22. Text: Natur bei Stadtkindern
An dieser Geschichte könnte man viel monieren (ich schneide einige der altbekannten Themen hier auch an), aber ich habe sie eigentlich nur gefunden, weil mir die Autorin etwas vorgeworfen hat, was nicht stimmt. Ihr wisst, dass ich nachschaue, wer mit mir redet.
Angeblich liebt die Autorin es, in erfundene Welten einzutauchen... aber was dieser Mensch hier abliefert, spiegelt diese Sehnsucht in keinster Weise wider. Ich fand jemanden, der zwar viel liest, aber... nun ja, ich dachte immer, das, was man liest, würde das eigene Denken und das eigene Schreiben formen, es besser machen und den Horizont erweitern.
Offenbar muss ich umdenken, denn den Einfluss, den ich am häufigsten erlebe, ist der von übernommenen Ideen mit self-inserts. So auch hier: Eine magische Welt wurde nicht erschaffen, sondern wie in meinem Kennlernkommentar wird einfach etwas behauptet, was weder Hand noch Fuß hat - aber VIEL über seinen Urheber verrät.
Klappentext:
Ayleen ist ein Mädchen das nicht in die Gesellschaft passt.
Sie hat nicht den besten Style, weiss nicht mal wie man sich schminkt und macht sich nichts aus dem Geläster der beliebten Mädchen.
Das ist nicht die Gesellschaft. Das sind Tussen in der Schule. Und wenn ich mir so manches "Schminkergebnis" ansehe, dann wissen nicht mal die Mädchen, die es täglich tun, wie man das macht. Wenn Lidschatten aussieht wie ein blaugehauenes Auge, der Lippenstift farblich nicht zum Rest der Farben passt und die tollen Extensions aussehen wie Vogelnester, dann haben auch diese "beliebten" und "gepflegten" Mädchen keine Ahnung. Denn leider sieht so manche Prostituierte weniger nach ihrem Beruf aus, als diese ach so tollen und hübschen Geschöpfe, an denen sich in ihren Augen jeder ein Beipiel nehmen soll.
Naja meistens nicht.
Ayleen lästert auch ganz schön, macht euch da mal keine falschen Hoffnungen. Aber weil sie die Heldin ist, ist es okay... wie bei vielen anderen Autoren, die nicht erkennen, dass ihre OCs genauso schlimm sind wie die, die sie verabscheuen.
Denn seit ihre zwei besten Freundinnen anfangen mit den „coolen" abzuhängen und über sie zu lästern fühlt sie sich einfach nur grässlich.
Ihr werdet sehen, dass es eine Eigenart der Autorin ist, sich selber zu widersprechen. Denn wenn ihre "besten Freundinnen" sich plötzlich so verhalten, dann sind das weder die besten Freundinnen gewesen, noch hat Ayleen ein Selbstbewusstsein, das NICHT von äußerlichen Einflüssen abhängig ist. Das aber wiederum macht sie zu einem ganz normalen Teenager, der in die Gesellschaft ganz normaler Teenager passt: Denn Schminken kann man lernen - und Fashion Victim zu sein war noch nie ein Zeichen von "Style", sondern von Mitläufertum und Gruppenzwang.
Sie ist introvertiert, verschlossen und unmotiviert.
Mit anderen Worten: langweilig und ohne Hobbys... und damit uninteressant für Mensch und Leser. Ist es da ein Wunder, dass ihre "besten Freundinnen" sich andere Gesellschaft suchen? "Introvertiert" und "verschlossen" sind übrigens Synonyme, die Autorin wiederholt also eine bereits getroffene Aussage.
Doch all das soll sich ändern als drei misteriöse Typen an ihrer Schule auftauchen.
Hey Mister, sei mal mysteriös... Ich bin eigentlich hier schon am Lachen, denn nur weil man jemanden nicht kennt, ist er nicht gleich "misteriös".
Die Folgen darauf ist eine schreckliche Begegnung, eine schmerzvolle Verwandlung
Was denn, sie will kein in der Sonne glitzernder Edward-Verschnitt werden?
und eine neue, nicht gerade normale Schule.
