Kapitel 1

Damons POV

Ich saß niedergeschlagen und mit deutlich weniger Optimismus, als noch vor weinigen Stunden, im Wohnzimmer der Salvatore-Pension. Hier befand ich mich inzwischen schon seit gut dreißig Minuten. Ich hatte mir ein Glas Bourbon eingegossen und starrte nun in die Flammen des Kaminfeuers, während ich versuchte mit einem simplen Fakt klarzukommen: Katherine Pierce liebte mich nicht.

Der Vampir, nach dem ich 145 Jahre gesucht hatte, interessierte sich kein Stück für mich. Wieso? Was hatte ich falsch gemacht? Was auch immer es war, ich fühlte mich bestimmt nicht schuldig. Ich hatte schließlich mein ganzes Leben damit verschwendet, nach einer Frau zu suchen, die gar nicht gefunden werden wollte. Ich war ein Idiot.

Ich nahm einen weiteren großen Schluck Bourbon aus meinem Glas, nur um mir anschließend erneut einen Drink einzugießen. Wenigstens hatte ich noch meinen Alkohol. Nüchtern sein, machte depressiv.

Stefan suchte sich genau diesen Moment aus, um das Wohnzimmer zu betreten. Ich beobachtete aus dem Augenwinkel, wie er sich ebenfalls einen Drink einschenkte und langsam zu mir hinüberging, nur um sich anschließend in den Sessel neben mich zu setzten. Kein gutes Zeichen, nein, definitiv kein gutes Zeichen. Er sagte nichts, während er sich ein Stück weit nach vorne lehnte und die Stirn in Falten legte, eine Körperhaltung, die ich nur allzu gut kannte. Sie schrie gerade zu: Warnung! Ernste Auseinandersetzung!

Ich lehnte sich genervt zurück und schloss die Augen. Na klasse, eine brüderliche Unterhaltung war wirklich das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte.

„Wie geht es dir?“, höre ich schließlich die Stimme meines Bruders. Und hier ging es los. Was sollte das überhaupt für eine Frage darstellen? Dachte er ernsthaft, ich würde jetzt anfangen sentimental zu werden, bloß weil mich so ein dummer Vampir verarscht hat?

Ich sah Stefan direkt an und schenkte ihm mein bestes arrogantes Lächeln. „Mir gings nie besser, danke der Nachfrage“, meinte ich sarkastisch. „Ich habe 145 Jahre damit verbracht zu versuchen, in diese Gruft zu gelangen. Das habe ich geschafft. Zugegeben, Katherine war gar nicht drin, um gerettet zu werden, aber was solls.“ Ich hielt ihm in einer Geste des Anstoßens mein Glas Bourbon entgegen und trank anschließend einen weiteren Schluck daraus.

Auf Stefans Stirn zeichneten sich aufgrund dieser Information nur weitere Falten ab, insofern das überhaupt möglich war. „Du bist verletzt“, stellt er schließlich nüchtern fest.

Für diese Worte hätte ich ihn am liebsten ausgelacht. Ich verdrehte die Augen. „Nein, Stefan, das bin ich nicht. Verletzt zu sein, bleibt denjenigen mit Gefühlen vorbehalten, und wie wir ja alle wissen, besitze ich keine.“ Natürlich war jedes Wort, das grade aus meinem Mund gekommen ist, eine Lüge, doch das würde ich meinem Bruder nicht auf die Nase binden.

Ich stand-den festen Entschluss gefasst, nicht weiter mit ihm Seelenklempner spielen zu wollen-vom Sessel auf und lief zur Bar hinüber, um dort  mein Glas abzustellen. „Wenn du mich jetzt also entschuldigen würdest, meiner Meinung nach, war das genug Bruderzeit für heute.“ Ich zog mir meine schwarze Lederjacke über und verschwand durch die Vordertür nach draußen, bevor Stefan noch irgendetwas erwidern konnte.

