Schmerz, mein Freund. Vertrauen, mein Leid
Die ersten Wochen an Bord der Ghost waren für Ezra alles andere, als leicht. Ganz abgesehen, davon dass er sich plötzlich an Regeln halten musste, sein Jedi – Training „anfing" und generell von einem auf den anderen Tag wieder zwischenmenschlichen Kontakt hatte – etwas, was seit einer sehr langen Zeit nicht mehr der Fall gewesen war. Immerhin hatte Ezra mehr als acht Jahre allein gelebt. Es war komisch, geschweige denn gewöhnungsbedürftig wieder Personen um sich zu haben und nicht mehr nur auf sich gestellt zu sein. Ungewöhnlich, aber auf der anderen Seite keinesfalls unwillkommen. Er fühlte sich so lebendig, so am Leben wie schon lange nicht mehr. Trotzdem war es schwer für ihn sich wieder an Kontakt zu anderen zu gewöhnen. Besonders, wenn er sich mehr als alles andere wünschte, dass sie ihn mögen würden, dass sein Platz in der Crew anhalten würde und nicht nur eine temporäre Begleiterscheinung war. Das er vielleicht, aber auch nur vielleicht ein Teil von dessen sein könnte, was seine neue Familie werden könnte...
Ihm wurde schon innerhalb der ersten Tage an Bord klar, dass es nicht einfach werden würde. Denn aller Anfang war schließlich schwer und als der Neue in der Crew... Da hatte man immer einen harten Start. Hinzukam, dass die Crew nicht gerade die Offenste war und ihn nicht gerade mit offenen Armen begrüßte (wobei Hera die Ausnahme zu sein schien), aber gut, dass beruhte eventuell auf Gegenseitigkeit...
Generell was das anbelangte, hatte er noch nicht wirklich den Überblick. Betreffend die Tatsache, wer ihn mochte. Oder mehr, ob jemand ihn überhaupt mochte. So ganz beurteilen konnte er es nicht, denn dafür kannte er sie alle noch einfach zu wenig. Aber sie waren für ihn zurückgekommen und er war nun Teil ihrer Crew....das musste doch etwas zu bedeuten haben oder?
Ezra seufzte und tat seinen Kopf auf seine Hand.
Es musste etwas bedeuten, oder?
Der frischgebackene Padawan saß auf einer Kiste im Frachtraum und dachte nach. Er war jetzt schon ein paar Wochen auf der Ghost und irgendwie war er noch immer nicht wirklich dazu gekommen....sich mit deren Besatzung mehr anzufreunden.
Kanan war nach wie vor sehr reserviert und sprach irgendwie nur zu ihm, wenn er es musste. Von dem sogenannten Jedi – Training hatte er bisher nichts gesehen. Ezra wurde aus dem Typen nicht schlau. Mal schien es so, als ob er Ezra gerne dabeihätte, im nächsten Moment machte es den Anschein, als ob er nichts mit ihm zu tun haben wollte. Er machte einfach keinen Sinn.
Hera hingegen war das absolute Gegenteil. Sie schien sich zu freuen, dass er da war und war die Einzige, die ihm nicht das Gefühl gab, völlig fehl am Platz zu sein. Sie war ruhig, sanft, gütig, sie erinnerte ihn sehr an seine Mutter. Oder mehr an das, woran er sich erinnern konnte. Sie war es auch gewesen, die Ezra alles auf der Ghost gezeigt hatte und ihm...vielleicht etwas willkommen geheißen hatte. Nur war das Problem oder mehr die Schwierigkeit bei ihr das Hera der Captain der Ghost war und somit sehr oft keine Zeit hatte. Oder mehr Ezra sie nicht belästigen wollte und sei es nur für ein kurzes Gespräch.
Dann war da Sabine. Sabine Wren, wie er nun wusste. Eigentlich hatte er sie am Anfang ganz nett gefunden. Nett, aber auch sehr zurückhaltend und äußerst introvertiert. Ob sie ihn mochte war ihm nicht bekannt. Manchmal machte es den Anschein, aber vielleicht war das auch nur Ezras Wunschvorstellung. Es war nicht nur so, dass er etwas für sie schwärmte. Nein, er wollte gerne ihr Freund sein und wusste oft nicht wie er sich verhalten sollte. Mit Lebewesen, mit Personen zu agieren, die ihn nicht als Dreck sahen, als Abschaum, hatte er schon seit einer längeren Zeit nicht agiert. Seine Verunsicherung versuchte er oft mit Arroganz oder Desinteresse oder auch Überheblichkeit zu überspielen, aber...das funktionierte sowieso nie wirklich. Und da war Sabine keine Ausnahme. Es machte mehr den Anschein...dass er ihr egal war. Es war nicht so, dass sie ihn ignorierte, aber sie war sehr zurückhaltend ihm gegenüber und vermied es sogar ab und an mit ihm zu sprechen.
Zu Chopper war nicht wirklich etwas zu sagen. Der Droide schien jeden im Visier zu haben, jeden außer Hera. Ezra bezweifelte, dass er und der Droide eines Tages Freunde werden würden.
Und zu guter Letzt war da noch Zeb. Und da wusste Ezra ohne jegliche Zweifel, dass der Lasat ihn nicht ausstehen konnte, noch ihn auf dem Schiff haben wollte. Wenn es nach Zeb ging würde er wohl noch immer auf Lothal hocken und seinem Leben als Straßenratte nachgehen.
Manchmal ertappte sich Ezra bei dem Gedanken dabei, dass er das besser geblieben wäre. Das war sein Terrain, sein Revier und er wusste besser als jeder andere wie man überlebte. Genau wie das Stehlen, er war nicht umsonst ein Meisterdieb. Das war das was er beherrschte. Eine unbedeutende Straßenratte zu sein für die sich niemand interessierte. Die allein arbeitete und niemanden brauchte. Darin...war er perfekt.
In seiner neuen Rolle als Rebell, Padawan und Spectre – 6 der Ghost – Crew hingegen nicht so sehr...
Ezra wusste das es schwer werden würde. Denn das war es immer. Aber dass es sich selbst nach Wochen immer noch so anfühlen würde...
Er hatte gedacht, er hatte gehofft, dass er sich nach ein paar Wochen eingelebt hätte. Dass er auch mit jemand anderem gut klar kam, als nur mit Hera und das er....sich irgendwie gut fühlte. Das er vielleicht ein neues Zuhause gefunden hätte.
Nichts davon war eingetreten. Abgesehen von der Tatsache, dass er sich nach wie vor wie ein Fremder fühlte und völlig fehl am Platz, war da noch die Angst, die er mit sich trug. Selbst nach Wochen hatte er seinen Rucksack nicht völlig ausgepackt. Wozu auch? Ezra rechnete jeden Tag damit, dass die Crew ihr „Experiment" beenden würde und Ezra sich wieder auf der Straße wiederfinden würde.
So war der Lauf der Dinge. Seiner Dinge.
„Ezra!"
Der Junge atmete aus und erhob sich von der Kiste. Was hatte er gesagt?
Ezra kletterte die Leiter hinauf und ging zum Gemeinschaftsraum, woher der Ruf gekommen war. Und er lag richtig, denn er fand sich mit Hera und Kanan konfrontiert. Erstere hatte die Arme verschränkte, was nie ein gutes Zeichen war. Auch wenn Ezra nicht wusste worüber sie verärgert war oder was er angestellt haben konnte – denn er hatte nichts getan.
Kanan stand einfach nur neben der Twi'lek, schwieg und beobachtete ihn nur, sowie er es meistens tat. Ezra versuchte nicht unter seinem Blick zu reagieren und sah zu Hera.
„Was gibt es?"
Als Antwort hielt sie ihm eine Liste hin.
„Du hattest heute Morgen Putzdienst für die Phantom."
Ezra blinzelte.
„Was? Nein, ich hatte heute Putzdienst im Frachtraum wie gestern."
Hera sah ihn an und wirkte dabei eher genervt, als amüsiert.
„Ezra, du weißt inzwischen, dass wir jeden Morgen die Aufgaben neu verteilen. Deine Heutige ist es nach wie vor die Phantom zu reinigen, nicht den Frachtraum. Sabine hat ihn gestern Abend noch gereinigt, damit sie heute frei hat."
Kanan hob eine Augenbraue und bedachte Ezra mit diesem Blick. Diesen Wieso machst du das, wenn du es besser weißt – Blick? Und Ezra hasste diesen.
„Ist dir die Sauberkeit nicht aufgefallen?"
„Na ja schon, aber ich dachte..."
Es war dumm, da hatte Kanan Recht. Ezra hätte es bemerken müssen.
„Hast du nicht auf die Liste geschaut?"
„Klar habe ich das. Zeb hat sie mir noch gezeigt."
Kaum hatte er den Namen des Lasats in den Mund genommen, da kam dieser schon aus der Küche.
„Mein Fehler, kid. Da habe ich dir wohl die Falsche gezeigt."
Für Ezra war es mehr als offensichtlich, dass der Lasat das extra gemacht hatte. Er wollte protestieren, als Hera die Hand hob.
„Schluss jetzt. Ezra, du gehst zur Phantom und putzt sie jetzt."
Ezras Augen weiteten sich leicht.
„Jetzt? Aber ich wollte noch.."
„Jetzt."
Die Twi'lek sah nicht so aus, als ob sie umzustimmen wäre. Ezra ließ den Kopf hängen.
„Ja, Hera", murmelte er und dachte nicht daran zu protestieren. Kanan hätte auch nichts sagen müssen, denn sein Blick reichte vollkommen. Egal wie, aber Ezra schien es immer zu schaffen alles falsch zu machen.
Der Captain der Crew nickte und war offenbar zufrieden mit seiner Antwort, dann wandte sie sich Zeb zu.
„Und du hilfst ihm dabei."
Bei diesen Worten blickte Ezra leicht auf. Nicht weil er sich darüber freute, dass Zeb ihm offenbar Gesellschaft leistete. Eher mehr aus dem Gegenteil heraus...
Der Lasat setzte zum Protest an.
„Was? Aber, Hera.."
„Du wirst Ezra helfen. Vielleicht passiert es dir dann nicht mehr so schnell, dass du ihm die falsche Liste zeigst."
Das Thema war für Hera offenbar beendet. Zeb seufzte und nickte widerstandslos.
„Ja, Hera.."
Da das Gespräch offenbar beendet war, fand es Ezra am besten sich die Putzutensilien zu schnappen und direkt zu Phantom zu gehen. Kanans Blick wollte er sich nicht länger aussetzen als nötig.
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So kam es, dass Ezra und Zeb sich zusammen der Phantom annahmen. Wobei...
Ezra schnaubte und ließ den Schwamm sinken.
„Machst du auch mal irgendetwas?"
Zeb dachte nicht daran einen Finger zu rühren und hatte sich lieber auf dem Dach der Ghost niedergelassen und genoss die Wärme der Zwillingssonnen von Lothal. Ezra seufzte genervt und ging zu ihm herüber.
„Hera hat uns beide dazu verdonnert, weißt du noch?"
Der Lasat lag einfach nur da und hatte die Augen geschlossen.
„Mache dich lieber wieder an die Arbeit, kid."
„Ich denke nicht daran die ganze Arbeit allein zu machen!"
Zeb tat nur seine Arme hinter den Kopf.
„So ist das Leben, Kleiner. Für den anderen läuft es gut, für den anderen besser."
Ezra rollte genervt mit den Augen. Er nahm den Schwamm und nässte ihn über Zebs Gesicht aus.
„Und manche sind einfach nur zu faul!"
Der Lasat sprang auf und wirkte alles andere als erfreut.
„Du bist fällig!"
Ezra schluckte und machte sich daran ihm zu entwischen. Zeb jagte ihm nach und warf den Putzeimer um. Es kam wie es kommen musste und Ezra rutschte auf der nassen Oberfläche aus und landete unsanft auf seinen Arm. Er stöhnte und hörte nur Zebs Gelächter.
„Das hast du davon, Kleiner."
Ezra biss die Zähne zusammen, als ein prickelnder Schmerz seinen Arm umfasste. Er würde Zeb nicht die Möglichkeit geben sich noch mehr über ihn lustig zu machen. Was er nicht sah war der kurze Ausdruck der Sorge auf dem Gesicht des Lasats, als er erkannte das Ezra etwas zu lange am Boden lang und seinen Arm hielt. Doch dieser Ausdruck verschwand wieder, als Ezra sich aufrichtete.
