16 - Wir sind Krieger, und wir werden kämpfen!
Als Haselpfote bei Kleintatze ankam, fand sie die kleine, alte Kätzin in ihrem Nest. Sie hatte Besuch - von Haferstern. Die beiden Kätzinnen redeten leise miteinander und schienen Haselpfote gar nicht zu bemerken.
Kleintatze kauerte mit entspannt unterschlagenen Pfoten eingekuschelt in das weiche Moos, das ihr als Nest diente. Es war größtenteils frisch, Haselpfote legte ihr gesammeltes dazu, ebenso das Kaninchen, dann schlich sie wieder zu ihrem eigenem Nest. Spannende Geschichten mussten wohl vorerst ausfallen.
Unterwegs begegnete sie ihrer Schwester Hellpfote. Die Heilerschülerin sortierte unkonzentriert Kräuter, in ihren Gedanken schien sie komplett abwesend zu sein.
"Hey!" begrüßte die gelbraune Kätzin die Graue fröhlich. Erschrocken fuhr ihre Schwester herum, beruhigte sich dann aber wieder. "Ach, du bist es nur." murmelte Hellpfote.
Haselpfote hob einen getrockneten Mohnstängel mit einer Kapsel daran auf und reichte ihn ihr. "Sag mal, worum ging es denn gestern in der Prophezeiung?" erkundigte sie sich neugierig.
Hellpfote überraschte sie. "Soll ich sie dir erzählen? Ich war dabei." Sie senkte unglücklich den Kopf. "Efeusturm hat es nur Haferstern erzählt, und die beiden schweigen dem Clan gegenüber. Ich verstehe das nicht! In der Prophezeiung heißt es nämlich, dass sich Zwei und Zwei vereinen sollen. Wie soll das gehen, wenn der Clan nichts erfährt?" Sie durchsuchte den Stapel Kräuter und sortierte einige vertrocknete Stängel heraus. "Ach verflixt, ich muss neue Bachminze holen." murmelte sie.
"Kann ich mitkommen? Dann kannst du mir von der Prophezeiung erzählen." bot Haselpfote freundlich, von der Neugier getrieben, an. Hellpfote erwiderte ihren Blick nachdenklich. "Aber du darfst doch nicht aus dem Lager, richtig?"
"Na, wenn ich dir beim Kräutersammeln helfe..." meinte Haselpfote. Hellpfote zuckte amüsiert mit den Ohren. "Na gut, Heilerschüler-Aushilfe Haselpfote. Folge mir." Sie hob die aussortierten Kräuter auf und schritt aus dem Bau. Haselpfote folgte ihr auf die Pfote.
Hellpfote führte sie durch das gesamte Lager. Bald würde es Sonnenhoch sein, aber gerade war kaum ein Krieger zu sehen. Waren wohl alle auf Jagd oder mit ihren Schülern ausgezogen. Haselpfote seufzte.
Ihre Miene hellte sich auf, als sie am Schülerbau vorbeikamen und sie dort Rosenpfotes dunkles Fell und Wieselpfotes schwarzweiße Flecken erkannte. "Soll ich sie fragen, ob sie mitkommen wollen? Zwei Ältere sind bestimmt nicht unpraktisch." schlug sie möglichst neutral vor, obwohl sie vor Freude auf ihre Freunde am liebsten herumhüpfen würde wie ein Frosch.
Hellpfote sah skeptisch aus, nickte aber. "Wir wissen ja, dass auf die beiden Verlass ist." meinte sie schließlich, und Haselpfote konnte ihr nur zustimmen. Also raschelte sie durch das Gebüsch und spazierte in den ziemlich leeren Bau. Wieselpfote döste weiter, Rosenpfote blinzelte und sprang dann erfreut auf, als sie ihre Freundin erkannte. "Endlich sehen wir uns mal wieder!" freute sie sich. "Wie geht es dir?"
"Ganz gut. Hör mal, Hellpfote hat eine Prophezeiung bekommen und wir wollen herausfinden, was sie bedeutet. Wollt ihr mitmachen - also mitkommen?" fragte die gelbraune Kätzin.
"Klar!" Rosenpfote stupste Wieselpfote an, um ihn zu wecken. "Ich habe gerade angefangen, mich zu langweilen. Wir können ja so tun, als würden wir ganz entspannt jagen, Tümpelblick und Donnerecho waren schon heute Morgen mit uns auf Patrouille." Sie stupste heftiger, und schließlich grummelte Wieselpfote und riss das Maul zu einem Gähnen auf. "Was wollt ihr? Oh, Haselpfote! Schön, dich mal wieder zu sehen." Er stand auf und streckte sich.
"Komm einfach mit, bevor wir noch auffallen!" zischte Hellpfote, die den Kopf durch das Gebüsch steckte. Sie sah sich interessiert im Bau der Kriegerschüler um.
Haselpfote schob sie beiseite, und schließlich liefen sie alle nebeneinander hinter Hellpfote her, die sie den Abhang hinaufführte. Eine Fliege surrte um Haselpfote herum. bis sie gereizt nach ihr schnappte und sie mit der Pfote aus der Luft schlug.
Sie durchquerten ein kurzes Waldstück, dann errichten sie eine bunte Kräuterwiese. Farbenfrohe Blumen blühten um sie herum, hoch und niedrig, gelb, lila, weiß, blau, kunterbunt in allen Tönen. Sie dufteten würzig und wohltuend. Haselpfote hustete und sah sich neugierig um. Etwa eine Fuchslänge entfernt stand eine hohe Linde, in deren Schatten üppige, fremde Pflanzen wuchsen.
