Kapitel 43: Rätselsprechen


"Ich höre zu...", sagte er genau so leise, sie fühlte das Vibrieren seiner Stimme, an ihrem Körper. Der Bariton, der sie wieder zu durchdringen schien. Er strich über ihren Rücken und gab ihr den Mut weiterzusprechen.
„Ich glaube... ich glaube ich hab mich...", sie schluckte.
Sie wollte es ihm schon im Krankenflügel sagen. Aber jetzt verließ sie doch der Mut, jetzt, wo er ihr wieder so nah war.
Sie genoss die Nähe, aber sie fürchtete, dass er ihre Gefühle nicht erwidern würde, nein sie fürchtete es nicht, sie wusste es.

Er löste sich leicht und sah sie an, „was glauben Sie?", fragte er sanft.
Sie sah in seine Augen, sah Neugier aber auch Verunsicherung in ihnen.
Sie atmete laut aus, verdammt nochmal, sie war eine Gryffindor, immer noch, war sonst so mutig, warum konnte sie es ihm nicht einfach sagen?
Hermine schüttelte den Kopf und stand hastig auf, sie lief durch das Zimmer, stand mit dem Rücken zu ihm.
Er saß auf dem Bett und sah ihr hinterher, so hatte er sie noch nie gesehen. Sie wirkte nervös und unsicher. Sie traute sich nicht ihm etwas zu sagen, was sie offenbar sehr beschäftigte.

„Miss Granger-", sagte er vorsichtig, als er von einem Klopfen an der Tür unterbrochen wurde. Er legte den Kopf in den Nacken und sah zur Decke. Bei Salazar hier hatte man nie seine Ruhe, dachte er sich.
Hermine war noch nie so froh, dass jemand an ihre Tür klopfte und lief schnell zu ihr, um sie zu öffnen. Sie riss die Tür auf und sah Ginny und Harry, der von ihr gestützt wurde.
Er lächelte sie an, seine Schulter war unter einem dicken Verband. Er sah immer noch etwas blass aus, aber schon sehr viel besser. Ginny lächelte glücklich, sah kurz in Hermines Räume und fragte sie, „kommen wir ungelegen?"
Severus wollte am liebsten „JA!" schreien, hielt sich aber zurück. Hermine schüttelte hastig den Kopf, „nein! Nein! Gar nicht! Kommt rein!", sie schloss die Tür hinter Ginny und Harry, die sich auf die Couch gesetzt hatten.

Severus stand mühsam auf, Hermine legte noch schnell magisch den Stützverband an, er zauberte sich sein Hemd an und ging auf den Sessel zu, um sich langsam hinzusetzen.
„Was macht der Arm?", fragte er Harry, der ihn dabei beobachtete, wie er sich hinsetzte.
„Er ist noch dran. Was macht das Bein?", wollte Harry wissen.
„Es ist noch dran.", sagte Severus und sah Harry an, beide mussten leicht lachen.
„Und das habt ihr Hermine zu verdanken...", meinte Ginny und sah mahnend zwischen Harry und Severus hin und her.
„Danke Mine", sagte Harry lieb und lächelte sie an.
„Schon gut... nächstes Mal hört ihr einfach auf mich ok?", sagte Hermine und sah kurz zu Severus, dessen Blick auf ihr lag.
Harry nickte nur.

Ginny und er blieben noch eine Weile und sprachen über andere Sachen, Severus' Blick lag die ganze Zeit auf Hermine, die ihn ab und zu ansah, aber schnell wieder seinem Blick auswich. Ginny bemerkte seinen Blick, Harry bemerkte wie sonst auch, einfach nichts.
„Severus, ist alles in Ordnung? Hast du Schmerzen?", meinte Ginny besorgt.
„Kopfschmerzen, aber es geht schon.", brummte er.
„Willst du mal an die frische Luft?", fragte die Rothaarige.
Hermine sah ihn nun besorgt an, Ginny nahm auch ihren Blick wahr und legte eine Hand auf ihren Arm, „keine Sorge. Ich werde Severus begleiten. Der andere Invalide kann ja bei dir bleiben Mine.", sie sah auf Harry und schüttelte nur lachend den Kopf.

Severus nickte und stand auf, Ginny half ihm. Sie zogen sich den Umhang, beziehungsweise die Jacke an und liefen durch die Gänge.
Sie schwiegen den ganzen Weg über.
Als sie nach draußen traten auf das Außengelände, nahm Severus einen tiefen Atemzug, die kalte Winterluft, die seine Lungen füllte und seinen Verstand klarer werden ließ, tat ihm gut.
Ginny sah ihn an, sie musterte sein Gesicht. Er hatte sich irgendwie verändert in den letzten Monaten.