Die "Night School" von P.C. Cast, oder wie die Buchreihe heißt? (Edit 31.12.21: Okay, ja... nach einigem Nachschauen heißt die Reihe ganz plakativ "House of Night", das "Haus der Nacht".)
Mich amüsiert auch das Wort "normal" in diesem Zusammenhang, denn was ist "normal"? Dass ein Mensch etwas nicht normal findet, was er nicht gewohnt ist, ist klar... aber in einem Klappentext will es uns der Autor einreden. Und da wird's kritisch, denn für die Hauptfigur wird dieses neue Leben zur Normalität.
Denn da beginnt der Unterricht um 10 Uhr abends, da wird ihr beigebracht ihren Durst zu kontrollieren
Nichts, was man mit einem ernsthaften Gespräch nicht beheben könnte. Aber soweit ist die Geschichte noch nicht veröffentlicht, wenn ihr das hier lest. In "Interview mit einem Vampir" sind das ein paar Regeln, die in wenige Minuten Film passen: "Nicht im eigenen Haus", "kein Blut von Toten", "böse Menschen schmecken besser" und "hinterlasse keine Spuren." Mehr muss man nicht wissen.
Warum also sollte man seinen Durst kontrollieren, wenn man sich an diese wenigen Regeln hält? Das ist immer diese "Du hast Hunger, aber wehe, du isst was"-Logik, mit der ich mich absolut nicht anfreunden kann.
und da erfahrt sie alles über ihre neuen Lebensumständen.
Lebt denn ein Vampir? Muss man nicht eigentlich erst sterben, um einer zu werden? Und ist man dann nicht "untot", eine "wandelnde Leiche"? Ein Zombie auf Smoothie-Diät?
Wenn Ihr wissen wollt in was sie sich genau verwandelt hat und was das für eine Schule sein soll, so fühlt euch frei hier mal reinzulesen !
Wollen wir wissen, ob sich meine Vermutungen von hier oben bestätigt haben? Oder verzichten wir auf eine Geschichte, die "Nyx" - die griechische Göttin der Nacht - als Schlagwort enthält und "verwandlungung" (ja, genauso geschrieben) ebenso? Ist es Magie, die hier passieren wird oder doch nur eine "Mädchen wird Vampir"-Story?
Denn genau diese Erwartungen werden geweckt, auch wenn "magie", "götter" und "internat" ebenso Schlagworte sind und mich damit auch sehr an "Percy Jackson" denken lassen.
Prolog: willkürliche Namen, mit einer Vorliebe für griechische Musen (Alecto, eine der drei Erinnyen, die Schuldige in den Wahnsinn treiben), Lästern von Frauen, Vampire und eine Autorin, die den Unterschied zwischen einem Schloss und einer Burg nicht kennt. Irgendwann, irgendwo in Europa 1563 n. Chr., weil, is ja egal, sieht eh alles überall gleich aus. *hebt beschwörend die Hände, damit alle Geschichtsliebhaber nicht jetzt schon den Saal verlassen*
Kapitel 1: Das übliche Gejammer darüber, dass "Freunde" sich von einem distanzieren (sowas passiert, wenn man erwachsen wird), Oberflächlichkeiten und - wie im Prolog - eine Menge "tell" anstatt "show". Dinge werden vom Autor behauptet, aber die Figuren tun nichts außer tratschen und lästern. Der Stil wirkt an manchen Stellen geküstelt, an anderen altbacken ("kräftige Bürstenstriche" lasse ich noch durchgehen, aber nicht etwas wie "ihre Lehrperson").
Es wird sogar behauptet, dass die besten Ex-Freundinnnen nun jüngere Schüler fertigmachen... aber im Buch gibt es nicht EINE Szene, in der man das sieht. Was sagt das also über Ayleen aus, die nicht einschreitet, wenn so was passiert, obwohl sie es weiß? Na?
Sie ist hier bereits - wie in den übrigen Kapiteln - permanent damit beschäftigt zu erkennen, wie unangenehm jeder ist. Nur sie selber nicht.
