Runde 1
Schlüsselerfahrung - Eine zu nüchterne Geschichte
- Ein Gemeinschaftsprojekt des Discord Servers "Creative Space"
- beteiligte Autoren:
NickJK90, Vikkilitschi, Enem14, SweetRaspberryxXx, Taelirium, JustMeMiep, KOOKUCK, GerryMoon, Kookaain
"Ich bin eindeutig zu nüchtern hier für..."
- Min Yoongi, 2022, irgendwo zwischen Zeit und Raum
⊱ ────── ⋅❅⋅ ───── ⊰
[NickJK90]
Unglücklich Verliebtsein ist scheiße, weil man dann anfängt Dinge zu tun, die man spätestens dann beginnt zu bereuen, wenn man bemerkt, dass man schon viel zu tief in der Scheiße sitzt.
Gut, das hier war noch nicht der Tiefpunkt, aber er steuerte definitiv mit einer Geschwindigkeit darauf zu, die nicht mehr aufzuhalten war. Die er nicht mehr steuern oder abwenden konnte. Er war diesen treudoofen Augen verfallen und er konnte ihm keine Bitte abschlagen. So auch nicht diese bittersüße Frage, die er ihm an den Tresen gelehnt, gestellt hatte, als er ihn in seinem Café besucht hatte, welches er seit einigen Jahren führte.
„Leistest du mir Gesellschaft beim Geburtstag meines kleinen Bruders?", hatte Jimin mit einem verführerischen Augenaufschlag und einem zuckersüßen Lächeln gefragt. Er wusste, dass ihn das schwach machte, weil er so bisher immer bekommen hatte was er wollte. Einen kostenlosen Kaffee, weil er pleite war. Ein Stück Kuchen oder einen Kurztrip ans Meer und jedes Mal stellte Yoongi aufs Neue fest, dass der Junge wissen musste, was er für ihn empfand. Doch es gab keine Anzeichen dafür, dass er die gleichen Gefühle für ihn empfand. Es war frustrierend und es war hart an der Grenze des Erträglichen.
Heute jedoch biss sich Yoongi auf die Innenseite seiner Wange und betrachtete mit zusammengezogenen Augenbrauen die wild tobenden und schreienden Kinder, die in dem Garten die Geburtstagsparty ihres Lebens feierten. Er löste seine Hand aus der Verschränkung seiner Arme und deutete dabei unwirsch in die Richtung der Quälgeister und sah Jimin grimmig an.
„Ich bin eindeutig viel zu nüchtern für das hier...", brummte er, fuhr sich fahrig durch die mintgrüngefärbten Haare und schielte zu der riesigen Hüpfburg, die sich freudig auf und ab bewegte, weil sie von einigen der Kinder lachend in Anspruch genommen wurde.
„Ach komm schon. So schlimm ist es nicht. Meine Eltern sind nicht da und mein Bruder und seine Freunde sind total harmlos. Wir müssen uns nur da hinsetzen, trinken Kaffee und passen auf, dass sich keiner verletzt. Komm schon." Wieder packte Jimin seine Kulleraugen aus, die Yoongi anfunkelten. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und er wusste ganz genau, dass er diesem Blick unterlegen war.
„Hast du Whiskey?", fragte Yoongi missmutig, jedoch hellte das glockenhelle Lachen Jimins seine Laune wieder auf, was er sich jedoch nicht anmerken ließ.
„Komm."
Er wurde an der Hand gepackt und mit in den Garten gezogen, was er mürrisch dreinblickend mit sich machen ließ. Genauso wie er sich auf einen der sehr bequemen Gartenstühle drücken ließ und sofort wieder seine Arme vor der Brust verschränkte. Er schnaufte, machte es sich trotzdem bequem und ließ seinen Blick über den Garten schweifen. Die Kinder waren mit sich selbst beschäftigt, aber die Lautstärke war wirklich kaum zu ertragen.
„Warum hast du mir nicht vorher gesagt, dass dein Bruder sechs wird?", grummelte er in Richtung Jimin, der gerade dabei war ihre Tassen mit frischem und gut duftendem Kaffee zu befüllen und auf seine Frage hin zu lachen begann.
„Weil du dann nicht gekommen wärst."
Yoongi legte seinen Kopf leicht schief und dachte über die Worte nach, denn er fragte sich gerade, ob er wirklich direkt nein gesagt hätte – vermutlich nicht, weil er diesen wunderschönen Augen keinen Wunsch abschlagen konnte. Er war hoffnungslos verloren.
„Doch", sagte Yoongi langsam und wog mit Bedacht seine nächsten Worte ab. „Ich denke, ich wäre selbst dann gekommen."
