Kapitel 70: Der Astronomie-Turm


Hermine ging energisch die Flure entlang bis zu ihren Räumen, sie öffnete die Tür und Lazarus sah sie an.
„Ist alles bereit?", fragte sie und ging zu ihm.
Lazarus nickte und lächelte, er holte eine große Kugel mit einer dunklen Flüssigkeit in ihr.
„Das müsste für alle Anwesenden reichen.", sagte er.
„Dann lass uns los.", sagte sie und atmete laut durch.
Ein aufgeregtes Blitzen huschte über seine Augen. Hermine packte die Kugel in ihre Tasche, nahm vorsichthalber auch Heilungs- und Stärkungstränke mit und ging zur Tür.

Sowohl Hermine als auch Lazarus legten einen Unsichtbarkeitszauber über sich, liefen schnell durch Hogwarts, zum Verbotenen Wald, in den Wald hinein und zu der Stelle, an der sie den Abraxaner rufen konnte.
Sie schloss die Augen und sprach leise 'appare', keine Sekunde später erschien das Pferd am Himmel und ließ sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf die freie Fläche vor ihnen sinken.

Hermine ging zu dem Abraxaner und umarmte ihn am Hals, er drückte seinen Kopf auf ihren Rücken und knabberte leicht an ihrem Pullover.
Lazarus grinste und näherte sich ebenfalls, strich ihm sanft über den Kopf, er wieherte leicht.
Hermine ging einen kleinen Schritt zurück, sie sah Lazarus und das Pferd abwechselnd an.
„Wir müssen zum 30. Juni 1997 zurück. Nach Hogwarts, am Besten in die unmittelbare Nähe des Astronomie-Turms, ich glaube es war zum späten Nachmittag hin. Wenn wir durch die Zeit springen können, kannst du diese sicherlich anhalten, oder?", fragte sie den Abraxaner. Dieser warf den Kopf nach oben und scharrte mit den Füßen.
„Gut. Er muss den Fluch ausgesprochen haben, damit alle glauben, er wollte es wirklich tun! Bevor der Fluch eintrifft, musst du die Zeit anhalten. Wir helfen ihm dann, aufzusteigen. Lazarus, du wirst dann den Trank über die anwesenden Personen verteilen und den Zauber sprechen.", Lazarus nickte.
„Uns darf niemand sehen oder hören. Wir werden einen Unsichtbarkeitszauber über uns legen.", meinte Hermine weiter. Lazarus nickte wieder, das Pferd stimmte mit einem Wiehern zu.

Hermine und Lazarus stiegen nacheinander auf das Pferd, als sie saßen, gab Hermine ihm die Kugel mit dem Trank. Sie konzentrierte sich erneut, atmete einmal tief durch, ließ ihre Kraft sie durchfluten und legte ihre Hände an den Hals des Pferdes.
„Also los", sagte sie und mit einem Knall waren sie verschwunden.
Viele Bilder rauschten an ihnen vorbei und es war eine längere Reise als alle, die Hermine bisher gemacht hatte.
Sie hielt sich in der Mähne des geflügelten Pferdes fest und mit einem plötzlich Ruck, kamen sie zum Stehen, sich machte sich, Lazarus und das Pferd sofort unsichtbar.

Hermine versuchte sich zu orientieren, sie waren dem Astronomie-Turm sehr nahe, es war recht dunkel um sie herum, der Himmel wolkenverhangen.
Sie fühlte einen unangenehmen Druck um sich, etwas Böses. Sie sah über ihre Schulter zu Lazarus und er flüsterte leise, „ich nehme es ebenfalls wahr".

Hermine erschrak, als sie einen lauten Knall hörte und zwei Personen auf dem Astronomie-Turm erschienen.
Der eine war Harry, der andere ein gebeutelter Professor Dumbledore, gestützt auf Harry. Das Gesicht aschfahl und durch Schmerzen verzerrt.
Das Pferd trug sie etwas näher an das Geschehen und die beiden konnten ein paar Gesprächsfetzen wahrnehmen.
Dumbledore wollte, dass Harry Severus holte, nur Severus könnte ihm jetzt helfen, sagte er. Harry nickte und wollte gerade los, als die zwei ein Geräusch hörten. Dumbledore verlangte von Harry sich zu verstecken und unter keinen Umständen einzugreifen. Harry zögerte.
„Vertrau mir... vertrau mir.", sagte Dumbledore und schob ihn weg.
Er richtete sich auf, unterdrückte die Schmerzen und begrüßte den blonden Eindringling. Draco Malfoy.

Hermine schluckte, Draco sah ebenfalls furchtbar aus. In dem Jahr war ihr gar nicht wirklich aufgefallen, wie schlecht Draco aussah und an wie viel er wohl zu knabbern hatte.
Draco richtete seinen Zauberstab auf Dumbledore und entwaffnete ihn. Der Elderstab flog in eine dunkle Ecke des Turms. Draco war verzweifelt, er zeigte Dumbledore das Dunkle Mal und sagte ihm, dass er ihn umbringen müsste, sonst würde Voldemort ihn umbringen.
Dumbledores Gesicht trug einen traurigen Ausdruck, er hatte sich all die Jahre so auf Harry konzentriert, dass es ihm weniger stark aufgefallen war, dass Draco immer weiter auf die dunkle Seite gezogen wurde.

