44. Text: Perspektivische Fehlgriffe und weggeworfenes Potential

Machmal stolpert man über etwas, wo man denkt: "Hä?!" Das war bei mir hier der Fall. Und wenn ich mal davon absehe, der Autorin zu unterstellen, dass sie ihre Leser verarschen will oder ich hier keine Ironie verstehe, bzw. erkenne... dann bleibt immer noch ein "Hä?!" übrig.

Stellt euch also vor, ihr seid vier Jahre alt. Das ist das Setting dieser Geschichte. Aber es seid nicht wirklich ihr, sondern die Autorin verspricht zwar ein lyrisches Du, LIEFERT aber nur eine gewöhnliche Ich-Perspektive. Ihr glaubt nicht, wie viele Leute eine Reader-Perspektive nicht hinkriegen. Oft wechseln sie zwischen den typischen Abkürzungen wie "Y/n", "Y/hc", "Y/fc" und wie sie alle heißen und geben Euch Gefühle, die ihr in der beschriebenen Situation womöglich nicht mal hättet - oder sie SAGEN, dass ihr euren Namen einfügen könnt (so wie hier) und schreiben dann aber von sich selbst.

Nun, ICH bin nicht die Autorin. Ich KANN Ich-Perspektive und lyrisches Du auseinanderhalten - und auch so schreiben. Und wenn ich das schreibe, liest es sich u.a. so wie in diesem Drabble:
"Es ist dunkel um Dich herum. Das macht es unmöglich für Dich einzuschätzen, wie lange Du hier schon hängst.
Alles nur, weil Du Dich in deinem teuren neuen Kleid nicht für verdammte Takoyaki an den Herd stellen wolltest. Ihm... war es egal, dass Du Dich hübsch gemacht hast, weil Du mit ihm ins Kino wolltest. Er... fühlte sich missachtet.
Nun bist Du im Keller des Anwesens angekettet, mit spröden, aufgeplatzten Lippen und schmerzenden Augen. Deine Arme spürst Du schon gar nicht mehr, Deine Haut juckt überall und Du hast Hunger – aber das ist nichts im Vergleich zu diesem rasenden Durst."

Ich brauche keine Abkürzungen, und ich muss (und darf aus perspektivischen Gründen eigentlich) niemandem Gefühle unterstellen. Dass, was DU, geneigter Leser, in diesem kleinen Textchen fühlst ist das, was JEDER fühlen würde, den man hungern, dursten und in seinem eigenen Dreck gammeln lässt. Und ja, in der Dunkelheit verliert man auch das Gespür für Zeit...

Nun... ihr seid aber nicht in meiner Geschichte, sondern erlebt im ersten Kapitel unseres Beispiels euren zweiten Geburtstag als Tochter einer namenlosen, unbestimmten Mutter und Lord Voldemort. Ihr seid in diesem Alter, wo man unerschöpfliche Energie hat, sich alles um einen selber dreht und man jeden Erwachsenen mit seinen Heulattacken und Wutanfällen nervt, wenn diese Idioten nicht machen, was man will - man selber aber nur den Wortschatz eines debilen Vollidioten hat...
Gut, das ist übertrieben, aber nach kurzer Recherche beherrscht ihr nur 200 Wörter. Mein Drabble oben ist 100 Wörter lang, es ist also sehr überschaubar, was so junge Menschen können. Aber täuscht euch nicht - kleine Kinder lernen sehr schnell, vor allem durch's Abschauen. Sie machen Dinge NACH, die sie von den Menschen um sie herum sehen...

Diejenigen unter Euch, die kleinere Geschwister haben wissen GENAU, wovon ich rede, oder? Hier der Klappentext zum Beispiel:

"Sie" ist also - wie gesagt - ihr, die Leser, denn "Y/n" steht für "Your name". Kleinkinder noch dazu als "böse" zu bezeichnen, ist ein bisschen fragwürdig, wenn man bedenkt, dass Kinder in der Trotzphase (so nennen Psychologen dieses Alter, nicht verwechseln mit der Pubertät) immer laute, egoistische, quirrlige, kleine Monster sind.
Wer mir nicht glauben mag, kann mal in einem Kindergarten ein Praktikum machen, oder ihr schaut mal hier rein, denn die Lady hat natürlich auch einen visuellen Vergleich zu dem, was ihr gleich lesen werdet. "Villain Prince Will See" gibt es übrigens auch als Webmanga - für die Ästheten unter euch, die sich vor der schwachen Übersetzung und sparsamen Animation gruseln:

