Kapitel 69: „Es wird alles in Ordnung sein."


Sie ging wieder zurück in die Kerker und ging zu der Tür von Severus Räumen. Sie flüsterte das Passwort und die Tür öffnete sich.
Der Raum war schwach beleuchtet, Severus war nicht im Wohnzimmer.
Hermine ging ins Schlafzimmer und lächelte, als sie ihn im Bett liegen sah.
Er sah wirklich friedlich aus und auf eine Art schön. Seine schwarzen Haare, die sein Gesicht umrandeten, die friedlichen Züge, die Lippen. Das regelmäßige Heben und Senken seines Brustkorbs.
Sie legte das Buch auf das Bett, ging dann ins Badezimmer, um sich etwas frisch zu machen und sich ein Pyjama-Oberteil von ihm anzuziehen.

Als sie kurze Zeit später wieder aus dem Badezimmer kam, sah sie, dass Severus aufgewacht war und im Buch blätterte.
„Gefällt es dir?", fragte Hermine und stand im Türrahmen des Bads.
Er hielt das Buch hoch und meinte, „lass eine Welt uns haben und als eine kreisen... ein schöner Text.", meinte er und lächelte.
Hermine ging zu ihm, krabbelte über ihn und legte sich nah an ihn, er nahm sie in den Arm und las den Text still für sich.
Als er an eine bestimmte Stelle kam, strich er im Buch über die Zeilen, er sprach dunkel und rau, „was ungleich war gemischt muss Tod erleiden, ist unsre Liebe eins nur und wir beide gleich liebend: nie kann eins ermatten, noch verscheiden..."

Er atmete aus und sah Hermine an. Hermine hob den Kopf und sah ihm ins Gesicht, sie konnte seinen Blick nicht deuten. Ihre Augen flackerten im Obsidian auf und sie lächelte ihn an.
Er legte den Kopf schräg und musste leicht schmunzeln. Hermine legte eine Hand an seine Wange und strich mit dem Daumen leicht über seine Lippen.
„Wir sind eins", flüsterte sie, als sie ihren Kopf wieder auf seine Brust legte. Er legte das Buch auf den Nachttisch an seiner Seite und legte seine Hand auf ihren Arm, der ebenfalls auf seiner Brust ruhte.

Die Tage verstrichen und Lazarus arbeitete an dem Trank, mit dem er eine falsche starke Erinnerung erzeugen würde.
Hermine ging noch einige Male in den Wald und übte mit dem Abraxaner, es wurde von Mal zu Mal besser und bald konnte sie ihn ohne Probleme zu sich rufen, durch die Zeit reisen und wieder an dem Ausgangsort erscheinen.
Sie war an den Übungstagen sehr müde und schlief regelmäßig auf Severus Couch ein, der sie dann jedes Mal ins Schlafzimmer trug und sie in sein Bett legte.
Sobald er sie auf seine Arme nahm, kuschelte sie sich an ihn und krallte sich in seine Robe, sodass er sich unweigerlich neben sie legen musste, damit sie nicht aufwachte.
Auch wenn er etwas besorgt um Hermine war, genoss er es einfach neben ihr zu liegen und sie im Arm halten zu können. Er liebte ihre Nähe, das Gefühl ihrer Haut auf seiner, das Ankuscheln.
Hermine nahm die Berührungen unterbewusst wahr und fühlte sich sicherer, als würde eine dunkle Präsenz sie umarmen und schützen. Sie wusste, dass er es war und ließ sich bei ihm fallen.