„Aber du magst keine kleinen Kinder?", stellte Jimin mehr fest, als er tatsächlich fragte und hielt seine Hände damit beschäftigt, ihnen beiden große Stücken Kuchen auf die Teller zu verfrachten. (STINKE-STINKE-STINKEFÜßE, wurde das Ambiente von lieblichem Kindergesang untermalt.)
„Dafür mag ich dich", traf Yoongi aus dem Bauch heraus seine Entscheidung. Wie lang hing er jetzt schon an dem Jüngeren fest? Zu lange. Wenn er jetzt schon auf einen Kindergeburtstage geschleppt wurde, war es definitiv an der Zeit dazu, endlich klar Schiff zwischen ihnen zu machen.
„Ich mag dich auch, Hyung. Danke, dass du deswegen gekommen bist", antwortete Jimin und machte dadurch mehr als deutlich, dass er den Kern von Yoongis Aussage nicht erfasst hatte.
„So mein ich das nicht", stammelte Yoongi, „Also natürlich mag ich dich aber, ich glaub, du hast mich nicht richtig verstanden." Das hatte er sich irgendwie anders vorgestellt. Sich selbst mit etwas mehr Coolness und Contenance ausgestattet und vielleicht romantische Geigenmusik im Hintergrund anstatt dieses nervigen Kindergeschreis.
„Ich mag dich so... richtig – richtig. (IIIIIHHHH HOL DEINE STINKEFÜßE AUS MEINEM GESICHT) Ich... bin verliebt in dich. (MAMA SAGT, ALLES AN MIR IST GUT WIE ES IST) Schon eine ganze Weile jetzt und... (AUßER DEINE STINKE-STINKE-STINKEFÜßE HIHIHIHIHIHI) ich weiß nicht, wie ich darauf gekommen bin, es dir ausgerechnet jetzt zu sagen, aber... jetzt ist es raus und ja. Ich bin verliebt in dich. Das wollte ich eigentlich nur sagen."
Ohne die Unterbrechungen wäre es fast in Ordnung gewesen, dachte er, aber so war die Stimmung natürlich schon dahin, bevor sie aufkommen konnte. Das Balg mit dem Stinkefüße-Singsang (war das etwa auch noch Jimins kleiner Bruder? Fuck) bekam zur Strafe Yoongis bösesten Blick geschenkt.
Jimin hingegen sah ihn an wie paralysiert. Dieser typische what-the-fuck und ist-das-dein-ernst-Blick. Es ersetzte ausdrucksstark eine verbale Antwort und Yoongi senkte den Blick auf seinen Kuchen und dachte nur noch scheiße, scheiße, scheiße, warum bin ich nur so dumm und machte sich innerlich auf die schlimmste aller Antworten gefasst.
„Ich kann deine Gefühle leider nicht erwidern", begann Jimin dann ganz vorsichtig und behutsam. „Denn... ich habe schon eine Freundin." Er sagte das so, als wäre das allein ein Argument dafür, dass sich niemand sonst in ihn verlieben konnte.
Yoongi blickte geschockt auf. „WAS?", entfuhr es ihm, während hunderte Gefühle gleichzeitig durch seine Blutbahn jagten. Die meisten davon stachen und brannten und taten weh. Wut war auch dabei und sie drängte sich vor und sagte zuerst: „Warum hast du nie was erzählt? Erst dein kleiner Bruder, jetzt noch eine Freundin... Gibt's vielleicht noch etwas, was ich von dir wissen sollte?"
Eine Weile herrschte Stille. Jimin schien sich mit der Antwort zu quälen, schloss dann die Augen, atmete tief durch und reagierte doch noch.
„Ich kann durch die Zeit reisen?"
„WAS???", fragte Yoongi erneut und diesmal nicht nur geschockt, sondern bis auf seine Grundfeste erschüttert.
„Ich meins ernst", sagte Jimin und dann: „Ich dachte, wenn du jetzt ehrlich zu mir bist, dann... wird es für mich auch Zeit, dir endlich alles über mich zu erzählen."
(STINKE-STINKE-STINKEFÜßE, sang sein Bruder wieder im Hintergrund.)
[Enem14]
Für zwei Atemzüge saß Yoongi wie versteinert, starrte sein Gegenüber an und hoffte auf ein vorwitziges Lachen, eine Erklärung, dass das alles doch nur ein Scherz gewesen sei, aber nichts geschah. Und je länger er wartete, je länger ihn Jimin auf diese Weise ansah – stumm und abwartend – desto größer wurde der Eisklumpen in seinem Magen. Im Hintergrund schrien und tobten immer noch die Kinder, doch sonst fiel kein Wort.
Das war seine Reaktion? So begegnete der Mensch, dem er gerade sein Herz ausgeschüttet hatte, seinen bloßgelegten Gefühlen? Das tat so unglaublich weh, dass Yoongi glaubte, überhaupt nicht mehr atmen zu können. Jimins Eröffnung, er hätte eine Freundin, war doch schon schmerzhaft genug gewesen, aber dass er ihn dann auch noch mit so einem Unsinn aus der Fassung bringen wollte, war mehr, als er ertragen konnte.
