Kapitel 47: Der Schatten im Schatten


„Sie sind in meine Gedanken eingedrungen?", kam es ruhig von ihr und sie schaute ihn einfach nur an, fast schon neugierig.
Er konnte ihren Blick nicht recht deuten, bevor er etwas sagen konnte, mischte sich Lazarus dazwischen, „er hat es gut gemeint, nicht die beste Art, aber die Effektivste. Ich sollte dir etwas sagen.... Severus und ich kennen uns schon sehr lange. Ich habe ihn das erste Mal getroffen, da war er ein kleiner Junge und ging zur Schule. Ich war damals zufällig hier, weil ich Professor Dumbledore treffen wollte. Ich wurde auf Severus aufmerksam, weil ich eine starke Magie gespürt habe, ich beobachtete ihn heimlich im Unterricht und mir fiel auf, dass er eine geschickte Hand bei Zaubertränken hatte, er war viel weiter als alle anderen Schüler in seinem Alter. Ich war zutiefst erstaunt und bewunderte sein Talent," er drehte sich zu Severus, verneigte sich leicht und sprach dann weiter, „dein Blick verrät die Frage... ja, ich bin älter als es den Anschein macht.", schmunzelte und warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu.

Hermine verstand nicht so recht, er sah aus wie Mitte 40, vielleicht wie Ende 40, wenn man streng war.
Er war augenscheinlich kaum älter als Severus, aber er sagte er kenne ihn schon seit Severus ein kleiner Junge war. Sie blickte zwischen Severus und Lazarus hin und her, so langsam wurde ihr schlecht vom Augen-Karussell.
Sie schob die Brauen zusammen, wollten sie ihr weiß machen, dass Lazarus so viel älter war, dass er sich vor 30 Jahren mit Dumbledore treffen konnte, Severus kennenlernte und aussah wie Mitte 40?

„Ich kann es dir zeigen, wenn du willst. Wenn ich es dir erzähle, wirst du es mir sowieso nicht glauben.", meinte Lazarus und streckte ihr eine Hand entgegen.
Severus schnaubte, „das kann ich Miss Granger auch nicht verübeln."
„Severus, bitte. Du hast es schon gesehen.", meinte Lazarus gespielt beleidigt.
Hermine war unsicher und noch verwirrter als eben. Sie blickte vorsichtig zu Severus, wollte wissen was er davon hielt. Er erkannte die Unsicherheit, presste die Kiefer aufeinander und nickte ihr nur zu.

Sie atmete einmal tief ein und aus, nahm die Hand von Lazarus und stand vom Sofa auf. Sie stellten sich in die Mitte des Raumes und er legte seine Hände an ihre Schläfen, er lächelte sie an und sah ihr tief in die Augen, was Severus so gar nicht gefiel. Er wusste was passieren würde.
„Entspann dich Hermine, dir wird nichts passieren. So wie ich unseren Professor hier kenne, wird er uns nicht einen Moment aus den Augen lassen. Schade eigentlich", Lazarus zwinkerte Hermine zu und lächelte noch breiter.
Severus quittierte seine Geste mit einem Knurren und einem bösen Blick. Hermine errötete leicht, was passierte hier?
Lazarus konzentrierte sich und sah Hermine wieder an, sie fügte sich seinem Blick und spiegelte ihn, sie drang immer weiter in seine Augen, in die hellen Seen, die im völligen Kontrast und Gegenteil zu den schwarzen Seen standen, in die sie sich sonst die meiste Zeit verlor.

Sie fühlte eine merkwürdige Schwere, einen komischen Druck in ihrem Kopf. Ihr Augen fingen an zu glühen, in ihrem Kopf wirbelten Gedanken und Szenen und sie fühlte eine Jahrhunderte-schwere Weisheit in sich.
Sie verlor Lazarus aus den Augen, das Gelb der Seen verwandelte sich in eine merkwürdige Szenerie.

Hermine sah Figuren vor sich, zwei Frauen und einen Mann, der auf einem Feldbett lag, er sah sehr krank aus, die Frauen schienen sich um ihn zu sorgen, sie schlossen einander in die Arme, knieten sich an das Bett des Mannes und faltete die Hände, es sah aus als würden sie beten.
Die Szene veränderte sich, die beiden Frauen standen an einem Eingang zu einer Höhle, vier Männer trugen einen Mann auf einer Bahre in die Höhle, legten ihn ab. Alle schienen sehr traurig und berührt. Sie verließen die Höhle und versperrten den Eingang mit einem großen Stein, es war stockdunkel in der Höhle in der Hermine nun stand.

