Kapitel 173: Eisfluss (LeseMittwoch)
Nach einem kurzen Drücken löste er sich etwas von ihr und sah sie an, kniff ihr leicht in die Wange und meinte, „und jetzt päppeln wir dich wieder auf!"
Hermine lachte leicht und nickte.
„Du kriegst jetzt mein Spezialgetränk! Das ruft jede Lebensgeister wieder zurück", sagte er und setzte sie auf die Couch im Wohnzimmer, dann ging er in die Küche zurück und fing an verschiedene Zutaten zusammen zu werfen. Hermine sah nur einige, aber die wenigen, die sie sah, passten für ihren Geschmack absolut nicht zusammen.
Nach einer kurzen Zeit kam Lazarus mit einem milchigen, gräulichen Getränk in einem großen Glas aus der Küche zurück, es sah aus, als wären teilweise grobe Stückchen in der Flüssigkeit und es erinnerte Hermine an den Vielsaft-Trank, den sie vor so vielen Jahren im Mädchenklo gebraut hatte.
Sie erinnerte sich an den grausamen Geschmack und an die Auswirkung, die der Trank auf sie hatte.
Sie schüttelte sich, Lazarus blieb stehen und sah sie an.
„In eine Katze?!", frage er lachend und hielt sich den Bauch, als er das Getränk auf den Tisch stellte.
„Das war nur halb so lustig, wie es sich jetzt anhört...", sagte sie, musste aber auch in das Lachen einstimmen.
„Das hätte ich gerne gesehen...", meinte Lazarus und setzte sich auf die Couch neben Hermine.
Sie sah ihn nur anklagend an, „das war peinlich genug... da schafft es eine Zweitklässlerin unbemerkt einen Vielsafttrank zu brauen und dann passiert das... ich hab die falschen Haare von ihrem Umhang gesammelt", meinte sie kopfschüttelnd und lachte wieder.
„Hat Severus das mitbekommen?", fragte er interessiert.
„In Hogwarts ist kein Geheimnis sicher... er hat mich damals nie darauf angesprochen, aber ich glaube er musste sich jedes Mal, wenn wir uns gesehen haben, neu entscheiden, ob er beeindruckt oder amüsiert war... Professor Dumbledore hat mir im Krankenflügel eindringlich klar gemacht, dass so ein Vorfall nicht wieder vorkommen sollte..."
„Ich glaube eure Schulzeit war wirklich sehr interessant", sagte Lazarus und schmunzelte.
„Interessant... so kann man es auch bezeichnen", gab sie schnaubend zurück.
Lazarus schob ihr das Getränk hin und sah sie abwartend an. Sie schluckte und sah ihn traurig an.
„Trinken...", sagte er und hob eine Augenbraue. Sie seufzte, nahm das Glas und roch daran. Sie konnte nichts ausmachen, es roch einfach nach nichts. Verwirrt sah sie zu ihm, er musste sich ein Lachen verkneifen und wartete.
Sie setzte das Glas an ihre Lippen, atmete noch einmal tief durch und trank dann den ersten Schluck.
Sie behielt die Flüssigkeit eine Weile im Mund und versuchte etwas zu erkennen. Es fühlte sich sehr cremig an, es schmeckte nach Vanille, mit einer Prise Pfeffer und Ingwer. Die Stückchen darin, konnte sie allerdings immer noch nicht ausmachen. Wahrscheinlich wollte sie das auch gar nicht.
„Und?", fragte er gespannt.
„Nicht so schlecht, wie ich dachte...", musste sie sich und ihm eingestehen.
Lazarus lächelte zufrieden. Sie legte den Kopf an die Lehne der Couch und schloss die Augen, sie war immer noch sehr geschlaucht, aber insgesamt sehr viel besser aufgelegt.
„Was hast du jetzt vor?", fragte er sie nach einer Weile. Hermine öffnete die Augen und sah zur Decke.
„Ich muss zurück nach Hogwarts... und hoffen, dass er damit noch nicht abgeschlossen hat.", sagte sie und seufzte. Sie hatte Angst, dass es zu spät war.
Lazarus nickte und hing seinen Gedanken nach.
„Du solltest dich heute noch schonen und zu Kräften kommen...", meinte er besorgt, „vielleicht kommen die Erinnerungen jetzt nach und nach alle wieder zurück, aber wenn sie dir jedes Mal so viel Kraft rauben... du musst vorsichtig sein.", sage er und sah sie an.
Hermine sah ihn geknickt an, er hatte recht aber sie wollte eigentlich so schnell wie möglich wieder zurück ins Schloss.
In diesem Zustand kann ich sowieso nicht alleine apparieren, dachte sie und nahm noch einen Schluck von Lazarus' Getränk.
„Also schön.... Dann morgen", sagte sie und sah ihn fest entschlossen an.
„Morgen", wiederholte Lazarus und stimmte ihr zu.
In den darauffolgenden Stunden kümmerte sich Lazarus fürsorglich um Hermine, er brachte ihr Essen, begleitete sie zum Bett und ins Bad, deckte sie zu. Als sie auf der Seite lag und ihn ansah, schmunzelte er sie an.
„Woran denkst du?", fragte er und musterte sie.
„Das weißt du nicht?", meinte sie erstaunt.
„Ich finde es schön, wenn du deine Gedanken aussprichst.", sagte er, „Ich weiß nicht woran du denkst, ich kann meinen Geist verschließen um nicht alles zu hören.", erklärte er ihr.