Auszug: Irgendwie waren sie ihr alle drei von Anfang an unsympathisch, denn sie verströmten alle die selbe, dunkle, unangenehme Art von Energie. Sie standen mit einer leicht arroganten, überlegenen Art und Weise da, und lächelten spöttisch. Sie konnte schon fast hören wie sie ihr ins Ohr flüsterten, "Ach, ihr kleinen, dummen Menschen, wie kann es sein das ihr vor Blödheit nicht gestorben seid?"
So stellt man Love Interests vor, oder?
Übrigens, zynische Antwort: "Warum eigentlich nicht? Weil wir hecken wie die Karnickel und alles ausrotten, was uns Menschen in die Quere kommt. Dumm fickt gut, sagt ein Sprichwort."
Was lernt der Leser schon aus diesem Satz über die drei? Sie sind nicht so alt, wie die Autorin sie gerne hätte, denn jemand, der nur ein paar hundert Jahre alt ist, sollte das wissen.
Auszug 2: Die Jungen liefen nach vorne, der mit den schwarzen Haaren fing zu erst an. "Ich heisse Weylin und bin 18 Jahre alt, das", er deutete auf den mit den blonden Locken, "ist Nikos, ebenfalls 18 und er heisst Lucien, 17 Jahre alt." Zuletzt zeigte er auf den mit den braunen Haaren.
Unfassbar wichtig, oder? Wir erfahren nichts, was nicht schon vorher kommentiert wurde und was man besser hätte schreiben können. Wie alt die Jungen sind, ist völlig egal, denn die Klassenstufe lässt nur zwei Jahre zu, die passen. Aber das ist nicht die Antwort auf die Frage, die der Lehrer gestellt hat. So stellt man sich nicht vor. Und Buchfiguren auch nicht.
PS: Ich weiss das es noch nicht soo spannend ist, aber das kommt noch.
Wenn man seine Leser hier nicht interessiert, ist denen egal, was ein Autor für die Zukunft verspricht. Man liest bei einem Buch von vorne nach hinten - man startet nicht in der Mitte und dann am Anfang. Und Spoileralarm: Es wird NICHT besser.
Kapitel 2: Schulgeplänkel, unnötige Schüchternheit unsicherer Teenagermädchen und ein Infodump zu den Familienverhältnissen der Hauptfigur, um den Anschein von Persönlichkeit zu erwecken. Gejammer darüber, dass Kinder im Haushalt helfen sollen. Auffällig sind Zeit und Perspektivfehler, so rutscht mal ein kleines "Ich" dazwischen und die Zeit wechselt aus den falschen Gründen vom Präteritum ins Präsenz, von der Vergangeheit in die Gegenwart.
Verbesserungsvorschläge sind immer erwünscht ^^
Wage ich zu bezweifeln, wenn die Autorin das hier liest. Sie kommt in Kapitel 2 immer noch nicht zu Potte und müsste die Hälfte des Textes streichen und den Rest völlig umschreiben, wenn das hier mal was gutes werden soll.
Kapitel 3: Die Szenerie widerspricht den Behauptungen aus dem Kapitel davor, denn trotz aller Nörgelei vorher leben alle friedlich miteinander. Fazit: Ayleen ist das Problem, denn ohne Hobbys kann sie auch im Haushalt mit anpacken - altmodische Ansichten der Eltern hin oder her. Als der Vater dann Interesse zeigt, ob seine Tochter sich immer noch wie eine Asoziale in der Schule ausgrenzt, ist die grundlos sauer darüber.
Die Autorin unterstellt ihrer Figur Gefühle und Ansichten, die mit dem, was tatsächlich geschieht, nicht übereinstimmen. Es wird zwar behauptet, dass der Vater das Mädchen mal geschlagen haben soll - aber der Grund dafür wird nicht genannt, und ist Ayleen unwichtig. Das wiederum zeigt, dass sie nicht verstanden hat, warum sie geschlagen wurde.
Schauen wir mal in Kapitel 4, dem letzten vor einer langen Pause ("Jun 09" steht da, ich schreibe das heute am 27.12.2021), das zum Zeitpunkt dieser Rezi nur 9 Reads hat, die dazugehörige Story 77.