Eines Morgens erwachte Hermine als erstes. Sie sah verschlafen zu Severus und erschrak, er hatte ein schmerzverzerrtes Gesicht, ihm standen Schweißperlen auf der Stirn, leise murmelte er undeutliche Worte.
Er wandte sich leicht im Bett und krampfte sich zusammen. Hermine wollte ihn wecken, sie strich über seinen Arm, aber er wachte nicht auf.
„Severus", sprach sie klar und deutlich, aber er wachte nicht auf. Seine Atmung wurde immer schneller und er bewegte sich hastiger im Bett, die Worte wurden lauter. Sie hörte ein geflehtes kurzes „Nein".
Hermine rüttelte an seinem Arm, sie brüllte jetzt, „Severus, wach auf!"
Mit einer plötzlichen Bewegung saß er kerzengerade im Bett und atmete schwer ein und aus. Er hielt sich die Hände vor sein Gesicht, sie strich ihm leicht über den Rücken. Er zuckte zusammen, er hatte sie völlig vergessen.

Hermine setzte sich ebenfalls auf und sah ihn an, legte eine Hand an seinen Nacken und zog ihn zu sich. Sie hielt ihn einfach fest, so, wie er es immer mit ihr tat. Sie gab ihm Nähe und Geborgenheit. Er vergrub sein Gesicht in ihren Haaren und ließ die Umarmung zu. Er fühlte sich furchtbar, er hasste es, dass er wieder diesen Traum hatte, er hasste es, dass sie ihn so sah. Sie gab ihm den fehlenden Halt und beruhigte sein Gemüt.
„Möchtest du darüber reden?", fragte sie ihn schließlich, als sie bemerkte, dass er sich etwas beruhigt hatte. Er sah auf, sah ihr tief in die Augen und tauchte in das Rehbraun ein. Er war immer wieder aufs Neue überrascht, wie gütig Augen sein konnten.
Er löste sich aus der Umarmung und setzte sich an die Bettkante. Hermine sah traurig auf ihn, sie konnte nur vermuten, was er träumte und wenn die Vermutung nur halb so schlimm war, wie die Wahrheit, dann konnte sie ihn verstehen.

Severus stand auf und ging ins Bad, lehnte die Tür nur an und drehte die Dusche auf. Er zog sich die restlichen Sachen aus und stellte sich unter die Dusche.
Dunstschwaden bildeten sich schnell und zogen ins Schlafzimmer, Hermine stand auf und sah ins Bad. Ihr schlug eine ungeheure Hitze entgegen und sie ging zur Dusche, in der Severus stand, den Kopf an die Fliesen gelehnt, den Rücken unter dem Wasserstrahl. Er war knallrot.
„Severus, das Wasser ist viel zu heiß", sagte sie, als sie halb in die Dusche stieg, um das Wasser kälter zu drehen. Sie spürte das heiße Wasser an ihrer Haut und dachte, es würde sie verbrennen.
Sie drehte das Wasser kälter, stieg ganz in die Dusche und legte ihre Hände auf seinen Rücken. Er war heiß und sehr rot. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und versuchte ihn zu sich umzudrehen, langsam drehte sich Severus, sein Blick war auf den Boden gerichtet.
„Du musst nicht darüber reden...", meinte sie leise und strich über seine Brust.
Severus sah auf und nahm sie in den Arm, er drückte sie fest an sich, sie legte ihre Arme ebenfalls um ihn und drückte ihn. Hermine fasste den Entschluss, dass sie noch heute etwas unternehmen würde.

„Es wird aufhören...", sagte sie leise, mehr zu sich, als zu ihm, aber er hörte sie und fragte sich, was sie damit meinte, sagte aber nichts.
Hermine löste sich langsam aus der Umarmung, zog ihn mit sich aus der Dusche und nahm ein Handtuch, um ihn abzutrocknen, er band sich ein zweites um die Hüften.
„Machst du das öfter?", fragte sie ihn und sah ihn an.
Er blickte ihr nur in die Augen, sagte nichts. Hermine seufzte.
„Es tut mir leid, du solltest das gar nicht sehen und mitkriegen. Du solltest mich gar nicht so sehen...", meinte er leise und entschuldigend.
Hermine betrachtete ihn von oben bis unten, „ich sehe dich gerne so.", meinte sie mit einem leichten Schmunzeln in der Stimme.
„Nur der rote Rücken... der gefällt mir nicht so sehr."
Severus zog eine Augenbraue nach oben, musste aber leicht lachen. Er legte seine Hände auf ihre Hüften und zog sie zu sich. Hermine drückte sich ihm entgegen und sah ihn an.
„Mach das bitte nicht mehr, ja? Egal ob ich da bin oder nicht...", bat sie ihn. Er nickte.
Sie lächelte ihn an, ließ den Blick über seinen Oberkörper gleiten. Sie legte eine Hand an den Knoten seines Handtuchs und löste ihn. Langsam rutschte das Handtuch herunter und Severus stand wieder nackt vor ihr.