Mein Bruder hatte vielleicht Nerven. Gefühle. Aber sicher doch. Oder die Liebe. Natürlich war ich in Katherine verliebt! Und was hatte es mir im Endeffekt gebracht? Nichts! Die Liebe war dumm, nutzlos und wurde auf jeden Fall überbewertet! Und ich würde einen Teufel tun und mich je wieder von irgendwelchen Gefühlen beeinflussen lassen. Ich war verdammt noch mal ein Vampir! Ich war gefährlich und den Menschen überlegen! Ich brauchte keine Gefühle!

Die nächsten Stunden verbrachte ich damit, mich an ziemlich willigen Studentinnen zu besaufen. Und siehe da, mir ging es schon wesentlich besser. Ich hatte bei der ganzen Nicht-auffallen-Strategie schon fast vergessen wie gut und berauschend frisches Blut sein konnte. Vor allem direkt aus der Ader. Zum Teufel mit den Regeln.

„Du schmeckst fast noch besser als deine Freundinnen“, flüsterte ich einer der Blondinen ins Ohr, kurz bevor ich ihr erneut in den Hals biss. Sie kicherte kurz, verstummte jedoch sobald ich anfing gierig ihr Blut zu trinken. Diese Studentinnen in ihren WGs waren auch wirklich zu leichtgläubig. Ein bisschen Charme, ein paar nette Worte und schon luden sie dich mit in ihre Wohnung ein. Für einen hungrigen Vampir einfach perfekt.

Ich trank weiter, bis ich spürte, wie ihr Herzschlag schwächer wurde. Dann entließ ich sie aus meinem Griff, nur um die nächste von ihnen zu beißen. Langsam fühlte ich mich wirklich benommen, doch es störte mich nicht. Es war eine willkommene Ablenkung von der ganzen Nachdenkerei. Eine Ablenkung, die leider nicht von Dauer war.

Im Endeffekt blieb mir keine andere Wahl, als die Studentinnen zu manipulieren und in ihren Zimmern zurück zu lassen. High genug von ihrem Blut war ich inzwischen definitiv. Gedanken an Katherine erfolgreich verdrängt, zumindest bis jetzt.

Eigentlich war ja Emily Bennett an allem schuld. Sie war schließlich diejenige gewesen, welche mir versprochen hatte, Katherine zu retten, welche mir Hoffnung machte und mich angelogen hat. Sie hatte mir praktisch das alles angetan. Und hier waren sie wieder, die Gedanken.

Ich lief aufgebracht durch die dunklen Straßen, die einzig durch den sich am Himmel abzeichnenden Vollmond erhellt wurden, und fand mich, bevor ich wusste, was ich tat, am alten Hexenhaus wieder. Dies war der Ort an dem Emily zusammen mit hundert weiteren Hexen verbrannt wurden war. Da ich eine Zeit lang ihre Spuren verfolgt hatte, wusste ich das zufällig sehr genau. Man konnte hier mit den mit den Wesen auf der anderen Seite kommunizieren. Was ich an diesem Ort wollte, wusste ich nicht wirklich.

Ich lief vorsichtig um das Haus herum und betrachtete es nachdenklich, bevor ich schließlich den Eingangsbereich der alten Hütte betrat. Ich habe damals mit angesehen, wie Emily verbrannt wurde, und es tat mir eine ganze Zeit lang leid, dass ich ihr nicht geholfen hatte. Heute sah das anders aus. Sie hatte mich angelogen und betrogen. Sie war zu Recht gestorben.

Ich lehnte mich lässig an eine der schmalen Holzwände und grinste in die Dunkelheit. Vielleicht ein bisschen zu betrunken von Alkohol und Blut dachte ich nicht nach, bevor ich sprach. „Hey, Emily! Kannst du mich hören?“ Ich wartete einen Augenblick, bevor ich fortfuhr. „Ach, natürlich kannst du mich hören. Ich denke sogar eher, dass du mich nicht ignorieren könntest, selbst wenn du wolltest. Also zuerst einmal…das war ein echt toller Trick, den du da letztens mit der kleinen Bennett abgezogen hast…Körper übernehmen und so…ich muss zugeben, du hattest mich kalt erwischt. Viel gebracht hat es dir allerdings nicht, denn ich war in der Gruft. Gut, ich habe Katherine nicht gefunden, aber soll ich dir ein Geheimnis verraten: Es ist mir egal.“