>>Sie warf ihrem Zuhause noch einen letzten Blick zu und verschwand in den grossen Bäumen die sich nach und nach zu einem grossen Wald verdichteten.<<
Warum das hier unterstrichen sein muss, weiß niemand, denn es ist nur der letzte Satz aus dem vorherigen Kapitel. Also völlig überflüssig.
Wie man "in" Bäumen verschwinden will ohne eine Dryade zu sein, ist mir auch nicht ganz klar. Normale Sterbliche verschwinden ZWISCHEN Bäumen, nicht IN ihnen wie im Pfeiler vom Bahnsteig 9 3/4.
>>--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<<
...
>>Ayleen rannte seit einer halben Stunde wie eine Irre durch den grünen Wald, sie konnte es nicht riskieren gefunden zu werden.<<
"Wie eine Irre" bedeutet nicht, dass sie schnell läuft, sondern planlos durch die Gegend. Nur mal so nebenbei. Ayleen handelt generell sehr unüberlegt...
Wer nicht aufpasst, macht "Krach", weil man die Schritte hört, das Atmen, das Knacken im Unterholz, ein Verfolger sieht die Person vielleicht sogar zwischen den Bäumen, weil unsere Wälder nicht mehr so dicht sind, dass alte Bäume darin stehen, die einem mit tief hängenden und belaubten Ästen die Sicht versperren... also kann man leicht gefunden werden.
Niedlich finde ich die Formulierung "grüner Wald", denn auch wenn das in vielen Kinderliedern so beschrieben ist, drängt sich mir die Frage nach den Baumarten (Nadelbäume sind immergüne Bäume) und der Jahreszeit auf.
Ja, ich habe die Kapitel davor gelesen. Ayleen rennt weg, weil ihr Vater fragt, was sie heute in der Schule gemacht hat, weil er sich Sorgen macht, ob seine Tochter Freunde hat. In Ayleens Augen ist elterliches Interesse und Sorge um seine Kinder schlimm. Ebenso wie Hausarbeit, bei der sie mithelfen müssen.
>>Als sie auf einer kleinen Lichtung ankam, blieb sie stockend stehen,<<
Wie macht man das? Ich könnte mir vorstellen, dass man "stolpernd zum Stehen kommt" aber "stockend"? Wenn man sich verbergen will, weil man Angst hat, wieso stellt man sich mitten auf eine FREIE Fläche?
>>stützte sich mit den Händen an den Beinen nach vorne gebäugt ab<<
Ich weiß, wie sie stehen soll... aber es liest sich nicht richtig. Beine sind alles von der Hüfte bis zum Knöchel - es macht also mehr Sinn, wenn man schreibt, dass die Figur sich AUF ihren OBERSCHENKELN ABSTÜTZT. So liest es sich bildhafter, kürzer und nicht mehr wie eine Yogaposition.
>>und schnappte keuchend nach Luft.<<
Doppelt gemoppelt... Seitenstiche hat sie aber nicht. Sie zittert auch nicht vor Erschöpfung oder schwitzt. Ich weiß, dass in Amerika manchen Jungen eingeredet wird, Mädchen hätten keine Körperfunktionen oder Körperhaare - außer denen auf der Kopfoberseite - und ihnen würde als sekundäres Geschlechtsmerkmal Make-up wachsen...
Aber Guys: Das stimmt nicht.
>>Nachdem ihr Herz aufgehört hatte zu rasen, richtete sie sich auf und blickte um sich. Sie stand am Rand einer kleinen Lichtung<<
Nein. Sie steht AUF einer Lichtung. Also in der Mitte, nicht am Rand. Das stand im Satz davor.
>>mitten im Herz des Waldes, die mit hohen Farnen, Büschen und vielen Frühlingsblumen bewachsen war.<<
Woher weiß das Mädchen, das blindlings in den Wald gelaufen ist, WO GENAU es sich befindet? Lichtungen können überall im Wald sein, es muss nicht Stonehenge-mäßig automatisch die Mitte sein. Wenn man zudem die Mitte mit nur einer halben Stunde Sprint erreichen kann, ist der Wald nicht besonders groß... ein Wäldchen.