„Sehr witzig. Du hättest mir auch ruhig helfen können."
Der Lasat schnaubte amüsiert und warf ihm den Putzlappen zu.
„Vorrecht, Kleiner. Ich habe mir meinen Platz hier schon sicher verdient, du hingegen.."
Aufgrund seiner amüsierten Miene war es anzunehmen, dass es für Zeb ein Scherz war. Aber für Ezra, der schon genug an allem zweifelte, war es nur ein weiterer Stich in sein Herz. Er warf den Lappen auf den Boden und machte sich daran wieder nach unten zu kommen.
„Ich gehe rein."
„Hey, Kleiner, wir sind noch nicht fertig!"
Doch Zebs Worte stießen auf taube Ohren. Ezra verschwand ohne ein weiteres Wort im Schiff.
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Seltsamerweise erwartete ihn wenig später kein Donnerwetter von Hera. Offenbar hatte Zeb ihn mal nicht verpetzt, etwas was er nicht wirklich glauben konnte. Aber das hatte der Lasat bestimmt nicht aus Nettigkeit getan. Eher bestimmt, damit er Ezra erpressen konnte.
Dieser war den restlichen Tag nicht mehr aus seinem Raum gekommen. Grund dafür war sein Arm, der nach wie vor ziemlich wehtat. Ezra fluchte im Geiste mehr als einmal, denn das hatte ihm gerade noch gefehlt. Ein verletzter Arm und es war nur Zebs Schuld. Jetzt würde er mehr früher, als später wieder auf die Straße zurückkehren.
Gegen Abend war sein Hunger so groß, dass er sich doch widerstrebend auf den Weg in die Küche machte. Dort traf er zu seiner Überraschung Sabine, die etwas aufgeschreckt war, als er in den Raum kam. Er versuchte sich an einem Lächeln.
„Hey, Sabine."
Es war kein Lächeln mit mehr Intention, denn er wollte einfach nur freundlich sein. Stattdessen verdrehte Sabine nur die Augen und wandte sich wieder mehr ihrem Datapad zu.
„Ezra."
Die kurze Freude über Sabines Anwesenheit verschwand, Ezra ging in die Küche und nahm sich nur eine Jogan. Dann setzte er sich zu Sabine in den Gemeinschaftsraum. Er hatte kaum die ersten zwei Bissen genommen, als er Sabines etwas...angewiderten Gesichtsausdruck bemerkte.
„Was ist?", sprach er mit vollem Mund. Sie rollte mit den Augen.
„Würde es dir so schwerfallen einmal mit Manieren zu essen?"
Ezra schluckte seinen Bissen runter und hob eine Braue.
„Was meinst du? Wie isst du denn eine Jogan? Etwa anders?"
„Nicht wie ein Tier, was halb verhungert ist", gab sie zurück und nahm ihr Datapad. Jetzt verdrehte Ezra die Augen.
„Entschuldige bitte, dass ich nicht die gewünschten Umgangsformen besitze, Miss Wren."
Sie schnaubte nur und erhob sich.
„Spare es dir, Straßenratte."
Sie würdigte ihn keines Blickes mehr und verließ den Raum. Ezra schluckte nur und sah auf seine halb gegessene Jogan. Mehr als einmal hatte er die Bezeichnung gehört, sie war fast alltäglich auf der Straße. Aber das war anders. Sie waren hier nicht auf der Straße und Sabine hatte das zu ihm gesagt. Sabine. Und das führte nicht gerade dazu, dass es weniger weh tat.
Ezra folgte Sabine wenige Sekunden später, die halb gegessene Jogan landete im Müll.
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Der nächste Tag war alles andere als besser. Die ganze Nacht tat er kein Auge zu, weil sein Arm nach wie vor unglaublich schmerzte. Aber Ezra wagte es nicht es jemanden zu sagen oder in die Krankenstation zu schleichen, um sich selbst zu verarzten. Er brauchte das nicht, er konnte für sich selbst sorgen und auf sich selbst aufpassen. Niemand musste mit seinen Problemen behelligt werden und abgesehen davon wollte es ja sowieso niemand wissen.
Auch am nächsten Tag stand keine Mission an, sodass nur die normalen und täglichen Aufgaben an Bord blieben. Von Jedi – Training war wieder kein Wort zu hören, was Ezra nicht mal mehr überraschte, die Inventur ihrer Vorräte gestaltete sich dank der Benutzung eines Armes nur schwierig und Zeb hatte einen dummen Spruch nach dem anderen auf Lager. Nicht mal ein Gespräch oder auch nur eine kurze Unterhaltung mit Hera war drin, da diese zu beschäftigt war. Von Kanan...musste man nichts sagen. Langsam dachte Ezra, dass er sich Kanans Angebot nur eingebildet hatte.
Einen Lichtstreifen gab es dennoch am Horizont. Hera hatte sich die Zeit genommen mal wieder etwas zu kochen und das war immer etwas, worauf man sich freuen konnte. Da Ezra erst spät mit seiner Inventur fertig war und sein Arm sich noch immer nicht gebessert hatte, kam er als Letztes. Er bekam gerade noch mit wie Kanan und Hera sich für die Nacht verabschiedeten, Hera wies ihn noch daraufhin, dass sie seine Portion in den Kühlschrank gestellt hatte und damit waren die Anführer der Crew auch schon verschwunden. Am Tisch saßen noch Zeb und Sabine, die sich unterhielten und noch am Essen waren.
Ezra ging in die Küche, nahm sich die Portion, die Hera ihm weggestellt hatte und machte sie warm. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. Wie immer, wenn Hera kochte hatte sie ihm eine besonders große Portion bereitgestellt, damit er auch ja genug bekam und Gewicht zulegen konnte, was er in jedem Fall brauchte. Ezra war sehr unterernährt und viel zu dürr für sein Alter, das war ein Umstand, den Hera schnellstmöglich ändern wollte.
Als sein Abendessen genug gewärmt war, ging Ezra wieder in den Gemeinschaftsraum und setzte sich an den Tisch zu Sabine und Zeb. Diese unterhielten sich weiter und schien keine Notiz von ihm zu nehmen.
„Ich schwöre dir, wenn wir nicht die nächsten Tage eine neue Mission haben, werde ich noch wahnsinnig."
Sabine schmunzelte.
„Du willst doch nur wieder ein paar Eimerköpfe schlagen."
Zeb grinste.
„Es hat einfach etwas ihre Helme in meinen Pranken zu spüren."
Sabine schüttelte nur den Kopf.
„Ich mag etwas Auszeit. Gibt mir mal Zeit für ein paar Projekte."
Ezra sah das als seine Chance in die Unterhaltung einzusteigen.
„Welche denn?"
Er sah wie Sabine schwieg und hatte erst die Befürchtung, dass sie gar nichts sagen würde. Doch dann seufzte sie und wandte sich ihrem Essen zu.
„Ein paar Kunstwerke, kid. Nichts wovon du etwas verstehst."
„Du könntest es mir ja zeigen."
Zeb lachte auf.
„Netter Versuch, kid. Aber so kriegst du kein Mädchen rum."
Ezras Wangen erröteten.
„Ich wollte nicht.."
„Lass es gut sein, Kleiner. Beschäftige dich lieber mit den Dingen wovon du etwas verstehst."
Zeb schnaubte amüsiert.
„Das dürften ja nicht viele sein. Bei so wenig Grips."
Ezra sagte nichts darauf, sondern wandte sich einfach seinem Essen zu. Es war nicht seine Schuld, dass er die einfachsten Dinge nicht wusste, er war nur die ersten Jahre zur Schule gegangen. Er war auf eine andere Art schlau, aber nicht...so.
Sabine schob ihren Teller zur Seite und streckte sich.
„Ich habe noch eine Wand, die auf mich wartet."
Sie nahm ihren Teller und stand auf, warf einen Blick auf Ezra.
„Wenn du wirklich ein Mädchen beeindrucken willst, solltest du es anders angehen, Kleiner."
Ezra sah auf.
„Aber ich wollte nicht..."
Zeb lachte nur.
„Find mal ein Mädchen, was sich von ihm beeindrucken lässt. Da hast du Schwierigkeiten."
Sabine lachte leise und stellte ihren Teller in die Küche. Ezra ließ seinen Löffel sinken.
„Was meinst du damit?"
Zeb rollte mit den Augen und deutete auf ihn.
„Bist du blind, Kleiner? So etwas will kein Mädchen haben."
Ezra sah an sich herunter.
„Was ist falsch mit mir?"
Sabine schnaubte nur und verdrehte die Augen. Zeb war nur amüsiert.
„Das fragst du noch?"
Chopper meldete sich zu Wort und piepte lachend. Sabine bewegte den Kopf.
„Damit liegt er nicht falsch."
Ezra blinzelte und fühlte sich immer unwohler.
„Mit was?"
„Das kein Mädchen so ein dürres Skelett möchte beispielsweise."
Zeb schnaubte und grinste nur, deutete auf seinen Teller.
„Obwohl bei den Mengen sollte sich das schnell erledigt haben."
Sabine kicherte.
„Passe auf, dass du dann noch in die Lüftungsschächte passt. Sonst wird Hera noch sauer."
Sie ging aus dem Raum und Zeb erhob sich ebenfalls.
„Passe auf, kid. Bevor Hera dich noch zu sehr füttert."
Lachend folgte er Sabine aus dem Raum. Ezra schluckte und sah an sich herunter. Nichts Ungewöhnliches war zu sehen, er sah aus wie immer. Da war auch nicht mehr von ihm. Was redeten die beiden da?
Ezra kam ein Gedanke. Vielleicht war Hera deswegen so nett zu ihm und gab ihm Nahrung bei jeder Gelegenheit. Wenn er nicht mehr in die Lüftungsschächte passte, dann hatte sie jedes Recht ihn loszuwerden. Zu mehr brauchten sie ihn nicht. Er sah zu seinem Teller, Panik überkam ihn und er schob das kaum angerührte Essen weg. Nein, nein das durfte er nicht zulassen. Er durfte ihnen nicht noch mehr hinderlich werden.
Er unterdrückte ein Stöhnen, als seine Schmerzen wieder seinen Arm ins Gedächtnis riefen. Ezra brachte die Teller weg und wie am Abend zuvor tat er sein Essen in den Müll. Hungrig, niedergeschlagen, voller Schmerzen und unglücklich fiel er wenig später in einen tiefen Schlaf.
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Die Tage danach waren für Ezra miserabel. Nicht nur, dass sein Arm noch immer weh tat und es ganz so aussah, als ob er sich den verstaucht hatte. Und dieser im Übrigen eine bläuliche bis grüne Färbung angenommen hatte, die man dank seiner Kleidung nicht sah. Ezra hatte sich im Frachtraum der Ghost verkrochen wie so oft in den letzten Tagen, um etwas Ruhe zu finden und seine Gedanken zu beruhigen. Er kauerte in einer Ecke und versuchte einfach unsichtbar zu sein. Oder mehr seinen Arm ruhig zu halten, der einfach nicht aufhörte weh zu tun. An diesem Tag war es ruhig auf der Ghost und Kanan war mit Sabine und Zeb auf Heras Geheiß in die Stadt losgezogen, um Besorgungen zu erledigen. Ezra hatte seinen Dienst bereits für heute erledigt und so musste er nur Hera aus dem Weg gehen, was nicht schwer war. Und Chopper scherte sich ohnehin nicht, ob er da war oder nicht.
Ezra seufzte und dachte wie so oft in den letzten Tagen über seine Entscheidung an Bord der Ghost zu kommen nach. War es die richtige Wahl gewesen? Natürlich hatte er hier ein warmes Bett und musste sich nicht um so etwas wie Kälte oder Hunger kümmern, na ja beim Letzteren war es sein eigener Entschluss nicht mehr Heras Portionen anzunehmen, sondern sich mit einem Rationsriegel am Tag zu begnügen. Aber hier musste er nicht stehlen, um sich versorgen zu können und er war nicht mehr allein. Wobei...wenn er über alles nachdachte, dann wäre ihm das vielleicht sogar wieder lieber. Alles war besser, als dieses permanente Gefühl, dass sie ihn nicht mochten, dass sie ihn gar nicht wollten. Das er nichts weiter als eine Platzverschwendung war und eine Last für die anderen. Aber so sehr Ezra versuchte es zu verdrängen, es ging einfach nicht weg. Diese Gefühle waren immer da und ließen sein Herz nur noch sehr viel schwerer werden.