Ich nahm einen weiteren Schluck Alkohol aus der Bourbonflasche, die ich aus einem der Studentinnen Zimmer habe mitgehen lassen. „Ich bin ein Vampir und ich bin am Leben, im Gegensatz zu dir nebenbei gesagt. Und weißt du was? Ich finde es toll.“ Ich stützte mich von der Wand ab und stellte mich direkt in die Mitte des Raumes. „Ich brauche keine Liebe und keine Gefühle. Das ist mir alles egal. Denn ich werde noch lange leben und nicht auf der anderen Seite bei den Geistern versauern. Und das Beste ist…“ Spätestens jetzt grinste ich wirklich arrogant. „Es gibt rein gar nichts, was du dagegen tun kannst.“

Ich schaute mich nach meiner kleinen Ansprache in alle Richtungen um, auf der Suche nach…keine Ahnung...irgendeinem gruselig aufflammenden Licht oder einem sich mysteriös bewegenden Gegenstand, eben irgendetwas, das mich in Angst und Schrecken versetzen oder immerhin Emilys Anwesenheit bemerkbar machen sollte. Doch nichts dergleichen geschah, alles blieb völlig ruhig.

Ich lachte auf. „Ok, dann kommuniziere nicht mit mir. Nicht mein Problem.“ Ich machte mich schulterzuckend wieder auf den Weg nach draußen.  Mit etwas weniger Alkohol im Blut hätte ich wohl den leichten Luftzug bemerkt, welcher genau in dem Augenblick aufkam, als ich das Haus verließ, und ein deutliches Zeichen dafür war, dass ich sehr wohl erhört wurde.

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Zu sagen, ich wachte am nächsten Morgen mit einem gewaltigen Schrecken auf, wäre wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Ich war mir nicht sicher, wie ich zurück gekommen bin. An irgendeiner Stelle hatte ich wohl einen Drink oder eine Studentin zu viel. Ich fand mich auf jeden Fall etwas verwirrt in meinem Bett wieder. Außerdem war ich kurz vor dem ersticken!

Was man als ziemlich absurd bezeichnen konnte, schließlich brauchte ich als Vampir nicht zu atmen. Ich setzte mich aufrecht auf mein Bett, während ich mich darauf konzentrierte Luft in meine Lungen zu saugen. Ha, besser! Nein, doch nicht. Richtig, wieder ausatmen! Ok, einatmen…ausatmen. Einatmen…ausatmen. Einatmen…ausatmen. Nach gut fünf Minuten hatte ich den Prozess soweit drauf und schaffte es sogar ihn ohne große Mühe zu absolvieren. Zum Glück!

Sobald ich anfing mich im Raum umzuschauen, bemerkte ich, dass das Atmen nicht mein einziges Problem darstellte. Ich war blind. Ich tastete vorsichtig nach meinem Handy, welches sich auf dem Nachschrank neben dem Bett befand, und entriegelte den Bildschirm, um auf die Zeitanzeige zu schauen. 6.00 Uhr früh. Es war 6.00 früh. Ok, kein Wunder also, dass es dunkel war, doch im Normalfall sollte es mir nichts ausmachen. Vampire konnten in der Dunkelheit perfekt sehen!

Ich ließ mich erschöpft zurück in meine Kissen fallen, während ich anfing angestrengt nachzudenken. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mit mir, soviel stand fest! War ich krank? Nein, das wäre absurd, schließlich konnten Vampire nicht krank werden. Aber was fehlte mir dann?

Mich traf die Erkenntnis wie ein Schlag. Meine Augen weiteten sich vor Schock, als ich realisierte, was eigentlich nicht möglich war. Nein, das durfte und konnte nicht sein. Ich legte meine Hand, welche inzwischen zu zittern begonnen hatte, auf meinen Brustkorb und spürte sofort das Schlagen eines völlig funktionstüchtigen Herzens unter meinen Fingern. Ich hatte einen Herzschlag. Ich war am Leben. Ich war ein Mensch.

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Ok, das ist das erste Kapitel^^ Ich hoffe es hat euch gefallen, schreibt mir eure Meinung!:)

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