https://youtu.be/YII2XduS25k

Mit sowas wie Xiaowei haben wir also EIGENTLICH zu tun, bzw. wie sie sollten wir eigentlich sein. Wer Harry Potter verstanden hat weiß, dass Thomas Riddle als Kind kein Monster war - sondern ein Produkt seiner Umwelt ist. Die Menschen und die Zauberer haben ihn zu Voldemort gemacht. Er WAR also auch NICHT "böse", er WURDE es im Laufe der Zeit und niemand hat es wirksam verhindert. "Psychopathen werden gezüchtet", sagt der Volksmund und meint damit die Monster in unserer Mitte.

Das ist der erste Absatz des ersten Kapitels. Ich habe mal angestrichen, was alles "notkorrigiert" werden muss und NICHTS mit Rechtschreibung, Grammatik oder Formatierung zu tun hat:
Ja, die Autorin scheint zu denken, wenn sie keine fettgeschriebenen Buchstaben verwendet, könnt ihr den Text nicht erkennen.
Sie hat sich auch nicht für eine Zeitform entscheiden können: Will sie Präsens und damit, dass das Geschehen unmittelbar in der Zeit des Lesers stattfindet... oder doch lieber die oft in Romanen verwendete Vergangenheitsform? Manchmal sind Zeitwechsel nötig - hier sind sie ein Fehler. Also Rotstift.

Niemals ist dieses Kind außerdem zwei Jahre alt... und doch ist es schon böse. Sie redet von Menschen als "Muggel", obwohl ihr Vater ein MENSCH ist. Sie nennt Mischlinge "Schlammblut", was - wie uns Draco klarmachte - eine BELEIDIGUNG ist. Das Mädchen will so klug sein, dass es Dinge völlig REALISIERT - aber das weiß es nicht? Dann ist es Absicht der Autorin.
Hinzu kommt die sehr differenzierte Art, die Welt um sich herum wahrzunehmen und die emotionslose Wortwahl der Autorin für den kleinen Schreihals - es war so krass, dass ich mal alles in Gelb unterlegt habe.

Aber gehen wir noch genauer auf "unser" Leben ein:

>>Ich öffnete resigniert meine Augen.<<
Schon die erste Frage: Wieso öffnet das Kleinkind RESIGNIERT die Augen? Hat es etwas erwartet? Resignieren bedeutet "aufgeben"... aber was gibt das Kind auf?
Woher kennt es dieses Wort, bei einem Sprachverständnis, das ungefähr aus 200 Worten besteht, die sich eigentlich darauf beziehen, wie Körperteile, Gegenstände, Essen und Spielzeug heißen? Gefühlszustände können Kleinkinder nicht gut beschreiben und wenn sie es tun, dann nicht mit "ich bin resigniert", sondern eher wie "Mama, bin noch müde."

>>ein Blick auf meinen Wecker für Kinder Verrät mir das es erst 7:00 Uhr ist.<<
Die Autorin beherrscht keine Rechtschreibung, aber das Kind kann schon die Uhr lesen. Und warum wird erwähnt, dass es ein Wecker "für Kinder" ist? Was hat sie denn erwartet, eine gotische Standuhr?
Aber welche Eltern haben einen Wecker neben dem Babybett? Steht der nicht eher auf dem Nachttisch neben dem ihren? Würde Bellatrix Lestrange sich so einen Kitsch zulegen?

>>Ich gucke meine Mutter böse an doch das scheint sie gar nicht zu interessieren.<<
Warum auch immer das Kind böse auf Mama sein sollte.

>>„ na los aufstehen. Vater wartet schon."<<
Das Kind steht nicht auf. Es wird aus der Wiege gehoben, gewindelt, gefüttert und dann nach unten getragen, damit es nicht die Treppe runterfällt. Kleinkinder werden nicht wie Teenager behandelt - aber das weiß unsere Beispielautorin nicht. Hätte sie Geschwister, wüsste sie das.

