Wettlauf mit der Zeit
Jaron's Mutter schaut in sein Zimmer und ist zufrieden, dass er friedlich schläft. "Wie süß, er hat sich die Bettdecke über seinen Kopf gezogen", denkt sie noch. Sie merkt nicht,dass es Kilian ist, der da in Jaron's Bett liegt. Denn Jaron hat das Haus bereits heimlich verlassen, um heimlich zu Quirin zu gehen. Obwohl er noch geschwächt ist.
Als er den ersten Schritt nach draußen gemacht hatte, ist es Jaron gleich aufgefallen, dass es wärmer geworden sein muss. Er hat dann auf seiner Wetter-App deutliche Plusgerade angezeigt bekommen und bemerkt, dass der Schnee schon deutlich taut. Schnell ist Jaron dann losgerannt. Er ist gerade am See angekommen.
Wie immer verwirrt ihn dieser Ort. Obwohl er nun ja schon ein paar mal dort gewesen ist, muss er den schmalen Weg zum Schloss immer wieder suchen. Endlich hat er ihn gefunden. Jaron läuft durch das dichte Geäst. Immer wieder fällt bei steigenden Temperatur Schnee von den Bäumen herab, die nun ganz kahl wirken. Sein Herz schlägt wie wild. Doch dann beruhigt er sich, als er das Schloss schon sieht. Es liegt mittlerweile kaum noch Schnee auf dem Boden. Jaron befindet sich schon kurz vor dem Schlossgebiet. Da stolpert er über eine Baumwurzel und landet auf der nassen Erde. "Komisch", denkt er. "Die war doch vorhin noch nicht da." Bildet er sich das nur ein, oder hört er in diesem Augenblick ein richtig fieses Lachen? Es fängt an zu regnen. Doch tapfer versucht Jaron sich wieder aufzurichten. Zu dem Regen kommt nun ein richtig starker Wind. Auch dagegen stemmt sich Jaron mit aller Kraft und er ist nur noch wenige Schritte vom Schloss seines Schneeflockenprinzen entfernt.
Da hört Jaron ein unheimliches Grummeln. Aus den Wolken taucht eine unheimliche Windhose. Sie hüllt das Schloss ein. Jaron will noch den finalen Schritt tun. Aber er hat keine Chance. Er sieht Quirin noch traurig am Fenster stehen, seine Hände gegen die Scheiben gepresst. Ganz kurz treffen sich noch die Sehnsuchtsvollen Blicke der beiden Jungen. Auch Uhuja sieht er noch wild umherflattern. Dann zieht ein Orkan das Schloss des Schneeflockenprinzen aus dem Boden. Es wirbelt durch die Lüfte. Es wird in Jaron's Blickfeld immer kleiner, bis es endgültig in den Wolken verschwindet. Begleitet wird das Spektakel von dem fiesen Lachen, was mit zunehmender Entfernung immer leiser wird. Voller Verzweiflung schaut Jaron in den Himmel und dann vor sich. Es ist nichts mehr zu sehen von dem Schloss und seinem geliebten Quirin. Auch keine Spuren von Schnee mehr, nur noch ein leeres Feld. Voller Panik schaut Jaron auf seine Wetter-App. Ihm rinnen Tränen der Enttäuschung über sein Gesicht. Denn auch in den nächsten Tagen wird mit milden Temperaturen gerechnet. Nicht ein Hauch von Schnee oder Eis ist angekündigt. Mutlos und erschöpft lässt er sich auf den schlammigen Boden fallen. Ihm ist alles egal. Doch dann tröstet er sich selbst ein wenig. "Es ist noch ein paar Tage bis Weihnachten hin. Bestimmt wird es nochmal Schnee geben. Und dann wird mich niemand daran hindern, Quirin wiederzusehen. Auch die verfluchte Schneeflockenkönigin nicht", denkt er und stampft trotzig mit dem Fuss auf.
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