7. Text: "ICE HEART - Internat Federstein" ... oder: Geographisch verpeilt
Edit: Ich hatte davor gewarnt, dass ich nicht will, dass Kommentare verschwinden - dennoch sind ein paar gelöscht wurden, die Autorin und Beta in weniger gutem Licht darstellten. Für mich ist das nicht nur ein Affront, sondern auch Schwindeln - und da ich gedroht habe, zu meinem Wort zu stehen, mache ich das. Die Autorin seht ihr oben, ihre (später zurückgenommene) Forderung auch... in der Kapitelüberschrift steht der Titel. Denn ja, auch dieser Post ist gelöscht worden.
Es wurden dadurch ja nicht nur die Kommentare gelöscht, die von der Autorin als "rufschädigend" empfunden wurden - mit ihnen verschwanden auch Erklärungen und Reaktionen darauf. Sie hat also euch, die kommentierenden Leser, zensiert... und das geht gar nicht. Auch wenn es durch wattpad und eine Meldung geschehen sein sollte, bleibt es Zensur.
Ich hoffe, ihr versteht, dass ich deswegen die Autorin und ihre Beta geblockt habe. Mit solchen Menschen will ich mich nicht unterhalten, und ich will ihnen auch nichts mehr beibringen. Es ist egal, dass man sich über mich lustig macht, weil man sich für originell hält - aber ich lasse euch, meine werten Kommentatoren nicht von Kindern zensieren. Dieses Buch ist zum Lernen und Reden da, und maleturra oder auch chaosxlolly haben das getan, was ich um keinen Preis wollte.
Also, falls ihr beiden das offline lest... verpisst euch. Ganz ehrlich. Mein Buch, meine Regeln.
>>Talea, zukünftige Kronprinzessin von Norwegen, so heißt wahrscheinlich nicht jedermann.<<
Ich wüsste nicht, dass sowas ein Name ist, aber okay. Anführungsstriche wären hier nötig, denn der Name wird zitiert.
Wir werden allerdings gleich erfahren, dass die Eltern der Hauptfigur zu Beginn noch das Kronpaar sind... dennoch muss man im Klappentext nicht mit der Heldin angeben. Dass so "wahrscheinlich nicht jeder" heißt, ist klar. Es soll jovial wirken - ist aber schlicht Käse. Der Adel ist die Oberschicht und die Elite des Landes, ein winziger Teil... nicht die Mehrheit. Also heißt GANZ OFFENSICHTLICH vielleicht irgendein anderes Mädchen auch "Talea" (wenn auch nicht unbedingt in Norwegen, denn es ist ein Name aus dem Althochdeutschen und kurz für "Adelheid"), aber das wird DEFINITIV NICHT die zukünftige Kronprinzessin sein.
Man muss bewundern, dass die Autorin es schon hier geschafft hat, ihre Heldin von jedem anderen abzugrenzen. Schon jetzt ist "Talea von Norwegen" ein Außenseiter.
Übrigens ist die derzeitige, echte Kronprinzessin von Norwegen Verlegerstochter Mette-Marit Tjessem Høiby, verheiratet mit Kronprinz Haakon. Deren Tochter Ingrid Alexandra von Norwegen ist die "zukünftige" Kronprinzessin (hier auf dem Bild ist sie 14). Und ja, auch in diesem Alter nahm sie schon repräsentative Pflichten wahr, wenn auch wenige. Ich finde das cool, ihr auch?
Wisst ihr, ich MAG Hofgeschichten mit Prinzessinnen und solchen Kram. Ich bin mit Märchen aufgewachsen, auch wenn ich nie eine Prinzessin sein wollte.
Warum schreibt jemand eine Geschichte in einer bereits bestehenden Staatsstruktur und ändert die Namen? Das fühlt sich falsch an... vor allem, wenn man alles dazu in Wikipedia nachlesen kann und keine fetten Folianten wälzen muss, um sowas zu erfahren.
Wäre es ein Frankreich, wo es - anstatt der aktuellen, demokratischen Staatsform - ALTERNATIV die Monarchie gäbe, okay. Da hätte man relativ freie Hand beim Erfinden. Aber die bestehende, noch lebende Königsfamilie in einem Land zu ändern, obwohl diese Machtposition für die Handlung nicht einmal nötig ist... da wirkt der Titel "Kronprinzessin" wie Schaumschlägerei. Als ob die Hauptfigur was Besonderes sein soll und dem Autor nichts besseres einfiel, als zu sagen: "Sie ist eine Prinzessin, aber nicht irgendeine. Die zukünftige Kronprinzessin und damit zukünftige Königin von Norwegen."
(Erst in den 1990er Jahren wurde die norwegische Verfassung übrigens so geändert, dass auch Frauen den Thron (und damit den Titel Königin) erben können und nicht in erster Linie Männer. Vorher wäre der kleine Bruder der Heldin "zukünftiger" Kronprinz geworden, nicht sie...)
Edit 31.8.21: Mir wurde erklärt, dass es doch wichtig sei, dass Talea eine Prinzessin ist... was sie zu einer weiteren dieser Prinzessinnen macht, die irgendeine magische Verbindung zu dem Land haben, aus dem sie stammen. Königliches Blut lässt Rosen wachsen, fällt mir dazu ein - aber das ist aus einem anderen Buch.
Die heutigen Prinzessinnen in den Jugendbüchern hier sind alle so gewöhnlich und unprinzessinnenhaft, dass ich mich frage, warum man sie nicht gleich die Bürgerlichen sein lässt, die sie doch alle sein wollen. Sie wollen keine Politik machen und sie machen keine. Sie können nicht mal, denn bei ihrem Verhalten würde alles ein politischer Eklat oder diplomatisches Problem werden. Ein Fest für die Klatschpresse. Oder den Henker, solche Geschichten habe ich hier auch schon gefunden.