>>ich bin zwar erst zwei Jahre alt aber ich realisiere schon ganz genau was mein Vater jeden Tag seinen Opfern antut.<<
Voldemort ist sicher nie plündernd und mordend mit einem Baby auf dem Arm durch die Pampa gezogen. Er hatte Leute, die seine Befehle ausgeführt haben, ohne dass er anwesend sein musste - und wenn er selber handelt, dann sicher NICHT in GEGENWART dieser kleinen Schnöseline hier. Die "realisiert" höchstens, dass ihre Windel voll ist und sie Hunger oder Durst hat. Dass sie aus dem Gitterbettchen raus will, weil ihr Lieblingskuscheltier weg ist.

>>Sie tuen mir leid.<<
Sie weiß nichts, wovon redet sie? Sie versteht nichts von der Welt und kennt nur Voldis Haus - und davon vermutlich auch nur das Kinderzimmer.

>>Aber ich teile natürlich Vaters Ansichten, was sollte man auch sonst mit Muggeln und Schlammblütern anfangen?<<
Die "BÖSE" Rhetorik hat sie bereits drauf. Mit Zwei! Sie IST also böse, denn sie spricht so, wie ihr Vater. Nur weil Dir jemand Leid tut, bist Du nicht automatisch ein guter Mensch. Vor allem dann nicht, wenn Du schon in Deiner Sprache beleidigend und herabwürdigend bist - und die Ansichten Deines Vaters teilst. Denn wie dachte der Herr Papa: Muggel und Schlammblüter gehören ausgerottet. Ein Herr mit Schnurrbart sagte das mal über eine Religionsgruppe...

>>Meine Mutter hebt mich aus meinem Bett zieht mich an frisiert mir die Haare und geht mit mir runter ins große Esszimmer.<<
Wie hat die sich verdreht, damit sie die Uhr sieht? Und wieso kann sich das Kind nicht alleine anziehen und schon laufen, wenn es doch schon REALISIERT, was Paps und Mams da so machen?

>>Heute ist mein zweiter Geburtstag<<
Den Kalender kann sie auch schon?!

>>aber ich erwarte erst gar nicht dass Mutter und Vater mir etwas schenken.<<
Vielleicht sollte man der Autorin mal klarmachen, dass Geschenke keine Pflicht, sondern ein Ausdruck von Wertschätzung und Zuneigung sind. Kein Kind hat ein RECHT auf Geschenke. Und mit zwei bekommst Du ein neues Kleidchen und ein Stück Kuchen. Ende.
Das ist einer dieser Sätze, die JEDEN der sie sagt, sofort unsympatisch wirken lassen, denn schon dass das Wort "erwarten" überhaupt fällt, dass es im gleichen Satz mit "Geschenke" steht, zeigt, dass sehr wohl ein kleiner Dudley in "Your name" also in Euch steckt.

>>Als ich unten ankam erwartete mich daher eine Überraschung.<<
ICH kam gar nicht. Das Kleine mit Mama - also "wir" wenn überhaupt.

>>Auf dem Tisch unten liegt eine kleine längliche Schachtel.<<
Ich weiß nicht, wie sie das Geschenk sehen will. Wenn das Kind die Treppe selber klettern darf, wird es eher damit beschäftigt sein, nicht zu stolpern und kopfüber runterzufallen - denn bei diesen Beinchen ist jede Stufe ein Berg. Da ist keine Gehirnkapazität vorhanden, um sich umzuschauen und ein Detail zu sehen, das anders ist als sonst. Vor allem nicht auf einem Tisch, auf dessen Platte man zwecks mangelnder Körpergröße nicht mal draufschauen kann.

>>„ alles Gute mein Kind" empfängt mich mein Vater unten.<<
Spricht Voldi so gestelzt? Ich weiß, Engländer sind steif, doch das ist zuviel des Guten. Aber ist es nicht herzig, dass der böse Paps extra zu Hause ist, wenn das Baby den zweiten Geburtstag feiert?

>>Ich gehe zum Tisch und umarme Vater, dann packe ich das Geschenk aus.<<
Sachlich korrektes Deutsch, aber überhaupt nicht authentisch. Vor allem in der ich-Perspektive ist dieses Kind seeehr distanziert. Es hat kein Geschenk erwartet und freut sich nun nicht mal, dass es doch eins bekommt? Wobei mir einfällt: Überreicht man Geschenke nicht, wenn sie in eine Hand passen? Wieso lässt die Autorin es auf dem Tisch liegen?

