2. BtS: Angepisst... oder was alles mal gesagt werden sollte

"So mein lieber Caesar, das musste alles mal gesagt werden. Und nun wäre ich Dir unendlich dankbar, wenn Du mir wieder einmal zeigen würdest, dass es auch Römer gibt, die sich wie Gentlemen benehmen können!"
"Aber liebste Cleopatra, das sind doch alles alte Hüte..."
Genau von diesen alten Hüten - die ihr alle längst kennen solltet, auch wenn es keine Tempel und Obelisken sind - möchte ich reden.

Gerade, weil ein paar Autoren hier zwar heulen, dass sie keine Kommentare, Feedback oder - der Himmel bewahre sie davor! - Kritik bekommen. Ich habe mich mit ein paar von ihnen unterhalten und verstehe, warum man sie meidet: Oft ist dieses "Problem" hausgemacht vom Autor selbst. Überraschung!
Es gibt auch Menschen, die darüber klagen, dass Wattpad voller Hate sei... was nur teilweise stimmt. Sie vergessen gern, dass SIE SELBST es in den meisten Fällen sind, die diese Seite toxisch machen: Es sind diejenigen, die Kritik verbieten und türstehermäßig sagen, dass man gehen und was anderes lesen soll, ohne einen negativ empfundenen Kommentar dazulassen. Es sind diejenigen, die eine Meinung vertreten, die man bis zu den 1950er Jahren kleinen Mädchen eingetrichtert hat: "Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, dann sei still."
Oder die meinen, dass man zu jeder negativen Äußerung auch etwas Positives sagen solle, damit nicht alles so schlimm ist. So geht man mit Kindern um. Denn was, wenn man nichts Positives zu sagen findet, weil es nichts gibt? "Danke, dass Du auf Deutsch schreibst, eine Sprache, die ich auch lesen kann." (Lesen und Verstehen sind zwei verschiedene Dinge, und bei manchen Autoren merkt man das nicht nur in Geschichten sehr deutlich, sondern auch in Kommentaren.)

Leute, sowas ist Zensur, Bevormundung und vor allem ein Verstoß gegen Meinungs- und Redefreiheit. Wer sich aber in die Öffentlichkeit wagt, muss mit Kritik jeglicher Art rechnen. Keiner kann alles (egal was eure Eltern und Lehrer euch einreden) und keiner hat ein Recht auf Lob. Kritik ist etwas, was man dankbar annehmen sollte, denn nur durch sie wird man besser. Wer immer gefeiert wird, für was auch immer er tut, hat kein realistisches Bild von seiner Leistung - und kann später sehr unsanft in der Realität erwachen.

Genau deswegen werde ich in diesem Buch mal ungewohnt gefühlsselig, aber gewohnt ausschweifend und direkt ein paar Beispiele auseinandernehmen. Immer mit dem Gedanken im Hintergrund, dass jeder, der vorbeischaut, etwas LERNT und sich verbessern kann, wenn er will. Vielleicht müsst ihr ja manchmal sogar lachen und fühlt euch gut unterhalten, wer weiß?
Ich nehme mir die Zeit und LEKTORIERE Texte, an denen mir etwas auffällt. Ungefragt, ja. Aber dafür auch unbezahlt. (Lektoren nehmen ab 1,50€ pro Zeile!)
Man lernt durch praktische Beispiele am besten - und mehr sind die herangezogenen Texte nicht. Auch wenn ihr sie mögt, sie dienen nur als Beispiel.

Wer sich also gekränkt fühlen will, kann das gerne tun. Eure persönliche Eitelkeit hat nichts mit dem jeweilig besprochenen Text oder mit mir selbst zu tun, denn dieses Buch ist FÜR EUCH, nicht für mich. Ich teile mein Wissen und meine Erfahrungen, denn manche von euch sind so jung, dass meine Schreibkarriere älter ist als ihr. Es ist demzufolge von vornherein klar, dass ich so manch einen Kommentar nicht ernst nehmen KANN, vor allem, wenn er von jugendlichem Optimismus und grenzenloser Naivität buchstäbllich durchdrungen ist. Wenn der Krümel dem Kuchen erzählen will, wie eine Welt SEIN SOLLTE, anstatt zu erkennen, wie sie IST.