Also wozu eine Prinzessin, die keine sein will? "Wer die Krone will, muss auch ihr Gewicht aushalten", sagt man. Eine Prise Realismus kann einem Text etwas Besonderes verleihen und ihn aus dem Einheitsbrei seines Genres hervorheben. Magische Kräfte sind leider nichts besonderes mehr... dafür hat Harry Potter gesorgt.
>>Wobei, Talea ist auch nicht irgendjemand.<<
Ach nee. Sie ist DIE ZUKÜNFTIGE KÖNIGIN NORWEGENS! Die HAUPTFIGUR der Geschichte! Wenn mich ein Autor im zweiten Satz bereits für bescheuert hält, kommt mein guter Wille schon hier an seine Grenzen. Außerdem habe ich gerade ein Epos dazu erzählt, nicht wahr?
Warum gibt es eigentlich nur Coverdesigner auf wattpad, aber keine Klappentextschreiber?
>>Geboren und aufgewachsen im Haus von Kronprinz und Kronprinzessin Ansgar und Maja,<<
Sie wächst sicher nicht im "Haus" auf, sondern im Palast, Anwesen, Schloss oder ähnlichem. Irgendwo in Oslo, wo man sie leicht beschützen kann. In der Residenz ihrer Eltern eben.
Irgendwie logisch, oder?
Edit 31.8.21: Ein Haus ist das Ding mit den vier Wänden, dem Dach und der Tür. Es ist klein im Kopf des Lesers.
Genau deswegen sollte man dem Leser relativ genau sagen, was für ein Haus es ist. Das hier ist der Wohnort der norwegischen Royals, Skaugum. Dazu gehören fast 200 Hektar Grundbesitz, zum Teil Wald, zum Teil anderweitig landwirtschaftlich genutzt. Von hier aus betrachtet links um die Ecke ist sogar ein Pool!
Wieso haben die Hauptfiguren eigentlich alle keine norwegischen Namen? Ansgar setzt sich aus dem germanischen »ans« und dem althochdeutschen Wort »ger« zusammen, die übersetzt »Gottheit« und »Speer« bedeuten. Ansgar ist auch die germanische Urform des Namens Oskar.
Maja, auch Maia, heißt so viel wie „die Hehre, Höhere". In der griechischen Mythologie ist Maia (Μαῖα) eine der sieben Plejaden, Tochter des Atlas und Mutter von Hermes.
Papa Oskar und Mama Biene Maja... Ich weiß nicht, aber das sind sehr langweilige Namen. So würde ich Hunde nennen, denn diese Namen sind kurz und rufen sich gut. Kinder in Königsfamilien heißen aber meist nach ihren Großeltern oder landestypisch, denn Königshäuser symbolisieren und stehen u.a. auch für landestypische Traditionen. (Was meint ihr, warum man die Nummern hinter den Namen immer hat? Weil es schon so viele vor ihnen in dieser Position gab, die auch so hießen und man die Leute auseinanderhalten musste!)
Edit 31.8.21: Es ist dabei egal, ob das norwegische Adelsgeschlecht vor Generationen aus Schleswig-Holstein stammte - im englischen Königshaus sitzen auch Deutsche. Dennoch bekommt alles, was dort geboren wird, einen ENGLISCHEN Namen (oder zumindest die englische Schreibweise eines solchen), keinen deutschen. Harry ist Harry... nicht "Hans".
Ja, euch ist das egal, bei mir zerstört schon das die Immersion in die Geschichte. Was in Norwegen spielen soll, muss sich auch "norwegisch" lesen. Es macht ja auch keinen Sinn, eine Geschichte in Japan anzusiedeln, wo die Heldin Annabell heißt aber gebührtige Japanerin sein soll. Oder eine Russin in Sibirien, die Britney heißt.
>>ganz Norwegen kennt und liebt sie.<<
Klar, jeder liebt kleine Kinder. Vor allem auf Fotos, die sich gut verkaufen. Das ist aber trotzdem eine Info, die man hier nicht braucht und die angeberisch wirkt.
Überlegt mal: Wie wirkt ein Mensch auf euch, von dem gesagt wird, dass ihn alle lieben? Seid ihr da nicht erstmal besonders skeptisch? (Ist wie bei mir, wenn mir jemand sagt, er könne mit Kritik umgehen. Die meisten, die das sagen, können es nicht. Zumindest meiner Erfahrung nach.)
>>Und während andere in ihrem alter Partys feiern, muss sie Interviews geben.<<
Wie alt ist Adelheid denn? Ich habe ins erste Kapitel geschaut und hielt sie für etwa 10. In dem Alter feiert man keine Parties, sondern geht zur Schule.
Die Eltern und Großeltern werden eher im Fokus der Presse stehen... nicht nur in Form von Interviews. Das Kind wird keine geben, es sei denn, im Beisein der Eltern und Presseberater - und mit vorher festgelegten Fragen und auswendig gelernten Antworten. Das aber muss in der Geschichte gezeigt werden, hier ist es fehl am Platz.
Vor allem, weil DAS nicht das größte Problem von Adelheid sein dürfte. Paparazzi, schon mal gehört?
Edit 31.8.21: So ein Interview wäre aus meiner Sicht übrigens ein interessanter Einstieg in die Geschichte. Nicht das Frühstück mit der Familie und Geschwisterstreitereien... (Memo an mich: Nicht die Arbeit von Autoren machen!)
>>Doch das sollte sich bald ändern, denn nachdem ihre Großeltern frühere zurücktreten als erwartet, wollen ihr ihre Eltern noch ein unbeschwertes Jahr auf dem Reitinternat Federstein geben.<<
Sie muss keine Interviews mehr geben und kann Parties feiern? Adelheid kann sich freuen, oder? Ich weiß, dass es nicht so gemeint ist, aber so steht es da. Da Leser nicht in den Kopf der Autoren schauen können, sind wir darauf angewiesen, alles Nötige richtig mitgeteilt zu werden.