>>Als ich das dunkelgrüne Geschenkpapier abgewickelt hatte bekomme ich eine schwarze Schachtel mit meinem Namen drauf in silbernen Buchstaben zu Gesicht,<<
Wieder so krampfhaft lyrisch, unecht, kalt... und natürlich versteht das kleine Genie auch schon was Silber ist und lesen kann es auch. Die Autorin hingegen bekommt kaum einen Satz fehlerfrei hin. Dieser Text ist ein Schulaufsatz, aber keine Geschichte. Und schon gar keine darüber, ob man gut sein kann, obwohl man Mörder und Verbrecher als Eltern hat.

>>ich öffne sie und darin liegt eine wunderschöne Halskette in Silber mit einem Buchstaben um den sich eine Schlange schlängelt.<<
Gegen diese Zweijährige ist Mozart ein debil sabbernder Vollidiot. Und den nannte man "Wunderkind". Denn natürlich erkennt das Kind sowohl Buchstaben als auch das Tier, das in England nicht wirklich mehr heimisch ist, weil Stadtmenschen alles ausrotten, was ihnen nicht gefällt, Angst macht oder den ästhetischen Ansprüchen nicht genügt.

>>Der Buchstabe steht für Y/n meinen Vornamen mein vollständiger Name lautet Y/n Bellatrix Riddle.<<
Also obwohl sich ein eigentlich unbekanntes Gebilde um einen Buchstaben ringelt, den das Kind noch nicht kennen dürfte, weiß es natürlich schon ganz genau, wie es heißt mit vollem Namen heißt und die vollständigen Namen seiner Eltern. Jemand, der in Sätzen sprechen müsste, die nicht länger als drei Worte sind. (Wie oben gesagt: Wortschatz aus 200 Wörtern.)

>>Mit zweitem Namen nach Vaters treuster Angehörigen.<<
Sie kennt auch die Diener ihres Vaters und weiß, wie sie zu ihm stehen... bemerkenswert, hm? Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Autor SEIN Wissen in die Figuren steckt, ohne dass es einen Nachweis gibt, wie die Figur das Wissen sonst erworben haben könnte. SIE ist also das Kleinkind, nicht "Y/n". Sie, die Autorin.

Stellt euch vor, ich hieße Monika. Dann wäre der Kettenanhänger ein von einer Schlange umwundenes M und ich hätte den Namen einer Frau, die Voldemort in der Irrenanstalt hat versauern lassen. Und "meine" Mutter, die Frau die mich unter Schmerzen auf die Welt brachte und einen Irren mit Machtkoller zum Mann nahm... lässt das zu?

>>Das Auge der Schlange ist ein kleiner grüner Diamant.<<
Edelsteinkundig ist das Mädchen auch! Aber einen grünen Diamanten würde KEIN Juwelier der Welt in SILBER fassen. Das ist Perlen vor die Säue, denn farbige Diamanten sind selten. Allgemein bekanntere grüne Steine sind Smaragde, ein Peridot und auch Jade ist oft grün im Kopf der Leute (auch wenn es die ebenso in weiß, pfirsich und lavendel gibt).

>>Ich bedanke mich bei Mutter und Vater und Mutter legt mir die Kette um.<<
Bei einem zweijährigen Kind wird diese Kette in drei Minuten irgendwo im Haar verheddert sein, stören und dann abgerissen werden. Und dann liegt das teure Schmuckstück irgendwo auf dem Boden herum.

>>Der Tag verlief im großen und ganzen friedlich:<<
Weil das Mädchen ja auch ein Verständnis von "friedlich hat. Normalerweise ist der normale Alltag für solche Altersgruppen beängstigend, groß und voller Abendteuer und Herausforderungen. "Friedlich" ist was anderes.

>>zu erst habe ich mit Mutter gemalt<<
Frau Voldemort erzieht selber?

>>dann war ich im Dorf<<
Welches Dorf? Helft mir mal: Wo lebte Voldemort, während er seine dunklen Pläne in die Tat umsetzte? Und wenn er bei der Geschenkeübergabe dabei war, warum dann jetzt nicht mehr?

>>und habe sogar Süßigkeiten von Vater bekommen<<
OMG!

>>später war ich im Garten<<
Und habe dort nichts gemacht... Der Tag liest sich irgendwie anstrengend, obwohl nichts passiert? Es wird wahllos irgendwas behauptet, aber es PASSIERT nichts.