Plötzlich rührte sich etwas in der Dunkelheit, sie hörte ganz leichte Bewegungen auf sich zu kommen, an ihr vorbei gehen, zu der Person, die auf der Erde lag. Sie wusste nicht, woher der Schatten wusste, wo der andere lag, aber er fand ihn. Sie hörte ein Geräusch, was sich anhörte wie reißenden Fleisch und dann ein Schmatzen oder Saugen.

Sie verzog das Gesicht zu einer angewiderten Fratze, dann schienen ihr alle Gesichtszüge zu entgleiten. Die Person am Boden schrie plötzlich auf und atmete schnell, sie hörte Rascheln und schnelle Bewegungen auf der Erde, als würde jemand um sich schlagen.
Nach einer Weile beruhigte sich die Person am Boden, der Schatten zog sich in eben jenen zurück.

Die Szenerie veränderte sich ein weiteres Mal, der Stein vor dem Eingang wurde weggerückt und eine Stimme rief in die Höhle hinein, „Lazarus, komm heraus."
Hermine traute ihren Ohren nicht und ihren Augen noch weniger. Aus dem Schatten der Höhle, trat ein Mann heraus, hielt sich die Hand vor die Augen, da das grelle Licht ihn blendete. Hermine sah den Mann an und wäre fast ohnmächtig geworden, hätte Lazarus ihren Geist nicht bei sich gehalten.

Sie sah ihn. Lockige Haare, nicht so lang wie jetzt, ungekämmt und struppig. Er hatte einen Vollbart, war ziemlich mager. Sie hätte ihn nicht erkannt, wenn sie nicht seine Augen gesehen hätte. Dunkelgelb mit einer feinen lila Linie um die Iris, dunkle Schatten um die Augen. Er schritt aus der Höhle heraus und die umstehenden Personen, die alle in sehr alten Gewändern gekleidet waren, hielten den Atem an.

Lazarus schien wackelig auf den Beinen, er fiel beinahe vornüber, da wurde er von einem großen schlanken Mann mit langen Haaren und ebenfalls einem Vollbart aufgefangen, Hermine konnte sich nicht helfen, aber der junge Mann kam ihr bekannt vor, sie konnte ihn nicht einordnen.
Sie hörte Lazarus' leise gesprochenen Worte, „ich bin dir zu Dank verschuldet, Jesus, mein Freund, mein Herr.", Lazarus sank auf die Knie und küsste seinem Gegenüber die Füße.

Hermines Kopf platzte endgültig, sie warf Lazarus aus ihrem Geist und hart gegen die Wand ihrer Räume. Ihre Augen glühten heftig auf, ihr ganzer Körper sprühte Funken aus. Sie bebte vor Aufregung, ballte ihre Hände zu Fäusten.
Severus war sofort aufgesprungen, als er Lazarus quer durch den Raum hatte fliegen sehen, vor einer Sekunde stand Hermine noch ganz ruhig vor Lazarus.
Er hatte es nicht einmal geschafft, ihn mit einem Protego abzufangen, bevor er gegen die Wand krachte. Er lief schnell zu ihm und half ihm sich aufzurichten, versuchte mögliche Verletzungen zu finden. Lazarus winkte ihm ab, „geh lieber zu ihr Severus...", sagte er mit eindeutigen Schmerzen in der Stimme.

Severus drehte sich zu Hermine, sie sah sehr aufgebracht aus, kraftvoll.
Er ging einen Schritt auf sie zu, langsam und bedächtig, er hob seine Hände, um ihr zu zeigen, dass von ihm keine Gefahr ausging. Er ging noch einen Schritt auf sie zu, sie beobachtete ihn, wartete ab.
Sie hatte sich schon wieder gefangen, wollte aber gucken, was er machen würde, um sie zurückzuholen.
Ihr Augen glühten noch immer und sie achtete darauf, dass die Blitze immer noch aus ihren Händen traten. Sie hatte damals auch geübt die Kraft durch sich hindurch fließen zu lassen, die Energie zu fühlen, ihre Macht aufzunehmen und sie nach außen hin als Maske zu wahren.