„Vielleicht...sollte ich einfach gehen. Sie werden mich so oder so rausschmeißen...", murmelte Ezra leise und horchte auf, als er Geräusche von der Rampe hörte. Schritte und Stimmen. Offenbar waren die anderen drei Spectres zurück. Ezra wollte die Leiter raufklettern und schnell verschwinden, aber dann fiel ihm ein, dass er vermutlich nicht schnell hoch genug mit seinem Arm sein würde und ihnen dann vermutlich garantiert begegnen würde. Etwas, was er auf gar keinen Fall wollte. Also tat er das Nächstbeste.
Ezra haderte nicht lange und versteckte sich in einen der oberen Lüftungsschächte. Er machte gerade die Klappe rechtzeitig zu, als Kanan, Sabine und Zeb den Frachtraum betraten.
...und sie schienen in bester Stimmung zu sein.
„So lobe ich mir doch einen Einkauf. Die Liste abgehakt und das meiste mit verhandelbaren Preisen. Hera wird zufrieden sein."
„Das waren ein paar echt gute Anlaufstellen."
Sabine stellte eine Kiste ab.
„Woher hattest du die, Kanan?"
„Von Hera. Ezra hat ihr wohl den ein oder anderen Tipp gegeben. Der Junge kennt sich wirklich aus."
Kurz flammte ein Licht in Ezra auf und er lächelte etwas. Es war sicherlich nicht so gemeint, aber das war das erste nette Wort, was er von Kanan über sich gehört hatte. Vielleicht konnte er ihn doch leiden.
Zeb schnaubte.
„Der Kleine ist ein Straßenkind, was erwartest du? Die wissen doch sofort wo es gutes Zeug gibt. Da ist er ja mal zu etwas gut."
Ezras Lächeln fiel sofort wieder. Er sah wie Sabine ihren Helm abnahm.
„Ach komm, Zeb. Er ist nur ein Kind, was erwartest du? Er war vermutlich lange Zeit allein."
Mitleid. Deutlicher hätte er es aus Sabines Stimme nicht hören können. Sie bemitleidete ihn. Fertig.
Nur was dann folgte hatte Ezra nicht kommen gesehen. Sabine drehte sich zu Kanan um.
„Sag mal ich will dir nicht zu nahetreten, aber irgendwie hat Zeb Recht. Wolltest du ihn nicht trainieren oder so?"
Ezra hielt den Atem an. Kanan seufzte und sah sie nicht an.
„Es ist...kompliziert. Und etwas, was schwer zu verstehen ist. Ich..."
Er brach ab, schüttelte den Kopf und ging zur Leiter.
„Ihr packt die Sachen weg, ich gehe unserem Captain berichten. Dafür wird sie bestimmt heute Abend kochen."
Damit war das Thema offenbar schon für ihn beendet. Zeb grinste.
„Na endlich mal gute Nachrichten, das haben wir uns auch verdient."
Sabine blickte nur skeptisch drein, aber sagte nichts. Kanan verschwand nach oben, während die Mandalorianerin und der Lasat die Besorgungen wegpackten und verstauten. Zeb nahm eine Kiste, die für die Küche gedacht war und schnaubte.
„Na das war ja eindeutig."
„Du kennst ihn doch. Kanan war noch nie besonders offen."
Sabine tat ihren Helm unter den Arm.
„Aber komisch ist es schon. Ich meine wieso ist Ezra sonst hier?"
„Er hätte in seinem rostigen Turm bleiben sollen, das wäre besser gewesen."
Sabine seufzte leicht genervt.
„Er hätte uns auch hier mal helfen können."
„Wahrscheinlich lungert er irgendwo rum und drückt sich vor allem."
Sabine schnaubte.
„Na toll."
Zeb grinste und stieg nach ihr die Leiter hoch.
„Weißt du mir fällt gerade etwas ein wie wir den Kleinen aufmischen können."
Ezra sah es nicht mehr, aber konnte Sabines Grinsen deutlich hören.
„Lass mal hören."
Als die Tür des Gemeinschaftsraumes hinter ihnen zugefahren war, kletterte Ezra wieder aus dem Schacht und setzte sich erneut auf seinen Platz in der Ecke. Seine Kehle war wie zugeschnürt nach den Worten. Da. Er hatte es schwarz auf weiß. Zeb wollte lieber, dass er weg war. Kanan wich jedem Gespräch über ihn aus und betitelte ihn als kompliziert und Sabine empfand nur Mitleid mit ihm. Und zur Krönung würde er sich auch noch von den Machenschaften des Lasats in Acht nehmen müssen.
Ezra schluckte und konnte nicht verhindern, dass eine einzelne Träne über seine Wange rollte. Und diese war nicht ausgelöst durch den Schmerz von seinem Arm.
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Ezra war auf alles vorbereitet gewesen, hatte sich gegen jeden Streich, der ihm eingefallen war gegen Zeb gewappnet. Er hatte alles erwartet.
Das ihm sein eigener Körper einen Strich durch die Rechnung machte, hatte er nicht erwartet. Ezra war am Abend nicht zum Abendessen aufgetaucht, blieb versteckt und war niemanden mehr begegnet. Er war in den Lüftungsschächten geblieben, solange bis die anderen alle in ihre Räume einkehrt waren. Da seine Schmerzen fast unerträglich geworden waren hatte Ezra sich nur ein kleines Schmerzmittel gegönnt. Eines, was überhaupt nicht auffallen würde, denn mit seinem Arm, der vor Schmerzen geradezu pochte, konnte er nicht ein Auge zu tun. Und bevor er noch die Augen ganz zugeschlossen hatte in seiner Koje, war er eingeschlafen. Tief und fest. Für diese Nacht waren seine Instinkte von der Straße wie ausgeschaltet und nichts konnte ihn wecken. Absolut nichts.
Und das war perfekt für Zeb und Chopper.
Ezra war vieles beim Aufwachen gewöhnt, wirklich vieles, aber nicht, dass er mit einer Loth – Katze kuschelte. Schläfrig gähnte er und kraulte die Katze am Kopf, die fröhlich miaute. Ezra lächelte etwas und seufzte ruhig. Endlich mal eine Nacht, ohne von Zebs Schnarchen aufgeweckt zu werden. Auch wenn seine Koje sich nicht so weich wie sonst anfühlte.
Ezra blinzelte leicht. Die Koje fühlte sich überhaupt nicht wie eine Koje an. Sie war etwas steinig und ein paar Grashalme kitzelten ihm im Gesicht.
Moment...Gras?!
Ezra schreckte auf, wobei die Loth – Katze wegsprang und kurz fauchte. Das hatte ihr überhaupt nicht gefallen, aber darauf hätte Ezra nicht weniger Wert legen können. Denn was er sah ließ ihn an seinem Verstand zweifeln und er hoffte nur instinktiv das das ein Traum war. Er...er war doch auf der Ghost in seiner Koje eingeschlafen...oder nicht?
Die Felsen um ihn und der vertraute Himmel Lothals ließen ihn anders glauben. Ezra stöhnte auf, als er seinen Arm bewegte. Ja, er war definitiv wach. Nur...wo war dann die Ghost?!
Er sprang auf und sah sich um, konnte es überhaupt nicht mit seinen Erinnerungen vereinbaren. Er war in der Ghost, in seiner Koje eingeschlafen... war er schlafgewandelt? Hatte er noch einen Nachtspaziergang gemacht und war dann draußen geblieben? Nein, daran erinnerte er sich nicht. Aber was war dann passiert?!
Ezra tigerte umher, aber er konnte das Schiff nirgendswo entdecken. Ein Gedanke drängte sich in ihm auf, den er nur schwer zurückhalten konnte.
„Kanan? Hera?"
Keine Antwort.
„Sabine? Chopper?"
Nichts.
Ezra wusste es würde nichts bringen, also versuchte er es trotzdem.
„Zeb?"
Niemand antwortete ihm.
Ezra fühlte wie ihm ganz kalt wurde und er schluckte tief. Konnte...konnte es sein, dass sie ihn einfach hier abgesetzt hatten? Ohne seinen Rucksack? Ohne ein Wort? Das sie alle der Meinung waren, dass er dort keinen Platz hatte? Das er buchstäblich wieder da war, wo er hingehörte? Auf die Straße? Allein?
Panik ergriff sein Herz und er sah sich um, wollte diesen Gedanken mit aller Kraft verdrängen. Er lief los, an den Felsen vorbei. Wo war er? Kannte er diese Gegend? Würde er von hier aus zu seinem Turm zurückfinden?
Ezras Gedanken überschlugen sich und er war kurz davor die völlige Panik zu bekommen, als er die Ghost nicht weit von sich entdeckte. Sie war die ganze Zeit hinter dem großen Felsen geparkt gewesen, wo sie gestern auch...
Ein völliger Moment der Klarheit ergriff Ezra, als er Zeb auf der Rampe stehen sah zusammen mit Chopper. Und beide bekamen sich offenbar kaum noch vor Lachen ein.
„Das...das war ein Volltreffer, Chopper!"
Der Droide drehte seine Haube und piepte amüsiert. Ezra ballte seine Hände zu Fäusten so gut wie es mit seinem verletzten Arm ging und ging auf sie zu.
Zeb lachte noch immer mit Chopper.
„Da bist du ja endlich, Kleiner. Hast du dich verlaufen?", fragte er mit Hohn und Spott in der Stimme. Ezra hätte sich in diesem Moment auf Zeb gestürzt, wenn nicht Hera aus dem Frachtraum gekommen wäre. Und sie sah alles, aber nicht glücklich aus.
„Wo bist du gewesen?!"
Ezra knurrte praktisch.
„Zeb hat mich draußen ausgesetzt! Ich bin vorhin wach geworden, und zwar hinter der Felsengruppe dort!"
Ezra deutete auf die Felsen. Der Lasat grinste noch immer.
„Ach komm, kid. Das war doch echt ein Brüller."
Chopper lachte und Hera sah zu ihm. Ihr Blick verfinsterte sich.
„Moment mal du wusstest davon?"
Sein amüsiertes Piepen bestätigte dies.
„Oh ja super witzig", knurrte Ezra und sah finster zu Zeb.
„Hast du mich mitten in der Nacht rausgebracht, oder was?!"
„Chopper hat geholfen. Du hast ja echt ganz schön lange geschlafen."
„Du..."
Hera hob eine Hand.
„Schluss damit. Zeb, darüber reden wir später. Wir haben dafür jetzt keine Zeit. Ezra, gehe nach oben. Sabine wird dich in die Mission einweisen."
Sie wollte eine Hand auf seine Schulter legen, doch Ezra schlug ihre Hand einfach weg.
„Fasse mich nicht an", fauchte er und ging ohne ein weiteres Wort ins Schiff, wo Kanan ihm entgegenkam.
„Hey, kid. Wo hast du dich denn rumgetrieben?"
Ezra sagte nichts, sondern verschwand nur schnell nach oben. Niemand sollte seine Tränen sehen.
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Wie zu erwarten war die anschließende Mission...katastrophal. Ezra war alles aber nicht bei der Sache, er war unkonzentriert, verfehlte Schüsse mit seiner Schleuder und traf ausversehen Kanan. Zudem wäre er selbst fast erschossen worden, weil er nicht reagiert hatte.
Das Donnerwetter danach folgte prompt.
„Kannst du uns mal erklären, was das gerade war?!"
Sie waren alle im Frachtraum versammelt. Die Güter, die sie ergattert hatten, hinter ihnen. Es waren drei Kisten. Drei und das von zehn.
Sabine schnaubte.
„Reife Leistung, kid! Wir hatten zehn Kisten zu besorgen und dank dir haben wir nur drei!"
Ezra schluckte und unterdrückte ein Stöhnen. Sein Arm machte ihm wieder zu schaffen.
„Es..es tut mir Leid."
„Du hast dich absolut nicht konzentriert und warst mit deinem Kopf in den Wolken!", fuhr Kanan ihn an. Selbst Hera sah Ezra mit einem Gemisch aus Wut und Enttäuschung an.
„Ezra, wir brauchen dich konzentriert und nicht mit deinen Gedanken woanders! Was war denn nur los mit dir?"
„Ich.."
Zeb schnaubte.
„Ich habe gleich gesagt, dass er uns keine Hilfe ist!"
Hera sah ihn an und verengte die Augen.
„Zeb!"
