Kapitel 13: Geschenktes Vertrauen zerstört
Er räusperte sich, um sich seiner Stimme gewiss zu sein, tief und kalt presste er die Worte hervor, „ich kann Ihnen beim besten Willen nicht sagen, wer Sie zu mir geführt haben soll."
Hermine bereute es sofort, ihm das gesagt zu haben. Sie war wütend auf sich, sie war wütend auf ihn, sie war wütend auf McGonagall, auf Harry, Albus, auf die ganze Welt.
Er funkelte sie gefährlich an, er spürte ihre Wut und er war selbst wütend.
„Ich denke, Sie sollten Ihre Erzählungen fürs Erste für sich behalten, Miss Granger. Man könnte meinen, Sie verlieren Ihren Verstand.", sagte er kalt und süffisant und setzte beim letzten Satz sein geheucheltes, schadenfrohes, typisches Snape-Lächeln auf.
Hermine wäre fast vom Stuhl gefallen, wenn sie nicht wie angewachsen dort gesessen hätte. Sie glaubte sich verhört zu haben, aber das Lächeln auf seinen Lippen, bestätigte das von ihm eben Gesagte. Sie schüttelte leicht den Kopf, zog die Augenbrauen zusammen und sah ihn angewidert an.
Er hatte eben, vor einer Minute, noch gesagt, er würde ihr Vertrauen in ihn nicht enttäuschen.
Nein, er enttäuschte sie nicht, er trat sie mit Füßen.
„Ist das jetzt Ihr Ernst?", fragte sie recht laut und eindeutig wütend.
„Haben Sie mich schon mal scherzen gesehen?", brachte er ihr immer noch süffisant entgegen.
„Was stimmt denn nur nicht mit Ihnen?"
„Miss Granger, zügeln Sie Ihre Zunge. Sonst kann es böse enden."
„Da sagt Ihnen jemand, dass er Ihnen vertraut, erzählt Ihnen persönliche Dinge und Sie haben nichts Besseres zu tun, als demjenigen vor den Kopf zu stoßen!", fauchte sie ihn an, die Drohung, die er aussprach, nahm sie gar nicht wahr.
Er kam ihr gefährlich nahe und blickte in ihre Augen, „ich habe darum nicht gebeten, dass Sie mir vertrauen."
Hermine schreckte zurück, er hatte seine Todessermaske aufgesetzt, die er eigentlich vor vielen Jahren hatte ablegen können. Das Dunkle Mal auf seinem Arm war zwar verschwunden, bis auf eine kleine Narbe, aber die Masken hatte er noch immer in seinem Repertoire.
Enttäuschung und Wut legten sich auf ihre Züge, sie wollte ihre Emotionen gar nicht verbergen, wollte nicht so sein wie er.
„Ich sehe das heutige Treffen als beendet an.", säuselte er, was in Hermine noch mehr Abscheu hervorrief. Er erhob sich elegant und flog in bester Snape Manier durch den Raum als er einen Satz hörte, der ihn erstarren ließ.
„Vielleicht hat sich Dumbledore doch in Ihnen getäuscht.", Hermine bebte vor Wut,
sie spie ihm die Worte förmlich entgegen und legte in jedes einzelne Wort eine ganze Menge Verachtung.
Für einen kurzen Moment war seine Maske verrutscht und unter ihr kam Trauer zum Vorschein. Sie hatte mit diesem Satz genau ins Schwarze getroffen. Er richtete die Maske, straffte seine Haltung und drehte sich um, innerlich war er erstaunt wie böse Hermine aussehen konnte. Sie bebte immer noch.
Sie setzte zum finalen Streich an, wenn sie auch wusste, dass es zu weit ging.
„Vielleicht liegt es einfach in Ihrer Natur die Leute zu enttäuschen, die Ihnen vertrauen. Dumbledore war ja, wie wir alle wissen, nicht Ihr erstes Opfer.", sie sah ihn diabolisch an, es war ihr egal, ob sie ihn verletzte. Das Amber trat in ihre Augen. Spätestens bei dem letzten Satz hätte Severus sie am liebsten verhext, es war jetzt an ihm vor Wut zu beben. Er ballte seine Hände zu Fäusten, die Knöchel traten weiß hervor.