Aber: Nachdem die Großeltern zurücktreten? "Frühere" als erwartet? Die können zurücktreten, sobald Adelheids Eltern 18 sind! Mit sowas rechnet man immer! Es gibt Leute, die warten auf sowas oder helfen nach!
Wer erwachsene Kinder hat, muss den Job nicht machen, bis er 86 und senil ist. Oder tot.
Warum schickt man das Kind eigentlich ERST JETZT aufs Reitinternat, obwohl es durch die Rente von Omi und Opi der denkbar ungünstigste Zeitpunkt ist? Jetzt IST Adelheid Kronprinzessin und muss den Job machen. Sie hat keine Freizeit oder Anonymität mehr, die hatte sie vorher. Jetzt wird sie wie eine Puppe von Veranstaltung zu Veranstaltung gezerrt und muss das Königshaus repräsentieren, wie ihre Eltern vorher. Alle werden sie anstarren, beurteilen und bewerten. ("Stur lächeln und winken Männer, stur lächeln und winken.") JETZT beginnen die Interviews.
Hinzu kommt, dass "sollte" die falsche Zeitform ist. "Soll" ist richtig.
Die Großeltern treten auch "früher" zurück, das zweite "e" ist zuviel.
>>In wenigen Tagen stellt sich ihr Leben komplett auf den Kopf und dabei hilft auch ihr Geheimnis nicht, dass ihre Großmutter ihr erzählt hat.<<
Das ergibt keinen Sinn. Adelheid wurde langsam, aber ihr Leben lang darauf vorbereitet, zu tun, was zu tun ist. Die Änderung sollte stressig sein, aber nicht das Leben "auf den Kopf stellen".
Wieso erzählt Oma das Geheimnis nicht ihrer Tochter, sondern der Enkelin? (Edit 31.8.21: Okay, die Mutter kommt aus dem Ausland, also ist es verständlich, dass die natürlich nicht ganz so mit dem Land verbunden ist, wie Omimi als Einheimische...)
Aber dennoch: Wieso sollen Geheimnisse einem immer helfen, einen Job zu machen, in den man hineingeboren wurde? Kann nicht einfach mal eine Prinzessin mal ihren Job machen, ohne ein Geheimnis zu haben? Und ist dieses Geheimnis wirklich so wichtig, dass es ein GEHEIMNIS ist?
"Dass" ist auch falsch. Hier muss der Artikel hin, nicht die Konjunktion, denn es bezieht sich auf das Geheimnis der Oma. Also "das", nicht "dass".
>>Wird sie es schaffen Lea Anderson zu bleiben?<<
Da Adelheid dies nie war, wer will sie bleiben? Sie IST Adelheid von Norwegen, angeredet mit "Eure königliche Hoheit" oder "Prinzessin Adelheid". Auch der Satz ergibt keinen Sinn, wenn man den Kontext betrachtet. Es ist ein Satz, der nur hier steht, weil er schön klingt.
Und wieder ein Fehler: Nach "schaffen" fehlt ein Komma. Grund: Der erweiterte Infinitiv mit "zu".
>>Und noch viel wichtiger, wird sie das erste Mal in ihrem Leben, wirkliche Freunde finden?<<
Ich wäre reich, wenn ich jedesmal einem Cent bekommen hätte, sobald ich diesen Satz lese. So voller Pathos. Wie bereits gefragt... wie alt ist das Kind? Wieso hat es keine Kinder im persönlichen Umfeld, denn sorry, auch in Norwegen gehen Kinder in die Schule. Wenn "Lea Anderson" dort keine "wirklichen" Freunde findet, dann hat das was mit ihrem Charakter zu tun.
Ingrid Alexandra von Norwegen ging in einen öffentlichen Kindergarten, eine öffentliche Grundschule und kam erst mit 14 auf die Oslo International School, eine Privatschule.
>>VORSICHT: Die Hauptperson könnte etwas überpowert sein! Ich finde das zwar nicht, aber ich neige auch gerne zu Übertreibung!<<
Wir werden gewarnt: Entweder können wir die OP-Adelheid als Karrikatur betrachten, denn das dient parodistischen Zwecken. Dann dürfen wir auch darüber lachen.
Oder wir sehen sie als das, was sie mit größerer Wahrscheinlichkeit sein wird: Eine Mary Sue. Die sind nicht witzig, sondern oft der schlecht geschriebene Traum oder das Ideal des Autors. Vor allem sind sie aber meist voll falschem Drama und langweilig.
Aber hey, danke für die Warnung. Es wird den Text nicht retten, aber danke.
Spoiler: Die Figur ist nicht overpowered. Sie besitzt zwar übermenschliche Stärke, aber sie ist keine Mary Sue. Sie hat WIRKLICHE Charakterschwächen wie Verfressen-sein und Sorglosigkeit, die man ihr auch als Rücksichtslosigkeit und Dummheit auslegen könnte. Sie hat also nicht nur positive Eigenschaften, obwohl "ganz Norwegen" sie "kennt und liebt".
Warum hat das Mädel dann aber keine wirklichen Freunde?
Prolog:
>>Kühle Luft umstrich mein Gesicht und ließ eine Strähne, die sich aus der Kapuze des roten Umhangs geschummelt hatte, tanzen.<<
Es ist schon ziemlich dreist von der Strähne, so ein Eigenleben zu besitzen, wenn es kalt wird, oder? Kleiner Scherz.
Aber gleich die erste Frage: Wer von euch assoziiert mit den Worten "Kapuze" und "Umhang" ein Mittelalter-Setting? Kurz nach dem Winter hätte ich einen warmen Anorak angezogen oder einen Mantel - keinen Umhang, der den vorderen Oberkörper freilässt, wenn man die Arme nicht eng am Körper hält. (Erste Charaktereigenschaft: Unfähig, sich dem Wetter entsprechend anzuziehen.)