Aber oh: Eine Jahreszeit. Frühlingsblumen, das heißt, ein Laubwald wäre noch ziemlich kahl oder zart grüne, kleine Blätter sprießen an den Bäumen. Das ist nicht dicht belaubt, demzufolge also eigentlich auch kein "grüner" Wald.
Was für "Frühlingsblumen" stehen denn auf der Lichtung? Blaulila Krokusse, gelbe Narzissen oder zarte, weiße Schneeglöckchen? Soll ich es mir selber denken? Dann sähe der Wald aber anders aus, als das, was hier beschrieben wurde... vor allem würde ich keine Figur erfinden, die sich ohne Überlebensskills in einem Wald verstecken will. Im Frühling, wo die Nächte noch frostig kalt werden können...
Farne mögen es im übrigen eher schattig (mit wenigen Ausnahmen) und sind eine Sammelbezeichnung für etwa 12.000 Arten, von denen die meisten in den Tropen heimisch sind. Was hier gemeint sein KÖNNTE, ist der Königsfarm (Osmunda Regalis), das ist vermutlich die Pflanze, an die ihr bei diesem Wort auch denkt. Der mag es hell, sehr nasse Böden (sumpfig) und mild-warme Winter.
>>Die Sonne die sich ihren Weg durch das Blätterdach kämpfte beschien die vielen Efeuranken an den Bäumen die in einem satten, dunklen Grün schimmerten.<<
Eine Lichtung nennt man LICHTung, weil da LICHT durchkommt. Weil da KEINE Bäume draufstehen, wie im Satz vorher auch erwähnt. Efeu im Wald würde mir zu denken geben, aber ist durchaus möglich. Viel wahrscheinlicher aber ist Moos an den Stämmen. Die Pfadfinder unter euch wissen damit, wo Norden ist.
Efeu ist übrigens nicht immergrün, im Frühling wird also auch der erst neu an seinen verholzten, braunen Ranken hellgrün austreiben.
>>Vögel zwitscherten fröhlich und flogen raschelnd von Ast zu Ast.<<
Wer von euch hat einen Wellensittig? Fliegt der "raschelnd" wie ein Blatt Papier oder trockene Blätter durch die Luft?
Genauso niedlich wie der kindlich "grüne Wald" ist auch das "fröhliche" Vogelgezwitscher. Als ob die Tiere Sapß hätten... dabei zwitschern die Finken und Meisen, die Eichelhäher, Spechte und Rotkehlchen wohl eher, weil sie einen Partner suchen. Frühling ist die Zeit von schwerem Anbaggern: "Hey, du niedliches Federbällchen, komm zu mir, ich bau Dir das geilste Nest zum Rummachen..."
Im Frühling haben aber auch Rehe und Wildschweine Nachwuchs, was die Säue ziemlich gefährlich macht. Bären erwachen aus dem Winterschlaf...
>>All das hatte einen wunderbar beruhigenden Eindruck auf Ayleen, wie es die Natur und Tiere immer taten.<<
Hektische Tiere... beruhigte Hauptfigur. Keine Insekten und Käfer.
>>Sie stellte die Taschen auf die moosbewachsenen Erde und drehte sich mit ausgebreiteten Armen langsam im Kreis.<<
Okay... das wirkt dezent verrückt. Sie nimmt Geld, irgendwelche Klamotten und Schulsachen mit, aber kein Messer oder sowas. Woher kommt das Moos? Das war eben noch nicht da, sondern Büsche, Blumen und Farn.
Wieso rutscht sie darauf nicht aus, denn Moos wächst dort, wo es warm und feucht ist... aber es ist nicht warm: Es ist Frühling.
>>Dabei atmete sie die frische, warme Luft ein und genoss das Gefühl der Freiheit, der Ungezämtheit die in allem um sie herum steckte.<<
Luft im Frühling ist nicht warm. Sie ist wärmer als die im Winter... aber nicht warm. Aber wer fühlt sich denn frei, wenn er den "Zaun" um sich herum sieht? Wer ist denn so naiv, in einem Wald zu glauben, er sei frei und alles sei sicher?