Draco zögerte, ließ den Zauberstab sinken, bis erneut ein Geräusch an die Ohren aller trat und Draco dazu bewog, den Zauberstab wieder auf Dumbledore zu richten.
Bellatrix Lestrange, Fenrir Greyback und die Carrow-Zwillinge erschienen. Bellatrix säuselte Draco ins Ohr und versuchte ihn anzustacheln, es endlich zu tun, da erschien Severus.

Hermine erschrak, sie hatte nur durch Harrys Erzählung erfahren, was passiert war. Severus so zu sehen, bescherte ihr eine Gänsehaut. Sein Blick war kalt und hasserfüllt. Er trug die Todessermaske, wie in ihrer Vision.
„Lass es.", schnarrte er, seine Stimme war noch kälter als sein Blick. Draco drehte sich panisch um und sah ihn an.
Er trat neben Draco, dieser wurde von Bellatrix zurückgezogen.
Dumbledore richtete das Wort an Severus. Severus sah ihn nur angeekelt an, der Hass loderte in seinen Augen auf.

„Severus... bitte.", flehte Dumbledore.
„Es ist so weit, haltet euch bereit.", flüsterte Hermine leise, der Abraxaner flog noch etwas näher an den Turm und Hermine glaubte etwas wie Trauer in Severus Blick zu erkennen.
Es brach ihr das Herz ihn so zu sehen.
„Avada Kedavra", spuckte Severus aus, ein greller grüner Blitz schoss aus seinem Zauberstab, Dumbledores Augen weiteten sich leicht.
Der Abraxaner schwang schnell mit den Flügeln und der Fluch stoppte mitten in der Luft, kurz bevor er Albus traf. Alle bis auf Albus schienen eingefroren zu sein und dieser traute seinen Augen kaum. Er blickte perplex auf die Situation.

Lazarus ließ den Trank über die anwesenden Personen schweben, ließ die Kugel explodieren und verteilte den Trank, der sich zu einem Gas geformt hatte, in dem Raum. Er achtete konzentriert darauf, dass jeder, bis auf Albus, von dem Gas eingehüllt war, auch und vor allem Harry. Er sprach einige lateinische Wörter.
In der Zwischenzeit machte sich Hermine sichtbar und rief Professor Dumbledore zu sich.
„Professor, kommen Sie schnell. Wir haben nicht viel Zeit.", sagte Hermine hektisch.
Dumbledore konnte keinen klaren Gedanken fassen, er handelte einfach, ohne zu denken.

Er lief eilig in die Ecke, in die der Elderstab geflogen war, nahm ihn an sich, ging zu Hermine, diese half ihm auf etwas Unsichtbares zu steigen. Albus fühlte etwas Warmes unter sich, er spürte Fell unter seinen Fingern.
Lazarus hatte den Zauber beendet und wartete auf das Zeichen von Hermine.
Kurz bevor sie etwas sagte, ergriff Albus das Wort.
„Wartet.", er sprach leise Worte zu seinem Zauberstab, ließ ihn dann fallen. Hermine zauberte sich und Dumbledore wieder unsichtbar.

Hermine strich dem Pferd über den Hals und mit einem weiteren Flügelschlag, lief die Zeit weiter. Der Fluch traf die Luft, für die Anwesenden traf er, dank der falschen Erinnerung durch den Trank, Albus Dumbledore und schleuderte ihn über die Brüstung des Turms.
Severus Blick war undurchdringlich.
Er drehte sich um, lief zum Ausgang und rauschte durch die Gänge von Hogwarts. Zeitgleich kam der Elderstab auf der Erde auf und aus seiner Spitze trat ein blauer Nebel, der immer weiter den Körper von Albus Dumbledore formte.
Hermines Augen weiteten sich, sie hatte in ihrem Plan überhaupt nicht an die Leiche des Schulleiters gedacht.

Bellatrix lehnte sich über die Brüstung und blickte nach unten, sah den toten Albus Dumbledore auf der Erde liegen und zauberte, mit einem verrückten Lachen, das Dunkle Mal in den Himmel.
„Verschwinden wir", sagte Hermine leise und so schnell wie sie gekommen waren, waren sie auch wieder weg.
Die Bilder und Jahre zogen wieder an ihnen vorbei und mit einem plötzlichen Ruck kamen sie zum Stehen.
Sie waren wieder im Verbotenen Wald.