>>Zwar war es schon fast April, doch die Kälte des Nordens würde sicher noch eine Weile halten.<<
Soll poetisch klingen, aber welche Kälte von wo? Kälte vom Nordpol, immerhin soll die Geschichte ja in Skandinavien spielen, oder? Hier muss rein, WO man sich als Leser befindet. Es ist wichtig.
Und wieso ist es "fast April", was hat die Autorin gegen "Ende März"? Ist im April etwas Besonderes? Alles was ein Autor sagt, hat Bedeutung. Wenn es nur Gelaber ist, langweilt es und wird gestrichen.
>>Leise schnalzte ich und der Rappe unter mir begann sofort eifrig zu traben.<<
Mit was wird geschnalzt? Das kann man mit den Fingern, der Zunge und mit Zügeln, wenn man auf einem Pferd sitzt. Hier fehlt auch der Übergang zum vorherigen Satz, denn was hat das Tier mit der Temperatur und der Jahreszeit zu tun?
Ganz genau: Hier fehlt nicht nur Info, sondern auch ein Absatz.
Ich bin übrigens kein Pferdespezialist, aber ein "eifriger Trab" ist wie Fahrradfahren auf Kopfsteinpflaster. Sowas will man nicht machen. Andererseits ist die Heldin unkaputtbar, denn hat sie weder Po-, Hüft- noch Rückenschmerzen.
Wohin trabt das Pferd eigentlich? Und merkt ihr, wie unpersönlich es wirkt, wenn man nur "Pferd" schreibt? Haben eure Lieblingstiere keine Namen?
>>Fast von selbst lief er den altbekannten Weg entlang, bis wir schließlich eine große Graslandschaft erreichten.<<
Aaah, die Great Plains in Amerika! Da sind wir! Norwegen hat eine tolle Landschaft, aber keine großen, ebenen Grasflächen.
"Altbekannt" klingt übrigens, als würde die kleine Dame das schon hundert Jahre lang machen. Es ist ein mächtiges Wort, viel zu groß für so eine kleine und seltene Gelegenheit. Oder der Gaul ist ein alter Klepper, der den Weg tatsächlich schon hunderte Male abgelaufen ist, wer weiß? Es wird eine Menge geredet, aber nichts gesagt.
Aber was heißt "fast von selbst"? Schiebt der Reiter des Tier? Wie stark ist dieser Mensch, dass er es in einen "eifrigen Trab" bekommt?
Edit 31.8.21: Wenn hier "wie" statt "fast" oder einfach nur "Er lief..." gestanden hätte, ergäbe all das mehr Sinn. Denn "fast wie von selbst" bedeutet immer, dass man Hilfe braucht, wenn auch nur eine kleine. So formuliert kann der Rappe also nicht alleine laufen.
>>Das Gras war von dem langen Winter noch etwas erschöpft, doch es begann schon langsam wieder grün zu schimmern.<<
Wenn das Gras erschöpft ist, hilft vielleicht Dünger? Ruhe soll auch helfen, um wieder zu Kräften kommen. Wieder soll der Text poetisch wirken, aber das Bild funktioniert nicht.
Edit 31.8.21: Weil man mich belehren wollte: Gras ist einjährig und sät sich im Spätsommer oder Herbst selbst aus. Es wächst nicht nach, wie ein Rosenbusch, den man im Herbst zurückschneidet und der im Frühjahr neue Triebe bildet. Gras keimt im Frühling aus den Samen vom Vorjahr.
>>Ein Wind bauschte auf und ließ meinen Umhang und die nachtschwarze Mähne meines Pferdes flattern.<<
Wind "bauscht" nicht. Stoffe und Fasern bauschen auf. Wind "frischt auf" oder wird stärker.
Zweimal "und" in einer Aufzählung ist eine Stilunsicherheit, die ihr bei einer Überarbeitung beheben solltet.
Aber überlegt mal: Wenn der Umhang flattert und es noch fast Winter ist... im "Norden" von irgendwo... wie fucking KALT muss das sein?
>>Ich parierte den Rappen durch und ließ meinen Blick über die Landschaft schweifen.<<
Laut Google ist "parieren": (ein Pferd) zum Stehen oder in eine andere Gangart bringen
Das Pferd ist vorher getrabt, und nun beginnt es nun entweder zu galoppieren, zu trotten (oder wie die verschiedenen Gangarten von Pferden noch genannt werden) - oder es bleibt stehen. Was das Pferd tut, wird nicht genau gesagt. Das Verb ist also Angeberei.
Warum schreibt die Autorin nicht, dass sie es anhält... denn offenbar soll das Tier genau das tun, damit der Erzähler sich erst jetzt umschauen kann. Vorher war ihm also egal, was er sieht.
Edit 31.8.21: Also... "durchparieren" bedeutet, dass man ein Pferd langsamer werden lässt, wie man mir erklärt hat. In diesem Satz also ist die Reiterin von Anfang an schnell unterwegs und wird dann langsamer. Sie BLEIBT NICHT STEHEN, während sie sich die Landschaft anschaut.
>>Nichts.<<
Das Wort ist falsch: Hier muss "niemand" hin, denn wir werden gleich sehen, dass es sich auf Menschen beziehen soll, nicht auf die Landschaft.
Andererseits, wäre es nicht wirklich gruselig, wenn da tatsächlich "nichts" wäre, wie es das Wort andeutet? Wenn der Erzähler in irgendeinem Void wäre, in dem es nichts zu sehen gibt und nichts existiert, nur der kalte Wind, er und das Pferd?
>>Außer mir war kein menschliches Leben oder etwas von menschlichem Einfluss zu sehen.<<
Der Erzähler SIEHT SICH, wenn er durch die Landschaft schaut! War einer von euch mal in einem Spiegelkabinett? So sieht das aus, gemäß dieser Beschreibung.