Seine Atmung ging kurz und heftig. Er kam zurück, auf sie zu, blieb einige Schritte vor ihr stehen. Er war kurz davor ihr einen Fluch an den Hals zu werfen. Hermine sah ihn unverändert böse lächelnd an, „gefällt es Ihnen nicht, mal auf der anderen Seite zu stehen?", ihre Stimme war kristallklar, triefte vor Sarkasmus.
„Ich warne Sie", sagte er leise, selbst seine Stimme bebte.
„Sonst was?", Hermine kam einen Schritt auf ihn zu. Ihre Augen glühten nun heftiger als je zuvor, mit jeder Bewegung sprühten Blitze aus ihr.
Es reichte ihm, er ging auf die Provokation ein und zauberte nonverbal einen heftigen Stupor, den Hermine ohne Probleme mit einer Handbewegung abprallen ließ. Sie legte ihren Kopf schief.
Er war von sich selbst erschrocken, er hatte so viel Wut in den Zauber gelegt, selbst er hätte Probleme gehabt ihn abzuwehren und sie wischte ihn mit einer einfachen Handbewegung weg, als wäre er eine nervige Fliege gewesen.
Er kam zu Sinnen und realisierte, dass er eben eine ehemalige Schülerin angegriffen hatte, eine Mitarbeiterin des Zaubereiministeriums. Er drehte sich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Raum. Kurz bevor er die Tür erreichte, drehte er sich noch einmal um, sah Hermine an, ihr Blick war nicht mehr wütend oder diabolisch, sondern einfach nur unheimlich traurig.
Er hatte sie sehr verletzt, ebenso wie sie ihn. Er führte seinen Weg fort und verließ den Raum.
Die Tür schlug ins Schloss und sie schrie ihre ganzen Emotionen hinaus, es entlud sich ein gewaltiger Blitz und eine Druckwelle, die den ganzen Inhalt des Raumes zerstörte. Sie sank auf ihre Knie, vergrub ihr Gesicht in ihre Hände.
Sie merkte, wie die Kraft sich wieder in sie zurückzog, sie fühlte sich schwach, verletzt, traurig. Am Traurigsten war sie darüber, was sie Snape an den Kopf geworfen hatte und wie sehr es ihr gefallen hatte, den Schmerz in seinen Augen zu sehen.
Denn obwohl er versucht hatte, seine Maske aufrecht zu erhalten, sah sie in seinen Augen den tiefen Schmerz, den ihre Worte ihm bereitet haben.
Hermine schluchzte heftig auf, wie konnte sie nur so etwas sagen?
Sie saß noch lange auf dem Boden ehe sie den Raum verließ und eilig in ihre eigenen Räume lief. Sie duschte sich, zog sich um und legte sich ins Bett.
Es war ihr egal, wie spät oder früh es noch am Tage war. Sie wollte und konnte keinen mehr sehen. Immer wieder hallten die Worte in ihrem Kopf, in einer dunklen aufgebrachten und einer kristallklaren Stimme. Sie schloss die Augen, drehte sich im Bett auf den Rücken. Sie versuchte zu schlafen als es draußen dunkel wurde.
Er drehte sich auf die Seite, er konnte nicht schlafen, ihre Worte gingen ihm immer wieder im Kopf herum. Sie war so bösartig und es schien ihr nichts auszumachen. Die grausamen Worte der jungen Frau kreisten in seinem Geist, je mehr er darüber nachdachte, desto mehr verletzten sie ihn.
Er hatte sie provoziert und ihr Vertrauen missachtet, ja, genauer betrachtet, war er selbst schuld, was ihn nicht minder quälte. Er stieß wieder jemanden von sich, der ihm vertraute.
Vertraut hatte, ihr Vertrauen hatte er sich vermutlich für immer verspielt. Er stand auf, ging zu seinem Labor und holte einen Trank für traumlosen tiefen Schlaf.
Im Bett angekommen nahm er ihn und sank kurz danach in einen wenig erholsamen Schlaf, aber wenigstens hatte er ein paar Stunden Ruhe von seinen Gedanken.
Die Tage vergingen und weder Hermine noch Severus gingen zum Essen in die Große Halle, keiner von beiden wollte dem anderen begegnen. Zu tief saß die Trauer und die Scham über das Gesagte und Gehörte.
Hermine lag in ihrem Bett, als es an ihrer Tür klopfte. Sie stand auf und öffnete sie.
Ihr gegenüber stand Harry, der sie besorgt und leicht verwirrt ansah. Sie ging zur
Couch, ließ die Tür offenstehen und winkte ihn herein.