Lazarus war der erste, der von dem Rücken des Pferdes sprang. Er zauberte sich wieder sichtbar und die anderen ebenfalls. Lazarus half Hermine und die beiden halfen Professor Dumbledore vom seinem Rücken.
Dieser taumelte, er fasste sich an den Kopf und sah sich perplex um. Er ging zu einem Busch in der Nähe und übergab sich. Hermine und Lazarus konnten es ihm nicht verübeln.
Hermine holte aus ihrer Tasche einen Stärkungstrank und gab ihm ihn.
Sie lächelte ihm aufmunternd zu und hielt ihn am Arm fest. Dumbledore nahm ihn ein und fühlte sich kurz danach schon viel besser. Immer noch verwirrt drehte er sich zu Lazarus und dem Pferd.
„Lazarus", hauchte er, ging zu ihm und nahm ihn in den Arm. Dieser freute sich und lächelte.
„Albus, mein alter Freund.", er drückte ihn fest.
„Gibt es jetzt auch einen Albus-Effekt?", fragte Dumbledore mit einem Lachen in der Stimme.
„Du bist doch schon berühmt genug.", meinte Lazarus und klopfte ihm auf den Rücken.
Dumbledores Blick glitt zum Pferd, welches sich zu ihm drehte.
Seine Augen leuchteten auf, „Abraxas", sagte er, mit Ehrfurcht in der Stimme. Das Pferd trat einen Schritt auf Dumbledore zu und verneigte sich.
Hermines Augen weiteten sich, „Sie wissen, wie er heißt?", sie war überrascht.
Dumbledore drehte sich leicht zu ihr und sagte, „Denn tausend Jahre sind für dich wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht."
„Psalm 90, 4", sagte Lazarus, „ja natürlich. Der Herrscher der Zeit.", er verneigte sich vor dem geflügelten Pferd. Abraxas wieherte und schien erfreut zu sein, dass nun alle seinen Namen kannten.

Dumbledore drehte sich nun ganz zu Hermine, ihre Augen leuchteten noch immer und er musterte sie von oben bis unten. Leichte Blitze traten aus ihren Händen, die Haare wellten sich leicht.
„Bei Merlins Bart.", sagte er und ging auf sie zu.
Hermines Augen füllten sich leicht mit Tränen, sie war so glücklich, dass sie es geschafft hatte, die ganze Anspannung und Aufregung fiel von ihr ab. Sie ging ebenfalls auf Dumbledore zu und nahm ihn in den Arm. Er drückte sie liebevoll an sich.
Er verdankte ihr sein Leben, ihr, Lazarus und Abraxas. Sie brachten sich alle in Gefahr für ihn. Er konnte noch gar nicht richtig fassen, was passiert war.
„Hermine, ich stehe tief in deiner Schuld, in euer aller Schuld", sagte er und drehte sich um. „Kannst du mir sagen, wo wir sind?"
„Ich bin froh, dass wir es geschafft haben, Sir! Wir sind tief im Verbotenen Wald, an einer Stelle, wo nie ein Schüler oder Lehrer hin kommt.", sagte sie.
„Welches Jahr schreiben wir?", fragte er, als wüsste er, dass sie nicht mehr im Jahr 1997 waren.
„Aus Ihrem Blickwinkel gesehen, sind 8 Jahre vergangen. Wir haben 2005.", sagte Hermine erklärend.
„Hat Harry es geschafft?", fragte er neugierig.
Hermine lächelte, „ja. Ja er hat es geschafft. Wir haben es geschafft. Es war eine furchtbare Schlacht Professor. Nach ihrem „Tod" durch Professor Snape, übernahm er die Stelle des Schulleiters. Er wurde von Schülern und Lehrern gehasst.. Die Todesser infiltrierten die Schule und quälten alle, die sich gegen Voldemort gestellt haben, natürlich unter dem Vorwand der erzieherischen Maßnahmen. Viele Zauberer und Hexen wurden geschnappt gequält und ermordet... als die Schlacht in Hogwarts tobte, zerstörten sie fast das ganze Schloss. Lehrer und Schüler schlossen sich zusammen um gegen die Todesser, Voldemorts Verbündeten wie Riesen und Acromantulas zu kämpfen. Sie wären stolz gewesen, vor allem auf Professor McGonagall, sie führte 'Dumbledores Armee' an, entfesselte die Tonfiguren des Schlosses. Sie stellte sich gegen Professor Snape und hat ihn sogar angegriffen.", meinte Hermine. Bei diesen Worten zog Dumbledore die Augenbrauen zusammen.
„Was ist mit Severus passiert?", fragte er vorsichtig, seine Stimme schien rau.
„Voldemort hatte ihn zu sich gerufen, im Bootshaus. Harry, Ron und ich waren auch da. Voldemort dachte, dass er der Herr des Elderstabs war, nicht Draco. Er schnitt ihm die Kehle durch und ließ ihn von Nagini töten...", Hermine endete traurig.
Dumbledore ging zu einem Baum und lehnte sich an ihn. Er schloss die Augen und eine Träne lief ihm über die Wange. Er hatte geahnt, dass es dazu kommen würde. Er atmete laut aus.
„Aber.. ich habe ihn gefunden. Nachdem Harry Voldemort vernichtet hatte, lief ich gedankenverloren durch die Trümmer von Hogwarts und kam zum See. Er lag da, halbtot. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hatte, wie er dahin gekommen ist, aber er lebte. Er hatte das Gegengift in der Hand, war aber zu schwach es zu nehmen. Ich gab es ihm... er hat überlebt...", meinte Hermine und lächelte matt zu Dumbledore.
Er konnte seinen Ohren kaum trauen, „ist das wahr?"

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