>>und dann hat Mutter mir vorgelesen<<
Wir wissen, dass die Kleine bereits lesen KANN. Es ist also völlig sinnfrei, die Mutter das jetzt machen zu lassen.

>>aber jetzt durchzuckt mich die Angst wie ein Blitz. Ich liege im obersten Stockwerk in meinem Bett und höre draußen Stimmen und Schritte die immer näher kommen.<<
Offenbar kommen nur selten Leute zu Besuch, wenn das Kind schon Angst hat, wenn es unten Schritte hört. Es ist auch nicht müde nach so einem anstrengenden Tag, deswegen schläft es nicht. Nicht mal Mittagsschlaf hat sie gemacht.
Und ja, sie ist geistig schon so hoch entwickelt, dass sie erkennt, dass es die Schritte von FREMDEN sind und NÄHERKOMMEN. Ich habe Geschichten mit Achtzehnjährigen Heldinnen gelesen, die nicht mal ansatzweise soviel Situationsbewusstsein hatten - auf einem Schlachtfeld.

>>„Hier oben ist nichts interessantes!" höre ich eine Frau unmittelbar direkt vor meiner Tür rufen, dann wird die Klinke runter gedrückt.<<
Es wurde nie eine andere Person als die Mutter erwähnt - wer also ist die Frau und wieso kennt sie sich im Haus aus? Und warum bringt die Mutter das Kind nicht vorher in Sicherheit, denn hier soll doch Gefahr angedeutet werden?! Mit einem Teleportationszauber z.B.?

>>„Oh" vor meinem Bett steht eine Frau mit langen braunen Haaren und Augen. „Wer bist du denn?" fragt sie mich<<
Die hat auch nicht alle Tassen im Schrank, oder? Erwartet die ernsthaft eine Antwort von einem völlig verängstigten halben Säugling? Soll das Kind wirklich antworten: "Monika Bellatrix Riddle, Tochter von Lord Voldemort und meiner Mutter!"?

>>„Mad Eye hier ist ein Mädchen!" ruft sie runter in unser restliches Haus<<
Mach doch noch mehr Lärm, es haben dich bestimmt noch nicht alle Nachbarn gehört.

>>„ Wer bist DU??" frage ich sie mit großen grünen Augen<<
Nein, einfach nein. Totalversagen.
Ein Kleinkind, das rhethorische Spielchen spielt und die Situation so erkennt, dass es mit einer Gegenfrage antwortet, obwohl es Angst hat - und das den Körper verlässt um DIR, dem LESER, der das Kind ist, sagt, dass DU, der Leser, grüne Augen hast und gerade erstaunt kuckst.

>>„Ich bin Alice Longbottom und wer bist du?" sie lächelt mich an „ ich komme vom Orden des Phönix" erklärte sie<<
Die Frau ist dem Kind unterlegen... faszinierend, wenn die Geschichte besser wäre.

>>„Ich bin Y/n"<<
Keine Zweijährige antwortet so.

>>ich wusste vom Orden, Vater redete oft von ihnen-aber immer böse.<<
Er wird nicht vor dem Kind "Geschäftliches" bereden. Doch erst der Satz nach dem Bindestrich ist in etwa altersgemäß.

>>„ Hallo Y/n weißt du denn was du hier machst?" fragt sie mich nahezu als wäre ich blöd <<
Wie gesagt, die Kleine ist der Frau überlegen. Dass mit dem "blöd" aber ist typisch Teenager.

>>„ja natürlich weiß ich das" ich funkel sie herausfordernd an <<
Wieder hat sie ihren Körper verlassen und kuckt sich von außen an...

>>„Und?" fragt sie <<
Nein, ich habe keine Satzzeichen versehentlich gelöscht. Der Text sieht 1:1 so aus. Aber wir haben mal über's Kürzen geredet, nicht wahr? Dieses komplette Gespräch kann man streichen.

>>„Ich wohne hier" erkläre ich stolz.<<
*seufz*

>>„Was ist los Alice?" ein Mann tritt ein, er sieht sehr furchteinflössend aus mit seiner Augenklappe sieht er aus wie ein Pirat <<
Dieses Kind mit noch nicht mal einem Meter Körpergröße und einen Wortschatz von 200 Wörtern kennt sich in der Welt aus, nicht wahr? Natürlich haben nur Piraten eine Augenklappe.

