weggeschickt

Plötzlich hört man das laute Geschrei der Schneeeule. Quirin schlägt seine Augen auf. Er starrt Jaron entsetzt an. Seine eisblauen Augen durchbohren Jaron. Der schreckt entsetzt zurück. Quirin fängt sich und sagt aufgebracht:

"Was machst du hier? Ich lasse dich hier schlafen und du schleichst dich rein und du ... So bedankst du dich also für meine Gastfreundschaft. Gut dass Uhuja mich gewarnt hat. Wer weiß, was du sonst noch alles getan hättest. Uhuja beschützt mich immer."

"A-a-aber ich wollte doch nur ...."

"Mich bestehlen? Mich umbringen?"

"Ähm ... nach einem Glas Wasser fragen."

"Das glaube ich dir nicht. Ich habe dir genug hingestellt. Der Sturm hat sich gelegt. Die Nacht ist sternenklar. Ich sollte dich rauswerfen. Wehe du bist morgen früh noch hier."

"Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht ..."

"Geh einfach!"

Bevor Quirin seine Tränen sehen kann, rennt Jaron aus dem Zimmer. Er vergisst vor Eile die Kerze und rennt trotz Dunkelheit die schmale Wendeltreppe hinunter. Zum Glück gibt das Geländer ihm halt.

Auch über das Gesicht von Quirin laufen die Tränen. Eistränen. Mitleidig sieht Uhuja ihn mit ihren großen Eulenaugen an. Quirin klammert sich an seinen Stoffhasen. Warum ist dieser Junge hier? Es war doch alles gut und er kam zurecht mit seinem Schicksal. Quirin fasst sich an seine Stirn. Dorthin, wo er vor Minuten noch im Unterbewusstsein  die sanften Berührungen von Jaron gespürt hat. "Vielleicht wollte er doch nichts Böses", grübelt er.

Während Quirin weiter über Jaron nachdenkt, reibt er weiter über seine Stirn. Die Stelle fühlt sich angenehm warm an. Quirin kann mit Wärme nichts anfangen. Sie behagt ihm nicht. Er ist es gewohnt in der Kälte zu leben. Und doch empfindet er es als angenehm diese Stelle an der Stirn immer wieder zu berühren. An Schlaf ist nun nicht mehr zu denken. Er geht zum Fenster und schaut in die sternenklare Nacht. Die treue Uhuja auf seinen Schultern. Es macht ihm nichts aus dort mit freien Oberkörper zu stehen. Er atmet tief die winterliche Luft ein. Seine Gedanken sind immer bei Jaron. Er schließt seine Augen und streicht über seine Brust. Sie ist eiskalt wie der Rest seines Körpers und doch löst es in ihm ein angenehmes Gefühl aus. "Wenn Jaron mich dort streicheln würde. Ob ich dann auch hier die Wärme spüren würde?", überlegt er. Dann greift er an sein Herz. Spürt die Schläge. Seufzt. "Mum, Dad, warum?", fragt er in den Nachthimmel und erinnert sich an den Moment, wo er seine Mama das letzte Mal gesehen hat. Da war er fünf Jahre alt gewesen. Es war der erste Wintertag gewesen. Seine Mama hatte ihn liebevoll zugedeckt und ihn auf die Stirn geküsst. "Mein Kleiner Prinz. Mein über alles geliebter Schneeflockenprinz. Die Zeit ist gekommen. Wir werden dich immer lieben." Dann hatte sie geweint. Ihn ganz fest an sich gedrückt und ihm zum Abschied den Schneehasen aus Plüsch gegeben. Der seitdem sein ständiger Begleiter in der Nacht ist. Er geht zum Bett und nimmt den Hasen. Betrachtet die Kette, die er im den Hals trägt. In dem Medaillon ist das Familienwappen und ein Bild seiner Eltern. "Schneeflockenprinz", seufzt Quirin vor sich hin.

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