29. Tipps: Abschiednehmen, wenn die Liebe geht
Wir hatten in einem vorherigen Kapitel das Thema Liebe und wie sie sich von oberflächlichen Beschreibungen unterscheidet. Warum sie in bestimmten Büchern glaubhaft wirkt und in anderen nicht - oder sogar psychische Auffälligkeiten der Protagonisten aufzeigt, die man eigentlich mal behandeln lassen sollte.
Oft aber kann es passieren, dass die Liebe kaputtgeht oder ins Nirgendwo führt. Dass sie einschläft oder sogar stirbt (damit meine ich das Gefühl, nicht den Partner!).
Wie schreibt man das? Nun, zuerst mal kommt es hier auch auf das sogenannte Pacing an. Das, was in einem Buch wichtig ist, darf gern ausführlich beschrieben werden, Nebensächlichkeiten und Details haltet kurz. Nur so stehlen die Übergänge und Erklärungen den bedeutsamen Momenten nicht die Show. Und da sich Liebe über viele Szenen hin aufbaut, ist es klar, dass sie sich eigentlich auch über viele Momente hinweg verflüchtigt. Zumindest, wenn sich euer Love-Interest nicht als völliger Arsch entpuppt, wegen dessen Verhalten die Liebe einen "insta hit" erleidet und sofort erlischt. Es ist wichtig, dass der Leser merkt, wie sich die Gefühle der Figuren im Laufe der Zeit verändern.
Man baut Liebe also nicht nur auf, sondern auch "ab". ^^
Irgendwann kommt dann die Aussprache oder die Erkenntnis und auch da muss man nicht alles überdramatisch in die Länge ziehen - aber es darf auch nicht zu kurz werden, sonst sitzt der Leser da und glaubt nicht, dass vorher tatsächlich Liebe da war. Ihr seht, auch ich brauche Zeit und viele Worte, um euch das zu erklären... und ich kann niemandem einen Rat geben, wie man so ein Gespräch schreibt. Das hängt nämlich von euch und eurer Figur ab, nicht von mir. ^^ Aber da ich euch natürlich trotzdem Quellen geben wollte, von denen ihr euch was abschauen (NICHT KOPIEREN) könnt, habe ich euch mal drei Lieder rausgesucht, die sehr ehrlich an dieses Thema rangehen.
Euch wird auffallen, dass alle Leute hier recht positiv in die Zukunft sehen und erkannt haben, dass der Status Quo nicht mehr beizubehalten ist. Natürlich kann man um die Liebe kämpfen, aber dieses Kapitel handelt vom Abschied. Also dem Punkt, wo es nichts mehr zu kämpfen gibt. Denn nur weil die Liebe nicht mehr da ist, bedeutet es nicht, dass auch alles andere, was euch mit diesem Menschen verbunden hat, ebenfalls weg ist oder in Hass und Häme verwandelt werden muss.
Den Anfang macht ein Mann, der zwar kein Deutsch versteht, aber dennoch auf Deutsch singt... und das besser, als so mancher von euch die Sprache des Landes spricht, in dem er aufwächst. Oder so wie manche von uns koreanisch mitsingen, ohne es zu verstehen - mich eingeschlossen ^^ Aber Roger Whittakers "Ein langer Abschied" ist eins der besten Lieder zum Thema, deswegen habe ich euch diesen alten Schinken rausgesucht.
https://youtu.be/u-pq8iCw1uM
"Ein langer Abschied tut nur weh.
Und Worte ändern nichts, drum
Mach es kurz... und geh."
Diese Zeilen berührten mich schon, als ich eine kleine Lady war. Was aber so besonders an diesem Lied ist, ist die positive Endbotschaft: Man stirbt nicht, wenn jemand geht, auch wenn es wehtut. Und jemanden, der geht, kann man auch wiedersehen...
Manch eine Liebe überwindet man auch nicht - aber anstatt sich in etwas reinzusteigern, kann man an ihr wachsen. Durch Liebe lernt man zu lieben, Liebe zu erkennen und Liebe zu geben... so dass die Chance besteht, dass man den besonderen einen Menschen im Leben erkennt und ihn nicht vergrault, weil man ein anhänglicher, panischer, ängstlicher oder auch arroganter Idiot ist.
Ronan Keating findet im Cover von "The Long Goodbye" berührende Worte dafür, welche Gefühle man haben kann, wenn man nicht halten kann, was man doch behalten will. Liebe löst weder Probleme noch rettet sie irgendjemanden. Menschen, die euch lieben, sind für euch da, es sind nur nicht immer die, die ihr dafür haltet oder von denen ihr denkt, dass sie es sein MÜSSEN (so wie Eltern oder Geschwister).
https://youtu.be/qGpsrOPurbY
The Long Goodbye (Meine Übersetzung, meine Rechte, ihr kennt das.)