„Ist doch wahr, wir sind doch keine Babysitter. So behindert er uns doch nur!"
„Garazeb Orrellios!"
„Kanan will ihn nicht mal unterrichten, also was macht er hier?!"
Nun war es Kanan, der Zeb ernst ansah.
„Zeb."
Ezra spürte wie auch das letzte intakte Stück seines Herzens zerschmetterte. Da, da hatte er es. Kanan wollte ihn gar nicht trainieren, er hatte es gar nicht mehr vor. Es war alles eine Lüge gewesen. Niemand hatte ihn hier gewollt, niemand mochte ihn. Er war für sie nur eine Last und das von Anfang an. Sie hatten ihm nie auch nur eine Chance gegeben und hatten ihn behandelt wie die Leute auf der Straße. Nein. Schlimmer. Denn das waren meist Fremde. Und diese Crew, er hatte wirklich gedacht...
Enttäuschung und Wut flammte in ihm auf, gepaart mit Traurigkeit und Verzweiflung.
„Wisst ihr was mir reicht es!"
Mit diesen Worten erhaschte er die Aufmerksamkeit der anderen, die ihre „Unterhaltung" nun unterbrachen.
Hera verengte die Augen.
„Ezra Bridger, wie redest du..?"
Doch auch davon ließ sich Ezra nicht unterkriegen. Nein. Denn er hatte genug.
„Ich rede so wie ich will und ich habe so was von genug! Genug von euch allen! Ich lasse mich nicht länger als der letzte Dreck behandeln und mich mit leeren Versprechungen hinhalten!"
Sabine verdrehte die Augen.
„Kid, komm mal.."
„Halte einfach die Klappe, Sabine! Und mein Name ist Ezra, klar?! EZRA!"
Der Padawan schnaubte vor Wut.
„Ihr redet davon, dass ihr den Leuten helfen wollt, dass ihr eine Veränderung machen wollt! Dabei seid ihr nicht besser als das Imperium!"
Kanan schnappte nach Luft.
„Ezra, jetzt höre.."
„Nein! Nein, ich habe einfach keinen Bedarf mehr daran weiter von euch verspottet zu werden! Oder als Spaß draußen ausgesetzt, verletzt und verhöhnt zu werden! Mein Leben war schon schlimm genug, aber ihr...ihr habt es echt noch geschafft es schlimmer zu machen!"
Er lachte auf, aber das voller Trauer und Sarkasmus.
„Ich hasse euch! Ich hasse mich, dass ich wirklich gedacht habe..."
Ezra schnaubte und schmiss Hera den Komlink vor die Füße.
„Ich verschwinde! Ich hätte niemals auf dieses verdammte Schiff kommen sollen!"
Er drehte sich um und wollte gehen, doch Hera fasste nach seinem Handgelenk.
„Ezra, warte! Bitte, wir können doch über alles..."
Schwindel kam in Ezra auf und er entzog der Twi'lek sein Handgelenk.
„Ich will nichts mehr hören! Ich habe genug von euch!"
Er drehte sich um und wandte sich zur Leiter, kletterte sie hoch. Er hörte Kanan seufzen und hörte Schritte.
„Ezra, ich muss dir.."
Es kam alles auf einmal. Ein ohrenbetäubendes Piepen hallte in Ezras Ohren wieder und er blinzelte, wusste nicht was er tun sollte. Alles verschwamm vor seinen Augen und er merkte nur am Rande wie sein Griff an der Leiter locker wurde. Er vernahm noch wie er zu zittern begann und die Kontrolle über seinen Körper verlor. Selbst der Schmerz von seinem Arm rückte in den Hintergrund und er verlor den Halt. Die Rufe der anderen vernahm er nicht mehr, als er das Bewusstsein verlor und sich der Dunkelheit ergab.
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Die Schuld und Reue in der Crew war nicht auszudrücken, als sie in der Krankenstation waren und Hera Worte über Ezras Befund verklungen waren. Sie umklammerte den Scanner praktisch und ihre Lekku bewegten sich aufgebracht. Ezra selbst lag in einem der Betten, hatte eine Atemmaske auf dem Gesicht. Er war nicht bei Bewusstsein und kreidebleich. Hera schluckte und konnte nicht glauben...was sie auf dem Scanner gelesen hatte. Kanan stand da wie angewurzelt und wusste einfach nicht...wie das so eskaliert war. Wie es soweit hatte kommen können.
„Was...was hast du gerade gesagt?"
Hera schluckte und sah auf.
„Sein...sein Arm ist gebrochen. Und....und er ist nicht nur völlig unterernährt, sondern weist auch Spuren von Mangelernährung auf. Seine...seine Werte sind katastrophal! Noch...noch schlimmer, als ich ihn das erste Mal durchgecheckt habe kurz nachdem er an Bord gekommen ist."
Man musste bei Hera die Fassungslosigkeit nicht vermuten. Nein, man sah ihr die mehr als deutlich an. Kanan schluckte.
„Aber...aber wie ist das möglich? Ein gebrochener Arm...das hätten wir doch bemerkt, wenn er sich auf einer Mission verletzt hätte. Und...ich dachte du wolltest dich um seine Ernährung kümmern. Wie kann es noch schlimmer sein, als am Tag wo er zu uns gekommen ist?"
Hera wusste nicht mehr was sie denken sollte. Sie legte den Scanner zur Seite und tat ihre Hände an ihre Stirn.
„Ich...ich weiß es nicht. Ich habe doch immer dafür gesorgt, dass für ihn etwas bereitsteht und Ezra weiß, dass er sich jederzeit bedienen kann. Ich habe mich doch sogar noch mit Appetitanregern beschäftigt und Vitaminpulver. Ich weiß genau das ich immer die richtige Menge benutzt habe."
„Ja anscheinend hast du es nicht", erwiderte Kanan.
„Hera, unser Ziel war es ihn aufzupäppeln, nicht ihn noch untergewichtiger zu machen."
„Ich verstehe das nicht. Ich habe mich doch an alles gehalten und seine Mahlzeiten waren auch jedes Mal weg."
Chopper piepte leise und Hera fuhr zu ihm herum.
„Bitte was?! Wieso hast du mir das nicht schon früher gesagt?"
Kanan hob eine Braue.
„Hera?"
Die Twi'lek machte eine Geste.
„Chopper hat mehrmals beobachtet wie Ezra sein Essen nicht angerührt und meistens in den Müll geschmissen hat. Aber wieso sollte er das tun? Er hat auf der Straße gelebt, da kommt man nicht mal auf den Gedanken sein Essen wegzugeben, geschweige denn wegzuschmeißen."
Sabine und Zeb schluckten beide und sahen sich an. Die Mandalorianerin war etwas errötet und legte eine Hand vor ihre Stirn.
„Ach du..."
„Karabast", murmelte Zeb und rieb sich beschämt den Nacken. Kanan blickte sie verwirrt an bis er ihre Gefühle spürte. Scham, Reue und Furcht waren die Empfindungen, die ihm regelrecht entgegenkamen. Hera verschränkte die Arme.
„Sagt bloß ihr wisst mehr darüber?"
Sabine seufzte und man sah ganz klar, dass sie sich ziemlich unwohl fühlte.
„Es war wirklich nur Spaß. Wir haben das nicht ernst gemeint."
„Was nicht ernst gemeint?", hakte Kanan nach.
„Wir haben ihn aufgezogen, also Zeb und ich. Das Hera ihm immer extra Essen bereitstellt. Wir haben ihn nur etwas auf den Arm genommen."
Heras Blick sagte alles aus.
„Was habt ihr beide zu ihm gesagt?"
Sabine rieb sich den Arm.
„Na ja, wir haben ihn etwas aufgezogen, weil er so dürr ist. Er wollte mich irgendwie wieder beeindrucken und...Zeb und ich haben uns darüber lustig gemacht, dass kein Mädchen so ein dünnes Skelett wie er es ist mögen könnte."
Sie stieß den Lasat an, der schluckte und darauf bedacht war Kanan und Hera nicht in die Augen zu sehen.
„Kann sein, dass wir ihn etwas geärgert haben. Wir haben ihm gesagt, dass es Hera nicht freuen würde, wenn er nicht mehr in die Lüftungsschächte passt. Wir haben ihn einfach etwas auf den Arm genommen, mehr nicht."
Kanan blinzelte und sah beide vollkommen entgeistert an.
„Ihr habt was?!"
Sein lauter Ausruf brachte Ezra dazu sich zu bewegen. Hera schluckte.
„Ich kümmere mich jetzt um Ezra und gebe ihm etwas, damit er eine Weile zur Ruhe kommt. Kanan, du gehst mit Spectre – 4 und 5 in den Gemeinschaftsraum, ich komme sofort nach."
Die genannten Spectres zuckten etwas zusammen. Sie hatten keine Ahnung, was eine wütende Hera mit ihnen anstellen würde. Wenn sie sie schon mit ihren Codenamen betitelte...
Kanan nickte mit steinerner Miene und geleitete die Mandalorianerin und den Lasat aus dem Raum. Hera seufzte und blickte zu Ezra. Die Werte und dann Sabine und Zebs Aussagen ließen nur einen Verdacht zu. Und es brach Hera regelrecht das Herz.
„Oh, Ezra..."
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So eine gepresste Stimmung war im Gemeinschaftsraum der Ghost und vor allem bei Besprechungen, die keine Missionen enthielten, eher selten vorgekommen. Jedenfalls konnte sich Kanan nicht erinnern, wann zuletzt so eine angespannte und zugleich sehr brodelnde Stimmung geherrscht hatte. Zeb saß auf seinem Stuhl, Sabine auf der Couch und hatte die Arme verschränkt. Kanan bevorzugte es zu stehen wie auch Hera, die sich neben ihm befand. Chopper hatte sich in die Ecke gestellt und wagte es nicht sich bei Heras Blick zu beschweren. Die Twi'lek hatte die Arme verschränkt, wie Kanan auch. Und die Blicke der beiden Anführer verrieten alles, aber nichts Gutes.
Sabine schluckte und fühlte sich von den Blicken bedroht.
„Was wird das?"
Heras Blick wurde schärfer.
„Das frage ich euch", zischte sie förmlich.
„Was in Ryloths Namen habt ihr euch dabei gedacht?!"
Sabine rieb sich den Arm.
„Na ja wir...haben ihn nur etwas geärgert. Wirklich."
Kanan sah sie verständnislos an.
„Geärgert? Sabine, ihr habt ihn wegen seines Aussehens gehänselt. Für etwas, wozu er überhaupt nichts kann. Ezra ist auf der Straße großgeworden und ihr hänselt ihn dafür, dass er so mager und dürr ist?"
Zeb schnaubte.
„Es war nur Spaß."
„Spaß?", wiederholte Hera und ihre Augen verengten sich.
„Dieser Junge ist krank und ihr habt nichts Besseres zu tun, als ihn deswegen zu ärgern?"
„Krank?"
„Ezra war bereits untergewichtig, als er zu uns kam. Und seine Werte waren miserabel. Durch euren „Spaß" habt ihr das Ganze verschlimmert! Ezras Werte sind nun katastrophal und er ist magerer als zuvor! Ihr habt einem untergewichtigen Jungen, der Jahre lang auf der Straße gelebt hat und endlich Zugang zu regelmäßigen Mahlzeiten hat praktisch gesagt, dass er nicht zunehmen darf!"
Zeb rieb sich den Nacken.
„Na ja eigentlich nur, dass du nicht erfreut.."
„Das kommt auf dasselbe heraus, Zeb! Ezra hat die ganzen Jahre allein gelebt und jetzt ist es das erste Mal seit einer langen Zeit wie ich denke, dass er Leute um sich hat. Das es Personen gibt, die sich um ihn kümmern, die ihn um sich haben wollen. Er ist furchtbar verunsichert seitdem er zu uns gekommen ist und überfordert mit allem, was völlig normal ist! Und dann sagt ihr ihm praktisch, dass er so krankhaft dürr bleiben soll, damit er für uns durch die Lüftungsschächte klettert!", polterte Hera los.
„Das haben wir nicht, es ist doch nicht unsere Schuld, dass er sein Essen weggeschmissen hat und sich so zugerichtet hat!", wandte Sabine aufgebracht ein. Kanan sah sie an.
„Doch ist es, Sabine. Er hat eure Neckerei nicht als solche aufgefasst und eure Worte ernst genommen. Dadurch hat er angefangen zu hungern was jetzt zu seinem Zusammenbruch geführt hat."