„Ein schlichtes Nein hätte gereicht", brachte Yoongi heiser hervor und stieß den Teller mit dem Kuchen unwirsch von sich. „Es ist nicht nötig, dass du dich auch noch über mich lustig machst."
„Aber... es ist mir wirklich ernst", entgegnete Jimin, blinzelte ihn dabei an und womöglich war es genau dieses Blinzeln, welches das Fass endgültig zum Überlaufen brachte.
Mit einem Ruck stand Yoongi auf, der Schwung sorgte dafür, dass der Gartenstuhl umfiel, aber er kümmerte sich nicht darum. „Ist besser, ich gehe jetzt."
„Wa-?" Auch Jimin sprang auf. „Nein, warte!", rief er, setzte Yoongi nach und fasste nach seinem Arm.
Mit einem wüsten Fluch schüttelte Yoongi Jimins Hand ab. „Fass mich nicht an!", fauchte er. „Und komm ja nicht mehr ins Café, verstanden? Ich will dich nie wieder sehen."
„Yoongi bitte!", versuchte Jimin es noch einmal. „Ich lüge dich nicht an. Warum sollte ich das tun?"
Das reichte jetzt!
Zornig wirbelte Yoongi ein weiteres Mal herum und fuhr ihn an.
„Keine Ahnung! Aber weißt du, wenn irgendwas von dem Müll wahr wäre, dann hättest du auch mal eben zurückreisen und mit deiner Freundin im Café auftauchen können – das hätte mir jedenfalls diesen selten dämlichen und peinlichen Auftritt erspart, aber so gut leiden kannst du mich dann wohl doch nicht, hm?"
Jimin hob an, darauf etwas zu erwidern, doch Yoongi schnitt ihm mit einer harschen Geste das Wort ab. „Oder du bist einfach ein beschissener Lügner." Er drehte sich um und eilte zur Tür.
„Warte!", folgte ihm Jimins Stimme.
„Bemühe dich nicht, ich finde allein raus." Wutentbrannt riss Yoongi die Tür auf, stürmte aus dem Haus und jagte in Richtung Straße. Er wollte nur noch weg von hier, weg von diesem Idioten mit den hübschen Augen, der ihn doch nur verarschte und der ihm offenbar immer noch nachrannte und irgendwas hinter ihm her brüllte.
Gleißende Wut trieb Yoongi nun an, jener alles vereinnahmende Zorn, der blind für alles andere machte. Damit kam der Aufprall, der ihn von den Füßen riss, wie aus dem Nichts. Metall kreischte, Bremsen quietschten und für wenige endlos lange Sekunden drehte sich die Welt einmal im Kreis, bevor er hart auf dem Asphalt aufschlug. Stille, losgelöste Sekunden, bevor alles gleichzeitig über ihn hereinbrach, die brüllenden Schmerzen, die durch seinen ganzen Körper rasten, der ekelhaft metallene Geschmack, der seinen Mund anfüllte, bis er nicht mehr atmen konnte und der rote Schleier, der sich über die Welt legte, die vor seinem Blick immer weiter verschwamm und schließlich vollends zerbrach.
Es geschah alles so schnell und Yoongi hätte womöglich nicht geglaubt, wenn man ihm gesagt hätte, dass er so sterben würde. Seinen Tod hatte er sich spektakulärer vorgestellt – ein Flugzeugabsturz, wo er der Einzige wäre, der aus mystischen Gründen nicht überlebte. Eben der eine traurige Kerl, der einfach zu viel Pech hatte (so wie mit seinem Geständnis gegenüber Jimin). Oder ein Sprung aus einem hohen Gebäude, durch dessen gläserne Fenster er im dritten Stock springt, um eine Katze zu retten. Natürlich würde er dabei draufgehen und die Katze ihr glückliches Leben fortführen. Keine Frage.
Doch es war nicht das Nonplusultra, das er sich für sich gewünscht hatte. Er war wütend, mehr auf sich selbst, aber auch auf Jimin, dass er sich in einer wichtigen Situation so verhalten hatte. Und jene Wut war es, die ihn so aufgebracht hatte, dass er nur ein einziges verdammtes Mal nicht nach links und rechts sah, als er eine Straße betrat. Einmal zu viel.
Der Knall war laut, aber kurz und alles verschwamm ineinander, bis letztendlich alles um ihn herum sich in ein tiefes Schwarz färbte. Ein Beigeschmack von Metall und ein dumpfer, nicht zu enden wollender, aber unfassbar unerträglicher Schmerz waren seine Begleiter.
