Clap Your Hands


Wie sie sie alle anstarrten! Als wäre ein Biest aus seinem Käfig ausgebrochen! Auf der Bühne sahen sie nichts anderes als die Kunst! Ihre Sicherheit war dahin. Die Seile und das Mikro verschwunden, ohne die ihr Auftritt fast unmöglich war. Das Intro des Liedes setzte ein. Der weiße Vorhang lag immer noch auf der Bühne, er war nicht, wie geplant, unauffällig weggezogen worden. In Windeseile bekam sie das Mikrofon mit, das auf einer kleinen Ablage am Bühnenrand umherkullerte. Sie eilte zu ihm und griff danach.

Dann ging sie zurück auf Position und verpasste ihren Einsatz. Die Musik kam vom Band, aber es enthielt keinen Gesang. So hatte sie es nicht erwartet. Normalerweise hätte sie nur die Lippen bewegen müssen, was einfach war. Aber nun musste sie es live singen, wenn sie ihren Auftritt noch einigermaßen retten wollte. Es lag einfach an der Unfähigkeit von... Es wollte ihr in diesem Moment nicht einfallen, an wem es liegen konnte.

Etwas schien ihr den Text zuzuflüstern und sie setzte ein. Ihre Kehle war staubtrocken und ihre Stimme krächzte mehr als dass es nach Gesang klang. Der Refrain kam und sie kletterte über den weißen Stoff. Es sah nicht elegant aus. Überhaupt nicht. Dank des langen Rocks und der hohen Schuhe konnte sie kaum den großen Schritt machen, um über den Stoff zu steigen. Ihr Gesang passte nicht zur Begleitung. Sie sang versetzt, neben der Spur. Darum setzte sie einen Moment aus und hoffte darauf, beim nächsten Einsatz den Takt zu treffen.

Immer heiser klang ihre Stimme. Zum ersten Mal warf sie einen Blick ins Publikum. Entsetzt gelangweilte Gesichter blickten ihr entgegen und ließen sie noch unsicherer werden. Sie lief zum vorderen Bühnenrand und klatschte in die Hände. Keiner im Publikum setzte mit ein, um sie zu unterstützen. Sie lief vorne hin und her und versuchte, die Zuschauer bewegen, mitzumachen.

Es fühlte sich seltsam an, Bühnenboden unter den Füßen zu haben. Sie hatte keine Choreographie, an die sie sich halten konnte, die ihr zumindest etwas Sicherheit gab. Schon wieder war der Refrain dran und sie hüpfte ungeschickte dazu herum. Ihr Gesang wurde nicht besser und wenn sie sich nicht täuschte, verzogen im Publikum einige angewidert das Gesicht. Es gefiel ihnen überhaupt nicht. Sie lief zurück zum Vorhang, um Abstand zwischen sich und ihr Publikum zu bringen. Es wollte keine Stimmung aufkommen und sie ging darin verloren. Aus dem Dunkeln trat keiner heraus, um ihr zu helfen.

Dann setzte die Musik plötzlich aus und alles verstummte. Mühsam klatschte sie wieder in die Hände, um sie beängstigende Stille zu vertreiben, aber damit stampfte sie einsam und verloren auf der Bühne herum. Erschrocken sah sie, dass am vorderen Bühnenrand lauter Federn lagen, die ihr Kostüm gelassen hatte. Sie blickte an sich herunter und sah, wie der beige Unterstoff zum Vorschein kam, weil an einigen Stellen schon sämtliche Federn ausgefallen waren.

Sie versuchte noch einmal, den Refrain zu singen, aber mehr als ein Krächzen brachte sie nicht zustande. Ihr fehlte der Takt, sie sang schief und selbst der Text wollte ihr nicht mehr einfallen. Auf einmal setzte der Refrain vom Band wieder ein, dieses Mal aber mit Gesang. Nun fiel erst recht auf, dass an dieser Performance überhaupt nichts stimmte. Viel schlimmer noch, nun war aufgeflogen, dass sie ständig nur ihre Lippen bewegte. I

hr fiel eine Choreographie ein, die sie vor langer Zeit zu diesem Lied dargeboten hatte. Halbherzig machte sie die Schritte und bewegte die Arme, aber es schien nicht zu passen. Dann setzte der letzte Teil des Liedes ein und die Gitarrengriffe wurden schließlich leiser und leiser ausgeblendet. Sie stand nun alle, mitten auf der Bühne, rundherum Federn verstreut und außer Atem. Niemand applaudierte. Sie blickte in ernste und enttäuschte Gesichter. Sie konnten sich nicht einmal dazu aufraffen, sie auszubuhen.

Ein lauter Knall unterbrach die Stille. Die Konfettikanonen hatte sie ganz vergessen, sie setzten viel zu spät ein. Nun stand sie im Papierschnipsel-Regen und alles war vorbei. Noch ehe das Konfetti gen Bühnenboden gesunken war, drehte sie sich um und verließ mit hängendem Kopf die Bühne.

Als sie über den Vorhang stieg, wurde er weggezogen und sie fiel. Da begann das Publikum zu applaudieren.

***

Und? Was sagt ihr dazu? Irgendwelche Vermutungen wie es jetzt weitergeht?

Keine Sorge, die nächsten Kapitel kommen bald... eventuell schon morgen?

~S•a•D~

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