Hera schnaubte.
„Auch wenn es nur ein Scherz sein sollte, ihr habt darüber nachzudenken was ihr zu ihm sagt. Ezra vertraut uns noch nicht wirklich und denkt vermutlich, dass wir ihn in jedem Moment wieder loswerden können. Er ist verunsichert, natürlich nimmt er sich von euren Worten etwas an."
Es war kaum noch möglich, aber plötzlich sahen Zeb und Sabine....noch viel schuldiger aus. Letztere rieb sich den Arm.
„Hera..."
„Was? Habt ihr ihn noch mehr mit diesem Thema geärgert?"
Zeb schüttelte den Kopf.
„Nicht direkt, aber..."
Kanan brauchte nicht die Macht, um zu sehen wie schuldig und reuevoll die beiden waren. Da war noch mehr, dass lag auf der Hand.
„Zeb, Sabine. Was habt ihr getan?"
Die beiden sahen sich an und was dann folgte war ein Geständnis von beiden wie es Hera und auch Kanan noch nie erlebt hatten. Sabine erzählte davon wie sie Ezra ignoriert hatte und oft abblitzen ließ, wie sie ihn Straßenratte genannt hatte und auch sonst nicht besonders freundlich zu ihm war. Zeb dagegen erzählte kleinlaut von ihrem Putzdienst der Phantom, wie Ezra gefallen war und sich da offenbar etwas getan hatte, aber sofort wieder auf den Beinen war, seine Worte ihm gegenüber, sein sonst nicht so nettes Verhalten und schließlich von seinem und Choppers Streich, wovon Sabine gewusst hatte. Das sie Ezra aus seiner Koje genommen und ihn einfach nach draußen gelegt hatten, zwischen den Felsen im Gras.
Als sie geendet hatten, war es still. Denn weder Kanan, noch Hera fanden da ihre Worte für. Oder mehr Hera fand sie, Kanan schwieg.
„Das glaube ich jetzt einfach nicht. Ihr beide...ihr..."
Sie holte tief Luft und man erkannte an der Sprache ihrer Lekku, dass sie alles andere als beruhigt war. Nein, sie war das absolute Gegenteil davon. Mit einer Mischung aus Enttäuschung und Missbilligung blickte sie ihre beiden Spectres an.
„Um ehrlich zu sein weiß ich gar nicht, was ich sagen soll. Das ich zutiefst schockiert bin wäre vielleicht ein Anfang. So etwas hätte ich niemals von euch beiden gedacht."
Entgegen ihres normalen Verhaltens und vor allem ihrer mandalorianischen Wurzeln, konnte Sabine nicht den Blick vom Boden heben. Sie hatte ihre Hände weiterhin verschränkt, aber sonst jegliche Verteidigung aufgegeben. Sie fühlte sich miserabel.
Zeb dagegen war nicht anders. Er hatte den Kopf gesenkt und wagte es ebenfalls nicht einen der beiden anzublicken. Einer seiner Pranken befand sich auf seinem Nacken, den er nach wie vor verlegen rieb. Diese ganze Situation war ihm mehr als unangenehm und er bereute seine Taten und Worten wirklich.
Sie beiden taten das. Denn für sie waren es wirklich nur harmlose Scherze gewesen. Gut auf Ezras Kosten, aber...
Hera fuhr unbeirrt fort.
„Das ihr beide oder mehr ihr drei..."
Sie warf einen Seitenblick auf Chopper, der ganz still war.
„...mal gerne Unsinn fabriziert und euch ärgert ist nichts Neues. Auch das ihr Spaß habt und euch etwas auslebt, da hat niemand von uns etwas gegen. Aber was ihr mit Ezra gemacht macht ist einfach etwas, was jeglichen Rahmen sprengt. Auch wenn ihr meint ihn nur geärgert zu haben und dass es für euch alles nur Spaß war...für ihn war es das nicht. Und eure Späße sind definitiv zu weit gegangen."
Sabine blickte auf.
„Aber es war wirklich nur Spaß, Hera. Wir haben ihn nur aufziehen..."
Kanan unterbrach sie und das mit einem so ernsten Ton wie sie es selten bei ihm vernommen hatten.
„Sabine, ihr habt ihn nicht einfach nur aufgezogen. Ihr habt Ezra wegen seinem Aussehen gehänselt, ihn beleidigt und ihm einen mentalen Schlag nach dem anderen verpasst. Ihr habt ihn verspottet, ihn ausgelacht und verhöhnt. Ihr habt einen von uns gemobbt."
Wieder war es Sabine, die dagegenreden wollte.
„Was?! Nein, das haben wir nicht!"
„Eure Neckereien, wenn man das überhaupt so nennen darf sind zu weit gegangen und ihr habt Ezra wirklich verletzt. Und zwar so sehr, dass er von uns wegwill."
Zeb schluckte.
„Karabast wir wollten doch nicht..."
„Was habt ihr euch dabei gedacht? Wieso habt ihr euch nicht versucht mit ihm anzufreunden so wie es eigentlich hätte der Fall sein sollen?", sprach Hera. Sabine gestikulierte etwas.
„Haben wir ja, aber wenn er so reagiert..."
Kanan blinzelte.
„Sabine, was hast du denn erwartet? Das Ezra sofort kontaktfreudig ist und uns alles anvertraut? Er hat die letzten Jahre auf der Straße gelebt, allein."
„Du, im Übrigen hast es auch nicht getan. Es hat Monate gedauert bis du uns etwas vertraut hast, geschweige denn dich mit uns wohlgefühlt hast. Willst du das ernsthaft jetzt Ezra vorwerfen, obwohl du nicht besser warst?", fragte Hera die Mandalorianerin direkt. Diese schüttelte den Kopf.
„Nein, aber..."
Sie biss sich auf die Unterlippe.
„Ich weiß doch auch nicht. Wir dachten, dass es vielleicht etwas das Eis lockert und...Wir wollten ihn doch nie verletzen. Wirklich nicht."
„Er war die ganze Zeit so komisch und wir wollten einfach....Karabast wir haben dagegen gestimmt, dass wir für ihn zurückgehen und da..."
Kanan und Hera wechselten einen Blick.
„Ihr fühlt euch schuldig deswegen und versucht diesen Umstand...zu überspielen, indem ihr Ezra ärgert und verletzt?"
Sabine schüttelte den Kopf.
„Nein, wir wollten ihn nie verletzen. Nur damit er etwas...."
Sie schnaubte und gestikulierte.
„Keine Ahnung lockerer wird? Aufhört bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit mir zu flirten? Das kann ziemlich nervig sein."
Hera sah sie an.
„So wie ich das mitbekommen habe hat er einfach nur versucht nett zu dir zu sein und hat seine Vorsicht und seine Unsicherheit versucht zu verstecken. Ich glaube du hast ihm nicht mal eine Chance gegeben, dass er sich mit dir anfreundet."
„Ich bin nicht so gut in etwas!", gab Sabine halb verzweifelt, halb voller Wut auf sich zurück. Zeb seufzte.
„Ich war auch nicht oft nett zu dem Kleinen, ich gebe es ja zu. Ich habe auch einige Dinge gesagt...die ich nicht so gemeint habe. Es tut mir leid."
„Mir auch", murmelte Sabine kleinlaut. Hera schüttelte den Kopf.
„Bei uns müsst ihr euch nicht entschuldigen, sondern bei Ezra. Und ich erwarte, vorausgesetzt dass er eure Entschuldigung annimmt, dass ab jetzt ein anderer Wind weht und ihr darüber nachdenkt was ihr zu wem sagt. So etwas kann schneller ausarten, als ihr denkt."
Kanan nickte.
„Es ist nicht falsch sich gegenseitig zu necken, aber achtet bitte in Zukunft darauf, dass ihr nicht zu weit geht. Und seid einfach etwas netter und aufgeschlossener zu Ezra, dann wird er es sicherlich auch zu euch sein. Was passiert ist, ist passiert und er ist hier, ihr braucht euch nicht darüber schuldig zu fühlen. Macht es jetzt einfach besser als zuvor."
„Was nicht bedeutet, dass ihr so einfach davonkommt. Ihr beide übernimmt Ezras gesamte Aufgaben bis er wieder gesund und sein Arm verheilt ist. Und Zeb, du wirst ihm mit allem Möglichen helfen in der Zeit. Die Aktion von heute Morgen war wirklich daneben."
Zeb seufzte und nickte.
„In Ordnung, ich verstehe es ja."
Sabine nickte ebenfalls.
„Ich auch. Ich werde ihm auch helfen. Vielleicht würde es ihm gefallen, wenn ich ihm ein paar von meinen Zeichnungen zeige?"
Kanan lächelte und nickte.
„Das hört sich doch gut an."
„Na ja ich könnte ihm in den nächsten Tagen etwas Gesellschaft leisten, solange er im Bett ist", fing auch Zeb zögerlich an.
„Allein in der Krankenstation ist ziemlich langweilig."
Chopper piepte und schlug vor Ezra ein paar Holos zu zeigen. Kanan und Hera sahen sich zufrieden an.
„Das klingt doch alles schon viel besser, ich bin mir sicher, dass wird ihm gefallen", meinte die Twi'lek und war vorerst besänftigt. Wieso denn nicht gleich so?
„Und was die Sache mit Ezras Ernährung angeht..."
Sabine stand auf und machte eine Geste.
„Wir werden kein Wort mehr darüber sagen, wirklich. Ich...ich will nicht noch einmal sehen wie er einfach zusammenklappt", sagte sie leise. Zeb drückte ihre Schulter.
„Das wollen wir beide nicht. Wir werden euch nicht mehr dazwischenfunken und euch helfen, wenn wir können. Der Kleine ist wirklich viel zu dürr.."
Kanan nickte zufrieden.
„Dann wäre das auch geklärt. Aber da wäre noch eine Sache.."
Nervös sahen sich Sabine und Zeb an. Was denn noch? Hera verschränkte die Arme.
„Wovon sprichst du, Love?"
Der Jedi seufzte.
„Von mir. Ich kann Ezra nicht mehr länger aus dem Weg gehen und mich verstecken. Ich muss...mit ihm sprechen und einiges klären. Es wird Zeit, dass ich meine Worte mir selbst zu Herzen nehme und es ebenfalls besser machen. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass der Kleine...das Ezra so denkt. Es wird Zeit, dass ich zu meinem Wort stehe und ihn anfange zu trainieren."
Was er nicht aussprach war die Befürchtung, dass Ezra sie sonst wirklich verlassen würde, wenn er es nicht tun würde. Und auch wenn er es nach wie vor versuchte zu leugnen...der Junge mit den großen blauen Augen befand sich schon längst in seinem Herzen.
Hera lächelte erleichtert und drückte seinen Arm.
„Na dann ist ja wirklich alles geklärt."
Er konnte in ihren Augen sehen wie erleichtert und erfreut sie war, dass er sich endlich dazu durchgerungen hatte.
„Wir warten bis er aufgewacht ist, dann könnt ihr mit ihm reden."
Kanan atmete aus und nickte.
„In Ordnung."
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Ziemlich benebelt und kraftlos fühlte sich Ezra, als er langsam aus seinem Schlaf erwachte. Eine ungewohnte Stille empfing ihn und er fragte sich, wo er war oder mehr was passiert war. Nur langsam kamen die Erinnerungen in sein Gedächtnis zurück und er blinzelte etwas, hatte das Gefühl kaum die Augen aufmachen zu können. Glücklicherweise war das schrille Piepen in seinen Ohren abgeklungen und ihm war auch nicht mehr so schwindelig. Er atmete aus und bemerkte, dass er etwas auf dem Gesicht hatte. Ezra blinzelte erneut und langsam gewöhnten sich seine Augen an das gedämmerte Licht...der Krankenstation. Die Krankenstation...der Ghost. War er nicht gerade noch im Frachtraum gewesen? Wie war er hierhergekommen? Was..?
Die Maske wurde von seinem Kopf entfernt und Ezra spürte etwas Kaltes an seinen Lippen.
„Trink. Es wird dir guttuen."
Ezra tat wie ihm gesagt wurde und sein Blick schweifte langsam zur Seite, wo er den verschwommenen Anblick einer grünen Twi'lek erkennen konnte. Hera tat das Glas weg, nachdem Ezra fertig mit Trinken war und lächelte ihn an.
„Wie geht es dir? Fühlst du dich besser?"