Doch wenn das wirklich das Ende gewesen wäre, wieso war er dann noch nicht vollständig abgetreten? War das der Weg ins Jenseits? Existierte so etwas oder was geschah hier?
Fragen über Fragen häuften sich in seinen Gedanken, als er plötzlich ein schwaches Licht wahrnahm, dessen Leuchten an ein kleines Glühwürmchen erinnerte. Nicht kräftig genug, um auf Entfernung zu scheinen, aber gerade hell genug, um gesehen zu werden.
„..."
Worte drangen an Yoongis Ohr und egal wie sehr er sich anstrengte, er konnte ihren Inhalt nicht identifizieren. Mit aller Kraft versuchte er sich zu konzentrieren, doch es half nichts.
Plötzlich durchströmte ihn ein seltsames Gefühl, sein Körper schmerzte nicht mehr, er fühlte sich leicht und immer leichter - als würde er fliegen, ohne festen Boden unter den Füßen, einfach vor sich hin schweben. Mehr und mehr hatte er das Gefühl loszulassen.
Die Gedanken an den Aufprall begannen zu verblassen, gefolgt von der Wut, die immer weiter in Ferne rückte, auch von Jimins schreiendem Bruder, bis hin zu seinem Geständnis an Jimin.
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„Aber magst du keine Kinder?", stellte Jimin mehr fest, als er tatsächlich fragte und hielt seine Hände damit beschäftigt, ihnen beiden große Stücken Kuchen auf die Teller zu verfrachten.
„Was?" Yoongi war verwirrt. Er fühlte sich, als hätte ihn jemand mit aller Kraft wachgerüttelt und an ihm gezerrt, damit er wieder zu sich kam.
Ihn beschlich das seltsame Gefühl, dass er etwas vergessen hatte, was er nicht vergessen sollte. Doch auch dieses Gefühl schwand dahin und der einzige Gedanke, den er fassen konnte, war das Verlangen Jimin endlich zu sagen, was er für ihn fühlte. Auch wenn ihm bewusst war, dass der Zeitpunkt, zwischen dem Geschrei der Kinder, nicht der beste war.
Aber bevor Yoongi etwas sagen konnte, ergriff Jimin das Wort und als hätte er diese Situation schon einmal erlebt, zerbrach sein Inneres in seine Einzelteile.
„Yoongi, ich...", zögerte er zunächst, atmete tief durch und setzte erneut an, „Ich habe eine Freundin und würde sie dir gerne vorstellen."
Moment... hatte er das gerade richtig verstanden? Jimin hatte nicht nur einen Bruder verheimlicht, sondern darüber hinaus auch noch eine Freundin!?
"Okay...?", brummte Yoongi zögerlich und nahm noch einen Schluck seines mittlerweile kalten Kaffees. Irgendwie hatte er gedacht, dass ihn ein solches Geständnis mehr aus der Bahn reißen würde. Tat es aber nicht. Es klang sogar seltsam... vertraut.
"Bist du jetzt sauer?", erkundigte Jimin sich unsicher.
"Nein."
"Okay... weil... ich hatte Angst, dass du das vielleicht nicht so gelassen aufnimmst. Immerhin.. ach... nicht so wichtig."
Irgendwie nahm das ungute Gefühl immer weiter zu. Irgendwas verheimlichte Jimin ihm doch. Nur was? Nicht, dass Yoongi besser war. Seine Gefühle für ihn, die definitiv über Freundschaft hinausgingen, verheimlichte er ja genauso. Zum Glück hat Jimin ihm noch rechtzeitig mitgeteilt, dass er bereits vergeben war. Nicht auszudenken, wie peinlich ein Liebesgeständnis geworden wäre, wenn er das nicht gewusst hätte. Und vielleicht war das der Punkt, an dem Yoongi sich endlich damit abfinden musste, dass zwischen ihm und Jimin niemals etwas laufen würde.
Yoongi verlor sich in seinen Gedanken. Die Stimmung war auch Minuten später noch seltsam. Sie hatten ihre Gläser geleert, ansonsten aber kein Wort mehr miteinander gesprochen.
"Ich glaub, den Rest kriegst du allein hin, oder?", überwand sich Yoongi schließlich, als er die unangenehme Stille zwischen ihnen nicht mehr ertragen konnte. Er stand auf, ohne noch etwas zu sagen, und griff nach seiner Jacke.
"Warte", rief Jimin und griff nach seinem Handgelenk, "tust du mir einen Gefallen?"
Yoongi seufzte. Er wollte nichts mehr hören, aber leider war er noch nie gut darin gewesen, Jimin eine Bitte auszuschlagen. Also drehte er sich doch zu ihm um und sah ihn erwartend an.
"Kommt drauf an."
"Wenn du mal irgendeine Entscheidung in deinem Leben bereust, dann komm bitte zu mir, ja? Egal, wie sich unsere... Freundschaft jetzt entwickelt. Ich kann's dir nicht genauer erklären, aber ich verspreche dir, dass ich dir dann helfen kann."
