Kapitel 16. - Große Sorgen, große Freude
Auch Astrid musterte sie noch einmal aufmerksam, doch war sie nun sicher wie eh und je und so stürzten sich die beiden Wikingerinnen in den Kampf.
"Na los Mondblüte", murmelte Maila und der kleine Drache nickte entschlossen, woraufhin beide sich der Reiterin herausfordernd näherten. Sie grinste und schwang ihre Axt bedrohlich, bevor sich die beiden hölzernen Waffen das erste Mal trafen. Noch völlig im Rausch von dem Kampf mit Dagur waren Mailas Sinne geschärft und das Adrenalin jagte durch ihre Adern. Und während Mondblüte einen weitern Versuch mit der Kiste startete, wechselten die beiden Wikingerinnen sich einen schnellen, heftigen Schlagabtausch.
Bald schon lösten sich Strähnen aus Mailas Frisur und fielen ihr ins Gesicht, während ihr Atmen immer unregelmäßiger ging. Aus dem Augenwinkel sah sie wie Mondblüte sie fragend anblickte, die Kiste war wohl erneut leer. Doch Astrids Hiebe hielten sie von denken ab, sie war schnell und hatte ebenfalls mehr Kraft als sie. Man merkte deutlich, dass die Berks bester Kämpfer war und Mailas Gedanken drehten sich. Ihr Herz raste und sie blockte einen weiteren Schlag, bevor sie sich duckte und selbst ausholte. Vergebens.
Sie sah erneut von Astrid zu Mondblüte. Ein weiterer Schlag. Ihr Blick traf den von Sturmpfeil. Oben auf dem Kettennetz saß der Nadder und beobachtete sie neugierig. Noch ein Hieb. Diesmal wurde sie gefährlich nahe an die Wand gedrängt und machte einen Sprung zur Seite, was ihr Zeit gab. Nachdenklich runzelte Maila die Stirn. Als sie zu der Reiterin zurücksah fand sie ein bestätigendes Grinsen vor und sprang eilig einige weitere Fuß weit weg. Ihre Gedanken rasten und binnen eines Wimpernschlages überflog sie die Situation erneut. Astrid musterte sie aufmerksam und gab ihr zusätzlich etwas Zeit, während sie sich langsam wieder näherte.
"Mondblüte!" rief die junge Reiterin entschlossen, ging etwas in die Knie und streckte die Arme aus. Die Idee war reichlich unüberlegt, doch ihre Partnerin verstand sofort. Ohne Zeit für Zweifel rannte sie los und sobald der Drache auf sie zusprang, riss Maila die Arme nach oben. Der Nachtschatten flog mehrere Fuß hoch in die Luft und erreichte, mit den Flügeln rudernd, knapp noch einen Kettenstrang. Mühsam strampelte sie sich nach oben und Sturmpfeil erhob sich etwas wackelig, doch entschlossen. Wie Wasser Wellen schlug, erzitterten die Kettenglieder rasselnd unter der Bewegung.
"Sehr gut, Süße! Verletz dich nicht!" rief sie ihr zu und Mondblüte warf ihr einen zuversichtlichen Blick zu. Zum ersten Mal erkannte Maila auch das Funkeln von tieferem Vertrauen darin und verspürte sofort ein seltsames Kribbeln im Magen.
"Netter Trick", erklärte Astrid und nickte anerkennend, bevor sich beide wieder in ihren Kampf stürzten. Astrid war bei weitem die beste Kämpferin unter den Reitern und ihre Chancen gegen sie waren gering. Jedoch nicht so gering, wie sie es erwartet hätte, sie hatte sich darauf vorbereitet, dass Astrid ihr alles abverlangen würde. Doch beschlich sie erneut das seltsame Gefühl, dass sie sich zurückhielt. Sobald sie länger darauf achtete, bemerkte sie, wie ihre Hiebe schwächer wurden. Sie wich öfter aus, als es ihr üblich sah und als Maila sie schließlich für einen Moment ruhig halten konnte, bemerkt sie ein unscheinbares Zittern.
Es verwunderte sie auch, dass ihr das zuvor kaum aufgefallen war, doch schien das Kampfgefühl ihre Wahrnehmung für Details zu trüben. Sie war unsicher und so zögerte sie einige Schritte, bevor sie nach vorne sprang und mit ganzer Kraft gegen Astrids Abwehr schlug. Natürlich hielt sie diesen Hieb, doch erkannte Maila für einen Moment den Ausdruck von ungewöhnlicher Anstrengung in ihren sonst so klaren Augen. Irgendwas stimmt nicht...