Ich weiß, sie sagen, wenn du jemanden liebst,
Solltest du ihn ziehen lassen, sagen sie
Aber das ist ernstlich schwer umzusetzen
Es ist wirklich schwer umzusetzen
Ich weiß, sie sagen, wenn es zurückkommt
Dass es vorherbestimmt ist, so sagen sie
Aber diese Worte helfen mir nicht hindurch
Denn ich bin immer noch verliebt in dich
Ich verbringe jeden Tag hier auf ein Wunder wartend
Aber es sind nur du und ich in der Tretmühle (ein Laufrad)
einen Berg hinaufkletternd
Refrain:
Das ist der lange Abschied
Mag mir irgendjemand sagen wieso
zwei ineinander Verliebte es nicht schaffen
Was für für eine Art Liebe bricht denn ein Herz?
Egal wie sehr ich es versuche,
Du wirst mich zum Weinen bringen
Komm schon, Liebes, es ist vorbei, lass uns (dieser Tatsache) ins Gesicht sehen
Alles was hier passiert ist der lange Abschied
Manchmal frage ich mein Herz:
Haben wir wirklich... unserer Liebe eine Chance gegeben?
Und ich weiß ohne einen Zweifel
Dass wir das Innere nach außen gekehrt haben.
Und wenn wir uns getrennt hätten
Würde es mehr Sinn machen?
Aber er zerreißt mich innerlich
Nur zu denken, dass wir es weiter versuchen könnten
Wie lang müssen wir denn auf diesem Karussell fahren
Immer rund herum und nie irgendwo ankommend?
Auf einem Flügel und einem Gebet
Das ist der lange Abschied...
Filme sind aber auch schöne Quellen für Lieder, und so manches Abspannlied geht ungerechtfertigterweise unter. So auch Lauren Kinkades "Say Goodbye" aus dem Film "Lulu".
https://youtu.be/UdlqQhce0bk
Einmal in jedem Leben
Stielt jemand dein Herz
Und du bist für immer verändert
Selbst wenn ihr euch trennen müsst...
Du findest es schwer, zu gehen
Die Gefühle sind nicht vorbei
Aber eine Stimme in dir sagt dir
Du kannst nicht daran festhalten
So sag auf Wiedersehen (Ich habe mich dafür entschieden, obwohl es eher ein "Lebwohl" ist...)
Oh, ich kann nicht sagen, dass ich nicht weinen werde
Denn ich bin so froh
Für alles, was wir hatten, das Gute und das Schlechte
Sag auf Wiedersehen
Schau mich einfach nur an, du wirst wissen,
Dass ich dich immer noch so liebe
Obwohl wir einander auf Wiedersehen sagen müssen.
Egal wo du bist
Wo immer das sein mag
Ich werde dich immer hier haben
Tief in meinem Herzen
Und wenn ich dieses warme und sanfte Lächeln nie wieder sehen werde
Werden wir immer die Erinnerungen haben
Erinnere dich als wir...
Auf Wiedersehen sagten
Oh, ich kann nicht sagen, dass ich nicht weinen werde
Denn ich bin so froh
Für alles, was wir hatten, das Gute und das Schlechte
Sag auf Wiedersehen
Schau mich einfach nur an, du wirst wissen,
Dass ich dich immer noch so liebe
Obwohl wir einander auf Wiedersehen sagen müssen.
Du hast dein Leben
Und du weißt, ich habe das meine
Aber wir werden immer miteinander verbunden sein
Unsere Herzen wissen dass
Es falsch wäre zu bleiben
Also bevor du dich umdrehst und gehst:
Sag auf Wiedersehen
Oh, ich kann nicht sagen, dass ich nicht weinen werde
Denn ich bin so froh
Für alles, was wir hatten, das Gute und das Schlechte
Sag auf Wiedersehen
Schau mich einfach nur an, du wirst wissen,
Dass ich nur noch einen letzten Wunsch habe
Einen letzten Kuss bevor wir einander auf Wiedersehen sagen...
Über Gefühle zu schreiben ist das Schwierigste (neben Humor), was es gibt, zum einen, weil man zu sich selber ehrlich sein muss, damit sie authentisch rüberkommen und zum anderen, weil man auch im Leser die gleichen Gefühle auslösen muss, damit er euch / eurer Figur auch glaubt. Und wenn ihr denkt, dass SCHREIBEN sei das Problem, dann seid ihr schon auf dem Holzweg. Denn es ist das FÜHLEN, was es so schwer macht, die rechten Worte zu finden. Nicht meine Kritik und keine Blockade. IHR müsst es fühlen, IHR müsst lieben und diese Liebe verlieren und dabei dennoch so denken, wie eure Figuren es würden. Erst dann werdet ihr mit den Szenen zufrieden sein, die ihr zu Papier bringt.
Man erkennt gerade bei Gefühls- und Umgebungsbeschreibungen sehr schnell, wann ein Autor was "geklaut" hat. Meistens, weil es nicht zum Rest des Textes passt, sei es durch den Kontext oder die Wortwahl. Jemand, der wie ich schon Jahrzehnte lang schreibt, sieht das auf den ersten Blick. Nicht, weil er nach Fehlern sucht, wegen der Erfahrung, der Übung oder dem Alter... Nein. Schlicht deswegen, weil ich irgendwann mal vor denselben Schwierigkeiten gestanden habe, wie ihr.
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