Was bitte war das denn jetzt für eine Aktion? Versuchte Jimin damit, ihn weiter an sich zu binden? Wenn ja, ging das gehörig nach hinten los. Yoongi kam sich verarscht vor.
"Ich sollte jetzt geh'n. Bis dann."
Damit drehte er sich um und ließ Jimin allein zurück.
⊱ ────── ⋅❅⋅ ───── ⊰
Das ungute Gefühl sollte Yoongi noch den ganzen Tag begleiten. Auch am Abend hatte es kein bisschen nachgelassen und er konnte sich keinen Reim darauf machen, was genau dahinter steckte. Es fühlte sich an, als wäre etwas in seinen Erinnerungen hinter dichten Nebel verborgen.
"Scheiß Dreck", fluchte er leise vor sich hin und kickte ein weiteres Steinchen weg. Seit einer geschlagenen Stunde saß er nun schon an dem Skaterplatz, aber er wurde einfach nicht schlau aus seinen Gefühlen.
"Was hat dir der Stein getan?", fragte plötzlich eine Stimme wie aus dem Nichts. Yoongi riss den Kopf hoch und erkannte einen jungen Mann in knallgelber Jacke neben sich stehen. Seit wann war er da? Und wieso zum Teufel starrte er ihn so an? Hatte er was im Gesicht?
"Was glotzt'n so?", keifte Yoongi.
"Entschuldige", antwortete er freundlich, "Ich wollte dir nicht zu Nahe treten. Ich heiße Jungkook und wollte dich nur fragen, ob wir uns vielleicht ein bisschen unterhalten wollen."
"Ach!? Und worüber bitte?"
"Bist du schon mal gestorben?"
Yoongi schaute ihn mit hochgezogener Augenbraue an und schnalzte kurz mit der Zunge.
„Mein Tag war schon beschissen genug und jetzt kommt so ein Verrückter auch noch daher."
Der Jüngere fing an zu lachen.
„Du bist gestorben. Ich habe es gesehen", sagte er und sein Lachen verstummte.
Yoongi schüttelte nur mit dem Kopf und erklärte den vermutlich Jüngeren nun definitiv für verrückt. Wer wusste schon, was er sich vorher eingeworfen oder wie viel er getrunken hatte? Aber sicher war, dass er nicht mehr der Herr seiner Sinne war. Yoongi soll gestorben sein? Was für ein Scheiß.
„Jemand ist in der Zeit zurückgesprungen und hat dich gerettet. Jemand mit dem Namen Park Jimin. Es ist verdammt wichtig für mich, dass du mir verrätst, wo ich ihn finden kann."
Yoongi glaubte immer noch kein Wort, dabei sah der andere nicht so aus, als würde er scherzen.
„Keine Ahnung was du für Sachen konsumierst, aber wieso sollte ich verraten wo er ist?"
Yoongi kam dieser Typ immer suspekter vor. Sein Herz schmerzte zwar wegen Jimin, aber deswegen würde er ihn niemals verraten. Seine Gefühle für ihn waren immer noch zu stark.
Jungkook kam immer näher, bis er vor Yoongi stehen blieb. Es wirkte wie eine Drohung, aber so schnell wollte Yoongi sich nicht einschüchtern lassen. Er stand auf, um ihn deutlich zu machen, dass er lieber verschwinden sollte. Min Yoongis Nerven sollte man niemals zu sehr strapazieren. Der Jüngere aber drückte ihn zurück auf die Bank und seine Miene verdunkelte sich weiter.
„Verrate mir WO er ist!" seine Stimme wurde dunkler und seine Ausstrahlung änderte sich schlagartig.
„Ich werde es dir nicht verraten!"
Plötzlich spürte Yoongi einen heftigen Schmerz im Bauchbereich und ein warmes Gefühl, das von dort ausstrahlte. Als er nach unten sah, erkannte er es. Blut. Dieser Jungkook hatte ihm wirklich ein Messer in den Bauch gerammt. Sofort durchzog eine unangenehme Kälte seinen Körper und er konnte Jungkooks Stimme nur noch so gerade eben hören.
„Ich werde ihn finden. Und dich auch! Ich hoffe, du verrätst mir das nächste Mal, wo dein süßer Freund ist! Ich tue nicht gerne anderen Menschen weh."
Yoongi brachte kein Wort heraus. Seine Augen füllten sich mit Tränen und er schluchzte leise. Seine Kräfte verließen ihn immer mehr. Das letzte, woran er dachte, waren die schönen Erinnerungen mit Jimin. Er würde ihn niemals wiedersehen. Und vielleicht hatte es immer genauso enden sollen.
„Jimin... ich liebe dich...", hauchte Yoongi, bevor er die Augen schloss und er vernahm eine weinerliche Stimme.