So stolperte sie absichtlich ungeschickt und seufzte erschöpft. "Tut mir leid", murmelte sie und hob ergeben die Hände, ließ sich jedoch von der etwas überraschten Drachenreiterin aufhelfen. Dankbar ergriff sie ihre Hand, doch wie erwartet geriet nun auch sie ins Schwanken und Maila stützte sie, nachdem sie schnell aufgesprungen war. Voller Schrecken bemerkte sie nun, dass Astrids Körpertemperatur viel zu hoch war. Sie glühte förmlich! Ihr Atem ging unregelmäßig und angestrengt und sie wehrte sich kaum gegen den stützenden Griff der Beschützerin. "Astrid ist den wirklich alles in Ordnung, du wirkst nicht als -?" - "Nein, nein - ich -" doch sie unterbrach sich, verzog das Gesicht und schlang die Arme um ihren Bauch.
Der Kampf, der Wettbewerb, alles war vergessen und Maila pfiff nach Sturmpfeil, die sofort erstarrte und durch eine der Maschen hindurch schlüpfte, um ihre Reiterin besorgt anzustupsen. Mondblüte landete nun auch neben ihr und ließ die Murmel über den Boden rollen. "Sehr gut Süße", murmelte Maila lächelnd und strich ihr halbherzig über den Kopf. Sie summte leise, ihr Blick richtete sich allerdings ebenfalls auf die Drachenreiterin. "Schon okay - ich muss nur...", doch auch diesen Satz beendete sie nicht und Sturmpfeil stieß ohne länger zu Zögern ein Signalfeuer aus, das für einen kurzen Moment die gesamte Höhle beleuchtete.
Vorsichtig, wenn auch etwas drängend setzte Maila Astrid auf dem Steinboden ab, bis wenig später Ohnezahn zwischen den Ketten hindurch tauchte und neben ihnen aufkam. Hicks sprang sofort ab und kniete sich neben seine Frau. Er ergriff ihre Hand und warf Maila einen dankbaren Blick zu, Besorgnis schimmerte in seinen grünen Augen. "Astrid...?" fragte er sanft und sie seufzte. "Ich weiß nicht... Sturmpfeil ist schon seit Stunden so nervös und - und jetzt -" erneut verzog sie das Gesicht und Hicks beobachtete sie gequält. "- aber du wollest es nicht wahrhaben, richtig?" fragte er und seine Mundwinkel zuckten leicht. Er half ihr auf und Sturmpfeil kniete sich hilfsbereit nieder.
"Okay, raus hier. Vielleicht hast du dich einfach überanstrengt, aber keine Sorge, das wird schon wieder.. Maila, ich weiß das ist viel verlangt, aber würdest du mit uns kommen?" Er sah von Ohnezahn zu Sturmpfeil und sie nickte verstehend. Keiner von beiden würde hier alleine rauskommen und mit zwei Reitern wäre es für Ohnezahn schwerer, sich durch die schmalen Maschen zu bewegen. So nickte sie schnell, er lächelte matt und die junge Beschützerin kletterte hinter die Drachenreiterin auf Sturmpfeil, um sie zu stützen.
~*~
Kaum waren sie draußen angekommen, schickte Hicks Maila wieder in das Labyrinth zurück, allerdings nicht ohne sich noch einmal zu bedanken. Widerwillen flackerte in ihren blauen Augen auf, doch verschwand der Ausdruck gleich wieder und sie nickte nachgiebig, mit dem jungen Nachschatten an ihrer Seite verschwand sie wieder zwischen den Holzwänden. Hicks war dankbar für ihre Hilfe, doch im Moment wirbelten seine Gedanken wie ein Frühlingssturm durch seinen Kopf und er versuchte alles möglichst ohne große Zwischenfälle zu lösen. So stellte er seufzend die Prothese auf den Mittelwert ein und strich seinem besten Freund über den Kopf. "Hol meine Mutter, ja, Kumpel? Ich könnte sie gleich gebrauchen..." Der Drache sah ihn aus seinen tiefen grünen Augen an, drückte sich aufmunternd an ihn und war im nächsten Moment schon wieder verschwunden.
Er selbst flog nun mit Astrid und Sturmpfeil und einer Menge Sorgen zu ihrer Hütte zurück. Dort legte er seine Frau direkt auf das Bett und hielt ihr einen feuchten Stoffstreifen auf die Stirn, ihre Körpertemperatur war ungewöhnlich hoch. Sie war blass und atmete zitternd, immer wieder verzog sie das Gesicht und legte schützend die Hände um ihren Bauch. Es schmerzte ihn, sie so zu sehen, vor allem weil er nicht wusste, was er tun sollte. Astrid war seine Kriegerin, sie war niemals krank. "Hast du etwas schlechtes gegessen, oder dich vielleicht verletzt?" fragte er hoffnungsvoll und sie schlug die Augen auf, doch nur um ihm einen ebenso ratlosen Blick zuzuwerfen.