„Was liegt dir auf dem Herzen, Ginevra?", er schmunzelte dabei, er wusste, dass sie es furchtbar fand, wenn sie jemand so nannte.
„Ich frage mich nur gerade, ob du blind geworden bist, Sev...", sie betonte seinen Namen extra laut, sie wusste ihrerseits, dass er diesen Spitznamen ebenso furchtbar fand, wie sie ihren vollständigen.
Er sah mit zusammengezogenen Augenbrauen zu ihr, Ginny lachte, „du siehst es wirklich nicht oder?"
„Was sehe ich nicht?", fragte er gefährlich leise und beugte sich zu Ginny runter. Sie lächelte, sie hatte schon lange keine Angst mehr vor ihm, denn sie wusste, dass es alles nur eine Maske war.
Sie lächelte, legte ihm eine Hand auf die Schulter und sagte genau so leise, „oh das musst du schon selber rausfinden, mein Lieber." und ging durch den Innenhof, um über die Ländereien zu kommen.
Severus schüttelte den Kopf, warum müssen Frauen immer in Rätseln sprechen, fragte er sich.

Er ging hinter Ginny her und hatte sie recht schnell eingeholt, sie lief langsam, sodass er Schritt halten konnte. Sie machten einen langen Spaziergang, die Bewegung und die frische Luft tat ihm gut. Ginny redete nicht viel, sie genoss ebenfalls die Stille.

Als sie wieder nach oben zu Hermines Raum gingen und ihn betraten, wechselte Hermine gerade den Verband an Harrys Arm.
Er war nicht so tapfer wie Severus, er zuckte oft zusammen und zog den Arm weg oder maulte, dass sie ihm weh tat. Hermine zog jedes Mal eine Augenbraue nach oben oder schüttelte den Kopf.
Ginny sah belustigt zu den beiden auf der Couch, Harry richtete das Wort an Severus „wie kannst du sie freiwillig an dich lassen Severus? Sie ist schlimmer als Madame Pomfrey", meinte Harry beleidigt.
Hermine schnaubte. Hermine war aufgestanden und ging zu Ginny, „wie du das die ganze Zeit mit ihm aushältst, ist mir ein Rätsel...", sagte Hermine und sah ihn gespielt böse an.
„Wo die Liebe hinfällt...", meinte Ginny lachend und sah zu Harry, dann zu Severus. Sie setzte sich neben Harry auf die Couch und wuschelte ihm durch die Haare.

Hermine sah lächelnd auf die beiden. Severus ging an Hermine vorbei, dabei streifte seine Hand ausversehen ihren Unterarm und Hermine zuckte zusammen, drehte sich schnell zu ihm um und nahm seine Hand.
Sie war eiskalt. Sie fühlte an seiner Robe und stellte fest, dass er überall sehr kalt war. Er hatte keinen Wärmezauber über sich gelegt, so wie Ginny.
„Sie sind eiskalt", sagte sie und setzte ihn auf die Couch, legte eine Decke und einen Wärmezauber über ihn. Sie nahm seine Hände in ihre und rieb sie, sie war wütend auf ihn. Er hatte doch einen Zauberstab, warum benutzte er ihn nicht?

Ginny und Harry sahen nun zu Severus und Hermine, Ginny flüsterte Harry ins Ohr, dass sie gehen sollten und Harry stand verwirrt auf. Sie gingen leise zur Tür. Hermine und Severus bemerkten nicht, dass die beiden anderen gegangen waren, er sah unentwegt in ihr Gesicht und sah ihr zu, wie sie versuchte, ihn aufzuwärmen.
Severus befreite seine Hände aus ihren und legte sie an ihr Gesicht, zog es zu sich und küsste sie, ganz sanft.
Seine Lippen legten sich vorsichtig auf ihre, er küsste sie fast schüchtern. Sie lehnte sich in den Kuss hinein und ihre Anspannung löste sich, es war ein stilles Friedensangebot.

Hermine seufzte, als er sich von ihr löste und lehnte sich an ihn. Erst jetzt bemerkten sie, dass Harry und Ginny ja eigentlich noch im Raum waren und sahen panisch zur Couch, doch sie war leer. Hermine lachte leicht auf und legte ihre Stirn an seine.

Die nächsten Tage verliefen recht ruhig, Hermine versorgte seine Wunde so, wie es Poppy ihr gesagt hatte, es wurde jeden Tag besser und bald konnte er ohne Stützverband laufen. Die Narbe schmerzte immer weniger.
Das neue Jahr kam und Hermine und Severus feierten zusammen mit Ginny, Harry, Teddy, Arthur, Molly, Bill, Fleur, George und Ron im Fuchsbau.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top