„Yoongi... nicht schon wieder..."
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Gelbe Jacke... Jungkook... Er sucht Jimin... Messer... Blut... Kindergekreische... Stinkefüße...
„Yoongi, hier ist noch dein Kaf-„
„Jimin, du bist in Gefahr!", unterbrach Yoongi Jimin panisch. Dieser erschreckte sich so sehr über die plötzliche laute Stimme seines Hyungs, dass er dabei die Kaffeetasse fallen ließ.
Yoongi sprang so schnell auf, dass der Gartenstuhl nach hinten umfiel. Hastig packte er Jimin an den Schultern und rüttelte ihn unvorsichtig.
„Jimin, bitte! Wir müssen hier weg!"
Der Kleinere sah traurig zu Boden und das war sicherlich nicht die Reaktion, mit der Yoongi gerechnet hatte.
„JIMIN! VERSTEHST DU NICHT? WIR MÜSS-" Yoongi wurde von Jimin unterbrochen. Die Ruhe, die er dabei ausstrahlte, war fast schon gruselig.
„Du hast Jungkook getroffen, oder?"
[KOOKUCK]
"Ich ha...", begann Yoongi, aber Jimin kam ihm zuvor.
"Komm", sagte er und packte Yoongi am Oberarm. Es zischte einmal laut, die Welt verschwamm und dann befanden sie sich in einem kleinen, schmuddeligen Schlafzimmer, in dessen Mitte ein junger Mann mit stechenden Augen saß. Er hatte eine orange Katze auf dem Schoss.
"Schon wieder", sagte er demotiviert. Die Katze miaute und Jimin nickte.
"Wir müssen gehen."
"Und der da kommt mit?", fragte der Katzenmann und nickte Richtung Yoongi. Die Geste war dermaßen kühl, dass Yoongi gar keine Zeit dazu hatte die Situation zu verarbeiten und viel mehr damit beschäftigt war, beleidigt zu sein.
"Ich bin..."
"Ja", unterbrach Jimin. "Wir haben keine Wahl. Kook hat ihn bereits gefunden."
Der Katzenmann schnaubte und murmelte: "Arschloch", bevor er sich mit der Katze im Arm erhob und sich zu ihnen stellte. Wobei Yoongi überrascht feststellen musste, dass er trotz seines einschüchternden Auftretens kleiner als Jimin war.
"Ich pack das Zeug", sagte er zu Jimin. "Hol du dein Schaufensterpüppchen..."
"Momo", korrigierte Jimin.
"...und dann hauen wir ab." Er warf einen kritischen Blick auf Yoongi und fügte hinzu: "Ich kümmere mich solange um den da."
"Mein Name ist Yoongi", meinte Yoongi halblaut.
"Okay", stimmte Jimin zu und löste sich begleitet von einem Zischen im Nichts auf.
Was?
Yoongi musste ein paar Mal blinzeln, aber egal wie oft er sein Augenmerk durch das schlecht belüftete Schlafzimmer gleiten ließ, Jimin war und blieb verschwunden. Yoongi war sich sicher, dass er irgendwo auf dem Weg hierher seine Fähigkeit zu denken verloren hatte.
"Man gewöhnt sich dran", kommentierte der Katzenmann. "Hier", sagte er und streckte Yoongi die orange Katze entgegen. Yoongi hatte gerade genug Zeit, um die Arme auszustrecken und das fette Vieh aufzufangen.
"Was...", begann Yoongi, aber er kam wieder nicht weit. Was war heute bloß los? Wieso waren nur alle so scheiße unhöflich und konfrontativ? Er hatte 29 Jahre lang gelebt ohne sich einen einzigen Knochen zu brechen und jetzt war er in nicht einmal 24 Stunden teleportiert, umgebracht und als "der da" beschimpft worden.
"Laber nicht", sagte der Katzemann und begann herumliegende Dinge zusammenzusammeln, "und mach uns nicht mehr Mühe als eh schon."
"Uns?", fragte Yoongi hilflos. Die fette Katze miaute zustimmend.
"Jimin, seinem Schaufensterpüppchen und mir", erklärte der Katzenmann. Dummerweise wurde dadurch gar nichts klar.
"Was?" Yoongi kam sich vor wie ein klitzekleiner Fisch in einem Topf voller Honig. Giftiger Honig. Mit einer fetten Schicht Schimmel oben drauf.
Der Katzenmann seufzte, als würde ihm Yoongis Unwissen physischen Schmerz zuführen. "Jimin, seine Freundin Momo und ich, der einzig wahre Minho Lee", erklärte er und stopfte ein paar Shirts in einen Rucksack, bevor er hinzufügte: "Und nun wohl auch du. Wir müssen das Universum verlassen. Sobald Kook die Fährte aufgenommen hat, haben wir keine Chance mehr."