„Ich hab mich gefragt, ob du mir etwas vorlesen kannst?", fragte sie hoffnungsvoll.
„Sehr gerne", lachte er, „was darf es denn sein?"
„Das ist mir egal, was immer du möchtest.", sagte sie lieb.
Lazarus seufzte auf, er ging ins Wohnzimmer und suchte sich ein Buch aus, Hermine hatte ja genug zur Auswahl.
Als er eins gefunden hatte, kam er zurück und legte sich wieder ins Bett neben Hermine. Er lehnte sich an die Bettwand, sah zu Hermine und räusperte sich, dann verzog er das Gesicht zu einer ernsten Miene und begann zu lesen.
Hermine achtete nicht auf die Worte oder die Geschichte, sie wusste nicht, was er las.
Sie achtete nur auf seine Stimme, seine Betonung. Es war eine Melodie, die eine ganze eigene Geschichte erzählte.
Sie schloss die Augen und tauchte in verschiedene Eindrücke ab. Sie hatte das Gefühl Bilder vor ihrem inneren Auge zu sehen und versuchte dem nachzugehen.
Sie sah einen Mann mittleren Alters, mit zotteligen lockigen Haaren und Bart, er sah sehr krank aus und lag auf einer Pritsche, dann sah sie ihn in einer Höhle, die mit einem Stein verschlossen war liegen, sie hatte das Gefühl noch eine andere Präsenz in der Höhle zu spüren, dann hörte sie ein Schmatzen und Saugen und markerschütternde Schreie, sie sah den selben Mann in der Höhle stehen, der Stein wurde zur Seite gerückt.
Sie sah geradewegs in dunkelgelbe Augen mit einem lila Ring um die Iris.
Lazarus, dachte sie, er war der erste Mensch, der durch Jesus vom Tod zurückgeholt wurde, ‚dieses ‚Wunder' verdankte ich einem Anderen...', hörte sie ihn sagen. Der Schatten im Schatten.
Die Bilder liefen weiter vor ihren Augen, sie sah einen gesunden fröhlich-lachenden Lazarus durch Felder rennen, als er sich umdrehte erkannte sie, blaue Augen, dunkelbraune Locken, ohne die graue Strähne in ihnen.
Er sah gesund aus und wirklich gut, er erinnerte sie an Sirius, nur ohne Bart.
Lazarus, sagte sie in Gedanken und freute sich, wieder ein paar mehr Erinnerungen zu haben.
„Ja?", fragte der Vampir und sah zu Hermine.
Sie öffnete die Augen und sah ihn an, „ich dachte du lauschst nicht...", meinte sie lachend.
„Du hast meinen Namen förmlich geschrien!", sagte er, um sich zu verteidigen.
Sie sah an seinen Hals, suchte die Narben von dem Biss, der ihn in den Unsterblichen verwandelt hatte.
„Was ist?", fragte er, als er ihren Blick sah.
„Wo hat er dich gebissen?", wollte sie vorsichtig wissen.
„Kannst du dich erinnern?", fragte er freudestrahlend.
Sie nickte und lächelte.
Er nahm seinen Zauberstab, strich an seinem Hals entlang und entfernte die Maskerade, die auf der Haut lag.
Hermine sah ihn interessiert an, zwei mittelgroße, parallel verlaufende Narbenpunkte zierten seinen weißen Hals.
Von den Bissstellen stoben dunkelblaue Adern in seinen gesamten Hals ab, es sah aus wie eine infizierte Wunde.
„Tut es weh?", fragte Hermine und besah sich die kalte Haut.
„Nein, nicht mehr...", sagte er und lächelte freundlich.
„Darf ich?", fragte sie und wartete auf seine Antwort. Er nickte. Sie hob die Hand und legte ihre Finger vorsichtig an die Narben.
Sie spürte die vernarbte Haut unter ihren Fingern, spürte die Adern, die sich von ihr abgabelte und strich ebenfalls darüber.
Es war wir ein Eisfluss, wie Eis, welches in den Adern unter seiner Haut floss, kälter, als seine restliche Haut.
„Der Schatten im Schatten...", sagte sie leise und schüttelte bedächtig den Kopf.
„Findest du es schlimm?", fragte er besorgt.
„Nein.", sagte sie ohne Zweifel und Zögern, „Ich finde Vampire sehr interessant.", sie musterte ihn. „Offenbar hatten wir dieses Thema schon mal...", stellte sie fest.
„Und du hast deine Meinung nicht geändert...", sagte er, schob die Erinnerung zur Seite und lächelte sie matt an.
„Warum sollte ich das? Du bist ein tolles Wesen, egal ob Mensch oder Vampir... du solltest jemanden verwandeln, damit du-"
„Nein", sagte er strickt und schnitt ihr das Wort ab.
„Das Thema hatten wir wohl auch...", sagte sie leise. Lazarus atmete tief durch.
„Es tut mir leid...", sagte er, „ich kann niemanden verwandeln... ich....", er schüttelte den Kopf, brach ab und stand auf.
„Bitte bleib hier, es tut mir leid", sagte Hermine und wollte ihm hinterher.
Er drehte sich um, „ich bleibe hier... ich brauche nur kurz frische Luft", sagte er entschuldigend.
Hermine nickte und legte sich wieder ins Bett, sie sah ihm hinterher, soweit ihr Blickfeld es erlaubte.
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