Ezra sah sie an und blickte dann weg. Er wusste in dem Moment nicht sofort wieso, aber er hatte das Gefühl, dass er wegschauen musste. Langsam arbeitete sein Kopf etwas und Erinnerungen kamen in ihm auf. Von den letzten Tagen, von dem Morgen, von der Mission, von ihrem Streit...
Tränen bildeten sich in seinen Augen, doch er weigerte sich diesen nachzugeben. Er würde keine Schwäche zeigen, niemals.
Ezras Reaktion sich von ihr abzuwenden verletzte Hera, aber sie konnte es ihm nicht verübeln. Sie verstand ihn und es tat ihr in der Seele weh das der Junge so gelitten hatte – und dass innerhalb ihrer eigenen Crew. Sie schluckte und tat eine Hand auf Ezras Arm.
„Ich weiß, dass du vermutlich mit niemanden von uns reden willst und ich bin die Letzte, die dir das Übel nehmen würde. Und es tut mir so unglaublich leid, wie du gelitten hast und dass ich es erst jetzt aufgehalten habe. Das war alles aber kein Spaß, was Sabine, Zeb und Chopper mit dir gemacht haben. Ezra, ich wollte wirklich niemals, dass so etwas passiert. Das wollten wir alle nicht."
Ezra reagierte gar nicht. Hera seufzte.
„Sie haben ihre Fehler eingesehen und wollen sich bei dir entschuldigen. Und Kanan...möchte mit dir auch in Ruhe reden. Es gibt einiges, was du wissen solltest. Aber niemand von uns will dich verlieren, Ezra. Wir wollen nicht, dass du gehst."
Sie drückte seinen gesunden Arm.
„Wir wollen das du bei uns bleibst. Du gehörst zu uns. Und ab sofort wird sich einiges ändern, versprochen."
Ezra sagte noch immer nichts, wollte diese Worte nicht glauben. Hera biss sich auf die Unterlippe.
„Dürfen die anderen reinkommen und mit dir reden? Fühlst du dich fit genug dafür?"
Wieder keine Antwort.
„Bitte, Ezra. Du kannst uns alle hassen, ich weiß das wir es verdient haben. Ich hätte besser darauf achten und nach dir sehen sollen. Mir tut das alles so unglaublich leid. Wenn ich von all dem gewusst hätte, hätte ich nichts davon zugelassen. Wirklich."
Ezra biss sich auf die Unterlippe. Hera war die Einzige, die nett zu ihm gewesen war und die sich wenigstens etwas für ihn interessiert hatte. Allein deswegen war er ihr etwas schuldig. Er würde die Ghost verlassen, keine Frage. Aber vielleicht sollte er ihr diese Bitte gewähren.
„Dann...dann hole sie rein."
Seine Stimme war schwach und klang erbärmlich. Und er fühlte sich noch immer absolut gerädert und erschöpft. Hera lächelte etwas und strich über seinen Kopf, wozu Ezra sich zwang es nicht zu genießen. Dann stand die Twi'lek auf und kam wenige Sekunden später mit Zeb und Sabine zurück. Kanan war nicht bei ihnen, was die kleine verfluchte Hoffnung in Ezras Herz sofort sinken ließ. Hera sah ihn entschuldigend an.
„Kanan kommt, sobald ihr euch ausgesprochen habt. Er will mit dir allein reden."
Dann warf der „Chef" ihn also persönlich raus, was für eine Ehre...
Zeb und Sabine warfen sich nervöse Blicke zu und trauten sich gar nicht zu reden. Ezra brauchte nicht die Macht, um zu sehen wie angespannt und unsicher sie waren – nur fragte er sich wieso. Das waren sie nie gewesen, normalerweise kannte er das absolute Gegenteil von ihnen. Hera setzte sich wieder auf den Stuhl und sah abwartend aus, allerdings wusste Ezra nicht warum.
Schließlich brach es aus Sabine heraus.
„Ezra, es tut mir leid!"
Das schlechte Gewissen war ihr deutlich anzusehen und sie wusste gar nicht wohin sie genau schauen sollte. Ezra war von diesem plötzlichen Geständnis sehr überrascht.
„Was?"
„Ich wollte das nicht! Ich dachte nur...ich konnte doch nicht..."
Sabine war offenbar sehr aufgeregt.
„Das war doch alles nie so gemeint. Wir wollten doch nur..."
„Was Sabine versucht zu sagen ist..., dass es uns ziemlich leidtut, kid. Wir...wir haben gar nicht gemerkt was für einen Mist wir da angerichtet haben", erwiderte Zeb und rieb sich den Nacken.
„Wir haben es wirklich nur aus Spaß gemacht und gar nicht gemerkt...dass wir dich damit verletzt haben. Die Aktion von Chopper und mir dich nachts aus der Ghost zu befördern war nicht gut. Es tut mir leid. Und auch meine Worte...ich lag falsch, kid."
„Wir würden dich nie verletzen, Ezra. Wirklich. Das...das ist alles so furchtbar eskaliert...", erwiderte Sabine mit belegter Stimme und ihre Wangen wurden ganz rot.
„Das ist überhaupt nicht meine Art, so bin ich nicht. Ich...ich schäme mich so, dass ich so gemein und unfair zu dir war."
Zeb nickte.
„Wir hätten es besser wissen müssen und haben es einfach zu weit getrieben. Das wird nie wieder vorkommen."
Wie sollte es das auch, wenn ich sowieso raus bin, dachte Ezra. Doch die Geständnisse der beiden und ihre Entschuldigungen überraschten ihn sehr. So etwas...hatte er eher selten gehört. Eher gesagt noch nie.
Sabine schluckte.
„Auch...auch wenn du einen ganz anderen Eindruck hast...aber wir mögen dich, Ezra. Wir wollen wirklich gerne deine Freunde sein. Nur...sind wir das völlig falsch angegangen..."
Hera blickte zu Ezra.
„Was Sabine damit meint ist, dass die beiden immer noch ein schlechtes Gewissen haben...wegen dem was auf unserer ersten Mission zusammen passiert ist."
Sie sah zu Sabine und Zeb.
„Aber es ist an der Zeit das zu vergessen und nach Vorn zu schauen."
Ezra hätte am Liebsten geschnaubt, aber tat es nicht wegen Hera. Nach Vorn zu schauen? Wie konnten sie das, wenn er sowieso raus war? Das machte keinen Sinn.
Zeb rieb sich den Nacken.
„Es tut uns wirklich sehr leid, kid. Das...wir waren wirklich nicht besser als das Imperium."
Sabine nickte betreten.
„Da hattest du Recht. Aber wenn du uns lässt.."
Sie sah hoffnungsvoll auf.
„..würden wir gerne mit dir nochmal von Vorn anfangen. Wenn du uns vergeben kannst, auch wenn wir es überhaupt nicht verdient haben."
Nein das hatten sie nicht, da hatte Sabine ohne Zweifel recht. Sie hatten das Unmögliche geschafft und Ezras Leben nur noch schlimmer gemacht, als es ohnehin schon war. Und ach ja diese Mogelpackung von Jedi natürlich.
Hera drückte Ezras Schulter.
„Sie bereuen es wirklich. Und nicht nur sie, sondern Kanan und ich auch. Wir hätten mehr auf dich zugehen müssen und dir zeigen sollen, dass wir für dich da sind. Niemand von uns wollte dich je verletzen, Ezra."
Wäre es jeder andere gewesen, dann hätte Ezra etwas Sarkastisches gesagt oder nur die Augen verdreht und kein Wort geglaubt. Aber bei Hera...tat er es nicht. Er konnte sie nur ansehen und spürte auch wie die Macht ihm einen Stups geben wollte. Ihm wohl sagen wollte, dass alles gut werden würde.
Offenbar hatte die Macht keinen Schimmer, dass das längst nicht alles war und Kanan ihn sowieso rauswerfen würde. Wieso sollte er ihnen vergeben, wenn es sowieso nichts brachte? Ob er es tat oder nicht...machte keinen Unterschied. Kanan wollte ihn eh loswerden. Wie schon die ganze Zeit.
Aber das sagte Ezra nicht. Nichts von dem. Hera war die Einzige, die nett zu ihm gewesen war und das seit einer langen Zeit. Also...wollte er sie nicht enttäuschen und nicht zusätzlich kränken. Wenn sie zufrieden war, wenn er ihre Entschuldigungen annahm, dann wollte er ihr diesen Gefallen tun. Es bedeutete ohnehin nichts mehr.
„Ich verzeihe euch."
So er hatte es gesagt. Jetzt war Hera zufrieden und sie würden ihn in Ruhe lassen, damit Kanan ihn in aller Art der Jedi rauswerfen konnte.
Wuhu...
Sabine und Zeb sahen sich etwas überrascht an. Damit hatten sie nicht gerechnet, jedenfalls nicht sofort. Auch Hera war überrascht, aber versuchte das zu verbergen. Sie kannte Ezra zwar noch nicht lange, aber dieses stille, fast schon schweigende Hinnehmen und Abnicken...das passte nicht zu ihm. Nachdenklich betrachtete die Twi'lek den Jungen. Irgendetwas beschäftigte ihn, und zwar sehr, da brauchte sie nicht die Macht für. Und wenn sie sich nicht völlig täuschte – was sie sehr selten tat, dann hatte es etwas mit ihrem Jedi zu tun. Offenbar war ein Gespräch zwischen Kanan und Ezra deutlich fälliger, als sie bisher gedacht hatte. Sie konnte nur ahnen, was in den Kopf des Jungen vorging und wenn es wirklich mit Kanan zu tun hatte..
„Wir holen dir jetzt erstmal etwas zu essen, damit du wieder zu Kräften kommst."
Sabine und Zeb sahen nun noch erstaunter Hera an, die Ezras unverletzten Arm drückte und aufstand. Sie nahm Ezras stilles Verhalten einfach so hin und hakte es ab? Das war schwer zu glauben. Ohne weitere Worte folgten der Lasat und die Mandalorianerin ihrem Captain aus der Krankenstation. Sie gingen zurück in den Gemeinschaftsraum, wo Kanan war und ziemlich...nervös aussah. Etwas, was sie nicht von ihm kannten.
„Hera..."
Die Twi'lek hob die Hand auf Sabines Räuspern und sah zu ihrem Jedi.
„Kanan, du bist dran. Er wartet."
Der Jedi seufzte schwer und erhob sich, ging mit langsamen Schritten zur Tür und verschwand aus dem Raum. Zeb hob eine Augenbraue.
„Wartet? Er hat kein Wort erwähnt."
„Oh doch er wartet."
Sabine seufzte.
„Hera, ich weiß nicht ob das so eine gute Idee war. Ich meine Ezra..."
„Wieso sind wir so plötzlich gegangen?", hakte Zeb nach und sprach damit das aus, was Sabine auf der Zunge hatte. Hera verschränkte die Arme und blickte Richtung Tür, ihre Lekku bewegten sich.
„Weil Kanan jetzt alles in der Hand hat. Und ich hoffe für ihn, dass er seinen Hintern jetzt endlich hochbekommen hat und das tut, was er schon längst hätte tun sollen."
„Mit Ezra zu reden?"
„Nicht mehr vor ihm und sich selbst davonzulaufen."
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Kanan musste sich regelrecht zwingen den Weg zur Krankenstation beizubehalten und nicht sofort umzukehren. Die ganze Zeit war er dem aus dem Weg gegangen. Ezra aus dem Weg gegangen. Und mit ihm seiner Vergangenheit, als auch der Macht. Während er sich eingebildet hatte mehr Zeit zu haben, hatte er genau das nicht gehabt. Dank Sabines und Zebs....Handlungen. Der Jedi kam nicht umhin sich dafür auch eine Spur verantwortlich zu fühlen, immerhin wäre es seine Aufgabe gewesen auf Ezra aufzupassen und dafür zu sorgen...
Er seufzte. Das hatte er prima hinbekommen. Er hatte noch nicht mal angefangen den Kleinen zu trainieren und ließ ihn schon im Stich. Wenn er mehr hingesehen hätte, wenn er nicht zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen wäre....wenn er angefangen hätte auf Ezra zuzugehen und ihn nicht mehr zu meiden, dann wäre es bestimmt nicht soweit gekommen. Er hatte Zeit gewollt, er hatte auf keinen Fall die Absicht gehabt, dass Ezra verletzt werden würde. Niemals. Und schon gar nicht durch die Crew selbst. Durch Zeb, Sabine, Chopper...und auch durch ihn. Das Ganze musste ein Ende haben. Er musste sich dem endlich stellen und mit Ezra reden. Und das hätte er schon am Anfang tun sollen.