„So sehe ich dich noch lieber...", sagte sie verführerisch lächelnd und drückte ihn langsam in Richtung Wand. Severus wollte gerade etwas sagen, als ein kalter Schauer ihn durchzog.
Die Wand war eiskalt und sein Rücken immer noch kochend heiß. Eine schmerzhafte Gänsehaut legte sich über die rote Haut und ließ ihn aufkeuchen.
Hermine sah ihn unschuldig lächelnd an, gab ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen und drehte sich dann um, um aus dem Bad zu gehen.
Bevor sie die Tür erreichte, meinte Severus, „du bist ein Biest."
Sie stoppte, als sie sich umdrehte, glühten ihre Augen im Amber und ein breites Lächeln lag auf ihrem Gesicht, „ich weiß", meinte sie in der Kristallstimme, drehte sich wieder um und verließ das Badezimmer.
Severus sah ihr mit einem süffisanten Lächeln und einer hochgezogenen Augenbraue hinterher. Sie verbringt eindeutig zu viel Zeit hier, dachte er sich und lachte auf.

Hermine ging wieder ins Schlafzimmer, reinigte sich magisch und zog sich dann ihre Kleidung an, Severus musste sie, wie immer, am Abend ausgezaubert und ihr ein Pyjama-Oberteil angezaubert haben.
Sie sah auf das Oberteil und hielt es an ihre Nase, es roch nach ihr und Severus. Sie lächelte und atmete tief ein und aus, als sich warme Arme um sie legten. Er umarmte sie von hinten, legte sein Kinn auf ihre Schulter. Hermine lehnte ihren Kopf an seinen und kuschelte sich in seine Arme.
„Ich wünschte, wir könnten den Tag heute zusammen verbringen", sagte Severus dunkel.
„Ja das wäre schön...", meinte Hermine, sie wollte am liebsten bei ihm bleiben, aber sie hatte einen Plan, den sie ausführen musste. Genau heute.
Sie drehte sich um, legte ihre Lippen auf seine und küsste ihn leidenschaftlich.
Severus sah sie verwundert an, als sich ihre Lippen von seinen lösten und sie lächelte.
„Wirst du mir verzeihen?", fragte sie mit einem Lächeln.
„Was meinst du?", fragte er.
„Ja oder nein?"
„Ich würde dir immer verzeihen...", sagte er mit zusammen gezogenen Augenbrauen. Er wusste nicht, was sie meinte, aber er könnte ihr nie böse sein.
Dankbar sah Hermine ihn an, sie musterte sein Gesicht und küsste ihn dann noch einmal bevor sie sich von ihm löste.
„Ich muss los.", meinte sie und sah ihn noch einmal an. Er fühlte, dass sie sehr angespannt war, sie hatte irgendetwas vor.
„Ist alles in Ordnung?", fragte er sie, er war besorgt und verwirrt.
„Es wird alles in Ordnung sein.", sagte sie mit einer Überzeugung in der Stimme, die ihn noch weiter verwirrte. Sie schenkte ihm ein Lächeln und verließ dann das Schlafzimmer und seine Räume.
Severus schüttelte den Kopf, zog sich an und ging zum Frühstück in die Große Halle, danach hatte er den ganzen Tag Unterricht und würde erst am Abend wieder in seine Räume kommen. Er hoffte, Hermine wäre dann auch dort.

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