dem Leuchten bemerkt. Erst der Windstoß hatte seinen Geruch zu ihnen getragen. Das war genial, auch wenn ihr noch immer die Angst das Rückgrat hinaufkletterte und sie den Drang verspürte sich umzudrehen.

Kaum hatten sie sich ein gutes Stück von der Sif entfernt, drehte die Inselgarde ab, um sich unbemerkt an das Schiff zu hängen und auch Wolkenspringer hielt für einen Moment inne. Valka wirkte unruhig und sah sie der Reihe nach an. Hoffnungslos schüttelte sie den Kopf. "Diese Bedrohung ist um einiges gefährlicher als wir dachten. Auch wenn es mir nicht besonders gefällt, müsst ihr sofort zur Schule fliegen! Warnt Hicks, sie sollen sich so schnell wie möglich bereit machen!" Erklärte sie und Erik nickte eilig, um sich augenblicklich mit seiner Gruppe auf den Weg zu machen.

Keiner von ihnen sprach noch ein Wort, sie alle waren viel zu geschockt und versuchten die Bilder des gewaltigen Schiffes zu verarbeiten, während sie verbissen und so schnell sie konnten nach Westen zur Schule flogen. Nur Maila lächelte schwach zu den Sternen hinauf und beugte sich zu Mondblüte. "Das war vielleicht ein bisschen drastisch, hat aber funktioniert. Du steckst voller Überraschungen meine Süße!"

Sodele! Endlich geht es zurück zur Schule und unserem großen Ausbruchsplan!

Und außerdem wollte ich nochmal betonen wie komplett verrückt ihr seid! Wir haben 20K Reads bei der Story geknackt! Friends... ich weiß einfach nicht mehr was ich sagen soll. Vermutlich nerven euch diese ständigen Wiederholungen, aber VIELEN VIELEN VIELEN DANK! *-* :')

Niemals, wirklich niemals hätte ich gedacht, dass ich mit meiner kleinen, simplen Idee in Form eines schon so oft erzählten Schemas so viele Menschen da draußen erreiche! Natürlich war und bin ich bereit so viel Zeit und Liebe für die Geschichte zu opfern, wie ich sie eben übrig habe, immerhin bin ich Vollzeit-Perfektionistin. Aber ich hätte nie erwartet, dass andere das auch tuen würden... Und was soll ich sagen, als ich die Story damals mit 9K Reads abgeschlossen habe dachte ich wirklich, dass ist schon das Ende. Ha-ha. Unterschätze niemals deine Leser, würde ich sagen. Denn das ist ganz allein euer Verdienst und ich bin euch so, so, so dankbar, dafür, dass ihr mir und meinen Charakteren diese Chance gebt und uns in dieser Story, teilweise auch schon zum zweiten mal, begleitet.

Thanks a lot and love you 20 000

- 2521 Wörter - School of Dragons - Honigmuesli - 30.08.2019 -

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