>>„ Mad Eye das ist seine Tochter" meint Alice „Was ist los? Wo sind Mutter und Vater?" frage ich Alice zwar erhalte aber keine Antwort.<<
Ich habe kein Mitleid. Anya ist süß, dieses Kind hier nicht. Und die Gefahr, die hier beschrieben werden sollte ist keine, sondern hier begehen "die Guten" das Verbrechen einer Kindesentführung.

>>„Komm erst mal mit uns kleine. Deine Eltern sind momentan leider nicht da."<<
Was soll dieser Satz? Das Kind ist angeblich die ganze Zeit wach, aber dass die Eltern gegangen sind, hat sie nicht mitbekommen?

>>erklärt mir Alice mit einem Lächeln aber das wollte ich nicht verstehen immerhin würden meine Eltern niemals einfach gehen ohne mir Bescheid zu geben denn obwohl sie oft nicht da sind und mich mit der Elfe allein lassen sagen sie mir immer Bescheid.<<
Die Eltern werden welcher Elfe auch immer Bescheid geben, aber sie holen sich ganz sicher nicht das Okay von diesem kleinen Bündel Mensch. Aber von einer Hauselfe war nirgends die Rede, also von wem spricht das Kind?
Aber dieser Satz ist der erste, der mir hier auffällt, der annähernd kindlich genug ist... durch fehlende Satzzeichen hektisch wirkend und wie eine lange, kindlich-verzweifelte Gedankenkette.

>>„WO SIND MEINE ELTERN????"<<
Verlangte ich hoheitsvoll zu wissen... Keine Angst mehr, kein Weinen - nur diese geschriene Forderung.

 >>Alice schreckte zwar einen Moment zusammen aber sammelte sich bald schon wieder.<<
Warum auch immer eine Frau erschrecken sollte, nur weil ein Kind in Großbuchstaben spricht. Effekthascherei ohne Sinn... und Gefühl.

>>„Das weiß ich leider nicht aber Dumbledore weiß es gewiss und zu dem werden wir dich jetzt auch bringen !"<<
Sie rechtfertigt sich! Eine erwachsene Frau rechtfertigt sich vor jemandem, der altersmäßig so viel jünger ist. Alice erinnert mich hier an einen gut abgerichteten Hund - und "Y / n" ist das Herrchen.

>>sie zog mich an den Handgelenken zuerst aus meinem Bett dann aus meinem Zimmer und aus dem Haus meiner Eltern und dann auch noch aus meinem Leben.<<
Blablabla... man übersieht fast, dass die Autorin hier schreibt, dass man "Y / n" an den Händen aus dem "Leben" zieht. Das kann man auch als Mord lesen.

>>Mutter und Vater sind weg und ich weiß nicht wo weg ist.<<
Flitterwochen, ich sag's euch.

>>Wie soll es jetzt weiter gehen?<<
Solche Fragen stellen sich Zweijährige...

>>Ich wurde zum Hauptsitz des Orden des Phönix in den Grimauldplatz 12 gebracht.<<
Ich wiederhole, die Figur ist klüger als die Autorin. Sie weiß Dinge, die selbst ihr Vater nicht weiß und erkennt Adressen von Orten, an denen sie noch nie war.
Wenn es eine Rückblende wäre, könnte man das so schreiben - aber dieses Kapitel ist keine. Dafür rutscht die Autorin nämlich zu oft ins Präsens.

>>Dort bin ich wohl eingeschlafen, jetzt liege ich immer hin in einem großen Bett in alleine in einem Zimmer.<<
Seht ihr? Nicht nur, dass das Bett in einem Zimmer steht und nicht... keine Ahnung... auf dem Dach oder der Straße.

>>„Guten Morgen Y/n" neben meinem Bett steht wieder Alice, die Frau von Gestern und ein Mann mit langem weißen Bart und Haaren, das muss wohl Dumbledore sein.<<
Niemand mag Klugscheißer. Es sei denn sie sind cool und / oder witzig.

>>„Y/n , das ist Albus Dumbledore. Er ist Schulleiter von Hogwarts und Mitglied im Orden" erklärte Alice mir „Na und?" ganz ehrlich, als würde mich das interessieren<<
Ganz genau, warum sollte sich dieses Entführungskind dafür interessieren... Und der Leser weiß das eh, also?
Man kann Dinge erklären, wenn man random Leser hat, die sich im Fandom nicht auskennen. Aber hier ist diese Info, dieser ganze Teil hier überflüssig. Gekürzt und auf den Punkt gebracht kann man aus dieser Szene viel mehr rausholen.