Spiegel sind übrigens von Menschen gemacht... aber Scherz mal beiseite: Es gibt englische Gärten, die WIRKEN naturbelassen und wild - doch sie wurden geplant, bepflanzt, nach einem Schema und nach einem Plan angelegt. Woher will der Erzähler also wissen, wo in diesem "Void-Spiegelkabinett" menschlicher Einfluss gewaltet hat?
Nachdem ich wegen diesem Prolog Bilder über Norwegen googeln musste, frage ich mich allerdings, ob es dort wirklich Grasflächen gibt, die so groß sind, wie hier beschrieben. Um den Sognerfjord ist es wirklich grün, aber die meisten Grünflächen, die ich gefunden habe waren, Weiden, Rasenflächen oder Felder. Man sieht auch sehr gut, dass überall Berge und Hügel sind. Es gibt keine Grasebenen, wo man außer Himmel und Gras nichts anderes sieht...
>>Nur Natur. Lagen, ewig weite Grasflächen.<<
Was sind Lagen? Und ist nur Gras Natur? Bäume und Tiere nicht? Was für eine Welt ist das, in der in unberührter Natur keine Tiere leben? Ich weiß, bei Mad Max hat man alles verseucht, aber das hier ist keine Madmax-Fanfiction.
Grasflächen sind übrigens nur dann "ewig weit", wenn man bis zum Horizont nichts anderes als Gras sieht... das ist hier aber nicht der Fall. Was auch immer hier beschrieben wird: Der Erzähler befindet sich nicht in Norwegen, sondern irgendwo im Ausland.
>>Und das Meer. Wenn man genau hinsah, konnte man es als schmaler Streifen am Horizont glitzern sehen.<<
Das Meer gilt laut dem Erzähler nicht als Natur, denn der Punkt nach "Grasflächen" sowie das "Und" vor "das Meer" grenzen Natur und Meer voneinander ab. Man sieht also Gras - was als Natur definiert wird - aber zusätzlich das Meer... was nicht als Natur gilt. (Hier geht ein Danke an @Geisterwelten, die deutlich gemacht hat, dass es nicht nur am Punkt liegt, sondern auch an der untergeordneten Konjunktion. Weil ich die Sätze für die Kommentare getrennt habe, entging mir dieses wichtige Detail. Edit 31.8.21)
Wenn es zudem am Horizont glitzert, sind die Grasflächen NICHT "ewig weit". Bei ewig weiten Flächen kann man die Entfernung nicht abschätzen, deswegen sagt man ja "ewig weit".
Auf der Karte ist Norwegen durch seine Fjorde als ziemlich bergig und zerklüftet erkennbar. Das Meer KANN dadurch nicht als Streifen am Horizont liegen, denn wenn man, wie der Erzähler, auf etwas HERUNTER schaut ist es kein schmaler Streifen.
Es wird hier alles mögliche erzählt, aber nichts konkretes, also reitet hier auch niemand auf Meeresspiegelhöhe auf eine Küste zu, was diese Beschreibung erklären könnte.
>>Plötzlich warf der Rappe unter mir den Kopf hoch und fing an zu tänzeln, ich spürte jeden seiner Muskeln, die unter mir gespannt waren, als wären sie Sprungfedern.<<
Das ist nicht möglich. Wir alle wissen, dass man auf dem RÜCKEN von Pferden reitet. Angespannte Nackenmuskeln und andere wird der Reiter also nicht spüren. Da die meisten Leute und auch der Erzähler mit Sattel reiten (was wir hier aber noch nicht wissen und somit zu Missverständnissen führen kann) spürt man sogar noch weniger vom Tier.
Mit angespannten Muskeln tänzelt ein Pferd nicht, sondern Anspannung bedeutet Starre. Vor allem, wenn dasteht "jeden seiner Muskeln". Das weiß jeder, der mal Sport gemacht hat und mitten in einer Bewegung innehalten musste, beim Wettlauf kurz vor dem Start zum Beispiel. Was das Pferd tut, ist also gar nicht möglich, von SPRUNGFEDERN (die man in manchen Couches oder Kugelschreibern findet) mal ganz zu schweigen.
Im Text fehlen viele Informationen, die ein Bild im Kopf generieren könnten, aber es ist interessant, dass es immer noch der unpersönliche Rappe ist - und nicht etwas wie "mein Pferd" oder ein Name - und dass zum zweiten Mal erwähnt wurde, dass das Pferd UNTER seinem Reiter ist. Ja, der Reiter ist nicht abgestiegen, deswegen ist das hier tatsächlich mal eine ÜBERFLÜSSIGE Info.
>>,,Ruhig Narvik.", murmelte ich und fasste die Zügel kürzer, dann lehnte ich mich etwas nach vorne und schnalze leise.<<
Der Punkt nach "Narvik" ist falsch. Nach "ruhig" gehört ein Komma. Edit 31.8.21: "Schnalze" ist die falsche Zeitform.
Oben wurde mit einem Schnalzen von was auch immer eine Bewegung des Pferdes ausgelöst. "Eifriger Trab", ihr erinnert euch? Warum soll das Tier deswegen jetzt anhalten / sich beruhigen? Ein Befehl mit zwei sich widersprechenden Bedeutungen würde jeden verwirren, denn man sagt einem Menschen auch nicht "Los, lauf!", wenn er anhalten soll.
Edit 31.8.21: Man kann es auch so interpretieren, dass der Reiter das Pferd antreibt, denn für schnelle Gangarten greifen manche die Zügel kürzer, beugen aber den Oberkörper nach vorn und verlagern ihren Schwerpunkt. Aber wenn das Pferd angetrieben werden soll, wozu das "Ruhig, Narvik"? Der Widerspruch zwischen dem, was passieren soll und dem, was gesagt wird, bleibt bestehen.