So seufzte er kraftlos und fuhr sich ratlos durch die dunklen Haare, nur um dann wieder ihre Hand zu ergreifen. Die Minuten zogen sich qualvoll in die Länge und er hatte mit jeder verstrichenen Sekunde mehr Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren.
Wenig später stürzten auch endlich seine Mutter und Ohnezahn herein und sie verdrängte ihn drängelnd von dem Bett, woraufhin er nervös vor seinem Drachen auf und ab lief. Er fragte sich noch immer, was seine Astrid so plötzlich in die Knie zwingen konnte, doch seine Mutter bewahrte einen kühlen Kopf und sprach mit Zuversicht zu ihr, während sie ihr weitere Handtücher auf Stirn und Waden legte. "Hicks hör auf damit...! Du machst mich verrückt" murmelte Astrid jedoch irgendwann. "Tut mir leid", murmelte er nur und setzte sich unruhig, während Valka Astrid nun ein einfaches Mittel zusammenrührte. Beide flüsterten noch weiter und Hicks beruhigte sich wieder etwas, während seine Frau beinahe zu schlafen schien.
Er verlor sich völlig in seinen wirren Gedanken, bis Astrid auf einmal mit einem spitzen Schrei aufschreckte. Sie saß wieder aufrecht da und sah Valka entgeistert an, die nur breit grinste. "Astrid!?" Verwirrt sprang auch Hicks auf und setzte sich an die Bettkante. Sie wirkte noch immer etwas fiebrig, doch schon viel wacher. Außerdem konnte sie wieder Lächeln und nahm ihm damit einen riesigen Stein vom Herzen. Er war besorgt, wollte sie unterstützen, doch leuchteten ihre blauen Augen heller als jemals zuvor, was ihn zögern ließ. "Astrid? Wa-?"
Kurz zuckte ihr Blick zu ihm, doch fanden sie gleich wieder die grünen Augen seiner Mutter. Valka nickte langsam und Astrid keuchte, doch strahlte sie noch immer wie die Sonne selbst. Verständnislos sah Hicks zwischen den beiden Wikingerinnen hin und her, auch Ohnezahn war neben ihn gekommen und beide wechselten einen fragenden Blick. "Mutter? Astrid? Was -?!" Astrid allerdings hatte die Hände vor den Mund geschlagen und stumme Tränen rannen über ihre Wangen.
"Nein..?!" keuchte sie immer wieder und schüttelte den Kopf, doch Valka nickte wohlwollend. "Doch!" Nun begann die blonde Wikingerin zu schluchzen und Hicks legte beschützend einen Arm um ihre Schultern, er erkannte noch immer nicht, was vor sich ging. "Okay - was bei Odin läuft hier?!" fragte er nun und kam sich völlig fehl am Platz vor. Selbst Ohnezahn schien es verstanden zu haben, er stupste Hicks Mutter an, die wiederum strahlend auf die Reaktion ihres Sohnes wartete. Sie nickte ihm auffordernd zu und er sah von ihr zu Ohnezahn und dann zurück zu Astrid. Unter den Tränen leuchtete die Freude in ihren Augen heller als die Sterne. Fragend öffnete er den Mund, stockte allerdings. Etwas in ihrem Ausdruck... Fragend legte er den Kopf schief.
Keuchend nickte Astrid, weitere Tränen traten hervor und als sie sah, dass er verstand schluchzte sie erneut. Sagen konnte sie jedoch nichts, er hatte sie schon in seine Arme gezogen und drückte sie fest an seine zitternde Brust. Die Verwirrung und Sorge war innerhalb von Sekunden gar grenzenloser Freude gewichen, auch wenn er es noch immer nicht glauben konnte. "Oh Astrid! Erschreck mich doch nicht so!"
Er löste sich wieder von ihr, beide grinsten sich überglücklich an, ungläubig den Kopf schüttelnd, während Valka sie nur lächelnd beobachtete. "AAAaaahh!" rief Hicks erleichtert und voller Freude, fuhr sich erschöpft durch die Haare und schüttelte dann übermütig den Kopf seines besten Freundes. "Hast du das gehört, Kumpel!" verkündete er und Astrid lächelte liebevoll über sein Glück, "Ich werde Vater, kannst du das glauben?!"
#Hiccstrid4life - mehr muss ich nicht sagen ^-^
Was denkt ihr?! Das ist neben der Zeit, in der SoD spielt und natürlich Mondblüte so ziemlich das einzige, was von httyd3 abweicht hehe Aber ja, wir überspringen jetzt die süße Babydrachenphase etwas und es wird auch noch öfter mal ein Sprung folgen, immerhin muss es ja irgendwann mal weitergehen!
- 1868 Wörter - School of Dragons - Honigmuesli - 28.05.2019 -
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