Vor der Tür der Krankenstation atmete er noch einmal tief durch, dann öffnete sich die Tür und Kanan betrat die kleine Station. Oder mehr war er dabei, als er schockiert stehenblieb und im ersten Moment nur zusehen konnte wie Ezra aus dem Bett stieg – oder mehr es versuchte mit einem kaputten Arm und seinem schwachen Zustand. Der Junge hatte ihm den Rücken zugewandt und war bereits halb aus dem Bett, was sich mit einem Arm nur schwer gestaltete.
„Ezra?"
Vor Schreck rutschte Ezra mit seinem gesunden Arm und verlor das Gleichgewicht. Er schloss die Augen und erwartete nach Hinten auf den harten Boden zu fallen. Doch das passierte nicht. Kanan hatte den Jungen aufgefangen und hielt ihn vorsichtig fest.
„Geht es? Hast du dir wehgetan?"
Ezra blinzelte und schüttelte den Kopf. Täuschte er sich gerade oder hörte er so etwas wie Sorge in Kanans Stimme? Nein, nein dass musste er sich einbilden.
„Alles okay", erwiderte er und Kanan half ihm wieder zum Bett, darauf bedacht auf seinen verletzten Arm zu achten. Beide setzten sich auf das Bett, wobei Kanans Hand auf Ezras gesunden Arm verblieb.
„Wieso stehst du einfach so auf? Du weißt doch sicher selbst, dass du liegen bleiben musst", entgegnete der Ältere.
„Wieso sollte ich? Mir geht es gut."
Kanan hob eine Augenbraue.
„Ezra, dein rechter Arm ist gebrochen und du bist uns vollkommen zusammengeklappt."
„Woher..?"
Ezra seufzte innerlich auf. Natürlich sie hatten es alle mitbekommen. Hatte er ja ganz vergessen...
„Mir geht es gut, Kanan. Wirklich."
Ezra spürte wie sich sein Magen immer mehr verkrampfte. Wieso sagte er es ihm nicht endlich? Was sollte dieses Getue, dass er sich angeblich um ihn kümmerte?
Kanan sah ihn an und wusste, dass sämtliche Nachfragen an dieser Stelle zu nichts führen würden. Also seufzte er und schüttelte den Kopf.
„Kid, wir müssen reden."
Ezra schluckte schwer und konnte nur schwer ein Zittern in seinem gesunden Arm unterdrücken. Jetzt ging es los. Jetzt hatte Kanan endlich die Gelegenheit.
Aber Ezra hatte nicht vor es von Kanan zu hören. Nein, er hatte bereits zuvor gesagt, dass er gehen wollte und niemand musste ihm das sagen.
„Ich weiß was du sagen willst", unterbrach der Junge den Jedi.
„Du musst nichts darüber sagen, ich habe es die ganze Zeit gewusst. Und keine Sorge ich hatte ohnehin nicht vor zu bleiben."
Kanan blinzelte und wollte etwas antworten, doch Ezra ließ ihn nicht.
„Wenn du es genau wissen willst, ich bin aufgestanden, damit ich von hier wegkann. Beim nächsten Stopp lasst ihr mich einfach raus, dann seid ihr mich endlich los."
Ezra blickte auf den Boden.
„Das was du ohnehin schon von Anfang an wolltest. Was ihr alle wolltet. Ich wünschte ich wäre niemals so dumm gewesen dein Angebot anzunehmen. Ich wäre besser auf Lothal geblieben, dass hätte mir sehr vieles erspart."
Kanan war wie erstarrt und konnte einfach nichts darauf entgegnen. Sein Mundwerk war wie zugefroren, sein Gehirn hatte einen Schock erlitten und war noch dabei die ganzen Wörter zu verarbeiten. Ezra redete unbeirrt weiter.
„Ich hätte nicht gedacht, dass mein Leben noch schlimmer werden könnte. Tja, ich wurde wie so oft in meinem Leben eines Besseren belehrt", schnaubte Ezra verbittert.
„Geh einfach, Kanan. Ich brauche kein Mitleid. Ich komme sehr gut allein klar."
So wie immer...
„Du musst mir nicht sagen, dass ich raus bin. Ich gehe freiwillig."
„Wer...wer hat dir denn gesagt...?"
Kanans Sprachzentrum hatte seine Arbeit wieder aufgenommen. Sein Entsetzen war nicht zu beschreiben und er war kurz davor sich selbst mit dem nächsten Data – Pad eins überzuziehen.
Ezra lachte sarkastisch auf.
„Niemand hat das, aber es brauchte auch keiner. Es ist und war mehr als offensichtlich. Sabines, Choppers und Zebs Verhalten und wie sie mich behandelt haben hat bereits alles ausgesagt. Und bei dir? Du hast mich meistens nur ignoriert und bist mir aus dem Weg gegangen. Von deinem sogenannten Jedi – Training, was du mir angeboten hast, habe ich und werde ich nie etwas sehen. Du hattest es doch nie vor."
Ezras Hand ballte sich zu einer Faust.
„Du wolltest mich eh nie. Genau wie die anderen."
Kanan schluckte.
„Ezra..."
Dieser war bereits wieder dabei aufzustehen und sich nicht um Kanans Worte zu kümmern.
„Du willst mich nicht trainieren, gut. Alles Bestens. Nur wenn du das nächste Mal ein einsames Straßenkind triffst, dann gebe ich dir den Rat und werfe nicht mit solchen Worten um dich herum. Das könnte einen falschen Eindruck vermitteln und demjenigen Hoffnung machen."
Man brauchte nicht die Macht zu fühlen, um den Schmerz und die Enttäuschung in Ezras Worten zu fühlen. Dieser wollte sich vom Bett entfernen, als Kanan Ezras Handgelenk ergriff.
„Ich will dich, Ezra."
Kanan wusste nicht woher er auf einmal den Mut, geschweige denn die Stimme hatte diese Worte zu sagen, aber sie waren plötzlich da. Sie hatten auf seiner Zunge gelegen, ganz so als ob sie darauf gewartet hatten endlich ausgesprochen zu werden.
Und sie fühlten sich gut an. Sie fühlten sich richtig an.
Ezra war in der ersten Sekunde starr vor Schreck, doch dann spürte er etwas anderes in sich.
Wut.
Was bildete sich der Kerl ein...?!
„Ich brauche dein dummes Mitleid nicht, Kanan. Wage es dich nicht", zischte er und hasste sein Herz dafür, dass es so schnell schlug, weil er wieder so dumm war und sich Hoffnungen machte.
„Lass mich los."
„Nein."
Kanan seufzte und zog den Jungen zu sich. Seinen Jungen.
„Das werde ich nicht. Jetzt nicht und auch nicht in Zukunft."
Ezra wusste gar nicht wie ihm geschah, als er sich in Kanans Armen wiederfand und...von ihm umarmt wurde. Sofort war sein Widerstand dabei zu brechen und er konnte fühlen...wie ungeheuerlich gut sich das anfühlte. Wie...wie schön das war. Das letzte Mal als er umarmt worden war...war eine sehr lange Zeit her. Um ehrlich zu sein konnte er sich nicht mehr daran erinnern, bildhaft jedenfalls nicht. Aber diese Gefühle, diese Empfindungen von Geborgenheit und Sicherheit...daran konnte er sich erinnern. Das letzte Mal, als er so empfunden hatte war, als seine Eltern noch da gewesen waren. Und nun...
„Ezra, es tut mir so, so unfassbar leid", flüsterte Kanan. Bei der Macht was war er nur für ein kompletter Vollidiot gewesen?
„Ich habe mich so falsch verhalten. Ich war so ein Vollidiot. Ich war so mit mir selbst beschäftigt, dass ich gar nicht gemerkt habe..."
Er schluckte.
„Ezra, ich will dich. Ich will dich trainieren. Ich will, dass du mein Padawan wirst."
Der Angesprochene hatte den Eindruck sich verhört zu haben und sah ungläubig auf, befand sich noch immer in Kanans Armen.
„W-was..?"
Kanan nahm Ezra am Kinn und sah ihm in die Augen.
„Ich will dich trainieren. Als meinen Padawan. Ich will nicht, dass du gehst."
Ezras Herz schlug schneller.
„A-aber...du hast doch...und Zeb..."
„Zeb hat Worte in den Mund genommen, die absolut....falsch und auch grausam waren. Was er zu dir sagte, darüber dass ich dich nicht unterrichten will...es war eine Lüge, Ezra. Genauso wie so vieles, was dir in den letzten Wochen gesagt worden ist."
Kanan seufzte schwer und Schuld war in seinem Blick zu erkennen.
„Ich hätte das niemals zulassen dürfen. Ich hätte mich mehr um dich kümmern sollen, mehr auf dich achten müssen. Das alles wäre nicht passiert, wenn ich eher mit dir geredet hätte. Dann hättest du gewusst, dass du jederzeit zu mir kommen kannst und das alles...wäre nicht so eskaliert. Es tut mir so leid, Ezra. Sabine, Zeb und Chopper mögen dir das angetan und gewisse Dinge zu dir gesagt haben...aber ich bin genauso Schuld wie sie. Ich hätte niemals zulassen dürfen, dass so etwas passiert, geschweige denn...dass du dich so ungewollt und so fehl am Platz fühlst. Du hattest Recht. Wir haben dein Leben eigentlich noch schlimmer gemacht und waren nicht besser als das Imperium."
Ezra wusste nicht was er sagen sollte und blieb einfach nur stumm. Das...das hatte er nicht erwartet. So viel Emotionen, so viele Gefühle....das kannte er nicht von Kanan. Überhaupt nicht. Und doch war es wahr.
Der Jedi atmete aus.
„Ich habe dich ignoriert und bin dir aus dem Weg gegangen...Ich habe nicht mit deinem Training angefangen...weil ich nicht weiß wie ich es überhaupt beginnen soll."
Die Worte schienen Kanan sehr schwerzufallen wie Ezra merkte.
„Als der Jedi – Orden fiel...war ich nur ein Padawan. Nicht mehr und ich war es auch nicht für lange Zeit. Ich habe 14 Jahre die Macht aus meinem Leben verbannt und wollte nichts mehr von meinem alten Leben wissen. Nie wieder. Alles was meine Meisterin mir beibrachte, mich lehrte...ich versuchte alles zu vergessen, genauso wie mich selbst. Und...und das hat für gewisse Zeit funktioniert und es gab auch keinen Grund das zu ändern."
Kanans Blick richtete sich auf ihn.
„Bis du aufgetaucht bist. Ezra...es liegt nicht an dir. Das ich dich nicht trainieren wollte, dass ich dich so behandelt habe...es lag allein an mir. Ich...Ich weiß nicht wie ich dich unterrichten soll. Ich weiß nicht mal ob ich das kann. Ich will es, aber..."
Er seufzte resigniert.
„Im Grunde genommen stehe ich genauso am Anfang wie du. Nur das ich überhaupt keinen Schimmer habe wie ich jemanden trainieren soll. Wie ich das machen soll, wie ich das tun kann. Aber ich will es, Ezra. Und ich will dich. Als Mitglied dieser Crew, als Spectre – 6 und als mein Padawan."
Kanan blickte in seine Augen. Smaragdgrün traf auf Saphirblau.
„Und das hätte ich dir schon viel eher sagen sollen. Es tut mir leid, Ezra. Alles."
Ezra fehlten die Worte. Damit...damit hatte er bestimmt nicht gerechnet. Auch wenn sich alles in ihm sträubte Kanan zu glauben...so gab es doch ein kleiner, sehr kleiner Teil in ihm, der sagte, dass Kanan die Wahrheit sprach. Das er es wirklich so meinte. Es war verrückt, es war gegen alles, was der Junge auf der Straße gelernt hatte...aber er glaubte Kanan. Es sprach gegen jeden Instinkt von ihm, aber er glaubte ihn. Er vertraute ihm.
Auch wenn Ezra das nicht offen zugab. Jetzt zumindest noch nicht.
Ezra schluckte und wandte den Blick zur Seite. Er war diese Nähe nicht gewohnt und solch einen intensiven Augenkontakt schon gar nicht.
„Du...du wirst mich trainieren?"