>>Aus dem Stand schoss der Rappe los.<<
Ist irgendwer verwundert, dass das Tier losrennt? Aber es rennt nicht aus dem Stand los, hier lügt euch die Autorin an. Sie sagte oben, dass es "tänzelt". Ein tänzelndes Pferd steht nicht still. Dafür muss man kein Reiter sein, es reicht, wenn man "Rapunzel - Neu verföhnt" gesehen hat und Maximus beoachtet. Der tänzelt ziemlich viel.
Genaugenommen stand das Pferd die ganze Zeit... nicht. Also kann es nicht "aus dem Stand" losstürmen.
>>Der Fahrtwind riss an meinem Umhang und ich senkte den Kopf etwas, damit mir die Kapuze nicht vom Kopf flog.<<
Pferde haben FAHRTwind? Ein FAHRENDES Pferd haben wir hier!
https://youtu.be/KJJW7EF5aVk
Roadrunner "fährt". Übrigens... ich hätte mir die Kapuze zuerst tiefer ins Gesicht gezogen. Nur den Kopf zu senken wird nicht reichen, wenn sich schon die Haare lösen, nur weil die Luft sich bewegt.
Wenn das Pferd rennt, wird der Gegenwind nicht nur die Kapuze vom Kopf reißen, sondern auch den Umhang aufbauschen, so dass dieses Kleidungsstück nur nach durch einen Knopf oder eine Schnalle zusammengehalten wird, die sich meist in Halsnähe befinden. Atmen wird überwertet. Kalt im Vorfühling? Bei Gegenwind? In Skandinavien? Nööö...
>>Unter mir arbeiteten die Beine des Rappens wie eine Maschine.<<
Geht es noch unpersönlicher? Wie ihr seht, ja. Das Tier ist ein Ding, kein Lebewesen.
Der Reiter macht übrigens alles mit, fühlt nichts, hört nichts, riecht nichts. Er sieht nicht einmal, wie die nicht vorhandene Landschaft an ihm vorbeifliegt... denn sonst wüsste er, WOHIN das Pferd läuft. Stellt euch vor, es rennt Richtung Horizont aufs Meer zu!
>>Galopp. Galopp. Galopp.<<
Eine der schnellsten Gangarten bei Pferden. Der Reiter merkt nichts, sitzt auf dem Tier wie angeklebt. Ich weiß nicht, was damit ausgesagt werden soll, ob es Zeit oder Geschwindigkeit indizieren soll oder einfach nur ein sich wiederholender Lückenfüller ist.
>>Tief beugte ich mich über den Hals des Pferdes unter mir und gab ihm freie Hand.<<
Zum dritten Mal in einem so kurzen Text: unter mir. Hat da jemand Dominanzgelüste oder was soll das? Dass das Pferd nicht über dem Reiter ist oder ihn nun zu Tode trampelt, wussten wir nach der ersten Erwähnung!
"Jemandem freie Hand lassen" ist eine Redewendung, die aussagt, dass MAN SELBST nichts macht, während jemand anderes ETWAS TUT. In diesem Falle hier aber ist das lebensmüde, denn dieses Tier rast ohne erkennbaren Grund (Edit 31.8.21: durch einen Befehl) einfach los... und das macht die ganze Sache gefährlich. Wir haben bereits an den Befehlen gesehen, dass der Reiter unerfahren ist, auch wenn sich der Autor mit Fachbegriffen schmückt.
>>Seine schwarze Mähne flatterte mir ins Gesicht und ich musste die Augen zusammenkneifen, sonst hätte ich nichts mehr gesehen.<<
Sehr ihr? Unerfahren. Der Reiter überlässt dem Pferd die Kontrolle. Weil er zudem noch den Kopf zu weit senkt und scheinbar halb auf dem Pferdehals liegt, bekommt er die Mähne in den Augen, was bedeutet, dass das Sichtfeld eingeschränkt ist. Was immer vor oder neben den beiden auftaucht - der Reiter sieht es nicht. Im Straßenverkehr passieren durch sowas schwere Unfälle.
Vielleicht erinnert sich auch jemand noch daran, was ich oben zum "OP" der Figur gespoilert habe.
>>Ein feines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, während wir so dahin rasten.<<
Mädchentraum oder geisteskrank angesichts dieser Situation? Ihr habt die Wahl, liebe Leser.
>>Das Gras flog nur so an uns vorbei, während wir dem Horizont entgegen galoppierten.<<
Da ist das Meer, ihr erinnert euch? Auch Lucky Luke ritt immer in den Sonnenuntergang...
>>Fahrtwind lies meinen Umhang hinter mir her flattern und ich roch den Geruch von Erde, der sich mit dem Salz des Meeres vermischte.<<
Pferde fahren nicht, also: kein Fahrt- sondern Gegenwind. Ich bezweifle auch, dass man die Erde riechen kann... wartet, ich sag euch gleich, warum. (Gerüche nimmt man übrigens in WARMER Luft besser wahr, als in kalter.) Wenn man dann noch mit etwa 30 Sachen durch die Gegend rast, bin ich mir nicht sicher, ob man da viel riechen kann. Es ist einfach zuviel Luft.
Testet das mal beim Autofahren. 30kmH und ihr haltet den Kopf aus dem Fenster. Riecht ihr was? Oder verschluckt ihr Fliegen?
>>Viel zu schnell entdeckte ich das Ende unserer Galoppstrecke und so saß ich wieder tief in den Sattel ein und verlagerte mein Gewicht nach hinten.<<
Mit zusammengekniffenen Augen und Haaren im Blickfeld? Was signalisiert das Ende der Strecke? Eine Klippe? Ein Stoppschild? Ein Schiffswrack? Das Ende eines unsichtbaren Weges?
Und seht ihr, wie stark der Reiter ist, dass er sich in diesem Gegenwind noch aufrecht hinsetzen und das Gewicht verlagern können will? Edit 31.8.21: Ich sage nicht, dass es nicht geht... aber easy ist es nicht. Andererseits zieht der flatternde Umhang den Hals-Brust-Bereich nach hinten, das hilft sicher.