„Mine, was ist denn hier los?", Harry sah sich um, der ganze Raum war voll mit Notizen, einige zertrümmerte Gefäße lagen auf der Erde und Brandflecken traten zum Teil auf den Wänden auf.
Er nahm seinen Zauberstab und reparierte die Schäden, beseitigte das Chaos, zauberte eine Kanne Tee und zwei Tassen und setzte sich zu Hermine auf die Couch. Diese hatte ihm teilnahmslos zugesehen, ihr war egal wie ihr Raum aussah, oder ob etwas herumlag, etwas kaputt war.
Harry schüttelte den Kopf, so hatte er seine Freundin noch nie gesehen. Er goss in die zwei Tassen Tee ein und stellte ihre Tasse vor sie, nahm einen Schluck von seinem Tee und sah sie abwartend an. Hermine nahm nun ebenfalls einen Schluck Tee, das heiße Getränk tat ihr gut, sie hatte das Gefühl ihr Innerstes erwärmte sich wieder. Sie sah Harry an, er machte sich ernsthafte Sorgen um sie. Sie senkte den Blick, sie schämte sich noch immer sehr.
Ohne etwas zu sagen nahm er sie in den Arm, sie ließ die Umarmung zu und dankte ihm leise dafür. Als sie sich lösten, sah Harry Hermine eindringlich an, „willst du mir sagen was passiert ist? Neville hat gesagt, er hat dich bestimmt zwei Wochen nicht beim Essen gesehen."
Hermine hob erschrocken die Augenbrauen, sie war zwei Wochen in ihren Räumen? Es fühlte sich für sie an wie zwei Tage.
„Oh... ich habe die Zeit wohl völlig vergessen.", sagte sie leise und starrte auf die Couch.
„Hermine Jean Granger.", sagte Harry streng, fuhr dann aber sanft fort, „was ist passiert? Du kannst doch mit mir reden."
Sie stand auf, lief durch die Räume, immer wieder an der Couch und Harry vorbei, „ich hab mich mit Snape gestritten...", fing sie langsam an, „er hat mich provoziert und ich hab etwas wirklich Schlimmes zu ihm gesagt...", Harry sah Hermine fragend an.
Was konnte Hermine Schlimmes sagen? Er dachte an Sirius, wie er Snape immer Schniefelus nannte, er dachte an Ron und sich, wie sie Severus früher immer
Fledermaus nannten und musste innerlich schmunzeln.
„Ich hab gesagt, dass Dumbledore sich in ihm getäuscht hatte ihm zu vertrauen, dass es in seiner Natur liegt Leute zu verletzten oder zu hintergehen die ihm vertrauen und, dass es bei Dumbledore ja nicht das erste Mal gewesen ist...", erzählte Hermine verzweifelt, mit jedem Satz war sie lauter und verzweifelter geworden.
Harry blickte Hermine mit großen Augen und offenem Mund an, er glaubte sich verhört zu haben. Das hätte Hermine niemals gesagt.
„Harry sieh mich nicht so an, ich weiß nicht was über mich gekommen ist, es tut mir so wahnsinnig leid. Es hat ihn schwer getroffen auch wenn er es nicht zeigen wollte. Ich bin so dumm, ich könnte mich selbst verhexen." Harry schluckte, „das ist wirklich schlimm... Hast du dich bei ihm entschuldigt?"
„Nein. Ich hab ihn seitdem überhaupt nicht mehr gesehen und ich will ihn nicht sehen, ich schäme mich so dafür."
„Mine du musst zu ihm gehen. Du weißt, was er alles für uns getan hat. Wie er seine Fehler bereut, er gibt sich immer noch die Schuld an dem Tod meiner Mutter, dass er den falschen Weg genommen hat-"
„Ich weiß Harry! Ich weiß es doch alles ganz genau...", sie brach ab. Harry stand auf und nahm sie nochmal in den Arm, er drückte sie ganz fest, als wollte er die zersprungenen Teil des Häufchens vor ihm wieder in Form bringen.
„Mine hör zu, ich weiß, dass du nicht so bist. Severus weiß das genauso. Ich weiß nicht was zwischen euch passiert ist, aber ich bitte dich, geh zu ihm und entschuldige dich."
Harry hatte Recht, sie musste zu ihm.
Morgen.
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