>>Ein leichtes, seeliges Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und gab ihrem Gesicht einen Ausdruck purer Freude.<<
Und noch eine Formulierung aus einem Märchenbuch, gemischt mit einem kirchlichen Touch... Ein leichtes Lächeln ist aber nur die Andeutung eines Lächelns. Wie kann das ein Ausdruck von purer, und damit großer, überwältigender Freude sein? Das passt nicht zusammen, denn entweder strahlt da jemand übers ganze Gesicht - oder lächelt nur leicht.
>>Sie öffnete die Augen die sie zuvor geschlossen hatte<<
Wann hat sie die Augen geschlossen? Wann "zuvor"? ... Ihr seht, es ist wichtig, wann man dem Leser welche Information gibt - denn hier ist es zu spät.
>>und sah sich nach einer Stelle um in der sie ein kleines Lager erbauen könnte. Als sie eine kleine Nische am Rande der Lichtung sah beschloss sie das dies der perfekte Platz für ein kleines Zeltlager sei.<<
Die Nische am Rande der Lichtung ist die Lichtung. Man baut übrigens grammatikalisch AN oder AUF Stellen. Nicht IN Stellen. (Höchstens in "Ställen", denn das ist ein Gebäude.)
>>Sie rannte enthusiastisch rüber und stellte ihre Taschen vorsichtig zwischen die Pflanzen.<<
Erst trampelt sie durch den Wald, vollbepackt wie ein Kamel, stampft alles platt... und jetzt ist sie vorsichtig?
>>Nun musste sie nur noch das kleine Zelt das am anderen Ende des Waldes war holen.<<
Sie hat eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Das ist nicht nötig, sie kann genauso gut am Waldrand bleiben. Und wie oben bereits erwähnt... die halbe Stunde, die Ayleen gerannt ist, ist sie nicht weit gekommen. Eine Stunde Fußweg höchstens.
>>Sie hatte es als Sicherheitsmassnahme dort versteckt.<<
Wann? Warum? Alles nur, weil sie im Haushalt mit anpacken soll und der Vater sich Sorgen macht...
Aber wäre als Sicherheitsmaßnahme nicht eine brauchbare Campingausrüstung die klügere Wahl? Feuerzeug, Messer, Campingkocher (ach, nein, es wollen ja immer alle mit einem Lagerfeuer den Wald abfackeln), Hängematte, ein kleiner Hammer und ein Erste Hilfe Notfallset taugen mehr als ein Zelt, das man nicht aufbauen kann, weil das Werkzeug dazu fehlt.
>>Doch wenn sie jetzt gehen würde so wäre die Wahrscheinlichkeit entdeckt zu werden zu gross, sie musste sich also erst anders beschäftigen.<<
Schneise der Verwüstung, Wald im Frühling mit kaum Deckung...
>>In ihrer einsamen Zeit hatte sie schon einige Überlebenstechnikbücher gelesen. "Futtersuche für die einsame Maid im Wald in diesem Fall", murmelte sie leise und sah sich erneut um.<<
Wenn sie nicht weiß, dass sie zuerst Lager (Schutz) und Frischasser (Hydrierung und Hygiene) brauchst, hat sie nicht verstanden, was sie gelesen hat. Aber Ayleen hat in vier Kapiteln keinen Verstand bewiesen, wie sollte man ihn hier erwarten?
Ich habe hier viele Leute kennengelernt, die Bücher gelesen haben. Aber zu lesen und zu verstehen, was man liest - inhaltlich, nicht sprachlich - ist ein himmelweiter Unterschied. So wie hier. Klug wäre es gewesen, nicht ominöse Taschen nach irgendwo in einen Wald zu schleppen, sondern in einen Zug zu steigen und den Ort zu verlassen. Panisch irgendwo hinzurennen, wo man entweder erfrieren oder verhungern wird, weil im Frühling keine Beeren und Pilze wachsen, ist nicht klug.