Und an die Könner der Reiterei unter euch: Sitzt man "auf" bzw. "im Sattel" oder "im Sattel ein"? Eigentlich bedeutet "einsitzen", dass man im Gefängnis ist.
>>Sofort wurde mein Rappe langsamer und parierte durch.<<
Das würde den Reiter nach vorne über das Pferd schleudern. Jeder, der mal eine Pannenshow gesehen hat oder Rad gefahren ist und die Geschwindigkeit rasch drosseln musste, kennt die sogenannten Fliegkräfte der Physik aus eigener Erfahrung. Wir haben vorhin außerdem gelernt, dass "parieren" bedeutet, dass das Pferd langsamer wird. Diese Verwendung von Verben hier lässt das Pferd erst langsam werden und dann nochmal langsam werden oder anhalten. Die Dopplung macht keinen Sinn.
>>Anmutig schritt er weiter, bis ich ihn schließlich komplett zum Stehen brachte.<<
Es wird also langsamer, noch langsamer und dann"schreitet" das Tier gravitätisch und stolz vor sich hin... und erst dann bleibt es stehen. Wie weit war es bis zur Klippe?
"Narvik wurde nun stetig langsamer und fiel vom Galopp allmählich in Schritttempo, bis er schließlich stehenblieb." Kürzer, übersichtlicher, ohne Angeberei, weil sich nichts wiederholt. Aber mit viel mehr Gefühl als die Originalautorin, schon weil der Name des Pferdes verwendet wird.
Wenn ich so eine Aktion in einer meiner Geschichten schreiben würde, würde ich meine Spezialisten fragen, was ich während dieser Sequenz mit meinem Gewicht, meinem Oberkörper und den Zügeln machen müsste - und das Ergebnis gegenlesen lassen. Die Autorin hat eine Freundin, die nach eigener Aussage selbst reitet und großspurig Lektorat anbietet... diese hätte ihr das eigentlich korrigieren können. Bevor der Text online geht.
>>Und das war auch besser so, denn wenige Meter vor uns ging es knapp vierzig Meter runter.<<
Ich sagte ja "lebensmüde". Aber gemäß der weiten Grasebene sind wir in den Great Plains oder so. Da ist kein Meer oder eine Klippe. Und woher weiß der Erzähler, dass es vierzig Meter sind? Wo sind wir?
>>Wellen zerschellten mit einem Rauschen an den Felsen und Möwen flogen kreischend herum.<<
"Zerschellen" ist ein sehr "lautes" Wort. Die Wellen aber sind nicht besonders groß, wenn sie nur rauschen. Wieder soll etwas poetisch klingen und stimmt nicht, wegen der Bedeutung der Worte, die verwendet werden. Außerdem fehlt die Präzision: Welche Art von Möwen? Silbermöwen? Lachmöwen? Sturmmöwen? Es gibt 100 Arten, und nicht alle sind schwarz-weiß gefiedert.
Sie fliegen auch bestimmt nicht einfach "herum". Möwen sind Zugvögel, sie werden Ende März also an ihre Brutplätze zurückkehren, um Eier zu legen. Als Einheimischer könnte der Erzähler sowas wissen und auch, dass es sich hier z.B. um Silbermöwen handeln könnte, die man auch in Norwegen finden kann.
>>Der unverwechselbare Duft von Salz, Wasser und Algen stieg mir in die Nase.<<
Bei einer Lufttemperatur von knapp 3 Grad (und kälterem Wasser) wachsen keine Algen. Die wachsen nur in warmem Wasser. Tang wäre eine Option, aber die wird nicht genannt.
Aber soweit ich Bilder von Norwegens Küste gesehen habe, sind da auch im Sommer keine Algen zu sehen. Man wird sie also nicht riechen.
>>Tief atmete ich ein und aus. Dies war einer der Momente, die einfach unvergesslich waren.<<
Klar, der Reiter ist dem Tod entkommen. Das vergisst man nicht so schnell, auch wenn man völlig angstfrei auf einem Pferd sitzt, das gerade durchgeht.
>>Die Sonne stand schon recht tief am Himmel und dieser färbte sich langsam rosarot.<<
Vom 20. November bis 22. Januar bleibt die Sonne unter dem Horizont, das heißt, es bleibt DUNKEL. Im Dezember dauert die Nacht in Oslo fast 18 Stunden und die Tage beginnen rund 6 Stunden später. Bedingt durch die geographische Lage Skandinaviens und die Neigung der Erdachse steht die Sonne dort übrigens immer ziemlich tief.
Im März, wo dieser Prolog spielt, ist es jetzt also etwa 18:30 Uhr abends. Da die Dämmerung nur knapp eine Stunde etwa dauert und es dann durch den Mangel an Sonnenlicht sehr schnell sehr kalt wird (Minusgrade!), sollte sich jemand schnell auf den Heimweg machen. Sonst verläuft sie sich im Dunkeln im Nirgendwo (denn Orientierungspunkte wurden nicht beschrieben) und erfriert.
>>Wieder fegte ein Wind über die Klippen und brachte meinen Umhang zum Schweben,<<
Jetzt bauscht er sich nicht mehr auf oder flattert, nö, er schwebt. "It's a kinda magic, magic..."
Aber wenn der Wind "fegt", ist es starker Wind. Es kann also passieren, dass eine Böe den Erzähler vom Pferd reißt und die Klippen runterstürzen lässt. Der Umhang wird das sogar unterstützen, denn er kann diese Windenergie auch zu Ungunsten seiner Trägerin nutzen.
>>dieses Mal passte ich nicht auf, dass meine Kapuze nicht herunterfiel, sondern ließ sie mir vom Kopf pusten.<<
Warum? Striptease für den Leser? Wir alle wissen, WER hier auf dem Pferd geritten ist, denn es sind immer die Hauptfiguren, die ihre Geschichten erzählen.