Severus hatte nicht bemerkt, dass Hermine wieder Hermine war und nur noch ihre unnatürliche Form als „Verkleidung" trug, er ging auf sie zu, versuchte ihren Blick zu fangen. Er stand nah vor ihr, sie roch seinen Duft, spürte seine Wärme, fixierte seine schwarzen Augen, die in sie eindringen wollten.
Sie legte eine Hand an seine Wange, die kleinen Blitze streichelten über seine Haut, sie sah ihn liebevoll an und erst jetzt bemerkte er, dass Hermine wieder sie selbst war und hob eine Augenbraue und sah sie anklagend an.
Er wollte nicht, dass es so offensichtlich für Lazarus war, dass sie sich näherstanden. Hermine wusste gefühlt, was er dachte und sah ihn entschuldigend aber gütig an.

Sie ließ die Kraft in sich gleiten und ihre Augen wechselten schnell von amber zu rehbraun, als hätte sie einen Schalter umgelegt. Severus sah sie erstaunt an, er lächelte stolz zu ihr. Nahm ihre Hand und küsste sie ganz leicht.
Sie drehten sich beide zu Lazarus, der sich schmerzerfüllt den Rücken hielt, „du hast einen ganz schönen Wumms, Hermine. Hut ab.", er keuchte leicht auf.
Severus ging zu ihm, murmelte leise Worte und schwang seinen Zauberstab, er gab Lazarus einen Schmerztrank. Dieser bedankte sich, nahm den Trank und stand danach schon wieder viel besser vor ihnen.

Hermine ging einen Schritt auf ihn zu, an Severus Seite, „es tut mir wirklich leid! Ich war ziemlich überfordert von dieser Vision. Ich... du... er... DU bist DER Lazarus aus der Bibel? Jesus hat... dich von den Toten geholt?", sie blickte ihn verwirrt an. Das hätte sie ihm wirklich nicht geglaubt.
Lazarus ergriff das Wort, „Ich bin Lazarus von Bethanien. Was das andere betrifft... Jesus war ein guter Mann, ein wirklich guter Mann, ein sehr guter Freund. Ich weiß nicht, ob er wirklich Gottes Sohn war oder ist, er glaubte es und wir glaubten es auch. Wir alle glaubten es. Aber dieses „Wunder", verdankte ich einem Anderen.
Ich war vorher schon der Magie mächtig, anders als heutzutage natürlich, ohne Zauberstab weniger gebündelt. Ich wollte einen Trank brauen, nahm ihn ein und bekam hohes Fieber, es stand wirklich schlecht um mich und das Fieber schritt soweit voran, dass kaum noch Lebensgeister in mir waren.
Meine Freunde dachten, ich sei tot und brachten mich für meine letzte Ruhe in die Höhle. Aber ich war nicht allein, da war ein Schatten in den Schatten und er grub seine Zähne in mein Fleisch, nährte sich von meinem Blut. Dabei gab er mir etwas von sich ab. Du kannst dir sicherlich schon denken, was passiert war...
Ein Vampir hatte mich gebissen, sein Gift verteilte sich in mir, drängte das Fieber zurück, verwandelte mich schließlich auch in einen Schatten... nach 3 Tagen war die Verwandlung abgeschlossen. Als Jesus mich herausrief, konnte ich ihm nicht sagen, was aus mir geworden war. Er bemerkte meine veränderte Augenfarbe, schob es aber auf die 'Auferstehung'.
Ich schwieg, viele Jahre, Jahrhunderte. Mein Name schlängelte sich neben dem Namen Jesu Christi durch die Weltgeschichte, ich war der erste Mann, den Jesus von den Toten hatte wieder aufstehen lassen.
Ich war Namensgeber für Effekte und neue Wunder.
Ich zog mich zurück und versuchte mich in Alchemie, ich hatte das Glück den großen Nicolas Flamel zu treffen, der mir eine ganze Menge noch beibrachte und dem ich einige Geheimnisse aus der alten Zeit erzählen konnte.", Lazarus schwelgte in Erinnerungen. Das alles war einfach nur Wahnsinn, das war wirklich unglaublich.
Vor ihr stand eine ca 2000 Jahre alte Bibelfigur, die gleichzeitig noch ein Vampir und ein Alchemist war.

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