"Das Universum verlassen?"
"Ja, Dummerchen", bestätigte Minho in exakt dem Moment, in dem es zischte und Jimin wieder bei ihnen im Schlafzimmer auftauchte. Er hatte eine junge Frau mit großen Augen und pechschwarzem Haar dabei, die so schön war, dass sich Yoongi glatt schämte, jemals in Erwägung gezogen zu haben, bei Jimin Chancen zu haben.
"Alles startklar?", fragte Jimin.
"So startklar wie eh und je", stimmte Minho zu.
"Okay. Dann lasst uns gehen, bevor Kook merkt, dass wir auf dem Sprung sind."
Minho nickte, warf sich den Rucksack über und griff nach Yoongis Schulter. Jimin legte seine Hand auf Yoongis Arm und noch bevor Yoongi etwas Weiteres fragen konnte, zischte es erneut.
Die vier hatten das Universum verlassen.
⊱ ────── ⋅❅⋅ ───── ⊰
Kotzend, keuchend und hustend kam Yoongi gar nicht dazu die neue Umgebung zu betrachten, sondern war nur heilfroh den Eimer vor seiner Nase zu haben. Es fühlte sich an, als würde er seine Eingeweide aus sich heraus kotzen und jeden Moment seinen eigenen Magen im Mund haben.
„Du kannst doch nicht einfach noch zusätzlich durch die Zeit springen!", hörte er neben sich jemand schimpfen. „Du weißt doch, was die beiden Fähigkeiten zusammen anrichten können!"
Verschwommen sah Yoongi, wie sich jemand neben ihm nieder kniete und ihm sanft den Rücken streichelte.
„Yoongi hält das aus, es ist nicht das erste Mal, dass er diese Erfahrung gemacht hat", verteidigte sich Jimin in einer Stimmlage, die verriet, dass er dabei so niedlich böse schauend, seine Arme vor der Brust verschränkt hatte.
„Aber es ist seine erste Erfahrung in diesem Leben, Jimin!"
Die Tränen aus den Augen blinzelnd, mussten die Worte von Momo erstmal bei Yoongi ankommen. Dieses Lebens? Hieß das, er hatte solche Erfahrungen schon häufiger gemacht? Wie oft war die Zeit denn schon zurück gespult worden? Oder vor? Oder, oder...
Kopfschmerzen machten sich breit. Was zum Geier war hier überhaupt los? Was kam denn bitte jetzt noch auf ihn zu, dass er nicht wusste? Immerhin wurde die Übelkeit besser und er konnte sich erschöpft zurücklehnen.
„Es ist halt alles wieder aus dem Ruder gelaufen. Woher soll ich auch wissen, dass Jungkook ihn gleich wieder umbringt?"
„Wieder?", schaffte es Yoongi dazwischen zu rufen und fühlte sich wie ein Kind, das übergangen wird, als Momo nur tadelnd den Kopf schüttelte. Minho konnte er zusammen mit seiner Katze auf dem Schoß auf einem Stuhl an einer Konsole... Moment ... War das ...?
Der Weltraum?
Wie paralysiert starrte Yoongi auf die Schwärze und den sich erhebenden Planeten hinter dem Fensterglas. Wo zum Geier war er? Raumstation? Raumschiff? Aber sie hatten Schwerkraft, seine Kotze flog nicht hemmungslos durch die Gegend, sondern blieb brav in dem Eimer!
„Jungkook ist dein Bruder, noch immer Jimin. Gerade du solltest wissen, dass er über Leichen geht", mischte sich Minho ins Gespräch ein und sorgte dafür das Yoongi noch mehr Fragezeichen über den Kopf schweben hatte. Wie eine riesige Reklame, leuchtend, blinkend. Ein Fragezeichen, das man nicht übersehen konnte, doch scheinbar von allen hier übergangen wurde.
Momo schob ihr Haar zurück, nachdem sie Jimin erneut einen bösen Blick zu warf. Dann wandte sie sich Yoongi zu: „Willkommen an Bord. Ich bin Momo und ich glaube, lange wären wir nicht mehr darum herumgekommen, es dir nicht zu sagen."
Sie seufzte laut, während Yoongi davon abgelenkt wurde, wie ein kleiner Roboter den Eimer aufhob und wieder durch eine Luke verschwand. Es gab hier so viele Eindrücke, dass er Schwierigkeiten hatte sich zu ordnen. Schließlich brachte er ein „Was sagen?" irritiert heraus. Sein Gehirn hatte sich wohl gänzlich verabschiedet. War ihm nicht zu verübeln.
„Du bist ein Schlüssel", erklärte Momo als wäre damit alles Gesagt. Das war es für Yoongi aber absolut nicht! „Ich bin auch ein Schlüssel. Jimin ist ein Reisender bzw. Zeitreisender, während Minho ein Universumsspringer ist."