Neugierig schritt sie durch die hohen Kräuter, bis sie erkennen konnte, was dahinter lag. Der Klang des Wassers wurde lauter. Vor ihr lag ein kleiner Teich, in dem sich der Wald und der blaue Himmel spiegelten. Das Wasser reflektierte die Sonne blendend hell, und dort, wo es über Steine hinweg in einen weiteren, winzigen Teich lief, brach sich das Licht im feinem Sprühnebel.
Der zweite Teich war dicht bewachsen. Kleine Sträucher mit nadeligem, dunklem Laub sprossen daneben, üppig bedeckt von Beeren in einer verlockenden, hellroten Farbe. Und da erkannte sie die Stelle wieder.
Hiervon hatte sie geträumt! Sie sah sich beunruhigt um, konnte aber außer ihren Freunden nichts riechen oder sehen, und hören auch nicht. Also ließ sie sich schnurrend in der Sonne nieder. Hellpfote kauerte sich daneben und ließ die Kräuter auf einen kleinen Stapel fallen, wo schon andere verrotteten. Wieselpfote legte sich mit ausgestreckten Pfoten lässig neben Haselpfote, Rosenpfote setzte sich neben Hellpfote, den Schweif ordentlich um die Pfoten gelegt.
"Also, wie lautet die die Prophezeiung?" wollte Wieselpfote fragen, als zwei junge Katzen durch das Gebüsch brachen. Eine blendend weiß, eine graubraun getigert. Haselpfote hob den Kopf. "Frostpfote? Plätcherpfote?" rief sie verwundert. "Was macht ihr denn hier?"
"Wir haben euch gerochen." erklärte Frostpfote stolz. "Wir haben nämlich gerade einen Jagdauftrag, wir sollen bis Sonnenhoch allein jagen."
"Und warum seid ihr dann zusammen hier?" wollte Rosenpfote wissen.
"Weil Jagen doof ist." maulte Plätscherpfote. "Außerdem ist bis Sonnenhoch noch ewig Zeit. Was macht ihr?"
Hellpfote und Haselpfote tauschten einen Blick, dann weihte Hellpfote ihre Geschwister ein. Zusammen kauerten sie nun in einem kleinem Kreis auf der Wiese.
"Hast du dir die Prophezeiung gemerkt?" fragte Frostpfote aufgeregt. Hellpfote schnaubte. "Natürlich!" Sie richtete sich auf und starrte in die Ferne.
"Eine Meute wird euch begegnen bei der Jagd, sobald sich einer in die Totensümpfe wagt. In dunklen Schatten droht Gefahr, die der Weiden Untergang war. Zwei und Zwei müssen sich verbinden, dann werden sie Hilfe in den Schatten des Donners finden. Doch bleiben ihnen nur sieben Tage, denn die Sonnenkatze verdunkelt sich ohne Gnade. Der Untergang ist gewoben, das Schicksal offenbart, und der Frieden wird nur durch ihren Erfolg gewahrt."
Haselpfote legte den Kopf schief. Plätscherpfote schien sich in ihrem Pelz äußerst unwohl zu fühlen, Frostpfote und Rosenpfote schienen sehr interessiert. Und Wieselpfote, der mit halb geschlossenen Augen neben ihr lag, hatte schon eine Idee.
"Die Totensümpfe, das können nur die Sümpfe hinter dem Wald sein. An der Mondfelsen-Steppe, oder wie man das nennt. Ginsterkralle hat doch von Spuren dort berichtet, nicht wahr?" meinte er nachdenklich.
"Sobald sich einer in die Totensümpfe wagt...Also war jemand dort und hat die Meute aufgeschreckt. Und Vater nach scheint sie aus Wölfen oder Wolfshunden zu bestehen, ziemlich vielen." überlegte Plätscherpfote weiter.
Haselpfote dachte an ihren Traum mit der Spinne. Sie hatte Sümpfe gesehen - aber es war ein Traum gewesen, also konnte sie nicht die Schuldige sein. Oder? Es hatte sich alles so echt angefühlt...
"Und weiter?" fiel Rosenpfote ein. "Die der Weiden Untergang war...Das soll ein Hinweis sein."
"Weiden, natürlich!" rief Haselpfote aus. "Der WeidenClan wurde von einer Meute aus Wolfshunden vertrieben, das hat Kleintatze erzählt."
"Also hat Ginsterkralle recht..." überlegte Wieselpfote. "Zwei und Zwei müssen sich verbinden - damit sind garantiert zwei Katzen aus dem HaselClan und zwei aus dem AhornClan gemeint. Ob der Schatten des Donners ein Name ist?"
"Keine Ahnung." gab Hellpfote zu. "Aber das den sieben Tagen...Wer ist die Sonnenkatze, und warum sollte sie sich verdunkeln?"
"Ich weiß nicht..." meinte Rosenpfote schüchtern. "Aber was, wenn damit die Sonne gemeint ist? Vielleicht gibt es sie in sieben Tagen nicht mehr, wenn die Mission scheitert?"
Haselpfote erschauderte. Ein Leben ohne Sonne? "Die letzten Zeilen bedeuten wahrscheinlich nur, dass es sonst einen Untergang gibt. Oder was auch immer." Sie streckte sich. "Wir sollten unbedingt mit Haferstern sprechen!"
"Genau." stimmte Wieselpfote zu. "Ich glaube, mit Zwei und Zwei sind Schüler gemeint. Schließlich sind wir auch Krieger für den Clan!"
"Ja!" Frostpfotes Augen funkelten. "Wir sind Krieger, und wir werden kämpfen!"
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