Kapitel 4 - Reiseziel: Manu?!

PoV Patrick

„Ich brauche dringend eine Auszeit vom YouTuber Haus," stellte ich fest, bevor ich mich auf meine Couch fallen ließ. Einen ganzen Urlaub würde ich nicht brauchen, um mich ein Stück weit zu erholen, aber eine Nacht im Hotel wäre wiederum auch zu wenig. Schlagartig fiel mir Manu ein. Gestern hatten wir lange darüber diskutiert, dass wir uns doch mal treffen sollten. Ich hatte seine Adresse, und er würde sicher nichts dagegen haben, wenn ich vielleicht für ein paar Tage bei ihm unterkommen würde. Das hoffte ich zumindest inständig. Ein paar Tage zocken und Zeit verbringen mit Manu? Das wäre doch eine gelungene Abwechslung, und ein Grund mehr, ihn endlich zu besuchen. Ja, ich hatte sogar richtig Heimweh nach ihm, sofern man das so nennen konnte. Andererseits hatte ich das Bestimmen des Zeitpunktes für das Treffen ihm überlassen, und ganz so begeistert war er auch nicht gewesen. Aber, so dachte ich, wenn ich ihn so schnell wie möglich besuchte, hatte er keine Zeit um sich Sorgen zu machen oder sich umzuentscheiden, und das wäre ja gut. Außerdem kannten wir uns mittlerweile so lange, dass Manu mich ganz bestimmt nicht einfach vor der Tür stehen lassen würde.
Motiviert schnappte ich mir mein Handy und wollte gerade GLP anrufen, als mir zwei Dinge auffielen. Erstens, es war viertel vor sieben Uhr. Zweitens, es war Samstagmorgen. Manu würde also wie jeder vernünftige Mensch noch schlafen. Vermutlich hätte er sowieso kein Wort verstanden, bei dem enormen Geräuschpegel aus dem Hintergrund. Wie lange hatte Rewi denn überhaupt noch vor, zu AC/DC die Wände wortwörtlich "wackeln zu lassen"?

Ich lies einen Stoßseufzer aus meinen Lungen und verschränkte die Arme. Gerade als ich beschlossen hatte, bis heute Mittag mit dem Anruf zu warten, kam Dner in's Wohnzimmer und setzte sich immer noch torkelnd zu mir auf das Sofa. "Na, auch schon wach" - das hätte ich wohl gesagt, hätte ich nicht in dem Moment das "hübsche" Bildchen, das seine Stirn zierte, gesehen. Wie breit musste der gestern bitte gewesen sein? Ich meine ja, eine Trennung war schlimm, aber sich deshalb gleich im Bier ertränken?

„Kannst du mir sagen, wie ich hierhergekommen bin?", nuschelte er gerade, etwas desorientiert für seine Verhältnisse. „Es tut mir übrigens leid, dass ich unter deinen Tisch erbrochen habe.", fuhr er noch leicht angeschwipst fort. Nicht sein Ernst, oder? Meine Meinung, Manu erst nachher anzurufen änderte sich sofort. Keine Sekunde länger würde ich es hier aushalten. Was brauchte man denn alles für einen spontanen Ausflug nach Essen? An Nahrung würde es mir dort ja nicht mangeln. Ha. Ha. Ha. Ich hatte mich entschieden: Ich würde jetzt unangemeldet zu GLP fahren. Und niemand würde mich aufhalten. Kennt ihr diesen selbstironischen Enthusiasmus, den man bei manchen Entscheidungen bekommt? Wenn man weiß, dass das total unüberlegt und dumm ist? Dieses Gefühl genieße ich nämlich gerade. Ohne ein Wort ließ ich also den verwirrten Dner sitzen und fing an, einen Rucksack zu packen. Hauptsächlich ein paar Shirts, Hosen, Unterwäsche, Zahnbürste, Ladegerät - den Rest würde Manu haben. Schließlich erklärte ich dem immer noch völlig planlosen Felix doch mein Verhalten: „Ich werde für ein paar Tage wegfahren, wisch bitte einfach dein... Erbrochenes auf und sag den anderen Bescheid, dass ich jetzt erstmal weg bin. Außerdem habe ich auch keinen Plan, wie du in meine Küche gekommen bist."

Google sagte mir, dass eine Zugfahrt von Köln nach Essen wohl etwa 2 Stunden dauern würde, deshalb kaufte ich mir am Bahnhof zwei Brötchen für die Fahrt. „Hoffentlich stört es Manu nicht, wenn ich einfach so bei ihm aufkreuze, denn wenigstens anrufen hätte ich schon können.", grübelte ich. Vielleicht war meine Entscheidung vorher doch etwas zu überstürzt gewesen - aber darüber würde und wollte ich mir jetzt keine Sorgen machen.

***

Ich sah auf meine Uhr, es war mittlerweile fast elf Uhr. Die Zugfahrt war problemlos verlaufen, ich hatte die Ruhe genossen und ein wenig Musik gehört. Naja, um ehrlich zu sein war ich gegen Ende hin nicht mehr ganz so ruhig gewesen, meine Gedanken hatten sich nur um einen Moment gedreht: Würde ich tatsächlich einfach an seiner Wohnungstür klingeln? Oder würde ich mir vor Nervosität in die Hose machen? Das sollte ich jetzt heraus finden, denn es war soweit. Ich stand mittlerweile seit sicher fünf Minuten unschlüssig vor meinem "Reiseziel" alias der blauen Türe, hinter der sich irgendwo Manu befinden musste. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Ich schüttelte meinen Kopf, um klare Gedanken zu fassen. Jetzt war es sowieso zu spät, um das Ganze hier in Frage zu stellen. Entschlossen drückte ich auf den Klingelknopf.

***

In den nächsten drei Tagen kann ich leider nicht aktualisieren, weil ich auf einer Chorfreizeit von der Schule aus bin. 

Freue mich über Kommis und Votes,

LG Minilemin

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