Minho bestätigte mit einem Brummen, während Jimin nur nickte. Sie schienen beide einverstanden damit zu sein, dass Yoongi nun endlich erzählt wurde, was Sache war.
„Schlüssel sind die Auslöser der Kräfte. Momo ist mein Schlüssel, Roswilda, die Katze da, ist Minhos und du bist Jungkooks", seufzte Jimin.
[Kookaain]
Wie ein Neandertaler, der zum ersten Mal ein Hochhaus erblickte, starrte Yoongi diese Momo vor sich an. Er blinzelte mehrmals, runzelte die Stirn und schüttelte anschließend verständnislos den Kopf. Das waren zu viele Informationen auf einmal. Das war gerade generell zu viel auf einmal. Es waren sicherlich nicht einmal vierundzwanzig Stunden vergangen - obwohl man das sicherlich nicht einmal mehr als Stunden angeben konnte, so oft wie Jimin wahrscheinlich schon die Zeit vor und zurückgedreht hatte. Und Yoongi hatte was alles erlebt? Zeitreise? Raumreise? Mehrmals gestorben und wiederbelebt worden?
Und jetzt war er noch irgendein Schlüssel von Jungkook... Der Jimins Bruder war.
,,Aber ich verstehe nicht... Wenn ich Jungkooks Schlüssel für seine Kräfte bin, warum will er mich tot sehen?", hakte Yoongi verwirrt nach und sah jeden ein wenig hilflos an. Selbst der gingerfarbene Katze warf er einen verzweifelten Blick zu. Dabei war Yoongi gerade so verwirrt, dass er nicht einmal den ominösen Namen 'Roswilda' hinterfragen konnte.
,,Nun, schwer zu erklären, da wir selber nicht ganz genau wissen, was Jungkooks Fähigkeiten eigentlich sind. Aber da er recht gern mit Leichen spielt - nein, ich meine das nicht wörtlich - tippe ich darauf, dass er dazu fähig ist Leben und Tod auszutricksen", teilte Jimin seine Vermutung mit und auch Momo neben ihm nickte.
,,Um Jungkooks Fähigkeiten zu entschlüsseln, wird er dich anscheinend tot brauchen. Und Jimin jagt er schon durchgehend, seit Jungkook herausgefunden hat, dass Jimin seinen Schlüssel gefunden hat, er jedoch nicht. Das macht ihn machtlos und das scheint ihm gar nicht zu gefallen. Vor allem nicht, weil Jimin ständig bei dir war", ergänzte die Schwarzhaarige noch zusätzlich, was bei Yoongi nur mehr Verwirrung auslöste. Gleichzeitig ergab das alles langsam ein wenig Sinn, wenn auch die ganze Situation eigentlich keinen Sinn ergab.
Würde Yoongi versuchen was irgendeinem anderen Menschen zu erklären, er würde in der Klapse landen.
,,Okaaay... Also heißt das, ich bin mit Jimin auf der Flucht vor diesem Jungkook, damit ich nicht sterbe, Jungkook seine Kraft nicht entfaltet und... Jimin ebenfalls nicht verreckt?", fasste Yoongi noch einmal alles zusammen und alle drei nickten synchron. Roswilda miauzte nur zustimmend und rollte sich auf Minhos Schoß zusammen, um ein Nickerchen zu halten. Derweil musste Yoongi diese ganzen neuen Erkenntnisse richtig verarbeiten.
Anscheinend war er zusätzlich auch schon mehrmals durch Raum und Zeit gereist und er wurde schon mehrmals umgebracht. Und das von diesem Jungkook. Das klang wirklich absurd und bereitete Yoongi erneute Kopfschmerzen.
,,Tut mir echt leid, dass du in alldas reingezogen wurdest", murmelte Jimin mit einem schrägen Lächeln und legte seine Hände auf die Schultern des Minthaarigen.
,,Aber ruh dich erstmal aus. Das war heute wirklich zu viel auf einmal für dich gewesen. Wir haben noch eine lange Reise vor uns."
Dann schob er Yoongi durch eine Luke in einen Gang und steuerte eine zu einem anderen Raum an. Es war klein. Neben dem Bett stand nur ein Nachttisch und eine Garderobe darin. Es erinnerte Yoongi ein wenig an die Kajüten von den Schiffen.
,,Reise? Wo sind wir überhaupt?", fragte Yoongi irritiert und drehte sich zu Jimin um, der ihn nur weiterhin schräg grinsend ansah.
,,Wir befinden uns gerade zwischen Raum und Zeit. Das Schiff bringt uns gerade ans nächste Ziel, das liegt ein wenig weiter weg. Du kannst ja aussuchen wohin! Worauf hast du Lust? Hogwarts oder Star Wars?"
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