„Sobald du wieder fit bist und dein Arm wieder verheilt ist, werden wir anfangen. Wir können schon davor mit ein paar Dingen beginnen. Ich....ich könnte dir mehr erzählen und die ein oder andere Sache...schon mal mit dir so durchgehen", gab der Jedi zögerlich zurück.
„Ich meine...nur wenn du willst. Wenn du bleiben möchtest..."
Seine Unsicherheit war klar zu hören, aber das war Ezra auch. Beide erkannten, dass sie das teilten. Ihre Unsicherheit. Ihre Angst. Ihre Zweifel.
Vielleicht war es genau das, was sie zueinander geführt hatte. Was sie als Meister und Padawan passend zueinander machte. Beide hatten ihr Zuhause verloren, ihre Familie. Sie waren beide allein so wie sie waren. Mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet...aber niemand war da, der sie verstehen konnte. Der wissen konnte wie das war. Sie brauchten beide jemanden...der so war wie sie.
Eine Person, die ein Freund sein konnte. Und...und vielleicht auch Familie. Jemand, der genauso war wie der andere und eben auch nicht. Der ihre Besonderheit teilte. Ihre gefährliche Existenz in diesen dunklen Zeiten der Galaxis.
Ezra ließ sich alles durch den Kopf gehen. Von den Anfängen seitdem er auf diesem Schiff war, von den letzten Wochen, von Sabines, Zebs und Choppers Verhalten, von Kanans dauernder Ignoranz...aber auch zu den ehrlichen Entschuldigungen und zu dem erhofften Neustart von seinen „Mobbern". Ebenso wie der Neustart den er sich mit Kanan wünschte. Den der andere sich auch wohl erhoffte.
Und von dem stillen, traurigen Wunsch in seinem Herz. Dazuzugehören. Auf diesem Schiff endlich seinen Platz finden. Freunde. Und Teil dieser Familie zu werden.
Vielleicht...vielleicht stand ihm alles bereits offen und er hatte es vorher nicht gesehen? Vielleicht musste er sich auch etwas wagen und den anderen...eine zweite Chance geben. Den schlimmer konnte es ohnehin nicht werden. Und wenn Ezra ehrlich zu sich selbst war...dann wollte er hier sein. Und nicht zurück in seinem alten Leben auf der Straße.
Kanan wollte das er blieb. Hera ebenfalls. Sogar Zeb, Sabine und Chopper wollten mit ihm einen Neustart wagen.
Sollte er ein letztes Mal den Versuch wagen und zu hoffen? Einen letzten Versuch starten?
Seine Entscheidung war gefallen.
„Ich bleibe. Ich will dein Padawan werden."
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5 Monate später...
„Woah, langsam, kid. Wir wollen nicht schon jetzt einen Unfall heraufbeschwören", scherzte Kanan, als Ezra ziemlich aufgeregt sein neues Lichtschwert hin und her schwang und seinen Meister fast traf. Der Padawan grinste verlegen.
„Tut mir leid, aber können wir endlich anfangen? Ich will es unbedingt ausprobieren!"
Kanan schmunzelte und schüttelte amüsiert den Kopf. Als ob er nicht schon geahnt hätte das sein Padawan nun ganz wild auf sein Training sein würde. Wenn schon die Aussicht bestand mit seinem neuen Lichtschwert zu lernen.
Ein Lichtschwert. Ezras Lichtschwert. Kanans Stolz war nicht in Worte fassen. Genauso wie der, der ganzen Crew. Sie alle waren furchtbar stolz. Aber Kanan besonders. Schließlich war es sein Schüler. Sein kid.
Auch wenn er sich oft dabei ertappte und vor allem seit Ezras aus der Akademie war...gewisse Gedanken zu haben. Ezra wurde mit jeden Tag mehr als nur sein Padawan. Er wurde immer mehr wie sein.... Nein, das bildete er sich sicherlich nur ein. Ezra würde ihn nie so sehen. Obwohl wenn er den holprigen, sehr holprigen Start mit der Gegenwart verglich...
„Kanan?"
Der Jedi blinzelte und sah zu seinem Padawan, der ungeduldig wartete.
„Wo hast du deinen Kopf schon wieder? Können wir anfangen?"
Kanan lachte und stupste ihn neckisch an.
„Im Gegensatz zu dir habe ich meinen Kopf nicht die meiste Zeit in den Wolken."
„Habe ich nicht."
„Hast du doch", kam es von oben und Sabine stand oben am Geländer. Da sie derzeit im Hyperraum waren, hatten Meister und Padawan keine andere Wahl als auf den Frachtraum auszuweichen. Wie so oft zu Heras Leibwesen.
Ezra verschränkte die Arme und löschte sein Lichtschwert.
„Das stimmt nicht."
Sabine grinste und fasste ans Geländer.
„Oh doch, Loth – Katze. Da hört eine Wand manchmal mehr zu als du."
„Gar nicht wahr. Zeb ist viel schlimmer."
„Mhm?"
Der Lasat tauchte hinter Sabine auf und sah mit einer Spur von Neugier auf die beiden Jedi.
„Was ist denn jetzt? Fangt ihr mal an?"
Ezra hob eine Augenbraue.
„Wir spielen hier nicht für euch Unterhaltungsprogramm. Das ist privat."
„Privat auf meinem Schiff?", fragte Hera und kam schließlich mit Chopper auch noch dazu. Sie sah zu ihren Jedi.
„Was ist hier los?"
„Sabine und Zeb wollen Ezras erstem Lichtschwerttraining zugucken", erklärte Kanan. Ezra schnaubte.
„Ja, weil die auch immer ihre Nase in irgendetwas reinstecken müssen."
„Wenigstens weiß ich wo ich meine Nase reinstecke und laufe nicht ständig gegen Türen oder Wände nur weil ich keine Augen im Kopf habe", gab Sabine zurück.
Hera sah zwischen den beiden langsam hin und her, ihre Lekku waren still und ihr Blick eine Spur wachsam. Seitdem harten Start und dem „Mobbing" von Sabine, Zeb und Chopper was Ezra betraf, hatte sie immer ein besonderes Auge auf die „Streitereien" oder „Neckereien" der vier. Die drei hatten ihre Lektion gelernt und sich nach dem ganzen Desaster recht schnell angefreundet, aber man konnte ja nie wissen. So eine Wiederholung wollte sie niemals wiederhaben.
Kanan grinste verschlagen.
„Dafür scheinen deine Augen verdächtig oft an meinem Padawan zu kleben."
Ezra hatte die Tage seiner Unterernährung hinter sich gelassen und sein Wachstum war dabei wieder in Gang zu kommen. Er hatte gesundes Gewicht zugelegt, obwohl er und Hera sich noch etwas mehr in diese Richtung erhofften, und war ein Stück gewachsen. Er sah viel besser und gesünder aus, als wie noch am Anfang und das schien Sabine zu gefallen, wenn er bedachte wie oft und wie viel die Mandalorianerin Augen für Ezra hatte. Was dieser oftmals nicht bemerkte.
Zeb lachte, während Sabine eine Spur errötete und Kanan einen finsteren Blick zuwarf.
„Sage das nochmal und ich sorge dafür, dass du auf der nächsten Mission pinke Haare hast."
Nun konnte sich auch Ezra nicht zurückhalten, der zuvor über Kanans Worte etwas....verdutzt gewesen war. Aber seine etwas geröteten Wangen überspielte er mit seinem Gelächter und betrachtete amüsiert zu seinem Meister.
„Würde dir stehen."
Kanan warf ihm einen gespielt bösen Blick zu.
„Wage es dich nicht, kid."
Hera atmete erleichtert auf und schüttelte den Kopf.
„Wenn ihr dann mal so weit wärt...ich hätte unsere neuste Mission mit euch zu besprechen."
Ezra stöhnte.
„Jetzt? Aber Kanan und ich wollten endlich anfangen...", quengelte er fast, was Hera lächeln ließ.
„Das könnt ihr danach, es geht wirklich ganz schnell. Zeb hat ohnehin heute Küchendienst und geht mir etwas zur Hand."
„Na ja Sabine würde ich nicht nochmal in die Küche lassen, nachdem..."
Ezra sah den Blick der Mandalorianerin und war geistesgegenwärtig genug den Mund zu schließen und zu verstummen. Zeb lachte.
„Du hast den Kleinen wirklich in Griff."
Sabine hob das Kinn und ging stolz erhoben Richtung Gemeinschaftsraum.
„Ich weiß."
Ezra sah ihr etwas....verträumt nach und konnte nur grinsen. Das war so typisch Sabine. Aber...er mochte das. Er mochte sie. Er...
„Oh man wenn da nicht etwas auf uns zukommt", murmelte der Lasat und folgte Sabine. Hera schmunzelte nur und lächelte wissend.
Aha.
Chopper piepte etwas, was niemand übersetzte. Hera warf ihrem Droiden einen strafenden Blick zu und blickte zu den beiden Jedi.
„Kommt ihr?"
Kanan nickte.
„Sind sofort da, Hera."
Hera nickte.
„Gut, beeilt euch, Love. Komm, Chop."
Sie lächelte ihm zu und folgte dann ihren beiden Crewmitgliedern. Kanan grinste und stieß Ezra an.
„Noch da, kid?"
Ezra blinzelte und errötete noch eine Spur mehr, hängte sein neues Lichtschwert an seinen Gürtel.
„Ja, ich...lass uns gehen. Dann können wir endlich starten."
„Mhm dann hast du ja auch dein gewünschtes Publikum", neckte der Jedi ihn.
„Obwohl ich glaube Sabine würde das nichts ausmachen."
„Kanan...", stöhnte Ezra, als sein Meister bereits die Leiter hochkletterte und breit grinste.
„Hey, ich sage es ja nur. Komm, kid."
Ezra ging zur Leiter und schüttelte innerlich den Kopf. So viel hatte sich in den letzten Monaten verändert. So unglaublich viel. Wenn er daran dachte das es eine Zeit gab, wo er gar nicht mehr hier sein wollte und wo er gedacht hatte überhaupt nicht hierher zu passen...
Er lächelte und stieg die Stufen hoch. Kanan vernahm seine Gefühlsregung durch die Macht und sah ihn fragend an.
„Ez?"
Ezra lächelte nur noch mehr und es zeugte von tiefster Ehrlichkeit.
„Alles okay. Ich...ich musste nur gerade an etwas denken."
Er sah auf.
„Ich bin einfach glücklich...hier zu sein. Das ist alles."
Kanans Blick zeugte erst von Überraschung, dann von einer ungeheuren Wärme und einem sehr sanften, liebevollen Blick. Er legte einen Arm um Ezra und drückte ihn sehr sanft.
„Wir sind auch glücklich, dass du hier bist, kid. Sehr sogar."
Ezras Lächeln wurde noch breiter und sein Herz schwoll etwas an, als er Kanans Gefühle durch ihr Band vernahm. Er fühlte Freude, Stolz und Liebe. Ihr Band wurde mit jedem Tag stärker und ihre Beziehung, ihr Vertrauen zueinander ebenso. Sie waren Familie. Ezra war Teil ihrer Familie.
Kanan drückte ihn noch etwas mehr.
„Mein kid."
Ezra schluckte berührt und spürte diese Wärme in seinem Herzen, die immer öfter auftrat. Er konnte es nicht beschreiben, aber sie erinnerte ihn irgendwie an seine Eltern. Und...irgendwie auch nicht. Ezra würde es niemals laut aussprechen, aber...bei Kanan fühlte er sich sicher, geborgen. Kanan fühlte sich wie sein... Nein. Nein, das stimmte bestimmt nicht. Obwohl...
Sie gingen zusammen in den Gemeinschaftsraum, wo schon der Rest wartete. Ezra konnte nicht anders als zu lächeln, als er dieser Vertrautheit sah und noch immer Kanans Hand auf seiner Schulter spürte. Diese Geste war ihm mehr vertraut als alles andere.
Vielleicht konnte es ja doch sein, dass Kanan und Hera, die immer schon so mütterlich und fürsorglich zu ihm gewesen war, eines Tages seine.... Vielleicht war da eine Chance. Vielleicht war es aber auch schon passiert ohne dass er es bemerkt hatte. Genauso wie mit Sabine. Wer wusste das schon, die Zeit würde es zeigen.
Eines war sich Ezra Bridger jedenfalls sicher in diesem Moment.
Das war der Platz, wo er hingehörte. Als Spectre – 6 der Ghost – Crew.
Er hätte niemals eine bessere Entscheidung treffen können.
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