>>„Wo sind Mutter und Vater?" fragte ich Alice zum wiederholten Mal.<<
Alice checkt nichts, oder? Sie redet nicht zu ihrem Entführungsopfer, sondern zum Leser und die Kleine muss sie für die Geschichte wieder in die Spur bringen. Die Geschichte hat nicht nur kein wirkliches Ende, sie hat nicht mal wirklich eine Handlung. Und Alice hat keine Ahnung von Kindern.

>>„Dein Vater ist spurlos verschwunden und deine Mutter ist auch verschwunden hat dir aber etwas hinterlassen aber das dürfen wir dir erst in neun Jahren geben wenn du nach Hogwarts kommst" erklärt mir Professor Dumbledore <<
Dass der nix von Kindern versteht, ist hinreichend bewiesen.

Vom Rest verschone ich euch, denn natürlich muss man eine Zweijährige vernichten, wenn sie Abkömmling des Samens eines Muggels ist, der Zauberkräfte entwickelt hat, die alle anderen Zauberer in den Schatten stellen - und sie für sich selber nutzt, weil die Zauberer Rassisten sind und Menschen Arschlöcher. Und natürlich hat dieses Minigenie auch schon einen Begriff von Worten wie "Tod" und "Vernichtung".
Dass die Geschichte beginnt, als DU, lieber Leser, erst zwei Jahre zählst und sie dann in Deinem vierten Lebensjahr spielt, bietet Potential - aber das schöpft die Autorin überhaupt nicht aus. Sie schreibt ihre Figur wie viele andere hier ihre Figuren schreiben, sei es eine Weltraumrebellin, eine Mittelschülerin oder eine kurz vor ihrer Verheiratung stehende Prinzessin. Dabei wäre es gerade so besonders, die Welt von Harry Potter durch diese Kinderaugen zu sehen - wenn das Kind die Zusammenhänge nicht versteht, der Leser durch SEIN Wissen aber schon.

Hinzu kommt, dass man den Leser tatsächlich hätte mit einbinden können, wie es mit "Y / n" eigentlich auch in Pc-Games gemacht wird... aber wenn man dazu einen Ich-Erzähler wählt, schießt sich die Perspektive ins Aus. Es kann nur einer die Geschichte erzählen: Entweder das "Ich" - und damit die Figur der Autorin - oder das "Du", der Leser.

Die Hoffnungsvollen und Positiven unter euch wollen bestimmt auch Autorinnen wie diese hier unterstützen - dann weist sie auf diese Fehler hin. Erklärt ihr, warum die Erzählperspektive und ihre Einhaltung wichtig ist und was an dieser Figur nicht stimmt. Macht ihr klar, dass man sich überlegen MUSS, was man schreiben will und eine getroffene Entscheidung nur schwer zu ändern ist, weil sie den kompletten Text, die komplette Geschichte beeinflusst. Macht ihr und euch klar, dass eure schriftstellerische Freiheit euch dennoch zwingt, Entscheidungen zu treffen, an die ihr euch halten müsst, weil ein Text ohne Logik kein Fantasy, sondern einfach schlecht und Verarsche am Leser ist. Wer Logiklöcher hat, hat nicht verstanden, was er sich selber ausgedacht hat / schreibt... so einfach ist das manchmal.

Dieser Text ist nicht mal ansatzweise irgendwo gut und die mangelnde Überlegung dahinter wird nur noch von der Unfähigkeit übertroffen, sich in die Figur, die sie erfunden hat, hineinzuversetzen. Hier wollte jemand frei schreiben... aber es wurde leider ein Versagen auf ganzer Linie. Ihr lernt Stilmittel in der Schule, weil sie Sinn machen, wenn man sie richtig verwendet - und der Sinn entsteht dadurch, dass Leser verstehen, was ihr meint und sagen wollt. Nur so entsteht eine Geschichte, die es Wert ist, sie zu erzählen. Hier war das nicht der Fall, denn die falsche Perspektive und die Diskrepanz zwischen ALTER der Hauptfigur und ihrer Wortwahl machen alles kaputt. Das hier ist ein ahnungsloser, eingebildeter, naiver, auf Mitleid plädierender Teen, wie viele andere auch, der sich liest, wie das Tagebuch von Draco Malfoy.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top