>>Sofort quoll hellblondes Haar heraus und ließ sich spielerisch vom Wind herumtreiben.<<
So, wie der Satz dasteht, quillt das Haar aus dem Kopf, wie Wasser aus einer Bergquelle. Wenn es zudem noch vom Wind getrieben wird, fliegt es freiwillig und lose durch die Luft wie Konfetti, weil ihm durch das im Satz verwendete Stilmittel der "Personifikation" ein eigener Wille gegeben wird. Man könnte auch vermuten, der Erzähler habe Haarausfall.
Aber wie beim Pferd hat auch hier jeder die Kontrolle, nur nicht das Mädchen, um das es geht.
>>Ich schloss die Augen und genoss einfach den Moment.<<
Eiskalter Winterwind ohne Mütze. Ohrenschmerzen, yeah!
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Das ist der Prolog einer Geschichte und nun seht ihr, woher mein Kapiteltitel kommt. Ich weiß nicht, ob die Autorin je irgendwo in Norwegen war oder ob sie auf das achtet, was in ihrer Umwelt passiert und was nicht nur das "SEHEN" beinhaltet. Hier wurde versucht, eine stimmungsvolle Szene zu schreiben - aber weder Stimmung, noch Charakter kommen beim Leser an.
Ich habe ein Bild gefunden, was mit einiger Fantasie zur Beschreibung passen könnte, wenn ich Norwegen, Gras, Klippen, unberührte Natur, Weg, und Meer zu einem Bild zusammenfasse.
Das sind die Lofoten in Norwegen. Nein, keine Möwen. Und auch keine Klippe, Tang oder ein glitzernder Streifen Meer am Horizont.
Hattet ihr beim Lesen diesen Ort vor Augen? Weite Ebenen sind hier nicht, sondern man sollte wohl besser aufpassen, dass sich ein Pferdchen auf diesen Pfaden nicht die Beine bricht, oder? Das Grüne auf dem Boden ist auch kein Gras, sondern Flechten, niedrige Sträucher und andere niedrige Pflanzen, durchsetzt von vermutlich Jahrtausende alten Steinen.
Wer eine kleine Szene mit Stimmung und Landschaftsbeschreibung schreiben will, die beim Leser etwas wie Freiheitsgefühle auslösen soll, muss aufpassen, dass STIMMT, WAS ER SCHREIBT. Da es Norwegen wirklich gibt, kann man sich nicht mit "Das ist Fantasie!" herausreden.
Und wer Freunde finden will, sollte sich nicht in menschenleeren Gegenden herumtreiben, wo ihn keiner findet, wenn er verlorengeht. Besonders nicht, wenn man eine Prinzessin ist und sehr wichtig zum Verheiraten aus politischen Gründen ist. Und zum Kinderkriegen für die Dynastie.
Außerdem wurde der Autorin gesagt, dies sei kein Prolog. Doch es ist einer. Ob er gut oder notwendig für die Geschichte ist, ist eine andere Sache.
Der Autorin muss ich sagen, dass - wenn sie schon eine Quelle zitiert, die etwas erklärt - dann sollte sie die Erklärung idealerweise auch verstehen. (Ich hatte dieses Problem auch schon mit ihr.) Nur weil in Wikipedia steht, dass ein Prolog keine FORMvorgabe hat, bedeutet das nicht, dass alles ein Prolog sein kann.
Ein Prolog hat eine für die Geschichte wichtige FUNKTION, denn er teilt dem Leser Wichtiges mit, was in der Geschichte selbst stören würde. Ganz alte Bücher beginnen z.B. schon fast mit einer Extrageschichte darüber, wie ein Gefangener, Mönch oder sonst ein Neugieriger ein Manuskript findet, dass er veröffentlicht. "Lolita" ist z.B. so ein Buch.
Das erste Buch von Geralt dem "Witcher" nutzt einen langen Prolog, der selbst schon eine in sich abgeschlossene Geschichte ist, um mehrere Kurzgeschichten miteinander zu verbinden und in Kontext zu setzen. Mir persönlich gefällt das sehr gut, weil auch der Rest interessant ist und der Prolog einen guten Einstieg in die Buchreihe bietet.
Asiatische Autoren verwenden einen Prolog gern so, dass er einen späteren Teil der Geschichte vorwegnimmt, so dass der Leser neugierig ist, wie es zu diesem Punkt kam. In Reinkarnationsdramen erzählt der Prolog oft die Vorgeschichte. Hier könnt ihr nach z.B. "Remarried Empress" oder "The Grandmaster of Demonic Cultivation" googlen.
Bei dystopischen Geschichten kann man einen Prolog verwenden, um zu erklären, wie es zu der Katastrophe gekommen ist. Es gilt dann für Leser und Figuren als Allgemeinwissen und muss nicht erst "entdeckt" werden.
Und wer erinnert sich an den Beginn vom "Herrn der Ringe - Die Gefährten" und was Galadriel da erzählt? Auch das ist ein Prolog.
Die FORM dieses Prologs allerdings ist eine märchenhaft anmutende Erzählung, nicht wie hier ein beschreibender Prosatext. Mit FORM ist also nicht gemeint, WAS man als Prolog nimmt, sonddern ob er ein Dialog, ein Monolog, ein Gedicht, ein Vers, ein Zitat, ein Zeitungsartikel oder Prosa ist.
Es kann also alles ein Prolog sein, was der GESCHICHTE DIENT. Diener, die nicht dienen, werden entlassen - Texte, die der Geschichte nichts Relevantes hinzufügen, werden gestrichen. Und weil ich es an anderer Stelle schon mal gesagt habe: Grammatik, Rechtschreibung, Interpunktion sind Sklaven. Sie werden beherrscht, nicht gehätschelt.
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