>>In den vielen Farnen und Bäumen versteckt befanden sich einige Brombeer- und Himbeerbüsche, ausserdem gab es einen umgetürtzten Baumstamm der über und über mit Pilzen bewachsen war.<<
Nicht im Frühling. Wenn sie Glück hat, blühen die Büsche, aber das war's dann auch. Und Pilze die auf Baumstämmen wachsen sind mit Vorsicht zu genießen. Nicht alle sind essbar.
>>Sie pflückte so viele Beeren wie möglich von den Büschen die sie dann auf einem grossen, flachen Stein aufhäufte.<<
Man muss sich nichts einteilen, nicht wahr? Aber im Frühling ist noch nichts reif, also halluziniert die Figur schon vor Hunger?
Wie schon beim Anfang dieses Kapitels macht die Frau hier erstmal Kahlschlag - und überlebt nur, weil die Autorin es so will.
>>Auch wenn sie viele der Pilze nicht indentifizieren konnte, so gab es einen den sie schon mal in einem Kochbuch gesehen hatte.<<
Ich könnte schwören, dass in dem Kochbuch nicht nur Bilder waren, sondern auch stand, was für Pilze man für das Rezept braucht. Wart ihr schon mal einkaufen? Habt ihr da vielleicht... unter Umständen, weil ihr nicht blindlings auf Chips, Cola und Süßkram zusteuert... mal weiße und braune Champignons gesehen? Oder die welligen, gelben Pfifferlinge und die kleinen dunkelbraunen Steinpilze?
>>Es war ein helles, weissen Gewächs das einen ovalen, schmalen senkrechten Hut hatte, also war es eigentlich das gleiche wie der Stiel einfach breiter.<<
Der Farbe nach tippe ich auf Champignon, aber die Beschreibung? Das ist kein Pilz, sondern Adjektive ohne Sinn hintereinander aufgereit.
>>Sie legte die Hand um den Stil und drehte ihn dann mit einem schnellen Ruck um so dass er sich löste.<<
Sie sollte sich die Unterseite der Pilzkappe anschauen. An der kann man erkennen, ob sie essbar oder giftig sind, denn auch unter Pilzen gibt es "Nachahmer". Aber warum macht sie den Stiel ab? Den kann man mitessen...
>>Plötzlich sah sie eine dunkle, verschwommene Bewegung in ihrem Augenwinkel. Sie wirbelte herum und blickte erschrocken in Weylins Augen.<<
Seid ihr überrascht, dass man sie so schnell gefunden hat? Ich nicht. Wieviel Zeit wird vergangen sein? Höchstens eine Stunde seit sie losgerannt ist... und wie sich jetzt rausstellt, war das eine völlig überflüssige Aktion.
>>Sie waren dunkel und stürmisch, fesselten ihren Blick.<<
Liebesromanaugen also. Ohne Farbe - aber mit den obligatorischen, liebesmagischen Kräften.
>>Sie stolperte mit einem leisen Aufschrei nach hinten und versuchte nicht ins Gras zu fallen, der Pilz fiel ihr aus der Hand.<<
Also: Ayleen wirft die Beeren stehend auf einen Stein, der nicht daliegt, aber sauber ist. Moosboden wird plötzlich Gras.
In diesem Kapitel und in denen davor wird so viel geschrieben, was überhaupt keinen Sinn macht. Aber das, was man wissen muss, damit das Bild im Kopf funktioniert, das steht nicht da. Das, was Sinn machen würde, fehlt, denn die Geschichte wurde nicht besser. Im Gegenteil. Durch das unüberlegte, übertriebene Gehabe, das Ayleen an den Tag legt, die Arroganz, mit der sie sich über alles und alle erhaben hält, starb für mich in diesem Kapitel jeder Funke Sympathie für die Figur - und damit auch die Bereitwilligkeit, sie in ihrem eigenbildeten Leid zu bedauern.
Sie taugt trotz aller Arroganz, Drama, Voreingenommenheit und Welthass nicht mal zum Bösewicht, denn dafür ist sie nicht klug genug. Sie ist nur ein naiver Teenager, dem es trotz aller vermeintlich schlimmen familiären Umstände immer noch zu gut geht.
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