Schreiben ist ein Spiegel eurer Intelligenz. Das sage nicht ich, sondern Wissenschaftler haben das getestet. Denn Schreiben ist nicht nur wie korrekt euer Text geschrieben ist, sondern auch WAS ihr WIE sagt. Hier ein lustiges Beispiel dafür, wie man es besser nicht machen sollte - es sei denn man WILL so ein Mensch sein (also wie die Schaupielerin und voller Humor):

https://youtu.be/Al4eVf4HHZw

Wer mein Buch als Hate definieren will - und ich weiß genau, einige von euch werden das tun - dem wünsche ich welchen, damit er mal den Unterschied zu erkennen lernt. Denn diese Leute sind Menschen...
a) die meinen, Schreiben sei einfach und gute Geschichten fielen aus schwarzen Zylindern.
b) die glauben, harte Arbeit, Korrekturen und erworbenes Wissen sei... Talent.
c) die sich einbilden, JEDE Idee sei so gut, dass man sie aufschreiben und veröffentlichen müsse.
d) die hoffen, nur durch Üben würde man besser und man müsse Unwissenheit verzeihen.
e) die denken, wenn man eine Fangirl-Fiction über real existierende Leute schreibt, würde man keine Persönlichkeitsrechte verletzen.
f) die verwechseln, was in einen Text gesteckte Zeit ist und was Mühe, Liebe und Herzblut sind.

Ich wiederhole: Dieses Buch wird mit Beispielen gefüllt sein und dadurch natürlich auch von euren Geschichten, die diese Beispiele liefern. Dafür entschuldige ich mich nicht, denn man darf zitieren und kommentieren. Und ja, man darf auch einen Autor und seinen Text hinterfragen und die Aussagen infrage stellen. Man darf auch ungefragt eine Rezension schreiben, auch wenn man nicht auf Amazon und Co. ist. Auch hier wird verkauft und geworben.
Das, was ich NICHT darf, werde ich hier auch nicht tun: Eure Geschichten als meine ausgeben... denn das ist nicht nötig. Ich habe meine eigenen Geschichten, in die ihr gerne kucken und viele oder wenige Worte dalassen könnt. Ihr könnt lernen, prüfen, hinterfragen, loben, schimpfen oder ohne ein Wort gehen. Ganz wie ihr wollt.

Genau dafür waren Seiten wie wattpad nämlich ursprünglich da... nicht für billigen Ruhm, ganz egal wie nett Lob auch ist. Communities leben vom Austausch, nicht von Beweihräucherung - und ich weiß ganz genau, dass unter den vielen "aus Spaß"-Schreibern auch welche sind, die wirkliches Feedback brauchen und wollen, weil sie eine Profikarriere anstreben. Oder weil sie sich ihren Traum erfüllen wollen, mal ein Buch herauszubringen, dass sich dann aus den Regalen der Buchläden verkauft.

Egal wie schwer euch manche meiner Aussagen treffen werden (Das geht vor allem an die Autoren, die ihre Geschichten hier wiederfinden...): Der einzige Mensch, dem man nichts beibringen kann ist der, der nichts lernen WILL. Man wird nicht "automatisch" besser, weil man "übt" und dabei dieselben Fehler immer weiter verinnerlicht oder weil man älter wird.

- Man wird besser, weil man Fehler und Schwächen erkennt und sie nicht mehr macht.
- Man schreibt interessantere Texte, weil man erkennt, dass eine vermeintlich gute Idee ein lahmes Klischee oder Überdramatisieren ist.
- Man wird entspannter, weil man lernt zu unterscheiden, wann Lob oberflächlich ist, um nett zu wirken, und wann es ehrlich ist.
- Man wird mehr gelesen, weil man seine Leser und ihr Wissen einzuschätzen lernt.
- Man wird Stück für Stück mehr an seine Wunschgeschichte herankommen, weil man Kritik bekommt und annimmt, anstatt alles wütend in die Ecke zu schmeißen, hysterisch rumzubrüllen oder zu schmollen.
- Aber vor allem wird man facettenreicher und interessanter, weil die "Welt" einer über 18Jährigen größer ist, als die einer 13Jährigen (und die, die das schon erfahren haben wissen, was mit dieser Metapher gemeint ist).

Und bevor wieder einer kommt und mir Neid unterstellt: Warum sollte ich neidisch auf jemanden sein? Ich habe nie aus Gedankenlosigkeit veröffentlicht oder wegen raschem Fame. Wer mich lesen will, darf mich lesen - und wem es gefällt, der hat hoffentlich eine schöne Zeit.
Aber ich schreibe nicht für meine Leser oder jene unter ihnen, die Fans werden. Ich schreibe nicht mal aus Liebe zum Schreiben, obwohl schon Jahrzehnte meines Lebens in diesem Hobby stecken. Ich will auch kein berühmter Autor werden, denn um dieses Arbeitspensum zu bewältigen, ist Schreiben für mich eine emotional viel zu anstrengende Tätigkeit.
Selbst wenn ich nichts mehr posten würde, würde ich immer schreiben.
Denn ich schreibe, weil ich nicht damit aufhören kann.

Glaubt mir, ich hab's versucht.

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